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In der Superkamera

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Technisch gesehen könnte heute wahrscheinlich jeder Mensch sein Leben in voller Länge als Film festhalten und ins Netz stellen. Wer das anschauen soll, ist eine andere Frage und gehört zu den verwirrenden Dingen, die mit Handykamera und Internet aufgetaucht sind. Die fürchterliche Unordnung im Netz hört nicht auf. Oder die Unsicherheit, was auf den Bildern in Wirklichkeit zu sehen ist. Oder die vielen Katzen. Auf der anderen Seite ist das Web heute etwas, das früher in SciFi-Fantasien vorkam: Eine Superkamera, die weltweit alles sieht.



Mittlerweile kann man fast sein ganzes Leben als Video festhalten. Jetzt gibt es online einen Ort für dieses Material.

Der Hamburger Dokumentarfilmer und Produzent Stephan Lamby ist jemand, der sich in seinen Arbeiten typischerweise der Aufregung entzieht, die das Netz gerne erzeugt. Zu seinen Vorlieben zählen das lange Gespräch, die Decodierung von Macht mit dem Mittel des Porträts, Wirtschaftsanalyse. Bemerkenswerterweise hat Lamby in dieser Woche ein Projekt gestartet, das die Mittel des Web für den Dokumentarfilm in voller Konsequenz ausreizt. Die Online-Plattform Dbate.de zeigt Filme, die aus Videoblogs und Skype-Interviews entstanden sind. Der Impuls kam bei dem Film My Tsunami, den Lambys Firma Ecomedia 2011 kurz nach dem Seebeben in Japan herstellte: Augenzeugen berichteten via Web und zeigten Handyfilme. Lamby spricht von einem „Tauschgeschäft“: Videoblogger überlassen ihr Material, das Dbate professionell bearbeitet, und können die Filme gelegentlich selbst weiter nutzen. Finanziell profitieren sie nur in Ausnahmefällen – etwa beim Weiterverkauf an Sender.

So erhält man zum Beispiel, gefilmt von den Studentinnen Angelina Sambur und Ilona Leto, Videos aus der ostukrainischen Stadt Donezk, die immer noch beschossen wird. Oder man schaut deutschen Männern bei dem zu, was sie in Brasilien während der Fußball-WM treiben. Glückliche Männer sind immer erbaulich, relevant ist aber vor allem das kommunikative Prinzip von Dbate. Die Plattform setzt grundlegende Veränderungen im Dokugeschäft um, die mit der Digitalisierung möglich werden. Am eminentesten ist noch nicht einmal, dass sich die Rolle des Filmemachers verschiebt – in Richtung eines Prüfers, Verwalters und Monteurs von fremdem Material, das über soziale Netzwerke aufgespürt wird. Nein, das entscheidende Experimentierfeld betrifft die Frage, wie sehr der Dokumentarfilm noch auf die Ausstrahlung über einen Rundfunksender angewiesen sind. Wenn man die globale Filmwirtschaft ansieht, ist die Antwort einfach: Online ist längst eine Verbreitungsform mit eigenen Vermarktungswegen wie Netflix oder Watchever.

Bei Lamby soll daraus ein Geschäftsmodell für Bewegtbildjournalismus werden, das seiner Firma auf Dauer neue Erlöse bringt: Durch Weitervermarktung an TV-Sender – vereinbart sind für 2015 Videotagebücher beim WDR, darunter Beiträge krebskranker Menschen, die ihre eigene Therapie filmen – und durch Werbeeinnahmen. Dafür muss Publikum her, Community, Quote. So gibt es bei Dbate auch die webaffinen Formen Unterhaltung und Kontroverse – etwa mit einem Interview der YouTube-Kanalarbeiterin Joyce Ilg oder einem Streitgespräch zwischen dem Kriegsfotografen Christoph Bangert und Cicero-Ressortchef Alexander Kissler über die Frage, ob man Terrorvideos zeigen soll oder nicht.

Die eigene Ethik umreißt Dbate mit dem Slogan „No Pets! No Porn!“. Trotzdem extrem niedlich: FDP-Präsidiumsmitglied Wolfgang Kubicki und Interviewer Lamby witzeln, wer von beiden tiefer gesunken ist, dass sie jetzt über Skype miteinander reden.

Dortmund verstehen

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Nein, man muss nicht ständig husten, wenn man durch die Stadt geht. Und das weiße T-Shirt ist anschließend auch nicht grau. In Dortmund ist keine einzige Zeche mehr in Betrieb.

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Die beste Zeit, um im Freibad Volkspark schwimmen zu gehen, ist exakt 9.15 Uhr - zu spät für die arbeitende Bevölkerung und zu früh für Jugendliche in den Schulferien.

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Der letzte Satz stammt von Slampoet und Schriftsteller Patrick Salmen. Der wohnt in Dortmund, und wie er dort seinen Sonntag verbringt, ist höchst lesens- und sehenswert.

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Der Dortmunder malocht (= arbeitet), pöhlt (= spielt Fußball), kriegt die Pimpanellen (= die Krise), besucht Omma, geht in die Kiiirche oder auf die Kiiirmes, hasst die ollen Bayern, geht auffe Süd (= die Südtribüne), inne Kneipe oder ma wacka nache Bude (=zum Kiosk), macht kein großes Brimborium (= Aufhebens), findet Kloppo herbe (= mega/geil) und erzählt gerne mal Kappes (= Schwachsinn).

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Das bayerische "Gell?" heißt hier "Woll?" oder "Wonnich?". Und ein typischer Dortmunder Relativsatz geht so: "Dortmunderisch is die schönste Sprache, wo gibt." (Für alle Lernwilligen gibt es die Fan-Seite "Dortmunderisch" auf Facebook).

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Der Hauptbahnhof ist potthässlich. Ja, auch das ist ein Dortmunder Wort. Alles mit Pott passt immer irgendwie.

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Der Alte Markt ist der Platz im Herzen der Innenstadt.

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Wer dort aus dem Brunnen in der Mitte trinkt, ist selber schuld. Der hat bei Meister- und Pokalfeiern schon so ziemlich alles erlebt.

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"Hinter Hornbach" war lange ein geflügelter Ausdruck für den Straßenstrich. Der Witz "Ich habe dich letztens hinter Hornbach gesehen" stimmt aber mittlerweile nicht mehr: Abgesehen von der Linienstraße ist das gesamte Stadtgebiet Sperrbezirk.

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Was außerhalb Dortmunds der Wetter-Smalltalk ist, ist hier der BVB-Smalltalk.

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Deswegen: Unbedingt wissen, was die Abkürzung BVB bedeutet (Ballspielverein Borussia) und dass der Borsigplatz der Gründungsort des BVB ist. Dort beginnen auch die Meisterfeiern (Okay, in diesem Jahr vielleicht nicht).

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Und: Westfalenstadion sagen und nicht Signal-Iduna-Park!

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Mario Götze ist nach wie vor der Stadtfeind Nr. 1. WM-Siegtor hin oder her.

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Wenn jemand von Herne-West spricht, meint er Schalke.

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Über die Brückstraße hört man nicht nur Gutes. Trotzdem dort unbedingt ausprobieren: den Ägypter, Kartoffel-Lord und Mare Baguettes! Außerdem ist in der Brückstraße das Hirsch Q, eine linke Kneipe: günstig, gemütlich, gelegentlich leider auch Ziel von Nazi-Überfällen.

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Apropos: Nein, Dortmund ist keine Nazi-Stadt. Zwar sitzt mit Siggi Borchardt ("SS Siggi") ein vorbestrafter Rechtsradikaler der Partei Die Rechte im Stadtparlament. Aber das geschah nicht ohne Protest, und es gibt in Dortmund immer wieder Blockaden gegen Naziaufmärsche oder Transparentaktionen im Stadion.


Dieser Text erscheint im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier. Eine interaktive Dortmund-Karte für Studenten findest du hier. 

Neue Serie: Wenn München ein ... wäre

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Zum Auftakt sind wir dafür in den Herkulessaal gegangen. Mariss Jansons hat dort am Mittwoch mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geprobt: „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgsky. Und „Don Juan“ und die „Rosenkavalier“-Suite von Richard Strauss. Rund 1000 Studenten waren auf Einladung der Süddeutschen Zeitung dort. Und wir haben Besucher und Musiker gefragt: 

Wenn München ein klassisches Instrument wäre, dann . . .


. . . eine Tuba. Die ist traditionell, konservativ und unbeweglich – aber auch laut und lustig. (Carsten Duffin, 27, Solo-Hornist)
 
. . . ’ne Bratsche. Die ist ein bisschen entspannt, schlecht in der Ansprache und nicht ganz so flexibel. (Teja Andresen, 48, Kontrabass)




Dirigent Marris Jansons bei der Probe im Münchner Herkulessaal. Die Süddeutsche Zeitung hatte mehr als 1000 Studenten dazu eingeladen.
 
. . . eine Pauke, weil es gern den großen Macker raushängen lässt – und man gut draufhauen kann. (Daniel, 24, Managementstudent)
 
. . . eine Posaune, weil München sich vor dem Rest Deutschlands gern aufplustert. (Andreas, 24, BWL-Student)
 
. . . ein großes Symphonieorchester mit all seinen vielfältigen Möglichkeiten. Um gut miteinander zu konzertieren und beste Resultate zu erzielen, muss man üben, üben, üben. (Mariss Jansons, 71, Dirigent)
 
. . . eine Hammond-Orgel und kein klassisches Instrument, weil es legendär ist und richtig swingen kann, aber leider etwas out of date ist. (Nikolaus Pont, 43, Manager des Orchesters)
 
. . . ein Horn natürlich: bayerisch und majestätisch! (Christina, 23, studiert Politik)
 
. . . eine Geige, weil München genauso sauber und elegant ist und ich eigentlich nur wegen meiner Freundin hier bin und gar nicht so viel Ahnung von Musik habe. (Chris, 23, BWL-Student)
 
. . . eine Celesta, der großen Leichtigkeit wegen. (Hanno Simons, 46, Cello)
 
. . . eine Geige, wegen der Führungsrolle im Orchester. Und weil München auch eher dezent und nicht so knallig ist. (Philip, 24, Physikstudent)
 
. . . eine Harfe: riesiger Tonumfang, sehr flexibel und vielseitig. (Michael, 18, Medizinstudent)
   
. . . eine Goldflöte – ein bisschen oberflächlich, arrogant und spießig. Aber ich lebe trotzdem gerne hier. (Andrea Karpinski, 52, erste Geige)
 
. . . eine Oboe. Für mich sind Oboen ein Symbol für schöne Landschaften. (Chao, 22, studiert Geowissenschaften)
 
. . . ein Klavier, weil es so vielseitig ist und ein ganzes Orchester ersetzen kann. (Oliver, 19, Musikstudent)
 
. . . ein Cembalo. Das trägt viel aus der Vergangenheit mit sich und hat einen ziemlichen Fokus auf Traditionen. (Alex, 24, Musikstudent)
 
. . . eine Bratsche: langsam und ein bisschen fad. (Herbert Zimmermann, 35, Trompete)

Protokolle: nadine-wolter und gregor-rudat

Auf der nächsten Seite: Wenn München eine Filmszene wäre, dann . . .
[seitenumbruch]Und weil am 16. November das 34. Internationale Festival der Filmhochschulen beginnt, starten wir die neue Serie gleich mit einer Doppelfolge. Junge Regisseure aus der ganzen Welt zeigen eine Woche lang im Filmmuseum und an der HFF ihre neuesten Kurzfilme. Eigentlich logisch, dass man die mal fragt:
 

Wenn München eine Filmszene wäre, dann . . .


. . . die Szene aus „2001: A Space Odyssey“, zu der „An der schönen blauen Donau“ läuft: modern, ätherisch und wunderschön. (Alex Forbes, Großbritannien, zeigt seinen Film „Sunday Dinner with the Morgans“ am 20./21. Nov.)
 
. . . wäre es King-Kong, wie er auf das Bahnhofsdach klettert. Ich sage das, weil ich München noch nicht kenne, aber hoffe, dass es ein aufregender Ort ist, an den sogar King-Kong kommen würde. (Adam Breier, 31, Ungarn, zeigt seinen Film „Tides“ am 17./18. Nov.)




 
. . . wäre es ein Konflikt zwischen einer Punkerin mit Palischal und einem wohlbeleibten Geschäftsmann, dessen typische Filzweste nicht der einzige Filz ist, der ihn wärmt. (Luca Popadic, 34, aus der Schweiz, studiert in Serbien, zeigt seinen Film „Red Snow“ am 19. und 21. Nov.)
 
. . . die Bowling-Szene mit Jesus Quintana aus „The Big Lebowski“. Because „nobody ****s with the Munich“. Ha ha. (Juho Fossi, 30, aus Finnland, sein Film „1,048“ läuft am 19. und 21. Nov.)
 
. . . dann müsste die ein Gedicht von Xi Murong zeigen. In einem ihrer Gedichte entwirft sie das Selbstporträt eines Mädchens, das von seinen Schwestern abgelehnt wird, weil es angeblich hässlich ist. An Weihnachten besucht sie – gemeinsam mit ihrem festen Freund – ihren Vater, der in München lebt. Und plötzlich wird ihr ganz warm und sie weiß: Vor der Heirat muss sie keine Angst haben, denn es kommt allein auf die Liebe an. Von dieser Erkenntnis müsste die Filmszene handeln. (Zeng Zeng, 27, China, zeigt ihren Film „Summer Secret“ am 19. und 21. Nov.)
 
. . . wäre es zu besoffen, um das Ende noch zu sehen. (Zvi Landsman, 31, Israel, zeigt seinen Film „After All“ am 17./18. Nov.)
 
