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Großer Grenzverkehr

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"Nordwind“ ist in sozialen Netzwerken ein eher wenig gebräuchliches Wort, es sei denn, Menschen unterhalten sich auf Facebook oder dem russischen Pendant V-Kontakte über den Wetterbericht. In den vergangenen Tagen allerdings kam der Wind aus dem Norden auffällig häufig vor, wenn sich Unterstützer der prorussischen Separatisten in der Ostukraine und in Russland austauschten. Die Metapher steht, wenn man dem Historiker und wohl besten Kenner der Separatisten-Bewegung, Nikolaj Mitrochin, folgt, für die jüngsten Vorstöße russischer Kämpfer gegen ukrainische Truppen in der Ostukraine.



Der Konflikt in der Ukraine eskaliert: Kiew spricht von Angriffen russischer Truppen. Moskau dementiert.

Ein Sprecher des Kiewer Verteidigungsministeriums bestätigte am Mittwoch eben diese Truppenbewegungen: Ukrainische Soldaten seien in den vergangenen Tagen von regulären russischen Truppen angegriffen worden; schwere Gefechte hielten an zwei Kontrollstellen in der Region Luhansk nahe der Grenze zu Russland an. Moskaus Außenminister Sergej Lawrow dementierte umgehend.

Die Kämpfe in der Ostukraine eskalieren, und mit ihnen die gegenseitigen Beschuldigungen. Moskau fordert nach wie vor Beweise für seine Einmischung in den Krieg, der offiziell immer noch keiner ist, und Kiew zählt Angriff um Angriff russischer „Okkupanten“. Und während in der Nacht zum Donnerstag in Berlin die Außenminister von Deutschland, Frankreich und der Ukraine mit Moskau wieder um eine Lösung ringen, die Russland mit in die Verantwortung nimmt, dominiert im russisch-sprachigen Netz offene Begeisterung über Soldaten, die ihr Leben für die Unabhängigkeit der Donezker und Luhansker Volksrepubliken (DNR, LNR) oder für Neurussland geben. In den Postings tauchen diese Soldaten unter zwei populären Pseudonymen auf – entweder in einer ironischen Kombination aus den Worten „Krieger“ und „Handel“ (Wojentorg), ein Bezug auf Putins Sentenz nach der Krim-Annexion, man könne überall Uniformen im Supermarkt kaufen. Oder unter der Bezeichnung „Urlauber“ (Otpuskniki), denn nach russischer Lesart tun russische Freiwillige, die im Donbass kämpfen, das gern in ihrer Freizeit.

Welches die Gründe und Hintergründe für den erneuten Ausbruch blutiger Kämpfe im Donbass sind – darüber gibt es unterschiedliche Erklärungen. Im Kreml interpretiert man die Überzeugung des Westens, russische Interessen dominierten das Vorgehen der Separatisten, als den plumpen Versuch, Wladimir Putin zu stürzen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Zeitschrift Argumenty iFakty, man wolle „Putin als eine Seite des Konflikts hinstellen, ihn international isolieren, Russland wegen eigener wirtschaftlicher Interessen erwürgen und einen Sturz Putins herbeiführen“.

In diplomatischen Kreisen im Westen kursiert hingegen die Vermutung, Putin wolle mit einer Eskalation die Bereitschaft Kiews erzwingen, direkt mit den Separatistenführern zu verhandeln. Je größer die Not bei den Bürgern des Donbass, je höher der Blutzoll bei der ukrainischen Armee, desto wahrscheinlicher könnte eine aktive und offizielle Einbeziehung der „Republikführer“ Alexander Sachartschenko (DNR) und Igor Plotnizki (LNR) in die Verhandlungen werden. Das aber käme, ist etwa bei der OSZE zu hören, einer unausgesprochenen Anerkennung der „Autonomen Volksrepubliken“ nahe – bisher undenkbar.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko erklärt nicht zuletzt die Einberufung zusätzlicher Soldaten und die jüngste Militäroffensive als verzweifelten Versuch der Gegenwehr gegen Angriffe russischer Artillerie. Die ukrainischen Truppen würden damit nicht nur ihr Land, sondern Europa verteidigen: „Die Frontlinie im Kampf um Europas Freiheit und Demokratie befindet sich in der Ukraine.“

Der Moskauer Wissenschaftler Nikolai Mitrochin hält eine andere Überlegung für wahrscheinlicher. Ziel Moskaus sei es, ein möglichst großes Stück aus der Ukraine herauszubrechen, ohne neue Sanktionen zu provozieren. Auf politischer Ebene agierten Separatistenführer mit teilweise dubiosen Biografien, die ihre berufliche oder militärische Ausbildung ganz überwiegend in der UdSSR oder später in Russland erhalten hätten. Sie seien Handlanger Moskaus; die Beteiligung dieser Männer an einer politischen Lösung liege nicht in Moskaus Interesse: „Putin ist in erster Linie Offizier und erst in zweiter Linie Politiker.“

80 Prozent der Kämpfer auf Separatistenseite seien russische Staatsbürger, schätzt der Forscher, der zuletzt an der Universität Bremen arbeitete und jetzt am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien forscht: Erfahrene Soldaten, die von Militärkommandos in die Ostukraine geschickt worden seien, junge Soldaten, die ohne ihr Wissen oder unter Druck verschickt würden, Veteranen und Freiwillige, Kommunisten und Nationalisten, Offiziere unterschiedlicher Geheimdienste. Entsprechend unterschiedlich, ja konfus seien die Interessen, die Einsatz- und Tagesbefehle. Eines sei gleichwohl sicher: Die große Linie, die gebe der Kreml vor.

Tatsächlich ist von den sogenannten Regierungen der Volksrepubliken selbst wenig zu hören, was nicht auf Moskau verweist. Auf der Webseite der DNR heißt es, die ukrainischen Banditen drohten Russland mit Krieg, ein Autor zitiert die jüngste Meldung, dass Moskau bei den Verhandlungen in Berlin auf die Einrichtung einer Pufferzone dringen wolle. Der russische Propagandist der Idee von Neurussland, Igor Strelkow, ruft die Bürger zu Blutspenden für die Armeen Neurusslands auf. Zu Friedensgesprächen jedweder Art war zuletzt aus Donezk zu hören, man sei des Redens müde, zuletzt waren die Herren erst gar nicht an- oder aber schnell wieder abgereist.

In der Luhansker Volksrepublik hat Anführer Igor Plotnizki seine internen Widersacher , die sich hinter einen russischen Afghanistan-Veteranen versammeln, aufgerufen, sich der Luhansker Armee anzuschließen. Plotnizki muss sich derzeit im Machtkampf auch gegen Don-Kosaken behaupten, die aus der Gegend um das russische Rostow kommen. Ach ja, er ist an einer Moskauer Militärhochschule ausgebildet – und war Major der Sowjetarmee.

Du musst jetzt sehr stark sein

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A wie Arm dran


Bist du ab jetzt. Denn die kommenden Wochen oder Monate wirst du wenig Zeit haben, weil du sie in Anzeigensichtung und Wohnungsbesichtigungen investieren musst (-> Quantität). Außerdem wirst du viele gute Ratschläge hören und -> X Absagen hinnehmen müssen. Und am Ende vielleicht nicht nur arm dran, sondern auch wirklich arm sein (-> Courtage). Dann mal los!
 



B wie Bausubstanz


Vom Altbau- oder gar Loft-Traum im Berlin-Style solltest du dich gleich verabschieden: Die Fassaden in München sind schlichter, die Decken niedriger und die Fenster kleiner – zumindest in den Wohnungen, deren Miete für dich bezahlbar ist. Am weitesten kommst du, wenn du es schaffst, zärtliche Gefühle für Nachkriegsbauten aus den Fünfziger- bis Siebzigerjahren zu entwickeln. Dann ist die Auswahl größer.
 

C wie Courtage


a.k.a. Provision a.k.a. Vermittlungsgebühr für den Makler a.k.a. zum Fenster rausgeworfenes Geld. Die Courtage kann unterschiedlich hoch sein, meist liegt sie aber bei 2,38 Kaltmieten. Wenn man sie zahlen muss, einfach folgende Schritte beachten: Nach Zahlung einige (teure!) Schnäpse trinken, um zu vergessen; niemals darüber nachdenken, was man von den Tausenden von Euro alles hätte kaufen können; ein „Es ist ja nur Geld“-Mantra finden.
 

D wie Dorf


Das München-Synonym „Millionendorf“ ist ja etwas aus der Mode gekommen – wird dir aber bei der Wohnungssuche immer wieder in den Sinn kommen. Die Stadtfläche schrumpft dabei nämlich auf ein Minimum an für okayes Wohnen geeigneten Vierteln zusammen, dafür scheint die Bevölkerungszahl extrem in die Höhe zu schnellen (-> Konkurrenten).
 

E wie Exposé


Zusammenstellung aller Daten und Fakten zur Wohnung. Steht online, wird einem bei der Wohnungsbesichtigung aber noch mal in die Hand gedrückt, meist getackert oder in einer billigen Klemmmappe. Die Infos darin sind sehr positiv. Die Wohnung ist immer „traumhaft“, „exklusiv“ (oder: „exclusiv“), „wunderschön“, „herrlich“, „gemütlich“, „großzügig“, „hochwertig“.
 

F wie Fake


Wenn ein Angebot zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist’s auch nicht wahr. Nie!
 

G wie Gute Ratschläge


Wohnungssuchenden in München geht es wie Bundestrainern und Schwangeren: Jeder weiß besser, wie man’s macht. Auf welcher Seite man sich also registrieren (Klüngelmaschine), in welchen Verteiler man sich setzen lassen (Kräftner), welche Facebook-Page man liken (Rent2friends München) und welcher Facebook-Gruppe (Wohnen trotz München) man beitreten muss. Und dass man eine Anzeige in der -> Zeitung aufgeben soll.
 

H wie Hochsaison


Immer zu Semesterbeginn. Wenn es sich vermeiden lässt, keine Wohnung ab dem 1. April oder dem 1. Oktober suchen.
 

I wie Index


Der Mietindex für München liegt laut immobilienscout24.de bei derzeit 14,20 Euro – pro Quadratmeter.
 

J wie Ja!


Sag es oft, sag es laut. Makler rufen gerne an und fragen, ob man noch Interesse hat. Dann rufen sie noch mal an und fragen, ob man großes Interesse hat. Und dann noch mal, um zu fragen, ob sie einen beim Vermieter vorschlagen sollen. Wenn die Wohnung auch nur ein bisschen deinen Vorstellungen entspricht, lautet deine Antwort immer, immer: Ja! (-> Lügen, -> Pokern)
 

K wie Konkurrenten


Sie sind da, sie sind viele, sie machen dich wahnsinnig. Überall diese zuckrigen Pärchen mit ihren süßen Bewerbungsmappen! Und diese Profis im Smalltalk, die sich den Makler oder den Hausverwalter schnappen und ihn beschlagnahmen! Manchmal tut man solidarisch, wenn man sich bei einer Besichtigung begegnet – sitzen ja alle im selben Boot, ihr sucht ja auch schon so lange . . . In Wahrheit? Herrscht Krieg!
 

L wie Lügen


Sollst du natürlich nicht – darfst du aber manchmal. Zumindest ein kleines bisschen. Laut Mieterbund musst du wahrheitsgemäß angeben, wer einziehen will, und ehrlich auf alle Fragen antworten, die darauf abzielen, herauszufinden, ob du die Wohnung bezahlen kannst. Kinderwunsch, Hobbys, Instrumente, Haustiere, rauchen? Da ist deine Antwort erst mal egal. Wenn du allerdings angibst, dass du keine Katze hast, um deine Chancen zu erhöhen, und dann mit Minka auf dem Schoß den neuen Mietvertrag durchliest, in dem Haustiere ausgeschlossen werden – dann arme Minka!
 

M wie Makler


Der König des Münchner Mietmarkts. Gibt es in allen Ausführungen – von aufgestylt mit Pelzkragen bis zu rauchend und mit Alkoholfahne. In männlich wie weiblich. Braucht keine Ausbildung und keine gute Homepage. Schließt dir die Tür auf. Streichelt alle Armaturen und betont, wie qualitativ hochwertig sie sind. Streichelt alle Türstöcke und betont, wie original sie sind. Streichelt alle Fensterrahmen und betont, wie dicht sie sind. Sagt: „Was das angeht, müssen sie die Vormieter/den Vermieter fragen.“ Ihr werdet euch nicht mögen. Aber so tun als ob.
[seitenumbruch]


N wie Nachmieter


Gibt es sehr, sehr viele. Kannst du dir ganz zum Schluss Sorgen drum machen. Musst du dir aber eigentlich gar keine Sorgen drum machen.

O wie Ortskenntnis


Die Wohnungssuche hat auch einen schönen Nebeneffekt: Du fährst kreuz und quer durch die Stadt und wirst München hinterher sehr viel besser kennen als vorher. Und sowieso wichtig: Vor oder nach einer Besichtigung eine Viertelstunde Extrazeit einplanen. Zum Einmal-um-den-Block gehen und sich hineinspüren in das Viertel.

P wie Pokern


Wohnungssuche hat viel mit Kalkül zu tun. Du musst dir überlegen, was du willst, und dann, worauf du am ehesten verzichten kannst. Du musst eine Rangliste der besichtigten Wohnungen machen. Und du musst mit den Maklern und Hausverwaltungen auf Zeit spielen. Zum Beispiel, wenn es eine Zusage gibt, die Zu- oder Absage einer anderen Wohnung, die du lieber hättest, aber noch aussteht. (-> Ja!)
 

Q wie Quantität


Du wirst vermutlich viele Wohnungen anschauen müssen, bis du deine findest, und darum viel Zeit investieren. Wohnungssuche in München geht nur mit einem kulanten Chef („Sorry, komme später/gehe früher/bin zwischendurch mal weg!“) und ebenso kulanten Freunden („Den Anruf muss ich annehmen!“/„Danke fürs Essen, aber muss schnell los!“). Wohnungsbesichtigungstermine gibt es nämlich zu den unmöglichsten Zeiten. Alles zwischen 7 und 21 Uhr scheint möglich – und wenn du „Da kann ich nicht, gibt es noch einen anderen Termin?“ sagst, wird man dir vermutlich „Nein, derzeit nicht, ich melde mich noch mal, falls sich was ergibt“, antworten. Du hörst dann nie wieder etwas.
 

R wie Reichtum


Erst mal nicht. Siehe -> Arm dran.
 

S wie Smalltalk


Wohnungssuche ist Smalltalkschule! Hilfreiche Gesprächs-Bausteine sind zum Beispiel: Gibt es einen Keller? Wann wurde renoviert? Wie sind die Nachbarn so? Gibt es etwas abzulösen? Wo ist der nächste Supermarkt? Oh, wirklich toll, diese alten Türen! Ja, (Name des Viertels einsetzen, in dem man sich gerade befindet) ist wirklich das beste Viertel Münchens! Einmal (Name des Viertels einsetzen, in dem man sich gerade befindet), immer (Name des Viertels einsetzen, in dem man sich gerade befindet).

T wie Tasche im Bild


Bei der Wohnungssuche in München kann es vorkommen, dass man in drei Wochen 20 Wohnungen anschaut (-> Quantität). Um nicht den Überblick zu verlieren (den man aber zwangläufig verliert), macht man Fotos. Auf dem Smartphone hat man hinterher eine absurd gemischte Galerie, in der folgende Motive immer wieder auftauchen: hässliche Sessel oder schöne Esstische der Vormieter, in leeren Räumen auf Fensterbänken abgestellte Maklerinnen-Taschen, an Steckdosen hängende Makler-iPhones, fremde Menschen (Vormieter, die grade essen, Makler, die in irgendwas blättern, -> Konkurrenten bei der Massenbesichtigung, die gerade an die Decke schauen), leere Räume mit zu viel Gegenlicht vom Fenster. Selten: Hunde.
 

U wie Unterlagen


Brauchst du. Zumindest dann, wenn du mit einem Makler zu tun hast. Dazu gehören: ausgefüllte Selbstauskunft mit all deinen Daten bis hin zu Kontaktdaten deiner aktuellen Vermieter oder Angaben zu Haustieren und Instrumenten (-> Lügen), Schufa-Auskunft, Personalausweiskopie, Gehaltsnachweise. Wer viel Vorlaufzeit hat, kann ergoogeln, wie man die Schufa-Auskunft umsonst bekommt – dauert aber einige Zeit, bis sie da ist. Die Online-Schnellauskunft kostet 24,95 Euro.
 

