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Tagesblog - 29. Oktober 2014

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18:44 Uhr: So, ich muss jetzt noch auf einen Termin - Kathrins Text mussten wir jetzt leider auf morgen schieben, der war schon müde und musste ins Bett! Euch allen einen schönen Abend, bis morgen (und was Nadja mit Gifs kann, kann ich schon lange!!!)
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18:09 Uhr: Ihr ahnt es ja schon - jetzt haben Gregor und ich unseren Text endlich fertig und deshalb musstet ihr leider ewig warten. Wir präsentieren: Unsere Sammlung der schönsten Studien und Meinungen über "Diese Jugend von heute", die laut unserer Bildungsministerin ja unpolitisch und apathisch ist. (Charlotte)




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17:03 Uhr:
Nun ist es folgendermaßen: Ich muss gleich los, aber es warten noch zwei Texte auf euch. Darum wede ich den Tagesblog jetzt übergeben an Charlotte "ich übernehme!" Haunhorst, die euch diese beiden Texte dann noch ankündigt und euch daraufhin in den Abend entlässt. Das kann sie gut und ich kann gehen.
Und weil ja Full-House-Tag ist, sagt Michelle Tanner schon mal Byebye: [plugin imagelink link="https://38.media.tumblr.com/535bc9f9310abf7564a93bd608ea876c/tumblr_mvkk7pEnPN1qck0ryo1_500.gif" imagesrc="https://38.media.tumblr.com/535bc9f9310abf7564a93bd608ea876c/tumblr_mvkk7pEnPN1qck0ryo1_500.gif"]

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16:16 Uhr:
In den USA gibt es ein Mem namens "Old Economy Steve". Man soll ja keine Witze erklären und darum auch keine Memes, aber kurz zusammengefasst geht's dabei um den alten weißen Mann, der einem heute schlaue Sprüche übers Leben und die Arbeit drückt, weil er nicht checkt, wie leicht er es damals hatte und wie anders heute alles ist. Beispiele:
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Lars (ihr wisst schon, der mit dem Hass, der mal in Köln gewohnt hat) hat dieses Mem auf Deutschland umgeschrieben und wir haben dann ein bisschen herumerfunden, weil es so viel Spaß macht. Old Economy Steves deutscher Cousin heißt Babyboomer-Bernd und ist zum Beispiel so:
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Ich find das so witzig, ich lach nur noch!

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15:59 Uhr: Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, hat heute den aktuellen Migrationsbericht vorgestellt, Schwerpunktthema Arbeit und Ausbildung. Und so richtig besser wird da leider nix. Menschen mit Migrationshintergrund haben in Deutschland immer noch schlechtere Chancen im Bildungssystem und sind immer noch doppelt so oft arbeitslos wir der Rest der Bevölkerung.

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15:34 Uhr:
Wieder da. Hab mir grade Lava angeschaut. Weil: Auf Hawaii kriecht welche ganz langsam auf eine kleine Ortschaft zu. Die Bewohner müssen evakuiert werden. Und ich bin so ein bisschen schaurig-fasziniert von den Fotos und deren Weltuntergangsstimmung:
[plugin imagelink link="http://images.derstandard.at/2014/10/29/hawaii7.jpg" imagesrc="http://images.derstandard.at/2014/10/29/hawaii7.jpg"]
[plugin imagelink link="http://images.derstandard.at/2014/10/29/hawaii.jpg" imagesrc="http://images.derstandard.at/2014/10/29/hawaii.jpg"]
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14:38 Uhr:
People, ich muss euch jetzt mal ein bisschen alleine lassen, weil ich einen Termin (mit dem geheimnivollen Namen "Der Sound") habe. Trinkt doch mal einen Kaffee, ich tu's auch.

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14:07 Uhr:
Der Studentenatlas hat uns schon nach München, Berlin und Hamburg geführt - diese Woche ist Köln dran. Das freut mich als ehemalige Bonner Studentin, die wie alle Bonner Studenten dauernd "Ich habe ein Semesterticket und die Züge fahren eh die ganze Nacht, ich bin dann mal kurz in Köln"-Ausflüge gemacht hat, natürlich besonders. Lars, ehemaliger Kölner Student mit "Köln, da will ich irgendwann wieder hin zurück"-Traum, hat für uns aufgeschrieben, welches Viertel was zu bieten hat.



