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Cro's Minivideos - "Die Zahlen am Ende" übereinandergelappt

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Carlo alias Cro hat vor einer Woche angefangen Videoschnipsel aus Venedig auf dem RedBull-YouTube Channel hochzuladen. Da ich mir die ganze Zeit gedacht habe die bisherigen mysteriösen Zahlen am Ende einfach mal übereinander zu legen, hab ich es jetzt gemacht und das kam dabei raus ;) Da bis jetzt nur 4 von 6 Videos draußen sind, werden wir (vermutlich) am Freitag wissen was das ganze zu bedeuten hat. Ich bin gespannt ;)


Cro's Zahlen (4 von 6) übereinandergelegt


MEINE PERSÖNLICHE VERMUTUNG: 06 2014 // 07 2014 (würde passen, da noch 2 Videos fehlen und er bis jetzt pro Video 2 Zahlen rausgehauen hat) in diesen 2 Monaten können wir vielleicht mit neuer Musik von dem guten alten Carlo rechnen ;) aber nur so meine eigene Vermutung.


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Schmunzeln

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"L., man muss nur mit den Menschen reden. Egal wie klein sie sind!"

Auf dem Djemaa el Fna.

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Marrakech. Die rote Stadt. Perle des Südens. Vermutlich alle Marokkoreisenden legen hier eher früher als später einen Stopp ein und wohl jeder von ihnen verfällt auf irgendeine Weise dem Zauber des Djemaa el Fna. Dieser Zauber, der – wie nicht nur ich finde – erst so richtig nach Sonnenuntergang seine ganze Macht entfaltet.


Sobald die Dampf- und Rauchschwaden über den aus allen Seitengassen herbeigeströmten Garküchen liegen, die sich, von aberhunderten Glühbirnen erleuchtet, vom dunklen Nachthimmel abheben, sieht man nicht nur Reisende, die versuchen diese sich allabendlich wiederholende Szenerie photographisch einzufangen. Ich selber schlendere ebenfalls, meine mich seit vielen Jahren durch aller Herren Länder begleitende alte Polaroid-Balgenkamera* von der Schulter baumelnd umher und drücke von Zeit zu Zeit auf den Auslöser. Wie aus dem Nichts schält sich plötzlich einer der marokkanischen Berufsfotografen, deren Arbeitsplatz dieser einmalige Ort ist, aus der Dunkelheit und überschüttet mich mit einem französischen Redeschwall. Schnell wird klar, dass ihm meine Kamera aufgefallen ist. In rasanter Geschwindigkeit präsentiert er mir sein umfangreiches Detailwissen über sie: Bildformat, Baujahr, Funktionsweise. Nebenbei nimmt er mich noch, was doch ganz angenehm ist, vor den verschiedenen weiteren Platzattraktionen wie Affendompteuren und Schlangenbeschwörern in Schutz. Man kennt sich ja.


Schließlich, als Krönung des Abends, weiht er mich in sein Geheimnis der Filmentwicklung ein. Ich mache ein Foto, ziehe es an der Papierlasche, die jedes der Polaroids separat besitzt, aus der Kamera und gebe es ihm. Er nimmt es und verteilt die Chemie zwischen der Negativ- und Positivseite des Bildes noch etwas besser, indem er mit der Papierlasche, die jetzt eigentlich schon Müll ist, fast liebevoll über das Foto hin und her streicht. Danach legt er die zerknüllte Lasche auf seine geöffnete Handfläche und pustet sie, wie man es auch bei einer Vogelfeder machen würde, auf den Platz hinaus. Er gibt mir das Foto mit einem verschmitzten Lächeln zurück und sagt zum Abschied »attendez cinq minutes, monsieur!«. Dann verschwindet er so schnell wie er gekommen ist wieder in der sich auf dem Platz tummelnden Menschenmenge. Magie? Irgendwie ja.


* wer wissen möchte, wie sie genau funktioniert – bitteschön: http://youtu.be/ZJSpVKv3fh0




Salzige Schokolade

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Er nahm ihre Hand. Nicht zum ersten Mal heute. Eiskalt kam sie ihm vor. Sie zog sie zurück, wie schon heute  Morgen, als er sie beobachtete, wie sie sich unruhig von rechts nach links drehte und dann ihre Hand in seine nahm und Gänsehaut bekam, als sie ihre Augen öffnete und ihn wie es ihm erschien, mit erfrorenen Augen anschaute. Sie wusste, warum sie erstarrte, sobald er sie anfasste. Seine Nähe, seine Berührungen machten ihr Angst, seitdem sie aufgehört hatte, seine Nähe zu suchen und stattdessen seit Monaten in einem anderen Bett ihr erfrorenes Herz wärmte. In anderen Armen einschlief, wenn sie sich wie so oft nicht sehen konnten. Zu verschieden waren ihre Leben und doch hatten sie zu einander gefunden. Auf einem schmalen Pfad, der inzwischen für sie Richtung Abgrund führte, in welchen er sie mit blinden Augen unaufmerksam gehen ließ. Auf Eis befanden sie sich und er fragte sie noch, ob ihr kalt war.


Er zog seine Hand zurück, ließ ihre fallen, als von ihr keine Reaktion kam. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Wohin liefen sie eigentlich, fragte er sich und ging einfach weiter. Sie würde sowieso gehen. Er hatte das Gefühl, dass er erst gar nicht die Möglichkeit bekam, sie vor eine Entscheidung stellen zu können. Sie hatte die Entscheidung ohne ihn getroffen. Ohne einmal zu fragen, ob er eine Möglichkeit für eine weitere gemeinsame Zukunft sah. Es war mal wieder ihr Stolz, der ihn zittern ließ, vor lauter Distanzierung von ihm. Ihre gemeinsamen Spaziergänge waren nicht mehr die Wege, auf denen sie sich zentimeterschmale Bordsteine teilten, sondern vielmehr auf diesen  hintereinander her schlichen. Wie automatisiert lief sie leicht hinter ihm. Er drehte sich nicht mehr um. Ging einfach weiter. Ging immer schneller. Ging fort von ihr, ohne es zu bemerken.


Sie blieb stehen, sah wie er immer schneller wurde. Davon ausging, sie ging mit. Doch sie drehte um und lief los. Einfach weg. Wege die sie nicht kannte, an Häusern vorbei, die sie noch nie gesehen hatte, in denen Menschen saßen die wussten, wo sie hingehörten, wie sie dachte. Und sie lief. Immer weiter, bis sie plötzlich stoppte vor seiner Tür. Sie klingelte, als sie die Vibration ihres Handys in ihrer Tasche vernahm. Der Türsummer ertönte und sie drückte den Anruf weg. Während sie die Treppen hoch lief, folgte ein neuer. Sie stellte ihr Handy aus und lief in seine Arme. Er nahm ihre Hände. Sie spürte das Blut durch ihre Adern rauschen und verfiel dem Rausch, der er bei ihr auslöste.


Aus. Nicht erreichbar. Stille. War das ihre Antwort auf die letzten Monate? Er drückte auf Wahlwiederholung und brach dann doch ab. Er konnte die Stille kein weiteres Mal ertragen. Er war einfach weiter gegangen ohne auch nur irgendetwas zu merken und als er zu weit ging, so fühlte es sich an, drehte er sich abrupt um. Er war zu weit gegangen, denn  sie war nicht mehr da. Sie ging nicht mehr hinter ihm. Wo sie vorher doch immer an seiner Seite war, im Gleichschritt. Bis sie sich nach und nach immer weiter entfernten. Aber für ihn war die Entfernung greifbar. Immer. Bis heute. Er wusste, dass sie kehrt gemacht hatte. Was er nicht wusste, wo sie zur Rast kam. Irrte sie immer noch durch die Straßen?


Und nun stand er da, in der Abenddämmerung zwischen leeren Straßen, das Bedürfnis all seine Ängste und Wut, zum größten Teil auf sich selbst, an ihrer Mailbox auszulassen und ihr auf diesem Weg mitzuteilen, wie er fühlte. Angst hatte er, sie zu verlieren. Und es wurde ihm ein weiteres Mal bewusster denn je zuvor, dass sie bald gehen würde. Gehen musste. Wollte. Er wusste es nicht. Er liebte diese Frau. Ihre Weltoffenheit, die Art und weiße wie sie schlecht gelaunt am Morgen auf ihren Kaffee wartete und während dessen statt der Zeitung ihr Drehbuch las und dann voller Leidenschaft den ersten Schluck ,des für sie braunen Goldes nahm und dann mit voller Lebendigkeit und Wärme durch den Tag tanzte. Doch in letzter Zeit war sie kalt. Trotz Kaffee.


 Er wollte sie fragen, zu bleiben, und das schon seit Wochen, doch ihm fehlte die warme Nähe von ihr, um diese Frage auszusprechen. Er versuchte sie ein weiteres Mal zu erreichen. Erfolglos.


Er schaute auf seine Hände. Viel hatten diese geschaffen die letzten Wochen, Leben gerettet, Kranke geheilt. Tag für Tag. Und nicht selten Nacht für Nacht. Aber die Frau an seiner Seite zu halten, die er liebte, ließ er erfrieren, so kam es ihm vor. Sein Zittern machte sich  immer öfter bemerkbar. Wo waren die warmen Zeiten? Die Gemeinsamen Stunden, als die jetzige Situation noch so weit weg war, dass noch nicht einmal drüber gesprochen werden musste. Und alles was er sich jetzt wünschte, waren ausgesprochene Worte.


 Er hatte keine Ahnung wie oft sie sich schon während dessen einsam gefühlt hatte, dachte sie erbittert, als sie am anderen Morgen wie in einem fremden Körper steckend, versuchte sich nicht zu verlieren in ihrem schlechten Gewissen und der gleichzeitig aufkommenden Wut. Eine weitere Nacht, auf die sie eigentlich hätte verzichten sollen. Würde sie diese Höhenflüge nicht so sehr brauchen zurzeit, um noch etwas Lebendigkeit in ihr tragen zu können. Wusste er eigentlich, wie oft sie ihr Glück mit zu  viel Schokolade zu ersetzen versuchte, bis ihr schlecht wurde und sich dann einfach nur noch ins Bett fallen ließ und darauf hoffte, schnell einzuschlafen. So schön die Momente mit ihm waren, desto schlimmer waren sie ohne ihn. All die Unsicherheit, die Zweifel und die davon rennende Zeit ließen sie schlaflos, rastlos werden. Nächte in denen sie alleine war. Zugedeckt von Einsamkeit. Verlaufen in Träumen von Zeiten, in denen sie in seiner Nähe noch baden konnte und es so aussah, als würde ihr Horizont sie ewig im Wasser treiben lassen. Doch anstatt in hohen Wellen getrieben zu werden, glich alles einem Strand, an dem Ebbe die vergrabenen Muscheln zum Vorschein bringt, von denen man sich beim Ausgraben die schönsten Unikate erhofft um dann enttäuscht festzustellen, dass man eine  weitere zerbrochene Schale freigelegt hat. Eine weitere zerbrochene Hoffnung, dachte sie und ließ ihre Füße, weitere Spuren im Sand laufen.


