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Ich Modegetränk-Opfer

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 Grünkohl mit Erdbeere? Wuäh. Unsere Autorin wird's trotzdem trinken.


In meinen Teetassen schwimmen seit ein paar Wochen grüne Klümpchen. Supergesunde grüne Klümpchen zwar – aber das ändert nichts daran, dass ich, nun ja, Klümpchen trinke.

Sie bestehen aus Matcha-Pulver, diesem hippen japanischen Grüntee, den gerade alle trinken, obwohl ihn die wenigsten richtig mögen. Ich auch nicht. Trotzdem habe ich eine Dose davon gekauft. Für 30 Euro. Wegen der Antioxidantien, Mineralstoffe und Vitamine. Dazu kaufte ich einen Matcha-Besen für 15 Euro, mit dem die Klümpchen wenigstens ein bisschen kleiner geworden sind (aber immer noch groß genug, um sich daran zu verschlucken).

So ist es jedes Mal, wenn ein neuer Getränke-Trend aufkommt. Ich denke, ich sei unabhängig von den ganzen peinlichen Hypes – und dann ertappe ich mich, wie ich 20 Minuten mit der U-Bahn fahre, um einen Salat-Saft im neuen Green-Smoothie-Laden zu kaufen. Ich trinke Matcha-Tee und Chai Tea Latte, obwohl mir Kräutertee und Cappuccino viel lieber sind. Ich kaufe Orange-Ingwer-Minze-Zitronengras-Cranberry-Dings statt Spezi. Und keinen Pfirsich-, sondern Mate-Eistee. Obwohl ich Pfirsich doch so gerne mag. Es ist absurd. 

Meine Diagnose: Futterneid auf alles Unbekannte


Das Problem ist: Wenn ich Kräutertee, Cappuccino oder Spezi bestelle, bin ich immer leicht unzufrieden, egal wie gut sie schmecken. Eine Mischung aus Neugier und Mitredenwollen lässt mich lieber minutenlang mit einem Besen in der Tasse rühren und anschließend auf Klümpchen kauen statt einen Teebeutel in die Tasse zu tunken. Lieber nippe ich unzufrieden an einer Ingwer-Minze-Limo als am Spezi. Ich akzeptiere das, weil die Angst, dass ich Ingwer-Minze-Limo lieben könnte, und sie verpasse, überwiegt.

Besonders anfällig bin ich für diese Healthy-Living-Getränke, die gleichzeitig entgiften, eine reine Haut machen, das Abendessen ersetzen und mich wahrscheinlich sogar klüger und witziger machen. Ich bin ein Optimierungsopfer, das regelmäßig auf das Versprechen reinfällt, dass ein Becher flüssige Rohkost die geschmackliche Offenbarung sei. Aber wenigstens bin ich nicht allein mit meiner Naivität.

Es gibt so viele Optimierungsopfer, dass sogar die 500-Kalorien-pro-Becher-Kaffeekette Starbucks in den USA nun Smoothies mit Grünkohl anbietet. Am Dienstag wurde die neue Produktlinie vorgestellt: In Smoothies der Sorten "Sweet Greens", Erdbeere und Mango-Karotte kann man sich zusätzlich Grünkohl mixen lassen, so wie man das auch in Green-Smoothie-Bars tun kann. Bei einem Becher flüssigem Spinat und Sellerie mit ein paar Tropfen Olivenöl (damit der Körper die ganzen Vitamine auch aufnehmen kann!) mag so ein bisschen Grünkohl nicht auffallen. Aber in einem Erdbeer-Smoothie?

Auch wenn "kale", das englische Wort für Grünkohl, viel sexier klingt als auf deutsch: Kohl ist das Letzte, was ich in meinem Getränk haben möchte. Aber ich bin sicher, dass ich auch das bestellen werde, sobald es in Deutschland verfügbar ist. Schon auch wegen der Unmengen an Vitamin C, Kalzium und Folsäure. Wegen des Detox-Effekts. Aber vor allem, weil es nicht so langweilig ist wie Kräutertee zu bestellen. Und weil es entgegen aller Vernunft gut schmecken könnte.    

Zur Not kann man den Kohl unter einer dicken Schicht Milch vergraben, wie den Matcha-Tee ein paar Monate zuvor. Vielleicht gibt es dann bald "Grünkohl Latte". Klingt eklig, aber das dachten wir ja bei Spinat-Smoothies auch mal. Glaube ich. Erinnern kann ich mich an diese Zeit nicht mehr so gut.

Danke, Hase!

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„Kein Problem“, sagt der Herr von der Allianz-Arena, „wann kann der Fotograf kommen? Morgen wäre ideal!“

Es ist dies nun doch eine unerwartete Reaktion auf die Frage, ob man wohl hinter der Eckfahne des zweitgrößten Stadions Deutschlands, Heimat des Rekordmeisters, ein Osternest verstecken dürfe. Aber dann: die gleiche Reaktion im Deutschen Museum und auch im Rathaus. Obwohl das Glockenspiel mit den Ritterfiguren (zu Ehren der Vermählung Herzog Wilhelms V. im Jahr 1568), auf denen wir gern ein Nest fotografieren würden, natürlich längst unter Denkmalschutz steht.
 
Man muss daraus den Schluss ziehen: Die Hüter von Münchens größten Wahrzeichen sind Osterfreunde.

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Und wenn man ehrlich ist: Wer wäre das nicht? Ostern ist vielleicht das einzige religiös motivierte Fest, das niemandem auf die Nerven geht. Es ist, wie Weihnachten, zwar auch von allerlei Kitsch überlagert, aber hier besteht er halt vornehmlich aus Dingen wie Narzissen, Eichkätzchen oder ausgeblasenen Eiern. Ostern bedeutet Frühling. Und wer den Frühling hasst, legt auch vergiftete Hundeköder in den Park.
 
Warum suchen wir überhaupt Eier? Klar, das Ei an Ostern ist das klassische Symbol für die Auferstehung, der Rest ist wie so oft: irgendwie mal entstanden. Dabei ist das Verstecken und Suchen gar nicht der einzige rätselhafte Brauch – je nach Region werden Eier getitscht, gepeckt, geschleudert, es gibt Ostereierweitwurf oder den hübschen Brauch, ein Ei über das eigene Haus zu werfen und dann einzugraben.

Der Blick wird anders, wenn er weiß: Überall hier könnte ein Ei sein! 



Dass es sich beim Verstecker um einen Hasen handelt, dokumentierte angeblich 1682 zum ersten Mal der Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau in seiner Abhandlung „De ovis paschalibus“. Er nennt den Mythos vom Hasen eine „Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“.
 
Die Fabel lässt man sich freilich auch später gern noch aufbinden. Das Suchen von Eiern hat ja eine ganz spezielle Faszination, die man als Kind lernt und später im besten Fall wiederentdeckt: Auf der Suche nach versteckten bunten Eiern blickt man anders in die Welt als sonst. Man guckt intensiv dorthin, wo man hundertmal entlang ging. Hinter der Bank im Garten der Eltern oder auf dem Atlas oben im Bücherregal.

Eine geheimnisvolle neue Schicht legt sich über die Umgebung, wenn man weiß: Überall hier könnte ein Ei sein! Dass sich dieser Zauber, den wir hier durchaus bewusst so nennen, auch als Erwachsener reproduzieren lässt, beweisen diese Bilder. Wer guckt sonst schon bei grau-nasser Witterung unter den Fuß des trockengelegten Neptunbrunnens im Alten Botanischen Garten? Wer hat in der klinisch symmetrischen Welt des U-Bahnhofs Marienplatz den Gedanken, da könnte was versteckt sein? Und wer würde je ein verstecktes Nest im überquellenden Blumenbeet auf dem Gärtnerplatz vermuten? Wenn uns der Osterbrauch irgendwas lehren kann, dann die Freude am Zweimalhingucken.
 
Die Stadt hält naturgemäß unendlich viele solcher Alltagsverstecke bereit – weil wir sie nicht alle verraten wollen, haben wir uns hier auf die besten zehn beschränkt. Gern geschehen! Und frohe Ostern.

Wie Matt wegen eines gestohlenen Smartphones berühmt wurde

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Die meisten Geschichten, die mit „Mir wurde mein Telefon geklaut“ beginnen, sind keine guten Geschichten. Diese hier ist eine phänomenale Geschichte. Sie handelt von Matt, der wegen eines gestohlenen Telefons in China zu einer Berühmtheit wurde.

Im Januar 2014 sitzt Matt Stopera in einer Bar in New York. Jemand klaut sein iPhone. Ärgerlich. Ein Jahr später hat Matt längst ein neues Telefon, in dessen „Fotostream“ plötzlich seltsame Fotos auftauchen. Fotos von einem Mann mit Orangen. Viele Fotos von einem Mann mit Orangen.

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Matts gestohlenes Telefon ist wie sehr viele gestohlene Smartphones nach China gelangt. Der neue Besitzer ist aber immer noch in Matts iCloud-Account eingeloggt, seine Fotos werden deshalb automatisch auf Matts neuem Telefon sichtbar. Als Matt das herausfindet, löscht er sein altes Telefon aus der Geräteliste.

Damit hätte die Geschichte eigentlich beendet sein können. Aber Matt arbeitet bei Buzzfeed und schreibt einen Text über den Mann mit den Orangen. Er wird auf Weibo, der chinesischen Version von Twitter, tausendfach geteilt. Und nicht nur das: Die chinesische Netzgemeinde beginnt, nach „Brother Orange“, wie er mittlerweile genannt wird, zu suchen. Matt ist jetzt eine Berühmtheit in China. Was er nicht weiß: Diese Berühmtheit ist erst der Anfang.











Denn die Geschichte nimmt weiter Fahrt auf und der Schwarm schafft tatsächlich das beinahe Unmögliche: Er findet das Telefon. Und Brother Orange. Unter Millionen von Chinesen, in diesem riesigen Land.






Mitarbeiter von Weibo kontaktieren Matt. Sie wollen Matt und Brother Orange zusammenbringen. Beide legen sich dort einen Account zu, Matt postet seine Geschichte in einem kurzen „Statement“. Und dann explodiert das chinesische Internet. Matt ist Trending Topic in China, seine Geschichte wird innerhalb weniger Tage mehr als 60 Millionen Mal gelesen.





Matt beschließt, nach China zu fliegen, um den Mann zu treffen, mit dem iCloud ihn zufällig zusammengewürfelt hat. Seine Ankunft am Flughafen gleicht der eines Rockstars.





Die folgenden Tage sind der wohl seltsamste Trip, den man sich vorstellen kann. Matt und Brother Orange reisen durch China. Sie sind Stars und werden überall so begrüßt. Kamerateams warten am Flughafen, in Restaurants, an Ausflugszielen. Menschen reisen fünf Stunden mit dem Bus, um Matt zu treffen. Er gibt eine Pressekonferenz.

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Nach einer Woche in China hat Matt einen neuen Freund gefunden und die Welt hat etwas gelernt: In Zeiten der Digitalisierung ist der Zufall eine Großmacht.