Kölle am Rhing

Und jetzt alle:
http://www.youtube.com/watch?v=QBynvIk0U68

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13:52 Uhr:
Gestern habe ich einen Text gelesen und war so gerührt, dass ich ihn euch auch heute noch ans Herz legen kann: "The Sad, Weird World of Unseen YouTube Videos".

[plugin imagelink link="http://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--0qDJmc4W--/orhwxoapssylzn8sob5e.jpg" imagesrc="http://i.kinja-img.com/gawker-media/image/upload/s--0qDJmc4W--/orhwxoapssylzn8sob5e.jpg"]Es geht, wie der Titel schon sagt, um YouTube-Videos, die noch nie jemand angeschaut hat.

Die Autorin Ashley Feinberg schreibt:

What I found was a raw, earnest portrait of humans at their most vulnerable—either because they thought no one was looking or because they so badly wanted someone to, and no one ever did. Until now.

Sie hat sich auf Petit Tube ganz viele Videos angeschaut, das ist quasi das Forgotify für YouTube-Content.

Ich habe das mal getestet und in den letzten Minuten Folgendes gesehen:

Das um 90 Grad gedrehte Video eines Mädchens auf einem Trampolin. Mit zu viel Wind.

Irgendwas mit Brüsten und Beinen. Fast ohne Köpfe.

Was zu Dunkles. Klingt nach Jugendlichen.

Mister Assur, le Comparateur Indépendant.

Das traurigste Geburtstagsvideo der Welt.

Danach hab ich aufgehört.

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12:40 Uhr:
Essen jetzt!

Und immer noch "Full House"-Tag:
[plugin imagelink link="http://media1.giphy.com/media/eSQKNSmg07dHq/giphy.gif" imagesrc="http://media1.giphy.com/media/eSQKNSmg07dHq/giphy.gif"]
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12:23 Uhr:
Video, das grade alle teilen und gucken: Eine Frau ist zehn Stunden lang durch New York gelaufen und hat dabei gefilmt. Sich und jede einzelne blöde Anmache.
https://www.youtube.com/watch?v=b1XGPvbWn0A

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12:00 Uhr:
Neu auf der Startseite: Die schöne "Mensch, ärgere dich nicht"-Kolumne aus dem "Uni&Job"-Magazin. Diesmal hat Jakob mit Boys Noize alias Alexander Ridha gespielt, der es manchmal schwer nahm, wenn Jakob eine seiner Figuren schmiss. Dann rief er nämlich: "Der ganze Weg umsonst!"




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11:33 Uhr:
Superfix telefoniert, muss trotzdem superfix weitermachen, aber für zwischendurch: zehn Busse, die denken, dass sie Komiker sind. So süß.
[plugin imagelink link="http://r.fod4.com/o=85/http://p.fod4.com/p/media/380ce759b7/ayxy9tTR8uYQFvU1jTQ6_WMLow.jpg" imagesrc="http://r.fod4.com/o=85/http://p.fod4.com/p/media/380ce759b7/ayxy9tTR8uYQFvU1jTQ6_WMLow.jpg"]

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11:08 Uhr:
Wah, schon nach elf! Konferenz war superlang und ich muss superdringend ein Telefonat führen, danach melde ich mich wieder, bin grad in Eile (und, übrigens, in einer ziemlich krassen Full-House-Phase)!!!
[plugin imagelink link="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-07/25/6/enhanced/webdr07/anigif_enhanced-buzz-386-1406282561-4.gif" imagesrc="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-07/25/6/enhanced/webdr07/anigif_enhanced-buzz-386-1406282561-4.gif"]

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09:53 Uhr:
Drei weitere Nachrichten des Tages und ein Ticker:

1. In den USA ist eine unbemannte Raumrakete nach dem Start explodiert. Jetzt wird über die Zusammenarbeit der NASA mit privaten Raumfahrtfirmen diskutiert.

2. Peschmerga-Kämpfer treffen in Kobanê ein.

3. Im Libanon wächst derweil die Angst vor einem Bürgerkrieg.

Ticker: Alle Partygäste rennen zum nächstbesten Holi-Fest, unser Praktikant Gregor findet das als einziger blöd: Was hasst du, was alle lieben?