Soweit mich meine Beine tragen, soweit werde ich gehen und dann ergänze er bei all ihren Sandpfaden, die sie in den letzten Monaten gingen, wobei er ihre Hände fest in seine nahm und ihr in die Augen blickte, dass er sie trage, wo hin sie wolle, soweit ihn seine Beine tragen würden. Es klang für sie immer nach einer Endlosreise. Kopfschüttelnd blieb sie stehen und schaute hinter sich. Wohin sollte all das führen? – die Spuren glichen mehr einem Drahtseilakt der mit wackeligen Beinen vollführt wurde, als einem überzeugten Weg. Der einzige überzeugte Weg, war der, als sie sich heute Morgen ein weiteres Mal aus der Wohnung schlich, in die sie seit einen halben Jahr von all ihrer Rastlosigkeit und Verdrängungskünsten getrieben wurde. Heiß und kalt zugleich war ihr mal wieder, als sie das Schloss zu fallen hörte. Unwissend wie oft dieser Klang sie noch zurück in die Realität reißen würde.


Aus der Realität rausgerissen wurde sie an einem dieser einsamen  Abende, als sie mal wieder allein in ihrer Wohnung saß und versuchte ihrer Zukunftsgestaltung Farben zu verleihen und ein weiteres Mal in  Tränen ausbrach, als sie merkte, dass sie für eine sonnige Zukunft nur in Boston bereit zu sein schien.  Doch ihr Visum, welches bald ablief, ließ sie im tristen grau und schmierbraun ersticken. Bevor es ihr ganz die Luft nahm, schleppte sie sich zu ihren Schauspielkollegen in die Bar- die Bar in der schon die eine oder andere Premiere gefeiert wurde. Premiere feierten sie heute Abend nicht aber der Premierestempel ließ sich trotz allen auch auf diesen Abend drücken. Es dauerte nicht lange, bis sie all ihre Sorgen im Mai Tai, wie viele es waren, weiß sie nicht mehr, ertrank und anfing zu schwimmen - begann sich hemmungslos frei zu fühlen. Er saß ihr gegenüber. Alles was er zu ihr sagte, war, dass sie so aussähe, als wäre sie bereit zu fliegen. Mehr Konversation war an dem Abend nicht nötig.


Wenn sie jetzt darüber nachdachte, kam es ihr schon fast ironisch vor, behaupten zu können, dass sie mit ihm wirklich flog. Die Welt von oben betrachten und zu allem einen Distanz bekommen konnte, die wie eine wohlfühlende Droge durch ihren Körper floss. Wenn sie neben ihm im Cockpit saß, schien jedes Problem so fern. Sie dachte dann nicht mehr an die Zukunft, nicht mehr an das Vergangene, sondern lebte einfach nur im hier und jetzt. Und das fühlte sich in solchen Momenten immer unglaublich gut an. So gut, dass es sie immer wieder zu ihm zurück zog, wenn es ihr vorkam, vom Alltag erstickt zu werden.


Überzeugt war er. Bis sie ihn davon überzeugte, dass er dies nicht mehr sein konnte. Wie auch? Konnte sie es eigentlich noch? Überzeugt sein, von dem was sie die letzten Monate tat, um Kraft zu sammeln, um sich einzureden, von etwas überzeugt zu sein, obwohl es sich anfühlte, als würde sie am liebsten diese Fremdverkleidung von sich reißen, ihr Gesicht von dieser Lügenmaske befreien und einfach fliehen. Fliehen in Flugzeuge, die sie in die Höhe brachten, die ihr so gut tat, sie aufsteigen ließen um dann mit dem Klang von auslaufenden Motoren zu landen um auf ein Neues abheben zu können- in Sonne zu baden, das Leben zu riechen und Glück zu schmecken.  Jede Nacht, in der er Leben rettete, hatte sie das Gefühl, immer mehr von ihrer Lebendigkeit zu verlieren.


Aber gerade rauschte das Blut in ihren Adern. Sie lief. So schnell sie konnte, merkte ihren Herzschlag wie schon lange nicht mehr. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Ihre Adern pulsierten. Sie lief die Straße entlang. Die Straße, von der sie jedes Detail festgehalten hat. Und jedes Mal , wenn sie sich dann die Bilder anschaute, sie sich die Frage stellte, wie lang es noch dauern würde, bis ihr nur noch die Bilder blieben.


Sie wollte endlich Sicherheit. Es reichte ihr nicht mehr, dass er ihre Hand nahm. Er sollte beide Hände nehmen. Endlich einen geschlossenen Kreis bilden in dem sie sich fallen lassen könnte- anderen falls müsste sie weitere Male abheben. Jedoch dann nicht mit ihm. Aber auch nicht allein. Da war sie sich sicher.


Ausgepowert von ihrer täglichen Joggingrunde, zog sie den Schlüssel aus der Tasche und stürmte ins Schlafzimmer und zog den  großen Strohkorb unter dem Bett  hervor und wühlte nach ihrem Reisepass. Ihr Visum war unverändert. Unverändert und unerträglich für sie .Oft genug hatte sie in den letzten Wochen versucht, ihm den Ernst der Lage deutlich zu machen, sich einzureden, dass sich alles regeln würde, doch alles was geregelt verlief, war sein Alltag. Seine Perfektion. Sein starrer Blick, der außer beruflichen Verpflichtungen nichts mehr zu registrieren schien. Er  machte noch nicht einmal den Anstand, sie aufzuwärmen. Stattdessen wendete er sich mehr ab, als je zuvor und ließ sie noch mehr zittern und allein mit ihren Sorgen. Anscheinend wollte er keine gemeinsame Entscheidung treffen  und hatte sich bereits entschieden, allein weiter zu gehen. Sie traute sich einfach nicht, ihn die Optionen, die sie hätten zu präsentieren. Mit ihrem Stolz hatte das nichts zu tun, sondern ihrer festen Überzeugung, dass er kein wir mehr wollte. Wieso sollte er sich sonst so von ihr distanzieren. Er kannte das Ausreisedatum genauso gut wie sie. Sie zog ihren alten Lederkoffer unter dem Bett hervor. Sie war nicht bereit zu packen. Und erst recht nicht zu gehen. Sie lief. Fliegen wollte sie. Weit, weit weg.  Aber dann nicht mit ihm. Wenn er sie nicht vorm packen aufhalten könnte, blieb ihr keine andere Wahl. Sie lief  wieder raus. Es fühlte sich an, als würde sie aus sich laufen. Völlig rastlos. Mal wieder, dachte sie sarkastisch. Und dabei fing alles so gut an.


 Als sie vor fast zwei Jahren nach Boston kam, um endlich ihre langersehntes Auslandsjahr zu verwirklichen beziehungsweise ihrer Schauspielausbildung den letzten Schliff zu verleihen umrandet mit viel Abenteuerlust im Gepäck, wusste sie noch nicht, dass aus einem Jahr zwei werden würden und  sie ihre Abenteuerlust mehr als gedeckt haben würde und sie sich nun wünschte  am liebsten völlig gelangweilt zurück ins verregnete Irland zurück fliegen zu können. Aber sie wollte nicht müssen. Sie wollte weiter den schlechten Kaffee bei dem Bäcker um die Ecke trinken, der bis heute versuchte sie davor abzuhalten, mittags in ihr Stammcafe zu gehen, in dem sie Stunden damit verbrachte, neue Texte zu lernen. So viel hatte sie die letzten Monate gelernt, so viele Sätze hatte sie auswendig gelernt und kein einziger, so schien es ihr, blieb. Sie war einfach Sprachlos. Atemlos. Rastlos.


Und dabei wollte sie das gar nicht mehr sein. Ohne nachzudenken trugen sie ihre Beine zu ihm, nachdem sie das Haus verlassen hatte,  so dass sie völlig außer Atem  die Klingel Sturm läuten ließ. Die verdammten Treppen brachten ihre Erschöpfung auf den Höhepunkt. Als hätte er es gewusst, ertönten aus seiner Wohnung die Zeilen von Angus und Julia Stone „ Gonna  take her for a ride on a big jetplane..“ Wundervoll sarkastisch. Mal wieder. Sie fing sie an mitzusingen und ließ sich auf seiner Couch fallen.


Heben wir ab, fragte er sie und alles was sie erwidern konnte, war ein schwaches nicken. Ihr Handy vibrierte. Die Frage, wo sie sei, erschien auf ihrem Display. Wo sie ist? Das wüsste sie selbst gern.  Sie wusste, dass sie eigentlich verabredet waren, doch nur zu gut, kannte sie die schmerzhaften Zeilen, die sie in letzter Zeit mehr als verkraftbar oft kurz vorher lesen musste. Heute nicht. Heute war sie diejenige die absagte. Wortlos. Vielleicht wirkungsvoller als jede einzelne Zeile von ihm, die sie vertrösten sollten. Sie wollte nicht mehr vertröstet werden. Sie brauchte Sicherheit. Halt. Sie wollte nicht wie ein Vogel fliegen, der jeder Windsturm aus der Bahn zu drohen schien. Sie wollte keine Abstürze. Sie wollte ein Nest. Und sei es in den Wolken. Aber jedes Mal nachdem die Motoren wieder ruhig waren, sie aus dem Cockpit stieg, verlor sie all die Schwerlosigkeit, die sie kurz vorher noch in jeder Zelle ihres Körpers spürte. All die Leichtigkeit wenn sie mit den Wolken tanzten, verwandelte sich schlagartig in Belastungen. die sich viel zu schwer für sie anfühlten.


Sie wollte verdammt nochmal ihr Leben  hier behalten. Sie wollte nicht zurück nach Irland. Sie wollte nicht zurück nach Dublin. Sie wollte hier in  Boston bleiben. Weiterhin ihre Texte mit Ausblick auf den verregneten Hafen im Herbst lernen, den trail of freedom laufen. Sie liebte diese Stadt. Sie liebte ihn. Aber anscheinend wollte er nicht mit ihr die Wege gehen, die für sie so friedlich schienen. Fliegen war für sie keine Option.


Es sei denn sie flog mit ihm. Aber sie wusste, sie tat das wiederum nur, um auf sicheren Boden landen zu können. Er wollte sie halten. Und sie ließ sich halten aber gehalten werden wollte sie von dem Mann, der sie zurzeit so unglücklich machte. Angus and Julia Stone hörten auf zu singen und unangenehme Ruhe hüllte sie ein. Außer sich schmiss sie ihren Reisepass auf den Boden. Genau in dem Moment vibrierte ihr Handy erneut. Auch das ließ sie fallen und fing an zu weinen.