V wie Vermieter


Wenn der Makler der König des Mietmarkts ist, dann ist der Vermieter Gott. Ein Wesen, das der Hausverwaltung oder dem Maklerbüro einen Auftrag gibt, irgendwo auf dem bayerischen Land wohnt, am Telefon kurz angebunden ist und eine sehr ausladende Unterschrift hat. Gesehen hat ihn noch niemand.
 

W wie WG


Auch Wohngemeinschaften müssen irgendwo wohnen. WG-Suche in München ist fast genauso langwierig wie eine Wohnungssuche, weil es extrem viele -> Konkurrenten und extrem wenig beliebte Wohnlagen gibt. Noch schlimmer als WG-Suche und Wohnungssuche ist nur: Wohnungssuche als WG. Schlupfloch: sich als Paar ausgeben (-> Lügen). Funktioniert aber natürlich nur zu zweit – und je nach Makler oder Vermieter auch nur mit einer erfundenen heterosexuellen Beziehung.
 

X wie X Absagen


Musst du hinnehmen – aber auch verteilen. Der Weg zum Münchner Zuhause führt durch einen Absagen-Parcours und zwar ungefähr so: Die meisten Wohnungen, die du anschaust, sind Mist. Zwischendurch gibt es die guten und die okayen. Die erste gute Wohnung, die du willst, kriegst du nicht. Die zweite auch nicht. Die dritte, die du okay findest, kriegst du, nimmst sie aber doch nicht, weil du noch nicht verzweifelt genug bist. Die vierte, die du willst, kriegst du wieder nicht. Die fünfte, die du okay findest, kriegst du und sagst zu, weil du verzweifelt genug bist, sagst sie aber kurz vor der Vertragsunterzeichnung wieder ab, weil du übersehen hast, dass man dort mit Nachtspeicheröfen heizen muss. Dann bist du frustriert und willst hinwerfen. Und dann kommt von irgendwoher eine sechste Wohnung, die du willst und kriegst und zusagst und beziehst und die Geschichte dazu leitest du ein, wie jeder Münchner die Geschichte seiner Wohnung einleitet: „Da hab ich echt Glück gehabt . . .“
 

Y wie Y-Chromosom


Halten die Makler offenbar für überflüssig. Jedenfalls sagen sie immer: „Am Ende entscheiden ja sowieso die Frauen.“ (Das sagen die echt!)
 

Z wie Zeitung


Veraltetes Medium. Erscheint noch auf Papier. Mit Wohnungsanzeigen und Wohnungsgesuchen. Nutze beides. Es gibt noch Menschen ohne Internet. Und die haben oft die besten Wohnungen.

Den Sitz auf dem Rücken

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Wenn Vinzent Britz mit seinem Turnbeutel durch Berlin geht, müssen die meisten schmunzeln. „Mama, der hat den Sitz auf dem Rücken“, sagen kleine Mädchen dann zum Beispiel. Denn: Das Camouflage-Muster auf Vinzents Beutel in den Farben schwarz, weiß, blau und rot ist eben genau jenes, mit dem auch die Sitze in der Berliner U-Bahn bezogen sind. „Tarnbeutel“ nennt Vinzent deshalb die kleine Hipster-Tasche, die er gemeinsam mit seinem Kumpel Lukas Kampfmann für knapp 20 Euro das Stück verkauft.




Duchgesetzt: ÖPNV-Muster in der Mode.

Vinzent ist eigentlich Grafikdesigner. Mit einer Schwäche für Muster, wie er sagt. Und er ist gebürtiger Berliner. Mit dem U-Bahn-Muster zu arbeiten, war deshalb für ihn naheliegend. Das erste Exemplar des Tarnbeutels ließ er vor mehr als einem Jahr von einer Freundin nähen, es sollte ein individuelles Stück für ihn privat sein. Viele Freunde wollten dann allerdings auch ein Exemplar, weshalb Vinzent eine Auflage von 500 Stück herstellen ließ - wieder in Eigenregie, die Berliner Verkehrsbetriebe haben damit nichts zu tun.

Die erste Auflage war schnell weg, kurz vor Weihnachten folgte die zweite, die wieder innerhalb von drei Wochen ausverkauft war. Die Online-Warteliste ist lang, immer noch täglich bekommt Vinzent Mails mit Nachfragen. Der 26-Jährige erklärt sich das so: „Da kommen zwei Dinge zusammen – zum einen gibt es gerade einen Riesenhype um Berlin, die Menschen identifizieren sich mit dieser Stadt und deshalb auch mit dem Muster. Zum anderen ist buntes Camouflage momentan auch angesagt.“

Der Tarnbeutel kombiniert beides: Trend und Berlingefühl und ist damit als Souvenir sehr viel tragbarer als die sonst verkauften Städtetaschen, auf die mit Krakelschrift der Stadtname aufgedruckt ist. „Vielleicht ist mein Beutel einfach der coolere Berliner Bär“, sagt auch Vinzent und lacht. Momentan denkt er über eine dritte Auflage nach - wieder im Berlin-Style. Für andere Städte will er allerdings nicht produzieren.

Dabei beschäftigt man sich nicht nur in Berlin mit den Sitzbezügen der eigenen Stadt. Bereits 2008 ist die Stuttgarter Designerin Menja Stevenson unter dem Titel „Bustour“ in Sitzbezug-Kleidern mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt gefahren. Auf den Blogs Sitzmusterdestodes und publicpatterntransport werden die verschiedenen Muster der Welt gesammelt und kommentiert.

Woran liegt es, dass die Menschen sich derart mit ihren Sitzunterlagen beschäftigen? Gehört es nicht eigentlich zum guten Ton in jeder deutschen Stadt, den öffentlichen Nahverkehr zu hassen? Und entlädt sich nicht gerade in Berlin dieser Hass besonders häufig öffentlichkeitswirksam? Vinzent hat hat eine gute Erklärung dafür, wie BVG-Hass und Sitzpolsterliebe zusammenpassen: „Die U-Bahn an sich ist doch cool – man nutzt sie von früh bis früh, kann immer rein und dort sogar noch ein Bier trinken. Ich verbinde damit vor allem eine entspannte Stimmung. Außerdem ist sie der Catwalk der Stadt. Das hat nichts mit dem Imageproblem des dahinterstehenden Konzerns zu tun.“

Tatsächlich ist der öffentliche Nahverkehr in jeder Stadt irgendwann wichtig für das Zuhause-Gefühl. Erst, wenn man den U-Bahn-Plan verstanden hat und im Bus nicht mehr aus Versehen hinten einsteigt und daraufhin vom Busfahrer angeblökt wird, ist man richtig angekommen. Der U-Bahn-Sitz wird so ein bisschen wie die heimische Couch, nur, dass noch mehr Dönersauce hineingerieben ist.

Ein anderer Grund ist aber mit Sicherheit auch der überragende Trash-Faktor von Sitzbezügen. Das Muster der BVG wurde angeblich damals ausgewählt, damit man Schmierereien in den gängigsten Farben darauf nicht so stark sieht. Vielleicht ist das aber auch eine urbane Legende. Was vor einigen Jahren noch seltsam aus der Zeit gefallen wirkte, kann jetzt wieder ironisch gebrochen getragen werden. Vinzent geht sogar noch einen Schritt weiter: „ Mich würde es nicht wundern, wenn sie bei der nächsten Fashionweek auf dem Laufsteg die 'Erstmal zu Penny'-Plastiktüten tragen. Denn so ein billiges Design ist momentan als Statement viel angesagter als eine Gucci-Tasche.“

Schaufensterkritik: Scheibenkleister

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Wenn man über den eigentlichen Zweck eines Schaufensters nachdenkt, kommt man ziemlich schnell auf eine einzige Antwort: die Präsentation der Waren, die es im Inneren zu kaufen gibt. Im besten Fall geschieht das übersichtlich, nachvollziehbar und der Wirklichkeit entsprechend. In diesem Lebensmittelgeschäft in der Bayerstraße werden diese Kriterien perfekt erfüllt. Man sieht auf einen Blick: Dosen, Tuben, Flaschen, Gläser. Alles ordentlich aufgereiht vor einem neutralen Hintergrund. Ein perfektes Schaufenster – in Tapetenform.

Kraftfeld Vagina, Ärgernis Mann

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Gefellt mir!

Welche Jahreszeit haben wir? Winter, genau. Was braucht man im Winter? Fell, genau. Trifft sich gut, denn Fell ist jetzt wieder total in. Halt, Peta, lasst uns doch erstmal ausreden. Es geht hier nicht um Marderhundefell. Viel besser: es geht um Pussyfell! „Full bush brazilian“ nennt sich die neue Frise für untenrum. "Geil, nie wieder rasieren!", denkst du? Tja, dachten wir auch. Aber so einfach ist es nicht. Wir befinden uns immerhin im Zeitalter des Humanus hipsterus, und der ist dafür bekannt, ein Würstchen zu sein. Ein Warmduscher. Ein Halbe-Sachen-Macher. Trägt Vollbart und Holzfällerhemd und weiß nicht mal, wie man eine Axt hält.

Beziehungsweise in diesem Fall geht es ja um die Hipsterine. Die ist aber keinen Deut besser. Und trägt statt zünftigem Urbusch nur eine flaue Attrappe. Vorne sieht alles nach Busch aus, unten aber, also in der delikaten Weichteilzone, ist das Haar blitzeblank weggewachst (deshalb auch der Beiname "brazilian!"). Enttäuschend, was? Aber so ist sie nun mal, die Zeit, in der wir leben, Hashtag #bestlife #flawless #wokeuplikethis #hauptsachefassade




Exemplarisch für den neuen Trend hier ein Ausschnitt aus einem Werbefoto der versextesten Marke des Hipsterzeitalters: American Apparel
   
Mu-Mu-Muckis!

Super an der heutigen Zeit hingegen finden wir die Emanzipation. Sie sorgt dafür, dass Penisprolls adäquate Gegenspieler bekommen. Zum Beispiel in Form von Vaginaprollinnen wie Tatyana Kozhevnikova. Letztere hat große Freude daran, mit ihrem Geschlecht Dinge anzuheben. Oder eher: Dinge an etwas festzubinden, sich dieses Etwas in die Vagina einzuführen und dort zu halten. Dann fotografiert sie sich und stellt diese Fotos online. Ihre Message: Deine Pussy ist deine beste Freundin, sie weiß alles und kann alles und sollte deshalb sehr stark sein. So stark, dass sie Gewichte hebt.

Am besten, man lässt sich die Sache per Video von Frau Kozhevnikova persönlich erklären. Da sagt sie zum Beispiel den schönen Satz: „„I am like walking down the street and there is me and there is my vagina, it’s two of us! It becomes this seperate independent piece of me, that I can look to and rely on!“

Kriegt da jetzt jemand auch die verstörende Vorstellung nicht mehr aus seinem Kopf, wie die Dame K. neben ihrer eigenen Vagina (in Lebensgröße) über den Bürgersteig spaziert? Aber gut, wir wollen die „Long Lost Art Of Vagina Lifting“ gar nicht so verlachen. Bestimmt ist das was total Heilsames. Und am Ende zählt ja nur, was wir schon am Anfang sagten: Dass jetzt nicht nur Männer in der Öffentlichkeit mit ihrem Geschlechtsteil spielen dürfen, sondern auch Frauen.




Eine wahrhaft starke Mumu! Bild aus aus dem Instagram-Profil von Tatyana Kozhevnikova

Tunes für die Holes!

In der letzten Topsexliste berichteten wir über die Pornhub-Jahresstatistik, heute gibt es Neuigkeiten aus der Pornhub-Abteilung für Musik. Wat, Musik? Ja, Musik. Die Plattform hatte im vergangenen Jahr einen Wettbewerb um die ultimative Pornhub-Hymne ausgeschrieben, und gewonnen haben nun zwei Lieder. Mehr dazu zum Beispiel hier.  

Und dies sind die beiden Gewinnersongs:

https://soundcloud.com/jordanroyale/pornhubanthem

https://soundcloud.com/shinymihannah/you-make-me-feel-like

Na, schon ein bisschen horny?

Anziehend!

Pfui! Was machen denn die Sims-Figuren da für einen Schweinkram! Zuhülf! Achso, das ist gar nicht Sims. Das ist eine Szene aus Fifty Shades Of Grey. Hat irgendein frecher „Fan“ produziert. Naja, finden wir schon okay. Wenn eine Autorin glaubt, man könne so mirnichtsdirnichts einen benutzten Tampon in eine erotisch gemeinte Sexszene einbauen, dann muss man das vielleicht einfach mal visualisieren, um ein für alle Mal klarzustellen: EIN TAMPON IST NIEMALS EROTISCH! Aus, basta, oder, wie der Engländer sagt: Period!

http://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1421828030&x-ytcl=84411374&feature=player_embedded&v=iZn__5dT7qw

Flirten 2014

Was macht der Mensch, wenn ihm langweilig ist? Versuchen wir uns mal an einer Liste.

Er...

a) ...holt sich einen runter
b) ...schläft
c) ...guckt Trash TV
d) ...guckt sich eine Serie an
e) ...geht Junkfood essen
f) ...fängt an zu saufen und nervt so lange seine Freunde, bis sich jemand erbarmt und ihm Gesellschaft leistet
g) ...rafft sich auf und bringt den Müll raus oder wäscht die Wäsche
h) ...macht Onlineshopping
i) ...fährt mit GoogleEarth um die Welt

Oh Gott, sind wir einfallslos, was? Altmodisch geradezu. Die Wahrheit sieht ja ganz anders aus: Menschen, denen langweilig ist, laden in Wahrheit Tinder runter und flirten mit „lustigen Gegenständen“, die jemand als partnersuchend angemeldet hat. Hitler. Geister. Toiletten. Und so was.





Altwerden ohne Männer

Zum Schluss noch was Nettes. Diese Oma hier ist sehr, sehr alt. Das Geheimnis ihres Alters? Jeden Morgen eine Schüssel warmer Porridge und, Trommelwirbel: Keine Männer. Niemals. Machen nur Ärger.

http://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1421828030&x-yt-cl=84411374&v=RAJwZAo1-2s

Wenn ihr also das nächste Mal von Detox sprecht, bedenkt: Es sind nicht die Polyphenole und Aluminiumpartikel und Putschsubstanzen, die euch vergiften. Es ist die Spezie des Mannes. In diesem Sinne: Schöne Fastenzeit allerseits!

Das große Flattern

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Als am Mittwochabend auf der wichtigsten Berliner Modeparty ein schmaler Mann mit Brille im Borchardt auftaucht, schenkt ihm niemand besondere Beachtung. Er sieht aus, als sei er darüber froh, hält auf den abgelegensten Stehtisch zu, vorbei an einem gefiederten Arrangement roter Blüten, und fühlt sich womöglich an die Cage aux folles erinnert. Jedenfalls verlässt Michael Müller, der neue Stadtobere, die „Fashion Night“ bald wieder. Erster Eindruck: Bürgermeister Müller und die Mode, das muss erst noch werden. Es könnte aber auch Strategie sein, die Branche rotiert ja mal wieder auf das Schönste um sich selbst, Aufbruchstimmung wird beschworen – vom Beobachtungsposten sieht man da am besten, wann der Dampf verpufft ist.



Großen Eindruck auf der Berliner Fashion Week machte die Präsentation des Nigerianers Bobby Kolade. In seiner Kollektion bricht er auf spielerische Art klassische Formen auf.

Natürlich gehört gerade das Exaltierte seit jeher zur Mode, und Spektakel erwarten auch die Schaulustigen, die sich Montagmorgen zum Auftakt der Winter Fashion Week an den Absperrungen vorm Brandenburger Tor postieren. Zwar ist die Ausbeute mager, wie immer im Januar, weil die Juliausgabe bei warmen Temperaturen einfach mehr zu Verkleidungen animiert. Aber eine Gruppe spanischer Blogger trampelt sich immerhin unter Gejohle die Füße warm in Schuhen mit goldenen Plateausohlen. Und einer Karosse des Hauptsponsors entsteigt ein ums andere Mal ein beklagenswertes Mädchen in rückenfreier Robe, die Schultern immer höher gezogen, bis endlich die richtigen Motive fotografiert sind.