. . . dann Faye Wong, die „California Dreaming“ singt, während sie in der Bar aus Wong Kar Wais „Chungking Express“ kocht. (Pedro Collantes, geboren in Spanien, studiert in den Niederlanden, sein Film „Serori“ läuft am 18. und 20. Nov.)
 
. . . zumindest für mich eindeutig die Szene aus „City of God“, in der der Protagonist das Huhn jagt. Wenn man die das erste Mal sieht, erwartet man nicht, was dann passiert. Und da das mein erster Besuch in München ist, bereite ich mich auf jeden Fall schon mal auf Überraschungen vor. (Guy Lubin, 26, aus Israel, studiert in Großbritannien, zeigt seinen Film „Bistro Caprice“ am 20/21. Nov.)
 
. . . wäre es eine besondere und clevere Szene, die man auf dem Boden im Schneideraum vergessen hat. Wie bei „. . . mit deiner Mutter auch!“ von Alfonso Cuarón. In einem kleinen Restaurant sitzen die drei Helden des Films um einen Tisch und reden über nichts Besonderes, als die Kamera – unerwartet – langsam in die Küche fährt, wo eine alte Frau ganz für sich tanzt. Dieser kleine Moment erinnert mich daran, dass es mehr Menschen gibt als die, die ich auf der Leinwand sehe. (Yair Agmon, 27, Israel, zeigt seinen Film „The Arrest“ am 17./18. Nov.)

Protokolle: nicola-staender

Wir Widerlinge

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Ich ärgere mich nicht oft, aber heute Morgen tat ich es. Als ich dieses Video in meiner Timeline anklickte. Ich dachte: Jetzt, liebe Leute, reicht's. Jetzt kommt der Text, der sagt: Fickt euch. Der schreit: So sind wir nicht! Aber dann habe ich nochmal Luft geholt.

In dem Video torkelt eine junge Frau im kurzen Sommerkleid am hellichten Tag die Straße runter. In der Hand eine dieser braunen Papiertüten, mit denen Amerikaner ihre Alkoholflaschen verpacken, wenn sie in der Öffentlichkeit trinken wollen. Die Frau spricht fünf Männer an. Sie fragt lallend nach dem Bus und schwankt den Männern in die Arme. Und die Männer? Nehmen ihren Arm und sagen: "Whow, mal langsam." Einer sagt: "Komm mit, ich zeig dir, wo der Bus fährt." Vier sagen: "Komm doch lieber mit zu mir." Einer von ihnen sagt sogar: "Ich hab daheim ein Wasserbett."  

Mein erster Gedanke: Verdammt, ist das unfair!

Es ist mit versteckter Kamera gefilmt, genau wie dieses andere Filmchen, das letzte Woche jeder Mensch im Internet mindestens einmal angeklickt hat: "10 Hours of Walking in NYC as a Woman". Da läuft eine junge Frau schweigend herum und wird alle paar Sekunden von Männern angesprochen. Es folgten ähnliche Versuche in Auckland (wo die Frau kein einziges Mal belästigt wurde) und Berlin (ebenfalls null Belästigungen).

 

Männer sind Schweine. Nicht alle, aber das ist egal. 


Und jetzt also die Frau, die tut, als sei sie besoffen. Sie lacht, sie hält sich an den Männern fest, sie ist halt so, wie Menschen werden, wenn sie betrunken sind: zu lustig, zu laut, zu nah. Und die fünf Männer benehmen sich, wie manche werden, wenn sie notgeil sind: Sie grinsen lüstern. Sie bieten der Frau an, sie mit nach Hause zu nehmen.  

Die Message ist klar: Männer sind jederzeit bereit, eine orientierungslos wirkende Frau zu sich nach Hause zu schleppen. Sogar wenn es ein sonniger Nachmittag ist und sie eigentlich nur ums Eck Fahrradreifen kaufen wollten.  

Ich ärgerte mich also, und es ist jetzt ein bisschen schwer, das zu erklären, aber: Ich kam mir als Mann ungerecht behandelt vor. Alle Videos, die da in letzter Zeit kursieren, wurden auf einen Zweck hin produziert und geschnitten. Und dieser Zweck ist nicht, zu zeigen, was genau mit einem passiert, wenn man zehn Stunden durch New York läuft oder besoffen in der Öffentlichkeit ist. (Nämlich: Man sieht sehr viel von New York bzw. wird bald von Polizisten aufgegriffen.) Sondern zu zeigen, dass alle Männer potentiell Raubtiere sind. Dass man sich das Leben als Frau wie einen Spießrutenlauf zwischen sexhungrigen Hyänen vorzustellen hat.  

Hey!, dachte ich, jetzt mal langsam. Dass es Typen auf der Welt gibt, die vor wenig bis gar nichts zurückschrecken, um Sex zu bekommen, wussten wir doch. Oder? Wissen wir nicht, dass Mädchen wegen ein paar Pennern nun mal im Club keine Getränke auf der Bar abstellen sollten und nachts lieber ein Taxi nehmen? Alles schlimm und alles kacke, aber: Waren wir nicht schon mal weiter, als diese blöden Randerscheinungen unserer Geschlechterunterschiede mit versteckter Kamera rauszukitzeln? Müssen wir ernsthaft zehn Stunden Spaziergang auf die anstrengendsten 116 Sekunden zusammenschnurzeln, damit wir das checken?

Und warum diese freiwillige Opferrolle, die die Frauen da gewählt hatten? Warum nicht zeigen, wie man klug gegen solche Deppen vorgeht? Mit gutem Menschenverstand kommt’s doch nicht darauf an, ob ein Straßencasanova euch hinterherruft, weil ihr mit dem eh nicht redet, sondern darauf, dass ihr euch gute, nette Freunde sucht! Läuft als nächstes eine Frau im Bikini über eine Baumaschinenmesse und filmt, wie viele Männer sich nach ihr umdrehen? Really?!

Ich war in meinem Ärger schon gut angewärmt, dann redete ich mit ein paar Frauen. Und die sagten: Klar pfeifst du keiner Frau hinterher. Und klar beschwert sich nicht jede Freundin bei dir, wenn mal wieder jemand im Vorbeigehen einen anzüglichen Witz gemacht hat. Aber nur weil sich die meisten Frauen daran gewöhnt haben, ist die Sache noch lange nicht okay.

Wenn Mädchen auf der Straße vorsorglich Kopfhörer tragen, um nicht angequatscht zu werden, werden sie gezwungen, zu kapitulieren. Oder aber, sich zu wehren. Der Frau im New-York-Video haben ja viele vorgeworfen: Hätte sie halt mal reagiert, statt schweigend weiterzulaufen. Aber auch das wäre eine Kapitulation gewesen, vor einer subtilen männlichen Dominanz. Die sich zum Beispiel auch in einem Kompliment äußert: Wenn ein Mann "Tolle Haare!" ruft, ist das eine Bewertung, die eine Reaktion verlangt. Und wer reagiert, macht das Spiel mit. Kein Mann muss auf der Straße ständig reagieren, um nicht angefeindet zu werden.  

Nichts ist also gut, nur weil wir alle wissen, dass es so ist. Deshalb muss ich mich ärgern. Aber nicht über die Videos. Ach so, und dass ich am Anfang das Sommerkleid der angeblich Betrunkenen erwähnt habe, ist übrigens auch kacke. Im Englischen nennt man das "victim blaming".

Bist du ein Euphorie-Wiederkäuer?

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In den kommenden Wochen ist in den deutschen Kinos wieder Fußball-WM. Es läuft „Die Mannschaft“, eine Dokumentation über die WM-Reise der Weltmeister von 2014. Nach allem, was man vorab darüber lesen konnte, eines mit viel Pathos, Gefühlsduselei und Heldenverehrung. Der Zuschauer darf noch einmal jedes einzelne deutsche WM-Tor bejubeln, jede (mit Geigen unterlegte!) Neuer-Parade in Zeitlupe bestaunen und Per Mertesacker noch einmal bei seinem Eis-Eis-Tonne-Interview belächeln.



So sehen Sieger aus. Auch wenn man sie sich noch zig Mal anschaut.

In dem Film passiert nichts Neues: Es gibt keine wirklichen Einblicke in die Winkel des Mannschaftslebens, die wirklich interessant wären: als es kriselte, als diskutiert wurde, als Entscheidungen zu treffen waren.

Trotzdem – und trotz der Tatsache, dass jeder das Ende der Story schon kennt, kann man von hervorragenden Besucherzahlen ausgehen. Es geht den meisten weniger um Dramaturgie oder gar Informationen. Es geht ums Gefühl. Ums Weltmeistersein. Darum, die Freude und den Stolz zurückzuholen und noch einmal zu erleben. Noch einmal eintauchen in die bierselige Nacht der WM-Siegesfeier.

Es passiert selten, dass ein ganzes Land gleichzeitig diesem Mechanismus des Euphorie-Wiederkäuens zum Opfer fällt. Aber auf individueller Ebene tut das jeder. Warum sonst sehen Menschen sich Fotoalben vom letzten Urlaub an? Warum schauen sie gelegentlich in den Schuhkarton mit alten Liebesbriefen? Warum lesen sie Jahre später noch einmal den lobenden Zeitungsartikel, in dem ein Lokalredakteur die Band lobte, in der man mit 16 mal bei der Eröffnung der Sparkasse gespielt hat? Warum hören sie noch einmal das Lied, das jedes Mal auf Repeat lief, wenn sie vergangenen Sommer an den Baggersee gefahren sind?

Wie hältst du es mit dem Erinnern an schöne Zeiten? Wirfst du das Lasso aus und holst die großen Momente regelmäßig zurück, um dich ihrer noch mal zu erfreuen? Wenn ja, welche Momente sind das? Gehört der WM-Sieg dazu? Oder sagst du, Leute, kommt mir nicht mit Heldentaten von gestern, der Zukunft gehört die Zukunft?

Tod als Alltag

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Argentiniens Forensiker haben reichlich Erfahrung mit dem Grauen. Die Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur hat dort eine ganze Schule von Spezialisten entstehen lassen, die geübt sind, die Identität von Leichen und Folteropfern festzustellen, aus kleinsten Hinweisen Identitäten zu rekonstruieren und Knochenreste zusammenzusetzen. Ein Team von Argentiniern wurde deshalb zu Hilfe gerufen, um die Untersuchungen im derzeit größten Kriminalfall Amerikas zu leiten: dem der 43 verschwundenen Studenten von Iguala in Mexiko, die im September entführt wurden. Nachdem die mexikanische Justiz am Wochenende behauptet hatte, bei in einem Massengrab gefundenen Leichen handele es sich um die Studenten, stellten die argentinischen Gerichtsmediziner nun klar: Sie sind es doch nicht.



Gewaltsame Proteste in Mexiko-Stadt: Wo sind die vermissten Studenten?

Innenminister Miguel Ángel Osorio Chang beeilte sich zu versichern, die Regierung werde ihre Anstrengungen intensivieren, das Verbrechen aufzuklären. Die gefundenen Knochen sollen ans forensische Institut der Universität Innsbruck geschickt werden, die weltweit führend bei DNA-Analyse ist. Doch auf Versprechungen geben die Angehörigen nichts mehr. Elternsprecher Manuel Martínez beklagte nach einem Treffen mit dem Minister den „immer gleichen Diskurs“ und fügte hinzu: „Wir wollen die 43 Jugendlichen lebend.“ Doch die Hoffnungen sind gering. Zu brutal sind die Drogenbanden, zu alltäglich ist der Tod in einem von struktureller Kriminalität gezeichneten Bundesstaat wie Guerrero. Dass es sich bei den aufgefundenen Toten nicht um die Studenten, sondern um andere Opfer der Gangs handelt, zeigt eher, wie allgegenwärtig das Verbrechen dort ist.

Drei verhaftete Gangster hatten behauptet, sie hätten die 43 Studenten ermordet und auf einer Deponie verbrannt. Doch offenbar stimmt das nicht. Insgesamt gab es in dem Fall bislang 74 Festnahmen, darunter 36 Polizisten. Doch die Aufklärung geht kaum voran. Für die meisten Mexikaner ist eh klar: Der Staat ist schuld. Das ist derzeit auf Plakaten und in sozialen Netzwerken zu lesen und auf den fast täglichen Demonstrationen zu hören.

Mit „Staat“ meinen sie die Behörden. „Ya me cansé“, ich bin es müde, ist der Slogan der Protestbewegung. Er geht zurück auf eine Bemerkung, die dem zuständigen Staatsanwalt bei einer Pressekonferenz herausrutsche, als ihm die bohrenden Fragen lästig wurden. Sein Seufzer gilt seitdem als Inbegriff der Arroganz und der Unfähigkeit der Staatsorgane, von denen die meisten Mexikaner längst zu wissen glauben, dass sie mit dem organisierten Verbrechen verbandelt sind. „Ya me cansé“, das heißt für sie: Der Staat ist müde, er kann nicht mehr.

Im Bundesstaat Guerrero ist diese Verbandelung ziemlich offensichtlich. Unter dem Vorwurf, Drahtzieher der Entführung zu sein, sitzen der Bürgermeister der Stadt Iguala und seine Frau in Haft, weil sie dafür gesorgt haben sollen, dass den Drogengangs die Studenten ausgeliefert wurden, nachdem die Bürgermeistergattin sich von ihnen gestört gefühlt hatte. Das Erschreckende an der Tat ist in den Augen vieler Mexikaner, dass es sich nicht um eine Abrechnung zwischen Gangs handelte, die mutmaßlichen Opfer keine Leute sind, die sich mit Drogenhandel eingelassen haben. Die Studenten wollten am 26. September nur tun, was viele tun: Spenden sammeln und soziale Verbesserungen einfordern.