Als sie am Morgen mit Laufschuhen und der verschwitzen Sportkleidung seine Wohnung verließ, schlich sie all der morgendlichen Hektik hinterher. Rote Ampeln übersah sie, die Briefe in ihrem Briefkasten wollte sie nicht lesen. Aber das stechende grün, welches sich über einen großen Umschlag ihrer Uni in Dublin zog, erinnerte sie wieder daran, dass sie Entscheidungen treffen musste.  


Gaiety School of Acting. Ireland. Zum erbrechen. Der Grünton des Schullogos sowie die Erinnerungen die ihr an ihren Besuch der Universität aufkamen. Enttäuschende Freundschaften, ein zerrissenes Herz und die Hoffnung auf bessere Zeiten. The Boston Conservatory war ihre Hoffnung. Ihr Höhenflug und der Gedanke daran, dass dieser mit einer unbequemen Landung enden würde, die Hölle. Sie wollte nicht mit zerrissen Herz gehen. Sie wollte die besseren Zeiten bei sich behalten und nicht hinter sich lassen.


Sie dachte, wenn sie sich ihm abwandte, würde sie ihre Gefühle in den Griff bekommen, mit schweren aber nicht mit gebrochenen Herzen zurück fliegen können. Aber sie konnte nicht. Eiskalt wurde ihr jedes Mal wenn sie merkte, wie sehr sie ihn liebte und zugleich wurde ihr glühend heiß, bei all den Gedanken an die Verbrennungen, die sie ihrer Bindung in den letzten Monaten  angetan hatte.


 Er hatte die Zeit vergessen so kam es ihr vor. Und als sie vor 7 Wochen erwähnte, dass sie noch 3 Monate hier hätte, bevor ihr Visum ablief, schien er sich nur noch mehr in Arbeit zu stürzen als zuvor, ihr trotzdem tiefer in die Augen zu schauen als er es jemals getan hatte und sie so leidenschaftlich küsste, dass sie Angst bekam, bei dem Gedanken bald los lassen zu müssen


Und wenn sie dann nachts wieder alleine war, weil er arbeiten musste, rannte sie wieder mit eisigen Herzen und eisiger Kälte in seine Arme, die sie wärmten aber nicht warm werden ließen. Ihm konnte sie sich jeder Zeit abwenden, ohne Anfangen zu müssen zu frieren.


Als sie all der morgendlichen Hektik in ihren Laufschuhen mit dem Aufschließen ihrer Wohnung endlich entkam, sprang sie unter die Dusche, wusch sich die letzte Nacht aus dem Poren ,zog sich um und lief zu ihm. Ohne Sportschuhe und trotzdem schmeckte sie das Salz vor Erschöpfung vom Laufen auf ihren Lippen, als sie auf all seine unbeantworteten Nachrichten von letzter Nacht mit einem Klingel an seiner Wohnung antwortete. Sofort stieg der süße Geschmack von Schokolade in ihr auf, als sie die Stufen zu ihm hoch nahm.


Genau wie sie vor Erschöpfung keinen Schritt hätte mehr gehen können, genau so sah er aus, als würde er vor Erschöpfung nicht mehr stehen können. Halt mich verdammt noch mal, schrie er sie voller Leidenschaft an. Ihr kamen die Tränen. Der Umschlag in ihrer Hand viel zu Boden und damit die Gaiety  School of Acting Sie wollte sich nicht mehr verlaufen. In seine Arme wollte sie. Nur von ihm gehalten werden. Und genau das schien er auch zu wollen. Umschlungen standen sie auf dem DIN4 großen Brief. Ob sie daraus einen Papierflieger machen würden oder doch als Option betrachten sollten, um Boston für einige Zeit  auf sich warten zu lassen, inklusive schlechten Kaffee und Höhenflügen, die sie sicher zurück in ihre Stadt bringen würden, wussten sie nicht. Doch dafür wurde ihr umso bewusster, dass wenn sie die Welt das nächste Mal von oben betrachten würde, dann nur mit ihm.


Sie wollte mit keinen Wolken mehr tanzen, sie wollte auf ihnen liegen und einfach nur noch getragen werden. Er nahm ihre Hand. Beide diesmal. Sie waren so warm wie nie zuvor. Eiskalt war nur noch die Realität.


Für den Moment versüßte diese  jetzt aber erst mal der Schokoriegel, den sie aus den tiefen ihrer Handtasche zog, in der sie  den Reisepass zurück hielt.


 

30.03.2014 - Frühlingsbeginn (Botanischer Garten, München)

trust

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wir machen so lange - mehr oder wenig verzweifelt - Pläne, bis wir unserem Urvertrauen, dem Vertrauen in den Lauf der Dinge, scheinbar ganz zufällig, wieder näher kommen.


dann begreifen wir, dass die besten Routen das Universum selbst vorgibt. 


—-


du landest unerwartet an einem Ort, der dir so vertraut vorkommt, an dem du aber noch nie warst.

oder ein Mensch steht dir gegenüber, und du weißt "den muss ich einfach näher kennen lernen"

ja, es geschehen Situationen, in denen du völlig unerwartet realisierst, warum alles so passiert wie es passiert, warum du so denkst, so denken musst, so fühlen musst, wie du es tust -


nämlich damit du genau in diesem Moment landest, in dem du eben gerade gelandet bist


du tachst in in die Tiefe, die Zusammenhänge werden klar und dabei fühlst du dich ganz natürlich -
es scheint, als ob alles Sinn ergibt.  

so gut - das hätte der beste Drehbuchautor so nicht schreiben können.  

rosa Montag

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oder:
Schulhofstimmung unter Pädagogen.

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es ist schön.

ihn wieder sehen.
dass er da ist, mit von der Partie ist.

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es ist noch schöner.

wissen, was der Andere meint und sich langsam immer mehr aneinder rantasten.
vorsichtig. aber enthusiastisch.
mit viel Grinsen.

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endlich.
ein bisschen Zeit mit ihm alleine verbringen.  
bis das nächste Kind, der nächste Kollege diese Blase durchdringt. 

dicht nebeneinander sitzen.

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diese Augen.
und dieser Blick.

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gemeinsam Pläne schmieden.

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beobachten.
und beoabchtet werden.

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um dann wieder ein Stückchen näher zusammenrücken. 

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wie alt bin ich? 13?

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ihm auf den Mund schauen und denken: 
"oh Mann, der kann sicher gut küssen."  

Was war dein MacGyver-Moment?

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Gestern hat Kollege Biazza in der Konferenz die Stimmung mit der Anekdote eines Bekannten erhellt, der sich im Urlaub in Australien per Facebook-Hilferuf aus einer Toilette befreien lassen musste. Der Mann hatte, Warnungen des Vermieters zum Trotz, die Klotür zugemacht und sich damit eingeschlossen. Sein Handy hatte er draußen gelassen, aber seinen Laptop hatte er – lasst uns nicht fragen warum – glücklicherweise dabei. Damit konnte er Freunde dazu bringen, den Vermieter zu kontaktieren, der ihn schließlich befreite.  



Probier da mal rauszukommen! Ohne Handy!

Die Story zeigt, wie leichtfertig man in Situationen geraten kann, die ohne Handy zum Problem werden. Gerade, weil unsere Generation eigentlich immer ein Handy dabei hat, ist für uns jede Situation ohne Empfang potenziell gefährlich. Wir, die gewohnt sind, im Notfall jederzeit die Polizei, die Feuerwehr oder die Mama anrufen zu können, haben kaum gelernt, den Hals selbst aus der Schlinge zu ziehen. In Zeiten von Flatrates und Whatsapp kann man sich sogar aus der klassischen Kein-Klopapier-Situation ohne großes Aufsehen befreien.  

Stehengelassen an der Raststätte, beim Tauchausflug vergessen, wie in Open Water, oder beim Händewaschen während des  Geschäftsessen den Wasserhahn zu feste aufgedreht. Mit Handy alles kein Ding! Aber ohne? Das Handy ersetzt vielleicht das, was früher das Schweizer Taschenmesser gewesen ist. Damit konnte man sich immer retten, das hat einem am Leben gehalten, wenn man im Wald verloren war oder in der Garage eingesperrt. Die Lösungen mit dem Taschenmesser waren natürlich immer viel kreativer und geben deshalb die cooleren Stories her. „Dann hab ich mir einen Flitzebogen geschnitzt und damit Kaninchen gejagt“ klingt einfach lässiger als „Dann hab ich gegoogelt und die nächste Straße war eigentlich gleich um die Ecke“.  

Diese Geschichten waren nicht nur unterhaltsam sondern auch lehrreich. Heute fehlen uns diese Berichte oft und wir wären einfach verloren, wenn es darum geht mit kluger Improvisation seinen Hintern zu retten. Um trotzdem einen Erfahrungsschatz aufzubauen, mit dem wir im ersten Funkloch nicht gleich aufgeschmissen sind müssen wir voneinander lernen.  

Erzähl uns also, in welche gefährliche, pikante oder einfach absurde Situation du geraten bist und wie du dich daraus befreit hast? Jemals im Schlafzimmer der Frau eines Mafiapaten aufgewacht? Schon mal in der Sauna eingesperrt gewesen oder von gefährlichen Tieren verfolgt? Teile deine Lebenserfahrung und rette Leben! Was war dein persönlicher McGyver-Moment?

Tagesblog - 01. April

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09:39 Uhr: Was uns heute aus der Nachrichtenwelt erwartet, habe ich eben bei den Kollegen von süddeutsche.de erfahren: Lufthansa-Streik, die Türkei nach den Kommunalwahlen und neue PISA-Studien-Ergebnisse (die uns sagen, ob 15-Jährige hierzulande "um die Ecke denken" können...). Watch out for the news!

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09:32 Uhr:
Alles neu hier! Also, naja, fast. Zum einen ist gerade unsere neue Praktikantin Nicola angekommen - heißt sie herzlich willkommen und seid lieb zu ihr! Zum anderen ist der Kollege Stremmel aus seinem Urlaub zurückgekommen und sehr braun. Heißt auch ihn herzlich willkommen und seid ebenso lieb zu ihm! Ich zumindest freue mich sehr über beide.

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08:24 Uhr:
Jaja, weiß schon, war ein sehr müder Versuch. Aber immerhin ein Versuch, der Wille zählt, auch bei Aprilscherzen!

So, Kinder, und jetzt zum Tagesgeschehen. Überlegt mal kurz: Was ist der Satz, der Fime spannend macht? Genau: "Mist, kein Empfang!" Oder: "Mist, Akku leer!" Wenn das Handy nicht griffbereit oder funktionstüchtig, man gerade aber in einem Keller eingesperrt ist, muss schnell eine kreative Befreiungslösung her. Der Ticker fragt heute: Wie hast du dich mal aus einer brenzligen oder absurden Situation befreit - was war dein MacGyver-Moment?

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08:21 Uhr:
APRIL, APRIL!

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08:19 Uhr:
Guten Morgen. Heute kein Tagesblog. Tschüß.