"Och, passt schon"

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Manchmal wünsche ich mir, in den USA zu leben. Dann hätte ich mein Problem nicht. Auf die Frage "How are you?" erwidert man dort immer "fine" und alle sind zufrieden. Nicht, weil das immer die ehrliche Antwort wäre. Aber zumindest ist es die Antwort, die alle erwarten. Jemand, der bei "How are you?" anfängt, von seiner unbequemen Matratze und der nervigen Kirchensteuernachzahlung zu erzählen, wird irritiert angeschaut.

Nun lebe ich allerdings in Deutschland, dem Land, in dem man sich gern über die USA und speziell die floskelige US-Begrüßungskultur aufregt. In dem man sagt: "Schlimm, dass niemand dort zu seinen wahren Gefühlen stehen kann." Dabei ist unsere deutsche Antwort auf die Frage "Wie geht es dir?" mindestens genau so verlogen. Nur halt andersrum.



Verletzt meine Zufriedenheit andere, die weniger zufrieden sind?


Denn, und das sage ich jetzt das erste Mal seit Wochen ganz aufrichtig: Mir geht es super! Würde ein Amerikaner mich danach fragen, ich würde nicht "fine" sondern "awesome!" antworten, so prima ist gerade alles. Job toll, Privatleben toll, Gesundheit toll. Die drei Säulen des Lebens, von denen meine Mutter immer im besten Sozialpädagogendeutsch erklärt, sie seien elementar zum Glücklichsein – sie tragen mein Leben gerade richtig gut. Allerdings kann ich das nicht zugeben. Weil ich mich dann direkt dafür schäme.

Ich glaube, für diese Scham gibt es zwei Gründe, von denen einer sehr deutsch ist: Ich habe das Gefühl, meine Zufriedenheit verletzt andere, denen es vielleicht nicht so gut geht. Es macht mich auch zu einem miesen Gesprächspartner. Denn anders als in den USA ist bei uns der lauwarme Gefühlszustand der höflichste. Man antwortet auf das "Wie geht’s?" mit "Läuft" oder "Passt schon". Nie "Supergeil". Meist folgt danach ein Gespräch über den Ärger in der Beziehung, den doofen Chef oder Kopfschmerzen. Wer in diesem Austausch von Kleinproblemen nicht mitspielt, ist entweder ein Angeber oder, noch schlimmer, ein Konversationskiller.

Nicht umsonst enden Märchen immer dann, wenn das Paar glücklich ist: Alles danach ist für Außenstehende superöde.



Denn häufig, wenn ich in letzter Zeit mal zugab, dass gerade alles super ist, verstummte das Gespräch. Was zur Hölle sollte mein Gegenüber darauf auch erwidern? "Was genau bedeutet super?", "Auf einer Skala von eins bis zehn – wie super geht es dir?"  Probleme kann man diskutieren, der Optimalzustand ist langweilig. Märchen enden ja auch stets an dem Punkt, wenn das Paar glücklich bis an sein Lebensende ist – der Teil danach ist einfach superöde für alle Außenstehenden.

Die einzige funktionierende Variante ist da noch, sich mit jemandem zu treffen, dem es auch super geht. Da kann man sich zumindest darüber austauschen, wie seltsam es doch ist, anderen Leuten gegenüber Kleinigkeiten zu erfinden, die das eigene Leben angeblich stören. Denn das ist es, was ich gegen das Super-Gefühl tue. Ich erfinde Kleinigkeiten: "Die Küche in der neuen Wohnung ist doch wirklich winzig", sage ich, dabei ist mir das völlig wurscht, ich koche eh selten. Ich rege mich künstlich darüber auf, wie ich neulich aus Dämlichkeit mit der Kurzstreckenkarte eine Station zu weit gefahren bin und dabei erwischt wurde. Dabei finde ich eigentlich, dass Kontrolleure ja auch nur ihren Job machen. Ich suche also nach Sandkörnern in meinen eigentlich superbequemen neuen Turnschuhen, damit ich andere mit meinem Glück nicht unglücklich mache. 

Jetzt habe ich es fast geschafft, den zweiten Grund für meine kleinen Erfindungen zu verschleiern. Der ist nämlich leider etwas absurd. Die Wahrheit ist: Ich habe Angst vorm Karma. Denn ich weiß, dass mein momentanes Glück zerbrechlich ist. Die Katastrophe kann jeden Moment eintreffen – wenn das Schicksal halt merkt, dass es mich momentan ziemlich übervorteilt. Wie dem auch sei: Habe ich schon erwähnt, dass die neue Küche wirklich viel zu klein ist?

Jungs, warum habt ihr Angst vor Katzenfrauen?

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Die Mädchenfrage


Liebe Jungs,

Ich gebe zu: Meine erste Trennung verbrachte ich verstärkt in der Nähe meiner Katze. Sie hatte, so ganz rational betrachtet, kurzfristig eine gewisse Mann-Ersatzfunktion: Eine Katze ist haarig, warm, liegt auf einem herum und macht laute Atemgeräusche. Alles Punkte, in denen ihr euch vielleicht wiedererkennt. Eigentlich ist die Katze aber ein Haustier, wie jedes andere auch. Trotzdem: Die Kombination Katze und Frau führt bei manchen Männern zum Einlegen des inneren Rückwärtsgangs.

Das ist nämlich so ein fieses Klischee, das man als katzenliebende Frau nicht ganz loswird: Frauen mit Katzen, oder auch "Cat Ladies", seien so ziemlich der polare Gegenpart zu "Cat Woman". Kein Latex, kein Lidstrich, kein Hüftschwung, sondern eher: Jogginghose, vom Weinen gerötete Augen, ein Pott Eiscreme auf dem Schoß und daneben ein Dutzend haarige Miezen. Das finde ich als Frau, die nicht nur Jogginghosen und Katzen, sondern auch einen Hüftschwung besitzt, ziemlich ärgerlich.

Wenn Männer Katzen haben, werden ihnen Fotoserien gewidmet - keine Spur vom Stigma der Altjungfer. Aber nur weil ein kleiner Teil der weiblichen Bevölkerung über 65 seinen Haushalt mit Katzen überbevölkert, wird der Katzenbesitz popkulturell mit weiblicher Vereinsamung gleichgestellt.

Dabei sind Katzen genau genommen als Partnerersatz sogar ziemlich ungeeignet: Sie verschwinden oft tagelang, kratzen viel und kacken tendenziell eher neben das Klo, als hinein. Außerdem: das Tier der ewigen Treue ist doch eher der Hund. Hundefrauen sind in Euren Köpfen aber die doch eher die Coolen, die langbeinig-gekonnt Frisbees und Stöckchen über die Wiese werfen und die vielleicht auch irgendwas super auf Ex kippen können. Gegen sie wirken Katzenfrauen: verzweifelt, vereinsamt, unsexy. Oder?

Erklärt uns das mal: Habt ihr wirklich Angst vor Katzenfrauen? Weht Euch mit dem Duft des Katzenklos auch automatisch ein Hauch von Verzweiflung entgegen? Oder stimmt das alles gar nicht und es ist euch in der Regel scheißegal, ob wir mit Riesenlabrador oder einer Armee an norwegischen Waldkatzen zusammenwohnen, solange wir neben euch einschlafen?

>>> Die Jungsantwort von jakob-biazza>>>

[seitenumbruch]Liebe Mädchen,

in einer sehr fernen Zeit habe ich lange in einer Band gespielt. Und in der gab es für Live-Konzerten eigentlich nur zwei wirklich wichtige Regeln: 1) Halte den Keyboarder vom Wodka fern. 2) Wenn du nach der Show mit einem Mädchen sprichst, kläre so schnell, wie das eben geht ohne sonderbar zu wirken, ob sie eine Katze hat. Lautet die Antwort "ja", checke, ob nicht wenigstens im Fernsehen was läuft.





Noch jemand da? Dann mit derselben Überzeugung nachgereicht: Musiker auf Tour degenieren ohne jede Ausnahme zu präpubertären Arschlöchern. Und die Frau, die ich gut kenne, ist eine schwer bezaubernde Katzen-Närrin. Noch stemme ich mich trotzdem dagegen, dass so ein Viech in die Wohnung kommt. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre halte ich es aber für wenigstens fragwürdig, ausgerechnet diesen Kampf zu gewinnen.

So. Und nun der Versuch, aus diesem Start noch so etwas wie eine brauchbare Theorie zu drechseln. Was ich mit dem Einstieg nämlich schon sagen wollte: Ja, es gibt dieses Bild, das du beschreibst. Nicht ganz in echt natürlich. Wer ernsthaft sagt, dass Frauen mit Katzen alle verhärmte Jungfern sind, der glaubt wahrscheinlich auch, dass Schwarze alle Rhythmus im Blut haben. Aber mit dieser so schwer zu klärenden Mischung aus Ironie und Ernsthaftigkeit taucht es schon im Unterbewusstsein auf. Wenigsten bei mir. Und nach einer nicht repräsentativen Umfrage in meinem Umfeld auch bei anderen.

 Ich sage nicht, dass das gut ist oder richtig. Aber da ist es, das Bild.

Tiere sind für uns ein Luxusartikel - die erwirbt man, um etwas Fehlendes zu kompensieren



Über das Warum muss ich nun wild spekulieren und interpretieren – und dabei zunächst betonen, was für eine an sich widernatürliche Idee es für urbane Menschen ist, überhaupt ein Tier zu halten. Was, bitte, haben Hund, Katze, Meerschweinchen, Papagei, Kaninchen oder Zierfisch zwischen Stuck und Dielenboden verloren? Eben. Für den Großteil von uns ist ein Tier keine Notwendigkeit wie einstmals vielleicht ein Hofhund. Wenn man etwas aber eigentlich nicht braucht, ist es ein Konsum- oder Luxusartikel. Man erwirbt die, um etwas zu kompensieren oder dem Leben etwas hinzuzufügen, das vermeintlich fehlt. "Wer ein Tier hat, egal welches, sucht eine Nähe, die sonst fehlt", hat der Kollege mir vorhin herübergerufen. Kluger Mann, würde ich sagen.

Du bist also entweder selbst die Katze (selbstbestimmt, eigenständig, blabla) oder du legst dir eben eine zu – hätte ich daraus beinahe gefolgert. Aber das mit dem Kompensieren mittels Tier, das ist natürlich eigentlich ein Unisex-Ding. Und: Es ist meiner Meinung nach bei allen Tieren derselbe Mechanismus. Warum die Katze da jetzt mit mehr Symbolik aufgeladen ist als andere Tiere, weiß ich einfach nicht. Vielleicht, weil sie von Haus aus mit mehr weiblichen Attributen besetzt ist? Mit weniger als laienhaftem Mythologiewissen würde ich mal behaupten, dass Forscher ja zum Beispiel auch immer noch nicht sagen können, warum Bastet, die Tochter des Sonnengottes Re, ausgerechnet als Katzengöttin dargestellt wird. Wäre also viel Anspruch, das jetzt hier hinzubekommen.

Was ich aber zu deiner letzten Frage sagen kann: Nein, es ist uns in der Regel nicht scheißegal, ob ihr "mit Riesenlabrador oder einer Armee an norwegischen Waldkatzen" zusammenwohnt. Da geht es aber hauptsächlich um die Quantität. Wenn ich auch nur ein winziges Bisschen recht habe mit meiner Theorie, will ich nämlich lieber nicht wissen, was man mit einer solchen Armee alles kompensiert.