Dass die Gewalt so außer Kontrolle ist, hat paradoxerweise mit Fahndungserfolgen der Bundespolizei zu tun. Weil in letzter Zeit immer wieder Capos der Kartelle gefasst wurden, sind die Mörderbanden zunehmend führungslos. Sie verlegen sich auf Alltagskriminalität, wobei der Respekt vor einem Menschenleben gleich null ist.

Heftig ist die Gegenreaktion. In Mexiko-Stadt versuchten Vermummte, den Nationalpalast zu stürmen. Am Montag blockierten Demonstranten den Flughafen von Acapulco. Demonstranten steckten am Dienstag eine Zentrale der Regierungspartei PRI in Guerrero in Brand. Am Mittwoch griffen die Proteste auf den ebenfalls vom Drogenkrieg gemarterten Bundesstaat Michoacán über. Präsident Enrique Peña Nieto (PRI) hat zwar gelobt, alles zu tun, damit das Verbrechen aufgeklärt wird, doch er muss sich mit anderen Vorwürfen befassen: Er wohnt neuerdings in einer Luxusvilla, die einem Transportunternehmers gehören soll, der von öffentlichen Aufträgen profitiert.

Zu viel der Toleranz

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Am Anfang steht ein schlechter Witz. Nein, meint Franz Walter, der Göttinger Parteienforscher, es werde jetzt „keinen Promikopf geben, der gleich rollen wird“. Das sollte lustig sein und wohl auch ein wenig die Journalisten provozieren. Tatsächlich aber klingt es vor allem deplatziert. Zumal Walter nicht als Unterhalter eingeladen ist, sondern als Leiter eines Forschungsprojekts, das sich mit einem furchtbaren Thema beschäftigt hat: der Pädophilie und dem sexuellen Missbrauch von Kindern. Als vor anderthalb Jahren die Debatte über die Anfangszeit der Grünen wieder aufbrach, in der manche Pädophile zum Teil erfolgreich versucht hatten, die Straffreiheit von Sex mit Kindern ins grüne Programm zu schreiben, war Walter gebeten worden, diese Geschichte zu untersuchen. Die Grünen steckten mitten im Bundestagswahlkampf und fürchteten um Ruf und Wählerstimmen.



Der Gründungsparteitag der Grünen: Wie konnten sich pädophile Forderungen in einer Partei durchsetzen?

Ein Jahr später ist klar, dass die Affäre den Grünen massiv geschadet hat – und die neue Parteiführung jetzt alles versucht, um sich für die damaligen Fehler angemessen zu entschuldigen. Parteivorsitzende Simone Peter sagt bei der Vorstellung des Berichts, ihre Partei bedauere das alles zutiefst. Man hätte viel früher Konsequenzen ziehen müssen und habe viel zu spät Verantwortung übernommen. Klarer kann man kaum machen, was vor anderthalb Jahren auch der Spitzenkandidat Jürgen Trittin hätte sagen können.

Dabei fällt Walters Urteil gar nicht so hart aus, wie manche bei den Grünen befürchtet hatten. Dreizehn Monate lang hat Walter geforscht, „nicht unter einfachen Bedingungen“, wie er sagt. Anfang der 1980er-Jahre hatte die junge Partei noch kein zentrales Archiv. Viele Dokumente mussten sich die Wissenschaftler mühevoll über einzelne Aktivisten zusammensuchen; und auch wenn die Partei ihm für seine Recherchen uneingeschränkt Zugang zu allen Quellen gewährt hat, hält der Wissenschaftler seinen Bericht nicht für vollständig und abgeschlossen.

Zu einem Ergebnis kommt er dennoch – und weist den Grünen Verantwortung dafür zu, dass sich pädophile Forderungen Anfang der Achtzigerjahre in der Partei ausbreiten konnten. Allerdings sieht Walter die Beschlüsse zur möglichen Straffreiheit bei Sex mit Kindern, die mal auf kommunaler Ebene, mal auf Landes- oder Bundesebene getroffen wurden, nicht als Höhepunkt einer falsch verstandenen Toleranz gegenüber pädophilen Strömungen an, sondern als Schlusspunkt einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung.

Für den Göttinger Parteienforscher hat das eigentliche Problem lange vor der Gründung der Grünen begonnen. Deshalb geht es für ihn nicht nur um die Geschichte der Partei, sondern um die Geschichte des Linksliberalismus. Mit dem Begriff verbinde man so gut wie immer Positives: weg von den ,,restaurativen und reaktionären Strukturen‘‘ der Nachkriegsjahre, hin zu einer umfassenden gesellschaftlichen Liberalisierung. Basisdemokratie, Emanzipation, Minderheitenschutz und die Forderung nach sexueller Befreiung gehörten nach Walters Wertung immer dazu – und wurden schließlich auch zum Selbstverständnis der neuen Partei.

Genau da beginnt laut Walter das Problem. Denn bei den Grünen habe es Tendenzen gegeben, die Positionen von Minderheiten unkritisch zu übernehmen. Minderheiten galten grundsätzlich als etwas Gutes und Schützenswertes. „Dass man sich um Minderheiten kümmerte, war etwas politisch kulturell wertvolles“, so Walter. Man habe sie „ideologisch veredelt“. Das führte dazu, dass man bei Pädophilen und ihren ideologischen Anhängern, die vermeintlich nur für ihre sexuelle Befreiung kämpften, nicht so genau hinsah.
 
Wie sehr sich das erst in der Gesellschaft und danach bei den Grünen etablieren konnte, zeigt eine Bundestagsanhörung aus den 1970er-Jahren, auf die Walter verweist. Damals hätten dreißig Professoren aus der Erziehungs- wie der Rechtswissenschaft die These vertreten, Sex zwischen Erwachsenen und Minderjährigen führe bei den Betroffenen im Regelfall zu keinen weiteren Folgeschäden – obwohl es dazu in Wahrheit keine wissenschaftliche Untersuchung gegeben habe. Die Verantwortung der Grünen sieht Walter erst danach: „Eine Partei ist etwas ganz anderes als ein Teach-In der Siebzigerjahre.“ Eine Partei werde wegen ihrer besonderen Rolle bei der politischen Willensbildung grundgesetzlich geschützt und erhalte erhebliche Mengen an staatlicher Parteienfinanzierung. Deshalb, so Walters Resümee, trägt sie auch eine besondere Verantwortung dafür, wer sich in ihren Reihen engagiert und ihre Programme mit prägt. Die Grünen nahmen auf, „was sich 15 Jahre zuvor an unterschiedlichen Stellen zu den heterogensten Themen als soziale Bewegung formiert hatte“, heißt es im Bericht der Göttinger Forscher. Und Walter ergänzt, für die ersten Jahre, in denen diese Personen nicht gestoppt wurden, „tragen die Grünen eine erhebliche Verantwortung.“

Für die Partei ist das Thema noch nicht vom Tisch. Simone Peter entschuldigte sich im Namen der Grünen „bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs, die sich durch die Grünen-Debatten der Achtzigerjahre in ihrem Schmerz und ihrem Leid verhöhnt fühlen“. Sie versprach, dass die eingesetzte Arbeitsgruppe weiterarbeiten und die seit Sommer geschaltete Hotline beibehalten werde. Außerdem will die Partei sich in der Prävention stärker engagieren. Und wenn sich nächste Woche der Bundesparteitag trifft, wird es zu all dem noch mal eine Debatte geben.

„Sie lächeln, aber es wird kommen“

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Das Gerät, das Vladimir Prislupsky 1987 in die Freiheit brachte, war technisch kein Vorbild für die Konstrukteure, die derzeit am Aeromobil basteln – also am fliegenden Auto. Der Segelflieger, den der tschechische Hotelmanager einst kühn mit einem Trabant-Motor kombiniert hatte, schaffte es über die Grenze nach Ostbayern. Prislupsky hatte sich ausgerechnet, er könne vielleicht neun Minuten in der Luft bleiben; er flog fast eine Stunde lang. Aber den Mut, mit einer Mischung aus Flieger und Autoteilen vor den Augen der Grenzsoldaten davonzudüsen, den bewundern auch seine Nachahmer, Ingenieure aus der mittlerweile wieder selbständigen Slowakei.



Gestatten: Das fliegende Auto.
Und so präsentierte die zwölfköpfige Truppe um Designer Stefan Klein und Investor Juraj Vaculik ihre Entwicklung nicht ganz von ungefähr vor etwa zwei Wochen in Wien auf dem Pioneers-Festival und mithin 25 Jahre nach dem Mauerfall. Pressesprecher Stefan Vadocz legt zwar besonderen Wert darauf, dass das Aeromobil eine besonders effiziente Form der Fortbewegung sei, für die man zum Abheben keinen Flughafen brauche – aber es sei eben auch sehr symbolisch, dass man bald schon mit einem Hopser, sozusagen, von Bratislava nach Wien, über den Grenzfluss March und alle Staus hinweg, nun ja: fliegfahren könne. 2016 soll der Traum der Konstrukteure serienreif sein, gerade wurde Prototyp 3.0 präsentiert, und eine Lizenz vom slowakischen Verband für Ultraleichtflugzeuge gibt es auch schon.
Beim Fliegen zuschauen darf man dem Traum, den schon viele träumten, bisher nur auf Video. Ein langnasiger Zweisitzer ist zu sehen, der an eine Libelle mit blauen Streifen erinnert; plötzlich breitet der Wagen seine Flügel aus und hebt ab.
Ein erstes Patent für ein fliegendes Auto gab es schon 1903, und ein „Aerobile“ absolvierte erstmals 1937 seinen Jungfernflug. Aktueller Konkurrent von Aeromobil ist vor allem der US-Hersteller Terrafugia mit seiner Entwicklung „Transition“. Auto-Papst Henry Ford prophezeite einst: „Eines Tages wird es eine Kombination aus Auto und Flugzeug geben. Sie lächeln, aber es wird kommen.“
Nun soll es wirklich kommen. Seit 1990 tüftelt Klein, der aus einer Pilotenfamilie stammt und an der Kunsthochschule in Bratislava Transport-Design lehrt, schon an seinem Wunderding. Seit 2010 gibt es eine Firma dazu, in die der einstige Studentenführer und Werber Juraj Vaculik sein Geld gesteckt hat, und wenn das Flug-Auto fertig ist, soll es etwa so viel kosten wie ein schöner Luxuswagen, also mindestens 100.000 Euro.
Fahren und fliegen dürfte ein potenzieller Käufer aber nur, wenn er eine Pilotenlizenz und einen Autoführerschein hätte. Außerdem bräuchte man einen ziemlich großem Vorgarten zum Starten und Landen, denn zum Losfliegen braucht das Aeromobil – noch – 200 Meter Anlauf, landen soll es auf 50 Metern. Verbrauch: im Flug 15 Liter Benzin auf 100 Kilometer, Reichweite: 700 Kilometer, Geschwindigkeit: etwa 200 Stundenkilometer.
Und wozu nun das Ganze, wo doch Strecken über 700 Kilometer auch ganz gut mit dem Zug zu bewältigen sind? Eine solche Frage kann wohl nur jemand stellen, dem das fehlt, was Aeromobil-Sprecher Vadocz als unabdingbar bezeichnet:
„Enthusiasmus.“

Schwarz ist das neue Schwarz

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Endspiel um den Zwarte Piet. Darf der Geselle des Nikolaus weiterhin so aussehen, wie ihn niederländische Kinder seit Jahrzehnten kennen: schwarzes Gesicht, rote Lippen, Kraushaar? Oder ist das Rassismus, eine Beleidigung, wie viele farbige Einwohner wähnen? Ewig wogt die Diskussion schon, auch in diesem Jahr wieder, sie spaltet das Land. Nun haben, in letzter Minute vor dem Einzug des Heiligen und seiner Helfer am Wochenende, kurz nacheinander die beiden befugten Autoritäten entschieden, eine Kindersendung und das höchste Gericht. Gewonnen hat: die Tradition. Vorerst zumindest.



Die Niederlande diskutieren über den "Zwarte Piet" und müssen zwischen Tradition und unterschwelligem Rassismus entscheiden.

„Sinterklaasjournaal“, so heißt die zehnminütige TV-Show, die über alles Wissenswerte zum Nikolaus-Geschehen informiert. Sie läuft täglich im dritten öffentlich-rechtlichen Programm, bis zum 5. Dezember, dem „Päckchenabend“. Dieser Abend und die einschlägig gestalteten Wochen davor sind den Niederländern fast heiliger als das Kommerzfest Weihnachten, es wird als urtümlicher, traditioneller, als typisch niederländisch empfunden. Deshalb gilt das Journaal als Muss für die Kleinen. Und am Dienstagabend schauten auch die Großen alle zu. Kämen in der Sendung bunte statt schwarze Pieten zum Einsatz, setzte das nicht nur einen starken Trend, es wäre auch eine Kampfansage an die Bewahrer des Hergebrachten, als die sich auch Populisten wie Geert Wilders verstehen. Vermutlich hätten die Fernsehmacher monatelang im Bunker über ihre Strategie nachgedacht, mutmaßte der Volkskrant.

Die Moderatorin ging die Sache ironisch an, als sie Sinterklaas die „allerwichtigste Frage der ganzen Welt“ stellte. Ob er denn seine Pieten dabei habe? Natürlich, brummte der Weißbärtige, der in seinem Dampfer irgendwo zwischen Spanien und der holländischen Küste schaukelte, das Sinterklaasfest bleibe „altmodisch gezellig (gemütlich)“. Woraufhin seine Helfer ins Bild kamen: schwarz wie immer.