Dazu passt, dass die Eröffnungsshow der New Yorkerin Charlotte Ronson tropisch anmutende Feriengarderobe zeigt. Trotzdem irritierend: Schließlich stehen hier die Kollektionen der Designer für den kommenden Winter auf dem Programm. Eine leichte Brise aus Daisy-Prints, Strandsandalen – Ronsons Entwürfe sind hübsch, aber harmlos. Ein Vorzeichen für die folgenden vier Modetage ist das nicht: So viele starke Auftritte hat die Berliner Fashion Week lange nicht präsentiert.

Dabei lag eher Anspannung in der Luft. Unter den mehr als zehn gleichzeitig stattfindenden Verkaufsschauen hatte die bekannteste Messe Bread & Butter Insolvenz anmelden müssen, die Umverteilung der zugkräftigen Marken verlief nicht ohne Reibereien. Die Zeiten, als eine Vivienne Westwood in der Hauptstadt zeigte, scheinen ewig zurückzuliegen. Dass Hollywood-Schönheit Katie Holmes für Marc Cain eingeflogen wird, dass Boris Beckers Tochter Anna Ermakova, 14, mit einem Plüschpudel über den Laufsteg hüpft, ist Munition für Kritiker: zu viel Promi-Getöse. Immerhin, es gab auch eine Konferenz zur deutschen Mode, ein „German Fashion Council“ wurde gegründet, der nach britischem Vorbild heimischem Design auf dem Weltmarkt mehr Geltung verschaffen soll.

Dorothee Schumacher ist da schon weiter, diesmal mit Kniestrümpfen zu Wintersandalen. Im bildschönen Säulensaal der Elisabethkirche zeigt die Designerin aus Mannheim eine Kollektion für Frauen, die sich lieber gut anziehen als das urdeutsche Schisma zwischen Ernst und Entertainment durchzukauen. Janis Joplin röhrt durch die Lautsprecher, dazu gibt es A-Linien-Kleider in kühlem Tomatenrot, Glitzerlurex zu plüschigem Fell und einen lässigen Faye-Dunaway-Rock im Kamelhaarlook der Siebziger. Eine rasante Performance, Mode soll ja Spaß machen, und in der ersten Reihe verfolgen die Schauspielerinnen Bibiana Beglau und Christiane Paul sichtlich vergnügt das Defilée.

So einfach ist die Trennung nämlich nicht – hier das wahre Design, dort der Hype um eingekaufte Halbprominenz. In der Welt der Mode haben auch die besten Häuser stets die verkaufsfördernde Nähe zu Stars gesucht, es ist ein gegenseitiges Umflattern, ob am Runway von Chanel oder in Berlin Mitte. Nur wird die Verquickung hier gern bedenkenträgerisch beäugt. Frauen wie Bibiana Beglau im schwarz gebauschten Trägerkleid können da zur Entspannung beitragen. Das Polarisieren zwischen hoher Kunst und dem „Wie bitte, du interessierst dich für Kleidung?“-Tadel findet sie albern. „Mir kommt dieses Abgrenzen ängstlich vor“, sagt sie. „Dabei weiß jeder Schauspieler, dass keine Rolle ohne Kostüm funktioniert.“

Und ohne Risiko keine aussagekräftige Mode. Im täglichen Pensum des Schauenkalenders, wenn an PR-Agenten und ermatteten Magazinherausgeberinnen ein Stück nach dem anderen in sogenannten Gewürztönen vorbeizieht (Trendfarbe Chili, etwa bei Laurel), ein weites Beinkleid dem nächsten folgt (der Hosenrock-Trend, bei Dimitri, Paper London und fast allen anderen) – dann bleiben oft die Präsentationen im Gedächtnis, die sich nicht darum scheren, ob die Entwürfe vom Laufsteg herunter sofort auf dem Kurfürstendamm tragbar wären. Sondern die ein Gespür für Schnitte, Lust auf Experimente erkennen lassen. Der Nigerianer Bobby Kolade zum Beispiel hat bei seinem Debüt in einer abgetakelten Fabrikhalle gewitzt mit dem Aufbrechen klassischer Formen gespielt. Kantige Mäntel fügt Kolade zu Zwittern aus feinem Zwirn und afrikanisch bunten Stoffen zusammen, strenge Faltenröcke geraten durch einen Tunnelzug am Bund ins Schwingen: eine Mixtur aus Ethno und Bauhaus, die das Publikum bejubelt.

Auch Sasa Kovacevic ist ein Lokalmatador, der serbische Designer zeigt mit dem Label Sadak im Zelt am Brandenburger Tor kraftstrotzende Männermode mit Dschingis-Khan-Mänteln und Drachenmustern. Viele seiner Models wirken orientalisch und knabenhaft zugleich, mit Schnauzern und blond gefärbten Mädchenlocken. Eine weitere Nachwuchshoffnung: Tim Labenda, der mit seinem butterweich gefilzten Kokon-Mantel für ein paar Augenblicke die Aufmerksamkeit einer stark blondierten Einkäuferin aus dem Düsseldorfer Raum fesseln kann. „Den da mit der kleinen weißen Bluse, das überleg ich mir“, flötet sie am Stand des Nachwuchsdesigners. Was in Zeiten holpernder Geschäfte eine sensationell gute Nachricht ist.

Fragen beantworten, Verhandlungen anbahnen, Visitenkarten tauschen: So geht das beim ersten Berliner Modesalon im Kronprinzenpalais, wo Jungtalente neben arrivierten Marken ausstellen, den ganzen Nachmittag. Klavierklänge perlen durch die Etagen, man nippt an Prosecco rosé, es ist eine respektable Leistungsschau hochwertigen deutschen Modedesigns. Mit einer netten Fußnote: Hier fanden auch schon trockenere Events statt, wie die Unterzeichnung des Einheitsvertrags 1990.

Dass international erfolgreiche Profis wie Talbot Runhof oder Allude mit ihrer Teilnahme der ganzen Branche Schwung verleihen sollen, ist ein guter Grundgedanke. „Jetzt muss man sehen, was dabei rumkommt“, sagt Allude-Chefin Andrea Karg, die ihre neue Kaschmirkollektion als Videoinstallation aus München nach Berlin mitgebracht hat. Johnny Talbot und Adrian Runhof, sonst mit Hollywood im Geschäft, erklären derweil geduldig die mallorquinischen Muster ihrer Pre-Fall-Entwürfe in warmen Erdtönen. Auch das Designer-Duo der in Paris erfolgreichen Marke Odeeh, Otto Drögsler und Jörg Ehrlich, haben mit ihrer französisch eleganten, sachte experimentellen Kollektion Unterstützung nicht mehr nötig.

„Ich glaube, dass wir viele Christopher Kanes haben“, sagt Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp in Anspielung auf den jungen Star der Londoner Szene. Man müsse nur besser vernetzt sein in Berlin, besser fördern, auch Qualität fordern. „Dann werden wir herausfinden, wer unsere Shining Stars sind.“ Auffallend übrigens, dass sich zwei bereits gemachte Stars diesen Januar ganz auf märchenhaft schöne, aber nicht unbedingt avantgardistische Entwürfe konzentriert haben: Sowohl Lala Berlin als auch Kaviar Gauche präsentierten Abend- und Brautkleider mit Couture-Touch und dem viel beschworenen, besser: viel vermissten Glamourfaktor deutscher Mode.

Einer, der die Innigkeit solcher Wünsche charmant weglächelt, ist Mario Testino. Der makellos gebräunte Modefotograf sitzt bei der Konferenz zur Zukunft heimischer Mode auf dem Podium. Im Wesentlichen besteht seine Botschaft aus dem Ratschlag, nicht so verkopft mit Mode umzugehen. „Deutsche haben immer solche Angst, sie könnten sich zu sehr stylen“, sagt der gebürtige Peruaner. Mehr Lockerheit, mehr Mut, mehr Lust auf Mode – so banal es klingt, darin liegt wohl viel Wahres. „Look, ihr hattet Jahrzehnte keine Fashion Week, jetzt gibt es sie. Oder nicht?“ Geduld also. In sechs Monaten ist der nächste Termin in Berlin.

Die Schule brennt

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Bildungspolitisch, womöglich sogar –man kann das leider nicht anders sagen – bildungstheoretisch liegen die Nerven längst völlig blank. Kein Zweifel. Vor ein paar Tagen reichte schon ein einziger Tweet der Kölner Gymnasiastin Naina für eine öffentliche Grundsatzdebatte. Sie hatte geschrieben, dass sie nun fast 18 Jahre alt sei, aber keine Ahnung hätte von Steuern, Miete oder Versicherungen, dafür aber in vier Sprachen eine Gedichtanalyse schreiben könne. Die Vorlage ließ sich natürlich auch die Bildzeitung nicht entgehen und erteilte ebenso süffisant wie großflächig Nachhilfe fürs echte Leben: „Hast Du Ware gekauft, die defekt ist, kannst Du sie reklamieren. Dazu hast Du zwei Jahre Zeit.“



"Das aktuelle Glücksversprechen der Bildung ist ein falsches, weil es dabei weder um Bildung noch um Glück geht. Es geht, wenn überhaupt, um Abrichtung, Anpassung und Zufriedenheit durch Konsum“, schreibt der Philosoph Konrad Paul Liessmann in seiner Streitschrift über die Bildungsdebatte.

Und schon diskutierte alle Welt wieder einmal darüber, was für ein nutzloser Unsinn an unseren Schulen eigentlich gelehrt werde. Und wieder gab ein Wort das andere: Non scholae, sed vitae discimus? Von wegen. Für die Schule, scheint’s vielen, wird gelernt, nicht fürs Leben. Die Direktorin des Gymnasiums der Schülerin wiederum hielt dagegen und wies ihrerseits süffisant darauf hin, dass im Mittelpunkt ihrer Wissensvermittlung nicht die praktische Ausführung stehe, also kein Kurs im „Ziehen von Kontoauszügen“ vorgesehen sei. Auch Bügeln könne man mit den Schülern nicht, dafür seien die Eltern zuständig.

Am Ende hatten sich alle Seiten ihre alten Vorurteile – hier brotloser Bildungsdünkel, da kurzsichtiger Praxisfetischismus – bestätigt und die Lage der Debatte erscheint so aussichtslos wie eh und je. Abstrakt einig mag man sich darin sein, dass Bildung und Ausbildung der Bevölkerung, insbesondere in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland, unsere größte Sorge und Aufmerksamkeit gelten muss. Was das dann für Schulen und Universitäten wirklich bedeuten soll – darüber kann man sich tragischerweise kaum noch im Entferntesten verständigen. Oder so wenig wie zu allen Zeiten?

Eine der vorerst bittersten Pointen der Diskussion bleibt schließlich, dass das oben erwähnte berühmte lateinische Zitat des römischen Philosophen Seneca, dass man in der Schule fürs Leben lerne, gar nicht so gemeint war. Sondern genau umgekehrt. Seneca schrieb in seinen „Briefen über Ethik an Lucilius“ tatsächlich: „Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“. Richtig fand er das jedoch nicht. Im Gegenteil, der Satz ist die Kurzfassung einer so heftigen, wie bis heute sehr vertraut klingenden Kritik an den Philosophenschulen seiner Zeit: „Kinderspiele sind es, die wir da spielen. An überflüssigen Problemen stumpft sich die Schärfe und Feinheit des Denkens ab; derlei Erörterungen helfen uns ja nicht, richtig zu leben, sondern allenfalls, gelehrt zu reden. Lebensweisheit liegt offener zu Tage als Schulweisheit; ja sagen wir’s doch gerade heraus: Es wäre besser, wir könnten unserer gelehrten Schulbildung einen gesunden Menschenverstand abgewinnen. Aber wir verschwenden ja, wie alle unsere übrigen Güter an überflüssigen Luxus, so unser höchstes Gut, die Philosophie, an überflüssige Fragen. Wie an der unmäßigen Sucht nach allem anderen, so leiden wir an einer unmäßigen Sucht auch nach Gelehrsamkeit.“

Dies soll hier so ausführlich zitiert sein, weil es letztlich auch genau die alte Position ist, gegen die ein sehr temperamentvolles neues Buch geschrieben worden ist. Es heißt „Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung – Eine Streitschrift“ und verfasst hat es der österreichische Philosophieprofessor, Zeitdiagnostiker und Essayist Konrad Paul Liessmann, der 2006 mit „Theorie der Unbildung – Die Irrtümer der Wissensgesellschaft“ schon ein viel beachtetes Werk zum Thema vorgelegt hat.

Auch der neue Band ist wieder ein so selten gewandt formulierter wie zorniger Rundumschlag geworden. Jedes der elf zwischen zehn und zwanzig Seiten langen Kapitel knöpft sich einen Aspekt vor, es geht um das Elend der Pisa-Studie und die Verschulung der Universität, genannt Bologna-Reform, um ahnungslose Bildungsexperten wie Richard David Precht, um den allgegenwärtigen Powerpoint-Irrsinn, den Fluch der Internet-Suchmaschinen, die grassierende Infantilisierung, den Nützlichkeitswahn. Mit anderen Worten: Es geht um alles, was jenen, die einen klassisch-humanistischen, theoretischen und das Überlieferte bedachtsam bewahrenden Bildungs- und Wissensbegriff verteidigen wollen, an der zeitgenössischen reform- und anwendungsorientierten Bildungspolitik missfällt, die Problemlösungskompetenzen unabhängig von Wissen denken will. Kulturkritisch rollt Liessmann dabei schon in der Einleitung schwerstes Geschütz ins Feld: „Das aktuelle Glücksversprechen der Bildung ist ein falsches, weil es dabei weder um Bildung noch um Glück geht. Es geht, wenn überhaupt, um Abrichtung, Anpassung und Zufriedenheit durch Konsum.“

Tatsächlich sind die Beispiele, Analysen und Diagnosen immer wieder sehr eindrucksvoll, obwohl Liessmanns Furor mitunter etwas erschöpft (ein Kapitel pro Lektüresitzung ist zu Beginn der Behandlung völlig ausreichend). Jeder Interessierte allerdings, vor allem aber jeder Bildungspolitiker, diesen Eindruck wird man beim Lesen nicht mehr los, sollte dieses Buch gelesen haben. Es fängt an bei den wohlbegründeten Zweifeln am Design der Pisa-Studien, für deren weitreichende Schlussfolgerungen womöglich bei weitem nicht genügend Daten erhoben würden. Von den rund zehn Millionen deutschen Schülern würden nur 5000 dem Pisa-Test unterzogen. Für manchen Typus, etwa den männlichen Schüler mit Migrationshintergrund in einem norddeutschen Kleinstadt-Gymnasium, gäbe es, so Liessmann, manchmal wohl nur einen einzigen Testkandidaten: „Hat dieser einen schlechten Tag, herrscht bildungspolitischer Notstand, ist er in Form, hat ganz Deutschland ein ungerechtes Schulsystem beseitigt.“

Einen angenehm scharfen Blick hat Liessmann auch auf die ideologischen Untiefen der Debatte. Sei es, wenn es um die Instrumentalisierung von Pisa zur Konstruktion von vermeintlichen Bildungskatastrophen geht, die dann wiederum Reformbedarf erzwängen; sei, es wenn es um die Rhetorik der Diskussion geht, die Mittelmäßigkeit und Nonkonformität zum Stigma mache: „Wer sich dem ,Bildungsdruck‘ entzieht, gilt als ,Bildungsverweigerer‘ oder als ,Risikoschüler‘ – und wehe, jemand ist überhaupt nur mittelmäßig“; oder sei es, wenn er die unheilige Allianz ins Visier nimmt zwischen den „neoliberalen Apologeten des Wettbewerbs“ und den „menschenfreundlichen Illusionspädagogen“, die so tun, als sei jedes Kind von Haus aus hochbegabt und Bildung und Wissen nicht in Wahrheit etwas, das man sich hart erarbeiten muss.

Und ein cleverer Zug war es auch, es nicht bei der Polemik zu belassen, sondern nach dem kursivierten Halbsatz „Und dabei wäre alles ganz einfach“ am Ende jedes Kapitels auch ein paar Vorschläge zur Güte zu machen. Oder vielmehr zur Entschleunigung, Stabilität und Planungssicherheit an Schulen und Universitäten. Den Lehrern etwa solle zugehört und Bildung nicht als Heilsbotschaft verklärt werden.