Wwwrrrrrräääääännnggg!

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http://www.youtube.com/watch?v=Osv7HUW7Dic
 
Beinahe noch schöner als das Video selbst sind die Reaktionen, die hier aus dem Kollegium dazu von Durchlauf zu Durchlauf zusammengekommen sind. Die reichen nämlich von „Hä, wie soll das gehen?!“ über „Das ist ja krass gefährlich – wenn der jetzt stolpert“ bis zu „Aber schon auch krass schlau“. Der obligatorische Comic-Gedanken „Muss man halt aufpassen, dass man keinen perfekten Kreis fährt und mit der ausgesägten Platte verschwindet“ war natürlich auch dabei.
 
Das zeigt vor allem mal wieder, wie nah in dieser unserer Zeit himmelschreiende Idiotie und schwer unterhaltsame Genialität beieinander liegen können. Möglicherweise sogar beieinander liegen müssen! Und warum man sich vielleicht doch noch auf weiße Ostern freuen sollte. Wir tanken jetzt jedenfalls die Kettensägen noch mal schnell voll und reiten dann ins lange Wochenende.
 
Ach so: Wenn ihr Saukrüppel da draußen das jetzt unseretwegen nachmacht, ziehen wir euch die Hammelbeine lang - Ostern hin oder her! Gell?!

Wir haben verstanden: KW 14

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  • Hieß es ja schon länger, kann man jetzt aber auch in der Realität beobachten: Der Hackenporsche ist im Hipster-Mainstream angekommen.

  • Der erste Kaffee nach längerer Krankheit ist der beste.

  • Eizellen einfrieren lassen kostet 4000 Euro. Plus 20 Euro im Monat für die Lagerung.

  • Wenn uns der Osterbrauch irgendwas lehrt, dann die Freude am Zweimalhinschauen.





  • Die aktuelle Mode (lange Mäntel und Röcke) ist äußerst geeignet für eine Reise in den Iran.

  • Sturm Niklas bringt das Haare-im-Gesicht-Selfie hervor.

  • Die zehn besten Aprilscherze dieses Jahr sind sehr gut kuratiert.

  • Fast 20 Prozent der Metal-Musiker sterben durch Suizid. 50 Prozent aller Rapper werden dafür umgebracht. Das zeigt mal wieder, wie viel Spaß Statistik machen kann. Vor allem, wenn sie nicht wirklich valide ist.

  • Neues Lieblingsfortbewegungsmittel: kettensägenbetriebene Schlittschuhe.


http://www.youtube.com/watch?v=Osv7HUW7Dic
  • Unbedingt mal wieder alte "Werner"-Comics anschauen!

  • Und "The Big Lebowski" sowieso.

  • Wenn es einem mal sehr gut geht, sollte man das ruhig auch sagen.

  • Ein gestohlenes Smartphone kann einen Menschen berühmt machen. Zumindest in China.

  • In Deutschland klappt das noch nicht. Das heißt aber nicht, dass wir die etwas ältere Handy-weg-Geschichte vom Kollegen Baumstieger deshalb jetzt weniger gut finden.

  • Auch wenn es regnet, sollte man an manchen Tagen den Schirm zuhause lassen



"Und dann liefen diese ganzen Spekulationen"

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Auf seinem Blog beschrieb Mika Baumeister die perfide Berichterstattung in Haltern am See. Dafür hat er viel Zuspruch erhalten. Foto:(c) Mika Baumeister 

jetzt.de: Du hast einen Blog namens"(Bau)meistergedanke". Worüber schreibst du? Hast du sonst bisher Erfahrungen im Medienbereich?
Ich schreibe schon seit ich 16 bin auf verschiedenen Websites und Blogs, meist über Technisches wie Handys oder Soft- und Hardware. Auf meinem Blog habe ich noch nicht sehr viele Einträge, aber es ist für mich eine gute Möglichkeit, über Dinge zu schreiben, die mich so beschäftigen und meine Gedanken zu teilen.    

Ganz offen gefragt: Wie ist es zur Zeit, in Haltern am See zu leben?  
Ein wenig hat sich die Lage beruhigt. Gestern beim Trauergottesdienst war die Stimmung ruhiger als letzte Woche. Bei den Familien selbst wird es noch lange dauern, bis sie es wahrhaben können. Manche realisieren das noch gar nicht richtig. Die Eltern haben es schon größtenteils gecheckt, aber die Trauer ist groß.

Wie gehen die Angehörigen mit der täglichen Berichterstattung um? Spricht man darüber? Oder werden die Medien nicht mehr beachtet?
Nein. Bei zwei Familien habe ich diese Frage gestellt. Am Unglückstag lief die Glotze relativ genau bis 12:30 Uhr. Dann war klar, das ist der Flug, da saß meine Tochter drin, ich kann mir den Rest denken. Und dann liefen diese ganzen Spekulationen. Das bringt den Familien gar nichts. Die sind lieber mit ihrer Trauer allein.

Sind noch so viele Journalisten vor Ort wie letzte Woche?
Definitiv weniger. Am späten Donnerstagabend standen zum ersten Mal keine Pressevertreter vor der Schule. Wegen des Trauergottesdiensts waren gerade mal zehn Kamerateams da, was wenig ist im Vergleich zu vorher. Das waren größtenteils deutsche Medien, Bild hat live gebloggt, NTV, aus Frankreich war auch jemand da, aber größtenteils haben die sich angemessen verhalten. Das habe ich auch in meinem Blog erwähnt. 

Verfolgst du noch die Berichterstattung über die Katastrophe? Oder ignorierst du das alles auch mittlerweile?
Wenn ich über Negatives berichte, muss ich es mir natürlich auch anschauen. Seiten, die ich vorher nie besucht habe, schaue ich mir in den letzten Tagen auch an. Weil ich einfach gucken muss, über was die schreiben.

Vieles wurde auf sehr entwürdigende Art und Weise berichtet. Du schreibst, Spiegel TV habe sich besonders dreist verhalten.
Ich kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, ob es nun definitiv SpiegelTV war. Meine Quelle (direkter Angehöriger) ist sich weiterhin relativ sicher, doch Spiegel behauptet das Gegenteil. Ich überlasse jedem selbst, was er darüber denkt.



Die ständige Präsenz der Presse stellte eine zusätzliche Belastung für die Angehörigen dar. In Haltern am See regt sich nun Widerstand gegen die Methoden der berichtenden Medien. Foto: (c)Mika Baumeister 

Was denkst du, welche Auswirkungen der Sensationsjournalismus  auf die Gesellschaft hat?
Wenn man bei jeder Berichterstattung eine tote Person oder eine Trauergruppe sieht, gewöhnt man sich daran und möchte das immer sehen, aber das ist verkehrt. Die Zuschauer verrohen mit der Zeit.

Hat sich dein Berufswunsch geändert, nachdem du gesehen hast, wie sich einige Medien verhalten haben?
Ich sehe meine Zukunft immer noch im Journalismus. Aber nach dieser Erfahrung würde ich bei bestimmten Medien nicht mehr arbeiten wollen. Die, die ich kritisiert habe, würden mich wahrscheinlich auch gar nicht mehr nehmen. Die Ablehnung ruht aber sicherlich auch auf Gegenseitigkeit. Das klingt jetzt perfide, weil der Anlass eigentlich ein sehr trauriger ist, aber ich denke, dass die, die dieselben Vorstellungen haben wie ich, mittlerweile auf mich aufmerksam geworden sein müssten.

Bekommst du viele Anfragen?
Einige wenige. Ich stehe in einem Zwiespalt: Auf der einen Seite sollte in Haltern Ruhe einkehren, auf der anderen Seite finde ich, dass viele Leute noch erfahren sollten, das es da Widerstand gab.

Wurdest du auch zu Talkrunden eingeladen?
Nein, noch nicht. Aber ich wäre auch bereit, daran teilzunehmen, obwohl ich nicht so gerne in der Öffentlichkeit stehe. Aber ich finde es wichtig, dass die Trauernden von Halten in den Medien vertreten werden. Diese Diskussion müsste dann aber allgemein und nicht Fallspezifisch geführt werden.

Denkst du, dass solche Aufschreie eine Veränderung bewirken können? Nach dem Amoklauf von Winnenden im Jahr 2009 hatte man auch die Medien kritisiert und in Haltern sieht man, dass sie sogar noch perfider geworden sind
Eine Edekafiliale und einige Tankstellen haben auf Facebook gepostet, dass sie die Bildzeitung nicht mehr verkaufen. Mein Problem ist, dass ich mit meinem Text natürlich nicht jede Zielgruppe erreiche, insbesondere die, die die Sensationspresse liest.  

Es sind gerade Ferien. Merkst du das überhaupt?
Nicht wirklich. Ich verbrachte viel Zeit in der Schule, um die zehn Stunden pro Tag.  Aber das tat ich gern. Seit ich den Artikel veröffentlicht habe, bin ich natürlich anderweitig beschäftigt, muss auf Mails, Kommentare und so weiter reagieren.

Hat sich denn durch diese Katastrophe der Zusammenhalt bzw. die Gemeinschaft in Haltern verstärkt?
Auf jeden Fall. Wir sind eine kleine Stadt und jeder kennt jemanden, der davon betroffen ist. Leute treffen sich spontan, um gemeinsam zu trauern. Das ist außergewöhnlich



Mit Kurt Cobain zurück in die Pubertät!

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Wichtigster Tag der Woche:

Freitag. Da passe ich seit Kurzem immer auf den Spaniel einer alten Dame auf. Und der ist ziemlich süß, auch wenn er mir immer die Hose vollsabbert.

Kulturelles Highlight:

Das sound:frame-Festival– ein Festival der audiovisuellen Kunst, das jedes Jahr in Wien stattfindet. Neben Installationen, Workshops und Vorträgen gibt's da auch Liveperformances zu sehen. Heuer kommt zum Beispiel die große Andreya Triana. Und natürlich sind auch Newcommer wie - ich nenne ihn gerne den "österreichischen Chet Faker" – Wandl mit dabei.

http://youtu.be/li3OzX2Et8k

Politisch interessiert mich:

Weiterhin die Lage der Türkei vor den Parlamentswahlen. Die sind zwar erst in acht Wochen, aber der Widerstand gegen den autoritären Regierungsstil von Präsident Recep Tayyip Erdogan wächst. Und auch die Anschlagsserie reißt nicht ab: In den vergangenen Wochen haben linksextremistische Gruppen immer wieder Sicherheitskräfte angegriffen, erst am Dienstag ist bei einer Geiselnahme in Istanbul ein türkischer Staatsanwalt getötet worden. Es ist wahrscheinlich, dass Erdogan und die AKP letztendlich von den Anschlägen profitieren werden, denn so kann er noch mehr repressive Maßnahmen rechtfertigen.

Soundtrack:

Das neue Shlohmo Album kommt diese Woche raus. Wer ihn nicht kennt: Ein Wahnsinnsproduzent aus LA, der ziemlich entspannte Beats macht. Aber seit es das Internet gibt, sind Releasetermine sowieso egal geworden. Natürlich kann man es schon seit Wochen hier online streamen:

http://youtu.be/tv8Se8xSMiw

Und dann werd ich diese Woche mal wieder Nirvana hören und "Come as you are" gröhlen. Wieso erfahrt ihr weiter unten
.