Ende der Benefits

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da sitzen wir nun, 
nach der Arbeit,
in unserem Stammlokal.

es ist der letzte Tag im März. du trinkst dein Bier. und ich meinen Kaffee.

es scheint, als ob alles wie immer - alles beim Alten - wäre.

aber du schaust nun wieder etwas besser, etwas belebter und gesünder aus.
und ich muss mir keine Mühe mehr geben dir zu gefallen.

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"B., du hast dich verknallt."

meine stille Reaktion auf diese Feststellung ist für dich eine klare Antwort. du lachst.

und dann wirst du ruhig.

plötzlich verstehst du, warum ich auf die jüngsten Ereignisse zwischen dir und der guten Freundin P. so ccol reagieren konnte.

ja, die Erkenntnis steht dir ins Gesicht geschrieben.

ich rede dir Mut zu, ich bin begeistert von den lang ersehnten neuen Aussichten in deinem Liebesleben und ich habe kein einziges Mal die Frage gestellt

"warum nicht ich?"

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du: "meine Eltern haben mich heute gefragt, wann ich endlich eine Frau mit nach Hause bringe.
daraufhin habe ich ihnen erzält, dass ich etwas mit einer guten Freundin hatte. 
der Papa fragte gleich 'mit der B.?' - er war ziemlich entäuscht, dass es sich dabei nicht um dich handelt. sie finden dich einfach so entzuückend."

das wäre der Punkt um auf das was in den letzten Monaten, Jahren, zwischen uns war - und nicht war - näher einzugehen.

ich entscheide mich für den feigen Weg und antworte: "naja, ich bleib' ja so und so entzückend."

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später, am Weg nach Hause kommt mir ein Liedtext in den Sinn.

ich seh' dich gegenüber in der Straßenbahn, doch leider kann die Straßenbahn nur in eine Richtung fahr'n -
und dort fahr' ich jetzt hin.

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wie oft habe ich in den letzten vier Jahren beschlossen, auf all die Dinge, die wir so  tun - und die sich so sehr nach Verliebtheit anfühlen, zu verzichten?

bestimmt einmal im Quartal.

meistens, wegen einer schmerzhaften Begenung mit einer deiner Frauen,
manchmal auch, weil ich mich in jemanden verliebt habe.

wie oft ist es dann wieder passiert - dass du bei mir einschläfst, wir betrunken Arm in Arm nach Hause gehen, und dann doch den Sonnenaufgang am Urban-Loritz-Platz anschauen, ich einen ganzen Vormittag bei dir im Bett liege und wir eng aneinder gekuschelt Zweisamkeit genießen?

einerseits habe ich durch das ständige nicht-einhalten meiner Abmachungen mit mir selbst an Vertrauen zu mir verloren.

ich habe auch verlernt an den Prozess des Sich-Verliebens zu glauben.

andererseits meinte Xoxo letztens: 
"es ist eine Kunst, dass ihr in vier Jahren immer wieder das Gefühl von Verliebtheit habt' - und das ohne zusammen zu sein."

ja, es war eine Kunst für sich.

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einmal hast du mich gefragt.
ob ich verliebt bin.
meine Antwort war nicht ja und nicht nein.

hundert Mal haben uns Freunde, Arbeitskollegen, ehemalige Lehrerer und sogar Kellner das selbe gefragt.
die Antwort war nie nein.

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aber eben auch nicht ja.

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wenn ich an all diese Situationen der Zweisamkeit zwischen uns beiden denke, wird mir schwer' um's Herz.

es ist ja nicht so, dass sie mir nicht viel bedeutet hätten.

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ehrlich gesagt, Momente mit dir, hatten jahrelang Priorität.
das wussten alle - die Freunde, die Arbeitskollegen, die ehemaligen Lehrer - ich bin mir sicher: sogar die Kellner haben das gespürt. 

ich hab's nur nie ausgesprochen.

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wir haben uns den Film "friends with benefits" im letzten Jahr vier Mal zusammen angeschaut.
und vier Mal haben wir uns bei den Schlüsselszenen gegenseitig angeschmachtet. 

doch Fakt ist: die Blockaden, die Ängste waren zu groß -
und so haben wir immer nur über die fiktiven Filmhelden philosophiert.

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vielleicht hättest du eine zweite beste Freundin gebraucht, die dir sagt: "jetzt trau' dich endlich. du musst die Initiatve ergreifen. sie wird es nicht tun. sie sieht all die Frauen um dich herum, ihr fehlt der Mut, sie wird sich nicht outen. und: mach dir keine Sorgen - natürlich ist sie auch in dich verliebt."

...aber diese Freundin hast du eben nur einmal, und die macht ihren Job nun wieder ganz gut - sie hat zwar nie für sich so klar gesprochen, dafür tut sie das jetzt für eine Andere.

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erst vor Kurzem habe ich mir gewünscht, dass wir einen Schritt zurück machen - vier Jahre zurück.

dass wir einfach die Küsse und das Kuscheln und die Anspielungen auslassen,
dass wir einfach wieder so unbeschwert und frei miteinander sein können. 

tja. manchmal geht's ganz schnell - mit der Wusncherfüllung.

- in der Arbeit steht dieser Mann, den ich von Tag zu Tag lieber habe.
- du schmust mit dieser guten Freundin - und hast Schmetterlinge im Bauch.

das nennt man mal optimales Timing.

loslassen, mit Rahmenbedingungen deLuxe - für Menschen, denen es schwer fällt.

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ja, es macht mich ein bisschen traurig.

es ist ja nicht so, dass du und unsere Geschichte mir nicht viel bedeuten.

aber vielelicht ist es gut, das Ende dieser Zeit genau jetzt anzuerkennen -
sie bewusst als das zu nehmen was sie war,
ohne sie auf ein Podest zu stellen, ohne die Frage in den Raum zu stellen
"was wäre gewesen, wenn..."

wenn man vier Jahre lang nicht den Moment und den Mut findet, dieser Frage nach zu gehen,
dann hat es wohl nicht sein wollen.

dann hatte unsere Gecshichte einen anderen Sinn - viel Sinn - aber eben nicht den, zusammen eine Beziehung zu führen.

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und vielleicht, ja vielleicht, haben wir nun beide großes Glück -
und Amor und Futuna meinen es mit uns beiden gut.

das wäre wunderschön.

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wunderschön ist auch, dass wir immer füreinander da sind.

das ist die Sache, auf die wir beide bauen können.

wir sind füreinander da - im großen Liebesglück.
wenn's mit dem Liebesglück schwierig werden sollte.
ohne Liebesglück.

und auch ohne Benefits.

Hollande probiert den Neustart

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Frankreichs Präsident François Hollande hat nach der schweren Niederlage seiner Sozialistischen Partei bei den Kommunalwahlen am Wochenende die Regierung umgebaut. Am Montagabend ernannte er den bisherigen Innenminister Manuel Valls zum neuen Premierminister und beauftragte ihn, eine „Regierung des Kampfes“ zu bilden. Das Kabinett von Premier Jean-Marc Ayrault hatte zuvor seinen Rücktritt eingereicht, wie das Büro des scheidenden Regierungschefs mitteilte.




Manuel Valls soll der neue Premierminister Frankreichs werden

Hollande wandte sich am Abend in einer Fernsehansprache an das Volk. Er habe die Botschaft des Wahlergebnisses vom Wochenende verstanden, versicherte er seinen Landsleuten. An seinem vor allem bei der Parteilinken umstrittenen „Pakt der Verantwortung“ hält Hollande aber fest. Er soll Frankreichs Unternehmen steuerlich entlasten. Im Gegenzug versprach der Arbeitgeberverband mehr Neueinstellungen. Der Präsident kündigte jedoch an, ihn um einen „Pakt der Solidarität“ zu ergänzen. Dieser soll zuerst Jugendlichen eine bessere Ausbildung sichern, zudem die soziale Absicherung garantieren. In einem letzten Schritt plane er zudem, Arbeitnehmer bei Steuern und Sozialbeiträgen zu entlasten und ihre Kaufkraft zu stärken.

Hollande verteidigte geplante Einsparungen bei den Staatsausgaben. Sie seien unerlässlich, um den weiteren Niedergang Frankreichs zu verhindern. Hollande und die neue Regierung stehen im April vor schweren Entscheidungen. Paris muss noch in diesem Monat seine Haushaltsplanung an die EU-Kommission in Brüssel übermitteln. Am Montag war bekannt geworden, dass die Regierung im Jahr 2013 erneut ihre eigene Defizitplanung nicht hatte einhalten können: Statt der noch im November avisierten 4,1 Prozent lag das Loch im Haushalt 2013 bei 4,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Präsident hat angekündigt, die Staatsausgaben bis 2017 um 50 Milliarden Euro zu beschneiden – ein Vorhaben, das der linke Flügel seiner Partei ablehnt.

Eine Kabinettsumbildung war wegen des Wahldebakels erwartet worden. Bei der Parteilinken sowie bei den Grünen stößt Valls jedoch auf Ablehnung. Voriges Jahr hatte er sich mit der bisherigen Justizministerin Christiane Taubira angelegt, einem Idol der Linken, die nun um ihr Amt bangen muss. Die mitregierenden Grünen hatten Valls vorgeworfen, mit gezielten Tabu-Brüchen den „republikanischen Konsens“ zu zerstören.

Weitere Personalentscheidungen gab Hollande nicht bekannt, es galt aber als wahrscheinlich, dass er seiner früheren Lebensgefährtin Ségolène Royal, der sozialistischen Präsidentschaftskandidatin von 2007, eine starke Rolle in der Regierung zuweisen will. Außenminister Laurent Fabius, ebenfalls als potenzieller Premier gehandelt, dürfte sein Amt behalten. Erwartet wurde, dass Finanzminister Pierre Moscovici seinen Posten aufgeben muss. Die Sozialisten verloren bei den Kommunalwahlen mindestens 151 Städte mit mehr als 10000 Einwohnern an die Konservativen, darunter Hochburgen, die seit Jahrzehnten links regiert wurden. Der rechtsextreme Front National gewann mindestens elf Rathäuser.

Von wegen Kuschelhormon

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Das Gute und das Böse gehen meist Hand in Hand durch die Welt. Das lässt sich auch am Beispiel des Hormons Oxytocin demonstrieren. Das Molekül hat in den vergangenen Jahren Karriere als wahres Wundermittel gemacht. Das sogenannte Kuschelhormon festigt die Bindung von Mutter und Kind, stabilisiert die romantische Liebe zwischen Partnern und erhöht das Vertrauen unter Menschen sowie die Neigung zur Nächstenliebe.




Das "Kuschelhormon" Oxytocin kann die Wahrscheinlichkeit häuslicher Gewalt erhöhen.

Aber immer wieder schießen Wissenschaftler mit Meldungen über die dunkle Seite des Hormons dazwischen. Tatsächlich fördert Oxytocin nicht nur das Gute in Mensch und Tier zutage. So fügen Psychologen um Nathan DeWall von der Universität von Kentucky dem Bild des Hormons nun einen düsteren Pinselstrich hinzu (Social Psychological and Personality Science, online): Oxytocin kann demnach die Wahrscheinlichkeit für häusliche Gewalt erhöhen. Zeigt einer der Partner ohnehin eine Neigung zu Aggressionen, werden diese durch das Hormon verstärkt.