Grundvernünftig erscheint das. So grundvernünftig allerdings, dass man am Ende auch etwas ratlos zurückbleibt. Wenn es so einfach ist, wieso wird es dann nicht einfach so gemacht? Vielleicht, weil man – der Germanist Heinz Schlaffer hat kürzlich in der FAZ darauf hingewiesen – über „höhere Bildung“, die nicht mehr drei Prozent, sondern über 50 Prozent eines Jahrgangs ereilen soll, wirklich ganz neu nachdenken muss. Womöglich, bliebe anzufügen, auch mit viel besseren Daten.

Bis dahin bleibt vorerst nur die Weisheit Harald Schmidts. 200 Oberstufenschülern des Ville-Gymnasiums in Erftstadt-Liblar gab er am Donnerstag eine Doppelstunde in Lebenskunde und vertrat dabei bildungstheoretisch den wohl originellsten Standpunkt der Naina-Debatte, allerdings auch den deprimierendsten: „Unser Gesellschaftssystem lebt davon, dass die Bevölkerung nicht in der Lage ist, einen Mietvertrag zu lesen. Wenn die arbeitende Bevölkerung begreift, was sie unterschreibt, wäre unser System am Ende.“

Konrad Paul Liessmann: Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung – Eine Streitschrift. Zsolnay Verlag, Wien 2014. 192 Seiten, 17,90 Euro. E-Book 13,99 Euro.

Mehr Macht für Kinder

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In der Mitte seines Vortrags angekommen, fordert Professor Merk das Wahlrecht für Kinder. Ein Grinsen geht durch die Reihen. Der Gastredner am Ifo-Institut München aber spricht unbeirrt weiter. Gerade hat er ausführlich erklärt, warum das Rentensystem in Deutschland nicht funktioniert, er sagt, es gebe eine große Gerechtigkeitslücke zwischen den Generationen. Auch, weil Menschen unter 18 Jahren kein Wahlrecht haben. Kurt-Peter Merk, Jurist und Professor an der Hochschule Koblenz, hält sein Plädoyer nicht zum ersten Mal, er kennt die Einwände. Und er ist überzeugt, dass er auf lange Sicht Erfolg mit seiner Forderung haben wird.



Für Kinder stehen weit weniger Steuermittel zur Verfügung als für Senioren. Um das zu ändern schlägt Professor Merk ein Wahlrecht für Kinder vor - damit wären sie als politische Zielgruppe interessanter.

Die Besucher der Münchner Seminare gehören meist zur ältesten der drei lebenden Generationen. Die mittlere Generation der Erwerbstätigen finanziert die Senioren. Doch die Kindergeneration, die ähnliche gesellschaftliche Ansprüche hat, wird nur zu einem kleinen Teil finanziert. Die echte Arbeit – Erziehung, Sozialisierung, der Zeitaufwand – wird in Deutschland nicht entlohnt. Derzeit werden 270 Milliarden Euro jährlich aus Steuermitteln an die Seniorengeneration gezahlt. Dem stehen 41 Milliarden Euro Ausgaben für Kinder gegenüber. Die Basis dieser Schieflage wurde bereits in den Fünfzigern unter Konrad Adenauer gelegt. „Kinder kriegen die Leute ohnehin“, hieß es damals. Kein Grund, eine ganze Gesellschaft für deren Auskommen zu verpflichten.

Um das Problem heute zu beheben, schlägt Merk das Kinderwahlrecht vor. Weil sie nicht wählen dürfen, sind Minderjährige in der Logik der Demokratie keine relevante Zielgruppe. Deshalb existiert kein Anreiz, ihre Interessen zu verfolgen, der politische Einfluss ist marginal. Daraus folgt eine ineffiziente Kinderpolitik. Für Merk ist das mehr als nur eine unangenehme Sache. Es ist ein Verstoß gegen das Grundrecht, das die Gleichheit aller Bürger vorschreibt.

Kindern mehr politisches Gewicht zu geben, könnte dazu führen, dass die Höhe der Lebenshaltungskosten für Kinder den Renten angepasst würde. Elternschaft wäre keine unbezahlte Arbeit mehr. Geburtenraten würden erhöht, Politikverdrossenheit frühzeitig bekämpft und Kindern und Jugendlichen sehr früh die Rechte und Pflichten mündiger Staatsbürger vermittelt.

„Der Generationenvertrag – wie er allgemein genannt wird – ist kein Generationenvertrag. Es wird einfach eine Generation nicht berücksichtigt“, so Merk. Seine Forderung lautet deshalb, einen Halbsatz im Grundgesetz zu streichen: wahlberechtigt ist, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat. Was Merk wie eine minimale Änderung beschreibt, ist jedoch gerade in Deutschland extrem unpopulär. Die Deutschen lieben das Grundgesetz als eine Institution, in die großes Vertrauen gelegt wird. Zudem bleibt unklar, wie die Umwandlung in einen vollständigen Generationenvertrag finanziert werden sollte. Merk meint, man müsse Gelder umschichten, die Rentner sollten einen größeren Teil beitragen. Gefallen dürfte die Idee nicht jedem.

Merk ist eindeutig: „Je länger diese Neuorientierung hin zu drei statt zwei Generationen dauert, desto weniger wird die heute einzahlende Generation an Rentenleistungen erhalten.“

Noch steht der Professor mit seinen Forderungen ziemlich allein da. Wer sich gegen die Rentner als größte Wählergruppe ausspricht, muss mit Widerstand rechnen. Derzeit läuft aber vor dem Bundesverfassungsgericht ein Verfahren, das die Herabsenkung des Wahlalters verhandelt. Kurt-Peter Merk ist sehr zuversichtlich, dass sich dort etwas bewegen wird. „Ich denke, dass wir in einem halben Jahr eine Entscheidung haben könnten.“

Tagesblog - 23. Januar

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17:19 Uhr Ich verabschiede mich für heute aus dem Tagesblog-Biz. Und weil ich mich nicht entscheiden kann, mit welchem Gif, poste ich jetzt einfach alle, die mir zu meiner derzeitigen Verfassung in die Hände gefallen sind.

Ich, gleich auf dem Nachhauseweg:




Ich, gleich zuhause:




Ich, wenn ich nach zwei Stunden wieder aufwache:




Ich, morgen Früh:




Ich, unerfüllter Idealzustand:





16:43 Uhr
Jetzt haben wir euch aber lang auf den nächsten Text warten lassen. Und weils heut so furchtbar dröge in der Welt ist, und bei sowas immer nur Musik hilft (wenns der Witz nicht tut), ist dieser neue Text vollgestopft genau damit: MUSIK!

Hier schon mal ein erstes Häppchen.

http://www.youtube.com/watch?x-yt-cl=84503534&x-yt-ts=1421914688&v=MACOc_q2J0g#t=20

Alles andere hier.

16:36 Uhr
Woah hey, ich will unbedingt bald wieder nach Wien. Damit ich diese Kirche anschauen kann. Ich bin voll der miese Schmarotzer, was Kirchen angeht, weil: einerseits überzeugte Atheistin und Religionsablehnerin und andererseits trotzdem Kirchenarchitekturlover. 

16:28 Uhr Was ich auch nochmal loswerden muss: Wenn ich eins echt nicht mehr sehen kann, dann junge FotografInnen, die in der Natur aufgerollte nackte, dürre Körper fotografieren oder auf shabby Laken eingerollte nackte, dürre Körper, auf die Lichtflecken fallen.

Aber vielleicht heißt das auch nur: Ich bin mit dieser ganzen Flickr-Indie-Tumblr-Suicide-Romantik sowas von durch, dass es kracht. Whats newwwwww, people?

16:24 Uhr
Ich so in meinem Kopf: Was macht eigentlich Tavi Gevinson? Rookiemag aufgemacht. Ah, da gibts jetzt Horoskope. Ganz süß irgendwie. Ich würde sagen: Stimmt genau, was die da über mich schreiben. Ich sollte viel mehr Pizza und "spicy food" essen.

16:04 Uhr
Heute ist es nicht einmal richtig hell geworden draußen, meine Augen tränen vom hellen Bürolicht und ich habe überhaupt keine Ahnung mehr, was ich noch in dieses Blog schreiben soll. Aber ich habe dieses Video gefunden, und darin würde ich mich jetzt gern auflösen.

http://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1421914688&x-yt-cl=84503534&v=-ux3DMkbCrA

14:46 Uhr
Eine gute Zeit für meine Lieblingsrubrik: Texte, die ich jetzt gern in aller Ruhe lesen würde.

Über das Grummeln.
Über Fragen, die darüber entscheiden, ob eine Beziehung einfach klein zu kriegen ist oder nicht.
Über "Fall", die feministische Detective-Dingsbums-Serie.
Über die Eltern des Amokäufers von Winnenden.
Über Stadtplanung.
Über Houllebecq im Vergleich zu diesem über Houllebecq.
Über das, was Jerry Saltz zuletzt so geschrieben hat.

14:09 Uhr
Im Moment total angesagt im Staatswesen: Hippe Reisepässe. Hat in Deutschland wieder keiner was von mitgekriegt.




Voll dreist bei Schlecky Silberstein gescreenshottet.

14:00 Uhr
Und wenn wir schon grad bei der Wochenendplanung sind: Nadja Schlüter und ich lesen morgen Abend um 23 Uhr auf dem Großen Tag der jungen Münchner Literatur. Ex-Kollege Max Scharnigg ist auch dabei. Aber der ist schon früher dran. Da betrinken Nadja und ich uns noch.





13:57 Uhr
Heute Nacht ist in München ja übrigens Nacht der Architektur. Die Website sieht echt beschissen aus und der Film ist genauso verspießt, aber das Programm ist toll. Hier gibt es eine Übersicht aller Locations, die man besichtigen kann. Und hier haben die sueddeutsche.de-People mal was zusammen kuratiert.

http://vimeo.com/114856232

12:04 Uhr
SZ-Magazin Kollege Johannes Waechter hat gerade das Lied "Uncloudy Day" auf Facebook gepostet, und dazu Bob Dylan mit folgenden Worten zitiert: "One night, I remember listening to the Staple Singers, “Uncloudy Day.” And it was the most mysterious thing I’d ever heard. It was like the fog rolling in. What was that? How do you make that? It just went through me. I managed to get an LP, and I’m like, “Man!” I looked at the cover, and I knew who Mavis was without having to be told. She looked to be about the same age as me. Her singing just knocked me out. This was before folk music had ever entered my life."

Da will man es doch gleich hören, nicht wahr? Und dann nochmal. Und dann nochmal.

Hier it is:

http://www.youtube.com/watch?x-yt-ts=1421914688&x-yt-cl=84503534&v=i7V7OMw7tg8

10:46 Uhr
Schön ist ja an all dem Schrecklichem, das derzeit die Welt heimsucht, dass der Witz und die Satire und das Bissige wieder so richtig salonfähig werden. Bedeutsam witzig sein kann zum Beispiel auch
der Entertainer John Oliver sehr gut. Wer das ist und warum, das hat Chris aufgeschrieben.

http://www.youtube.com/watch?v=3kEpZWGgJks

09:45 Uhr Vielleicht mache ich heute den Tagesblog der Pflastersteine. Vorhin bekam ich nämlich diese Mail:








09:30 Uhr
Die Folge in der Alf das Hobo-Leben ausprobieren will, ist ziemlich cool. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Guten Morgen.

http://www.youtube.com/watch?v=XMCMCmZu8E0

09:25 Uhr
Irgendetwas daran, dass dieser 90-jährige König Abdullah gestorben ist und jetzt sein fast genauso uralter Bruder nachrückt, interessiert mich überhaupt nicht. Aber alle Welt schreibt drüber, daher möchte auch ich pflichtbewusst darauf hinweisen:

Der Mann ist tot.


09:13 Uhr
Starten wir den Tag mit einer elementaren Angst: Seinen Job zu verkacken. Gut, diese Angst ist natürlich nur elementar, wenn man seinen Job mag. Und wer weiß, ob dieser Pflastersteinleger seinen Job mochte.





(Schrecklicher Gedanke: Vielleicht mochte er ihn ja auch SEHR, und dachte, das Spiel mit den Steinen beweise sein künstlerisches Engagement...)

Mehr Jobfails gibts auf diesem Twitteraccount.

Organisierte Krawallmacher

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Sie nennen es die dritte Halbzeit, meistens dauert sie keine zwei Minuten. Irgendwo am Stadtrand rennen dreißig, vierzig, fünfzig Leute brüllend aufeinander los, schlagen, boxen, treten, bis eine Gruppe geschlagen am Boden liegt. Meistens filmt irgendeiner mit dem Handy mit. Es gibt ein paar ungeschriebene Regeln, wer sie missachtet, darf nächstes Mal nicht mehr mitmachen. Ein Extremsport, hart, aber fair, sagen Hooligans, weil doch jeder weiß, worauf er sich einlässt. An diesem Donnerstag hat der Bundesgerichtshof (BGH) der Legende von der sportiven Massenschlägerei ein Ende bereitet.



Hooligangruppen, die ausschließlich auf Schlägerein aus sind, gelten nach dem neuen Gerichtsbeschluss als kriminelle Vereinigungen. Ob auf dieser Grundlage auch gegen die "Hooligans gegen Salafisten" vorgegangen werden kann, ist noch unklar.

Solche Auseinandersetzungen gelten fortan generell als gefährliche Körperverletzung, auch wenn alle Beteiligten sehenden Auges in Kauf nehmen, dass sie dabei verletzt werden. Und nicht nur das: Hooligangruppen, deren Daseinszweck dieses nun als strafbar geltende Prügeln ist, sind als kriminelle Vereinigung einzustufen. In dem Karlsruher Verfahren ging es um die „Hooligans Elbflorenz“, eine Dresdner Gruppe, die zu den härtesten in Deutschland gezählt wird. Mehrmals hatten sie sich mit den Hools aus Coswig zu Prügeleien verabredet, es ging um die Vormachtstellung in Dresden. Oft traf und schlug man sich nach den Spielen von Dynamo Dresden, manchmal aber auch losgelöst vom Sport – aus den Stadien ist der Hooliganismus ohnehin schon vor Jahren verschwunden. Und 2008, nach dem Halbfinale der Europameisterschaft zwischen Deutschland und der Türkei, traf die Gewalt auch die, die nichts damit zu tun haben wollten: Mindestens 80 Personen, unter ihnen viele Hooligans, überfielen türkische Läden in der Dresdner Neustadt. Das Landgericht Dresden verhängte Freiheits- und Geldstrafen gegen fünf Angeklagte.

Juristisch kompliziert war der Fall vor allem deshalb, weil die Justiz die verabredeten Prügeleien bisher nicht so recht zu fassen bekam; eine Körperverletzung ist normalerweise nicht strafbar, wenn der Betroffene einwilligt. Der BGH hatte aber bereits Anfang 2013 einen Vorstoß unternommen, solche Auseinandersetzung wegen ihrer beträchtlichen Eskalationsgefahr als „sittenwidrig“ und damit als strafbar zu bewerten. Und das Landgericht Dresden wollte zumindest besonders riskante Schlägereien als Körperverletzung ahnden – etwa, wenn sie einen bestimmten Umfang annehmen oder auch auf asphaltiertem und damit verletzungsträchtigen Untergrund stattfinden.

Nun jedoch ist der 3. BGH-Strafsenat unter Vorsitz von Jörg Becker deutlich darüber hinausgegangen. Verabredete Schlägereien sind grundsätzlich und ohne Einschränkung strafbar. Dass die Beteiligten wissen, worauf sie sich einlassen, dass sie gebrochene Arme oder geprellte Rippen in Kauf nehmen – spielt alles keine Rolle mehr: Die dritte Halbzeit ist kein Sport, sondern gefährliche Körperverletzung. Nach dem Urteil könne es keinerlei Diskussion mehr darüber geben, dass solche Auseinandersetzungen strafbar seien, kommentierte Bundesanwalt Johann Schmid. In der Verhandlung im November hatte ein Verteidiger der Angeklagten eingewandt, dann müsste auch so mancher im Fernsehen übertragener Boxkampf oder „Free fight“ strafbar sein. Der Senatsvorsitzende Becker machte dagegen deutlich, dass solche Einzelduelle nicht mit den Gefahren einer Massenschlägerei vergleichbar seien.

