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"Ein schwarzer Typ mit lustigem Namen wird nie Präsident"

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Wir überlegen hier bei jetzt.de ja schon länger, ein Kanye-West-Ressort einzurichten. Das stünde dann direkt neben dem Donald-Trump-Ressort, denn beide machen in letzter Zeit sehr viel richtig: Sie reden so absurd-größenwahnsinnigen Blödsinn, dass man einfach immer wieder darüber schreiben möchte, um sich kaputtzulachen. Andererseits: Der Vorfall vom Wochenende lässt uns denken, dass beide vielleicht doch bereits zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Da hat nämlich der US-Präsident Barack Obama persönlich sich geäußert - und nein, nicht zu Donald Trump.

Bei einer Rede in San Francisco, gab Obama nämlich Ratschläge, wie Kanye West es tatsächlich zum US-Präsidenten schaffen könnte - West hatte im August bei einem Konzert derartige Pläne für 2020 angekündigt.
http://www.youtube.com/watch?v=mhFW2dK_sxk

Obamas drei zentrale Ratschläge:
1) "Gewöhne dich daran, dass viele in deinem Umfeld sich verhalten, als seien sie Teil einer Reality-Fernsehshow" - ein klarer Seitenhieb auf Wests Frau Kim Kardashian, die seit Jahren eine Kamera ihr Leben begleiten lässt
2) "Erzähl den Leuten nichts von deiner dark twisted fantasy" - so hieß Wests fünftes Studioalbum, Obama schiebt noch hinterher, in der Politik sei sowas eher als "off-message", also als nicht parteikonforme Botschaft bekannt und Leute hätten für solche Aussagen bereits ihr Ämter verloren
3) "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ein schwarzer Typ aus Chicago mit lustigem Namen Präsident der USA werden kann" - damit beweist Obama mal wieder Selbstironie, denn auch er lebte in Chicago und mit solchen Argumenten wurden ihm seine Chancen als Präsident abgesprochen

Die Folgen von Obamas Rede: Applaus, Bravo-Rufe aus dem Publikum. Und Kanye West? Der trat kurz darauf selbst bei der Veranstaltung auf. Gute PR-Menschen haben sie ja, der Obama und der West.

charlotte-haunhorst

Das ist: Juan Carlos Ramos, Reden-Unterbrecher

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Das ist...
Juan Carlos Ramos. Der 22-jährige Aktivist ist 2008 illegal aus El Salvador in die USA eingereist. 2010 forderten ihn die amerikanischen Behörden dazu auf, das Land freiwillig wieder zu verlassen. Ein Jahr später sollte er endgültig abgeschoben werden. Dass er noch immer in den USA lebt, verdankt er nur einer Gesetzesänderung von 2012. Grund genug für Ramos, sich für das Bleiberecht illegaler Einwanderer zu engagieren. Noch im selben Jahr wurde er Mitglied von  „United We Dream Action“, dem politischen Flügel der Organisation „United We Dream“. Sie versucht, Abschiebungen zu verhindern und Familien zusammenzuhalten – so wie die von Ramos: Seine Eltern lebten bereits in North Carolina, als er mit 15 Jahren die Grenze überquerte.  

Ramos ist ein erfahrener Reden-Unterbrecher. Als er 2011 zum ersten Mal bei einer Rede dazwischen rief, war er noch ein Teenager. Damals versuchte er, US-Präsident Barack Obama aus dem Konzept zu bringen. Auch den der republikanischen Präsidentschaftskandidaten Marco Rubio unterbrach er schon. Hillary Clinton war am Donnerstag zum zweiten Mal das Ziel seiner Ruf-Attacken, als sie bei der jährlichen Gala des „Congressional Hispanic Caucus Institute“ sprach.  

http://www.youtube.com/watch?v=LnsSG7Lm8TM

Der kann...
ganz schön Wind machen. Zahlreiche Medien – darunter einflussreiche Fernsehsender wie CNN oder Tageszeitungen wie die Washington Times– haben über Ramos berichtet, seit er Clinton unterbrochen hat. Während die Demokratin gerade über die Anti-Einwanderer-Kommentare ihrer Wahlkampf-Gegner lästerte (allen voran natürlich Hetzmeister Donald Trump), fing Ramos an zu rufen: „Hillary, wir schauen zu. Meine Abschiebung wird dich finanzieren“. Dabei hielt er ein Schild in die Höhe: „Hillary for immigrants in prison“.

Der Auslöser von Ramos’ Aktion: Mit ihrer Kampagne #LatinosForHillary buhlt Clinton um die Wählerstimmen der Hispanics, von denen viele selbst einmal illegal ins Land gekommen sind. Es geht um 26 Millionen wahlberechtigte US-Bürger – politisch sind sie die am meisten umworbene Minderheit. Clinton spielt da ganz vorne mit. Das findet Ramos heuchlerisch. Denn: Die Präsidentschaftskandidatin lässt sich im Wahlkampf von Lobbyisten der privaten Gefängnisindustrie sponsern, wie sie vor Kurzem offenlegte. Und die profitieren vor allem von der Inhaftierung illegaler Immigranten: Rund 23.000 Menschen werden jede Nacht in privaten US-Gefängnissen festgehalten. Bezahlt werden die Betreiber, wie im Hotel oder im Krankenhaus, nach der Anzahl der belegten Betten– ein Anreiz, undokumentierte Einwanderer schon wegen einer Bagatelle festzuhalten.

Clinton selbst hat diese Praxis zwar auch schon kritisiert. Ramos glaubt aber, dass sie mit ihrem Lippenbekenntnis nur die Stimmen der Latinos abfischen möchte. Und richtet sich mit einer deutlichen Message an sie: „Die jungen Einwanderer trauen dir nicht. Es ist an der Zeit, auf das Gefängnis-Geld zu verzichten und zu unserer Gemeinschaft zu stehen –beides auf einmal kannst du nicht haben.“ Jeder Dollar, den sie von privaten Gefängnissen empfange, untergrabe ihr  Versprechen an die Latino-Community, sagt Ramos – „und wir lassen uns nicht täuschen.“  

Wir lernen daraus, dass...
es sich lohnen kann, andere zu unterbrechen – auch wenn unsere Mütter uns einmal beigebracht haben, dass das nicht besonders höflich ist. Ramos zumindest hat sein Ziel damit erreicht: Er hat die amerikanische Gesellschaft für die eher zwielichtigen Spendenzuschüsse der Hillary Clinton sensibilisiert und eine Diskussion über sie gestartet. Dass Clinton ihre Sponsoren deshalb absägt, ist aber eher unwahrscheinlich.

Nur Google weiß über ihn, dass...
er davon träumt, ein Haus für seine Eltern zu entwerfen und zu bauen. Er hat es ihnen sogar schon versprochen. Um das zu schaffen, muss Ramos aber noch ganz andere Dinge wuppen, als nur mal eben jemanden bei einer Rede zu unterbrechen. Ein abgeschlossenes Architekturstudium wäre zum Beispiel nicht schlecht oder eine Handwerker-Lehre. Zu wünschen wäre es ihm.

Warum die Ergebnisse der Shell-Jugendstudie uns gute Laune machen

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Alle drei bis vier Jahre melden sich die Jugendversteher aus Bielefeld (Hier ein Porträt des Shell-Studien-Chefs Klaus Hurrelmann) zu Wort, um dem Land zu erklären, wie seine Jugend tickt: was uns wichtig ist, was wir hoffen, wünschen und über unsere Situation denken. Wir kommen dabei nicht immer gut weg, weil uns zum Beispiel ein Mangel an politischem Interesse diagnostizert wird oder wir als Menschen bezeichnet werden, die sich nur für das begeistern, was ihnen selbst nützt.

Dieses Jahr ist das anders. Es gibt ein paar Veränderungen, die uns positiv stimmen. Der deutsche Durchschnitts-Jugendliche, wie ihn die Studie im Jahr 2015 zeichnet, ist eigentlich ein ganz guter Typ:

1. Die Politikverdrossenheit ist gesunken


Die junge Generation befindet sich im Aufbruch”, sagte Mathias Albert von der Uni Bielefeld. Insgesamt bezeichnen sich 41 Prozent der Befragten als politisch interessiert - das sind deutlich mehr als auf dem Tiefpunkt des politischen Interesses 2002, als das nur 30 Prozent der Berfragten von sich sagten. Das ändert aber nichts daran, dass Parteien sich weiter schwer tun, junge Menschen zu erreichen: 69 Prozent stimmten in der Befragung dieser Aussage zu: „Politiker kümmern sich nicht darum, was Leute wie ich denken.“

2. Wir haben kein Problem mit Flüchtlingen und Migranten


Das aktuelle alles beherrschende gesellschaftliche Thema ist die Flüchtlingskrise. Und es tut gut, neben den vielen Meldungen über brennende Asylbewerberunterkünfte und Hass-Demonstranten zu lesen, dass immer weniger Jugendliche Zuwanderung begrenzen wollen. 2002 wollten das 48 Prozent der Jugendlichen, 2006 sogar 58 Prozent. Aktuell liegt der Wert bei 37 Prozent. Schon klar, da geht noch mehr, und man sollte auch bedenken, dass die Befragung Anfang des Jahres durchgeführt wurde, also bevor die aktuelle Debatte um Flüchtlinge in Deutschland richtig Fahrt aufnahm. Aber die Tendenz zu den Vorjahren stimmt. 15 Prozent der Befragten sind sogar dafür, dass mehr Menschen nach Deutschland einwandern.

3. Wir sind insgesamt toleranter


Im Vergleich zu den vergangenen Studien haben weniger Jugendliche Vorbehalten gegenüber Homosexuellen. Auf die Frage, ob sie es bestimmte gesellschaftliche Gruppen gibt, mit denen sie nicht gerne Tür an Tür als Nachbarn leben würden, antworteten weniger Jugendliche mit ja.

4. Wir sind misstrauischer gegenüber Internet-Monopolisten


Wir sind alle online. Immer und überall. Eh klar. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns mehr mit dem digitalen Raum beschäftigen, in dem wir uns tagtäglich bewegen, und ihn verstehen. Laut Studie ist das der Fall. Die Mehrheit weiß, dass Konzerne wie Facebook und Google mit ihren Daten Geld verdienen. Sie vertrauen ihnen nicht und gehen vorsichtig mit ihren Daten um

5. Wir sind keine Karriere-Streber und Egoisten


2002 nannte die Studie junge Menschen Ego-Taktiker. Junge Leute gingen damals auf die Straße, wenn sie etwas gegen Studiengebühren hatten oder gegen etwas anderes, das sie direkt betraf. Grundmotiv ihres Handelns war damals vor allem die Frage “Was bringt mir das?” Das hat sich geändert. „Die junge Generation befindet sich im Aufbruch. Sie ist anspruchsvoll, will mitgestalten und neue Horizonte erschließen“, sagte Mathias Albert von der Universität Bielefeld, der die Studie leitete. Gleichzeitig ist zwar ein gesicherter Job ein wichtiges Ziel, Freundschaften und Familie wollen aber die wenigsten dafür vernachlässigen.

Mein Leben, mein Dildo und ich

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"Wie sieht eine Sexpuppe von innen aus?"


Hat sich die Künstlerin Sharon Wright aus Los Angeles gefragt. Nach einem Fotoshooting hatte sie eine derartige Puppe nämlich übrig, und, obwohl unbenutzt, wollte sie niemand zurückhaben. Dachte sie sich so: Dann kann ich sie ja auch häuten, bevor ich sie entsorge. Das Ergebnis kann so manchem Sexpuppenliebhaber den Spaß verderben.

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Via Sharon Wright


Sex sells in der Musikindustrie - aber erst seit den 90ern


Hat jetzt auch eine Studie bewiesen. Superdrug Online Doctor hat die US-Billboard-Charts seit 1960 untersucht und festgestellt: Das Wort "Love" war in den Texten ein stets erfolgreicher Klassiker, "Sex" kam erst so richtig ab den 90ern in die Gänge. Love erreichte seinen (bisherigen) Höhepunkt 1988, Sex 2009. Aber, für alle Romantiker da draußen: Der Lovepeak war mindestens fünfmal höher als der Sexpeak. Die Band, die am häufigsten Songs mit "Sex" veröffentlichte, waren übrigens die Black Eyed Peas.
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Kreativer Waffenprotest


Preisfrage: Was ist länglich und wenn man es in der Öffentlichkeit rausholt, reagieren die Leute auf jeden Fall überrascht, wenn nicht gar ängstlich? Genau - ein Dildo. Im Gegensatz zu einer Waffe ist es allerdings an der University of Austin, Texas, verboten, so einen in die Uni mitzubringen - und das finden viele Studenten zurecht absurd. Ein neues Gesetz sieht vor, dass die Studenten in Austin ab August 2016 Waffen verdeckt an der Uni mitführen dürfen, "obszöne Gegenstände zur Schau zu stellen" ist allerdings weiterhin verboten. Die Studenten protestieren dagegen natürlich: Die Facebook-Veranstaltung "Campus (Dildo) Carry", bei der Initiatorin Jessica Jin dazu aufruft, am 24. August einen möglichst großen Dildo gut sichtbar zur Uni mitzubringen, hat bereits 7500 Zusagen.