Einen weiteren Kratzer verpassen dem Bild vom kuscheligen Hormon nun die Psychologen Shaul Shalvi von der israelischen Ben-Gurion-Universität sowie Carsten De Dreu von der Universität Amsterdam (PNAS, online): Oxytocin verstärkt unter gewissen Umständen auch die Bereitschaft zu lügen.

Die Wirkung von Oxytocin scheint stark von den äußeren Gegebenheiten abzuhängen. Das Hormon fördere nicht automatisch prosoziales Verhalten, wie vielfach angenommen werde, argumentieren die Wissenschaftler um DeWall. In Wettbewerbssituationen steigert in die Nase verabreichtes Oxytocin zum Beispiel laut einer Studie der Psychologin Simone Shamay-Tsoory von der Universität Haifa Neidgefühle und Schadenfreude. Aus anderen Studien ist bekannt, dass das Hormon zwar den Zusammenhalt in Gruppen stärkt, dies aber auf Kosten von Außenseitern, die nicht zu der Gemeinschaft gehören. Jennifer Bartz von der kanadischen McGill University beobachtete wiederum, dass bei unsicheren Personen, die auf Zurückweisung besonders sensibel reagieren, und bei sogenannten Borderline-Persönlichkeiten eine Dosis des Hormons die Bereitschaft zur Kooperation senkt. Aus Studien mit Tieren ist wiederum bekannt, dass Oxytocin unter Umständen Aggressionen und Angriffslust steigern kann, etwa wenn ein Weibchen ihr Neugeborenes gegen einen Feind verteidigt.

Die zwei aktuellen Studien fügen sich also in einen gut gefüllten Giftschrank ein. Die Wissenschaftler um DeWall verabreichten der Hälfte ihrer Probanden eine Dosis Oxytocin per Nasenspray. Die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Zusätzlich ermittelten die Psychologen mit entsprechend validierten Tests die Persönlichkeitsmerkmale der Teilnehmer, wobei sie sich besonders für die Neigung zur Aggression gegen den jeweiligen Lebenspartner interessierten. Sie fragten etwa, unter welchen Umständen sie im Streit mit einem Gegenstand nach ihren Partnern werfen würden.

Anschließend setzten die Forscher die Probanden Stress aus, der bekanntermaßen aggressives Verhalten fördert. Dazu mussten die Teilnehmer vor einem feindseligen Publikum einen Vortrag halten, eine reichlich unangenehme Situation. Doch die Tortur war da noch nicht beendet: Anschließend wurden ihnen physische Schmerzen zugefügt. Tatsächlich zeigten vor allem jene Probanden daraufhin gesteigerte Aggressionen, die zuvor Oxytocin bekommen hatten und deren Persönlichkeitstest eine entsprechende Neigung gezeigt hatte. Nicht nur die Dosis macht also das Gift, auch die Umstände entscheiden über die Toxizität eines Stoffes.

Auf diese Formel lässt sich auch die aktuelle Studie von Shalvi und De Dreu bringen. Die Psychologen ließen Gruppen in einem Spiel gegeneinander antreten, bei dem die Teilnehmer leicht schummeln konnten. Hatten sie den Probanden zuvor eine Dosis Oxytocin verpasst, logen diese häufiger als jene aus der Placebogruppe. Mit einer Einschränkung jedoch: Die Neigung zum Betrug erhöhte sich durch das Hormon nur, wenn die ganze Gruppe davon profitierte. Hatte nur der Lügner selbst einen Vorteil, steigerte das Hormon die Neigung zur Lüge hingegen nicht. Oxytocin hält also Gruppen zusammen – auf Kosten anderer.

In der Ferne so nah

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Ziya Ceylan hat genau sechs Minuten, um über die Wahlen zu sprechen, über Recep Tayyip Erdoğan und das politische Chaos in der Türkei. Sechs Minuten, so lange steht seine U-Bahn noch an der Endhaltestelle Ginnheim. Ceylan ist Schienenbahnfahrer bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft, heute fährt er auf der Linie U9. Ein ganz normaler Arbeitstag für den 47-Jährigen, der im Taunus lebt, ganz im Takt der Frankfurter Fahrpläne. Das Land, aus dem er stammt, scheint dagegen völlig aus dem Takt zu sein. Ziya Ceylan hat den schmutzigen Wahlkampf von Deutschland aus verfolgt. Er hat sich geärgert über die, wie er sagt, einseitige Berichterstattung hierzulande. „Ich bin kein eingefleischter Erdoğan-Fan oder so, aber wie man mit ihm umgeht, das ist nicht in Ordnung“, sagt er.




Erdogan hat überall vereinzelt Anhänger, ob im Taunus oder hier im Gaza-Streifen

Am Wahlsonntag kam Ziya Ceylan von einem Ausflug zurück. „Bis 18 Uhr herrschte ja sowieso Berichtverbot in der Türkei, aber danach habe ich mich vor den Fernseher gesetzt und habe von Kanal zu Kanal gezappt“, erzählt er – überwiegend türkische Sender. Bis Erdoğan seine Siegesrede gehalten hatte. „Dann bin ich todmüde ins Bett gefallen.“ Über den AKP-Sieg hat sich Ceylan gefreut. Er ist beeindruckt von dem, was Erdoğan für das Land getan habe, „vor allem für die Wirtschaft“. Fragt man ihn nach einem Beispiel, fällt ihm, natürlich, als Erstes die Infrastruktur ein. Ceylan stammt aus Gaziantep, einer 1,3-Millionen-Einwohner-Stadt im Südosten der Türkei. Dort sei in den vergangenen Jahren „von null auf hundert“ das Schienennetz ausgebaut worden – dank der AKP-Regierung, wie er sagt. Ceylan fährt regelmäßig dorthin, er bildet in Gaziantep Schienenbahnfahrer aus.

Für die politischen Gegner Erdoğans hat er wenig Verständnis. Die Opposition sei doch selbst korrupt, sagt er und zählt etliche der Skandale auf, die die CHP in den vergangenen Jahrzehnten für viele in der Türkei unwählbar gemacht haben. Auch die Gezi-Jugend ist ihm suspekt: „Ich habe Angst, dass es wieder losgeht, dass es wieder Ausschreitungen geben könnte“, sagt er, mit ihren Forderungen kann er nicht viel anfangen. Er kam 1980 aus der Türkei nach Deutschland, es war die Zeit der Straßenkämpfe, dann kam der blutige Putsch. Das hat ihn geprägt, er fürchtet das Chaos. In der Türkei gewählt hat Ceylan nie, obwohl er einen türkischen Pass hat, auf den er stolz ist. Um mitzuwählen, hätte er hinreisen müssen.

Die sechs Minuten sind lange vorbei, aber 20 Minuten später ruft Ceylan noch einmal an, er will noch etwas loswerden. Wenig später ist er ein weiteres Mal am Apparat, er sagt: „Ich habe einen Nachbarn, einen Sozialdemokraten. Er findet, Erdoğan sollte gestürzt werden. Und wissen Sie, wir sind trotzdem Freunde.“ Wenn er sich in seinem Bekanntenkreis umschaue, dann spiegele die Verteilung der Anhänger und Gegner Erdoğans die Situation in der Türkei.

Das entspricht auch der Einschätzung von Yaşar Aydın, der sich für die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik unter anderem mit den türkischen Migranten in Deutschland beschäftigt. Die deutsche Community sei ein „Spiegelbild“ der Türkei, sagt er. Hier in Deutschland werde das Geschehen dort sehr aufmerksam verfolgt, „vor allem in den sozialen Medien“. Die AKP finde ihre Anhänger in allen gesellschaftlichen Schichten. Wer aus einer eher muslimisch-traditionellen Familie stamme, sei aber mit höherer Wahrscheinlichkeit AKP-Wähler.

Das sind in Deutschland viele, glaubt Tuncay Özdamar, Redakteur bei Funkhaus Europa beim WDR. Er ist ebenfalls 47, und auch er ist nicht in Deutschland geboren, sondern in Kayseri, einer AKP-Hochburg in der Türkei. „Wir haben den Tag mit großer Spannung erwartet, sagt er, „beruflich hatte ich ja ohnehin viel mit dem Thema zu tun.“ Özdamar hat am Sonntag gearbeitet, war aber schon zu Hause, als am Abend die Wahlergebnisse kamen. „Zuerst sah es für die Opposition ganz gut aus“, doch dann wurde immer deutlicher, dass die AKP gewinnen würde– deutlich. „Und da habe ich sehr, sehr schlechte Laune bekommen.“ Der Journalist hält Erdoğan für gefährlich, er befürchtet, dass sich die Türkei in eine Diktatur verwandeln könnte. „Es ist einfach unglaublich, was der Premier sich in den vergangenen Jahren geleistet hat.“

Der Riss zwischen Erdoğan-Befürwortern und Gegnern geht auch durch seine Familie: Einer seiner Brüder ist pro AKP, zwei seiner Geschwister sind Gegner, sie waren Teil der Gezi-Bewegung – da wird politisch auch schon mal heftig debattiert. Doch er glaubt auch, dass die Erdoğan-Gegner in Deutschland nicht in der Mehrheit sind. Gerade in den konservativen Bevölkerungsteilen dominierten diejenigen, die Erdoğan bewunderten – „und die ihn blind wählen würden, so wie man Anhänger einer Fußballmannschaft ist“.

Seine Eltern leben noch in Kayseri, die AKP hat dort ein gutes Ergebnis geholt. Das Kreuzchen seiner Eltern haben sie diesmal nicht bekommen. Er hat ihnen abgeraten, Erdoğans Partei zu wählen. Früher hat er sich in die Wahlentscheidung seiner Eltern nicht eingemischt, aber heute findet er: „Das geht schließlich auch uns Deutsch-Türken etwas an.“

MTV aus der Wolke

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Mit miesem Sound kann Conrad Fritzsch, 44, eigentlich nichts anfangen. Alle paar Minuten donnert ein Flieger auf dem Weg nach Berlin-Tegel über sein Büro, das Dröhnen der Turbinen scheint ihm kaum etwas auszumachen. Vielleicht, weil drinnen meist guter Sound läuft. Wenn er nicht gerade unterwegs ist, sitzt Fritzsch an einem langen weißen Tisch und schaut Musikvideos auf einem riesigen Fernseher. Fritzsch ist Chef von tape.tv, einem der größten deutschen Anbieter von Musikfernsehen im Netz. Er selbst beschreibt das so: „Wir sind so ein altes, cooles MTV im digitalen Zeitalter.“




Tape-TV soll ein "altes, cooles MTV im digitalen Zeitalter sein".