Wochenlektüre:

Vor ein paar Wochen ist Doris Knechts zweiter Roman „Wald“ erschienen. In Deutschland kennt man sie wahrscheinlich nicht: Knecht ist eine große österreichische Kolumnistin. Richtig fies kann die schreiben, aber dabei ist sie immer stilvoll und sehr schlau. In ihrem Buch geht's um Aussteigerdasein, Existenzkrisen und Landleben. Alles ansprechend irgendwie. Ich werde wohl alt.


Ansonsten habe ich letztens dieses Blog entdeckt.
Da schreibt eine junge Rollstuhlfahrerin sehr beeindruckend über ihr Leben in Berlin.

Kinogang:

Diesmal ausnahmsweise leicht zu beantworten: Natürlich die Kurt Cobain-Doku "Montage of Heck". Ich liebe Musikdokus und mit zwölf trug auch ich einen Nietengürtel und hörte Nirvana hoch und runter. Zurück in die Pubertät juhu!

http://youtu.be/_IBWbpJdRMQ

Für die, die lieber etwas Aufheiterndes sehen wollen und auf schrulligen Humor stehen: Diese Woche kommt auch der Film von Heinz Strunk und dem Kabarettisten-Duo Stermann und Grissemann raus. Er heißt „Drei Eier im Glas“ und der Trailer wirkt schon einmal ziemlich schräg.

http://youtu.be/SaRY2_7wmqc

Geht gut diese Woche:

Wenn wir schon bei "Eiern im Glas" sind: Sich noch immer hauptsächlich von Ostereiern ernähren.

Geht gar nicht:

Gespräche über den Cholesterinspiegel und Aprilwetter.

Und sonst so:
 

Übertreib nicht deine Rolle!

Der Russe kommt

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Die Choreografie des Bösen sitzt. Alexander Rusevs Augen funkeln wild entschlossen. Schnaufend schiebt er das Kinn nach vorne, seine bullige Brust bebt. Er sitzt auf dem Rücken seines Gegners, Jack Swagger heißt der, ein blonder Hüne, Kampfname „The Real American“. Rusev umfasst Swaggers Kopf, reißt ihn nach hinten und stemmt seine 140 Kilogramm gegen den letzten Widerstand. Sekunden später gibt Swagger auf. Der Schiedsrichter im gestreiften Hemd reißt den Arm in die Höhe: Rusev hat gewonnen. Loslassen will Rusev trotzdem nicht. Ein echter Bösewicht kennt keine Regeln.



Kann gut böse sein: Alexander Rusev

Seit etwas mehr als einem Jahr spielt Alexander Rusev, 29 Jahre alt, den bösen Russen im amerikanischen Wrestling-Zirkus. Woche für Woche immer dasselbe Bild: Rusev macht sie alle fertig, zwingt immer stärkere Gegner zur Aufgabe. Nach seinen Siegen übertönt Marschmusik das buhende Publikum. Rusev schüttelt dazu das schweißnasse lange Haar und stößt seinen animalischen Siegesschrei aus, ein langgezogenes „Aaaahh“, Worte sind nicht nötig. Mit einem Knall entrollt sich die russische Fahne von der Decke, manchmal erscheint auch ein Bild von Wladimir Putin auf dem Videowürfel. Rusevs wasserstoffblonde Managerin Lana schreitet im knappen Kostüm durch den Ring und preist mit schrägem Akzent die russische Nation und ihren Präsidenten. Und natürlich ihren Rusev, „The Super Athlete“. Putin und er, sie seien den USA weit überlegen. „USA! USA! USA!“, antwortet das Publikum. Der Hass in der Halle erreicht seinen Höhepunkt.

Wrestling ist ein Destillat der Stimmung im Land


Niemand schlachtet den Konflikt zwischen den USA und Russland derzeit so genüsslich und überzeichnet aus wie das US-Wrestling-Unternehmen „World Wrestling Entertainment“, kurz WWE. Rusevs Gegner sind immer Amerikaner durch und durch. Jeder seiner Kämpfe ist deshalb auch eine Niederlage für Amerika, die Supermacht. Immer sehnsüchtiger wartet das Publikum in der Halle und vor den Fernsehern auf den Fall des bösen Russen und den Triumph der USA.

Natürlich ist das alles nur Show und Kalkül – ein übertriebenes Spektakel für ein bierseliges Publikum, das leichte Unterhaltung will und sonst nichts. Gerade deshalb ist es aber interessant. Wrestling erzählt die Geschichten, die die Masse in den USA hören will, und zwar möglichst simpel in das Schema Gut-gegen-Böse gepresst. Das bringt Einschaltquoten und ausverkaufte Hallen und sichert den weltweiten WWE-Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde US-Dollar. Wrestling ist ein Destillat der Stimmung im Land, wer dort zuschaut, blickt direkt in die Seele des Volkes. Und gerade ist diese Seele voller Hass gegen den bösen Alexander Rusev.

„Nichts ist schlimmer als Gleichgültigkeit im Publikum“, sagt Philipp Kutzelmann. Der Münchner Kulturhistoriker hat sich ausgiebig mit dem US-Wrestling beschäftigt und ein Buch über dessen kulturelle Bedeutung in den USA geschrieben. „Es braucht klare Helden und Feindbilder. Das gilt für Hollywood genauso wie für Wrestling.“

Bei der Entwicklung der Charaktere und ihren Geschichten lassen sich die WWE-Macher immer wieder von der Popkultur und aktuellen Ereignissen beeinflussen und versuchen so den Zeitgeist zu treffen. Eines der prominentesten Beispiele dafür ist der Aufstieg von Wrestling-Legende Hulk Hogan Mitte der Achtzigerjahre. Auf dem Höhepunkt der amerikanisch-iranischen Spannungen und während des Ersten Golfkriegs besiegt der damals noch unbekannte Hogan den monatelang ungeschlagenen Iron Sheik, einen Iraner mit Schnauzbart und Kopftuch. Auch böse Russen haben eine lange Tradition im amerikanischen Wrestling. Ende der Achtzigerjahre betreten zwei Hünen mit dem Ringnamen „The Bolsheviks“ äußerst erfolgreich die Wrestling-Bühne. „Das Aufbauen einer „ausländischen“ Gefahr ist ein bewährtes Mittel, um ein patriotisches Wir-Gefühl zu schaffen. Und es wird gerne dazu verwendet, um einen neuen amerikanischen Helden zu stilisieren“, sagt Kutzelmann. 

Vor etwa einem Jahr lieferte das politische Geschehen in Europa wieder eine Steilvorlage für die Seifenoper im Ring. Russland annektierte die Krim-Halbinsel, im Osten der Ukraine rissen prorussische Separatisten die Macht an sich. Die Krise weitete sich zu einem Bürgerkrieg aus. Westliche Staaten und die Nato sind überzeugt, dass Russland direkt in den Konflikt in der Ostukraine involviert ist, die EU und die USA belegten Russland mit Sanktionen. Vor allem Konservativen in den USA ist das nicht genug. Die Stimmung erinnert an die Zeiten des Kalten Kriegs

>>> Wrestlemania, der Höhepunkt der Saison: Rusev rollt mit einem Panzer zum Ring
[seitenumbruch]Beim WWE nimmt man es mit der Herkunft der bösen Russen in Spandex nicht ganz so genau. Das Duo „The Bolsheviks“ bestand aus dem Kroaten Josip Nikolai Peruzović und dem Amerikaner Jim Harrell. Der böse Russe der frühen Neunzigerjahre, Nikita Koloff, wurde als Nelson Scott Simpson in Minnesota geboren. Auch der jüngste Spross der WWE-Inszenierung ist kein Russe. Alexander Rusev heißt eigentlich Miroslav Barnyashev und stammt aus Bulgarien. Auf seinem Oberarm prangt ein Tattoo: der Umriss Bulgariens in den Nationalfarben seiner Heimat – weiß, grün und rot. Nicht mal während seiner Kämpfe versteckt er es. Eigentlich sollte er 2012 sogar mit der bulgarischen Gewichtheber-Mannschaft bei den Olympischen Spielen antreten. Eine schwere Verletzung stoppte die Pläne.

Rusev lebt seit 15 Jahren in den USA und hat eine mustergültige Wrestling-Karriere hinter sich. Als Bulgare Miroslav Makaraov kämpft er sich durch die Nachwuchsligen. Nach ersten erfolgreichen Fernsehauftritten erfindet sein Management das Alter-Ego „Alexander Rusev“ und lässt ihn die Nationalität wechseln. Seit Januar 2014wird er zum unbezwingbaren Feindbild im Hauptprogramm der WWE aufgebaut. Auch seine Managerin Lana ist durch und durch Kunstfigur. Bevor sie begann, im Ring das Publikum zu beschimpfen und Putin zu preisen, war Catherine Joy Perry Bikini-Model, erfolglose Sängerin und spielte einige kleine Nebenrollen in TV- und Kinoproduktionen. Solche kleinen Ungereimtheiten stören die Wrestling-Fangemeinde kaum.

Ende März, der Sonntag vor Ostern – Wrestlemania, der Höhepunkt der Wrestlingsaison. Weltweit verfolgen es mehr als sechs Millionen Menschen am Bildschirm und knapp 75 000 Menschen im ausverkauften Levi’s Stadium in Santa Clara – ein Sportevent auf Augenhöhe mit American Football, Basketball oder Baseball.

Rusevs Gegner ist John Cena, er setzt sich für kranke Kinder und Veteranen ein


Je heißer der Kampf zwischen Gut gegen Böse, desto höher die Einschaltquoten und der Gewinn. Deshalb wird auch Alexander Rusev bei diesem wichtigsten Event des Jahres in den Ring geschickt. Sein Gegner: John Cena, ein Poster-Boy der WWE und Sympathieträger bei den Fans. Im Ring gilt er als Kämpfernatur, als einer, der nie aufgibt. Auf Facebook hat er 36 Millionen Anhänger, sein Body-Change-Programm ist in den USA ein großer Erfolg. Außerdem setzt er sich für krebskranke Kinder und Veteranen ein. Cena ist der perfekte amerikanische Held, mehr noch als alle, die Rusev in den vergangenen Monaten gedemütigt hat. Wer, wenn nicht er, wäre jetzt der Richtige, um jetzt Rache zu üben? Und wann, wenn nicht jetzt, auf dem Höhepunkt der Saison? Das wäre Balsam für den über Monate geschmähten Nationalstolz.

Der Moment, auf den das Publikum gewartet hat: Rapmusik ertönt, der durchtrainierte John Cena stürmt in Richtung Ring. USA, USA, USA, begrüßt ihn das Publikum. Cena bleibt stehen, er salutiert vor den amerikanischen Soldaten im Stadion. Jubel. Für Rusev dagegen nur Pfiffe. Er rollt mit einem Panzer ins Stadion, schwenkt die Fahne zur Marschmusik.