„Gezellig“ war das Stichwort, das in der Sendung 14 weitere Male bemüht wurde. Der Begriff drückt tiefste Wonne aus; nur wo es „gezellig“ ist, fühlt sich der Niederländer wohl. Die Zuschauer konnten sich nun aussuchen, ob die absurde Häufung des Wortes als Aufruf gemeint war, die Gemütlichkeit des Festes zu wahren – oder als Veräppelung von Traditions- und Gemütlichkeitsmanie. Völlig unmissverständlich war jedenfalls der Einsatz einer dunkelhäutigen Außenreporterin.

Ebenso klar fiel am Mittwoch das Urteil des Raad van State aus. Das höchste Verwaltungsgericht kippte ein Urteil vom Juli, wonach sich Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan bei der Genehmigung des Sinterklaas-Umzugs 2013 mehr Gedanken über einen möglichen rassistischen Hintergrund hätte machen müssen. Hätte er nicht, so die Richter nun, er habe nur die öffentliche Ordnung und die Sicherheit zu gewährleisten. Alles andere müsse zivil- oder strafrechtlich geklärt werden.

Tatsächlich hat sich van der Laan viele Gedanken gemacht und diverse Konferenzen zur Frage organisiert. Die Amsterdamer Pieten tragen keine goldenen Ohrringe mehr, ein Drittel von ihnen wird rußfleckig statt pechschwarz geschminkt. Eine Handvoll Städte hat ähnliche Veränderungen angekündigt. In Gouda, wo Sinterklaas am Samstag erstmals an Land geht, werden ihn käsegelbe und waffelfarbige Pieten begleiten. Im Rest des Landes wird sich aber wenig verändern. Nur 2,2 Prozent der Schulen erwägen laut einer Umfrage Anpassungen, und 205 von 211 Sinterklaas-Komitees erklärten, ihr Peter bleibe schwarz. Einige wollten das Journaal abwarten und bleiben nun wohl konservativ.

Vielleicht liegen sie damit falsch: Manche glauben, die Pieten in der Sendung würden noch bunt, und verweisen auf das Sinterklaas-Zitat aus einer Vorankündigung. Da hieß es, das Schiff werde in einen Regenbogen fahren.

Wo bleibt das Gefühl?

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Viele Sechstklässler müssen dieser Tage Deutsch-Aufsätze schreiben, in denen besonders Wert auf die „innere Handlung“ gelegt wird. Sie sollen Gedanken, Gefühle und Stimmungen ausdrücken und darstellen, was die Hauptperson ihrer Geschichte bewegt. Jungen tun sich häufig schwerer mit dieser Aufgabe als Mädchen. Vielleicht ist es an der Zeit, über eine mildere Bewertung des männlichen Nachwuchses nachzudenken. Dies legen zumindest Untersuchungen von Forschern der Universität Surrey nahe, die im British Journal of Developmental Psychology (online) veröffentlicht werden. Demnach reden Mütter mit ihren Töchtern viel häufiger über Gefühle, Stimmungen und die eigene psychische Verfassung als mit Jungen.



Forscher haben herausgefünden, dass Jungen weniger emotional gefördert werden.
Das Forscherteam um Harriet Tenenbaum hat Unterhaltungen von 65 Vätern und Müttern mit ihren Kindern analysiert und beobachtet, dass Mütter auch häufiger emotional gefärbte Adjektive wie „traurig“, „heiter“ oder „unruhig“ benutzten, wenn sie mit ihren Töchtern redeten. „Gespräche zwischen Eltern und Kindern weisen geschlechtsspezifische Unterschiede auf“, sagt Tenenbaum. „Mütter reden ausdrucksstärker und gefühlsbetonter mit den Töchtern.“

Die Folgen sind naheliegend: „Zwangsläufig haben aufwachsende Mädchen von Anfang an einen direkteren Zugang zu ihren Gefühlen“, sagt Tenenbaum. „Das wirkt sich hilfreich im Bekanntenkreis, in der Familie, aber besonders im Beruf aus, denn viele Arbeitgeber legen Wert auf die emotionale Intelligenz ihrer Mitarbeiter.“ Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen aus Gesprächsfetzen eher emotionale Inhalte heraushören als Männer, die sich stärker auf Fakten konzentrieren. Auch in Studien, in denen es darum ging, die Eifersucht zu stimulieren, waren Frauen empfänglicher für emotionale Zwischentöne in Gesprächen und die Bereitschaft ihrer Partner, eine andere seelisch attraktiv zu finden. Männer hatten hingegen Ohren für die Neigung ihrer Partnerin zu körperlichen Seitensprüngen.

Für Männer ist es schon ein Kreuz: Von klein auf werden sie weniger emotional auf die Fährnisse des Lebens vorbereitet – und dann müssen sie sich später ständig anhören, dass sie so wenig über ihre Gefühle reden. 

Sorry, Ladys

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Am Dienstagabend endete die kurze, höchst umstrittene Karriere des Dapper Laughs. Daniel O’Reilly, Schöpfer dieser extrem sexistischen Cockney-Kunstfigur, verkündete in einem BBC-Interview, er habe „mit seiner Familie gesprochen“ und wolle die Rolle des Dapper weder weiterspielen noch den Eindruck erwecken, er teile ihre Ansichten. „Ich habe es einfach übertrieben“, sagte der Londoner Komiker. Kurz zuvor war bereits eine Großbritannien-Tour abgesagt worden, ebenso seine Show On the Pull auf dem Sender ITV 2.



Vor allem frauendfeindliche Sprüche machten die Kunstfiger Dapper Laugh bekannt.

O’Reilly, der mit seinem Alter Ego Dapper Laughs in Großbritannien erst berühmt und dann berüchtigt geworden war, versuchte, seriös und nüchtern zu wirken. Seinen Dapper-Laughs-Bart hatte er sich abrasiert, mit unbewegter Miene beantwortete er beim BBC-Nachrichtenmagazin Newsnight die scharfen Fragen der Interviewerin Emily Maitlis. Er sei „im Bestfall beleidigend“ und rufe „im schlimmsten Fall zu sexueller Belästigung auf“, warf Maitlis ihm vor. „Ich dachte, dass die Leute, die meine Masche mögen, erkennen, dass sie ein Witz ist“, antwortete O’Reilly.

Diese „Masche“ bestand aus Youtube-Clips, in denen Dapper Laughs seit 2013 Männern „Aufreißtipps“ wie diesen gab: „Wie findest du heraus, ob eine Frau dich mag? Ganz einfach: Zeig ihr deinen Penis. Wenn sie weint, ziert sie sich noch ein bisschen.“ In einem anderen Filmchen zückt er ein Messer und zischt: „Lüpf dein verdammtes Hemd!“. Ein Dapper-Rap gipfelt in der Ankündigung: „Wenn sie mich ansieht und mit ihrem Haar spielt, wird sie einen Rollstuhl brauchen, wenn die Nacht vorbei ist.“ Bei einem Live-Auftritt sagte O’Reilly zu einer Zuschauerin, sie lechze förmlich nach einer Vergewaltigung.

Daniel O’Reilly bediente die britische Lad-Kultur, die Sexismus in augenzwinkerndes Große-Jungs-Gehabe hüllt. Zugleich schien Dapper Laughs ein Paradebeispiel dafür zu sein, wie man an den Mainstream-Medien vorbei Karriere macht. Binnen eines Jahres hatte sich im Internet eine beachtliche Fangemeinde aufgebaut: 1,6 Millionen Follower bei Facebook, knapp 700000 bei Twitter, mehr als eine halbe Million beim Video-Dienst Vine. Popsternchen wie Eliza Doolittle und Fußballer wie Ashley Cole hatten Auftritte in seinen Selfie-Clips. Sein Song „Proper Moist“ („Ordentlich feucht“) erreichte im Februar ohne Label Platz 14 der UK-Charts.

„Die Figur kam bei einer bestimmten Zielgruppe sehr gut an. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen mich sehen würden!“, behauptete O’Reilly bei Newsnight. Er hätte es ahnen können: Angelockt von Dappers Erfolg beim kommerziell heiß begehrten jugendlichen Zuschauersegment gab der Sender ITV 2 ihm im Juli ein eigenes TV-Format. In On the Pull sollte er Männer, die es nötig hatten, mit seinen „Aufreißtipps“ versorgen. Doch dieser nach Verzweiflung riechende Versuch eines Fernsehsenders, sich an den Erfolg eines Social-Media-Phänomens zu hängen, entwickelte sich zum Desaster.

Dapper Laughs, dessen frauenfeindliche Exzesse in seiner Online-Nische keinen Beschränkungen unterworfen gewesen waren, zog harte Kritik auf sich. Ein Auftritt im Studentenklub der Universität Cardiff wurde Anfang November nach Protesten der Studenten abgesagt. Der Komiker Lee Kern nannte O’Reilly’s Show „einen Vergewaltiger-Almanach“. Und der Obdachlosen-Verein Shelter lehnte die Erlöse aus einem bei Spotify veröffentlichten „Dapper-Laughs-Weihnachtsalbum“ ab. Dappers Witze über Sex mit obdachlosen Frauen hatten ihre komische Wirkung verfehlt.

Am Dienstag wurde dem Komiker und ITV der öffentliche Druck zu groß: Während Daniel O’Reilly versuchte, sich so weit wie möglich von einer Figur zu distanzieren, die er früher „eine Verlängerung meiner eigenen Persönlichkeit“ genannt hatte, nahm der Sender die laufende On the Pull-Staffel aus dem Programm. In einem Kommentar für die Radio Times schrieb der Fernsehkritiker Jack Seale: „Die Jagd nach dem kleinsten gemeinsamen Jugend-Nenner ist für ITV zu einem Rohrkrepierer geworden.“

Tagesblog - 13. November 2014

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17:53 Uhr: Schon Schluss für heute! Morgen geht es weiter, denn es geht immer weiter.
Tschüß!
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17:03 Uhr:
Und der nächste neue Text ist ein besonders schöner: iPhone-Poesie! Denn es gibt eine neue Autovervollständigungsfunktion, die einem sagt, was man als nächstes Wort schreiben soll. Und dann als übernächstes. Und überübernächstes. Raus kommen Gedichte! Lest selbst.

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16:07 Uhr:
Liebe Tagesblog-Gemeinde, es tut mir leid, dass ich nicht mehr poste, es ist heute einfach keine Zeit da beziehungsweise sie rennt so sehr!

Aber dafür hier ein neuer Text. TV-Kolumne. Mit Lisa Wagner. Die das finde ich beste Argument gegen einen Fernseher im Haus nennt: "Fernseher sind unglaublich hässlich".




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14:48 Uhr:
Endlich ist die Aufmachergeschichte von unserer Münchenseite online: Charlotte und Katharina haben einen Tag lang Backpacker befragt und bei der Stadtführung verfolgt und belauscht. Ich habe gestern beim Korrekturlesen schon gelacht. Denn das Ganze liest sich wie ein wirklich komisches Theaterstück. Also, Reisegruppe Sonnenschein, alle dem Fähnchen hinterherlaufen, hier entlang bitte!



Lisa Wagner - mag keine Fernseher, ist aber im Fernsehen drin.

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14:18 Uhr:
14:18 Uhr. Was ist da? Klar, die beste Zeit für Suchbilder. Ganz sicher.

Irgendwann und irgendwo (vermutlich in einer Topsexliste) haben wir hier ja schon mal den sehr lustigen Tumblr "Subtle Dildo" empfohlen. Auf jedem Bild ein Dildo. Und jedes Mal ein "Hihi", wenn man ihn findet.
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Die jugendfreie Variante davon ist "Find Momo". Jugendfrei deswegen, weil Momo kein Dildo ist, sondern ein Hund.
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Und wo, liebe Freunde, ist eigentlich Walter???
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Ihr sucht, ich geh in die Konferenz. Tschö!

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13:27 Uhr:
Digital_Data hat in den Kommentaren eben den Link zur Auswertung einer Studie von "Cracked Lab", einem Wiener Forschungsinstitut, gepostet. Die haben aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Online Tracking, Big Data und kommerzielle digitale Überwachung untersucht und analysiert. Das ist spannend und spooky. Und Emotionen kann man übrigens ziemlich gut an der Tastenanschlags-Dynamik beim Tippen erkennen:
[plugin imagelink link="http://crackedlabs.org/studie-kommerzielle-ueberwachung/img/tippdynamik.png" imagesrc="http://crackedlabs.org/studie-kommerzielle-ueberwachung/img/tippdynamik.png"]
Tippeditipp!
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12:20 Uhr:
Tolltolltolltolltoll, Christina hat grade ein Video geschickt, das meinen Tag um 200 Prozent besser gemacht hat!!! Erstens musste ich bei dem Song sofort mitwippen und zweitens ist Ian McKellen in diesem Video der niedlichste Mensch der Welt. Unbedingt GANZ angucken. Undbedingt die gute Laune, die das macht, abspeichern, für alle schlechte-Laune-Momente des Lebens. Und unbedingt mitwippen.
http://vimeo.com/111096909

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12:03 Uhr:
Huch, schon wieder Kettengeschichtentag. Diesmal springen wir zurück zu einem früheren Teil. Kann dem Wirrwarr der Geschichte nur gut tun...

Und, superkrass: JETZT GIBT ES NUR NOCH FÜNF FOLGEN! DANN IST ES VORBEI! DAS GROSSE FINALE RÜCKT NÄHER!