Vor die Kamera bei MTV hätte Fritzsch vermutlich auch ganz gut gepasst mit seinen dunklen Haaren, dem Vollbart und der großen Brille. Doch der Berliner wollte lieber selbst etwas schaffen. Fritzsch hatte eine eigene Werbefirma, bevor er 2008 mit seiner Kollegin Stephanie Renner tape.tv gründete. Das Team von inzwischen mehr als 40 festen Mitarbeitern sitzt im Nordosten Berlins, in der ehemaligen DDR-Botschaft von Australien. Ein paar Fernseher stehen jetzt hier, jede Menge Macs; viel mehr scheint sich im Inneren des grauen Flachbaus kaum verändert zu haben. Das ist bemerkenswert, tape.tv bewegt sich in einem Markt, der sich stark verändert. „Wenn wir nicht ganz genau aufpassen, bauen wir heute ein Produkt, das morgen keinen mehr interessiert“, sagt Fritzsch.

Er sind schwierige Fragen: Wie muss Musikfernsehen aussehen, das in die heutige Zeit passt? Was ist die richtige Mischung zwischen altem MTV und einem modernen On-Demand-Dienst wie Youtube? Vor allem: Wie lässt sich damit im Netz Geld verdienen? Streaming-Angebote wie tape.tv sind auf dem Vormarsch: Sie verhelfen der angeschlagenen Musikindustrie erstmals seit Langem wieder zu Wachstum – und ihr Anteil am Gesamtmarkt wird in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. Das Problem aus Sicht von Fritzsch: „Wir brauchen ein Geschäftsmodell im Netz, das auch für die Musiker funktioniert.“ Youtube streitet noch immer mit der Gema darüber, wie die Künstler dafür entlohnt werden können, dass die Videoplattform Werbeerlöse mit ihren Werken erzielt. Spotify, der dominierende Anbieter auf dem Streaming-Markt, zahlt den Rechteinhabern zwischen 0,6 und 0,84 Cent, wenn ihr Song angeklickt wird. Für das schwedische Unternehmen ist das zu viel, Spotify macht Verluste. Für die Musiker ist es wenig. Nur: Was ist die Alternative?

Fritzsch hat sich viele Gedanken gemacht in den vergangenen Monaten, sein Team umgebaut, tape.tv neu ausgerichtet. Das Ergebnis: Eine neugestaltete Seite, die stärker auf soziale Funktionen setzt. Anfang April soll eine App für das iPhone erscheinen. Die Idee: Nutzer sollen Songs finden, die sie gar nicht gesucht haben. Es fehlt jemand, der den Menschen sagt, was ihnen gefällt, glaubt Fritzsch. Das Motto von tape.tv: Deine Musik findet dich. „Wir bauen eine virtuelle Wolke aus Musik um dich rum“, erklärt Fritzsch. Wer auf die Seite von tape.tv kommt, sieht zunächst ein zufällig ausgewähltes Musikvideo. Von dort bewegt sich der Nutzer durch eine scheinbar endlose Reihe von Empfehlungen anderer User und Tipps der Redaktion, die zum eigenen Geschmack passen könnten. Das sind nicht nur Musikvideos, tape.tv produziert auch Inhalte, etwa Live-Konzerte oder Shows, in denen die Künstler ihre Lieblingssongs vorstellen. Aktuell kann man aus etwa 40 000 Videos auswählen, bald sollen es 100 000 sein.

Und was haben nun die Künstler davon? Tape.tv hat einen Deal mit der Gema abgeschlossen, für Auftritte in einer Sendung erhalten die Musiker natürlich auch Geld. Wichtig ist Fritzsch aber vor allem die Chance, die ihnen tape.tv bietet: sich zu vermarkten. Shows, die von den Künstler selbst moderiert werden, intime Gigs, bei denen die Zuschauer sehen, wenn die Musiker aufgeregt sind – das ist heute gefragt, glaubt er. Der Künstler im Fokus.

Die Musiker können das Video dann über soziale Netzwerke verbreiten, und so Werbung für sich machen – und für tape.tv. 1,5 Millionen Nutzer hat die Seite im Schnitt pro Monat. Bis Ende des Jahres soll die Zahl auf 2,5 Millionen steigen. Bislang stammen alle Einnahmen aus Werbung. 2013 lag der Umsatz bei 15 Millionen Euro, im laufenden Jahr will tape.tv ein Drittel zulegen. Als zusätzliche Einnahmequelle ist zudem ein Abo-Modell geplant.

Vor dem Fenster in Fritzschs Büro stehen ein paar Preise, die seine Firma gesammelt hat. Darunter der Publikumspreis des Magazins Gründerszene für das Startup des Jahrzehnts in der Kategorie „Newcomer“. Ganz neu ist tape.tv inzwischen nicht mehr, aber ständig im Wandel. Angst hat Fritzsch nicht, er findet das aufregend. „Ich bin Veränderungen gewöhnt“, sagt Fritzsch, „und die waren immer positiv für mich“. Nur einmal wird er kurz unruhig. Der Akku seines MacBooks ist leer, über das er die Videos auf dem riesigen Fernseher abspielt. Der Bildschirm wird plötzlich schwarz. Die Musik ist aus – aber nicht lange.

Erfolg in homöopathischen Dosen

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Der Chirurg Yoshihiko Sawa operiert Herzen, die man anderswo aufgeben würde. Wenn die Muskelwand eines unheilbar erkrankten Herzens so dünn wird, dass es nicht mehr genügend zu pumpen vermag, dann hilft dem Patienten bisher nur eine Herztransplantation. Doch Organverpflanzungen sind komplex, teuer, und es gibt nicht genug Spenderherzen.




Eine Aufnahme aus Osaka, einer Stadt in der Kansai-Region. Theoretisch sollte das das Silicon Valley Japans sein.

Sawa hat eine Methode entwickelt, im Labor aus Stammzellen Lagen von Herzmuskelgewebe zu züchten. Diese implantiert er ins erkrankte Herz. Das Gewebe aus dem Labor wächst in den geschädigten Herzmuskel ein. Erste klinische Versuche im Uni-Krankenhaus Osaka haben Patienten von ihrer Herzschwäche befreit.

2014 werde zum „Gründungsjahr der Epoche der regenerativen Medizin“, sagte Sawa kürzlich in Kyoto. Als „regenerative Medizin“ bezeichnet man eine Heilung durch das Wiederherstellen zerstörter Gewebe, bisher meist durch Zucht im Labor.

Japan sei den USA und Europa „einen Schritt voraus“, meint Teruo Okano, Präsident der Gesellschaft für regenerative Medizin. Sawa ist deren Vize-Präsident. Kansai, die westjapanische Region mit den Großstädten Osaka, Kyoto und Kobe ist das Zentrum dieser Forschung: ein Silicon Valley der Zukunftsmedizin.

Nach Sawas Methode wächst nicht nur Herzmuskelgewebe. Auch die Hornhaut des Auges lässt sich züchten. Klinische Versuche an Patienten, deren Hornhaut von Krankheiten oder Unfällen getrübt wurde, beginnen demnächst. Degenerative Nervenleiden wie Parkinson will man ebenfalls mit Zellen aus dem Labor behandeln.

Im Zentrum dieser Innovationen stehen die Stammzellen, das sind Zellen, die die Fähigkeit embryonaler Zellen haben, zu jeder Art Gewebe heranzuwachsen. Dabei arbeitet man heute immer mehr mit „induzierten pluripotenten Stammzellen“, künstlich umprogrammierte körpereigene Zellen des Patienten.

Die Medizin von morgen ist eine Ersatzteilmedizin. Künftig will man auch ganze Organe im Labor züchten. Übermorgen soll der Körper gewisse Ersatzgewebe sogar selber herstellen. Für beides, wie auch für neue Medikamente, will die Region Kansai ein führender Standort sein. Die Forschung konzentriert sich auf sieben sogenannte Bio-Cluster im Umfeld der Universitäten Kyoto, Osaka und Kobe. Hier sind in den vergangenen Jahren etwa 500 Start-ups gegründet worden, einige haben es bereits an die Börse geschafft. Dennoch klagen viele Forscher, das Stammzellen-Tal Kansai funktioniere nicht wie das Silicon Valley. Manche meinen sogar, es funktioniere überhaupt nicht. Man treffe sich zwar, plaudere auch, arbeite aber nicht zusammen. Manche Institute bekämpfen sich, sie kooperieren lieber mit Partnern im Ausland.

Tsuneaki Sakata hält diese Klagen für berechtigt. Der Mikrobiologe lehrt an der Universität Kobe Gen-Technik und in Osaka computerbasiertes Wirkstoff-Design. Zugleich leitet er die Innovationsabteilung des Pharmakonzerns Shionogi. Außerdem managt er die Bio Bridge Osaka, eine von vielen Förderorganisationen.

Damit vereinigt er auf einer Person, was zu einem Wissenschafts-Cluster gehört: Er steckt mit einem Bein im akademischen Betrieb und mit dem anderen in der Wirtschaft, arbeitet interdisziplinär und knüpft beständig Netzwerke. „Kommunikation ist das Wichtigste für Innovationen.“ Sakata ist eine Ausnahme. „Deshalb kommen alle zu mir.“ Anders als im Silicon Valley sind die Bio-Cluster in Kansai nicht aus Initiativen von unten entstanden, sondern per Regierungsbeschluss. Und mit viel Geld aus Tokio.

Jede Pharma-Firmen Japan betrieb einst ihre eigene Forschungsabteilung, erklärt Sakata. Bis die Unternehmen nach dem Platzen der Wirtschaftsblase vor 24 Jahren tief in den roten Zahlen steckten. Und deshalb ihre Forschungsbudgets zusammenstrichen. Seither sind sie für Innovationen auf die akademische Forschung angewiesen. Aber die Zusammenarbeit klappe nicht, so Sakata: „Die Professoren misstrauen den Pharma-Firmen; sie sagen, sie stehlen unsere Ergebnisse.“ Derweil klagt die Wirtschaft, „die Professoren wollten nur Studien publizieren, sie kümmern sich nicht um Patente und die künftige Anwendung.“ Sie ließen sich nichts sagen. In Japan genießen Mediziner ein enorm hohes Ansehen, das sie eifrig verteidigen.

Zusätzlich erschwert die Zusammenarbeit zwischen Uni und Wirtschaft, dass es für die neue Medizin keine bewährten Geschäftsmodelle gibt. Die Entwicklung eines Medikaments ist langwierig, der Geschäftsplan simpel: Man findet eine Substanz, prüft ihre Wirkung, bestätigt ihre Unschädlichkeit und erarbeitet die industrielle Herstellung. Dann kann man das Medikament über Jahre verkaufen. Die regenerative Medizin dagegen entwickelt Methoden, keine Mittel. Sawa kann seine Zellen nicht massenweise verkaufen. Er kann nur die Methode patentieren. Japans risikoscheue Wirtschaft schreckt vor diesem ungeprüften Geschäftsmodell zurück.