Knapp 20 Minuten lang dauert der Kampf. Es ist ein offenes und spannendes Match, oder besser: ein perfekt als solches durchchoreografiertes. Immer wieder prügelt Rusev seinen Kontrahenten durch den Ring, schwenkt einmal sogar siegessicher die russische Fahne und brüllt: „Du kannst mich nicht besiegen.“ Doch immer wieder kommt Cena zurück, drückt sich aus dem gefürchteten Finisher-Move des Russen nach oben. „Ein Kämpfertyp“, freut sich das Kommentatoren-Team. Dann geht alles sehr schnell. Rusev stürmt durch den Ring, um sich auf seinen Gegner zu werfen. Doch sein schwerer Körper trifft die am Ring wartende Managerin Lana. Sie fällt zu Boden, ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit bei Rusev, ein letzter Wurf von Cena. Das begeisterte Publikum zählt den bösen Russen aus. One, two, three, Jubel, die Kameras zoomen auf Fans, die sich in den Armen liegen. Endlich ist der „United States Championship“-Titel wieder in den richtigen Händen. Die USA haben die große Konfrontation mit Russland für sich entschieden. Zumindest im Wrestling.

Neue Ähra

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Brot, Nudeln, Döner, Pizza, Doughnuts: alles Dinge, auf die glutenintolerante Menschen verzichten müssen. Ziemlich gemein. Aber: nicht nur das Allergiker-Regal im Supermarkt wächst gemeinsam mit der Zahl der Betroffenen, dank des Tumblr-Blogs Gluten Free Museum lässt sich jetzt auch Kunst ganz ohne Gesundheitsschäden genießen. Seit Anfang des Jahres werden hier Bilder einer weizenfreien Welt gepostet, die glutenlos glücklich machen.

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Da ruhen van Goghs Bauern nicht auf goldenen Ähren, sondern auf grünem Gras, Picassos Porträt am Frühstückstisch gibt es ganz ohne Croissant-Finger und Chief Wiggums Hände greifen statt zum Doughnut ins Leere. Und auch Zöliakie-Patient Jesus hätte beim Abendmahl nicht viel Brot zu Brechen gehabt.

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Das alles ist nicht nur ein sehr unterhaltsames Experiment, sondern sieht auch noch schön aus. Und gibt Allergikern ein bisschen Mut. Wenn man denen nämlich nicht dauernd Croissants und Hotdogs vor die Nase hält, geht es mit dem Verzicht schon ein bisschen besser. Auf das erste glutenfreie Museum folgt also hoffentlich bald: Photoshop für die Speisekarte. Alles nur eine Frage der Zeit.

"Als Maskottchen wurde ich verprügelt"

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. . . für eine Wein-Poser-Attitüde. Leider gibt es die nicht nur allgemein bei Leuten meines Alters immer häufiger, sie kommt mir sogar in meinem Freundeskreis immer näher. Menschen, die an Korken schnüffeln, ihre Nasen in Weingläser stecken und danach Sachen sagen wie: „Vulkanerde“.

Es geht nicht darum, dass sich jemand für Wein interessiert. Es geht um das Gehabe, das damit verbunden ist. Mein ehemaliger Mitbewohner hat in einer Weinhandlung gearbeitet und durfte immer die angebrochenen Verkostungsflaschen mit nach Hause bringen. Wir saßen abends in der Küche und auch er hat viel über Wein geredet und mich probieren lassen. Das fand ich großartig. Aber die Leute, die sich oft selbst nicht richtig auskennen und ihr Pseudowissen nur raushängen lassen, weil sie wissen, dass ich noch weniger Ahnung davon habe – die gehen, finde ich, gar nicht.

Solches Verhalten lässt sich sicher bei Menschen in jedem Alter finden, aber einem betagten Jacques mit Baskenmütze und Baguette unter dem Arm könnte ich es wohl eher verzeihen als dem Typen, mit dem ich gerade erst noch am Baggersee Wein aus Tetrapacks getrunken habe.

[seitenumbruch]



. . . für Studentenjobs. Ich hab in den vergangenen fünf Jahren alles Mögliche gemacht: gekellnert, in der Küche ausgeholfen, ich war Festivalmaskottchen und Kartenabreißer im Kino. Das alles hatte seine guten Seiten. Ich habe sehr viele nette Leute kennengelernt und stand mit coolen Bands auf der Bühne. Aber ich habe auch gelernt: Das Schlimmste daran, ein reiner Dienstleister zu sein, ist, dass die Leute denken, sie besitzen dich und haben immer Recht.

Als Kellner sollte ich alle zuerst und sofort bedienen, als Maskottchen wurde ich verprügelt und in einen Fluss geworfen und an der Kinokasse hat eine Frau mal nur mit Kupfer-Kleingeld bezahlt, das ich zählen musste, obwohl die Schlange megalang war. Oh, und ich war auch mal Museumsführer im jüdischen Museum, da dachten die Leute, sie können mich alles fragen – zum Beispiel, ob ich beschnitten bin.

Ich fühle mich mittlerweile einfach zu alt dafür, Everybody’s Darling zu sein. Wenn ich im Job mit jemanden diskutiere, will ich widersprechen können. Und es sollte dabei um meine inhaltliche Arbeit gehen, von der ich überzeugt bin, und nicht darum, ob der Weißwein zu warm ist oder warum man mir, auch wenn ich in einem lustigen Kostüm stecke, nicht in die Weichteile treten sollte. Momentan sieht es so aus, als könnte das alles für mich nun bald ein Ende haben. Und das freut mich wahnsinnig.

Alle mal malen

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Ganz klar: Kinder lieben Mandalas. Überhaupt alles, was mit Ausmalen zu tun hat. In Restaurants sind Papiertischdecken und Buntstifte oft das einzige, was am Tisch Ruhe einkehren lässt. Mit fortschreitendem Alter lässt diese Leidenschaft eigentlich nach.

Doch das sinnfreie Malen scheint sich zum neuen Trend zu entwickeln: Die schottische Künstlerin Johanna Basford hat 2013 mit “Secret Garden” ein Ausmalbuch entworfen, das sich an Erwachsene richtet - und belegt damit seit Wochen die englische und amerikanische Top eins der Amazon-Bestsellerliste.

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Auch Stars holen vermehrt ihre Bunstifte raus: New Girl-Darstellerin Zooey Deschanel hat den Link zum Buch auf Facebook geteilt, der südkoreanische Popstar Kim Ki-Bum veröffentlichte ein eigens ausgemaltes Motiv auf Instagram. In den vergangenen zwei Jahren hat Basford rund 1,4 Millionen Exemplare verkauft, vom Nachfolger “Enchanted Forest” seit Februar diesen Jahres über 250 000 Stück. Was sich nach einem seltsamen Trend anhört, ist in Großbritannien längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen: Fünf der zehn meistverkauften Bücher auf Amazon sind Ausmalbücher für Erwachsene.

[plugin imagelink link="http://www.raincoast.com/images/uploads/Secret_Garden_3.jpg" imagesrc="http://www.raincoast.com/images/uploads/Secret_Garden_3.jpg"] (Quelle)

Woher kommt diese Vorliebe für seitenweise schnörkelige Märchenmotive, für Blätter und niedliches Getier? Der Ursprung liegt vermutlich in der Wirkung, die wir schon als Kinder verspürt haben: Untersuchungen zufolge wirkt Ausmalen entspannend und stresshemmend - die etwas hausbackene Optik der Bücher ist da wohl nicht so wichtig. Und in Zeiten des Ebooks ist ein Buch, das man anfassen und sogar selbst kolorieren kann, scheinbar eine willkommene Abwechslung.

kristin-hoeller

Scheibenkleister

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Was das iPhone 6 alles kann, ist ja bekannt: so ziemlich alles. Noch besser Musik abspielen, noch schneller Emails verschicken und immer und überall ein perfektes Panoramabild in der arktischen Sonne aufnehmen. Mit solchen Profi-Shots wirbt der Apple-Konzern auf der ganzen Welt auf großformatigen Plakaten  – unter den Bildern in National-Geographic-Optik prangt dezent der Hinweis: „Shot on iPhone 6“.

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Die Plakate, die für ihre perfekte Foto-Optik bereits kritisiert wurden, blenden aus, was das iPhone aber auch noch kann: ganz schreckliche Bilder aufnehmen. Diese Gegenbeweise der viel beworbenen Apple-Ästhetik kleben in San Francisco jetzt auf den Wänden neben Bergspitzen und Sonnenblumenfeldern. Missglückte Selfies, Posen, Grimassen, Nacktbilder und alles, was an Handyfotos so ist, wie es Apple eben ungern haben möchte: ziemlich unattraktiv. Und ziemlich uncool.

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Und mit diesen Begriffen in Berührung zu kommen, wäre für den Konzern Imageschädigend – baut das Image doch auf der Hoffnung auf, dass Apple-User automatisch sind, wie die Produkte: stylish und ziemlich perfekt. Die Gegenkampagne „Also shot on iPhone 6“ zeigt, dass das Leben keinen Filter besitzt. Auch nicht für Normalität.

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Geschmacksverstärker

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Chilly Gonzales hätte da eine Frage, die ihn ehrlich zu peinigen scheint: Welcher Rap-Charakter ist Big Sean eigentlich? „Lyricist“? „Swag Rapper“? „Pimp“? Ist er also Prahlhans oder introvertierter Grübler? Will er Geschichten erzählen oder mit Punchlines (den Aphorismen von heute) protzen? Und wühlt er dafür gewinnbringender in seinem Inneren oder ist er dann besser, wenn er in die Welt schaut? Er, Gonzales, habe das nie final klären können. Der Pianist schreibt das auf read.tidal.com. Das Online-Musikmagazin gehört zum Streaming-Dienst Tidal, dessen Start der Musiker Jay Z gerade mit großem Brimborium in New York inszeniert hat. 

„The Talkhouse“ heißt das Format. Künstler schreiben darin über Alben oder Gesamtwerk anderer Künstler. Das gerät nicht selten ähnlich nerdig wie bei Gonzales. Und funktioniert fast immer genauso gut. Denn eigentlich geht es bei all dem immer um die eine, am Ende doch entscheidende Frage: die nach der Geschmackssicherheit. Ist Big Sean eigentlich cool? Und bin ich es damit auch, wenn ich ihn höre – bekomme ich auf dem Schulhof also Anerkennung oder Prügel? Und wenn ja: von wem? Applaus von Kollegen ist da eine gute Orientierung. 

Und Chilly Gonzales, der Musiker und Entertainer, auf den sich die Indie-Welt gerade mit am meisten einigen kann, wenn es um Stil und Zeitgeistgespür geht, damit eine sehr kluge Wahl. Es gibt schließlich nur ziemlich genau zwei Wege, wie wir uns Musik (und eigentlich die ganze Welt) näherbringen lassen können, wenn uns Zeit – oder Expertise – fehlen: Schwarmintelligenz und Algorithmen oder Expertentum. Das Prinzip „Menschen, die X hörten, hören auch Y“ vs. ein Einzelner sagt mir, warum Z der heiße Scheiß ist. Ersteres schien uns lange wie die ideale, weil irgendwie demokratische Lösung. Wie es aussieht, erleben wir aber gerade die Rückkehr der Experten. Genauer: jener Instanzen, die man englisch „Tastemaker“ nennt. 