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09:39 Uhr:
Bevor ich Nachrichten zusammensuche erstmal die Schocker-Nachricht des Tages: In Frankreich häufen sich Angriffe durch Clowns. Das ist so creepy! Wo Clowns doch eh schon so creepy sind! Und bald Halloween ist!

Schlimme Erinnerungen an Filmerlebnisse als Jugendliche kommen hoch:
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/s4Q3geM5T1XCo/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/s4Q3geM5T1XCo/giphy.gif"]

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09:18 Uhr:
Heeey User, Leser, jetzt.de, Welt, guten Morgen! Ich habe ja schon eine gefühlte Ewigkeit keinen Tagesblog mehr geschrieben. Mal sehen, ob ich's noch kann. Vorerst habe ich noch nicht viel geleistet, außer, dass ich auf dem Weg in die Redaktion was gefunden habe, das ein bisschen lustig aber auch ein bisschen traurig ist:



In diesem Sinne: Let's play, dudes!


Süßsaure Geschäfte

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Vielleicht ist Harry Potter an allem schuld. Oder doch Dieter Tschorn. Potter, respektive seine Schöpferin, die Autorin Joanne Rowling, weil die Bücher und Filme über den Zauberlehrling einen weltweiten Hype für Magier und andere schräge Fantasy-Gestalten ausgelöst haben. Tschorn, 74, hingegen könnte schuld sein, weil er vor genau 20 Jahren ziemlich strategisch damit begann, einen ursprünglich keltischen Grusel-Brauch in Deutschland einzuschleppen, an dem sich die Geister scheiden: Halloween. „Ich schreibe mir den Erfolg schon auf meine Fahnen“, sagt Tschorn, Harry Potter hin oder her.

Für manche Menschen ist das süßsaure Getue um die Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November einfach nervig; Kirchenvertreter sehen darin sogar gotteslästerlich-satanistisches Treiben. Für Tschorn und seine Kollegen von der Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) ist Halloween vor allem ein riesiges Geschäft. Mehr als 200 Millionen Euro werden nach Tschorns Schätzungen in diesem Jahr mit Produkten für den Grusel-Event umgesetzt. Und zwar quer durch mehrere Branchen.



Halloween ist ein riesiges Geschäft

Spielwarenhändler verkaufen Zombie-Kostüme, Süßwarenhersteller Monsteraugen und Skelette aus Fruchtgummi, Bäcker bieten Geisterkrapfen an und Metzger Halloween-Würstchen. Kneipen laden zu Kostümparties, Freizeitparks verlängern mit dem Spektakel die Sommersaison. Ein Molkereikonzern hat freundliche Totenköpfe auf seine Milchshake-Flaschen gedruckt und ein Kochportal im Internet empfiehlt neben unzähligen Kürbiss-Gerichten „Halloween-Schimmelbrot“: Baguette-Scheiben, verziert mit ekliger Lebensmittelfarbe. „Wir haben einen echten Kult losgetreten, der inzwischen ein Wirtschaftsfaktor geworden ist“, freut sich Tschorn.

Und das kam so.

Zu Beginn der neunziger Jahre fiel der Karneval aus, weil die deutschen Narren nicht lustig sein wollten angesichts des ersten Golfkrieges. Vor allem in Spielwarengeschäften lagen massenweise Kostüme rum, die keiner haben wollte. Die Branche plagt zudem seit langem ein Problem. Ihr Geschäft konzentriert sich extrem auf wenige Wochen vor Weihnachten, in denen viele Händler mehr als die Hälfte ihres Jahresumsatzes erwirtschaften. Da kam ein neuer, verkaufsfördernder Anlass recht.

Tschorn gebar und propagierte die Idee, Halloween aus den USA und Irland zu importieren, wo „All Hallows’ Eve“, die Nacht vor dem kirchlichen Allerheiligen also, schon sehr lange als Mix aus morbidem Volksbrauch und Kelten-Karneval zelebriert wird. Angebot schafft Nachfrage, und nachdem Tschorn im Lauf der Jahre immer mehr Kollegen vom gewinnbringenden Spuk überzeugen konnte, nahmen die Geschäfte Fahrt auf. „Die Zeit war dafür reif“, sagt Tschorn.