In diese Bresche ist der Staat gesprungen. Er hat die Medizin als „Sonnenaufgangsindustrie“ entdeckt, so nennt man in Japan eine Wachstumsbranche. Seither schießt die Regierung aus allen Rohren Geld nach Kansai. Drei Ministerien, dazu ihre Ableger in Osaka, mehrere Präfektur- und etliche Stadtregierungen, dazu weitere halbstaatliche Institutionen pumpen Geld in die High-Tech-Medizin. Indes kooperieren auch diese Organisationen nicht, sie konkurrieren. Oder blockieren sich sogar. Aber seit der Wissenschaftler Shinya Yamanaka von der Universität Kyoto 2012 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde, seien alle Leute, die Geld verteilen, so Sakata, völlig auf die regenerative Medizin fixiert.

An einem Mittwochnachmittag im März lud die Jury des Japan Bio Business Award, eine weitere Förderorganisation, zur Preisverleihung. Die Auszeichnungen gingen nach Hiroshima, Yamagata und in den Großraum Tokio. Keiner der Preisträger stammte aus Kansai. Keiner arbeitete mit Stammzellen. Keiner vertrat ein Start-up.

„Eigentlich müsste man von Bio-Japan sprechen, nicht von Kansai“, meint Mitsuru Miyata, Jury-Mitglied und der Bio-Tech-Kommentator der Wirtschaftszeitung Nikkei. „In Japan gibt es kein Risikokapital, weil das Steuergesetz es verhindert.“ Die Mehrheit der Start-ups werde deshalb unter dem Dach etablierter Firmen gegründet. Sakata ergänzt: „Die japanischen Anleger sind ungeduldig, auch die institutionellen. Sie wollen bald Profite sehen.“ Und anders als die sogenannten Angels-Investoren in Silicon Valley, die Gründern Geld und Rat geben, haben sie kein Interesse, sich am Aufbau der Firma zu beteiligen.Auch die generelle Risikoscheu der japanischen Gesellschaft stehe einer echten Start-up-Kultur im Weg. „Wer hier einmal scheitert, ist gezeichnet fürs Leben“, sagt Sakata. „In Kalifornien ist das eine Auszeichnung.“ In Japan ist die Abneigung gegen Menschen, die sich hervortun, groß. Die Hierarchien sind starr. Und das Schulsystem, belohnt Fleiß und Anpassung, Individualismus aber wird wie eine Störung behandelt.

Dass die Region Kansai dennoch Erfolge feiert, verdankt sie Ausnahmen wie Yamanaka und Sawa. Und Yasuhiko Tabata, der vor 18 Jahren sein erstes Start-up gründete. Und an 30 weiteren Firmen beteiligt ist. Der quirlige Professor für „Grenzmedizin“ an der Uni Kyoto ist ein moderner Renaissance-Mensch. Er hat in Chemie, Medizin und Pharmakologie promoviert. Ohne Tabata wären viele klinische Anwendungen der „regenerativen Medizin“ nicht möglich. Es genügt nicht, im Labor Herzmuskelzellen zu züchten. Sie würden zu einem desorganisierten Klumpen heranwachsen, wenn Tabata für sie keine biologischen „Baugerüste“ entwickelt hätte, an denen sie räumlich geordnet wachsen können. Hat sich das Gewebe gebildet, löst sich das Gerüst allmählich auf. Außerdem müssen die Zellen mit Energie und Nährstoffen so „gefüttert“ werden, damit sie wachsen. Auch sie werden von Tabata entwickelt. „Viele Zellen können sich, wenn sie ideal versorgt werden, auch zur Selbstregeneration im Körper provoziert werden.“ Das ist die Medizin von übermorgen.

Jeder kann es schaffen

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Mahdi (Name geändert) ist kein gewöhnlicher Schüler an der Berufsschule in Eichstätt. Der junge Afghane lernt an der Schule nicht nur eine neue Sprache in einer für ihn völlig fremden Kultur. Er muss auch bedrückende Erinnerungen aus seiner kriegstraumatisierten Heimat Afghanistan verarbeiten. Umso größer ist seine Motivation: Mahdi möchte einen Beruf erlernen und sein eigenes Geld verdienen, wie andere Jugendliche auch. Und später vielleicht einmal studieren.




In Eichstätt können jugendliche Flüchtlinge ein zweijähriges Spezialprogramm an der Berufsschule absolvieren


Bei seiner Ankunft in Deutschland sprach der 17-Jährige kein Wort Deutsch, heute kann er sich nach einem sechsmonatigen Crash-Kurs an der Universität Eichstätt schon ganz gut mit seinem Lehrer und seinen Mitschülern verständigen. „Einer hilft dem anderen“, sagt Holger Bauer, der die Klasse für Flüchtlinge betreut. Seine 20 Schüler haben im September an der Berufsschule das spezielle Schulmodell, das zwei Jahre dauert, begonnen.

Die Anfänge waren nicht leicht. Die jungen Frauen und Männer kommen aus Sierra Leone, Nigeria oder Uganda, es gab Fehden untereinander. „Wir mussten ihnen klar machen, dass hier die Wissensvermittlung im Vordergrund steht“, erklärt Bauer. „Nach und nach haben sich alle darauf eingestellt.“ Ein soziales Umfeld für teilweise schwer traumatisierte Jugendliche, die auch medizinisch betreut werden, zu schaffen, können die Lehrer nicht allein bewältigen. Eine Deutschlehrerin des Beruflichen Fortbildungszentrums (BFZ) leitet den intensiven Deutschunterricht mit 15 Wochenstunden. Außerdem steht ihnen eine Sozialpädagogin zur Seite. Sie hat einen Kurs in interkultureller Kommunikation organisiert. Hier bekommen die Schülern vermittelt, trotz Gegensätzen aufeinander zuzugehen. „Es gibt immer die Gefahr, dass sich Gruppen bilden. Doch wir brauchen eine Grundlage für den Lernerfolg, und das kann nur gegenseitiges Verständnis sein“, ergänzt Klemens Schreiner, Lehrer der anderen Klasse, die bereits seit März 2013 an der Schule unterrichtet wird.

Das Modell, mit dem die Schüler im ersten Jahr Deutsch lernen und im zweiten Jahr auf einen Beruf vorbereitet werden, wurde vor zwei Jahren in Nürnberg entwickelt. Mittlerweile besuchen etwa 1700 Jugendliche an 32 Standorten in Bayern solche Klassen. „Wir möchten, dass die jungen Menschen in Bayern sprachlich und von den Bildungsvoraussetzungen her Fuß fassen können“, erklärt Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU). Eine Idee, die offenbar ankommt. Denn viele Jugendliche begriffen diesen Unterricht als Chance, die Nachfrage sei groß, sagt Schulleiter Alfons Frey, nicht alle könnten aufgenommen werden.

Die 16- bis 25-jährigen Schülerinnen und Schüler gehen bis mittags in die Schule. Unterrichtet werden sie in Fächern wie Mathematik, Geografie, Heimat- und Sozialkunde, Religion, Ethik und Sport. Und es gibt zusätzliche Angebote, die in keinem Lehrplan der Regelschulen erscheinen. „Wir simulieren Situationen bei Behörden, wir üben, einen Zugfahrplan zu lesen, oder gehen in die Stadt und lassen nach dem Weg fragen“, sagt Klassenleiter Schreiner. Dabei falle eine „bunte Gruppe“ aus 16 Schülern in der Kleinstadt Eichstätt schon auf. „Wir haben mit den Anwohnern aber nur positive Erfahrungen gemacht.“

Als das Kultusministerium vor einem Jahr bei Schuldirektor Frey in Eichstätt anrief, musste dieser in kurzer Zeit speziell für seine Schule ein Programm auf die Beine stellen. Die Lehrer seien anfangs skeptisch gewesen, in „diese gemischte, wilde Klasse“ zu gehen. Noch immer sieht Frey sich als Pionier. „Heute weiß ich, warum in Kindergärten so viel gebastelt wird“, sagt er. „Einige der Schüler wissen mangels Erfahrung nicht, wie man ein A-4-Blatt faltet.“ Andere hätten „noch nie eine Schule von innen gesehen“ und müssten zunächst alphabetisiert werden. Wieder andere möchten ihre Ehefrau nicht am Sportunterricht teilnehmen lassen, da sie ihre Ehre verlieren könnte. „Doch Sport ist wichtig für die Schüler. Sie lernen den Sinn von Gemeinschaft kennen“, sagt Frey. „Bisher haben wir für diese Situationen immer eine Lösung gefunden.“

Und die Schüler sind ehrgeizig. „Jeder hat das Ziel, möglichst schnell eine Arbeit zu finden“, sagt Frey. Mit den 15 Stunden Deutschunterricht in der Woche lernen sie zwar schnell und intensiv die Sprache, für den Besuch der Berufsschule reicht es jedoch noch nicht. „Einige besonders gute Schüler dürfen im Fachbereich Bau hospitieren“, sagt Bauer. Mit dem Lerneffekt, dass sie sich in Deutsch noch mehr anstrengen müssen, um die Fachbegriffe im Handwerk zu verstehen. „Wir vermitteln jedem, dass er es schaffen kann“, sagt Bauer.

Andere aus der Gruppe konnten schon in kleine Jobs vermittelt werden: Sie helfen in Betrieben, arbeiten als Würstlbrater oder in der Gastronomie, berichtet der stellvertretende Schulleiter Wendelin Ferstl: „Das sind Anfänge. Es macht Freude, wenn man die Fortschritte sieht.“

Und plötzlich verlieb ich mich in dich...

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Und plötzlich verlieb ich mich in dich,
in dein noch nicht einmal makelloses Aussehen,
dass ich Tag für Tag betrachte,
doch wirst du Tag für Tag immer perfekter.

Und plötzlich verlieb ich mich in dich,
in deinen Charakter,
den ich nicht einmal kenne,
aber mir ihn so perfekt vorstelle.

Und plötzlich verlieb ich mich in dich,
in dein ganzes Leben,
dass du so perfekt führst,
in dem du in meinen Vorstellungen immer die Bahn behälst.

Und plötzlich verlieb ich mich in die Person in meinem Kopf,
denn eigentlich kenne ich nur dein bezauberndes Lächeln,
was ich am liebsten Tag für Tag sehen würde, wenn wir uns begegnen.



Die Notwendigkeit des Schreibens, um dir Bonbongläser voller Glück zu überreichen

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Im Angesichte dessen, was schon über die Liebe gedacht, gesagt und geschrieben wurde, bin ich lächerlich klein. Wenn ich dir sage, ich liebte dich, so reihe ich mich ein in lange Historie eines seltsamen Satzes. Reihe mich ein in die Historie dieser drei Worte. Sie erheben jedes Mal den Anspruch der Einzigartigkeit und den, absolut zu sein. Aber sind sie nicht nur das Plagiat eines Plagiates eines Plagiates?  Kann ich noch sagen ich liebe dich ohne mich der Lächerlichkeit preiszugeben? Und ist die Frage durch jene substituierbar: Kann ich (dich) noch lieben ohne mich der Lächerlichkeit preiszugeben? Eine drängende Frage, jetzt, wo du mir begegnet bist.
Nur Phrasen im Kopf. Sich selbst und die eigenen Gefühle zu schreiben ist immer schwierig. Aber ich will es trotzdem versuchen. Versuchen dir jeden Tag zu sagen, wie gerne ich dich mag. Jeden Tag werde ich versuchen, dir zu sagen, wie sehr ich dich mag. Egal, wie bescheuert es klingt. Werde ein Sammelsurium anlegen, durch dessen lange Gänge du später einmal gehen und in den Regalen und Kommoden, den Vitrinen und Bonbongläsern das Glück, dass du für mich bist, sehen und vielleicht ebenso spüren können wirst.