Die Schockmeldung des Tages


Nein, wir meinen nicht, dass Stefan Effenberg noch anderen Tätigkeiten nachgeht, als betrunken vom Oktoberfest heimzufahren. Sondern das hier: Der Playboy will die Nackten verbannen!!! Naja, also zumindest die ganz Nackten (bedeutet, soweit wir da verstanden haben: untenrum nicht mehr nackt). Schockschwerenot, da beginnen natürlich die Spekulationen: Ist Youporn schuld? Kann ein Sexmagazin nur noch existieren, wenn die Leute darin angezogen sind? Gehört der Playboy vielleicht insgeheim Springer, die ja auch vor einigen Jahren das Seite-eins-Mädchen in den Innenteil geschmuggelt hat? Aber nein, alles noch viel schlimmer: Die Chinesen sind schuld! Der New York Times zufolge macht das Unternehmen mittlerweile 40% seiner Umsätze in China, die finden (offiziell) Pornografie allerdings gar nicht gut. Das altbekannte Bunny-T-Shirt verkauft sich dort als Lifestyle-Accessoire aber umso besser. Der Gedanke: Wenn das Heft weniger schmuddelig ist, kaufen es auch die Bunny-Ohren-Träger. Unklar weiterhin: Haben das nicht auch bisher eh immer alle nur "wegen der Reportagen" gekauft?

merle-kolber

"Wie viel wollen wir denn ausgeben?"

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Wer schreibt?


Jens, Steffi, Malte und Tara – vier alte Schulfreunde, die mittlerweile an verschiedenen Orten wohnen.

Und warum und wie?


Weil Jelka heiratet. Ihren langjährigen Freund Martin, den sie im ersten Semester kennengelernt hat. Klar, dass Jelkas Freunde ihr zur Hochzeit was schenken wollen. Aber was? Und wie viel darf es kosten (vor allem, wenn noch nicht alle aus dem Freundeskreis arbeiten)? Und muss es auch Martin gefallen (mit dem keiner der Fünf so richtig was zu tun hat)? Viele Fragen also, die man natürlich am besten in einem Gruppenchat klärt, dem irgendjemand den Titel „Make the bride proud (Geschenk-Emoji)“ gegeben hat. Gruppenchatfoto: Jelka auf Abifahrt im Center Park, mit einer Flasche Wodka prostend.

Und wie sieht das konkret aus?



Der Gewinner der Demokratendebatte? Der Weihnachtsmann!

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Gestern hielten auch die Demokraten ihre erste TV-Debatte zur Kür eines Präsidentschaftskandidaten ab (Hier die Analyse auf sz.de). Bei der Live-Übertragung schnitt die CNN-Regie einen Schwenk durchs Publikum zwischen die debattierenden Kandidaten. Man sah das Übliche: Männer in Anzug und Krawatte, Frauen in Kostümen - und dazwischen: diesen Typen.





Daraufhin war den Menschen, die die Debatte auf Twitter live kommentierten, für einen kurzen Moment völlig egal, was Hillary Clinton, Bernie Sanders und Co zu sagen hatten. Sie rätselten, wer der Mann mit dem Bart sein könnte.





Und sie fragten sich, ob Santa Claus, beziehungsweise Gandalf, beziehungsweise Dumbledore mit den Positionen der Kandidaten übereinstimmen würde.

















Antworten auf diese Fragen gab es keine. Aber letzten Endes ist es auch völlig egal, ob sich jetzt der Weihnachtsmann, Gandalf, Dumbledore  oder eine Kreuzung aus allen für die Demokraten interessiert. Was zählt, ist nur die Erkenntnis: Sie haben eine höhere Macht auf ihrer Seite.

Und damit ist jetzt auch klar: Es ist völlig egal, wen die Demokraten als Kandidaten aufstellen. Sie werden den Wahlkampf auf jeden Fall gewinnen. Das Präsidentschaftsrennen ist entschieden.

Christian Helten

Sehenswertes in Erlangen

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Diese Protokolle erscheinen im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier. Eine interaktive Erlangen-Karte für Studenten findest du hier.



 

David, 30, selbstständiger Filmemacher

Erlangen ist zwar klein, bietet aber mehr Möglichkeiten als man denken könnte - gerade kulturell gibt es ein großes Angebot. Dazu kommen die leckeren fränkischen Biere und die fränkische Schweiz zum Wandern, Klettern und Mountainbiken direkt vor der Haustür.

Für Studenten ist die Stadt beinah ideal: klein genug, um sich konzentrieren zu können, aber mit genügend Angeboten, um sich nicht zu langweilen - und Nürnberg ist gerade mal 20 Kilometer weg, falls man doch mal ordentlich feiern möchte. Tagsüber kann man im Umsonstladen Free Willy ein Kuchen essen oder den Künstlern beim Einrichten einer Ausstellung zuschauen - wenn der Laden offen ist, sind hier immer gute Menschen!

Überhaupt, die Menschen: Wenn man mal über die erste fränkische Grummeligkeit hinweg ist, findet man in den Franken immer gute Freunde, die einem mit allem weiterhelfen. So empfinden wir es auch mit unserem Dokumentarfilm Südstadthelden über fünf Kinder aus fünf Nationen, die zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihren eigenen Geschichten auf einer Poetry-Slam-Bühne auftreten. Für den haben wir auch gerade ein Crowdfunding gestartet.

Gerade im Sommer passiert in Erlangen fast alles draußen - im Theaterviertel kann man von einem Café ins nächste fallen, der Schlossgarten, der Bohlenplatz oder auch der Wasserspielplatz an der Schwabach bieten Platz zum Relaxen und Lernen an der frischen Luft. Den besten Kaffee der Stadt holt man sich bei Amirs Kaffeemann. Wenn man abkühlen möchte, sind diverse Badeseen in nächster Nähe, etwa der Baiersdorfer Weiher oder die Tongrube in Marloffstein.

Und im Winter geht man halt nach drinnen und streift durch die vielen guten Bars - wie das Gummi Wörner (ein ehemaliges Gummi-Fachgeschäft), das Transfer (mit hervorragender Gin-Auswahl), oder, noch relativ neu, das Wort & Klang. Die DJs dort legen meist elektronische Musik auf. Die besten Platten mit der sympathischsten Beratung findet man übrigens im Bongartz.

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Theresa, 21, studiert Wirtschaftspädagogik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg
   

Ich komme ursprünglich aus Heroldsbach, einem kleinen Dorf in der Nähe von Nürnberg, und wohne jetzt seit knapp einem Jahr in der Nürnberger Innenstadt. Während des Sommers, wenn die Stadt und man selbst durch den Lernstress aufgehitzt ist, braucht man ab und zu eine kleine Abkühlung. Am schönsten finde ich es dann auf dem kleinen Platz unter der großen Weide am Schleifersteg – mitten in der Stadt, aber trotzdem ein Geheimtipp unter den Studenten! Wenn das Wasser in der Pegnitz hoch genug steht, kann man dort die Füße und die Seele baumeln lassen. Außerdem gibt es eine Ecke weiter auf der Karlsbrücke eisgekühlten Weißwein to go, der mit Ausblick auf die Regnitz besonders gut schmeckt.   

Mit Freunden gehe ich gerne in die Mischbar, die gibt’s zweimal in Nürnberg. Einmal in der Nähe von der Uni oben an der Burg, und einmal unten in der Innenstadt an der Pegnitz. Dort gibt es hausgemachtes Dressing zu verrückten Salatkombinationen: Granatapfel-Birnen-Dressing zu Ziegenkäsesalat mit Kürbiskernen zum Beispiel. Richtig lecker und auch gar nicht teuer. Außerdem bekommt man da den besten Chai Latte der Stadt.   

Meine Lieblings-Eisdiele in Nürnberg ist das „Café Cascanis“. Da bekommt man nicht nur das beste selbstgemachte Eis in der Stadt, sondern auch immer ein nettes Wort vom lieben Alfredo.   

Mein geheimster Geheimtipp für das ganze Jahr ist der 30. Dezember. An dem Tag testen viele schon ihr Feuerwerk für Silvester. Wenn man dann von der Burg aus über Nürnberg schaut, hat man eine wahnsinnig tolle Aussicht, die man auch genießen kann, ohne sich mit tausend anderen am 31. Dezember um den besten Platz zu streiten.
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Erik, 22, studiert Elektrotechnik und arbeitet als Werkstudent bei
 Siemens

Erlangen ist besonders für die Bergkirchweih, Siemens und die Unikliniken bekannt, hat aber noch mehr zu bieten. Nürnberg ist dabei die gut erreichbare Großstadt in der Nähe, aber in Erlangen selbst herrscht eher ein entspanntes Kleinstadtleben. Der Schlossgarten mit seinen Wiesen, Blumenbeeten und kleinen Brunnen ist einer der schönsten Orte zum Entspannen, aber auch zum Slacklinen. Wer eher einen Biergarten bevorzugt, ist im Steinbachbräu - beim besten Bier Erlangens - gut aufgehoben. In der Umgebung gibt es auch einige Seen, die gut mit dem Fahrrad zu erreichen sind, und zwei Schwimmbäder. Mein absoluter Favorit zum Abkühlen im Sommer ist der Dormitzer Baggersee, an dem man auch ein Lagerfeuer machen oder grillen kann.   

Mit dem Zug kommt man von Erlangen aus schnell in die fränkische Schweiz. Die ist ein Paradies für Wanderer und Bierfreunde. Meine Empfehlung ist die Wanderroute „5-Seidlas-Steig“, bei dem man in zehn Kilometern an fünf Brauereien mit gutem Bier und Essen vorbeikommt.   

Im Frühsommer gibt es die Bergkirchweih, die aber von allen nur „der Berch“ genannt wird. Traditionell beginnt die Kirchweih an einem Donnerstag im Mai mit dem Anstich des ersten Fasses. Zu diesem Anlass wandern hauptsächlich junge Erlanger in Tracht und mit Bierkästen zum Berg – das nennt man “Kastenlauf”. Grundsätzlich ist der Berg aber auch eine gute Möglichkeit, Freunde und Eltern nach Erlangen einzuladen.   

Auch außerhalb der Bergkirchweih kann man in Erlangen gut feiern gehen. Wie oben schon erwähnt, lohnt sich das Bier im Steinbachbräu um einen guten Abend zu beginnen. Wer eher einen Cocktail möchte, sollte in die Havanna Bar gehen, die mit Abstand beste Cocktailbar Erlangens. Einfach von den Barkeepern beraten lassen und genießen. Clubs gibt es hauptsächlich fünf. Für alle Elektrofreunde, sowie Fans von 80-er und 90-er-Partys empfiehlt sich das E-Werk. Für alle die gerne auf Hip Hop und R’n’B tanzen, lohnt sich der Freitag im Paisley. Für Musik aus den Charts würde ich ins Zeitsprung, Zirkel oder in die Bombe gehen. Alle Clubs befinden sich an der Hauptstraße. Wem die Clubs zu klein sind, der kann nach Nürnberg ins Mach1 (Mainstream), WON (Hip Hop,Black, R’n’B) oder in die Rakete (Elektro).
[seitenumbruch]




Johannes , 23, studiert Lehramt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg

In Erlangen treiben sich unheimlich viele Studenten rum, manchmal könnte man meinen, die ganze Stadt besteht nur aus Uni und Siemens. Durch die vielen jungen Leute ist immer was los, doch in den Semesterferien kann sie schon mal zur Geisterstadt werden.

Bewährte Bars sind das "Kanapee" und das "Galileo", die abgefahrensten Cocktails gibt es jedoch in der "Zen-Bar". Danach geht's dann in den "Zirkel" oder die "Bombe". Wer einen ruhigeren Abend verleben will, dem sei das gemütliche "Manhattan" Kino empfohlen, in dem auch kleinere Streifen laufen und in dessen Café/Bar man anschließend noch ausgiebig über den Film quatschen kann.

Die Woche lässt man am besten ausklingen, indem man sich sonntags in den Schlossgarten lümmelt und einem der kostenlosen Konzerte lauscht (auch der botanische Garten ist zum Entspannen bestens geeignet) um dann am Abend ins E-werk zu ziehen und dort auf einer kleinen Leinwand mit anderen Krimibegeisterten den "Tatort" anzuschauen.

Generell hat das E-werk immer was zu bieten, von kostenlosen Konzerten über Flohmärkten bis hin zu dicken Partys. Und wer sein Fahrrad - in Erlangen fährt jeder Fahrrad - selbst reparieren möchte, der kann das nebenan tun, wo einem kostenlos Werkzeug und guter Rat zur Verfügung gestellt werden. Interessante Ausstellungen für wenig Geld finden sich im "Kunstpalais" am Marktplatz. 

Doch brave StudentInnen studieren natürlich auch und wer sich deshalb eine kleine Verschnaufpause gönnen möchte, für den sind die "Yoghurt-Bar" und das "Süß&Würzig" direkt neben der Hauptbib perfekt. Ersteres bietet abgefahrene Suppen im Winter und leckeres Frozen-Yoghurt-Eis im Sommer an und beim zweiten kommen unter anderem Veganer voll auf ihre Kosten. Den weltbesten Kaffee macht "Amir der Kaffeemann" und die größten Eiskugeln gibt es im "Eishaus". 