Für Tidal sind die jedenfalls (neben der hohen Soundqualität) zentrales Marketing-Tool. Der Singer-Songwriter Patterson Hood etwa erklärt auf dem Portal die Genialität von Kendrick Lamars „To Pimp A Butterfly“, Jazzsänger José James seine Leidenschaft für Billie Holiday. Dazu gibt es Artikel, in denen bekannte Musikjournalisten zum Beispiel den beleibten MC und ehemaligen Koch Action Bronson fragen, ob Kiffen die große Gemeinsamkeit zwischen Essen und Musik ist. Außerdem bietet der Dienst, ähnlich wie Spotify, sehr manierlich kuratierte Playlisten: „Rap in the Big Apple“ heißen die zum Beispiel, „Essential Funk: 1965-1991“ oder auch „80 Years of Canned Beer“ – 45 Biertrinker-Songs von Lambchop über Blur bis Frank Zappa. Anders als beim Marktführer Spotify verzichtet man auf User-Listen. Dafür präsentieren die Künstler, die an Tidal beteiligt sind – neben Jay Z selbst etwa Coldplay, Beyoncé, Madonna oder Rihanna – Musik, die für ihre Karrieren prägend war. 

All das betont: das menschliche Element. Es soll zeigen, dass es hier Herz, Seele und Sachverstand anstelle von Einsen und Nullen gibt. In einer Zeit, in der sich mancher über selbstfahrende Autos oder die Allmacht von Algorithmen sorgt, dürfte das sehr kluges Marketing sein. 

Ortswechsel: An der Westküste der USA ist Apple gerade in einer ungewohnten Position. Die Kalifornier hinken hinterher. Streaming, das dominieren gerade andere. Spotify hat etwa 60 Millionen Nutzer, davon 15 Millionen Zahlende. Im vergangenen Jahr hat Apple deshalb den von Dr. Dre mitbegründeten Kopfhörerhersteller und Streaming-Anbieter Beats Music für drei Milliarden Dollar gekauft. Jetzt beginnt der Werbe-Krieg. Mit warmen Worten vom Chef: Das Konzept von „human curation“, von Menschen also, die Musik auswählen, sei zentral für seinen Service, sagt Tim Cook. Für den „menschlichen Ansatz“ (noch mal Cook) hat man nun offensichtlich den Beats-Creative-Director und Nine-Inch-Nails-Frontmann, Trent Reznor, halten können. Angeblich soll er den Dienst für iPhone und iPad neu designen.  Reznor, Dre, dazu der Musikproduzent Jimmy Iovine, der, bevor er Death Row Records und Beats Music gründete, Künstler wie U2, Tom Petty oder die Dire Straits groß machte. Viel mehr kreative Besessenheit bekommt man kaum mit nur drei Menschen. 

In Deutschland kommt das Prinzip übrigens auch gerade an. Also fast. Bei mybooks.de empfehlen Experten auf Grundlage eines Fragebogens Bücher. Momentan heißen die allerdings noch zum Beispiel Nicole und sind „Bücher-Bloggerin aus Leidenschaft“. Tastemaker lässt sich eben nicht ganz verlustfrei ins Deutsche Übersetzen.

Besteckgemecker

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Würdevoll essen, wer kann das schon? Jeder, der schon mal ein Video oder ein Foto von sich selbst beim Essen gesehen hat, der weiß, wie blöd man ausschaut, wenn man gerade kaut oder irgendwo reinbeißt oder sich eine Gabel in den Mund steckt. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben mit diesem Problem besonders oft zu tun, weil sie einfach dauernd gefilmt und fotografiert werden.

Das Foto des britischen Premierministers David Cameron, der bei einem Wahlkampftermin im Garten einer Familie einen Hot Dog isst (Stichwort „Volksnähe“), und das gerade im Internet herumgereicht wird, ist darum naturgemäß nicht sehr schön. Das, worüber sich alle aufregen, ist allerdings die Tatsache, dass Cameron anscheinend versucht, beim Hot-Dog-Essen doch noch möglichst fein auszusehen: Er verspeist das Würstchen im Brötchen mit Messer und Gabel.

[plugin imagelink link="https://img.washingtonpost.com/wp-apps/imrs.php?src=https://img.washingtonpost.com/rf/image_908w/2010-2019/Wires/Images/2015-04-06/Getty/DV2000878.jpg&w=1484" imagesrc="https://img.washingtonpost.com/wp-apps/imrs.php?src=https://img.washingtonpost.com/rf/image_908w/2010-2019/Wires/Images/2015-04-06/Getty/DV2000878.jpg&w=1484"] (via Washington Post)

Und jetzt verspottet man ihn. Der Premier wisse wohl nicht, wie man einen Hot Dog isst. „Posh“ sei das, was er da mache. Das Gegenteil von volksnah. Und so weiter.










Natürlich wurde seine Besteckwahl auch schon mit der Seinfeld-Szene verglichen, in der Mr. Pitt ein Snickers mit Messer und Gabel isst:
http://www.youtube.com/watch?v=UxB-H6f3crY

Und mit Donald Trump, der vor einigen Jahren eine Pizza mit Besteck aß und daraufhin von Jon Stewart gerüffelt wurde.

Wenn man den Vorwurf, den man Fastfood-mit-Besteck-Essern wie Cameron und Trump macht, auf seine einfachste Form herunterbricht, dann lautet er: Die sind sich wohl zu fein. Oder: Die sind doch spießig. Die Washington Post hat darüber geschrieben, wie mit dem Foto Camerons British-Upper-Class-Herkunft transportiert wird und wie sauer das vielen Mittelschichts-Wählern aufstößt.

Dabei ist es doch so: Nichts auf der Welt ist spießiger als es spießig zu finden, dass jemand einen Hot Dog mit Besteck isst. Hier noch mal kurz die Definition eines Spießers: ein engstirniger Mensch, geistig unbeweglich, gegen jede Veränderung, der alles immer so macht, wie er es gewöhnt ist. Ein „Das war schon immer so“- und „Das macht man eben so“-Sager. Und einen Hot Dog isst man eben mit den Händen, denn das war schon immer so? Bitte sehr: Spießigkeit.

Ob Cameron nun volksnah ist oder nicht, darüber darf gerne gestritten werden. Es am Besteck festzumachen ist aber unfassbar kleinlich. Es gibt tausend Gründe, nicht mit den Händen zu essen. Man kleckert weniger. Man muss die Hände nicht waschen. Und: Man sieht auf einem Foto wenigstens ein kleines bisschen weniger bescheuert aus. Cameron wollte vielleicht einfach nicht den Fehler machen, den sein Konkurrent Ed Miliband gemacht hat. Der aß ein Sandwich mit den Händen, wurde dabei fotografiert – und anschließend verspottet. Wie man’s macht, macht man’s also falsch. Würdevoll essen, wer kann das schon?

nadja-schlueter

"Keine Droge macht per se sofort süchtig"

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"High sein" ist ein Aufklärungsbuch über Drogen, das "niemanden erschrecken, verurteilen oder bevormunden will“. Es kommt ohne erhobenen Zeigefinger aus, stellt neben negativen auch positive Auswirkungen von Drogenkonsum dar und gibt Tipps zum Safer Use. Wir haben mit zwei der vier Autoren gesprochen: mit dem Studenten Immanuel Jork und dem Journalisten Jörg Böckem, der jahrelang selbst heroinabhängig war.


jetzt.de: Ihr seid nicht die Ersten, die ein Buch über Drogen geschrieben haben. Was wolltet ihr anders machen?
Immanuel: Wir wollten weg von der typischen Lehrer-Haltung, der Zeigefingerpose. Die Erfahrung zeigt: Abschreckung bringt nichts. Strafe schützt nicht vor Sucht und Missbrauch. Uns ist es viel wichtiger, aufzuklären. Wann geht es gut, wann geht es schief? Das wollen wir durch Protokolle verschiedener Drogenkonsumenten zeigen. Durch Geschichten realer Personen, zusammen mit wissenschaftlich fundierten Kapiteln.

Wann geht es denn schief?
Immanuel
: Wenn falsch, zu häufig, zu viel, zu lang oder in willkürlichen Kombinationen konsumiert wird. Man sollte sich immer klar sein: Was nehme ich da? Warum? Und: Brauche ich vielleicht eine Konsumpause?

Wie schwierig war es, für so ein Projekt einen Verlag zu finden?
Jörg
: Interessanterweise war es der Verlag, der mit der Idee auf mich zukam. Ich habe erst gezögert. Vorstellen konnte ich es mir nur zusammen mit jungen Co-Autoren und mit Henrik für den wissenschaftlichen Hintergrund. Ich wollte kein Buch machen, in dem ein Ex-Junkie irgendetwas über Drogen erzählt. Damit war die Verlegerin gleich einverstanden. Auch mit unserem liberalen Ansatz, der wahrscheinlich nicht überall auf Wohlwollen trifft.

Ihr habt für das Buch viele junge Drogenkonsumenten interviewt. Welche Eindrücke habt ihr bei der Recherche bekommen?
Immanuel
: Dadurch, dass ich selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, hatte ich dieses Klischee im Kopf: Drogen sind schlecht und machen dich kaputt. Dieses Bild hat sich durch die Arbeit an "High sein" verändert. Da ist beispielsweise Elena, die LSD genommen hat um ihre Denkmuster aufzubrechen und um zu sehen, wie ihre Wahrnehmungsfilter funktionieren. Die Geschichte von Laura zeigt dagegen, dass es auch schief laufen kann. Die lernt jetzt gerade in der Therapie, dass sie auch Freude empfinden kann, ohne dass Crystal Meth durch ihr Blut fließt.

Heftig fand ich die Geschichte von Kai, der die Wochenenden auf Meth durchfeiert und über die Montage in der Berufsschule sagt: "Wenn ich zu sehr schwitze oder es zu krass schmerzhaft wird, geh ich halt heim oder leg ein bisschen was nach."
Immanuel
: Kai hat überhaupt keine funktionierende Selbstwahrnehmung. Der war im Interview extrem hibbelig und schnell aufbrausend, wenn er eine Nachfrage nicht so cool fand. Ich hatte teilweise Angst, mit ihm zu sprechen. Dann konnte er im Laberflash stundenlang Selbstinszenierung betreiben. Da haben wir schon diskutiert, ob man das so aufschreiben kann. Wir glauben aber, der Leser merkt, dass es ihm dabei nicht gut geht.



Jörg Böckem (links) und Immanuel Jork mit ihrem Buch "High sein"


"High sein" legt großen Wert darauf, Drogen nicht zu verdammen. Es fällt der Begriff vom "auf lange Sicht erfolgreichen Drogenkomsum". Kann es den bei Substanzen wie Heroin oder Crystal Meth wirklich geben?
Immanuel
: Da bin ich auch sehr skeptisch, ob ein erfolgreicher Konsum funktionieren kann. Ich kenne niemanden – möchte es aber nicht ausschließen.
Jörg: Keine Droge macht per se sofort süchtig. Aber es gibt natürlich Substanzen, bei denen das Risiko, Schaden zu nehmen, groß ist. Manche Menschen konsumieren über längere Zeiträume Heroin, ohne süchtig zu werden. Aber das ist natürlich sehr selten. Wir denken, dass man sich vom Blick auf die Substanz lösen sollte. Was süchtig macht, ist das Komsummuster: wie wir mit der Substanz umgehen. Dennoch hat Heroin ein höheres Abhängigkeitspotential als Ecstasy. Darum ist ja der Ansatz des Buchs, darüber aufzuklären, welche Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken einzelne Substanzen haben.