Also begannen auch die Deutschen damit, Kürbisse auszuhöhlen, ihnen Grimassen einzuschnitzen und sie von innen mit einer Kerze auszuleuchten. Und sie schicken ihre verkleideten Kinder zum Süßigkeitenschnorren in die Nachbarschaft.

Eine halbe Million Halloween-Kostüme, etwa 110 000 Perücken und 200 000 Hüte verkaufte der Handel 2013, dazu Masken, Grusel-Schminke und andere Accessoires. Das meiste wird in Asien produziert; immer mehr Ware kommt auch aus Osteuropa. Profiteure sind auch Gemüsebauern. Galten Kürbisse lange Zeit als Arme-Leute-Gemüse, kauften Privathaushalte allein vor Halloween 2013 davon 15 300 Tonnen.

Bisweilen hört der Spaß schnell auf. Die US-Handelskette Walmart bot jetzt „Fat Girl Costumes“ an, Halloween-Verkleidungen für übergewichtige Frauen. Im Internet war die Hölle los; Walmart entschuldigte sich und stoppte die Aktion. Die Fast-Food-Kette Subway zog nach Protesten einen Werbespot zurück, bei dem Frauen zum Abnehmen aufgefordert wurden, um in sexy Halloween-Kostüme zu passen.

Vor allem aber bangen die Kirchen um die Aufmerksamkeit für den Reformations- und den Allerheiligentag. Polnische Bischöfe prangerten Halloween als satanische Verführung Minderjähriger an. Für „kommerziellen Humbug“ hält die frühere Landesbischöfin Margot Käßmann das Treiben. Halloween geht auf ein keltisches Fest vor 2500 Jahren zurück, in dem Samhain gehuldigt wurde, dem Fürsten des Totenreiches.

Mancherorts allerdings versucht die Kirche auch Halloween für sich zu nutzen. Die evangelische Kirche in Norddeutschland etwa versüßt ihre Kampagne zum Reformationstag mit „Lutherbonbons“. Erhältlich im Online-Kirchenshop, 500 Gramm für 4,50 Euro.

Der Rechner der Zukunft

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Ein Laptop, der tagelang ohne Aufladen durchhält. Ein Handy, das ganze Filmbibliotheken speichern kann. Computer, die sofort nach dem Einschalten bereit wären, bei denen man nichts starten oder stoppen müsste, nein, jedes Programm, jede Datei wäre einfach da. Sofort. Sanduhr ade. Das wären doch Geräte, von denen nicht nur Technik-Nerds träumen. Und sie könnten schon in ein paar Jahren in den Regalen stehen, wenn Forschung und Industrie Erfolg haben mit ihren Ideen.

Zum Beispiel von HP. Der Silicon-Valley-Pionier will den Computer neu erfinden. Von winzigen Sensoren bis hin zum Superrechner – die neue Technologie (siehe links), die HP selbstbewusst, aber auch ein wenig irreführend The Machine nennt, könnte all diese Geräte künftig um einige Größenordnungen schneller und kleiner, dazu noch viel energiesparender machen. „Die neue Technik gibt uns die Gelegenheit, die Art und Weise zu überdenken, wie wir Computer bauen“, sagt Kirk Bresniker, der Chief Architect für das Projekt The Machine.

Es wird auch höchste Zeit, etwas zu ändern. Denn die bisher verwendete Technik stößt in spätestens ein, zwei Jahrzehnten an ihre physikalischen Grenzen. Dann wäre es vorbei damit, dass bezahlbare Computerchips seit den 1960er-Jahren etwa alle anderthalb Jahre doppelt so schnell rechnen wie ihre Vorgänger. Lange hat das funktioniert, und noch länger arbeiten Computer nach der immer gleichen Methode: „Wir haben mal ein bisschen in den Archiven gegraben“, erzählt Bresniker, „da gab es tatsächlich schon vor Jahrzehnten einen britischen Rechner, der im Grunde nach demselben Prinzip gearbeitet hat wie die von heute.“



Lerncomputer aus den 80ern: Wie sieht der PC der Zukunft aus?