Die schönste Facebook-Parodie seit langem

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Wir bitten bei diesem Text im Voraus um Entschuldigung für eventuelle Rechtschreibfehler. Kann sein, dass wir uns angesteckt haben, in der letzten Stunde, die wir hauptsächlich damit verbracht haben, eine der lustigsten Facebook-Seiten durchzuscrollen, die uns seit langem untergekommen ist: „Nachdenkliche Sprüche mit Bilder“. Genau, Bilder, nicht Bildern. Ohne n.

Die Seite besteht größtenteils aus kitschigen bis dämlichen Sinnsprüchen, die einen orthografischen Totalschaden erlitten haben und dann auf stimmungsvolle Bilder montiert wurden. Bilder, die wir alle schon in unseren Timelines gesehen haben. Seiten wie MadeMyDay.com spülen sie tagtäglich ins Netz und ernten damit Zehntausende Likes, weil es leider zu viele Menschen gibt, deren Mausfinger auf billige emotionale Reize mit einem Klick auf den Share-Button reagieren.





Diese Seiten sind die Tränendrüsen des Internets, die Rosamunde-Pilcher-Filme von Facebook - und deshalb tut es so wahnsinnig gut, dass sie jemand jetzt so schön parodiert:
















 

Christian Helten

Serienreif!

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Früher, da war München ja mal wichtig, wenn es um Serien ging. War ein Ort für Geschichten, die so nur hier spielen konnten. „Kir Royal“, „Monaco Franze“ – alles Achtzigerjahre. Gut möglich aber, dass sich jetzt wieder was bewegt: Mit dem Seriencamp (15. bis 18. Oktober) kommt das „Internationale Festival für Serien und TV-Kultur“ an die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF). Mehr als 20 Serien aus der ganzen Welt sind zu sehen, darunter auch ein paar Deutschlandpremieren und exklusive Previews. Alles kostenlos. Auf dem „Professional Day“ (Fr., 16. Okt.) präsentieren die Regisseurin Natalie Spinell und der Schauspieler Felix Hellmann außerdem „Urban Divas“, eine Mini-Serie, die sie gemeinsam geschrieben haben. Es geht um die verzweifelte Suche nach Liebe in München. Die Pilotfolge ist Natalies Abschlussarbeit an der HFF. Ein Gespräch über die Stadt als Schauplatz für Serien.




   
jetzt.de: Ist ganz schön lang her, dass München beim Thema Serien wirklich wichtig war, oder?
Natalie:„München 7“ gibt es aktuell noch. Und „Im Schleudergang“.
 
Sind jetzt aber beide nicht der erste Gedanke beim Thema „München“ und „Serien“.
Natalie: Stimmt schon. Da denkt man immer noch an „Monaco Franze“ oder „Kir Royal“.
Felix: Ein bisschen schade ist das schon, dass die Sendungen, die die Stadt am meisten repräsentieren, 30 Jahre alt sind.
 
Warum ist das so?
Natalie: Ich glaube, um das zu verstehen, muss man erst verstehen, warum die damals so gut funktioniert haben.
 
Nämlich?
Felix: Weil Helmut Dietl sie erzählt hat. Ein Regisseur, der hier extrem verwurzelt war und diese Stadt geliebt hat wie kaum einer sonst. Der hat mit dem Monaco Franze eine Hommage geliefert, an seine Heimat. An das Lebensgefühl München. An seine Traumstadt. Der hat das so gefühlt und er wollte dieses Gefühl unbedingt anderen vermitteln. Nur dann kann etwas Emotionales entstehen.
Natalie: Man spürt Dietls eigene Lebenserfahrungen in und mit dieser Stadt in quasi jedem Moment.
Felix: Das funktioniert nur, wenn ein Regisseur wirklich tief in seiner Stadt drinsteckt.
 
Aber jetzt gibt es hier ja schon lange eine ganz, ganz wichtige Filmhochschule mit vielen jungen Absolventen . . .
Natalie: (lacht) . . . ich weiß schon, was du sagen willst . . .
. . . und unter denen fand sich jahrzehntelang niemand, der diese Stadt genug liebt, um wieder was mit ihr zu machen?
Natalie: Ich habe manchmal tatsächlich das Gefühl, dass man in Künstlerkreisen diese Stadt lange nicht lieben durfte. Es wurde viel schlechtgeredet, weil angeblich nicht genug Kultur da ist. Ich finde das lächerlich. Aber auch ich habe mich zum ersten Mal im filmischen Sinn mit der Stadt beschäftigt, als die Idee zu unserer Serie kam.
Felix: Und es kommt noch etwas hinzu: Es ist schwieriger geworden, München wirklich zu definieren.

Was meinst du damit?
Felix: Ich glaube, früher stand die Stadt eindeutiger für ein bestimmtes Lebensgefühl. Das war sicher auch schon ein Klischee. Aber ein sehr tragfähiges. Einerseits hat sich an dem wohl ganz wenig verändert: Es gibt immer noch die Schickeria-Werte von früher. Die sehen vielleicht ein bisschen anders aus, aber die Logik ist immer noch dieselbe. Gleichzeitig hat sich aber auch viel verändert: Früher sind die Künstler nach Schwabing gezogen, jetzt ziehen sie eher nach Berlin. Andererseits: Wenn man ganz aktuell sieht, wie die Menschen hier den Flüchtlingen helfen, welche Solidarität die Stadt da zeigt, kann ich mich schon gut mit der Stadt identifizieren. Das macht es viel schwerer, zu sagen: „München ist genau so oder so eine Stadt“. Gerade, wenn man selbst hier wohnt.
 
Damit eine Stadt als Kulisse für eine Serie funktioniert, muss sie also klar für etwas stehen?
Felix: Sie braucht ein Gesicht, ja. Eine klar benennbare Eigenschaft, mit der man dramaturgisch arbeiten kann.




Natalie Spinell, 33, spielte acht Jahre lang die Tochter von Michaela May im Münchner „Polizeiruf 110“. Demnächst ist sie im ARD-Film „Das Programm“ zu sehen. Seit 2007 studiert sie Spielfilmregie an der HFF.
 
Und welche ist das für euch heute?
Natalie: München ist eine Familienstadt. Du wirst hier überall konfrontiert mit dem Bild der perfekten Familien.
Felix: Heile Welt.
Natalie: Und wie immer, wenn es irgendwo vermeintlichen Perfektionismus gibt, sind dahinter ein paar spannende Abgründe. Und wir zeigen, was passiert, wenn die heile Welt mal kaputtgeht.
 
Warum habt ihr da eine Serie draus gemacht? Es ist ja das erste Mal, dass jemand als Abschlussprojekt an der HFF einen Piloten dreht. Weil Serien gerade überall ein so großes Thema sind?
Natalie:Überhaupt nicht. So kalkuliert könnte ich gar nicht arbeiten. Ich wollte eigentlich einen Kurzfilm über eine Frau schreiben, die – nachdem eine langjährige Beziehung zerbricht – ziemlich „desperate“ ist. Lou, so heißt die Protagonistin, versucht verzweifelt, ihren ursprünglichen Plan einer glücklichen Familie weiterzuverfolgen. Und läuft dafür entsprechend verbissen durch München und sucht nach einem passenden Mann.
Felix: Eine krampfhafte Suche nach dem Glück, die natürlich nicht aufgehen kann.
Natalie: Weil ihr jeder schon an der Nasenspitze ansieht, dass sie unter Druck auf der Suche ist. Wobei ganz wichtig ist, dass wir das tragisch-komisch beleuchten. Wir zeigen Situationen, mit denen sich jeder in irgendeiner Form identifizieren kann. So was wie: „Oh Gott, stand ich damals wirklich auch schreiend vor seinem Haus?!“
Felix: Die Peinlichkeiten, die man eben produziert, wenn man unter Druck agiert – gerade unter selbstgemachtem –, können im Rückblick ja sehr komisch sein.
Natalie: Irgendwann haben wir jedenfalls gemerkt, dass ein Film nicht das richtige Format für diese Geschichte ist. Dass es eher sechs Kapitel sind, die zusammen eine Mini-Serie ergeben.

>>>Warum München einen ganz eigenen Druck aufbaut. Und welche Themen unter dem besonders gut funktionieren.<<<
[seitenumbruch] 
Und München macht es einem also besonders schwer, wenn man in so eine Situation kommt?
Natalie: Ich denke schon. München ist eine Stadt, in der es sehr ums Repräsentieren geht. Du sollst jemand sein, sollst etwas darstellen. Die Leute checken sich hier gegenseitig extrem ab. Dabei können sie auf deine Turnschuhe schauen. Oder darauf, dass man mit Mitte 30 gefälligst in einer schönen eigenen Wohnung zu leben hat, mit einer schönen eigenen Familie. Und nicht mehr in einer WG.
 
Ist das Repräsentative auch in unserer Generation noch wichtig?
Natalie: Gerade da. Die Statussymbole sind nur andere – das Auto funktioniert vielleicht nicht mehr so, weil sich Car-Sharing als sinnvoll empfundenes Modell durchsetzt. Aber dafür ist das private Lebensmodell viel wichtiger geworden. Du musst es schaffen, mehrmals im Jahr weit in den Urlaub zu fahren. Weil du der Welt ja zeigen willst, was für eine geile Work-Life-Balance du bei allem Stress noch hinbekommst. Und wie gut du dich trotz allem noch um dein Kind kümmerst. Und du brauchst einen Job, mit dem du das alles finanzieren kannst. München baut da ja einen zusätzlichen Druck auf. Du musst hier zu allem anderen noch diese horrenden Mieten stemmen.
Felix: Die Stadt ist sehr leistungsorientiert. Sehr perfektionistisch. Auch und besonders im familiären Bereich.




Felix Hellmann, 37, ist Theater- und Fernsehschauspieler (unter anderem „Shoppen“ oder „Der letzte schöne Herbsttag“). Aus seinem Drehbuchprojekt mit dem Arbeitstitel „Bamboo“ wird gerade ein Kinofilm.
 
Die Stadt treibt durch ihr Wesen also die Handlung voran.
Felix: Ganz genau. Wenn das in Duisburg spielen würde, wäre es eine ganz andere Erzählung. Da wären andere äußere Faktoren, die dir Stress bereiten. Wir wollten möglichst viel sozialen Stress für unsere Hauptfigur. Und das geht für diese Geschichte in München am besten.
Natalie: Was München für diese Serie außerdem so interessant macht, ist, dass es eine vordergründig sehr sichere Stadt ist. Du könntest hier wohl auf fast jeder Wiese übernachten, ohne dass dir was passiert.
 
Und damit hat man mehr Kapazitäten für andere Ängste?
Natalie: Genau. Du holst dir woanders die Ängste her. Zum Beispiel eben in Bereichen wie Ansehen. Du kannst hier eben nicht einfach sagen: „Leute, ich bin einfach gerade krass desperate!“ Es fällt einem doch wahnsinnig schwer, hier zuzugeben, dass gerade nicht alles stimmt bei einem.
Felix: Aber Lou, um das noch mal klar zu machen, kämpft nicht nur damit, sondern vor allem mit dem Problem, wieder einen entspannten Zugang zur Liebe zu finden. Bei sich zu bleiben, sie selbst zu sein.
 
Holt Deutschland bei der Serienkultur im Vergleich zu den USA jetzt eigentlich tatsächlich auf? Wird ja gerne behauptet gerade.
Felix: Ich glaube, es geht gar nicht drum aufzuschließen. Das klingt mir zu sehr nach Imitation. Klar haben wir im Vergleich zu den USA 20 Jahre Serienkultur verschlafen. Viel wichtiger als die jetzt blind aufzuholen, ist aber, Geschichten zu erzählen, in denen die Identität des Landes mitschwingt. Lasst uns lieber authentisch deutsche Geschichten erzählen.
Natalie: Dafür, und da wären wir wieder bei Dietl, muss das Thema hier verankert sein. Man muss das erzählen, was den Menschen hier wirklich widerfährt.
Felix: Natürlich ist es trotzdem wichtig, den Anspruch zu heben. Nicht nur die klassische Vorabendserie zu produzieren, sondern zu merken: Die Leute wollen etwas anderes. Sie wandern ab, wenn du’s ihnen nicht gibst. Und man muss deshalb mehr investieren. Mehr Zeit. Mehr Mut. Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Man muss sich nur trauen.
Natalie: Leider wurden lang Dinge gemacht, weil irgendwer gesagt hat: „Wir brauchen jetzt eine Serie zu diesem oder jenem Thema.“ Oder, noch schlimmer, noch nicht mal zu einem konkreten Thema, sondern einfach nur: „Wir brauchen jetzt etwas, das hier oder dort spielt. Schreib da mal was zu.“ Natürlich freut sich da jede Produktionsfirma und schreibt dann irgendwas. Aber eben nichts, das dem Autor wirklich am Herzen liegt. Es braucht aber eine Liebe zur Geschichte. Das fehlt bei Auftragsarbeiten oft.
 