Mit dem Urteil ist eine juristische Kettenreaktion in Gang gesetzt, die den Strafverfolgern ein scharfes Schwert im Umgang mit organisierten Hooligans in die Hand gibt. Sobald ihr „Vereinszweck“ die verabredeten Prügeleien sind – also Straftaten –, gelten sie als kriminelle Vereinigung. Eine Einstufung, die vor allem als Ermittlungsinstrument große Wirkung entfaltet. Man kennt das aus anderen Zusammenhängen: Hausdurchsuchung, Telefonüberwachung, all diese Maßnahmen kann ein Staatsanwalt nun sehr viel leichter beantragen. Mit dem Karlsruher Urteil werden die Strafverfolger den Druck auf gewaltbereite Hooligans also deutlich erhöhen können. Ob dies freilich Konsequenzen für die jüngst aufgetretenen „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) hat, die im Oktober mit Ausschreitungen in Köln von sich reden machten, wird man abwarten müssen. Als kriminelle Vereinigung kann nur eine straffe Organisation mit strafbaren Zielen eingestuft werden – das müsste der Hogesa erst nachgewiesen werden.

Weit weg von London

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Nicola Sturgeon wartete am Donnerstagmorgen nicht einmal das Ende der Pressekonferenz ab. Ein Minister und ein Staatssekretär der britischen Regierung erläuterten noch vor Journalisten in Edinburgh, welche neuen Kompetenzen die schottische Regionalregierung bekommen soll, da verbreitete Sturgeon schon auf Twitter, dass London Versprechen gebrochen habe. Hier müsse nachgebessert werden, forderte die 44-Jährige, die Chefin dieser Regionalregierung ist und Vorsitzende der SNP, der Partei der schottischen Nationalisten. Dazu von Journalisten befragt, wiesen die zwei Vertreter aus London den Vorwurf brüsk zurück und verlangten von Sturgeon, mit der Zentralregierung in einer „wohl durchdachten und kooperativen“ Weise zusammenzuarbeiten.



Premier David Cameron und Nicola Sturgeon, Chefin der schottischen Regionalregierung, bei einem Treffen am Donnerstag in Edinburgh. Dort wurden Reformvorschläge vorgestellt, die Schottland mehr Unabhängigkeit innerhalb des Vereinigten Königreichs einräumen sollen.

Der Donnerstag war ein Meilenstein für die Schotten und das gesamte Vereinigte Königreich. Die Vorschläge, die in Schottlands Hauptstadt Edinburgh präsentiert wurden, bewegen Großbritannien in Richtung eines föderalen Staats. Aber die Reaktion von Sturgeon zeigt auch, dass noch zähe Verhandlungen nötig sind. Und die werden dadurch nicht einfacher, dass im Mai in London ein neues Parlament gewählt wird. Der 136-seitige Bericht mit den Gesetzesentwürfen trägt jedoch den zuversichtlichen Titel „Schottland im Vereinigten Königreich: eine dauerhafte Lösung“. Das Papier ist Ergebnis von vier Monaten voller Beratungen und Debatten.

Im vergangenen September stimmten die Schotten über die Unabhängigkeit ab, und als Umfragen die Separatisten auf einmal vorne sahen, versprachen Regierung und Opposition in London den Schotten deutlich mehr Selbstverwaltungsrechte, wenn sie sich für den Verbleib in der Union entschieden. Die Schotten stimmten tatsächlich in diesem Sinne ab, woraufhin die britische Regierung eine überparteiliche Kommission zu dem Thema einsetzte.

Bis zur Burns Night lägen die Gesetzesvorschläge vor, hatte der konservative Premier David Cameron damals versichert. Er reiste am Donnerstag für ein Treffen mit Nicola Sturgeon nach Edinburgh. Den Zeitplan konnte Cameron einhalten, denn die Burns Night ist immer am 25. Januar: Um ihres Nationaldichters Robert Burns zu gedenken, treffen sich Schotten da traditionell zu einem ebenso kalorien- wie promillereichen Abendessen. Verabschiedet werden die Rechtsakte aber erst nach den Wahlen im Mai. Die oppositionelle Labour-Partei will das Paket im Falle eines Sieges bei der Unterhauswahl ebenfalls umsetzen.

Schottland verfügt seit 1999 über ein Regionalparlament, das bereits für einige wichtige Bereiche wie Bildung und Gesundheit zuständig ist. Die Gesetzesentwürfe sehen unter anderem vor, dass dieses Parlament auch über die Einkommensteuer-Raten bestimmen darf. Die Einnahmen soll die Regionalregierung behalten, sie fließen nicht mehr zuerst ans Finanzministerium nach London. Im Gegenzug wird die britische Regierung weniger Geld nach Schottland überweisen.

Über die umstrittene Flugpassagierabgabe darf Schottland ebenfalls entscheiden sowie über einen Teil der Sozialleistungen, wobei die Autonomie Sturgeon gerade in diesem Bereich nicht weit genug geht. Außerdem sollen die Schotten selbst über die Ausgestaltung der Wahlen zum Regionalparlament und in den Kommunen bestimmen. Am Unabhängigkeits-Referendum durften 16- und 17-Jährige teilnehmen, das könnte die Regionalregierung zum Standard für alle Wahlen erklären.

Die Reformen hätten Folgen weit über Schottland hinaus. Denn Wales und Nordirland haben gleichfalls Regionalparlamente, auch hier wird der Ruf nach mehr Rechten laut. Für England hingegen gibt es keine eigene Volksvertretung. Daher stimmen Abgeordnete aus Wales, Schottland oder Nordirland im britischen Parlament auch über Themen ab, die nur England betreffen, etwa Gesundheit. Camerons Konservative wollen das im Falle eines Wahlsiegs ändern: Wenn die Schotten mehr Autonomie erhalten, sollen auch die Engländer gerechter vertreten sein. Die Tories fordern, dass im britischen Parlament nur Abgeordnete aus englischen Wahlkreisen über Gesetze abstimmen dürfen, die Folgen ausschließlich für England haben.

Labour lehnt das ab. Kein Wunder: Aus Schottland etwa schickt Labour 40 Abgeordnete nach Westminster, die Konservativen haben nur einen. Daher ist der Opposition nicht daran gelegen, die Rechte von Abgeordneten außerhalb der Tory-Hochburg England zu beschneiden. Wie dieser Streit ausgeht, wird sich bei den Wahlen im Mai entscheiden.

Sechzig Liter in einer Couch

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Fluggesellschaften holen alte Flugzeuge mit hohem Spritverbrauch in den Dienst zurück. Die Airlines profitieren vom günstigen Sprit ebenso wie Spediteure oder Reedereien. Schlecht läuft es dagegen für die Ölindustrie selbst. In dieser Branche melden die Konzerne erhebliche Kursverluste und verringerte Investitionen in neue Förderung, weil die Gewinne schrumpfen. Wegen des Ölpreisverfalls will der weltweit größte Bergbaukonzern BHP Billiton jetzt 40 Prozent seiner Schieferölbohranlagen in den USA schließen. Die boomende Ölbranche in den USA wird zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. „Wir stehen kurz vor dem Kollaps“, erklärt der Sprecher des britischen Ölindustrieverbandes. „Beim derzeitigen Ölpreis ist es fast unmöglich Geld zu verdienen.“ Das könnte sich schon bald wieder ändern. Mancher Experte sagt voraus, der Ölpreis werde nicht mehr lange auf dem heutigen Niveau bleiben. Die Bank Sal. Oppenheim erwartet ein Ansteigen des Preises in der zweiten Jahreshälfte. Der italienische Ölkonzern Eni warnt bereits vor einem Ölpreis von 200 Dollar pro Barrel. Der könnte bald eintreten, weil jetzt Investitionen in die Ölförderung gestoppt werden.



Vom niedrigen Ölpreis profitieren viele Wirtschaftsbranchen - nur nicht die Ölbranche. Lange wird der Preis aber wohl nicht mehr so billig bleiben.

Autoindustrie

Autokonzerne brauchen Jahre, um neue Fahrzeuge zu entwickeln. Wer plant, was in etwa zehn Jahren auf der Straße herumfahren wird, beginnt schon jetzt, sich darüber Gedanken zu machen. Daher hat es nur bedingt mit der Höhe des Ölpreises zu tun, dass die Konzerne besonders große Kisten zur diesjährigen Automesse nach Detroit brachten. Die Geländewagen waren längst geplant. Audis neuer Q7, der GLE Coupe, all die großen Spritschlucker made in USA. Dass der Ölpreis pünktlich zur Detroit-Show auf einen Preis von unter 50 Dollar pro Barrel sackte, konnte man vorher nicht wissen.

Für die Konzerne aber war es so etwas wie Weihnachten und Ostern zusammen. Billiges Benzin ist ein Absatzbeschleuniger, denn Menschen bekommen Lust, neue und dicke Autos zu kaufen, wenn der Benzinpreis niedrig ist. Auch das ein interessanter Nebeneffekt: Nicht wenige Manager nehmen die Preisentwicklung gerne auch als Beleg dafür, dass ihre Modellpolitik genau richtig ist – immer größere Autos, immer mehr PS, immer mehr Blech. Von wegen, der Trend geht zu kleinen Elektroautos. Die Welt will große Schlitten fahren! Kostet ja praktisch nichts.

US-Medien rechneten vor, dass der Preisverfall an der Tanksäule die amerikanischen Haushalte im Schnitt um mehr als 500 Dollar im Jahr entlasten werde. Kein Wunder also, dass die Hälfte des dortigen Automarkts inzwischen aus sogenannten SUVs, also Geländewagen, besteht, aus Autos also, die man nicht gerade kauft, weil sie so sparsam sind. Das könnte noch jahrelang so weitergehen: niedriger Ölpreis, hoher Absatz. Das wird aber nicht so sein, und deswegen wissen auch die Planer in den Konzernen, dass sie für die kommenden Jahre wieder umdenken müssen.

Erstens: Der Ölpreis von heute ist nur eine Momentaufnahme, und nur weil man deshalb heute ein paar Geländewagen mehr verkauft, bedeutet das nicht, dass es im nächsten Jahr noch immer so sein muss. Öl wird teurer und knapper, das gilt als gesicherte Annahme.

Zweitens: Die Autoindustrie steht weltweit unter dem Regime strenger werdender CO₂-Regeln. Allein die EU-Kommission verlangt einen Grenzwert von 95Gramm pro Kilometer im Jahr 2020. In den Jahren danach dürften die Regeln noch strenger werden. Die Emissionsgrenzen werden auf komplette Fahrzeugflotten eines Herstellers umgerechnet, und sie lassen sich nicht erreichen, wenn ein Konzern nur noch Gelände- oder Sportwagen verkauft. So oder so müssen die Konzerne zusehen, dass sie in den nächsten Jahren verstärkt auf Elektroautos und sogenannte Hybridantriebe (also eine Mischung aus Benzin- und Elektromotor) setzen. Andernfalls drohen ihnen drakonische Strafen aus der Politik.

Der niedrige Ölpreis kann sich insofern verheerend auswirken. Wenn Menschen bei Neuanschaffungen eher zum großen Benzinschlucker greifen, bleiben die Hersteller erst einmal auf ihren Elektrovehikeln sitzen. Das wäre fatal zu einer Zeit, in der der Markt für Elektroautos allmählich auf Touren kommen muss, um in ein paar Jahren die richtige Mischung aus Verbrennungsmotoren und Batterieautos auf der Straße zu haben. Thomas Fromm

Luftfahrt

Kaum ein Faktor hat die Luftverkehrsindustrie in den vergangenen Jahren so geprägt wie der hohe Preis des Flugbenzins. Früher hatte das Kerosin einen Anteil von unter 20 Prozent an den Gesamtkosten. Doch zuletzt war er auf 40 bis 50 Prozent hochgeschnellt. Die Fluggesellschaften mussten ihre Strategien überdenken, die Flugzeughersteller investierten in neue, spritsparende Motoren. Alles umsonst? Der Kerosinpreis ist in den vergangenen sechs Monaten um 40 Prozent gefallen. Bleibt er auf dem aktuellen Niveau, ist der Treibstoff zwar immer noch mehr als doppelt so teuer wie 2004, aber die Airlines können mit deutlich steigenden Gewinnen rechnen. Alleine die Lufthansa glaubt, dass sie 2015 mit 5,8 Milliarden Euro etwa 900 Millionen Euro weniger für Treibstoff ausgeben muss als im vergangenen Jahr. 2012, als die Preise im Durchschnitt am höchsten waren, betrugen die Spritkosten gar 7,4 Milliarden Euro. Zwar gibt Lufthansa selbst noch keine neue Gewinnprognose heraus, doch strebt sie ein Betriebsergebnis deutlich über dem Niveau von 2014 an. Hauptgrund ist der Ölpreis. Die International Air Transport Association (IATA) geht davon aus, dass die Airlines im Jahr 2015 insgesamt einen Gewinn von 25Milliarden US-Dollar machen werden, gut fünf Milliarden mehr als 2014.

Der Effekt könnte sogar noch deutlich größer sein, aber viele Fluggesellschaften haben Sicherungsgeschäfte für den Spritpreis abgeschlossen, die sich jetzt zu ihrem Nachteil auswirken: Da kaum ein Unternehmen mit so stark sinkenden Preisen gerechnet hat, bezahlen die meisten derzeit deutlich mehr als das aktuelle Marktniveau. Der amerikanischen Delta Air Lines hat der Treibstoff das jüngste Quartalsergebnis verhagelt.

Viel diskutiert wird in der Branche, ob der niedrige Kerosinpreis dazu führen wird, dass Fluggesellschaften ältere Flugzeuge länger fliegen und nicht mehr so viele neue bestellen und ob sie die Kapazitäten stärker ausweiten. Bei den Bestellungen glauben die meisten Beobachter nicht an eine Wende, denn die Fluggesellschaften rechnen nicht damit, dass der Preis lange so niedrig bleibt, und die Flotten werden in der Regel für viele Jahre im Voraus geplant. Manche wollen offenbar ältere und abgeschriebene Maschinen, die eigentlich stillgelegt werden sollten, doch noch ein wenig länger einsetzen. Bei den jetzigen Kosten rentieren sie sich plötzlich wieder. Jens FLottau

Chemie

Ohne Erdöl läuft in der Chemieindustrie wenig. Unternehmen wie BASF, Bayer, Lanxess und Evonik setzten ein Zehntel des deutschen Ölverbrauchs ein, um Kunststoffe, Schaumstoffe, Fasern, Farben oder Waschmittel herzustellen. Ein Beispiel: 60Liter Erdöl sind durchschnittlich in einer Couch verarbeitet. Der fallende Ölpreis, gepaart mit dem schwachen Euro, müsste deshalb die Branche beflügeln. Müsste. Aber so simpel ist die Sache nicht. Die BASF als größter Chemiekonzern betrachtet den Sinkflug der Rohstoffpreise zwiespältig. Der Konzern ist über seine Tochter Wintershall selbst im Ölgeschäft aktiv, fördert in Norwegen, Russland, Libyen. Ein Fünftel der Umsätze kommt aus dem Öl- und Gasgeschäft. Als Faustregel nennt die BASF folgende Relation: Fällt der Ölpreis im Jahresschnitt um einen Dollar pro Fass, so sinkt der Gewinn der Ölgeschäfte um etwa 15 Millionen Euro.

Auf der anderen Seite steigert eine Aufwertung des Dollar um einen US-Cent im Jahresdurchschnitt das Ergebnis um 50Millionen Euro. Vom Öl die Finger lassen will die BASF gleichwohl nicht. Vorstandschef Kurt Bock betont, Erdgas und Erdöl blieben weltweit die dominierenden Energieträger und Rohstoffe. BASF werde ihr Öl -und Gasgeschäft deshalb stetig ausbauen. Das klappt jedoch nicht so wie erhofft. Ende Dezember platzte ein lange geplantes Tauschgeschäft mit der russischen Gazprom, bei dem die BASF Speicherkapazitäten abgeben und im Gegenzug neue Gasfelder gewinnen wollte.