[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/YkmLsYEb1s5l6/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/YkmLsYEb1s5l6/giphy.gif"]

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11:22 Uhr:
Im gestrigen Ticker hat Nadine gefragt, wann man gerne wieder Kind wäre (zum Beispiel, wenn es im Restaurant Ausmalunterlagen oder ein Kindergericht gibt). Ich wäre grade gerne Kind. Englischsprachiges Kind. Denn Bryan Cranston, bester Mann der Welt, hat ein Hörbuch eingelesen. Es heißt "You Have to Fucking Eat" (und ist der Nachfolger von "Go the Fuck to Sleep"). Hier ein Ausschnitt:
http://www.youtube.com/watch?v=I2co-ot8PTQ
Ja, okay, wenn ich so recht drüber nachdenke: Kann man auch mit 28 anhören. Oder ab 18. Whatever, ich liebe es!

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09:45 Uhr:
Christina holt Kaffee, ansonsten Leere im Büro, ich bin ein bisschen schläfrig. Aber was es schon so gibt, in der Welt, kann ich ja mal sagen:

Bei uns zum Beispiel einen Ticker über das Erinnerungslasso. Checkt ihr nicht, was das sein soll? Klickt ihr hier.

Der Bundestag debattiert heute über die Sterbehilfe. Auf sueddeutsche.de kann man selbst debattieren.

Auch Thema im Bundestag: die Mietpreisbremse. Angeblich erhöhen alle noch mal schnell die Mieten, bevor sie greift.

Der australische Pick-up-Artist, der damit geprahlt hat, Frauen flachgelegt zu haben, die das eigentlich gar nicht wollten, wird weiter diskutiert. Und das Prinzip Pick-up-Artist generell. Zum Beispiel im Guardian. These der Autorin: "Men who pay attention (and money) to pick-up artists have an inner rage against female free will."

Ab kommendem Monat sollen neue Ebola-Medikamente getestet werden.

Jetzt ist aber auch mal gut. Also, mit Nachrichten.

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09:20 Uhr:
Jode Dach! Die Begrüßung heute auf (vielleicht, ich bin nicht ganz sicher) Kölsch, weil es was Lustiges gibt: Die Sparkasse KölnBonn hat ihre Seite auf Kölsch übersetzt. Ich bin ja kein großer Dialekt-Fan, aber bei Kölsch fühle ich mich dann doch ein bisschen wohlig.

"Mer freuen uns üvver Üür Interesse an unsem kölsche Internet-Banking. Wann Ehr als Online-Banking-Notzer freigeschaldt sid, künnt Ehr vun jetz an Üür Bankgeschäfte op Kölsch erledige met ener Hääd vun Funktione rund öm Üür Konte - met unsem kölsche Internet-Banking künnt Ehr vill mih wie bloß jet üvverwiese."

Hihi.

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 30

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab, um ihren Schwarm Gerwin Gewinner zu treffen. Doch Gerwin entpuppt sich als Verbrecher und er und seine Komplizin, die alte Liesel Maier, sperren Anna auf einem Dachboden ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler - die drei haben Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben. 

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle, werden von einer Zombie-Armee bedroht und von einem fliegenden Einhorn gerettet...


...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber gefeuert. Vor dem Redaktionsgebäuse sitzt trifft sie auf einen geheimnisvollen Fremden und auf Gerwin - Gerwin nun allerdings als Kapitän eines Raumschiffs. Das ist natürlich alles sehr verwirrend und Anna geht mit Lavendelduft in der Nase ohnmächtig zu Boden, um im Haus ihrer Urgroßtante wieder zu erwachen. Dort bekommt sie die Möglichkeit, aus den Scherben ihrer Geschichte eine auszuwählen und zu einem beliebigen Punkt der Erzählung zurückzuspringen...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 30 von jetzt-User Abis_Zett.




Anna zieht die Glasscherbe sofort wieder heraus aus ihrer Tasche. „25!“

„Sie sind ja immer noch hier, Fräulein Anna!“, brüllt der übergewichtige Redaktionsleiter. „Hatte ich Sie nicht gefeuert?“ „Schon gut, schon gut! Ich gehe ja schon! Aber es ist nicht meine Schuld. Wenn Ihnen ein Liegestuhljunge im Batmankostüm eine Zeitsprungscherbe in die Tasche steckt, dann –“ „RRRRAAAAUUUUSSSS!!!!“ Ein schwerer Glas-Aschenbecher zerschellt am Türrahmen, durch den Anna verschwindet.   Erschöpft keuchend kommt sie auf einer Parkbank wieder zu sich, den Kopf weit nach hinten übergelehnt, den Blick in den warmen, blauen Sommerhimmel. „War es nicht eine kühle Mondnacht, als ich das erste Mal rausgeschmissen wurde?“ Sie reibt sich die Augen, bis die Funken tanzen. „Ich bin einfach überreizt. Ich muss wieder zu mir kommen.“ Sie setzt sich gerade hin und zwingt sich, ruhig zu atmen. „So, Anna, jetzt mal eins nach dem anderen: Deinen Journalistenjob bist du los – aber deshalb aufgeben? Niemals! Und weshalb bist du denn Journalistin geworden? Hattest du nicht mal ein großes Ziel?“ Ein Lied kommt ihr in den Sinn – und ein Lächeln fliegt über ihre Lippen. Sie fängt an zu summen: „Muss nur noch kurz die Welt retten – danach flieg ich zu dir … – Ja, lieber Paul, danach flieg ich zu dir! Doch jetzt wird erst mal kurz die Welt gerettet! That’s what journalists are for!“  

Sie lupft die rechte Pobacke und zieht ihren Stenoblock aus der Gesäßtasche. Ein wenig verknickt ist er, nach all den Abenteuern, aber was soll’s!? Dann zückt sie ihren treuen Druckbleistift und schreibt: „Welt retten“, Doppelpunkt, unterstrichen. „Erstens?“ Sie denkt kurz nach und knabbert zärtlich am Radiergummi-Ende ihres Stifts: „IS-Terror stoppen!“ Leis kratzt der Bleistift. „Zweitens? – Ebola besiegen!“ Ist notiert. „Und drittens?“ – Hm. Sollte sie erst den Ukraine- oder erst den Nahost-Konflikt beilegen? Beides würde sie heute wohl nicht mehr schaffen, es ist gleich vier. Und zum Friseur müsste sie dringend auch mal wieder. Sie fährt sich durchs Haar. „Seit 29 Folgen nicht mehr geschnitten – und als Protagonistin will man doch ein bisschen ansprechend aussehen, gell?“ – Sei’s drum: „Konflikt ad lib. lösen (wenn noch Zeit)“ – sie schreibt’s, legt Block und Stift beiseite, streckt sich einmal kräftig und genießt noch für ein paar wohlige Sekunden die warmen Sonnenstrahlen.  

„So, auf geht’s!“ Sie strafft den Rücken und greift wieder zum Block: „Punkt 1: IS-Terror stoppen!“ Sie denkt kurz nach, dann zückt sie ihr Handy. „Ich hatte doch die Nummer von diesem Abu-Dingsbums …“ Und sie hat die Nummer tatsächlich noch – die Nummer von ihm: der Grauen Eminenz des islamistischen Terrors, dem Drahtzieher hinter jeder Gewalttat, jedem Anschlag; einem Mann, den außer ihr niemand kennt. Nur sie hatte ihn einmal interviewen dürfen, damals, als Praktikantin beim Grevenbroicher Tagblatt – weil man ihren Chef, Herrn Schlämmer, mit seiner meterlangen Alkoholfahne nicht auf einen Moslem loslassen wollte. Abu-Schnabu Abdn-Babdn war sein Name – ein deutscher Konvertit, geboren als Hans-Egon Knösickel in Hückeswagen. Anna kannte ihn noch aus dem Konfirmandenunterricht. Damals konnte er sich von zehn Geboten nicht mal drei merken – heute, so hieß es, könne er den Koran auswendig hersagen. Selbstverständlich auf Arabisch – vorwärts, rückwärts, ja sogar vorwärts und rückwärts zugleich.   „Hi, Abu! Ich bin’s, die Anna! Erinnerst du dich noch?“ Die Verbindung ist schlecht durch die bleihaltige Luft im irakisch-syrischen Grenzgebiet. Aber er erinnert sich. „Du, ich find das voll nicht gut, was ihr da macht! – Ja, wie? Natürlich weißt du, wovon ich spreche! Lasst das mal sein, ja?! – Was heißt ‚Mal sehen‘!? Ihr hört sofort auf damit, verstanden? – Ob du ver-stan-den hast!? – Na also. Versprichst du’s mir? – Ob du’s mir ver-spri-hichst!? – Supi, Abu, bist ’n Schatz. Tschaui!“  

Zufrieden lehnt sich Anna zurück, greift zu Block und Stift und zieht einen dicken Strich. „IS-Terror gestoppt! – So, what’s next?“

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 30 der Kettengeschichte erscheint am 20. November.

"Woooooohhh Bavaria!"

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Frühstücksraum, 9 Uhr, Wombat’s Hostel am Münchner Hauptbahnhof: Das Buffet ist auf einem Billardtisch angerichtet und kostet 3,90 Euro, all you can eat. An der Decke weiß-blaue Flaggen. Viele Leute hängen über ihren Handys und Tablets, andere unterhalten sich. Steph (27) aus Melbourne und Andreas (30) aus Stockholm haben sich am Vorabend an der Bar kennengelernt.
 
Steph: "Gestern Abend war ich mit Münchner Freunden in einem Restaurant, das hieß Nage und Sauge. Wirkte so, als wäre München eine ganz coole Stadt."
Andreas: "Ich wusste nicht, dass es hier so kalt ist. Deshalb bin ich gestern den ganzen Tag im Hostel geblieben. Abends wollte ich dann noch auf eine Poker-Party. Ich dachte, so etwas muss es hier geben, die Deutschen spielen doch so viel Karten. Ich habe aber keine gefunden. Heute muss ich unbedingt in eine Mall und eine warme Jacke kaufen. Gibt es hier überhaupt Malls?"
Steph: "Meine Freunde haben mir zumindest auch Shopping-Tipps gegeben. Ich soll unbedingt in einen Laden, der heißt sowas wie ‚buy myself happy‘. Außerdem haben sie gesagt, ich soll diese Surfer angucken. Das ergibt für mich überhaupt gar keinen Sinn, mitten in München, mit so einer künstlichen Welle. Aber sie haben behauptet, das wäre cool."
Andreas: "Ich will unbedingt an diesen Ort fahren, den ich bei Google gefunden habe. ‚Erden‘ oder so heißt der. Da gibt’s ein großes Spa. Ich mag Spas. Aber irgendwie scheint das keiner hier zu kennen."
 




Rezeption. 10.30 Uhr. Auscheckzeit im Hostel. Es staut sich, denn heute gibt es ein großes Problem: Die Deutsche Bahn streikt, die Neuschwanstein- und die Dachau-Tour wurden schon abgesagt. Alle brauchen Hilfe von den Rezeptionisten, suchen hektisch nach Ersatzverbindungen. Der Italiener Granà (30) versteht das Problem nicht.
 
Granà: "Wie, man kann hier online sehen, welche Züge während des Streiks noch gehen? Das ist so deutsch. In Italien weiß man normal schon nie, ob der Zug überhaupt kommt. Aber mich betrifft das nicht. Ich bin mit der Mitfahrgelegenheit gekommen, um ein paar Freunde zu treffen. Wir waren in ein paar Bars an der Uni, eine hieß sowas wie ‚Atzen‘ und die andere hieß nach der Hausnummer. Dort war’s cool. Ich war auch schon mal am Neujahrstag im Hofbräuhaus zum Feiern – und da waren nur betrunkene Italiener."
 
Der Südkoreaner Lee (27) ist hingegen auf den Zug angewiesen, ständig checkt er den Fahrplan auf der Bahnseite. Sein Zeitplan ist eng, zwei Tage waren für München eingeplant. Er muss später noch nach Prag.
 
Lee: "Die Züge in Deutschland sind immer zu spät, dafür darf man hier auf der Straße rauchen, das genieße ich sehr. Wenn man in Südkorea die Raucherzone verlässt, schauen einen die Leute empört an. Allerdings ist es in München nachts immer dunkel. Das ist mir fremd. In Korea brennt immer Licht auf den Straßen. Trotzdem fühle ich mich hier sicherer als zum Beispiel in Paris, wo ich vorher war. Dort hat man das Gefühl, an jeder Ecke warten Diebe auf die Touristen. Mein Vater hat mal in München gearbeitet. Er hat immer gesagt: ‚Schau dir diese reiche Stadt an und lerne davon.‘ Das mache ich jetzt. Außerdem ist das bayerische Bier sogar in Südkorea berühmt. Wenn man die Wahl hat, will man immer das."
 
11 Uhr, die Lobby ist mittlerweile voll. Zwölf Backpacker warten auf den Beginn der Free-Walking-Tour – in gut drei Stunden durch die Innenstadt. Bezahlt wird am Ende in Form von Trinkgeld. Michael, der Guide, ist 24 und kommt ursprünglich aus Johannesburg. Die Tour gibt er dreimal die Woche, parallel dazu macht er seinen Bachelor. Der erste Stopp seiner Tour ist der Stachus.
 
Michael: "Der Karlsplatz ist nach einem bayerischen Fürsten benannt, denn wir sind hier im Land Bayern, falls ihr das noch nicht wusstet. Wenn ihr aber den Weg hierhin sucht, fragt nie nach Karlsplatz, sondern immer nach dem Stachus. Nur das verstehen die Münchner."
 
Michael dreht sich jetzt zum McDonald’s. Der gilt hier tatsächlich als Sehenswürdigkeit.
 