Moment: Fangen hier Projekte tatsächlich damit an, dass irgendwo Geld herumliegt, das für irgendwas ausgegeben werden muss?
Felix: Eher damit, dass auf einmal möglichst schnell etwas „Neues, Innovatives“ gezaubert werden soll.
Natalie: Und dafür gibt es eventuell sogar Geld – aber keinerlei Zeit.
Felix: Es gibt aber auch Redaktionen, die dem Herzblut, der Intuition und den Visionen eines Autors vertrauen. Und nicht nur der Marktforschung. Und das wird mehr. Man merkt, dass zum Beispiel „Weissensee“ einer Vision entsprungen ist . . .
. . . eine ARD-Serie, die die letzten Jahre der DDR am Beispiel einer zwischen Regimetreue und Freiheitsdrang gespaltenen Familie erzählt . . .
Felix: . . . die hat eine wahnsinnige Kraft. Bei vielen anderen Serien ist das nicht so.
 
Hat eure Serie da Chancen?
Felix: Ich sage jetzt einfach mal: ja. Es fühlt sich so an, als würden alle wollen. Aber die Bürokratie ist vielleicht noch nicht soweit: Jetzt fangen schon HFF-Studenten an, Serien rauszuschießen. Das ist ja etwas umfangreicher als ein normaler Abschlussfilm.
Natalie: Wir sind gerade in der klassischen Situation, dass wir mit Sendern reden – und davon noch nichts erzählen dürfen. Aber wir sind zuversichtlich.

Wer hat die Wahl?

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Alle lächeln. Die ganze Zeit. Besonders, als die Gegendemonstrierenden, deren Sitzblockade gerade von der Polizei geräumt wurde, ihnen weiterhin ihre Parolen entgegenrufen. Die Teilnehmer des „Marschs für das Leben“ tragen weiter unbeirrt ihre großen weißen Holzkreuze in Richtung Berliner Dom. So, als wollten sie sagen: Jesus liebt auch euch.

Der Platz vor dem Bundeskanzleramt ist an diesem Septembersamstag voll mit grünen Luftballons. 5000 sogenannte „Lebensschützer“ haben sich nach Angaben der Polizei (7000 nach Angaben des Veranstalters) hier heute versammelt, um gegen Abtreibungen zu demonstrieren. Auf ihren grünen Schildern kleben neben Slogans wie „Abtreibung ist Unrecht“ und „Selbstbestimmung ist nie grenzenlos“ auch süße Babyfotos. Auf dem Podium spricht eine Frau, die selbst abgetrieben hat. Sie erzählt davon, wie sehr sie es heute bereut und wie Gott ihr verziehen hat.





Es ist das elfte Mal, dass sich die Lebensschutzbewegung zum „Marsch für das Leben“ trifft. 2002 fand die Demo das erste Mal statt, 800 Teilnehmer waren es damals. Danach wurde die Veranstaltung zunächst alle zwei Jahre wiederholt, seit 2008 jedes Jahr. Die Bewegung hat Zulauf, die Teilnehmendenzahlen steigen kontinuierlich. Papst Franziskus hat seine Unterstützung ausgesprochen, zahlreiche Bischöfe und Abgeordnete senden jährlich Grußworte. Die meisten von ihnen gehören der CDU/CSU an, aber auch AfD-Mitglieder unterstützen den "Marsch für das Leben". Die Menge ist auffallend durchmischt: Menschen verschiedenster Altersstufen und Geschlechter finden sich unter den Demonstrierenden, Geistliche in ihren Priestergewändern ebenso wie junge Paare, Familien mit kleinen Kindern und Gruppen von Jugendlichen mit Dreadlocks. Auch viele junge Frauen sind dabei.

Um das Thema "Abtreibung" wurde es die letzten Jahre ruhig. Die Lebensschutzbewegung hat sich hingegen verändert



Über 40 Jahre ist es her, dass prominente Frauen im Stern erstmals bekannten: „Wir haben abgetrieben“. Vor 20 Jahren wurde endgültig die umkämpfte Fristenregelung in der BRD verabschiedet, nach der Abtreibungen bis zur zwölften Woche und nach vorhergehender Beratung straffrei sind. Die Möglichkeit zur Abtreibung erscheint somit in Deutschland seit langem selbstverständlich. Aus feministischer Sicht eine große Errungenschaft. Und nun auf einmal also dieser zunehmende Widerspruch gegen die Dinge, die die Generation unserer Großeltern mühevoll erkämpft hat. Warum?





Dr. Ulrike Busch forscht an der Hochschule Merseburg zu ungewollten Schwangerschaften, zusammen mit Prof. Dr. Daphne Hahn hat sie vergangenen Dezember das Buch „Abtreibung – Diskurse und Tendenzen“ herausgebracht hat. Nach der Reform des Paragraphen 218 in den 1990er Jahren sei es von feministischer Seite relativ ruhig um das Thema Abtreibung geworden, sagt Busch. Viele junge Frauen wüssten noch nicht einmal, dass es einen Paragraphen 218 gibt, nach dem Abtreibung nach wie vor eine Straftat gegen das Leben und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei ist. "Die Lebensschutzbewegung hat sich hingegen verändert", stellt die Professorin fest. „Früher waren es die üblichen Verdächtigen, alte Herren und Damen mit weißen Kreuzen. Inzwischen hat sich die Bewegung partiell säkularisiert und zieht immer mehr moralisch engagierte junge Leute an."





Eine davon ist Froni, 16, die mit zwei ihrer Freundinnen extra aus Bayern nach Berlin gereist ist, um am Marsch für das Leben teil zu nehmen. Ihr Hauptgrund, zur Demo zu kommen: „Die Gemeinschaft und dass so viele junge Leute teilnehmen“ – und natürlich das Thema. Ihre Freundin Magdalena, 17, sagt: "Es passieren so viele Morde, bei denen man gar nicht merkt, dass es Morde sind". Auch im Falle einer Vergewaltigung wäre Magdalena gegen Abtreibung: „Es gibt immer andere Möglichkeiten als einen Mord zu begehen“. Falls das Leben der Mutter in Gefahr ist, sei es natürlich schwieriger, dennoch ist sie der Meinung: „Eine richtige Mutter liebt ihr Kind so sehr, dass sie auch ihr eigenes Leben hingeben würde“. Einer aktuellen Umfrage vom Bundesamt für Statistik zufolge, sind nicht alle Jugendlichen in ihrer Haltung so klar, wie Froni und Magdalena. Auf die Frage „Käme eine Abfragung für dich infrage?“ antworteten 40 Prozent der Jungs und 35 der Mädchen mit „Ich weiß es nicht.“ Die Antwort „Auf jeden Fall“ hatte nur etwas mehr Zustimmung als „Auf keinen Fall.“ Der Kampf um die Meinungshoheit bei dem Thema ist also weiterhin nicht entschieden.

>> Auf der nächsten Seite: Was der Marsch fürs Leben mit Pegida und der AfD zu tun hat >>
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Laut Beatrix von Storch brauchte das Thema Lebensschutz einfach seine Zeit, „um in dem Bewusstsein der Menschen anzukommen" Und die sei jetzt gekommen. Von Storch ist Europaabgeordnete der Afd und führte den „Marsch für das Leben“ dieses Jahr gemeinsam mit dem Organisator Martin Lohmann an. Schon 2014 trug sie das Fronttransparent. Die wachsenden Teilnehmerzahlen, so von Storch, seien auch als Reaktion auf aktuelle politische Entwicklungen zu deuten, wie zum Beispiel die Debatte um Sterbehilfe. „Immer mehr Menschen sehen das Paradox zwischen der großen Debatte um die demographische Misere in Deutschland und dem parallel stattfindenden großen Schweigen zu 100.000 Abtreibungen pro Jahr", sagt von Storch. Dass die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland seit Jahren kontinuierlich sinkt, erwähnt sie nicht.

Tatsächlich ist Abtreibung nicht das einzige Thema, dem sich die Lebensschutzbewegung angenommen hat. Ulrike Busch erklätz, ihr Erfolg liege „unter anderem darin, dass sie gezielt Themen identifizierten, die den Zeitgeist treffen und diese aus einer konservativen Position heraus für sich besetzten: Pränatale Diagnostik, Reproduktionsmedizin, Inklusion, Sterbehilfe.“ Dabei benutzen sie allerdings nicht mehr ausschließlich veraltete Argumentationsstrategien wie "Wer abtreibt, kommt in die Hölle", sondern weltliche Argumente - wie den genannten demographischen Wandel. So besetzt die Lebensschutzbewegung Themengebiete, die auch Bewegungen wie Pegida, die Elterninitiativen gegen die Vermittlung sexueller Vielfalt an Schulen und Parteien wie die Afd beschäftigen. Sie alle fangen mit ihrer „das wird man doch noch sagen dürfen“-Rhetorik diejenigen auf, die Angst vor dem Zeitgeist haben, der langsam an ihnen vorbeischreitet.

Zu einem Interview mit jetzt.de zeigte sich Lohmann nicht bereit – seine Bedingung war die Herausgabe der privaten Kontaktdaten der Autorin



Die neue Themenvielfalt der Lebensschutzbewegung findet sich auch in den Slogans bei der Kundgebung in Berlin wieder: Neben „Inklusion statt Selektion“ wird auch über Geflüchtete gesprochen. Von einer „Willkommenskultur für Babys“ ist zu lesen. Eine der Rednerinnen auf dem Podium ist die Mutter eines Kindes mit Trisomie 21. „Ist auch ein ganz lieber Kerl, der Joshua“, sagt Moderator Martin Lohmann über ihren Sohn, als bedürfe es dieser Argumente, um Joschuas Recht auf Leben zu bekräftigen.

Lohmann ist der Vorsitzende des Bundesverband Lebensrecht e.V., dem deutschlandweit 14 Vereine angehören und der den jährlichen Marsch organisiert. Er ist der Kopf der Bewegung gegen Abtreibung. Sein Gesicht ist überall zu sehen, seine Statements überall zu lesen, wo es um den „Marsch für das Leben“ geht. Bis 2013 war der Publizist und Kolumnist bei der Bild-Zeitung Mitglied der CDU – bis er austrat, weil er die christlichen Werte von der Parteiführung vernachlässigt sah. Zu einem Interview mit jetzt.de zeigte sich Lohmann nicht bereit – seine Bedingung war vorab die Herausgabe der privaten Kontaktdaten der Autorin.

Auf der Kundgebung spricht er mit eindringlich langsamer, betont sanftmütiger Stimme. In seiner Ansprache fallen Worte wie Toleranz und Respekt, er erwähnt das Recht auf Leben von Geflüchteten und spricht sich explizit gegen Fundamentalismus und Extremismus aus. Zusammen mit den grünen Schildern und Luftballons fügt sich alles perfekt zusammen zu einem Bild von politisch gemäßigter, positiver, lebensbejahender Friedfertigkeit. Ein anknüpfungsfähiges Bild.

„Die Lebensschutzbewegung inszeniert sich geschickt auf sehr moralisierende Weise, als Wächter über das Gute“, beobachtet Ulrike Busch. Menschen, die sich in der Situation einer ungewollten Schwangerschaft befänden, würde das nicht gerecht. Die aggressive und manipulative Art von „Lebensschützern", Frauen moralisch unter Druck zu setzen, könne Frauen durchaus psychisch belasten.

„Das Gute am Schlechten“, so Busch, sei dass die junge queerfeministische Bewegung das Thema Abtreibung jetzt wieder aufnehme und sehe, „dass hier nicht alles erledigt ist“. Das tut sie in der Tat. Die glitzerwerfenden Gegendemonstranten sind in der Unterzahl, zwischen 1700 und 2500, doch sie sind wild entschlossen. Zwei Stunden lang halten sie den „Marsch für das Leben“ auf dem zentralen Boulevard Unter den Linden blockiert, bis die Polizei ihre Sitzblockaden räumt.

Wenn München ein Seriencharakter wäre, ...