Noch eine hausgemachte Kalamität bremst die Geschäfte der Chemiebranche: Bei den Produkten, die auf Öl basieren, sinken deren Preise parallel zum Öl. Das wissen aber auch die Kunden, und die warten vor dem Kauf in aller Ruhe ab. Das gilt vor allem für Kautschuk und die Kunststoffvorprodukte MDI und TDI, die von der deutschen Chemie massenweise produziert werden. Lanxess-Chef Matthias Zachert warnte vor den Folgen stockender Bestellungen und dem Abbau von Vorräten durch die Abnehmer. Bei aller Zurückhaltung der Chemiekonzerne aber gilt: Sollte die weltweite Konjunktur durch die sinkenden Ölpreise an Fahrt gewinnen, ist diese Branche ganz vorn mit dabei. Denn die Grundstoffe der Industrie kommen aus den chemischen Werken – weltweit. Ob in den USA, Europa oder in China, die Deutschen sind immer vor Ort. Helga Einecke

Konsumgüter


Konsumgüterhersteller wie Henkel oder Beiersdorf dürften vom niedrigeren Ölpreis profitieren. Für viele Kosmetikartikel und Haushaltsprodukte wird Erdöl gebraucht. Ein Drittel der Rohstoffe und Verpackungsmaterialien, die Henkel (Persil, Pril, Pritt) einsetzt, ist direkt vom Ölpreis abhängig. Dessen Verfall wirkt sich mit einer Verzögerung von bis zu einem halben Jahr positiv auf das Konzernergebnis aus. Auch beim Nivea-Hersteller Beiersdorf machen sich die Effekte mit Verspätung bemerkbar, da der Konzern mit seinen Lieferanten Verträge über einen längeren Zeitraum vereinbart hat. „Es bleibt abzuwarten, ob es zu einer merklichen längerfristigen Kostenentlastung zum Beispiel bei Transport- und Energiekosten kommen wird“, sagt eine Beiersdorf-Sprecherin.

Schwierig abzuschätzen sind für die Konsumgüterhersteller die indirekten Folgen des Ölpreisverfalls. Zwar kaufen die Kunden mehr Markenartikel, weil niedrigere Energiepreise wie eine Einkommenserhöhung wirken. Das gilt vor allem für Industrieländer wie Deutschland oder die USA. Die US-Verbraucher haben seit dem jüngsten Preisverfall im Durchschnitt pro Jahr 600 Dollar mehr in der Tasche. Doch in den Ländern, deren Volkswirtschaft stark vom Ölexport abhängen, sinkt die Konsumbereitschaft. „Wie sich beide Effekte in der Summe auswirken werden, können wir heute noch nicht prognostizieren“, sagt Henkel-Chef Kasper Rorsted.

Die Düsseldorfer versuchen daher seit Jahren, ihre Abhängigkeit vom Rohöl zu verringern. Sie setzen verstärkt nachwachsende Rohstoffe ein, die bisher nicht teurer sein durften als das Öl. Ein Beispiel für diese Strategie war das Putzmittel Terra Aktiv, bei dem nur nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kamen. Doch Terra wurde kein Verkaufsschlager. Henkel musste erkennen, dass deutsche Verbraucher nicht dazu bereit sind, ein paar Cent mehr für ein solches Öko-Produkt auszugeben. Kirsten Bialdiga

Energie

Auf den ersten Blick spielt der Ölpreis für Deutschlands Energiebranche kaum eine Rolle. Nur ein Prozent der heimischen Stromversorgung wird aus Erdöl gespeist. Auch international spielt Öl bei der Stromerzeugung nur eine Nebenrolle. Kaum ein Industriestaat verfeuert den kostbaren Stoff noch in Kraftwerken. Doch in den Konzernzentralen, bei Experten und in der Politik wächst die Sorge, dass der Preisverfall auf Umwegen in der Branche einiges durcheinanderbringen könnte.

Da der Gaspreis oft an den Ölpreis gekoppelt ist, werden fossile Energien auf breiter Front günstiger. Die jüngste Marktentwicklung könnte auf Dauer „eine stärkere Nutzung von fossilen Brennstoffen befördern und so Anstrengungen untergraben, die Energieversorgung unseres Planeten nachhaltiger zu machen“, warnt Maria van der Hoeven, die Chefin der Internationalen Energieagentur (IEA) vor einem Rückschlag beim Ausbau erneuerbarer Energien und den Folgen für das Klima.

Bislang spüren Solar-, Wind- und Wasserbranche weltweit noch keinen Einbruch. Obwohl der Rohölpreis im vergangenen Jahr deutlich gesunken ist, wurde rund um den Globus wieder deutlich mehr Geld in den Ausbau der erneuerbaren Energien gesteckt. Dem Datendienst Bloomberg New Energy Finance zufolge flossen insgesamt 310 Milliarden Dollar in neue Projekte insbesondere für die Stromerzeugung aus Sonnen- und Windkraft. Das ist ein Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nur 2011 wurde mit Rekordinvestitionen von 317,5 Milliarden Dollar mehr in grünen Strom gesteckt. Ein über Jahre anhaltender niedriger Ölpreis könnte jedoch Investitionen in erneuerbare Energien verlangsamen oder gar verhindern, erwartet die Internationale Energieagentur.

Raschere Folgen des fallenden Ölpreises fürchten Experten bei den deutschen Bemühungen für mehr Energieeffizienz. Der steigende Ölpreis hatte die energetische Sanierung von Gebäuden vorangetrieben. Der Anreiz für Investitionen drohe nun zu sinken, glaubt Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie. Markus Balser

Witze sind die neuen Nachrichten

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Ganz kurz, für alle, die ihn noch nicht kennen: Das ist John Oliver, der zurzeit lustigste Mensch im Fernsehen:





Oliver ist der Host der Sendung „Last Week Tonight“. Die ist einmal wöchentlich auf dem US-Sender HBO zu sehen, Oliver macht sich darin eine halbe Stunde lang über zwei bis drei Themen lustig. Wie gesagt ist er dabei sehr komisch. Das Bemerkenswerte an ihm ist aber etwas anderes. Seine Witze bewirken etwas. Ganz konkret.

  • Oliver machte sich über ein Gesetz lustig, das Polizisten erlaubte, Bargeld und Eigentum von Menschen zu konfiszieren, die sich keines Verbrechens schuldig gemacht hatten. Das Video wurde online mehr als vier Millionen mal gesehen, jetzt kündigte Justizminister Eric Holder an, das Gesetz zu überarbeiten und zu beschränken.

  • In einem Beitrag über die „Miss America“-Show führte er seinen Zuschauern nicht nur vor Augen, wie absurd es ist, dass im Jahr 2014 noch Frauen in Bikinis auf das Urteil bekleideter Männer warten. Er deckte auch auf, dass die Organisation hinter den Schönheitswettbewerben nicht wie behauptet der weltweit größte Anbieter von Stipendien für Frauen ist und für diese Stipendien nicht wie behauptet 45 Millionen Dollar jährlich zur Verfügung stellt. Zum Schluss empfahl er seinen Zuschauern, statt an Miss America lieber Geld an die „Society of Women Engineers“ zu spenden. In den zwei darauffolgenden Tagen gingen dort 25.000 Dollar ein – was 15 Prozent dessen entspricht, was die Gesellschaft normalerweise in einem ganzen Jahr einnimmt.

  • Im Sommer schaffte Oliver es mit diesem Beitrag, seine Zuschauer und siebeneinhalb Millionen Youtube-Nutzer für das sperrige Technik-Thema Netzneutralität zu begeistern. Er bat sie, der zuständigen „Federal Communication Commission“ zu schreiben, damit diese von ihrem Plan ablässt, für zahlende Unternehmen eine Daten-Überholspur zu schaffen. Die Behörde bekam so viele Zuschriften, dass ihr Server zusammenbrach.

  • Vergangene Woche bezog sich ein US-Politiker auf John Oliver, als er einen Gesetzesentwurf einbrachte, demzufolge Bürger Gesetzesinitiativen per Online-Video kommentieren sollen.


Seine Zuschauer legen Regierungswebseiten lahm, Politiker ändern seinetwegen Gesetze. John Oliver schafft also, woran Parteien, Politiker und Nachrichtenmacher reihenweise scheitern: Menschen zu begeistern und zu politisieren. Sie dazu zu bringen, sich an Debatten zu beteiligen und sich mit Themen auseinanderzusetzen, an denen ganz groß das Etikett „Laaangweilig“ haftet oder die den durchschnittlich informationshungrigen Menschen normalerweise zu kompliziert, zu weit weg oder zu abstrakt erscheinen.

Netzneutralität, Schuldenkrise in Argentinien, Wahlen in Indien, die Funktionsweise der staatlichen Lotterieunternehmen: alles keine Themen, die einen 15 Minuten – und so lang sind die Stücke in „Last Week Tonight“ meistens – am Bildschirm kleben lassen. Bei John Oliver schon. Weil bei ihm kein Fakt ohne einen Witz daherkommt, gleichzeitig aber jeder einzelne Witz eine Funktion hat: zu erklären, was schief läuft in der Politik, in der Wirtschaft, bei Sportfunktionären oder womit auch immer sich Oliver eben gerade beschäftigt. Als Zuschauer weiß man irgendwann: Bei „Last Week Tonight“ kann ich mich zehn Minuten amüsieren. Und gleichzeitig lerne ich meistens etwas Relevantes, das ich noch nicht wusste.

Die Sendung ist dafür schon viel gelobt worden. Was Oliver macht, so behaupten manche, sei eigentlich investigativer Journalismus. Tatsächlich könnten die Informationen, die er transportiert, oft genauso gut in faktenlastigen Investigativ-Sendungen auftauchen, wie sie mit „Panorama“ oder „Monitor“ auch in Deutschland bei den Öffentlich-Rechtlichen laufen. Oliver verkleidet die Ergebnisse der zum Teil aufwendigen Recherchen seiner Redaktion aber als Satire und Comedy.

Es gibt Hinweise, dass man mit dieser Taktik einen Bildungsauftrag besser erfüllt als mit normalen Informationsprogramme. Dass Satire und Humor Fakten besser transportieren als trockene Nachrichtensendungen. Dass mehr hängen bleibt, wenn Leute wie John Oliver mit aufgerissenen Augen Witze reißen, als wenn Gundula Gause oder Jan Hofer distanziert das Weltgeschehen referieren.

Eine Studie der University of Pennsylvania untersuchte, wie gut die Leute während des vergangenen US-Wahlkampfs über die Finanzierung der Wahlkampagnen informiert waren. Das Ergebnis: Zuschauer der Comedy-Central-Show „The Colbert Report“ wussten besser Bescheid als Leute, die sich mittels Nachrichtensendungen informierten.

Eine weitere Studie (PDF) belegte, dass das Oliver-Publikum, die Zuschauer des Colbert Reports und der Satiresendung „The Daily Show“ mehr Fakten zum Thema Netzneutralität gehört hatten als die Zuschauer von Nachrichtensendern und die Zeitungsleser.

Und was sagt John Oliver selbst zu all dem? Sieht er sich als legitimer Nachfolger der Nachrichten, wie wir sie aus dem Fernsehen kennen? Nein. Im Gegenteil: Er wehrt sich gegen die Behauptungen, dass das, was er mache, irgendetwas anderes als Comedy sei. Er mache einfach Comedy, sagte er in einem Interview. Über Dinge, die ihn interessieren. Denn egal, was das Thema sei: „There’s fun to be had there.“

Fünf Songs fürs Wochenende

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Peter Doherty – Flags Of The Old Regime
https://www.youtube.com/watch?v=WSo6mE3WDjs&feature=youtu.be

Man muss da auch mal ehrlich sein. Privat war es für mich bei Pete (und auch bei Peter) Doherty immer eher so, dass ich dachte: Heroin nehmen kann er eigentlich doch besser als Musik schreiben. Ich kann die Wirkung nachvollziehen, die er mit diesen traurig leeren Rehaugen auslöst. Weder Babyshambles noch Libertines haben bei mir aber emotional sehr tief gerührt. Jetzt hat der Kollege H. eben dieses neue Teil geschickt, das der Barde Amy Winehouse gewidmet hat, beziehungsweise ihrer Anti-Drogen-Foundation, an die auch die Einnahmen gehen. Und mit dem Song hat es jetzt auch bei mir etwas geschnackelt. Die Lakonie, mit der er dieses „I don’t want die any more/any more than I did wanna die before“ rauslässt, diese Haltung von „Das muss jetzt nicht die schönste Melodie der Welt werden, aber wir wissen doch alle, dass sie ziemlich schön wird“, das hat ja doch fast alles, was Rock’n’Roll in seinen gefühligeren Momenten braucht. Wenn er nicht peinlich werden soll.

Deichkind – Denken Sie groß
https://www.youtube.com/watch?v=cnEQja0jBXs

Dafür muss man hier wohl auch andersherum ehrlich sein: Deichkind haben sich in den vergangenen Jahren ja durch brutalstmögliche künstlerische Selbstzerlegung und Neuzusammensetzung ausgezeichnet. Vom Rap über Spaß-Krawall-Techno-Dadaismus zum brachial-feinsinnigen Zeitgeist-Seismografen. Das schafft eine ganz eigene Norm. Und zieht man die heran, wird man vielleicht etwas enttäuscht sein, dass die Hamburger bei „Denken Sie groß“ eigentlich nur den Ideen-Teebeutel von „Bück dich hoch“ noch mal in heißes Wasser gehängt haben, um noch etwas Geschmack rauszuwaschen. Das ist alles wieder mit etwas mehr Rap-Aroma versetzt und außerdem gibt es ein Gitarrensolo, das Jennifer Batten persönlich eingefiedelt haben könnte, seit sie nicht mehr für Michael Jackson im Studio stehen muss. Alles gut also. Album erscheint kommenden Freitag – und da sind schon ein paar schöne Sachen drauf.

Jesper Munk – Courage for Love
https://www.youtube.com/watch?v=MACOc_q2J0g#t=47

Hier müsst ihr jetzt mal ehrlich sein: Wenn wir Jesper Munk nicht immer mal wieder mit einem gerüttelt Maß an Lokalpatriotismus feiern würden, wenn ihr also einfach so aus dem Nichts dieses krächzig-beißende Bluesrock-Brett vors Hirn geballert bekämt: Wo würdet ihr’s geografisch verorten? Wirklich in München, Oberbayern? Oder vielleicht doch eher Detroit, New York, Memphis? Eben!

Und deshalb haben wir auch keine Skrupel, gleich noch two of our very own nachzuschießen.

Das Weiße Pferd – Teutsche Machos
https://www.youtube.com/watch?v=h--7HWEBFNI

„Musik der Stunde“ hat das Feuilleton der SZ gerade geschrieben. Und der Kollege H. – derselbe H. übrigens, der den Doherty geschickt hat – hat etwas gestutzt. Und dann gesagt: „Einer von denen hat vor einem halben Jahr noch meinen Schrank aufgebaut.“ Das zeigt, wie nah dein jetzt.de am Puls ist. Deshalb können wir hier auch ganz entspannt noch „Teutsche Machos“ nachliefern und sagen: Hört euch dringend dieses zickige, großmäulige Stück Pop-Gezeter an. Hilft gegen traniges Hirn, eingeschlafenes Tanzbein und Pegida-Frust.

Columbus - Microcosm Romantronik
https://www.youtube.com/watch?v=rdf1Pk7vUv8

Und wenn’s dann nach der gelobten Stunde doch etwas nervt, das Gezecke und Gezicke, dann wechselt ganz schnell noch zur zweitjüngsten und vielleicht sogar allerbesten Neuveröffentlichung aus dem Hause Schamoni. Setzt ganz große Kopfhörer auf, flauscht euch in die wattig-weichen Soundwolken der Münchner und schlaft auf denen am besten gleich ein paar Tage durch. Danach wieder hier melden. Dann gibt’s Nachschub.

Wir haben verstanden KW 04

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  • Immer noch die beste Smalltalkregel der Welt: Wenn du nicht so richtig kapierst, was der andere gerade sagt, aber eh gleich wieder weg bist – sag einfach brav "Ja". Immer wieder.

  • Auf der "Grünen Woche" gibt es erwachsene Männer, die verstecken Essen in ihren Sakkotaschen. Ehrlich wahr.

  • Wenn man Street-Style-Blogger auf der Fashion Week verwirren will, muss man ihnen sagen, dass man keinen Instagram-Account und keine Webseite hat. Dann wissen sie nicht, wie sie einen verlinken sollen und sind ganz außer sich. 

  • Ein Trend, den wir dann kommendes Jahr auf der Fashionweek sehen: ÖPNV-Camouflage.

  • Marine le Pen bietet durch ihren Namen bisher ungeahnte Angriffsflächen. Einfach mal "tumblr" und "Marine le Penis" googeln. (Aber Vorsicht: Très NSFW!)

  • Im Januar sollte man das Fitnessstudio meiden - zu viele gute Vorsätze verstopfen die Geräte.

  • Die Berliner Post ist wirklich unzuverlässiger als die Münchner.