Michael: "Das ist der meistbesuchte McDonald’s Europas, es ist immer was los. Allerdings ist er viel teurer als das, was ihr kennt."
Eine Amerikanerin: "Warum denn das?"
Michael: "In Deutschland hat das Fleisch höhere Qualität, das Essen schmeckt besser. Allerdings soll sich das bald ändern, die Politiker wollen so ein Abkommen mit den USA machen."
Amerikanerin: "Okay, ich sollte hier nachher unbedingt noch hingehen!"
 
Die Tour geht weiter die Kaufinger Straße hoch. Auf einmal ist eine Kanadierin sichtlich irritiert.
 
Kanadierin: "Warum fahren hier denn keine Autos?"
Michael: "Das ist eine Fußgängerzone. Die Menschen sollen beim Shoppen nicht durch den Verkehr gestört werden."
 
Als später dann doch ein kleiner Transporter die Kaufinger Straße hochfährt, ist die Kanadierin restlos verwirrt.
 
Kanadierin: "Und was macht der jetzt hier?"
Michael: "Der darf nur hier sein, weil sie den Weihnachtsmarkt aufbauen. Ansonsten sind Autos hier immer verboten."
Kanadierin: "Ich liebe Weihnachten."
 
Vor der Kirche St. Michael macht die Gruppe halt. Michael erzählt die dramatische Geschichte von König Ludwig, der hier begraben ist. Die in New York aufgewachsene Chinesin Wenlu stößt einen spitzen Schrei aus.  
Wenlu: "Oh, Ludwig!"
 
Wenlo studiert Geschichte und plant in Bayern eine "Castle-Tour". Als die Gruppe aus der Kirche wieder herauskommt, hat sich allerdings niemand die Wittelsbachergruft angesehen.
 
Todd aus Toronto (28): "Vor der Gruft stand eine Frau an einem Tisch. Das bedeutet in Deutschland, dass man was zahlen muss."
 
Auf einmal merkt die Gruppe: Wenlu ist weg. Tour-Guide Michael weiß warum. Er hat einen Promi entdeckt und den Fehler gemacht, es ihr zu sagen. Wenlu stürmt auf den ehemaligen Nationaltorwart Jens Lehmann zu. Lehmann versucht, ihr zu entkommen, und verschwindet in der Kirche. Wenlu hinterher. Sie fragt einen Passanten "Ist es er?" in den halligen Kirchenraum hinein. Nicken. Wenlu stürmt auf Jens Lehmann zu. Selfie! Wenlu ist außer sich vor Begeisterung. Sie verlässt die Kirche, schließt sich wieder der Gruppe an, zeigt stolz ihr Foto auf der Digicam und wendet sich an Michael.
 
Wenlu: "Und wer war das jetzt?"

Auf der nächsten Seite: "Aber wie sieht der Hitlergruß denn jetzt aus?"  [seitenumbruch]
Nächster Stopp: Frauenkirche.
 
Michael: "Gleich im Dom müsst ihr still sein. Ansonsten wird euch jemand Schhhhhhh-ten. In München stellen sie dafür extra Leute ein."
 
Die Hälfte der Gruppe hört allerdings nicht zu, sie ist zu beschäftigt damit, ein kleines Stadtmodell vor der Kirche zu fotografieren. Kurz vor 12 Uhr: Ankunft am Marienplatz. Warten auf das Glockenspiel. Einige halten bereits ihre Handys hoch.
 
Michael: "In dem Glockenspiel geht es um einen Kampf zwischen den Franzosen und den Bayern."
 
Die Reiter im Glockenspiel drehen sich im Kreis.
   
Amerikanerin: "That’s it?!"
 
Todd macht das Beste aus der Situation und feuert den bayerischen Reiter an.
 
Todd: "Woooooohhh Bavaria, go for it!" Als der Franzose schließlich umkippt, jubelt er.
 
Mittagszeit, die Gruppe bewegt sich zum Viktualienmarkt.
 
Kanadierin: "München ist die totale Walking-City, du kannst überall zu Fuß hingehen und dir was angucken. That’s awesome."
 
Die Gruppe quetscht sich in die Metzgerei Schäbitz. Alle bestellen die "typisch bayerische Wurst" und bekommen Nürnberger Rostbratwürste in der Semmel. Michael hatte vorher etwas von Glühwein erzählt. Wenlu ordert ihn an der Wursttheke.
 
Verkäuferin: "We only have hot coffee."
 
Wenlu nimmt ein Augustiner, geht damit raus.
 
Wenlu: "Darf ich mein Bier in der Öffentlichkeit überhaupt trinken?"
Michael: "In München darf man überall Bier trinken. Hier auf dem Platz, in der Stadt, sogar im Kino."
 
Eine Kanadierin geht lieber in die Bäckerei Müller.
 
Kanadierin: "Do you have Ciabatta?"
Verkäuferin: "No, just andalusisches Bergbauernbrot."
 
Es geht weiter in Richtung Staatsoper. An einem Schmuckschaufenster in der Maximilianstraße bleiben alle stehen.
 
Todd: "Wow, diese Uhr kostet 129 400 Euro. Kauft das jemand in München? Wenn ja, was machen die damit? Damit kann man ja nicht auf die Straße gehen."
 
Alle machen ein Foto vom Preisschild.
 
Michael: "Ich glaube, die Münchner kaufen sowas wirklich. Zu Hause würden sie mir sofort den ganzen Arm abhacken, wenn ich damit rausginge."
 
Die Tour nähert sich dem Ende. Bevor es zur Feldherrnhalle geht, will Michael noch die Drückebergergasse zeigen und erklärt, dass man hier im dritten Reich den Hitlergruß vermeiden konnte.
 
Wenlu: "Ich weiß nicht, wie der Hitlergruß aussieht. Kannst du ihn zeigen?"
Michael: "Nein, das geht nicht. In Deutschland kommt man dafür ins Gefängnis."
Wenlu (runzelt die Stirn): "Aber wie sieht er denn aus?"
 
Sie macht eine Queen-Winke-Handbewegung.
 
Michael: "Wenn es dich wirklich interessiert, schau dir Videos auf Youtube an."

Eine der Kanadierinnen hat dazu noch eine letzte Frage: "Stimmt es, dass sich Schüler in Deutschland nicht mit der rechten Hand melden dürfen?"

"Fernseher sind unglaublich hässlich"

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jetzt.de: Welchen Film hast du zuletzt online gesehen?
Lisa Wagner: Gestern Abend habe ich „Es war einer von uns“ mit Maria Simon, Devid Striesow und Hans-Jochen Wagner geguckt. In der Mediathek.

Guckst du viel in Mediatheken?
Ja, und noch mehr, seitdem ich keinen Fernseher mehr habe.

Wie lange ist das schon?

Mittlerweile sind es vier Jahre ohne.

Warum eigentlich?

Gibt ganz profane Gründe: Ich finde Fernseher unglaublich hässlich, und meine Wohnung ist zudem sehr klein. Da habe ich ihn einfach rausgeschmissen. Seitdem gucke ich immer auf meinem Laptop oder auf dem iPad.



"Ich find's ein bisschen komisch, dass sich so viele Leute meine Filme anschauen" - Lisa Wagner, 35, geht lieber mit ihrem Vater essen, wenn Filme mit ihr im Fernsehen laufen.

Vermisst du den Fernseher?

Nein, weil ich jetzt gezielter gucke. Vorher bin ich immer mal so durch die Programme gegangen, das mache ich jetzt ja nicht mehr.

Magst du auch Video-Plattformen wie YouTube?

Nein, da bin ich sehr old fashioned. Was diese vielen Internet-Plattformen angeht, ist es eine Katastrophe mit mir (lacht).

Wieso?

Es ist mir einfach zu anstrengend. Es langweilt mich auch. Und ich bin wohl auch zu faul.

Facebook zumindest?
Ja, aber nur, weil mich mal jemand angemeldet hat. 

Was ist mit Videos, in denen du mitspielst? Googelst du manchmal danach?

Nee. Ich googele mich grundsätzlich nicht. Da bin ich wahrscheinlich die einzige in der ganzen Branche. Ich googele auch keine Kollegen, auch nicht die, mit denen ich demnächst spiele. Das würde mir ansonsten oftmals den ersten Eindruck kaputt machen.

Guckst du allgemein mehr im Internet oder im Kino?

Schon mehr Internet.

Was hast du zuletzt im Kino gesehen?

„Gone Girl“. Auch weil ich zuvor den Roman gelesen hatte. War ein guter Thriller. Im Kino gucke ich aber alle Sparten. Ich gehe einfach leidenschaftlich gerne ins Kino.

Wie oft?

Im Schnitt einmal die Woche oder alle zehn Tage.

Alleine oder in Begleitung?
Gerne alleine.

Und dann mit Chips und Bier in den Sessel sinken?

Nein, mit Popcorn.

Gibt’s Fernsehsendungen, die du demnächst unbedingt sehen willst? Also in Mediatheken dann?

Gerade nicht. Manchmal läuft mir aber ein Kollege über den Weg und sagt, dies und das müsste ich mir unbedingt angucken. Das mache ich dann natürlich auch.

Guckst du deine eigenen Filme?
Als der erste „Kommissarin Heller“ ausgestrahlt wurde, bin ich mit meinem Vater Essen gegangen. Ansonsten wäre das irgendwie spooky gewesen – sich selbst gucken.

Weshalb?

Ich kann mich nicht so sehr in die Illusion fallen lassen, die ich mir da selbst vorspiele. Ich find’s auch ein bisschen komisch, dass sich das so viele andere Leute angucken (lacht).

Ist doch aber eigentlich ganz schön, wenn die eigene Arbeit in die Welt hinausgeschickt wird.
Joah, aber auch sehr abstrakt. Ich war lange beim Theater, und da gab’s immer direkte Reaktionen. Das gibt’s beim Fernsehen natürlich nicht und ist eher gewöhnungsbedürftig.

Die meisten Fernsehzuschauer verbinden dich mit Krimis. Bist du selbst Krimi-Fan?
Wenn’s ein guter Film ist, ist mir das Genre eigentlich egal. Nur ist die deutsche Fernsehlandschaft mittlerweile so eintönig, dass es zu 95 Prozent Krimis gibt.

Was vermisst du am meisten in der Fernsehlandschaft?

Naja, den vollen Überblick habe ich ja nicht. Aber was mir wirklich fehlt, sind diese ganz normalen Geschichten. Es muss ja nicht immer gleich jemand sterben, um eine Geschichte spannend zu machen. Und mir fehlt niveauvolle, heitere Unterhaltung. Kann auch gerne ein bisschen böse sein.

Hast du ein Beispiel?
Neulich habe ich mal wieder „Alles auf Zucker“ geguckt. Das ist einfach ein supergeiler Film. Liebevoll gezeichnete Charaktere, die Leute haben Nöte, nichts ist oberflächlich – super!

Zum Schluss: Was glaubst du, wird weder das Kino, noch das Fernsehen oder das Internet jemals schaffen, uns zu zeigen?

Sie sind letztlich alle indirekt – die Mattscheibe ist immer dazwischen. Es gibt Dinge, die können nur im Theater funktionieren, davon bin ich überzeugt. Wenn man einen tollen Theaterabend erlebt, geht das so unter die Haut, dass es einfach noch mal anders berührt als alles andere.  

Die nächste Folge „Kommissarin Heller“ läuft am Samstag, 15. November, um 20.15 Uhr im ZDF.


Ich hab Zombies geschossen die ganze Zeit

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Die Idee war, jeden Redakteur mal planlos in sein Handy reinschreiben und sich von der neuen Apple-Satzerkennungsfunktion zu Worten verhelfen zu lassen, die kein Ziel haben, außer eben dem, ein ganzer Satz zu werden. Wir wollten wissen, ob die dabei entstehenden Sätze etwas über uns aussagen. Hören sie mit, was wir den Anderen täglich so schreiben? Kennen sie unsere wahre Seele am Ende besser als wir selbst? Kann man sich danach hinstellen und sagen: Das ist die Jakob-Formel, das die Nadja-Formel, das die Kathi-Formel?



"Die". Und dann?

Nein. Kann man nicht. Denn die meisten von uns nutzen die Funktion gar nicht und so fügt sie vor allem das zusammen, was Apple an Grundvokabular bereit stellt. Voll langweilig, dachten wir und waren kurz davor, die Idee zu verwerfen, bis uns auffiel: Was da rauskommt, ist vielleicht nicht die persönliche Formel einer Nadja oder eines Jakobs. Aber es ist Poesie. Mehr Poesie noch als die aller Peter Lichts, Tocotronics und Caspers dieses Landes zusammen. Vielleicht, ja vielleicht kann man sogar von einer Art Weltformel sprechen.

Hier ist sie.