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Vergleiche sind wichtig. Durch Vergleiche merken wir, wer wir sind und wo wir stehen. Das gilt auch für Städte. Deshalb haben wir Teilnehmer und Verantwortliche beim Seriencamp gebeten, diesen Satz zu vervollständigen:




„Wenn München ein Serien-Charakter wäre, dann . . .“


 
. . . Sheldon Cooper („The Big Bang Theory“): Weil er der Klassenbeste ist, ziemlich schrullig und pedantisch, aber trotzdem irgendwie gemocht wird.
(Malko Solf, 38, Festivalleiter Seriencamp)
 
. . . Hank Moody („Californication“): Weil er die richtige Mischung aus Genuss, Sexappeal und literarischem Gespür darstellt.
(Anna Katharina Brehm, 33, Organisatorin „Professional Day“, Seriencamp)
 
. . . Don Draper („Mad Men“): schicke Fassade, viel Erfolg, aber eine sehr dunkle Vergangenheit, der er sich nicht entziehen kann.
(Christopher Büchele, 42, Head of Communication Seriencamp)
 
. . . Maura Pfefferman („Transparent“), weil auch in Münchens Brust zwei Seelen leben.
(Simone Schellmann, 24, Organisation Seriencamp)
 
. . . Adrian Monk („Monk“), weil zu einer seiner vielen Zwangshandlungen auch extreme Reinlichkeit gehört.
(Uwe Mailänder, 24, Mitarbeiter beim Seriencamp)

. . . Dr. Hannibal Lecter („Hannibal“): schick, gebildet und mondän. Hat aber kein Problem damit, Menschen zu fressen, während der Schampus auf Trinktemperatur runtergekühlt wird.
(Gerhard Maier, 38, Programmdirektor Seriencamp)
 
. . . der Monaco Franze. Helmut Dietl ist es einfach perfekt gelungen, die Mischung aus Oberflächlichkeit, Schlitzohrigkeit und Hedonismus zu einer trotzdem sympathischen Figur zu verknüpfen. Denn das ist es, was München ausmacht: trotz aller Macken, Exzesse und Widersprüche ein Ort, an dem sich jeder wohlfühlen kann.
(Philipp Walulis, 35, Satiriker; Panel: „Peinliche Plagiate“)
 
. . . Antoine Batiste („Treme“), ein talentierter Blechbläser und gutmütiger Lebemann, der zu feiern versteht – vielleicht mit etwas mehr beruflichem Erfolg.
(Dr. Daniela Schlütz, 47, seriesly Awesome; Panel: „Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien“)
 
. . . wäre es eine oberbayerische Ausgabe von Alfred Tetzlaff („Ein Herz und eine Seele“). München steht für Spießigkeit und Chauvinismus, Eigenschaften, die ein Alfred Tetzlaff nur zu gerne als seine eigenen bezeichnen würde. Auch das „Granteln“ dürfte einem Alfred Tetzlaff wohl bekannt sein.
(Tobias Ludolph, 36, seriesly Awesome; Panel: „Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien“)

. . . würde er von Christoph Maria Herbst verkörpert werden, der mit einem Bauchladen mit Brezn und Bier bestückt die Loslösung seiner selbst von Deutschland verkündet. Spießig, arrogant, aber auf irgendeine Weise sympathisch.
(Kira Wulfers, 26, seriesly Awesome; Panel: „Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien“)
 
. . . Mr. Fischoeder („Bob’s Burgers“): fein gekleidet, die Nase gen Himmel gestreckt aber hintenraus deutlich dreckiger als er es allen weismachen möchte.
(Maik Zehrfeld, 29, seriesly Awesome; Panel: „Spoiler Alert – Ein augenzwinkernder Blick auf die moderne Vorwegnehm-Kultur“)
 
. . . ein Typ wie Hank Moody („Californication“): immer cool und voller Probleme, mit jeder Menge schöner Frauen gesegnet, dem Alkohol nicht abgeneigt, dazu kreativ, dickköpfig und selbstzerstörerisch.
(Michael Braun, 40, seriesly Awesome; Panel: „Soundtrack in Serien – Der Faktor Musik“)
 
. . . Rajesh Koothrappali („The Big Bang Theory“): introvertiert, aber in Kombination mit Alkohol ein Paradebeispiel an uneingeschränkter Völkerverständigung.
(Kien Nguyen, 29, seriesly Awesome; Panel: „Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien“)
 
. . . würde die Wahl auf Scotty von der Enterprise fallen. Er ist zwar allseits beliebt, trotzdem sind alle froh, dass er im Raumschiff ganz unten, weit entfernt von allen anderen sein Dasein fristet.
(Jonas Walkenbach, 33, seriesly Awesome; Panel: „Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien“).

  >>>„Wenn München eine Serie wäre, dann . . .“<<<
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Wenn München eine Serie wäre, dann ...



... „Der Prinz von Bel Air“ – viele Reiche und ein paar Bekloppte.
(Malko Solf, 38, Festivalleiter Seriencamp)

... „Nummer 6 – The Prisoner“, weil auf der Insel der Seligen, auf die es die Hauptfigur verschlägt, alles zu schön ist, um wahr zu sein und darüber hinaus eine Flucht schier unmöglich ist.
(Christopher  Büchele, 42, Head of Communication Seriencamp)





... „Friends“, weil das Baader Café mein Central Perk ist.
(Simone Schellmann, 24, Organisation Seriencamp)


... „Real Humans“, weil sich hier auch roboterhaft wirkende Zeitgenossen irgendwann als ganz schön menschlich entpuppen.
(Anna Katharina Brehm, 33, Organisation „Professional Day“; Seriencamp)


... „Miami Vice“, weil München über die gleiche Mischung aus Blau und Weiß und über eine ähnlich schillernde 80ies-Historie verfügt.
(Uwe Mailänder, 24, Mitarbeiter Seriencamp)


... eine Mischung aus „Broad City“ und „It's Always Sunny in Philadelphia“: Ein bisserl Möchtegern-Hipster, ein bisserl Assel, aber immer witzig.
(Gerhard Maier, 38, Programmdirektor Festivalcamp)

… Kir Royal. Auch wenn das jetzt schon 30 Jahre zurück liegt, es hat sich nichts geändert. Beruhigend und erschreckend zugleich.
(Philipp Walulis, 35, Satiriker, Panel: Peinliche Plagiate)


… falsche Frage, München IST eine Serie: Kir Royal. Wer reinkam, bestimmte Baby Schimmerlos.
(Dr. Daniela Schlütz, 47, seriesly awesome,  Panel: “Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien”)


… wäre es eine Mischung aus Dallas und Denver Clan. Die selbsternannte Münchner Elite und der politische Filz der CSU der letzten Jahrzehnte streitet wie eh und je um Macht, Einfluss und schwarze Konten. Zudem sieht sich die Stadt wie ihr Serienvorbild zu Höherem berufen. Wie ihre Bewohner. Die Southfork Ranch ist dann natürlich die Staatskanzlei und Blake Carrington wird von Horst Seehofer verkörpert. Mit oder ohne die Altersmilde des Serienvorbildes wird man noch sehen müssen.
(Tobias Ludolph, 36, seriesly awesome,  Panel: “Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien”)


… wäre es eine Mischung aus Rote Rosen und House of Cards – nur halt in Bayern: Redundanz trifft auf politische Machtbesessenheit, irgendwie abstoßend und anziehend zugleich.
(Kira Wulfers, 26, seriesly awesome,  Panel: “Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien”)


… wäre sie "The Walking Dead". Zumindest zu Zeiten der Wies'n... Taumelnde Bier-Erkrankte Walker und die Rückbesinnung auf Urinstinkte und das blanke Überleben!
(Maik Zehrfeld, 29, seriesly AWESOME, Panel: “Spoiler Alert – Ein augenzwinkernder Blick auf die moderne Vorwegnehm-Kultur”)

... wäre sie ein Mystery-Stück à la „Lost“: Eine Stadt wie eine Insel im Nirgendwo, mit markanten Leadern, durchtriebenen Akteuren, hochtalentierten Wissenschaftlern und voller unerklärbarer Mysterien, mit Menschen ohne Hoffnung auf ein Entkommen und doch voller Sehnsucht auf Rückkehr.
(Michael Braun, 40, seriesly awesome,  Panel: “Soundtrack in Serien  - Der Faktor Musik”)


… wäre sie "Falling Skies": mit allen verfügbaren Mitteln die eigene Ideologie mit einem kräftigen Anstrich Patriotismus durchprügeln und Spaß dabei haben.
(Kien Nguyen, 29, seriesly AWESOME,  Panel: “Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien”)


... ist sie wie der japanische Fußballmanga „Captain Tsubasa“: Obwohl man ständig nur mit sich selbst beschäftigt ist, gewinnt man zum Leidwesen der anderen Vereine viel zu oft am Ende das Spiel.
(Jonas Walkenbach, 33, seriesly awesome,  Panel: “Serien-Slam – wir bauen unsere eigenen Serien”)

Was bleibt ...

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Alte Frage. Sehr alt. Gefühlt schon tausendmal gestellt: "Wieso schaffen es nicht mehr Frauen nach ganz oben?" Der Clip des britischen Modemagazins Elle UK beantwortet die Frage zwar nicht (wäre auch viel verlangt), bringt aber die endlose Debatte um Frauen in Führungspositionen in nur 45 Sekunden auf den Punkt. Und zwar in sehr elegant:

http://www.youtube.com/watch?t=10&v=GEKo22ryWxM
 
Er zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel, umringt von Männern – und plötzlich ohne sie. Allein. Er zeigt UN-Botschafterin Emma Watson (besser bekannt als Hermine aus „Harry Potter“) in der UN-Versammlung: Die einzige Person, die übrig bleibt, wenn man alle Männer aus dem Foto löscht.
 
Sowohl in der Geschäftswelt und Politik als auch in der Musik, Kunst und in den Medien seien Frauen Männern zahlenmäßig unterlegen, schreibt Elle UK und fordert unter dem Hashtag #MoreWomen: "There's room for more of us at the top". Sieht man ja: Platz wäre da. Man muss ihn nur noch füllen. Vielleicht irgendwann sogar ausgewogen.

melanie-maier

"Die Sesamkörner sind dort, weil wir sie dort platzieren!"

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Das Schöne ist, dass es einen Feuilleton-Ausdruck dafür gibt: „Rekontextualisierung“. Wichtiges Wort! Nimmt den Vorgängen die Banalität. Intellektuelle Bands benutzen es, wenn sie alte Songs neu zusammengestellt herausbringen. Kuratoren benutzen es, wenn sie alte Bilder neu neben andere alte Bilder hängen. Wir benutzen es, wenn wir ein lustiges Video zeigen wollen, ohne dass es eine besondere Relevanz hätte. Außer Spaß.

http://www.youtube.com/watch?v=Sn276Zk5B40

Denn in diesem Buzzfeed-Clip wird Apple-Werbesprech, genau: rekontextualisiert. Mit Fast-Food. Möglicherweise, um das final beurteilen zu können, sind wir nicht tief genug in der Materie drinnen, wird auch das Fast-Food durch den Werbesprech rekontextualisiert. So oder so: wird alles was ganz anderes dadurch. Und eben witzig. Keine Ursache!

jakob-biazza

Wortschatztruhe "Sapiosexuell"

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Eigentlich klingt es traumhaft. Wenn man jemanden hohl findet, muss man zukünftig nicht mehr sagen "Du bist mir zu dumm“, sondern kann sich einfach auf einem charmanteren "Sorry, aber ich bin sapiosexuell“ ausruhen. Der Andere wird dann verständnisvoll nicken und weiterziehen, denn: Kann man ja nix für. Ist ähnlich als hätte man zu einem Typen gesagt: "Sorry, ich steh nur auf Frauen." Soweit die Theorie.

Praktisch ist wie immer alles viel schwieriger. Sapiosexualität - dieser Begriff wird gerade immer häufiger verwendet. Angeblich, um der immer größer werdenden Oberflächlichkeit unserer Dating-Welt wieder etwas entgegenzusetzen. Behaupten zumindest das Zeitmagazin und die Online Enzyklopädie für Psychiatrie und Pädagogik. Dort erfahren wir auch, dass der Begriff  "jene sexuelle Orientierung [bezeichnet], die mehr bzw. vorwiegend auf den Verstand eines anderen Menschen denn auf dessen Körper ausgerichtet ist, wobei die sexuelle Stimulation vor allem durch eine hohe Intelligenz erfolgt.“ Leser mit Lateinkenntnissen hätten diese Definition natürlich gar nicht gebraucht, weil sie ahnen: Das Wort "sapiosexuell“ kommt vom lateinischen "sapere“, also "wissen". Die ersten Sapiosexuellen unter uns sollte nun bereits erregt sein.

Glaubt man den weiteren Schilderungen der Online-Enzyklopädie, geben viele Menschen mittlerweile in ihrem Tinder-, Grindr- oder OKCupid-Profil den Hinweis "sapiosexuell“ an, um sich präventiv des Vorwurf zu erwehren, oberflächliche Sexisten zu sein, die ihre Dates nur nach dem Äußeren auswählen. Denn: Sie erregt nur Intellekt. Warum sie dann trotzdem auf Dating-Apps unterwegs sind, die primär darauf basieren, Menschen anhand von Fotos zu selektieren, erklärt die Enzyklopädie leider nicht. Aber vielleicht wischen die Sapiosexuellen da ja nur Menschen nach links, die sich ebenfalls als sapiosexuell im Profil outen. Was gleichzeitig widersinnig wäre, denn dass jemand auf intelligente Menschen steht, heißt ja nicht automatisch, dass er selbst auch für Sapiosexuelle interessant, ergo selbst intelligent ist.

Bleibt nur die Lösung, dass die Sapiosexuellen alle Menschen nach links wischen um dann im Dialog herauszufinden, wer klug ist. Das klingt aber so unwahrscheinlich, dass man ganz automatisch zu dem Gedanken kommen muss: Diese ganze angebliche Sapiosexualität ist nur ein Feigenblatt, das sich Hipstermenschen auf ihr Dating-Profil klatschen, um tiefsinnig zu wirken. Diese These wird durch den Fakt bestärkt, dass sapiosexuell ein Retrowort ist, das bereits seit 2002 im Urban Dictionary steht - jetzt also gerade wiederentdeckt wird. Sowas mögen junge hippe Menschen ja angeblich, Besinnung auf die echten Werte und so. 