  • Wenn Baumärkte endlich bunte Textilkabel für Lampen verkaufen würden, hätten sie sicher eine Umsatzsteigerung von 20 Prozent.

  • Eine tägliche Wärmflasche erhöht die Lebensqualität um 100 Prozent.

  • Satire kann tatsächlich Gesetzesänderungen bewirken.

  • Mit Strohhalm schmeckt jedes Getränk besser.

  • Ausmisten und wegwerfen ist eine so schöne Beschäftigung. So, so schön.  

  • Man kann sich Augenbrauen tätowieren lassen. https://www.youtube.com/watch?v=5Zv-cN9-ea4

  • Wohnungssuche in München nervt. Aber man lernt viel. 

  • Wer ein Interview von Felix Neureuther will, braucht dafür keine Reporter. https://www.youtube.com/watch?v=VIRr-T7MERQ

  • Nutella schmeckt sogar auf Schüttelbrot (ja, das ist das trockene mit Kümmel).

  • Auch eine gute Kombination: Rote Bete und Meerrettich

  • Wiederum keine gute Idee: Matcha auf Kuchen.

  • Schwimmbäder sind kurz vor Betriebsschluss am allerschönsten. Wenn das Wasser ganz still und glatt daliegt. Dann will man gleich wieder rein (und darf nicht mehr). 



Jungs, denkt ihr über eure Problemzonen nach?

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Die Mädchenfrage:



„Steht dir!“, das ist so ein Kompliment, das wir gerne hören. Und das wir untereinander oft verteilen. „Steht dir!“, das heißt für uns auch irgendwie „Diese Hose/Jacke/Frisur hast du gut ausgesucht, die betont das an dir, was schön ist“. Und wir ergänzen: „...und vertuscht das, was an mir nicht so arg gelungen ist ­– den zu breiten Po, die fehlende Taille, die großen Ohren“. „Steht dir“, das sagt auch ihr manchmal zu uns. Aber wir zu euch? Oder ihr euch gegenseitig? Eher selten.

Wir, und das ist ja nun wirklich kein Geheimnis, denken viel über unsere Körper nach. Wir haben daran Stellen und Teile, die wir sehr schätzen und solche, die wir nicht so gerne mögen. Wir stehen vorm Spiegel und probieren rum, von welcher Seite und mit welcher Körperhaltung wir uns am wohlsten fühlen. Wir können zu jedem T-Shirt im Schrank sagen, ob unsere Brüste darin besonders groß oder besonders klein wirken, ob es am Bauch irgendwie (ich muss jetzt einfach dieses bescheuerte Wort verwenden) „aufträgt“ und ob die Farbe uns noch blasser aussehen lässt als wir ohnehin schon sind. Und wir machen das alles nicht nur mit uns selbst aus – wir sprechen darüber, mit Freundinnen und mit euch auch. Ehrlich, das ist kein Fishing for Compliments, es hilft uns bloß, unsere körperlichen Unzulänglichkeiten zu thematisieren. Wir können dann entspannter mit ihnen umgehen. Zumindest glauben wir das. Wir denken, wenn wir sie uns bewusst machen, dann haben wir weniger Angst vor ihnen, wenn es zu einer dieser Situationen kommt, in denen sie unweigerlich zum Vorschein kommen. Wenn wir uns ausziehen und jemand anders zum ersten Mal alles sieht, was die Hose, die das Problem mit dem Hintern so gut löst, bisher vertuscht hat. Natürlich haben wir trotzdem ein bisschen Angst, dass der andere „Ohje, SO hab ich mir das aber nicht vorgestellt“ denkt und würden am liebsten gleich weitermachen mit der Thematisiererei und „Mein Po ist nicht so super!!!“ rufen (machen wir dann aber doch nicht, müssen ja knutschen).

Aber ihr? Ihr schweigt nicht nur dann darüber, wenn ihr wegen Knutschen nicht reden könnt. Klar, wenn ihr mit jemandem sehr vertraut seid, in einer Beziehung zum Beispiel, dann sagt ihr schon mal, dass ihr gerne weniger Bauch oder mehr Bizeps hättet. Aber ansonsten kriegen wir nichts davon mit, wie ihr so über euren Körper und seine (man muss es ja dazu sagen: angeblichen!) Makel denkt. Wir fragen uns ja schon: Schaut ihr manchmal in den Spiegel und denkt „Mh, etwas dünn, die Arme?“ Und testet, wie ihr stehen müsst, damit der Hintern gut aussieht? Habt ihr auch diese fiese Angst, wenn ihr euch vor jemandem auszieht, und dann gehen alle Gedanken hin zum Bauch, weil der sich doch heute Morgen noch weicher angefühlt hat als sonst immer? Kennt ihr überhaupt das Prinzip „(un-)vorteilhafte Kleidung“? Spielt das in eurem Leben eine Rolle? Würdet ihr vielleicht gerne ab und zu mit Freunden über den Doppelkinnansatz sprechen, aber traut euch einfach nicht? Oder: Seid ihr wirklich und immer total okay mit eurem Körper, kennt vielleicht seine Schwächen, aber habt einfach keine Angst, dass wir euch deswegen weniger toll finden könnten?

Viele Fragen! Jetzt wollen wir aber auch viel Antwort!

Auf der folgenden Seite liest du die Jungsantwort von elias-steffensen.


[seitenumbruch]




Kleidet dich, die Frage. Hast du gut ausgesucht. Und gut gestellt. Man kann deshalb schon mit wenig Antwort viel beantworten: Ja zu quasi allem. Klar kennen wir das. Auch wir müssen uns nicht erst 19 Folgen von Charlie Hunnams Hintern (und Rücken und Bauch und Gesicht) ansehen, um zu bemerken, dass wir nicht überall nach dem goldenen Schnitt gemeißelt sind. Auch wir stellen an uns Abweichungen von der Norm fest – Steckerlbeine, Entenärsche, Bäuche, dünne Arme, dicke Nasen, Männerbrüste oder eine nicht ideale Anzahl an Kinnen.

Viele von uns erkennen inzwischen auch einen zu eng geschnittenen Pullover, wenn sie ihn sehen. Manche sogar, wenn sie ihn an sich selbst sehen. Korrelationen zwischen Hosenform- und Arschbreiten- und Hänge-Verhältnis sind uns nicht mehr ganz fremd. Dass ein Hemd in der Hose gut aussehen kann, haben wir gelernt, und dass das längst nicht für jedes Bauchstadium gilt auch. Ich vermute, dass wir in all dem allerdings noch nicht so absolut, weil noch nicht so absolut sicher sind wie ihr. Wir müssen ein Hemd aus unserem Kleiderschrank meistens noch anziehen, um bestätigt zu bekommen, dass es wirklich zu eng ist. Ein und dieselbe Hose scheint mal besser und mal schlechter zu sitzen.

Es ist inzwischen auch schon vorgekommen, das sage ich jetzt aber ganz unter uns, und auch nur, weil keiner zuhört, dass der Kollege mir erklärt hat, warum ein bestimmtes Hemd, obwohl es vom Schnitt sehr gut ist, immer wirkt, als würde es mir Lebensenergie saugen. Pass auf: Die Farbe! Blonde Haare und Ockertöne – das funktioniert fast nie. Solche Tipps gibt’s allerdings noch sehr selten, weil wir – und damit geht’s auf dem Weg weiter zu den kleineren Unterschieden – weniger über unsere Aus- und Einbuchtungen reden als ihr. Untereinander, auch da hast du recht, sogar noch weniger als mit euch. Weil es uns auch noch deutlich weniger peinigt.

Dass das so ist, liegt nun wiederum am letzten verbleibenden Klischee, das ich da erspüre und auch gerne bestätigen will: Wir empfinden uns ästhetisch ganz grundsätzlich als Mangelwesen. Frauen sind einfach objektiv schöner geschwungen als Männer. Die Linienführung ist eleganter. Bei uns ist schon die Grundform etwas abseits der Ideallinie. Deshalb haben wir früh gelernt, mehr mit Dingen wie Humor und Selbstironie zu arbeiten. Ein guter Witz funktioniert für uns am Ende des Tages (also des Abends) doch besser, als eine Haltung, die den Hintern anhebt oder den Bauch strafft.

Allerdings, würde ich jedenfalls behaupten, ist das doch bei euch auch immer mehr so. Da kann ich mich in der Pop-Kultur umsehen oder in einer (fast) beliebigen Bar: Die coolste, witzigste, souveränste Frau gewinnt doch da inzwischen auch immer öfter Herzen und Hosen. Will sagen: Wenn Reese Witherspoon in „Der große Trip“ ohne Wespentaille durch die kalifornische Wildnis staksen und dabei arschcool wirken kann, könnt ihr mit euren vermeintlichen Mängeln das im Schlafzimmer doch auch. Von uns aus eh.



Wochenvorschau: So wird die KW 5

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Wichtigster Tag der Woche:
Der Mittwoch, weil da ein Abschied gefeiert wird. Eine gute Freundin (Katharina) verlässt die Stadt und zieht nach Regensburg. Das ist auf der einen Seite toll, weil Regensburg die schönste Umzugs-Option in Bayern ist und wir an Sommerabenden auf der Steinernen Brücke sitzen können. Aber mit den spontanen Schokoladeneis-Verabredungen ist es dann vorbei. Am Mittwoch werden wir versuchen, uns mit superteurem Rotwein und löffelweise Hummus zu trösten.

Viel schöner: Am Donnerstag gebe ich die letzte Hausarbeit meines Lebens ab. Das heißt zwar nicht, dass mein Master vorbei ist (der dauert noch ganz schön lange), aber die Sonntage in der Unibibliothek haben erst mal ein Ende.


Politisch interessiert mich...
wie es mit Pegida weitergeht, gerade nach dem Demonstrationsverbot in der vergangenen Woche. Auf der anderen Seite stört es mich auch, wie viel über Pegida berichtet und gesprochen wird (was ich ja gerade auch mache). Denn dadurch bekommen die Ziele der Bewegung viel zu viel Aufmerksamkeit. 


Soundtrack zur Woche:
Definitiv Wanda. Ich weiß, ich bin spät dran – ich habe die Phase verpasst, als vor einigen Wochen anscheinend jeder von der Band geschwärmt hat. Aber so kann ich mich jetzt freuen, wenn sie von Bologna, Amore und aufgestellten Kragen singen. Ihr Wienerisch ist so schön, ich könnte mich suhlen darin.


https://www.youtube.com/watch?v=FKMrbBsf8fA


Kinogang?
Ich mag ja Dokumentarfilme, weil sie oft so eine getragene, ruhige Stimmung haben. Deswegen klingt„Die letzten Gigolos“ verlockend: Der Film läuft nächste Woche an und erzählt die Geschichte von Senioren, die ältere Damen auf Kreuzfahrtschiffen unterhalten. Ich hoffe herauszufinden, wie das mit dem Knutschen (und anderen Dingen) im Alter ist. Denn alt werden wir ja alle. Und Rumknutschen möchte ich da, bitteschön, trotzdem noch.


https://www.youtube.com/watch?v=q4kmcpHfzcg
 
Wochenlektüre?
„Zu viel Glück“ von Alice Munro. Das habe ich mir nämlich von Katharina geliehen und muss es noch schnell fertig lesen, bevor sie ihre Umzugskartons packt.


Kulturelles Highlight:
Am liebsten würde ich mir ja am Montag die „Dreigroschenoper“ im Münchner Volkstheater anschauen. Falls ich dafür keine Karten mehr bekomme, schaue ich mir am Samstag „Der widerspenstigen Zähmung“ im Residenztheater an. Der Grund für meine Theaterfixiertheit: die göttlichen Eintrittspreise für Studenten.


Geht gut diese Woche:
Zu „U Can’t touch this“ durch die Wohnung tanzen, wenn man eigentlich die letzte Hausarbeit fertig machen sollte. Oder sich mit Fotos von schwimmenden Schweinen auf den Bahamas ablenken. 







Make this your next vacation and see #theswimmingpigs🐽 #exumawatersports🐠


Ein von Exuma Water Sports (@theswimmingpigs) gepostetes Foto am Dez 11, 2014 at 1:03 PST






Geht gar nicht:

Sich morgens ausgeschlafen fühlen. Aufstehen ist fies, wenn es draußen dunkel ist.

Tagesblog - 26. Januar 2015

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17:53 Uhr: Ich renne jetzt los zur S-Bahn. Wer aufmerksam die Kommentare liest, weiß, warum. Und auch, warum ich euch ein Benedict-Cumberbatch-Gif hierlasse.

Ich gucke gleich "The Imitation Game" und ungefähr so,

[plugin imagelink link="http://media0.giphy.com/media/HI73oYC13kLT2/giphy.gif" imagesrc="http://media0.giphy.com/media/HI73oYC13kLT2/giphy.gif"]

... wenn ich an den schönen Abend denke, den ich hoffentlich vor mir habe. Wenn auch leider nicht hier:

[plugin imagelink link="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/01/franck-bohbot-cinemas-08__880.jpg" imagesrc="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/01/franck-bohbot-cinemas-08__880.jpg"] (Quelle)

... sondern in einem ganz normalen Kino.

Habt einen guten Abend! Morgen begrüßt euch hier Nadja!

+++

17:22 Uhr:

[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/B8PzFq0CAAA55SZ.jpg" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/B8PzFq0CAAA55SZ.jpg"](Quelle)

Falls ihr euch wundert, warum dieses Foto gerade überall auftaucht: weil Wes Anderson den Empfang der Obamas in Neu Delhi auch nicht schöner inszenieren könnte. Das wars auch schon.

+++



(Illustration: Daniela Rudolf)

16:27 Uhr: 
"Was das Branding angeht, machen die einfach sehr viel richtig", sagt der Kommunikationsexperte Stephan Rebbe über den IS. Jakob sprach mit ihm über die Terrororganisation und fragte ihn, wie sie es schafft, junge Leute anzusprechen. Sehr spannend! 

+++

15:58 Uhr:
Gerade in meine Timeline gespült: ein krasser, beängstigender, atemloser Kurzfilm, der gezeichnet, aber sehr nah zeigt, wie Krieg aussieht.

http://vimeo.com/117249231#at=33

+++

15:17 Uhr:
Echt keine Cumberbatch-Fans hier?

Na gut. Dann versuche ich es mit Politik, genauer dem IS: Da gibt es endlich mal gute Nachrichten zu vermelden, nämlich eine Niederlage für die Terrororganisation, den Verlust der umkämpften Stadt Kobanê

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14:42 Uhr:
Hat eigentlich schon wer "The Imitation Game" gesehen? Weil jemand die SZ-Besprechung auf meinem Schreibtisch hat liegen lassen und Benedict Cumberbatch mir quasi beim Arbeiten zusieht.

Ich bin ja noch immer ziemlich traurig wegen dieses Tweets:




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14:26 Uhr:
Jetzt scheint doch nocht die Sonne hier. Welch wunderbare Überleitung zu diesem Foto, das ich schon am Wochenende gesehen habe und mir dachte, das muss ich heut zeigen:

[plugin imagelink link="https://pbs.twimg.com/media/B7u53amIEAEAhZj.jpg:large" imagesrc="https://pbs.twimg.com/media/B7u53amIEAEAhZj.jpg:large"] (Quelle)


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13:59 Uhr:
Wir teilen uns Simon gerade ja mit SZ.de. Drum bin ich heut auch hier. Für die Kollegen schreibt er heute über den erschreckenden Erfolg von Pegida auf Facebook. Und auch, dass der Peak der Bewegung schon erreicht ist. Puh!

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13:30 Uhr:
Ziemlich krass: Bei den Kollegen von Zeit Campus erzählt ein Therapeut, wie er per Schreibtherapie Syrer betreut, die vom IS eingesperrt und gefoltert wurden. 