Ist das Risiko bei diesen Drogen nicht trotzdem so groß, das man sagen müsste: "Finger weg!"?
Jörg
: Das ist immer der sichere Weg. Ich habe aber keinen Erziehungsauftrag für jeden Leser. Mir geht es darum, die Leute da abzuholen, wo sie stehen. Wenn jemand die Erfahrung unbedingt machen will, respektiere ich das und versuche ihm dabei zu helfen, mit dieser Entscheidung am Leben zu bleiben. 

Jörg Böckem / Henrik Jungaberle / Immanuel Jork / Julia Kluttig: High sein. Ein Aufklärungsbuch, Rogner & Bernhard, 312 Seiten, 22,95 Euro.

Deine Flucht

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Wie bringt man einem Europäer, der in einem friedlichen Land gemütlich Zuhause sitzt, näher, was einem Flüchtling bei seinem Versuch, nach Europa zu gelangen, zustoßen kann? Welche Wege er gehen, welche Entscheidungen er treffen muss? Man kann sich eine Flucht kaum vorstellen, wenn man sie nicht selbst erlebt hat. [plugin imagelink link="http://news.bbcimg.co.uk/news/special/2015/newsspec_9881/content/english/img/913/beirut.gif" imagesrc="http://news.bbcimg.co.uk/news/special/2015/newsspec_9881/content/english/img/913/beirut.gif"] (via bbc.com)

Die BBC hat darum das Projekt „Syrian Journey“ gestartet, das den Lesern das Schicksal syrischer Flüchtlinge durch möglichst direkte Identifikation näherbringen soll. Ein Teil davon ist die interaktive Klickstrecke „Choose your own escape route“. Der Leser soll hier in die Situation eines syrischen Bürgerkriegsflüchtlings versetzen werden, indem er sich durch eine mögliche Flucht klickt. An jeder Station hat er dabei mindestens zwei Auswahlmöglichkeiten. Das fängt an mit dem Geschlecht, geht weiter damit, ob man sich für die Route über Ägypten und das Mittelmeer oder über die Türkei und damit den Landweg entscheidet, ob man dem Schleuser ein Vorauszahlung gibt oder nicht, ob man in der Wohnung, in die der Schleuser einen geschickt hat, ausharrt oder rausgeht und versucht, sich für die Reise mit Proviant und Rettungswesten zu versorgen, ob man sich in Seenot an die Schleuser oder die Küstenwache wendet, ob man vom brennenden Boot springt oder nicht. Jeder Entscheidung führt zu einer nächsten Etappe und zu einem neuen Scheideweg – und am Ende erreicht man Europa und kann auf Asyl hoffen oder man wird ausgeraubt, kommt nicht mehr weiter, strandet in einem türkischen Flüchtlingslager, wird von der Familie getrennt.

Natürlich ist auch eine Klickstrecke himmelweit von dem entfernt, was so eine Flucht wirklich bedeutet. Aber alle Geschichten, die hier erzählt werden, sind echte Geschichten, von Flüchtlingen erzählt, von Journalisten recherchiert. Und immerhin bekommt man ein wenig ein Gefühl dafür, vor welche schweren Entscheidungen man als Flüchtling gestellt wird. Und welche Konsequenzen diese Entscheidungen haben können. Denn ist man am Ende einer Geschichte angekommen, kann man „Try again“ klicken und ausprobieren, was passiert, wenn man sich anders entscheidet als beim ersten Mal.

Ein weiterer Teil des Projekt „Syrian Journey“ ist „What would you take with you?“ Auch hier werden wieder reale Geschichten erzählt: Syrische Flüchtlinge berichten von Erinnerungsstücken, die sie mitgenommen haben, oder von dem einzigen Gegenstand, der die Flucht heil überstanden hat. Und unter den Hashtags #whatwouldyoutake und #syrianjourney sollen die Leser posten, welche Gegenstände sie mitnehmen würden, wenn sie ihre Heimat verlassen müssten. Das wirkt erst einmal komisch, fast zynisch. Aber das ist es nicht, weil man sich dadurch mit den Flüchtlingen identifiziert – und merkt, dass es zwischen ihnen und uns keinen Unterschied gibt. Und dass wir sie deswegen auch nicht anders behandeln sollten.

nadja-schlueter

Wenn das Leben dir homophobe Flyer gibt...

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Kennt hier jemand eine Papeterie, die mal mit einer besonders schönen Aktion aufgefallen wäre? Kann hier überhaupt jemand spontan irgendeine Papeterie nennen, die ihm im Gedächtnis geblieben wäre? Falls nicht (was sehr wahrscheinlich ist), könnte sich das jetzt ändern. Man merke sich: Daintree Paper.

Daintree Paper ist ein Papierladen in Dublin, dessen Team sich geärgert hat. Denn in Irland gibt es bald ein Referendum zur Gleichstellung der Homo-Ehe und deren Gegner haben in Dublin homophobe Flyer verteilt. Aber anstatt sich darüber nur zu ärgern, haben die Daintree-Mitarbeiter sie eingesammelt – und Konfetti draus gemacht.

„A Shred of Decency“ nennen sie ihre kleine Guerilla-Aktion und beschreiben sie so:

At Daintree, paper is our favourite thing in the whole world. So when paper was used to spread some ugly lies in the run up to the marriage equality referendum we weren’t one bit happy. So we put our heads together and came up with a new product called ‘A Shred of decency’ – it’s confetti made from 100% recycled lies.

Für fünf Euro kann man sich einen Beutel geschredderte Hetze bestellen, die Einnahmen werden an „Yes Equality“ gespendet, eine Organisation, die für die Gleichstellung homosexueller Ehen wirbt. Daintree-Managerin Nichola Doyle sagte dem Independent, dass es Bestellungen aus dem gesamten Vereinigten Königreich und sogar aus den USA und Australien gibt. Und Fotos gibt es auch:

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[plugin imagelink link="https://igcdn-photos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xaf1/t51.2885-15/11117100_750061901759259_1950125285_n.jpg" imagesrc="https://igcdn-photos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xaf1/t51.2885-15/11117100_750061901759259_1950125285_n.jpg"](via Elite Daily)

Schöne Idee, weil: Kaputtmachen kann jeder. Was Schönes draus machen, das kann nicht jeder. Aber eine Papeterie, die kann’s.

nadja-schlueter

"München hat viel Marmor"

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jetzt.de München: Wir wollen mit euch über die Stadt als Ort für Skater reden. Da tut sich ja gerade viel: Diesen Sommer soll dem Stadtrat ein Plan für eine Skatehalle vorgelegt werden.
Stefan Lehnert: Oh, mal wieder?
 
Wie oft hast du das schon gehört?
Stefan: Vielleicht viermal. Einmal wurde es dann auch Realität, Ende der Neunziger. Mit der Euro-Skate in Milbertshofen . . .
. . . die 2006 zugemacht hat. Wo fahrt ihr seitdem?
Stefan: Das Winterquartier schlechthin ist der Verbindungstunnel, der an der Schwanthaler Höhe von der U-Bahn zur Theresienwiese führt. Da hatte ich über Jahre hinweg ein Rail hinter einer Werbetafel versteckt. Irgendwann kannten das aber immer mehr und dann wurde es geklaut. Dazu gibt es noch die ein oder andere Tiefgarage, in der man fahren kann, bis irgendwelche Wachmänner zu aggressiv werden.
Simon Schöllhorn: Bis vor zwei Jahren konnte man noch im Parkhaus am XXL Lutz fahren. Da ist halt die Luft das Problem: Wenn du da am Abend rauskommst, fühlst du dich, als hättest du 400 Zigaretten geraucht.
Simon Eff: Ich bin da auch noch öfter. Einmal war die Polizei da, aber die haben gemeint, dass sie nur nach Heroinsüchtigen suchen.
Simon Schöllhorn: Ich war auch oft im ZK-Max, dieser Unterführung an der Maximilianstraße. Relativ guter Boden, aber ist halt saukalt und du musst immer einen Besen mitnehmen, wegen der Kieselsteine. Und einen Winter lang hatten wir auch mal im Kunstpark Ost das ehemalige Babylon gemietet. Das hat der Ladenbesitzer vom Goodstuff gesponsert. Jeder hat 50 Euro im Monat dazugelegt und wir haben ein paar Rampen reingebaut.
 
Müssen Skater immer selbst ran, wenn es funktionieren soll?
Stefan: Ja. Wenn die Skater sich selbst was aufbauen, ist es halt kein Spielplatz, den ihnen die Stadt hinstellt. Die Leute fühlen sich verantwortlich und es bildet sich ein Zentrum für eine Subkultur.

Der Vorreiter





Stefan Lehnert, 41, war einer der ersten und bekanntesten deutschen Profi-Skateboarder. 2001 wurde er Vize-Europameister. Er kommt aus Unterschleißheim und hat Architektur studiert.
 
Das Verhältnis zur Stadt ist in den vergangenen Jahren aber doch besser geworden. Mit dem Verein „Skateboarding München“ habt ihr sogar eine Art Lobby. Fühlt ihr euch von der Politik inzwischen ernstgenommen?
Robinson: Na ja, das Problem ist, dass viele sich mit dem Thema gerne schmücken. Skateboardfahren hat einfach eine gewisse Strahlkraft, die Politiker gerne nutzen. Da sitzt du also im Stadtrat in einem Ausschuss und dann kommt so ein Florian irgendwas daher, drückt dir eine Visitenkarte in die Hand und sagt: „Ich kümmere mich da drum.“

Und dann?
Robinson: Passiert meistens nix. Wenn sich jemand gekümmert hat, war das in meiner Wahrnehmung immer jemand, der einfach macht, ohne viel drüber zu reden.
 
Immerhin gibt es laut Rathaus inzwischen 34 Skateparks.
Stefan: Ungefähr 20 davon waren aber für den Budget-Lerneffekt nötig. Fahren kann man die fast nicht. 20 mal 100.000 bis 150.000 Euro. Da ist schon viel Geld unsinnig verbaut worden.
 
Was stimmt bei diesen Parks nicht?
Stefan: Da gibt es viele Möglichkeiten: Der Boden ist Mist oder ein Anlauf nicht vorhanden. Es gibt auch Parks, bei denen die Rampen, die dastehen, sich aus Einzelteilen zusammensetzen. Und von denen fehlen dann einfach welche.
 
Wie kann das passieren?
Robinson: Ich habe das Gefühl, dass da beim Aufstellen viel schiefgeht. Beim Skatepark an der Allianz Arena haben die Bauarbeiter die Sachen offenbar so einbetoniert, wie es ihrer Meinung nach zusammenpassen könnte. Da wären die Teile an sich super. Aber sie stehen so zueinander ausgerichtet, dass man auch wieder nix damit anfangen kann.
 