So einfach kann man das alles dann aber leider auch nicht abtun. Denn: Sogar die Wissenschaft interessiert sich für Sapiosexualität. Der Psychologe Geoffrey Miller veröffentlichte 2014 einen im Zeitmagazin zitierten Artikel zum Zusammenhang zwischen Evolution und sexueller Selektion. Er meinte dabei den Beweis erbracht zu haben, dass die Spermaqualität eines Mannes positiv mit seinem IQ korreliert und Männer nur deswegen Humor und Intellekt ausgebildet hätten, um auf die Qualität ihres Spermas hinzuweisen. Sapiosexuelle Frauen zögen also einen Vorteil aus ihrer Sexualpräferenz, da sie sich nur mit Männern paaren würden, die gutes Sperma haben – um das zu erkennen, müssen sie allerdings ebenfalls intelligent sein.

Ist das mit der Sapiosexualität also doch ein unvermeidliches Schicksal? Etwas, das Betroffene von Natur aus zwingt, nur mit klugen Menschen zusammenzutun?

Die Antwortet lautet natürlich: nein. Empirischer Beweis Nummer eins: Evolution bedeutet Veränderung. Wir (oder hoffentlich die meisten unter uns) schließen ja auch nicht mehr Menschen als Partner aus, nur weil ihr Becken nicht gebärfähig wirkt oder er schlecht sieht und uns deshalb kein Wildschwein mehr jagen kann. Zum Glück. Empirischer Beweis Nummer zwei: Einfach mal im eigenen Kopf durchgehen, mit wie vielen Menschen man was hatte, die sehr schön aber vielleicht doch nicht ganz so helle waren. Kann ja gut sein, dass das nicht die Partner fürs Leben waren. Aber man kann zumindest nicht behaupten, man hätte nicht die Wahl gehabt. Und wer noch einen dritten Beweis braucht: Konfrontiert mit der These des guten Spermas bei intelligenten Männern antwortet Sexualforscher Ulrich Clement im Zeitmagazin nur dröge: "Um diese These zu vertreten, braucht es jedenfalls Humor!" Und der muss es ja nun wirklich wissen.

Pillepalle

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Druff, druff, druff, druff, druff. So heißt es im Refrain von DJ Lützenkirchen. Genau so oft dürfen die Besucher des diesjährigen Amsterdam Dance Event (ADE) druff sein, ohne mit rechtlichen Folgen rechnen zu müssen: fünf Mal. Auf dem Musikfestival, auf dem dieses Jahr Tiesto, Paul Oakenfold und David Guetta auflegen, ist nun dank einer kontroversen Entscheidung der Stadt der Besitz von bis zu fünf Ecstasypillen möglich. Jährlich besuchen das Festival 350.000 Menschen – die dürfen noch bis Sonntag in den verschiedenen Clubs und Eventlocations der Stadt knapp zwei Millionen Pillen mit sich führen. Das sind zwei Millionen Highs. Ganz am Rande: Eigentlich geht es hier um Musik.



Vier Tage wach: Mit fünf Ecstasypillen lässt sich das Festival problemlos durchfeiern.

Dass die Kombi Dance und Drogen besonders auf Festivals beliebt ist, ist bekannt. Harte Drogen, so betont auch das ADE, seien in den Niederlanden weiterhin illegal – nur die strafrechtliche Verfolgung des Besitzes ist bei bis zu fünf Pillen nun außer Gefecht gesetzt. Mit der Toleranzklausel scheint Amsterdam den Drogenkonsum nicht verhindern, sondern vielmehr transparenter gestalten zu wollen.

Nur scheint man sich nicht ganz sicher zu sein, wie genau das gehen soll: Neben der vom Festival propagierten Celebrate Safe Kampagne, die Besucher zum Feiern mit Ohrstöpseln und ohne Drogen animiert, werden in Amsterdam gleichzeitig anonyme Drogentests angeboten, die die Zusammensetzung der Lustigmacher bestimmen. Gerade erst wurde vor einer Pille mit ADE-Logo gewarnt, die eine gefährlich hohe Dosis MDMA enthält.

http://youtu.be/HGcGyBorbcs


Vergangenes Jahr starben auf dem Festival mindestens drei Menschen an einer Überdosis. Damals war das Mitführen einer Ecstasypille legal. Ob die Fünf-Pillen-Politik etwas verbessern wird? Das ließe sich so beantworten: Dass Menschen auf Festivals Drogen nehmen, lässt sich schlecht verhindern. Dass sie sie wie Smarties einwerfen, vielleicht schon.

sina-pousset

Jungs, warum steht ihr so auf Messer?

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Liebe Jungs,

dass ihr euch für scharfe Sachen interessiert, ist eh klar. Richtig scharf findet ihr aber auch alles mit Klinge: Samurai-Schwerter, Filiermesser, Dolche – und das gute, alte Schweizer Taschenmesser. Liegen mindestens drei davon in einem Schaufenster, könnt ihr einfach nicht daran vorbeigehen. Messer scheinen euch geradezu magisch anzuziehen. Vielleicht klappt es ja, wenn ihr frisch verliebt seid und vollauf damit beschäftigt, der Person zu imponieren, die gerade in eurem Arm hängt: Ein sehnsuchtsvoller Blick zu den Messern, ein weiterer zu dem / der Geliebten, ein kurzes Abwägen, und weiter.

So viel Glück hatte ich leider noch nie. Um die Frage vorweg zu nehmen: ja, ich bin auf Mitleid aus. Und dass ihr beim nächsten Mal ganz schnell an den Teilen vorbeigeht. Die sind nämlich lang-wei-lig. Während ihr entzückt vor der Vitrine steht und glasige Augen bekommt beim Anblick von japanischen Santoku Bochos und französischen Laguiole-Klingen, finden wir die Dinger öde. Öde, öde, öde. Wirklich. Wir geben uns ja Mühe – aber wir sehen beim besten Willen nicht ein, was an einem Schneidewerkzeug derart toll sein soll. Es sei denn, man sucht gerade verzweifelt nach einem Werkzeug, mit dem man, sagen wir, ein Stück Fleisch zerteilen oder eine Pizza vierteln kann. Und selbst da tut es eine Schere. Sie tut es sogar besser!





Also sagt doch mal: Was ist dran an den Messern? Was seht ihr in ihnen? Denn ihr werdet doch jetzt nicht alle plötzlich aufbrechen, euch mit Tropen-Hut und extralangem Buschmesser durch den Regenwald schlagen und dabei alle im Weg stehenden und wuchernden Pflanzen in Kleinholz verwandeln. 95 Prozent von euch werden sogar niemals, wirklich nie (Achtung: Spoiler!) in ihrem Leben einen Survival-Trip unternehmen – bei dem ein multifunktionales Schweizer Taschenmesser zugegebenermaßen ziemlich praktisch wäre. Und dass demnächst die Zombie-Apokalypse über uns hereinbricht, ist auch eher unrealistisch. Aber das nur am Rande.

Versteht mich nicht falsch – auch mit mir geht manchmal die Fantasie durch. Allerdings sehe ich mich in diesen Momenten nicht Angesicht in Angesicht mit einem nordamerikanischen Grizzly-Bären, dem ich in allerletzter Sekunde das Bowie-Knife ins Herz ramme, um ihn abends am Lagerfeuer fachmännisch zu zerlegen – und das, obwohl ich Karl-May-Bücher als Elfjährige verschlungen habe.

Aber bei euch geht’s ja nicht nur um die Befriedigung irgendwelcher Urinstinkte – wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege. Ihr schwärmt von einem einigermaßen scharfen Küchenmesser genauso wie vom armlangen Breitschwert. Will man das Ding in die Spülmaschine stecken, bekommt ihr gleich Schnappatmung: „Doch nicht in die Spülmaschine!!!“ Mit einem dermaßen empört-geschockten Gesichtsausdruck, als hätten wir soeben eure Fußball-Glücksbringer-Unterhose in der Mülltonne versenkt. Ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.

Und da fragen wir uns natürlich: Wo führt das hin? Beziehungsweise: Wo hört das auf? Ist so etwas wie ein Brieföffner oder ein Ananasschneider für euch genauso super wie ein Filiermesser? Oder sind das ganz andere Kategorien? Und was ist jetzt eigentlich so toll an den Teilen? Erklärt uns das mal bitte.

>>>Auf der nächsten Seite die Jungsantwort von jakob-biazza<<<
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Liebe Mädchen,

Einspruch beim Schwertgedöns. Dolche, Bowiemesser und diesen Samurai-Kram finden nur Zwölfjährige gut, die gerade Michael Dudikoff als Ninja in „American Fighter II“ gesehen haben – die dann aber sehr. Und Menschen vielleicht, bei denen das noch in irgendeiner Form nachhallt. In meinem Klischeebild haben die auch Kettenhemden, lesen Wolfgang Hohlbein und fahren zu Life-Rollenspielen. Völlig legitim natürlich. Aber ästhetisch doch was ganz anderes.





Tatsächlich, das aber eher als Randaspekt, würde ich sogar behaupten, die Entscheidung für ein bestimmtes Messer (und ein Messer überhaupt) sagt mindestens so viel über Menschen aus wie die Musik, die sie hören. Oder ihr Lieblingsdrink. Nehmt nur mal Butterflys oder Springmesser – ganz andere Welt als ein Leatherman.

Wir sind bei Messern also, und das macht die Antwort so schwierig, mit mindestens einem Bein im Bereich Ästhetik und Schönheit. Platon und Kant haben sich mit diesen Themen sehr intensiv auseinandergesetzt ohne ganz weit zu kommen. Und die sind viel klüger als wir. Messer sind also schön. Ganz subjektiv – aber damit mit dem Anspruch auf Allgemeingültigkeit (Kant). Die wichtigere Frage wäre also eigentlich: Warum, findet ihr sie nicht schön?!

Aber die bringt uns nicht weiter. Schon klar. Ich gehe jetzt also mal von mir aus – und hangle mich von dort im Ausschlussprinzip weiter, in Ordnung? Bei mir sind es gerade Opinel und Laguiole – diese bisschen manirierten Französischen. Mit Korkenzieher.

Dinge, die man damit tun kann:
  1. Wurst aufschneiden

  2. Käse aufschneiden

  3. Brot aufschneiden

  4. Weinflaschen öffnen

  5. Bären bekämpfen (sehr eingeschränkt)


Gelegenheiten pro Jahr, an denen das außerhalb der Küche passiert: maximal (!) zehn.

Mit Bär: 0

Tage im Jahr, an denen ich eins dabei habe: 365. Und zwar mit Wonne.

Will sagen: Ich brauche das Messer eigentlich nicht. Also muss es eine emotionale Komponente geben, warum ich es trotzdem so gerne dabei habe. Warum ich es schön finde. Und jetzt tauchen wir leider tief ins Archaische. Ich fürchte, das lässt sich diesmal nicht vermeiden.

Achtung: Messer transportieren (abseits der Küche) Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten, die wir aktiv zwar eigentlich nicht nutzen, die dem Messer aber trotzdem anhaften. Die Situationen, in denen sie – meistens sehr theoretisch, aber immerhin – nützlich sein KÖNNTEN, schwingen implizit mit. Und reichen eben von Wurstschneiden über Speerschnitzen bis zu Bärenkampf und Zombie-Apokalypse. Sie geben uns das Gefühl, wenigstens auf ein paar zusätzliche Eventualitäten in dieser unerträglich komplexen Welt vorbereitet zu sein. Auch, wenn das rational betrachtet fast immer kompletter Unfug ist.

Und ja: Da schwingt Ernährer und Beschützer mit. Was auch erklärt, warum oft nicht mehr ganz klar ist, ob es noch um Messer oder schon um Penisse geht, wenn über das Thema geschrieben wird. So wie hier: „Und wenn sich einmal eine Situation ergibt, in der das gute Stück hervorgeholt und fachgerecht angewendet werden kann, ist die Freude groß, vor allem, wenn weibliches Publikum anwesend ist.“

So. Und jetzt kommt die gute Freundin J. ins Spiel. Die hat auch ein Laguiole-Messer. Hatte sie schon vor mir. Hat sie auch immer dabei. Hat damit mal an der Isar Wurst für die Runde geschnitten. Und Brot und Käse. Und dann hat sie Wein geöffnet. Bären kamen keine vorbei. Zombies auch nicht. War trotzdem beeindruckend. So Ernährer- und Beschützer-mäßig. Sie liebt ihr Messer, sagt sie. Weil Messer eben schön sind. Sehr. Die Chancen stehen also gut, dass ihr das irgendwann alle versteht. Und nutzt. Dann bleiben wir gemeinsam vor dem Schaufenster stehen. Und staunen. Und dann knutschen wir verliebt weiter.

Game of Scones

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Game of Thrones-Fans haben es wirklich nicht leicht. Im Sommer erst das emotionale Finale von Season 5 (Spoiler Alert: Es starben viele Menschen) und jetzt Grillenzirpen. Warten bis April, womöglich sogar noch länger, bis das Gemetzel weitergeht. Was Fans jetzt brauchen, haben die Autoren des Game-Of-Thrones-Backbuchs verstanden, das Anfang November erscheint: beim kontemplativen Kneten diverse Serientode verarbeiten und die unruhigen Hände in Teig versenken. Oder wahlweise in den Schokoaugapfel. Ja, das tut gut.