Ich habe Zombies geschossen die ganze Zeit

Es war einmal eine gute Idee aber auch nicht so einfach wie die anderen beiden /
Ich habe ein Problem mit dem neuen iPhone und iPad und iPhone 
und die anderen beiden Seiten des Lebens /


Ich bin gerade beim Thema /

Sie sind hier nicht mehr in der Stadt und Land der unbegrenzten Möglichkeiten /
Sie sind hier in der Stadt und Land der Welt ist ein Test der Stiftung Warentest /
Sie sind hier in Deutschland und der Rest ist ein Test /

Ich hab es nicht mehr so viel wie möglich in den nächsten Wochen /
Du bist eine tolle Frau und ich habe ein neues Leben /

Sie hat Fotos gemacht, die man sehen kann und will /
Wir haben Paintball gespielt /
Ich hab Zombies geschossen die ganze Zeit /
Er war der erste Teil der Welt der kontinuierlichen Beobachtungen /

Er macht ihr auch eine gute Nacht /
Du bist ein guter Mensch und Maschine /
Ich habe die ganze Zeit über den Kopf und die Kinder /
Er hat sich prächtig entwickelt /

Er war der erste Satz mit der Bitte an dich /
Du fehlst mir auch nicht mehr so viel wie möglich /
Du hast nicht zufällig noch ein bisschen /

Es geht nicht darum bitten darf man ja mal ein wenig /
Es ist nicht nur für dich und freue mich schon sehr lange nicht mehr so viel /

Es gibt keine Lust mehr auf dem Weg nach Hause /
Ich bin nicht der einzige Weg zum Flughafen in Frankfurt /
Es gibt keine Möglichkeit in den nächsten Monaten und ich habe die Kinder in der Schule /

Er hat die Polizei in der Schule und ich habe mich sehr gefreut und jetzt auch noch ein bisschen mehr Zeit für mich /

Ich habe mich auch schon wieder ein paar Tage, halb so wild und
ich bin auch sehr zufrieden mit dem Auto/Er ist ein sehr guter Tag zum Geburtstag von mir und meinem Leben /


Ich hab dich lieb und ich bin so müde wie sonst was /

Ich muss mich nochmal hinlegen /

Sie ist eine gute Nacht und schlaf schön meine Mutter /

Der Abschieds-Ticker

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Die jetzt-Redaktion hat hier jeden Tag – außer an den Wochenenden und Feiertagen – einen Text mit einer Frage veröffentlicht, über die die Leser und User diskutieren konnten. Es waren Fragen zu aktuellen Ereignissen wie einer Wahl oder einem besonderen Fußballspiel oder einem Gesetz für getrennte Fahrradspuren für Frauen und Männer, Fragen zum Jungsein und Erwachsenwerden, zu Eltern und Kindern (und ja, sogar zum Wetter).

Oft waren die Diskussionen lang, intensiv und spannend. Manchmal dauerten sie auch nur drei Kommentare lang und dann ging es um Kaffee und um die Mühsamkeit des Aufstehens (und ja, sogar ums Wetter).

Seit fast einem Jahr gibt es auf jetzt.de ein neues tägliches Format: den Tagesblog. Darin begleitet jeden Tag ein jetzt-Redakteur die Leser durch den Tag und schreibt darüber, was in seiner Welt, in der jetzt-Welt, in der WWW-Welt und überhaupt passiert. Und mit der Zeit hat sich auch dort eine tägliche kleine Diskussion entwickelt. Man könnte auch sagen, es ist ein Ort entstanden, der ein bisschen wie eine Bar funktioniert: Jemand stellt einem kühle Getränke hin und man kann mit anderen Gästen reden.

Wir wollen das Diskutieren und Miteinanderratschen jetzt wieder an einem Ort auf jetzt.de bündeln, und zwar im Tagesblog. Wir werden dort also künftig öfter auch mal eine Frage zum Diskutieren stellen. Für den Tagesticker heißt das allerdings: Goodbye, auf Wiedersehen.

Und weil Abschiede nie so richtig leicht sind, haben wir uns ein bisschen in der Kruschkiste der Ticker-Geschichte umgesehen und ein paar Fakten herausgesucht. Zum Zurückschauen, sich freuen, sich wundern. Was natürlich unten in den Kommentaren ausgiebig getan werden darf. Also: Tschüss, Ticker!

Ein Ticker hatte durchschnittlich 252 Wörter.

Die Top 5 der am meisten kommentierten Ticker waren:
  1. Der "Was'n widerliches Wetter!"-Ticker (1133 Kommentare)

  2. Fußball-Fragen zum Wochenstart (1132 Kommentare)

  3. Schmeißt du Tassen an die Wand? (1104 Kommentare)

  4. Kannst du andere Leute imitieren? (1103 Kommentare)

  5. Sollte man erst Deutschland kennenlernen, ehe man ins Ausland reist? (1100 Kommentare)

Die am wenigsten kommentierten Ticker:

  1. Die neue Linke. (D)eine Alternative? (2 Kommentare)

  2. Vermisst du eigentlich die Sommerferien? (4 Kommentare)

  3. Der Jubliäums-Ticker (7 Kommentare)

  4. Wo ist der Lärm?! (7 Kommentare)

  5. Der Kopiermeister: Messidonna hat wieder zugeschlagen (11 Kommentare)

Die fleißigsten Tickerschreiber waren:
  1. peter-wagner (236)

  2. christina-waechter (211)

  3. philipp-mattheis (154)

  4. max-scharnigg (146)

  5. nadja-schlueter (108)

  6. christian-helten (92)

  7. dirk-vongehlen (85)

  8. juliane-frisse (46)

  9. mercedes-lauenstein (41)

  10. charlotte-haunhorst (37)

Mit Abstand die meisten Herzen bekommen hat der Ticker zum Tod von Loriot.


Über Leben und Tod

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Die Aussprache zur Sterbehilfe lief schon gut eineinhalb Stunden, als Hermann Gröhe (CDU) von seinem Platz im Plenum aufstand und nach vorne ging, zur Regierungsbank – und damit quasi zurück in die Regierungsverantwortung. Gröhe hatte zuvor seine Rede gehalten, hatte vor „einer Verklärung der Selbsttötung“ gewarnt und für die Palliativmedizin geworben: „Sterbenden schulden wir zuallererst Zuwendung und Hilfe.“ Das aber sagte er nicht als Bundesgesundheitsminister. Er sagte es als einfacher Abgeordneter.



Die Stimmen nach der Aufhebung eines Verbotes von Sterbehilfe werden immer lauter.

Der Bundestag diskutierte an diesem Donnerstagmorgen über Sterbehilfe, über die Frage also, ob der Staat eingreifen soll, wenn sich Menschen mit Hilfe anderer das Leben nehmen. Es ist eine schwierige Frage; das vielleicht anspruchsvollste Gesetzesvorhaben dieser Legislaturperiode, wie Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) gleich zu Anfang sagte. Solche ethisch heiklen Gesetzesvorhaben werden traditionell nicht von einem Ministerium, sondern im Parlament erarbeitet. Auch Gröhe respektierte das und sprach nicht als Minister. Es passte zu dieser insgesamt von Respekt und Ernst geprägten Debatte.


Im Parlamentssaal und auf den Zuschauerrängen war es still, als der erste Redner zu sprechen begann. Das sei für ihn keine normale Rede und keine normale Debatte, sagte der CDU-Abgeordnete Michael Brand. Dann erzählte er von seinem Vater, der im Jahr seiner Geburt an Krebs erkrankt sei. „Krankheit und Tod saßen bei uns immer mit am Tisch.“ Brand tritt wie Gröhe für ein Verbot von Angeboten durch Vereine und Einzelpersonen ein, anderen beim Suizid zu helfen. Erst am Dienstag veröffentlichte er dazu ein Positionspapier, hinter dem sich weite Teile der Union versammeln dürften. In seiner Rede aber lobt er erst einmal den ehemaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Der habe recht mit seinem Satz: „Wir müssen die Schwachen und Alten schützen“, sagt er. Solche parteiübergreifenden Koalitionen sind typisch für die Debatte, in der persönliche Erfahrungen und Einstellungen wichtiger sind als Parteilinien. Und in der alle gleichermaßen mit sich ringen.



Die Union hatte die Debatte angestoßen. Schon in der vergangenen Legislaturperiode trat sie dafür ein, Sterbehilfevereine zu verbieten. Ein Gesetzesvorschlag der damaligen FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ging ihr aber nicht weit genug. Für einen neuen Anlauf wollen sich die Abgeordneten nun bis Ende 2015 Zeit nehmen. Am Donnerstag fand im Parlament nur eine erste Orientierungsdebatte statt. Doch auch die sprengt in ihrer Opulenz fast den Rahmen des parlamentarischen Alltags. Vier Stunden diskutierten die Abgeordneten, knapp 50 Redner kamen zu Wort. Weit mehr hätten reden wollen und gaben ihre Manuskripte zu Protokoll. Und es sollen noch zwei weitere Debatten folgen.



Drei Positionen zeichnen sich bislang ab. So gibt es weit über die Union hinaus eine große Gruppe von Abgeordneten, die wie Gröhe und Brand organisierte Sterbehilfe verbieten wollen. Am Donnerstag warben unter anderem die Grünen-Abgeordnete Elisabeth Scharfenberg sowie Kathrin Vogler von der Linken für ein solches Verbot. Das Gesundheitswesen sei seit Jahren von immer mehr Wettbewerb durchdrungen. „Soll jetzt auch noch dieser letzte Markt erschlossen werden?“, fragte Vogler. Einzelne Sterbehilfeorganisationen würden für ihre Angebote bis zu 7000 Euro verlangen. Rudolf Henke, CDU-Abgeordneter und Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, stimmte ihr da zu.



Doch nicht alle in der Union sind so eindeutig für ein Verbot. Der CDU-Politiker Peter Hintze will sterbenskranken Menschen durchaus die Möglichkeit schaffen, sich selbst zu töten. Doch nur Ärzte sollten Suizidhilfe durchführen dürfen, fordert er zusammen mit einer Gruppe von Abgeordneten, darunter der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Bei einer zum Tode führenden Krankheit gehe es schließlich nicht um das Ob des Sterbens, sondern nur um das Wie. Im Parlament beschrieb er die möglichen Qualen eines Todeskampfes, sprach von der Panik vor dem Erstickungstod, von Krebsarten, die aus dem Kopf wuchern. „Ich halte es für unvereinbar mit dem Gebot der Menschenwürde, wenn aus dem Schutz des Lebens ein Zwang zum Qualtod würde“, sagte er. Hintze hat für seine Position Mitstreiter auch in der Union. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Katharina Reiche etwa nannte es gar einen „Verstoß gegen die Nächstenliebe“, wenn Ärzte Kranken diese Hilfe verweigerten. Andere konnten sich dagegen einen Seitenhieb auf die Abweichler nicht verkneifen. Befürworter der Sterbehilfe würden drastische Einzelschicksale instrumentalisieren, kritisierte Minister Gröhe.



Ein sehr persönliches Einzelschicksal erzählte auch die Linken-Abgeordnete Petra Sitte, die sich als Einzige offen zur Sterbehilfe bekannte. Sitte setzt sich in einem Positionspapier gemeinsam mit Renate Künast dafür ein, Sterbehilfevereine unter gewissen Kontrollen zuzulassen. In der Debatte aber ließ sie erkennen, dass sie darüber hinaus auch aktive Sterbehilfe befürworte. Ihr eigener Vater habe sich zu lange mit Schmerzen und Demenz geplagt und schließlich durch den Verzicht auf jedes Essen „den Tod ertrotzt“. „So sollte niemand sterben“, sagte sie. Ihr Vater allerdings – auch das sagte Sitte – habe nicht die bestmögliche Palliativmedizin erhalten.



Das Sterben muss in Deutschland leichter werden. Darin immerhin waren sich alle Abgeordneten einig. Fast keine Rede kam ohne ein Plädoyer für einen Ausbau der Palliativmedizin aus, jener Medizin, die nicht nur Schmerzen lindert, sondern auch die Menschen in ihren Ängsten auffängt. Und so zeichnete sich im Parlament ab, dass die Abgeordneten ganz unabhängig von dem Ausgang der Sterbehilfedebatte hier Großes bewegen könnten. Gesundheitsminister Gröhe etwa sah sich schon vor einigen Tagen genötigt, Vorschläge für einen Ausbau der Palliativmedizin vorzulegen, wofür ihm die Abgeordnete Reiche nun „aufrichtig“ dankte.



Die Grüne Scharfenberg hatte dann mit sicherem Gespür für die Kraft solcher parlamentarischen Aussprachen gleich noch einen eigenen Wunsch: Das Parlament könnte doch auch mal vier Stunden über die Pflege diskutieren, schlug sie vor. Das habe sie in ihren neun Jahren als Abgeordnete noch nicht erlebt.

Der Herr Pfarrer und sein Mann

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Ist es die Liebe, die uns antreibt? Die Frage kommt von Pfarrer Jörg Zabka. Es ist Sonntagmorgen in Berlin, Zabka steht im schwarzen Talar in der Kirche und predigt. Ein schlichter Neubau, durch die Milchglasfenster fällt Licht. Zabka sagt, dass viele von der Bibel wissen wollten, was richtig sei und was falsch. Aber darum gehe es nicht. Sondern darum, „was die Liebe uns bietet“. Die Kirchenbesucher nicken. Ältere Damen sind gekommen, ein Ehepaar, ein, zwei junge Leute.


So weit, so alltäglich. Doch an dem Pfarrer der Martin-Luther-Gemeinde in Berlin-Lichterfelde ist nichts Alltag. Jörg Zabka ist schwul und lebt mit seinem Mann zusammen. Der ist ebenfalls Pfarrer. Um es vorwegzunehmen: Ihre Liebe zu leben war schwieriger, als sich das in Predigten über die Liebe so anhört. Alles andere als ein Sonntagsspaziergang. Doch erst einmal kramt die Gemeinde die Gebetbücher hervor und singt Lied Nummer 600. „Meine engen Grenzen“, heißt es. Meine engen Grenzen bringe ich vor dich, wandle sie in Weite, Herr erbarme dich.




Ratspräsident der EKD Heinrich Bedford-Strohm: die Akzeptanz für Homosexualität muss tiefer in der Kirche verankert werden.


Grenzen sind das Stichwort. Im Gegensatz zur katholischen ist die evangelische Kirche in vielen Dingen sehr weit. Frauen sind Pfarrerinnen, es gibt schwule Pfarrer. 2001 wurde beschlossen, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zu stärken, schwule und lesbische Paare können sich segnen lassen. Und im neuesten Familienpapier aus dem Jahr 2013 steht, dass die Ehe zwischen Mann und Frau nicht die alleinige Norm sein müsse. Doch zwischen Ideal und Wirklichkeit liegen auch in der reformierten Kirche himmelweite Unterschiede.