Eines Tages werde ich dich (möglicherweise) verlieren. Du wirst fortgehen. Du wirst mich verlassen, selbst wenn du bei mir bleibst. Ich werde weniger wichtig werden. Ich werde hinter anderen Dingen zurückstehen. Ich werde für dich mit Funktionen verknüpft sein, mit Rollen belegt, mit Vorstellungen überzogen. Du wirst in Mustern und Schablonen von mir denken. Du wirst blind werden und nicht mehr sehen können, wer ich bin. Du wirst mich für den Alltag verraten. Routinierte Alltäglichkeiten werden mir dich abspenstig machen. Du wirst dem Glauben aufsitzen, ich sei die Alltäglichkeit.  Und vielleicht wird es mir mit dir genauso ergehen. Erinnere dich! möchte ich uns deswegen jeden Tag ins Ohr flüstern. Erinnere dich! mit Nachdruck. Flehend: Erinnere dich! Es beginnt bereits.

Und so schreibe ich, schreibe, schreibe, schreibe wie sie immer schon alle geschrieben habe. Im irrigen Glauben es möge das Vergessen verhindern. Es möge uns zu mehr machen als kurzzeitig materialisiertem Sternenstaub, der einander die Ewigkeit verspricht und einander doch nur Sekundenbruchteile zu bieten hat. 

(Ich schreibe und zwar hier: www.fragmentplagiate.blogspot.de)

Zweitausendachtundvierzig

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So sieht das aus, wenn man "2048" spielt.

Es sah so gut aus. In der einen Kachel steht "1024", eine weitere mit "512" wartet bereits in der Ecke. Aber um die zweite "512"-Kachel zu bekommen, ist nicht mehr genug Platz. Noch zwei Mal die Pfeiltaste nach rechts gedrückt, schon blinkt – hämisch – der Schriftzug "Game Over" auf. Und nur die Aussicht, es gleich noch einmal zu probieren, hält einen davon ab, den Laptop aus dem Fenster zu werfen.  

Wer schon mal "2048" gespielt hat, der versteht, was da gerade beschrieben wurde. Und wer Facebook oder Twitter nutzt, dem ist in den vergangenen zwei Wochen ein Name mit Sicherheit untergekommen: Gabriele Cirulli. Der 20-Jährige Italiener ist Web-Entwickler, er hat das kleine, aber fieses Zahlenspiel  programmiert und sein Name ist schon in der URL präsent: Gabrielecirulli.github.io/2048. Dabei gehört der Ruhm eigentlich gar nicht ihm.  

Bei "2048" muss man Kacheln mit demselben Zahlenwert zusammenschieben, die sich – hoffentlich – irgendwann auf den Wert 2048 addieren. Seit einer Weile wird es online überall herumgereicht: Screenshots mit 1024- und, ganz selten, 2048-Kacheln und Highscores werden gepostet, der Link zum Spiel mit der Warnung – "Macht voll süchtig!" – geteilt. "2048" ist so einfach wie Tetris und ähnlich frustrierend wie "Flappy Bird" und Sudoku, das ist wohl das Geheimnis des Spiels. Und ebenso oft wird es kopiert: Es gibt "2048" mit Fibonacci-Folgen (dann als 2584), als Doctor-Who-Edition, in der man Fotos von den bisherigen Doctor-Who-Darstellern zusammenschiebt, "2048" in 3D und 4D, ein 2048-Flappy-Bird-Mashup, "2048" mit Doge-Kacheln oder mit Netzpolitikern.  

Gabriele hat sein Spiel unter MIT-Lizenz online gestellt, das heißt, man darf sein Spiel weiterverbreiten und abwandeln. Deswegen auch die vielen Versionen. Ihm gefällt das. "Ich versuche jede Version, die ich sehe, zu spielen", sagt er. "Es macht mich glücklich zu sehen, dass meine Arbeit ausgeweitet und auf so kreative Arten abgewandelt wird." Das muss er auch sagen. "2048" ist selbst ein Klon, eine Kopie mit kleinen Änderungen, die es vom Original unterscheidet. Eigentlich ist "2048" nicht mal ein Klon, vielmehr die Kopie eines Klons eines Klons.  

Gabriele leugnet das nicht. Auf seiner Github-Seite verweist er auf die App, von der alles ausging: Threes. Und auf die App, die drei Wochen später erschien und quasi genauso funktioniert: 1024. Zwischenzeitlich warb diese App sogar mit "No need to pay for ThreesGames. This is a simple and fun gift for you, and it’s free". "Threes" kostet knapp zwei Euro, "1024" ist kostenlos. Den Klon Nummer zwei stellte der französische Programmierer "Saming" mit dem Browsergame 2048 online. Sein Spiel funktioniert wie Gabrieles "2048", nur nicht so flüssig, und es ist nicht so schön animiert. Dann erst ging Gabrieles Version online – die so gut aussieht, dass die meisten es gar nicht hinterfragen, ob sie das Original ist. 

"Ich wollte '1024' und Samings '2048' aus Spaß zusammenbringen", sagt Gabriele. Und dann passierte etwas, mit dem er nie gerechnet hätte: "Einen Tag, nachdem ich es veröffentlicht hatte, sah ich, dass Tausende auf einmal mein Spiel spielen." Mehr als zehn Millionen Menschen haben bisher mehr als 50 Millionen Partien "2048" gespielt. Ein Prozent hat auch gewonnen.  

Ein Grund für den Erfolg des Spiels ist, dass sich der Link auf Gabrieles Webseite viel schneller teilen lässt als eine App. Wobei trotzdem im Google-Playstore aktuell etwa 250 "2048"-Apps gelistet sind, fast alle sind kostenlos zu haben.    



250 App mit verschiedenen Versionen von "2048" gibt es im Google-Playstore. Auch eine mit Doge-Kacheln.

Die Appstores werden damit von dem Problem eingeholt, dass sie nicht unbegrenzt Kopien eines Spiels zulassen können. Festzustellen, welches Spiel eine 1:1-Kopie ist und welches sich inspirieren ließ und eine Idee weitergedreht hat, macht viel Arbeit. Aber wenn ein Spiel in 250 Varianten angeboten wird, verwirrt das die meisten User.

Spiele-Klone gab es schon immer. Schon 1987. Das C64-Spiel "The Great Giana Sisters" war ein Klon von "Super Mario Bros.", das etwa ein Jahr zuvor erschienen ist. Irgendwann verschwand "The Great Giana Sisters" plötzlich vom Markt, angeblich wegen eines Rechtsstreits mit Nintendo, und wurde genau damit zum Kult. "GTA" wurde geklont, "Call Of Duty" und "Tetris" - letzteres gewann einen Rechtsstreit gegen einen der vielen Klone, weil nicht nur das Spielprinzip kopiert wurde, sondern auch die Formen und Farben der Steine. Noch nie aber wurde so schnell geklont wie heute, vor allem bei Casual Games, kleinen Spielen, die man nebenbei spielt, wie "Flappy Bird" und "Candy Crush".    

Nachem der "Flappy Bird"-Entwickler im Februar sein Spiel wieder vom Markt genommen hatte, standen wenige Tage später dutzende Kopien in den verschiedenen Appstores. Aber auch ohne diese "Not" werden erfolgreiche Spiele kopiert und mal mit, mal ohne kleine oder große Änderungen online gestellt: um Aufmerksamkeit zu bekommen und oft auch um schnelles Geld zu verdienen. Gabrieles Name ist über Nacht bekannt geworden. Gerade arbeitet er an einer, wohl kostenpflichtigen, App-Version mit einigen Verbesserungen, denn er betont: "Das Original-Spiel wird kostenlos bleiben, im Open-Source-Geist."  

Aber wie sehen das die Erfinder der originären Spiele? Die "Threes"-Entwickler Asher Vollmer und Greg Wohlwend sagten vor ein paar Tagen auf Techcrunch.com, dass sie für die Entwicklung ihrer App 14 Monate gebraucht haben. Nicht mal einen Monat später war bereits "1024" online und ihre App wurde als Plagiat bezeichnet. Greg Wohlwend twitterte, dass er nie mehr so ein "kleines, schönes Ding" machen wolle. "Es hat viel Arbeit gemacht, unser klitzekleines Spiel zu machen, aber nicht so viel, es zu klonen."  

Der "Quizduell"-Erfinder Henrik Willstedt kennt das Problem ebenfalls. Sorgen macht er sich deswegen aber nicht. "Die Entwicklung von einem Spiel wie ‚Flappy Bird’ dauert ein bis vier Wochen, an unserem Spiel haben vier Entwickler zwei Jahre lang gearbeitet", sagt er. "Und unsere Erfahrung ist, dass das Original gewinnt. Wir haben schon viele 'Quizduell'-Kopien kommen und gehen sehen."  

Bei "2048" scheint das anders zu laufen und der mehrfach geklonte Klon am Ende zu gewinnen. Die "Threes"-Erfinder können dagegen wohl nichts machen.

"Eine Idee an sich ist nicht schützbar, daran beißen sich Spiele-Entwickler vor dem Bundesgerichtshof immer wieder die Zähne aus. Das Urheberrecht schützt nie die Idee, sondern nur die konkrete Ausführung", sagt Mark Münch, Rechtsanwalt für IT-Recht. Die Schöpfungshöhe, die erforderlich ist, damit das Urheberrecht greift, sei bei solchen kleinen Spielen nicht erreicht. "Wenn der Quellcode geklaut wird, ist es meist ein Urheberrechtsverstoß, und auch, wenn die gesamte Ausführung übernommen wird", sagt er. "Die Grundentscheidung, dass Ideen nicht geschützt sind, halte ich für richtig, wir wollen ja, dass Wissen weiterentwickelt wird, so schmerzhaft das im Einzelfall ist."

Aber wo beginnt die Schöpfungshöhe? Bei 14 Monaten Arbeit für zwei Programmierer anscheinend nicht. Vielleicht noch nicht. Solange ist es mit dem Mini-Spiele-Klonen, wie wenn man beim "Scrabble" hinter das 17-Punkte-Wort "HYALIT" des Gegners noch ein "E" legt und damit 18 Punkte bekommt. Erlaubt. Aber für den, der das Wort zuerst gelegt hat, einfach scheiße.
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