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Erstaunlich, wie viel es da zu backen gibt: Cake-Pops in Kopfform (Ned und Verräter), blutige Scones und Martinsmännchen im Seriencharakter-Look finden sich unter den 21 Rezepten.

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Noch was Schönes für die Fan-Hochzeit?

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Sechs Rezepte haben die Kollegen von Mashable auf ihrer Website veröffentlicht. Bis April ist es eben noch lange hin. Und so lange können Fans ihren Gefühlen mit dem Handrührer Luft machen.

http://www.youtube.com/watch?v=Qj2MrqQzi0A.

sina-pousset

Wir haben verstanden: KW 42

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  • In der Kantine entscheidet man sich grundsätzlich falsch.

  • Es gibt für (fast) jedes Lebensmittel der Welt ein extra Messer: Tomatenmesser, Parmesanmesser, Austernmesser, Schinkenmesser, Ananasmesser... Bleibt nur die Frage: Wer kauft das?

  • Der Schauspieler Cilian Murphy sieht immer unterschiedlich aus, je nachdem, von welcher Perspektive er gefilmt wird.

  • Es gibt keine dunklere, bösere, absurdere und wunderschön-abgründigere Serie als "Altes Geld" von David Schalko.

  • Den Schauspielercrush seines 15-jährigen Ichs zehn Jahre später zu treffen, ist immer ernüchternd.

  • Manchmal kann auch das beste Navigationsgerät nicht die Richtung weisen.

  • Essen schmeckt immer besser, wenn andere es gekocht haben.

  • Es ist Zeit für eine neue München-Serie!

  • Jemandem ein sehr überzeugtes „Wir kennen uns aber auch irgendwoher!“ entgegenzublöken, und 20 Minuten später zu merken, dass man ihn nur mal im Fernsehen gesehen hat, ist ein bisschen peinlich.

  • Aber nur, wenn man sich’s anmerken lässt.

  • Saint Vincent and the Grenadines ist keine Ska-Band sondern ein Staat. 

  • Austern schmecken genauso, wie sie aussehen. 

  • Eine Pizza Napoli kann auch Pizza Siziliana heißen. 

  • Der Bahnhof von Böblingen sieht ein wenig nach Star Wars aus.

  • Eine Urlaubsregel ist, dass man immer ein Lieblingsessen findet, an dem man sich dann hoffnungslos überfrisst.

  • Das beste Hintergrundgeräusch bleibt Regen am offenen Fenster.

  • Die schlimmsten Wasserflecken auf Parkett macht Regen bei offenem Fenster.

  • Kuchen macht die Welt zu einem besseren Ort.

  • Deine Großmutter wird nie aufhören, dir zu sagen, dass du dich kämmen sollst, auch wenn du kurze Haare hast.

  • Wenn ein Wiener das Wort „Wuuurscht“ richtig singt, dann hat das alles: Friedhof, Tod, Untergang und unbändige Lebenslust!

"Was macht ein Uni-Jahr mit Studenten?"

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"Ich habe früher ein paar Sachen völlig falsch verstanden."






Links: Marius mit 20 als angehender Romanistik- und Informatikstudent. Rechts: Marius heute, nach seinem Studienfachwechsel.

Das sagte Marius 2014:
„Mein Weg in die Uni war nicht geradlinig. Ich wollte eigentlich Industriedesign studieren, bin aber nicht genommen worden. Dann sagte mir ein Freund, ich solle was Vernünftiges machen. Also wollte ich mich für Elektrotechnik einschreiben, da war aber die Anmeldefrist vorbei. Jetzt studiere ich Romanistik, aber nur, damit ich Informatik im Nebenfach haben kann. Da wäre ich sonst nicht reingekommen. Die Romanistik-Vorlesungen besuche ich eher sporadisch.
Informatik ist bisher ganz okay, allerdings auch sehr trocken. Es ist langweiliger als ich dachte und doch sehr speziell. Außerdem sind die anderen Studenten totale Nerds und nicht sehr kommunikativ. Ich wollte eigentlich auch neue Leute kennenlernen und dachte, alle seien offen und interessiert, aber irgendwie ist eher das Gegenteil der Fall und ich ecke mit meiner offenen Art ziemlich oft an.
Neben der Uni habe ich angefangen in einem Restaurant an der Bar zu arbeiten, außerdem verkaufe ich Turnschuhe. Und gerade habe ich einen Personal-Shopping-Dienst gegründet, weil ich mir unbedingt was Eigenes aufbauen will. Bisher läuft es noch nicht so richtig. Außerdem will ich aufhören zu rauchen und weniger trinken. Und Arabisch lernen. Bei meinen Eltern will ich auch ausziehen, aber dieser Plan hängt ein bisschen vom Erfolg meiner diversen Jobs ab, denn sonst kann ich mir das nicht leisten.“

Das sagt Marius heute:
„Ich habe früher ein paar Sachen völlig falsch verstanden. Zum Beispiel dachte ich, dass Geld glücklich macht. Deshalb wollte ich auch so gerne Elektrotechnik studieren, weil das eine sichere Sache ist, um später ganz gut zu verdienen. Heute weiß ich: Darum geht es gar nicht im Leben. Ausschlaggebend dabei war Silvester, da habe ich von einem auf den anderen Tag aufgehört zu rauchen. Und meine Teilnahme an der „A year of books“ Challenge von Mark Zuckerberg, bei der er jede Woche ein neues Buch liest.
Angefangen habe ich mit „The End of Power“ von Moises Naim. Da habe ich mich vier Wochen lang sechs Stunden jeden Tag durchgequält. Irgendwann machte es mir Spaß. Inzwischen bin ich über 40 Bücher hinaus. Parallel habe ich angefangen, viel Sport zu machen und mich mit Yoga und Meditation befasst. Irgendwann wusste ich: Mit meinem Studium geht es so nicht weiter. Durch Zufall stieß ich auf den neuen Studiengang „Gesundheitswissenschaften“. Als ich die Beschreibung las, wurde mir mit jedem Satz klarer: Das ist genau das, was ich machen möchte! Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, gibt es keinen Tag mehr, auf den ich mich nicht freue. Ich arbeite nicht mehr im Sneaker-Laden, mit dem Personal-Shopping habe ich auch aufgehört. Jetzt möchte ich andere Menschen coachen und zu ihrem persönlichen Glück führen.“
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„Skeptiker nehmen mich jetzt ernst“




 Links: Viccy war 19, als sie ihr Studium in Kunstgeschichte, Kunst, Musik, Theater anfing. Rechts: Viccy heute. Sie hofft auf einen Regiestudienplatz.

Das sagte Viccy 2014:

„Ich liebe das Theater! Nachdem ich einige Praktika gemacht habe, wollte ich deshalb Regie studieren. Das liegt mir mehr als die Schauspielerei, auch weil ich gerne mitbestimmen möchte. Allerdings bin ich für die meisten Schauspielschulen noch zu jung und habe mich deswegen jetzt für meine zweite Wahl entschieden. Ich hoffe so, noch andere Künste neben dem Theater besser kennenzulernen. Außerdem wollte ich mehr Struktur in mein Leben bringen, um mein Ziel besser verfolgen zu können. Nachdem ich nach der Schule ein Jahr frei gearbeitet habe, brauchte ich wieder einen geregelten Alltag. Auch, weil ich noch bei meinen Eltern wohne. Ich bin aber ganz stolz, dass ich noch kein einziges Mal in der Uni gefehlt habe! Ich schaffe auch plötzlich viel mehr. Allerdings ist das Studium zeitaufwendiger als ich dachte. Was man allein alles lesen muss! Ich dachte, das kann man locker alles nebenher machen.
Im Laufe des Jahres werde ich mich weiter für Regie bewerben, hoffentlich komme ich dann aber nicht in eine ganze andere Stadt als mein Freund. Der wohnt im Moment auch in München, will aber Schauspiel studieren und bewirbt sich bei Schulen in ganz Deutschland. Außerdem hoffe ich, dass ich irgendwas finden werde, was mich wirklich erfüllt. Im Moment habe ich nämlich den Eindruck, dass ich nur so von Termin zu Termin arbeite.“

Das sagt Viccy heute:
„Das Studium ist schon relativ interessant, ich bin aber höchstens mit 60 Prozent dabei. Eigentlich gehe ich nur zu den Veranstaltungen, die mich wirklich interessieren. Trotzdem bin ich sehr gut. Mein Nebenfach „Kunst, Musik, Theater“ kommt mir dagegen mehr wie ein Hobby vor, als wie ein richtiges Studium. Man kann so etwas wie Theater eben nicht auf einer wissenschaftlichen Ebene diskutieren. Da geht es nur um den Moment und darum, was persönlich ankommt, es gibt kein richtig oder falsch.
Zum Glück arbeite ich neben dem Studium am Theater und durfte bei der Baal-Inszenierung dabei sein. Ich habe den ganzen Probenprozess miterlebt, was unglaublich toll für mich war. Momentan mache ich auch noch die Regieassistenz bei einem Musical für Kinder. Außerdem habe ich mich bei einer Schauspielschule für ein Regiestudium beworben. Leider wurde ich wegen meines Alters nicht genommen, ich habe aber ein sehr gutes Feedback bekommen. Jetzt werde ich weitere Bewerbungen an alle interessanten Schulen schicken. Durch das Studium habe ich eine gute Rechtfertigung anderen Leuten gegenüber, warum ich das tue, was ich tue. Selbst große Skeptiker nehmen meinen Traum, Regie zu studieren, nun ernst, weil ich jetzt schon länger daran arbeite. Das stimmt mich sehr zuversichtlich, dass es auch klappen wird.“
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"Ich habe einfach gemerkt: Das ist nicht meins!"





Links: Jonas mit 18 als angehender Jurastudent. Heute (rechtes Bild) studiert er Romanistik und Philosophie.

Das sagte Jonas 2014:
"Ich wollte schon Psychologie, Philosophie, Soziologie, Politik oder irgendwas auf Lehramt studieren, habe mich jetzt aber für Jura entschieden, weil das für mich die ideale Schnittmenge darstellt. Jura umgibt uns schließlich immer und Fächer wie Staatslehre oder Rechtsphilosophie sind da eine ideale Ergänzung.
Bisher ist das Studium auch sehr interessant. Natürlich ist es ziemlich viel und auch viel anspruchsvoller als alles früher in der Schule, aber das habe ich auch nicht anders erwartet. Ich will das jetzt auf jeden Fall durchziehen, mich anstrengen und dann schauen wo ich stehe und wie es mir damit geht.
Ich hoffe, dass ich im nächsten Sommer genug Geld haben werde, um eine größere Reise zu machen.
Ich möchte nämlich bald nach Kuba reisen. Als Nebenjob arbeite ich schon lange im Supermarkt, aber ich habe gehört, dass man nach dem ersten Semester auch in Kanzleien jobben kann. Vielleicht läuft es da finanziell ein bisschen besser.
Außerdem ziehe ich jetzt mit Freunden zusammen in eine WG und bin schon gespannt, wie das wird. Aber eigentlich plane ich mein Leben gar nicht gerne so weit im Voraus…"

Das sagt Jonas heute:
"Das Jurastudium war im letzten Jahr schon ganz spannend, wenn auch nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Zumindest war es nicht interessant genug, um es sieben Jahre lang zu studieren. Ich habe kaum Leute kennengelernt, weil der Studiengang so riesig ist. Wenn da 300 Leute in einer Vorlesung sitzen, kommst du ja kaum mit dem einzelnen ins Gespräch. Trotzdem ist Jura nicht so trocken und langweilig wie viele immer sagen. Ich hab nur einfach gemerkt: Das ist nicht meins.
Nach dem ersten Semester wollte ich dem Studium trotzdem noch eine Chance geben und habe das zweite Semester auch noch begonnen. Bald habe ich dann nur noch die Vorlesungen besucht, die mich wirklich interessierten und irgendwann bin ich kaum mehr in die Uni gegangen. Dafür habe ich als Werkstudent in einem großen Unternehmen angefangen. Ich bin auch zuhause ausgezogen und wohne seit Anfang des Jahres mit einem Freund zusammen. Das funktioniert super und tut mir sehr gut. Außerdem habe ich im Sommer einige Reisen unternommen.
Mittlerweile habe ich mich für Romanistik und Philosophie eingeschrieben. Ich glaube, dass das genau das Richtige für mich ist. Ich spreche eh schon Spanisch und kann so meine Kenntnisse in der Sprache verbessern. Außerdem reise ich gern und ich habe gehört, dass man in diesem Fach ziemlich leicht ein Auslandssemester machen kann - oder sogar zwei. Philosophie interessierte mich auch schon immer. Das ist ja auch mit Sprache eng verbunden und es ist total faszinierend, welche Gedankengänge da möglich sind. Beide Studiengänge sind sehr frei und haben wenig Vorgaben, bedürfen aber umso mehr Eigeninitiative. Das ist völlig anders als Jura und das möchte ich mir jetzt einfach mal gönnen."
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"Ich hätte gerne mehr Zeit für mich"




Alicia hat mit 19 ein Doppelstudium begonnen. 2015 (rechts) war ihr das zuviel geworden.