Jörg Zabka, 46, Dreitage-Bart, buschige Augenbrauen, kann ein Lied davon singen. Nach dem Gottesdienst radelt er nach Hause, eine kleine Wohnung in einem Klinkerbau. Eigentlich sollte er in dem großen, hell getünchten Gebäude gegenüber leben, das ist das Pfarrhaus. Doch das durfte er nicht. Weil er mit einem Mann dort einziehen wollte. Ein Pfarrhaus, das ist auch nach evangelischen Vorstellungen ein Ort für den Pfarrer, seine Gattin und vielleicht die Pfarrersköchin. Aber nicht für einen Herrn Pfarrer und seinen Mann.


Der wartet schon zu Hause. Begrüßungskuss, Alexander Brodt-Zabka, Jahrgang 1968, jungenhaftes Gesicht, trägt noch sein schwarzes Collarhemd. Er hatte selbst gerade Gottesdienst, in einer Gemeinde in Kreuzberg. Er hat ebenfalls gepredigt, dass nicht alles, was geschrieben steht, richtig sein muss. Die beiden haben gemeinsam an dem Text gearbeitet, das machen sie oft. Brodt-Zabka fallen meistens gute Anfänge ein. Wie dieser: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ Das heißt? Es gehe darum, den Geist zu spüren, sagt Brodt-Zabka. „Manchmal ist es gut, dass die Liebe zu einem Menschen etwas anderes fordert als Gesetze.“


Auf die Buchstaben berufen sich in der Kirche die Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe. Die acht evangelischen Altbischöfe etwa, die 2011 erklärten, Homosexualität sei gegen die Bibel. Weil dort steht, man soll ein Fleisch werden als Mann und als Frau. Alles andere will Gott angeblich nicht. Homosexuelle, so die Bischöfe, hätten in einem Pfarrhaus nichts verloren.


Aber erst einmal zur Liebe. Kennengelernt haben sich die beiden Männer 2004 im Internet, in einem Chat für Kirchenleute. Jörg Zabka hatte in Berlin seine erste Stelle als Pfarrer angetreten, Alexander Brodt lebte in Hessen. Schnell wussten sie: Das könnte etwas werden. Ebenso schnell war klar: Das könnte schwierig werden.


Die beiden sitzen auf dem Balkon ihrer kleinen Wohnung. Rundherum viel Grün, Altbauten, Kopfsteinpflaster, eine gediegene, etwas verschlafene Gegend im Berliner Südwesten. Es gibt Kaffee und Kuchen, Jörg Zabka hat das Hochzeitsalbum geholt. Auf den Fotos sieht man die Kirche in Hessen, in der sie vor acht Jahren den Trausegen erhielten. Das Gutshaus, in dem die Party war, mit Regenbogenfahne. Sie seien verheiratet, sagt Brodt-Zabka, darauf legen sie Wert. „Denn so fühlen wir uns und nicht verlebenspartnerschaftet.“ Dazu gehört, denselben Namen zu tragen. Alexander Brodt nahm einen Doppelnamen an, dazu riet die Mutter. Weil es bei Pfarrern wie bei Künstlern ist, man verbindet sie mit einem Namen.


Die beiden sprechen wohlüberlegt, ohne einander ins Wort zu fallen, man merkt, dass sie es gewohnt sind zu reden. Zusammen strahlen sie eine Form von Einigkeit aus, die man nur hat, wenn man viel durchmachen musste. Den Arbeitsalltag in der Kirche zum Beispiel. „Bei meiner ersten Stelle musste ich zuvor im Kirchenvorstand sagen, dass ich schwul bin“, sagt Brodt-Zabka. „Das ist schmerzhaft, weil man sich nackt macht.“ Jörg Zabka sagt, als er Pfarrer wurde, seien zwar die meisten in der Gemeinde froh gewesen, „einen jungen, dynamischen Pfarrer zu bekommen“. Aber es gab auch Austritte und Unterschriftenaktionen, und die Leute sagten: Das kann man den Senioren nicht zumuten. Ein Gemeindekirchenrat legte seinetwegen das Amt nieder.


Und das ist nichts gegen das, was Zabka erlebte, als er seine Heiratspläne verkündete. Der zuständige Personaldezernent der Landeskirche Berlin-Brandenburg sagte, er werde zwar nicht von sich aus nachforschen, wer mit Zabka im Pfarrhaus lebt. Aber wenn es aktenkundig werde, dass es ein Mann ist, gebe es ein Disziplinarverfahren. So etwas sei üblich, heißt es beim Verein Homosexuelle und Kirche (HuK), der sich für kirchliche Rechte von Schwulen und Lesben einsetzt. Solange die Dinge unter der Decke bleiben, würden sie toleriert. Sobald schwule Pfarrer ihre Beziehungen aber offiziell machen, würden sie in der Kirche zu einem Politikum, an dem sich die Verantwortlichen stören.


Bei Zabka zweifelte man daran, ob er überhaupt für das Amt des Pfarrers tauge. Ein Pfarrer müsse nun mal im Pfarrhaus leben, und wenn er das nicht tue, sei er kein Pfarrer. Jörg Zabka sagt, das sei wie früher bei den Frauen, deren Emanzipation er mit der von Lesben und Schwulen vergleicht. Als die ersten Pfarrerinnen ihren Dienst antraten, hieß es auch, sie sollen zölibatär im Pfarrhaus leben.


Draußen rauscht die S-Bahn vorbei. Zabka hat schon als Kind an dieser Linie gewohnt, allerdings auf der anderen Seite der Stadt, im Osten Berlins. Seine Jugend in der DDR war bestimmt von einem doppelten Außenseitertum. In der Kirche zu sein und homosexuell zu sein, auf dem Schulhof wurde er abwechselnd als Schwuler und als Christ beschimpft. Seine Eltern hatten vor allem mit der Kirche Probleme. Sie schärften Zabka ein, nicht darüber zu reden, sie fürchteten Repressalien. Als Zabka begann, Theologie zu studieren, sagten sie: Kind, du verbaust dir deinen Weg. Für Alexander Brodt-Zabka, der in einem Dorf in Hessen aufwuchs, war die Kirche ein Zufluchtsort. Vor dem Gefühl, anders zu sein und damit allein. „Ein anstrengendes Spiel“ sei seine Jugend gewesen, „dass nichts rauskommt, ich nicht entdeckt werde“. Nach dem Coming-out mit 21 wurde es besser, „aber man kann seine Jugend nicht nachholen.“ Wenn Brodt-Zabka die Bibel las, habe er sich „geborgen gefühlt“. Dass ausgerechnet die Kirche, die sie beide als Rettung und Ort der Freiheit empfunden hatten, sich ihrer Liebe entgegenstellte, war für sie schwer zu ertragen.


Und wie leben sie als Pfarrer mit der Bibel, in der es etwa heißt, es sei ein „Gräuel“, wenn „ein Mann bei einem Mann liegt“? Brodt-Zabka sagt, da gehe es um Prostitution im Tempel. Gerade das Alte Testament sei voll mit verschiedenen Lebensmodellen. Da hat ein Mann mehrere Frauen, Menschen bleiben allein, und David sagt über einen Freund: Seine Liebe war mir köstlicher als Frauenliebe.


Die Kirche habe sich weiterentwickelt, sagt Brodt-Zabka. In den meisten Landeskirchen ist die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare möglich, in Hessen und Westfalen ist sie sogar der kirchlichen Trauung gleichgestellt. Das Gesetz zur Lebenspartnerschaft habe dazu viele Anstöße gegeben, sagt Jörg Zabka, „die Kirche ist dem Staat nachgekleckert“. Er frage sich allerdings manchmal, wie weit die Toleranz gehe. Wie „tragfähig das Eis ist“, wenn es in seiner Pfarrei mal ein Problem gibt. „Bei den Frauen war das so: Wenn es gut läuft, ist alles prima. Wenn nicht, hieß es, das ist eine Frau, wir haben es ja immer gewusst.“


Zabka zeigt das Hochzeitsfoto. Die beiden mit einer Rose, Jörg im dunklen Anzug, Alexander mit gelber Krawatte. Zwei Pfarrer in der Kirche, einmal auf der anderen Seite. Sehr emotional sei das gewesen, sagt Zabka. „nicht kämpferisch, ich habe das geschafft“. Überhaupt will Zabka ihre Liebe nicht als Kampf gegen irgendwen verstanden wissen. „Ich wollte einfach mit einer Selbstverständlichkeit meinen Weg gehen, der gut ist.“ Sich nicht immer erklären müssen. Wobei die beiden Pfarrer zwischen vielen Stühlen sitzen. In der Kirche müssen sie dafür kämpfen, als schwules Ehepaar akzeptiert zu werden. Und ihre schwulen Freunde haben Probleme damit, dass sie in der Kirche sind.


Geistliche, die ihre Liebe leben wollen – seit „Die Dornenvögel“ ist das ein Thema für kitschige Filme. Bis es im echten Leben so weit war, hat es gedauert. 2010, vier Jahre nach der Hochzeit, setzte Zabka durch, dass er mit seinem Mann im Pfarrhaus wohnen darf. Das gilt jetzt für alle homosexuellen Pfarrer in Berlin und Brandenburg, in anderen Landeskirchen ist das noch immer umstritten. Die beiden blieben in ihrer kleinen Wohnung, weil das einfacher war. Aber ihr Trauspruch wurde Wirklichkeit. Er stammt aus dem Römerbrief und lautet: „So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“



#Taschengate

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Ungemach kann also auch jenen treffen, der solch schöne Sätze sagt wie : „Der Mitarbeiter bekommt das Geld, damit er leben kann – damit er es sich leisten kann, bei uns zu arbeiten. Damit er sich wertgeschätzt fühlt.“ Götz Werner, der Gründer des Drogeriekonzerns „dm“ spricht so. Für ihn, den überzeugten Anthroposophen, gilt: Der Einzelne darf sich nicht zu wichtig nehmen – dann leben alle gut. Als Konsequenz dieses freundlichen Weltbildes spielen bei dm selbst die Tüten eine tragende Rolle: „Für uns ist es besonders wichtig, dass unsere Einkaufshelfer nicht nur preiswert, stabil und optisch ansprechend sind, sondern auch zu unserer nachhaltigen Philosophie passen.“ Die Stoffbeutel wurden bisher vorwiegend in Deutschland gefertigt, beim Augsburger Modelabel „Manomama“.



Die Drogeriekette dm soll ihre Tüten in Indien gefertigt haben lassen.

Und dann so etwas: Plötzlich kommen die Taschen auch aus Indien. Der Bloggerin Pia Drießen fiel das auf. Eine aufmerksame Konsumentin, die nachforschte, was es damit auf sich hat und auf den Produktionsort Tirrupur stieß. Den hat dm vorbildlich ausgeschildert auf seiner „Pfadfinder“-Internetseite, bei der Kunden über die Herstellungsorte informiert werden. Tirrupur, das ist ein weltweites Textilzentrum, aber eines, in dem auch 120000 Kinder und Jugendliche unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten müssen; ihnen wird der Kontakt mit ihren Familien verboten, sie müssen teils 70 Stunden arbeiten und ihre Aufseher belästigen sie, so beschreibt die Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes die Zustände.


Ausgerechnet dort lässt dm nun seine Taschen fertigen? Der Konzern, der die „Singenden Kindergärten“ ins Leben gerufen hat. Und der Hebammen unterstützt – vielleicht auch, weil die dann Mütter zum Windelkaufen zum Sponsor schicken, aber es ist ja trotzdem nett. Ist das alles nur Camouflage und dahinter steckt ausbeuterisches Gewinnstreben? Drießen fragt das und zahlreiche andere Kunden sind empört: „2€ für einen Stoffbeutel aus Indien verlangen...die Chuzpe muss man haben“, heißt es bei Twitter. Ein anderer spekuliert dort, dass nun vielleicht ein #Taschengate über dm hereinbreche.


Nun, so dürfte es wohl nicht sein. Ausgerechnet bei gesellschaftlich engagierten Unternehmen ist die Aufmerksamkeit oft am größten, während diejenigen, die alles schleifen lassen und nur auf den Profit schauen, unbeachtet bleiben.

Doch nur weil manche Länder schwierige Produktionsbedingungen haben, sollten sich westliche Firmen ja nicht dort zurückziehen. Darauf stellt auch dm ab: „In der Diskussion zur Entwicklungshilfe wird oft kritisiert, dass aus den Dritte-Welt-Ländern lediglich Rohstoffe bezogen werden, die Veredelung aber bei uns stattfindet“, schreibt Christoph Werner, als dm-Geschäftsführer verantwortlich für die Beschaffung. Das Unternehmen wolle aber in Indien nicht nur Baumwolle pflücken lassen. Sondern dort auch fertigen lassen – und zwar unter ordentlichen Bedingungen. Entsprechend seien die Taschen von der Global Organic Textile Standard Group zertifiziert, die herstellerunabhängig nach ökologischen und sozialen Kriterien prüft. „Das erscheint uns im Zuge einer globalen Arbeitsteilung zukunftsfähig und richtig“, schreibt Werner. Wobei Nachbohren freilich nie schadet. Und noch, um die Kritiker ganz zufrieden zu stellen, zwei Antworten fehlen: Wieso ist das Design offenbar ungefragt kopiert worden – und verdient dm nun mehr an diesen Taschen als an den „deutschen“?



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