Wenn die Stadt inzwischen etwas baut, scheint sie das aber besser zu machen.
Simon Schöllhorn: Zumindest im Ansatz, ja. Seit ein paar Jahren sind Skateboarder aktiver in die Planungen eingebunden. Auch durch den Münchner Skateverein. Auf der Theresienwiese war das zum Beispiel so.
Robinson: Und es gibt jetzt eben nicht mehr nur „Beton Huber“, sondern auch Firmen, die über die Zeit zumindest eine kleinere Expertise bekommen haben.
 
Der Park auf der Theresienwiese ist also gut?
Robinson: Da haben wir sicher eine Plus-Plus-Situation. Mit ein paar kleineren Einschränkungen.
Stefan: Das ist jetzt natürlich Jammern auf hohem Niveau. Aber: Die Theresienwiese ist komplett flach wie ein Plateau. Nur an einer Ecke ist sie abschüssig. Und genau da steht der Skatepark, seit er versetzt wurde.
Simon Eff: Außerdem ist es die einzige Ecke, die quasi konstant im Schatten liegt. Und neben Bäumen. Es ist also die kälteste, nasseste und rutschigste Stelle auf dem ganzen riesigen Platz.
 
Es ist halt die Stelle, an der man wenigstens nur alle vier Jahre abbauen muss, wenn das Zentral-Landwirtschaftsfest kommt.
Stefan: Klar. Und damit ist es auch irgendwie verständlich. Trotzdem glaube ich, dass das mit einem Fußballplatz keiner machen würde: ihn mit Hanglage bauen. (alle lachen)

Simon, du bist 16, seit du skatest, gibt es überall Skateparks. Fährst du eher da oder auf der Straße?
Simon Eff: Ich nutze eher das, was da ist. Ich bin zu faul, um mit einem eigenen Rail irgendwo hin zu fahren. (lacht)
Simon Schöllhorn: Dabei ist die Grundessenz des Skateboardfahrens ja die Straße.

Der Lobbyist





Robinson Kuhlmann, 36, ist Mitinhaber des Soo Hot Right Now und ehemaliger Profi-Skateboarder. 2005 gründete er „Skateboarding München e.V.“ und sitzt seit Jahren in Ausschüssen der Stadt. Außerdem betreibt er diverse Bars.
 
Findet ihr die offiziellen Skateparks also uncool?
Simon Schöllhorn: Nein. Es ist einfach etwas grundlegend anderes mit ganz anderen Voraussetzungen und Möglichkeiten: keine Nachbarn, die dich anschreien, weil du den Randstein einwachst, kein Straßenverkehr.
Robinson: Das, was du auf dem Skatepark machst, sollte meiner Meinung nach immer nur die Voraussetzung für das sein, was du danach machst. Für mich ist das eine Übungsfläche, auf der du dich und deine Tricks ungestört ausprobieren kannst. Irgendwann sollte man sich aber auch der echten Situation auf der Straße stellen. Das versuche ich den Jüngeren jedenfalls zu vermitteln: Die Straße hat ein ganz anderes Gefühl.
Stefan: Der Georg-Freundorfer-Platz an der Schwanthalerhöhe war da einfach die ideale Mischung aus Skatespot und städtischem Raum.
Simon Schöllhorn: Ja, als der renoviert wurde, gab es da guten Boden und Bänke mit Metallkante. Die wurden speziell für Skater gebaut.
 
Wollte man Skater da bewusst ansiedeln?
Stefan: Das gibt es öfter. Skater sind im Städtebau heute eine feste Größe. Man weiß: Wenn die sich irgendwo zugehörig fühlen, ziehen sie Leute an und machen einen Platz lebendig, langfristig.
 
Trotzdem gab es jahrelang Streit zwischen den Skatern am Freundorfer-Platz und den Anwohnern.
Stefan: Na ja, genau ein Anwohner sah da seine Eigentumswohnung wertgemindert.
Simon Schöllhorn: Die übrigen Anwohner waren total für uns. Die waren dankbar, dass mit den Skatern die ganzen Probleme verschwunden sind – die Scherben und Drogen. Eine alte Frau ist sogar immer auf dem Rückweg vom Einkaufen stehen geblieben und hat zugeschaut – und wenn du einen Trick gestanden hast, hat sie dir nen Zwickel gegeben. Das war so herzlich!

>>>Warum Bestattungsunternehmen zum Skaten tabu sind und was eine gute Skate-Stadt ausmacht <<<
[seitenumbruch]
 
Wird das Verbot durchgesetzt?
Simon Schöllhorn: Die haben da einen Ranger abgestellt, der sofort aufkreuzt, wenn du skatest. Am Anfang hat der uns dann einen Flyer in die Hand gedrückt für den Skatepark am Hirschgarten.
 
Dort steht ein Skate-Pool.
Simon Schöllhorn: Ja, das ist ungefähr so, als würdest du einem Fußballer sagen, er soll doch bitte auf einem Beachvolleyballfeld spielen.
Robinson: Alle reden davon, wie schön es ist, dass in Italien oder Spanien alle auf öffentlichen Plätzen rumhängen – aber hier wird alles dafür getan, dass das nicht passiert.

Der Dealer





Simon „Esel“ Schöllhorn, 30, ist Mitinhaber des Skateshops Soo Hot Right Now in der Klenzestraße. Vorher machte er eine Ausbildung zum Offset-Drucker und arbeitete sieben Jahre lang im Skateladen Goodstuff.

 
Wie nehmt ihr die Stadt und ihre Architektur eigentlich wahr? Seht ihr überall Vorsprünge, Kanten und Geländer und überlegt, wo ihr Tricks machen könntet?
Robinson: Das sowieso. Aber da ist noch mehr. Ich habe extrem viele Erinnerungen an Orte, an denen ich schon Skateboard gefahren bin. Da weiß ich noch genau, wie die früher aussahen und wie man sie fahren konnte. Ich bemerke deshalb auch die kleinsten Veränderungen. Das ist eine wahnsinnig enge Beziehung zur Stadt – und auch zu Straßen und Distanzen. Wahrscheinlich könnten wir alle sofort als Taxifahrer anfangen, weil wir alle Ecken schon abgefahren haben.
 
Was macht denn eine gute Skate-Stadt aus?
Simon Schöllhorn: Da gibt es keine festen Regeln. Es gibt Städte, die eine Wahnsinnsarchitektur für Skater haben. Barcelona zum Beispiel ist wie ein riesiger Skatepark: unendlich viele Spots, genialer Boden. Und dann gibt es Städte wie New York, in denen alles wahnsinnig rough ist. Da brauchst du weichere und größere Rollen, damit irgendwas geht.
Robinson: Die Aussage, eine Stadt sei schlecht fürs Skaten, gibt es jedenfalls nicht. Es gibt nur verschiedene Vor- und Nachteile.

Welche sind das in München?
Robinson: Die Stadt hat viel Geld, es wird dauernd gebaut. Dadurch kannst du hier ewig nach Spots suchen und wirst immer wieder fündig. Es entstehen ja dauernd neue. Oder du skatest direkt die Baustellen.
Stefan: Grundsätzlich ist der Boden hier fast überall sehr gut. Es gibt wenige völlig runtergerockte Ecken.
Robinson: Und die Tendenz zu sehr pompösen Bauten aus der Vergangenheit hat uns viel Marmor beschert. Das ist natürlich der absolute Traumuntergrund.

Der gehört ja meist zu besonders alten Bauten. Gibt es Spots, die ihr aus Respekt niemals fahren würdet?
Robinson: Bestattungsunternehmen. Am Ostfriedhof gibt es ein Gap, über das man geil springen kann . . .
Stefan: . . . aber das ist auch das Tor zum Friedhof . . .
Robinson: . . . und da kam mal einer raus und hat gesagt: „Da wird gerade einer verbrannt, was stimmt denn bei euch nicht?“ Wir hatten das damals einfach nicht auf dem Schirm. Jetzt ist die Ecke natürlich tabu.
Stefan: Ich würde nie am Platz der Opfer des Nationalsozialismus rollen, obwohl das da super ginge.
Robinson: Und natürlich will man auch sonst eigentlich nichts kaputt machen. Gerade, wenn was neu gebaut wurde, habe ich da inzwischen Hemmungen. 
 
Inwiefern?
Robinson: Wir waren mal in einem Neubaugebiet unterwegs und hatten gerade eine Kante eingewachst. Da kam ein Typ an, der offenbar gerade erst die Bauabnahme machen sollte. Der war total am Ende. Seitdem überlege ich doch manchmal: Ist das jetzt schon fertig? (alle lachen) Weil: Natürlich macht Skateboard fahren auch was kaputt.
Simon Schöllhorn: Autofahren auch.
Stefan: Jede Art von Nutzung macht was kaputt.
Robinson: Stimmt auch. Bei dem Typ wurde es aber für mich irgendwie greifbarer. Das war schon eine Zwickmühle.

Der Rookie





Simon Eff ist 16 und kommt aus Krailing. Er skatet, seit er zehn Jahre alt ist, und hat in dieser Zeit diverse Contests gewonnen. Hin und wieder hilft er im Laden von Simon „Esel“ Schöllhorn aus.

Weil skaten will man ja dann doch?
Robinson: Ja. Warum baut er das auch so geil? (alle lachen)
 
Ist Skaten über die Jahrzehnte deshalb immer cool geblieben, weil es so schwer und damit exklusiv ist?
Stefan: Ich glaube das ist so, weil es auf der Straße stattfindet und dadurch etwas Toughes bekommt. Gleichzeitig hat es etwas extrem Elegantes.
Robinson: Ich glaube, es ist noch mehr: Rollerblader kann jeder anschauen und sofort verstehen, was da passiert. Immer, wenn in einer Sportart aber etwas passiert, bei dem man nicht kapiert, wie es geht, kommt eine Magie dazu. Ich erlebe oft, dass ich irgendwo fahre und Leute mich fragen: „Wieso klebt das Skateboard an deinen Füßen?!“ Natürlich klebt das nicht. Aber damit das so aussieht, musst du einfach extrem viel üben.
Stefan: Und dafür, dass man das durchhält, braucht man extreme Passion. Und die ist es, die die Leute spüren.
  
Noch mal zurück zur geplanten Halle in Pasing. Wie sind da eure Erwartungen?
Simon Schöllhorn: Die Agentur, die das gerade plant, kennt sich mit Skateboardfahren aus, das wird schon gut. Die Halle ist auch gut, aber ich weiß nicht, ob sie groß genug ist. Die planen da ja ein ganzes Funsport-Areal drumherum, mit Beachvolleyball und Kletterwänden. Ob da Platz für alle aus Stadt und Umland ist, weiß ich nicht. Aber wenigstens muss man dann nicht mehr im Auto nach Innsbruck fahren.
 
So weit fahren Leute, um in einer Halle zu skaten?
Stefan: Der harte Kern schon. Die meisten machen das aber nur saisonmäßig. Deshalb steigen ja auch so viele wieder aus – wenn du den ganzen Winter nix gemacht hast . . .
 
Und ihr denkt, dass die Halle diesmal wirklich kommt?
Stefan: Inzwischen ist da ein ganz schöner sozialer Druck auf die Stadt. Skaten ist sehr populär. Immer mehr Eltern kommen also bei der Stadt an und fragen: „Mein Kind will Skateboardfahren lernen. Wo kann es das tun?“ Und wenn die Antwort dann lautet: „Innsbruck“, kommt das nicht gut an.
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