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12:40 Uhr:
Hihi, ich hab vorher schon gedacht, als ich die Nachricht zur Miss-Universe-Wahl gelesen habe, gedacht, wie fies es ist, dass der Rest des Universums dabei nie beachtet wird. Die Kollegen vom SZ Magazin haben dazu diese schöne Grafik gefunden, die genau diesen Gedanken auf den Punkt bringt:

[plugin imagelink link="https://fbcdn-sphotos-b-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xfp1/v/t1.0-9/10923255_10153040559668633_3386265760962233716_n.jpg?oh=394d2b85ec5e728c2662a0e5df86db40&oe=556B07DD&__gda__=1428577464_90ecbb70b231e4d67c755cc78d9ea86b" imagesrc="https://fbcdn-sphotos-b-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xfp1/v/t1.0-9/10923255_10153040559668633_3386265760962233716_n.jpg?oh=394d2b85ec5e728c2662a0e5df86db40&oe=556B07DD&__gda__=1428577464_90ecbb70b231e4d67c755cc78d9ea86b"] (Quelle, via)

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(Foto: dpa/Sebastian Willnow)

12:20 Uhr:
Entschuldigt, ich hab gerade sehr lange mit unserer IT telefoniert, die zum Glück für alles immer irgendwie eine Lösung findet. Aber egal jetzt. Ein neuer Text ist online, passend zu den Demos heute Abend. Eine Danksagung (!) an Pegida. Von Jan. Ihr glaubt nicht, dass es einen Grund gibt, sich bei denen zu bedanken? Gibt es doch!

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11:12 Uhr:
 Kollege Christopher von SZ.de hat mir eben den Link auf den Soundcloud-Account der Nasa  geschickt. Kannte ich nicht, freut mich darum umso mehr! Da hört man zum Beispiel so was:

http://soundcloud.com/nasa/sets/rocket-engine-sounds

Christopher schickte gleich noch eine musikalische Assoziation mit. Ich muss bei Raumfahrtfunksprüchen ja gleich an den Lieblingsastronauten denken:

http://www.youtube.com/watch?v=KaOC9danxNo

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10:50 Uhr:
Ich kann JosephineKilgannon nur zustimmen. Die Absurdität von Pegida bringt dieser Satz auf den Punkt:

[plugin imagelink link="http://pbs.twimg.com/media/B8RCGaAIMAARJ0Z.jpg:large" imagesrc="http://pbs.twimg.com/media/B8RCGaAIMAARJ0Z.jpg:large"]

Vielen Dank für den Link! Da fällt mir ein, Extra3 hab ich schon viel zu lang nicht mehr gesehen!

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09:57 Uhr:
Gleich beginnt unsere Konferenz, bis dahin könnt ihr schon mal einen der tollen Texte von unserer Seite in der SZ lesen und die tolle Illustration dazu bewundern: 

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/na/nadja-schlueter/text/regular/1033774.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/na/nadja-schlueter/text/regular/1033774.jpg"](Illustration: Daniela Rudolf)

Hier geht's lang!

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09:33 Uhr:
Kleines Nachrichten-Update:

* Das Linksbündnis Syriza hat die vorgezogene Parlamentswahl in Griechenland klar gewonnen, für die absolute Mehrheit hat es nicht gereicht.

* In Dresden ging Pegida schon gestern auf die Straße. Dort war der Widerstand erfreulicherweise stärker als erwartet. Aber da geht noch mehr!
Unter anderem in München (unter dem Motto "Wir blasen Bagida den Marsch") wird heute Abend gegen Pegida (in diesem Fall gegen Bagida) demonstriert. Die islamkritische Bewegung hat hier 800 Teilnehmer zu einer Kundgebung angemeldet.

* Und, NTV kündigt es mit einem ziemlich bedrohlichen "Fast ein Streifschuss" an: Heute gegen 17 Uhr rast ein Asteroid mit etwa einem halben Kilometer Durchmesser relativ knapp an der Erde vorbei (in rund 1,2 Millionen Kilometer Entfernung und mit einer Geschwindigkeit von mehr als 15 km/s(!) ). Leider kann man das Ganze wegen des Wetters nur an wenigen Stellen beobachten. Hier sieht es auch gerade viel zu bewölkt aus. Dabei hab ich doch auch schon "Lovejoy" verpasst.

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09:10 Uhr:
Habt ihr eigentlich schon in die wunderbare Wochenvorschau von der wunderbaren Doro geguckt? Allein deshalb:






Make this your next vacation and see #theswimmingpigs🐽 #exumawatersports🐠


Ein von Exuma Water Sports (@theswimmingpigs) gepostetes Foto am Dez 11, 2014 at 1:03 PST





... solltet ihr das tun (der Instagram-Account "The Swimming Pigs" ist unfassbar toll!). Ansonsten natürlich auch!

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08:36 Uhr
: Guten Morgen, liebes jetzt.de! Probleme mit dem Computer lassen mich heute leider ein wenig später als sonst beginnen. Aber es ist ja auch Montag. Und der begann für mich obendrein mit dieser SMS:

Lieber Kunde, Ihr monatliches Surfvolumen ist erreicht. Sie surfen jetzt langsamer.

Nicht gut! Also erzählt lieber ihr. Wie war euer Wochenende?

[plugin imagelink link="http://media3.giphy.com/media/5t3bvLwPCHXRm/200.gif" imagesrc="http://media3.giphy.com/media/5t3bvLwPCHXRm/200.gif"]


Balanceakt in drei Ländern

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Diplomat ist Diplomat, das kann man an diesem Mittag bei Salaheddine Mezouar sehr schön studieren. Marokkos Außenminister steht in einem feinen Hotel Marrakeschs vor dem Mikro und klingt mit seinem charmanten Französisch unendlich freundlich, als er seine ganz klare Botschaft loswird. Er begrüßt den „großen Minister“ aus Deutschland, er beschwört die wunderbare Freundschaft zwischen beiden Ländern. Dann sagt er, die guten Beziehungen entsprächen der derzeitigen Weltlage. Es sei eine Beziehung des Respekts, denn Respekt sei unverzichtbar in schweren Zeiten. Und weil das so ist, sei er gegen jede Art von Stigmatisierung. Gegen Vorurteile. Man müsse jetzt aufpassen, dass der Islam keine stigmatisierte Religion werde. „Terrorismus kann das nicht rechtfertigen“, sagt Mezouar. Er sagt es zweimal, dreimal und lächelt. Trotzdem lädt er mit diesem Auftritt nicht zum Kaffee, sondern warnt vor einem Konflikt der Religionen.



Außenminister Frank-Walter Steinmeier beim Treffen mit Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika. Auf der Nordafrika-Reise des deutschen Ministers wurde immer wieder die Frage aufgeworfen, ob zwischen Europa und der islamischen Welt ein Konflikt droht.

Wenige Stunden sind da seit der Landung Frank-Walter Steinmeiers in Marokko vergangen – und schon weiß der deutsche Außenminister, was ihn auf diesem Trip erwartet. In vier Tagen, bis zum Sonntag, besuchte er drei Länder Nordafrikas. Ursprünglich war das geplant, um jene Beziehungen zu pflegen, die immer wieder von Anderem, Wichtigerem verdrängt wurde. Doch jetzt, in den Wochen nach den Anschlägen von Paris, geht es erst mal um die Frage, wie es nun steht um das Verhältnis zwischen Europa und den Muslimen. Steinmeier trifft auf dieser Reise Minister, Abgeordnete, Künstler, auch Blogger – und bei allen erlebt er, wie groß die Sorge ist, dass die Anschläge den Islam als Ganzes auf Dauer in Misskredit bringen. „Drei Mörder und Millionen Muslime, die im Mist stecken“, so fasst es zwischendurch ein marokkanischer Gastgeber zusammen. „Was in Paris passiert ist, hat mit unserem Islam doch gar nichts zu tun.“

So ähnlich spricht das wenig später offenbar auch Marokkos König aus – obwohl man im Allgemeinen wenig erfährt aus Treffen mit Mohammed VI.. Begegnungen mit ihm finden stets im kleinsten Kreis statt; Journalisten und Kameraleute sind ohnehin ausgeschlossen. Selbst dass Steinmeier ihn trifft, ist außergewöhnlich. Er ist seit Jahrzehnten der erste deutsche Minister, der mit einem marokkanischen König ein paar Worte wechselt. Umso interessanter ist es, als dann doch durchdringt, wie aufmerksam der Monarch die Debatten in Europa wahrnimmt. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel zuletzt mit islamischen Verbänden einer Mahnwache beiwohnte, hat er als große Geste empfunden.

Deutlich wird in den vier Tagen freilich auch, wie sehr hier alle bemüht sind, mit Blick auf die Karikaturen von Charlie Hebdo bloß keinen Fehler zu machen. Nichts Falsches von sich zu geben, erst recht keine Morde zu legitimieren und doch zu sagen, dass man sich verletzt fühlt. Steinmeier und die mitreisenden Bundestagabgeordneten erleben das bei Ministern, Unternehmern, Abgeordneten und Künstlern. Aber auch Stadtführer, Museumsmitarbeiter, Hotelchefs versuchen sich in diesem Balanceakt. „Ich finde Terror furchtbar, aber man muss unseren Propheten nicht lächerlich machen“, klagt ein tunesischer Diplomat am Rande der Visite. Er möchte seinen Namen nicht nennen, aber doch eine Frage loswerden: „Ist es wirklich unmöglich, mehr Respekt walten zu lassen?“

Der Terror von Paris hat in Europa Angst vor mehr Terror ausgelöst – aber in Nordafrika vor allem die Frage aufgeworfen, ob zwischen Europa und der islamischen Welt ein Konflikt droht. Dabei spielt auch Pegida eine Rolle. Selbst Tausende Kilometer entfernt sind die antiislamischen Demonstrationen längst angekommen. Wie Steinmeier in einer ruhigen Minute erzählt, gipfelte diese Sorge in einem seiner Gespräche gar in der Frage: „Kommt da ein neuer Rassismus? Ein neuer Faschismus?“ Als der Minister in Tunis vor Hunderten Studenten für mehr Toleranz wirbt und vor Feindbildern warnt, melden sich anschließend gleich mehrere junge Tunesier, die vor allem diese Botschaft loswerden wollen: „Wir sind freundliche Menschen, wir sind berühmt für unsere Gastfreundschaft. Der Terrorismus gehört nicht zu uns, nicht zu unserem Islam.“

Dabei, und das gehört natürlich auch zu diesem Drei-Länder-Trip durch Marokko, Tunesien und Algerien, sind die Gefahren auch hier sehr real. Marokko verzeichnet immerhin gut 1200 Dschihadisten, die im Namen ihres radikalen Islamismus in den Krieg in Syrien gezogen sind. Und Tunesien hält sogar den traurigen Rekord: Aus keinem Land haben sich mehr dorthin aufgemacht, Schätzungen liegen bei 2500. Außerdem, das berichtet Tunesiens Außenminister, habe sein Land 9000 weitere an der Ausreise gehindert. Auf dieser Reise geht es deshalb denn nicht nur um Ängste und Gefühle, sondern auch um konkrete Absprachen. Mehr Austausch von Informationen, mehr Unterstützung bei der Sicherung der Grenzen. „Wir werden da enger zusammenarbeiten“, heißt es bei Steinmeier. Dass das auch eine engere Zusammenarbeit der Geheimdienste bedeuten dürfte, wird nicht offiziell bestätigt, aber auch nicht dementiert.

Bei den tunesischen Studenten kann Steinmeier erleben, dass dies auch neue Ängste weckt. Vierzig Minuten lang spricht er von falschen Feindbildern und gefährlichen Vereinfachungen. Er wirbt für mehr Verständigung und bezeichnet den Terrorismus als „gemeinsamen Feind“ aller. Und was sagt danach der erste Redner, ein Uni-Absolvent, der auf ihn antwortet? „Wir haben Angst, dass der Terrorismus wieder von diktatorischen Regimes gegen uns genutzt wird.“ Gegen die Freiheit und gegen kritische Studenten, im Zweifel gegen eine Gesellschaft.

Schäferhunde am Times Square

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Noch vor ganz kurzer Zeit waren die durchgefallenen Pilotfolgen – jene Testepisoden einer möglichen Fernsehserie also, die schließlich doch nicht gesendet werden – so etwas wie die Riesenkalmare der Fernsehbranche: Man weiß, dass es sie gibt, aber kaum jemand hat schon mal einen gesehen. „Die Korrekturen“ sind so ein Fall. Der Pay-Sender HBO hatte einen Pilotfilm für eine Serienadaption des Romans von Jonathan Franzen drehen lassen. Das Drehbuch schrieb Franzen selbst, zusammen mit der Independentfilm-Ikone Noah Baumbach. In den Hauptrollen: Ewan McGregor, Chris Cooper und Greta Gerwig. Aber das Projekt wurde beerdigt. Es heißt, dem Sender hätten zwar die Schauspieler, nicht aber die Umsetzung der anspruchsvollen Erzählstruktur gefallen. Bis auf die Entscheider bei HBO hat kaum jemand die Folge gesehen, sie verschwand in den Archiven.



In der vergangenen Woche sind neue Serienpiloten von Amazon Instant Video erschienen. "Prime"-Kunden können die sieben neuen Serien nun kostenlos testen.

Bei Amazon Instant Video geht man seit 2013 anders ans Pilot-Prinzip heran: So viele Leute wie möglich sollen die Testfolgen anschauen, um mitzuentscheiden, welche Geschichten dann tatsächlich in Serie gehen und um das Publikum möglichst frühzeitig für künftige Serien zu begeistern. Bei einer dieser Pilotfolgen hat das bereits gut funktioniert: Die erste Episode von „Transparent“ über einen transsexuellen Familienvater ging am 6.Februar 2014 online. Im März wurde eine ganze Staffel in Auftrag gegeben, die im September zu sehen war – bei den Golden Globes Mitte Januar bekam die Show den Preis als beste Comedy-Serie.

Vergangene Woche sind jetzt die neuen Serienpiloten erschienen und für jeden, der einen Amazon-Account hat – also unabhängig von einer Mitgliedschaft beim Bezahlangebot „Prime“ – kostenlos abrufbar: sieben Dramen, Komödien und Dokumentationen für Erwachsene, dazu einiges für Kinder.

Mit Abstand das spannendste Projekt in diesem Angebot ist ausgerechnet ein Gruß aus der ganz alten Medienwelt. Das Magazin New Yorker ist für tiefgründigen Journalismus, Kurzgeschichten und hintersinnige Cartoons bekannt – und hat es mit „The New Yorker Presents“geschafft, all diese Elemente so werkgetreu in ein Fernsehformat umzusetzen, dass man sich mit dem Laptop auf dem Schoß tatsächlich so fühlt wie mit dem gedruckten Heft in der Hand. Es gibt sogar ein Inhaltsverzeichnis. Darin: ein Kurzfilm, in dem Alan Cumming den lieben Gott spielt; ein Gespräch mit der Performancekünstlerin Marina Abramović; ein Dokumentarfilm über den US-Biologen Tyrone Hayes, der auf einem im New Yorker veröffentlichten Porträt beruht; ein Gedicht, von Schauspieler Andrew Garfield vorgetragen; und natürlich Cartoons.

Bei den fiktionalen Formaten sticht keines deutlich hervor. Noch, muss man sagen, denn nicht selten laufen Serien sich erst nach ein paar Folgen richtig warm – und bei Amazon gibt es bislang ja immer nur eine. „The Man in the High Castle“ aber macht neugierig. Die Serie spielt 1962 und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philip K. Dick, der auch die Vorlage für „Blade Runner“ lieferte. Die Prämisse: Was wäre, wenn die Nazis den Krieg gewonnen hätten? Die USA sind in dieser Dystopie in das „Greater Nazi Reich“ im Osten und die „Japanese Pacific States“ im Westen geteilt. Die New Yorker Subway heißt U-Bahn, Hitler hat Parkinson, und am Times Square patrouillieren amerikanische Nazis mit deutschen Schäferhunden.

Ebenfalls vor historischer Kulisse, nämlich der des amerikanischen Bürgerkrieges, spielt „Point of Honor“. Das Familiendrama beginnt wie eine Südstaaten-Variante von „Downton Abbey“, inklusive Landsitz, Bediensteten und Frauen in umständlichen Kleidern. Aber dann entschließt sich der älteste Sohn, allen Sklaven die Freiheit zurückzugeben, und es brechen alle möglichen Konflikte auf.

Dass bei Amazons Versuchsanordnung nicht nur herausragendes Fernsehen zu sehen ist, leuchtet ein. In der Comedy-Serie „Down Dog“ zum Beispiel, benannt nach der Yoga-Übung „Nach unten schauender Hund“, muss sich ein bisher auf seinem angenehmen Äußeren durchs Leben surfender Yogalehrer plötzlich zum Businessmann mausern – was weder neu noch besonders lustig ist. Aber wenn am Ende dieser Pilotenstaffel nur eine Serie in Serie gehen darf – nämlich „The New Yorker Presents“ – hat sich das Experiment schon gelohnt.

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