Das sagte Alicia 2014:
„Seit ich klein bin weiß ich, dass ich etwas mit Musik machen will. Mein Klavierstudium und mein zweites Fach „Elementare Musikpädagogik“ mit Hauptfach Gesang machwn mir bisher auch großen Spaßund ich freue mich jeden Tag auf die Uni. Natürlich ist der Stundenplan bei zwei Studiengängen sehr voll und ich hätte gerne mehr Zeit für mich und um Klavier zu üben. Das kommt gerade noch ein bisschen zu kurz, aber ich hoffe, das pendelt sich noch ein.
Ansonsten sind meine Kurse sehr klein, das ist super. Insgesamt erhoffe ich mir von meinem Studium meine künstlerische Persönlichkeit zu entdecken und vollkommen zu entfalten. Bereits jetzt singe ich oft bei verschiedenen Chören und Projekten mit. Das beschert mir ein schönes Taschengeld, aber vor allem macht es mir Spaß und ist eine gute Ergänzung zu meinem Studium, da ich so schon viele praktische Erfahrungen sammeln kann.
Ich würde gerne zu Hause ausziehen, da ich aber kurze Wege zur Uni habe und bei meinen Eltern ein toller Flügel zum Üben steht, wird das wohl nicht so bald passieren. Später möchte ich unbedingt in einer anderen Stadt studieren, das gehört für mich zum Studentendasein einfach dazu.“

Das sagt Alicia heute:
„Zwei Fächer gleichzeitig zu studieren, war stressiger als ich dachte. Ich hatte das Gefühl, beides nur halb zu machen, weil ich einfach zu wenig Zeit hatte, mich auf beide gleich gut vorzubereiten. Deshalb habe ich mich für das Klavierstudium entschieden. Es war mir von Anfang an eigentlich wichtiger als Elementare Musikpädagogik.
Ansonsten hat das Klavierstudium meine Erwartungen erfüllt. Mir war zwar klar, dass es zeitintensiv wird, aber das ganze Ausmaß habe ich erst jetzt begriffen. Es ist nicht einfach, vier Stunden Üben in den Tag zu bekommen. Ich singe immer noch in mehreren Chören und bin sogar jetzt mit einem Vokalensemble bei einer Produktion in den Kammerspielen dabei, darauf freue ich mich sehr.
Und ich werde bald ausziehen. Meine WG-Partnerin ist eine Kommilitonin und Freundin von mir und bringt ein Klavier mit in unsere Wohnung, somit muss ich nicht immer zu meinen Eltern oder in die Hochschule fahren zum Üben. Ich bin sicher, das wird super.
Ich will unbedingt noch Gesang studieren. Wenn es schon nächstes Jahr klappt, wäre es toll. Wenn nicht, dann mache ich es ganz in Ruhe nach meinem Klavierstudium.“
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"Ich habe erst mal den sicheren Weg gewählt"




Thomas hat 2014 sein Medizinstudium begonnen. Eigentlich möchte er aber im Showbusiness arbeiten. 2015 (rechts) ist er trotzdem noch dabei.

Das sagte Thomas 2014: „Eigentlich wollte ich Musik oder Schauspiel studieren, damit ich später in der Entertainmentbranche Fuß fassen kann. Gleichzeitig habe ich zu Hause durch meinen Vater viel vom Arztberuf mitgekriegt und es hat mich immer fasziniert, dass er mit seiner Arbeit Menschen helfen kann.
Jetzt habe ich erst mal sicheren Weg gewählt. Bisher ist das Studium auch sehr interessant, aber es ist auch extrem viel Stoff. Ich brauche allerdings auch immer ein bisschen Stress, um mich wohl zu fühlen. Deshalb spiele ich neben dem Studium noch klassisches Klavier und gehe zweimal die Woche zum Ballet-Training, was für mich sehr selten ist. Ich hoffe, dass ich mich meinen privaten Interessen bald wieder mehr widmen kann, auch wenn mir das momentan utopisch vorkommt. Kurz nach dem Abitur bin ich außerdem mit meiner Freundin zusammengekommen.
Innerhalb des nächsten Jahres will ich endlich meinen Führerschein machen, außerdem habe ich mir fest vorgenommen, nicht mehr vor jeder Klausur immer erst in letzter Minute mit dem Lernen anzufangen. Und ich will unbedingt in der Showbranche jobben um meinen zweiten Traum nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Und natürlich möchte ich bei meinen Eltern ausziehen, wenn sich irgendwas ergibt. Wenn nicht, genieße ich auch gerne weiterhin die Vorzüge zu Hause.“

Das sagt Thomas heute:
„Mir ist es vergangenes Jahr sehr gut ergangen. Das Studium war sehr anstrengend. Das habe ich mir zwar schon vorher gedacht, die inhaltlichen Ansprüche waren aber noch höher als erwartet. Die Dinge, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann, interessieren mich am meisten. Fasziniert hat mich auch die Vorlesung von Dr. Eckart von Hirschhausen bei uns. Er vereint Medizin und Unterhaltung. Das ist etwas, das ich mir auch gut für mich vorstellen könnte: Menschen bilden und über die Medizin aufklären.
Auch neben der Uni läuft es gut bei mir. Ich spiele jetzt zum ersten Mal als Schauspieler in einem kleinen Werbefilm mit. Das Ballett hat hingegen etwas unter der Uni gelitten. Erst musste ich wegen einer Verletzung mit dem Training aussetzen und danach hat einfach die Zeit nicht mehr gereicht, um wieder direkt anzuknüpfen. Dafür gibt mir das Klavierspielen einen guten Ausgleich zum Lernen. Ich merke sogar, dass ich umso disziplinierter Klavier übe, wenn die Uni besonders stressig ist. Bisher bin ich noch bei keiner Prüfung durchgefallen und schneide überall gut ab.
Ich wohne immer noch mit meinen Brüdern in einer Art WG in unserem Elternhaus. Die Zeit mit ihnen weiß ich aber inzwischen mehr zu schätzen. Mit meiner Freundin bin ich auch noch zusammen. Und sogar meinen Führerschein habe ich gemacht: Ich habe jetzt ein eigenes Auto!“
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"Ich hätte nicht gedacht, dass alle das Studium so ernst nehmen."





Links: Marie mit 19 als Geographie- und Politikwissenschaft-Erstsemestlerin. Rechts ein Jahr später.


Das sagte Marie 2014:
"Ich habe mich für Geographie entschieden, nachdem ich jemanden kennengelernt habe, der das studiert hat. Das Studium ist so breit gefächert. Es kombiniert Naturwissenschaft mit gesellschaftlichen Themen, was mir beides sehr liegt. Außerdem denken Geographen  nachhaltig und umweltbewusst, was mir auch sehr sympathisch ist. Ich möchte nämlich später unbedingt etwas machen, das irgendwie „gut“ ist.
Bisher gefällt mir das Studium eigentlich auch super. Leider habe ich den Arbeitsaufwand ein bisschen unterschätzt. Ich wollte noch viel mehr nebenbei tun, beim Studentenradio mitmachen, mehr arbeiten, aber dafür fehlt mir völlig die Zeit. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass alle das Studium so ernst nehmen. So wird es mit zweimal die Woche Kellnern, meinem Hund und anderen Aktivitäten manchmal echt ein bisschen eng. Dabei habe ich noch nicht mal einen Freund. Zum Glück sind die Geographen aber alle sehr nett.
Im nächsten Jahr möchte ich unbedingt zuhause ausziehen. Außerdem will ich Portugiesisch lernen und - am allerwichtigsten - mit mir zufrieden sein. Das könnte schwer werden, weil ich zwar ehrgeizig, aber auch schrecklich undiszipliniert bin."

Das sagt Marie heute:
"Ich hatte ein sehr gutes Jahr! Das Studium macht mir großen Spaß. Als ich neulich in Berlin war, fand zufällig gerade ein Geographiekongress statt. Da habe ich mir ein paar Vorträge angehört und mir die ganze Zeit nur gedacht: Das ist wirklich genau das Richtige für mich! Ich mag, wie vielfältig das Studium ist und interessiere mich für Dinge, von denen ich vor einem Jahr gar nicht wusste, dass es sie gibt. Die Umweltfernerkundung zum Beispiel ist eins meiner Lieblingsfächer geworden. Da kann man anhand von Satellitenbildern erkennen, was sich auf der Erdoberfläche abspielt. Das ist total faszinierend. 
Nach einem Semester habe ich auch gemerkt, dass das Studium gar nicht so anstrengend ist, wie ich zu Beginn dachte. Geografie ist wirklich kein harter Studiengang, es gibt nicht sehr viele Fächer und eigentlich kriege ich alles gut hin. Ich habe deshalb auch viel neben dem Studium gemacht: Im zweiten Semester habe ich einen Spanischkurs in der Uni belegt und habe Fußball beim Hochschulsport gespielt - dafür konnte ich mich dann aber ziemlich bald nicht mehr richtig begeistern. Außerdem bin ich endlich zuhause ausgezogen. Jetzt wohne ich mit einem Freund zusammen, den ich im Studium kennengelernt habe. Das läuft richtig gut. Und ich habe endlich aufgehört zu kellnern. Das hat mir im Sommer endgültig gereicht. Jetzt suche ich einen neuen Job - am liebsten in meinem Bereich an der Uni."


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"Ich würde ich gerne von zuhause ausziehen und mir einen Bart wachsen lassen."





Links: Philipp 2014 mit 19. Da hatte er gerade sein Politik- und Philosophiestudium begonnen. Rechts im Oktober 2015.

Das sagte Philipp 2014:
"Zuerst wollte ich Jura studieren, jetzt habe ich mich aber doch für ein Doppelstudium in Politik und Philosophie entschieden. Das fühlt sich bisher als die richtige Wahl an und ist auch um einiges entspannter als ich dachte, wenn auch inhaltlich noch sehr allgemein gehalten. Aber ich studiere ja auch erst seit zwei Wochen.
Im Laufe des nächsten Jahres würde ich gerne von zuhause ausziehen und mir, wenn es funktioniert, einen Bart wachsen lassen. Außerdem will ich etwas Eigenes, vielleicht gemeinnütziges, gründen und oder mich in einer der vielen studentischen Initiativen engagieren. Aktuell starte ich zusammen mit drei anderen Studenten einen Workshop für Bambusfahrräder und bin gespannt, wie es damit weitergeht. Ich will auch wieder mehr Musik machen. Und reisen."

Das sagt Philipp heute:

"Das Studium ist cool! Besonders bei Politik habe ich viele nette Leute kennengelernt, mit denen ich auch außerhalb der Uni viel mache. So habe ich im vergangenen Jahr zum Beispiel in Brüssel bei einer Simulation der G20 teilgenommen und war zusammen mit einer italienischen Freundin aus der Uni in Mailand auf der Expo. Aber auch neben der Uni läuft es ganz gut bei mir. Ich entwickle gerade eine App zum „Table-Sharing“. Das funktioniert so ähnlich wie eine Mitfahrgelegenheit, nur, dass sich mehrere Leute, die sonst alleine wären, zum gemeinsamen Kochen und Essen treffen. 
In einem zweiten Projekt arbeite ich an einem neuen System um die Umfragen, die Studenten immer für ihre Bachelor- und Masterarbeiten machen müssen, besser zu gestalten. Bei den Bambusfahrrädern arbeite ich dafür nicht mehr mit. Ich bin mit den anderen im Team einfach nicht klargekommen und deshalb dort ausgestiegen. Das ist schade, aber auch eine sehr interessante Erfahrung, dass eine eigentlich erfolgreiche Idee eben auch an sowas scheitern kann.
Ich ziehe übrigens auch gerade endlich zuhause aus. In eine WG gleich um die Ecke von der Uni, zusammen mit einem Freund, den ich auch im Studium kennengelernt habe."

Algorithmus schlägt Verstand?

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Ein bisschen beunruhigend ist es schon, dass Algorithmen nicht nur wissen, was wir kaufen, lesen und hören wollen, sondern auch noch unser Verhalten in der Zukunft vorhersagen. Dass sie das können, will eine neue Studie vom MIT bewiesen haben: Der IT-Master-Student Max Kanter und sein Betreuer Kalyan Veeramachaneni haben eine „Data Science Machine“ entwickelt, die Entscheidungen und damit das Verhalten von Menschen vorhersagen kann.

In mehreren Testreihen (PDF) konnten Algorithmen besser und zuverlässiger als menschliche Tester vorhersagen, ob Studenten in den kommenden zehn Tagen ihr Studium abbrechen. Der Algorithmus suchte dafür zum Beispiel nach Mustern in dem Verhalten von Studenten in Online-Kursen. Am relevantesten für einen Studienabruch hielt der Algorithmus die Zeit, die sich Studenten für ihre Hausaufgaben nehmen und auf der Webseite des Kurses verbringen – und behielt Recht: Die Computer-Vorhersagen waren schneller und präziser als die der meisten menschlichen Test-Teams. 
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