Die Technik nach dem alten Design aus dem vorigen Jahrhundert ist aber nicht mehr fit für eine ihrer wichtigsten Aufgaben: nämlich die unvorstellbar großen Datenmengen zu bewältigen, die entstehen, wenn nicht nur Menschen miteinander kommunizieren, sondern auch Maschinen. Intelligente Autos, Haushaltsgeräte, Körpersensoren und vieles andere mehr – die Datenmenge, die von solchen Geräten produziert wird, steigt ständig. Das aber ist erst der Anfang dieser Entwicklung. Schon in wenigen Jahrzehnten könnten 300 Milliarden solcher intelligenten Geräte im Einsatz sein, sagt Bresniker. „Das wird unsere Welt sein, und alle diese Geräte produzieren Unmengen an Daten.“

Doch diese Daten zentral zu sammeln und auszuwerten, so wie man sich das bisher stets vorgestellt habe, werde kaum funktionieren, glaubt Bresniker. Weder gebe es genug schnelle Leitungen, die Daten alle zu übertragen, noch unbegrenzt Rechenzentren, sie auszuwerten. „Denn“, so sagt der Experte, „das Auswerten muss ja schnell gehen, damit man aus den Daten auch Schlüsse ziehen und etwas unternehmen kann.“

„Das ökonomischere Modell wäre: Die Daten bleiben draußen bei dem Gerät“, sagt Kirk Bresniker, „dort laufen Algorithmen, die die Daten auswerten und bloß noch das Ergebnis weitergeben. Das könnte viel Platz in den Netzen und Energie sparen.“

Um das zu erreichen, muss aber nicht nur die Hardware fundamental verändert werden. Denn die besten Bauteile sind nur so gut wie die Programme, die mit ihnen arbeiten. Doch das ist kein leichtes Unterfangen, weiß Bresniker. „Wir müssen zu den mathematischen Grundlagen zurückkehren. Software wurde bisher immer nur in einer Richtung entwickelt“, nach dem Modell, mit dem Computer bisher arbeiteten mit Input/Output, Speicher und Recheneinheit. Wie schwer es ist, das zu verändern, zeigt sich daran, dass Software schon die Fähigkeiten heutiger Chips meistens nicht richtig nutzt. Die Mehrzahl moderner Prozessoren haben nämlich mehrere Rechenkerne, die parallel arbeiten könnten. Meistens tun sie es aber nicht, einfach weil die Programmierer schlicht nicht wissen, wie sie ihre Programme parallelisieren können. Kirk Bresniker räumt daher auch ein: „Bei der Software kratzen wir erst an der Oberfläche.“

Software, die ganz anders an die Daten herangeht, ist aber künftig unverzichtbar, wenn die Daten und die damit verbundenen Möglichkeiten ins nahezu Unermessliche steigen. „Was sollen wir tun, wenn wir plötzlich Petabytes oder gar Exabytes an schnellem Speicher haben?“, fragt der Forscher aus Palo Alto. Um die Dimension klar zu machen: Ein Exabyte, das sind 1000000000000000000 Bytes. Die digitale Ausgabe des Brockhaus mit allen Texten, Bildern und Videos könnte man darauf eine Milliarde Mal speichern. Eine ungeheure Datenmenge – und sie läge in einem Speicher vor, auf den Prozessoren über optische Verbindungen um Größenordnungen schneller zugreifen könnten als jetzt auf den sündteuren Speicher direkt auf dem Prozessorchip.

Die Umwälzung, die das mit sich bringt, wird aber nicht von heute auf morgen und nicht auf einmal passieren. Bresniker glaubt, dass die neue Computertechnik Schritt für Schritt eingeführt werden wird. Den Anfang könnten Speichersysteme machen, die mit neuen Chips, sogenannten Memristoren, arbeiten. „Das könnte in fünf Jahren so weit sein“, sagt der Forscher, „manche Software wird dagegen länger brauchen.“ Aber auch bei der Hardware kann es durchaus Verzögerungen geben. HP musste die Serienfertigung von Memristoren bereits verschieben. Und andere Firmen und Forscher arbeiten an konkurrierenden Techniken. Stan Williams, der die Forschung am Memristor bei HP leitet, befürchtet schon länger, dass sich am Ende eine technisch schlechtere Lösung durchsetzen könnte – einfach weil sie schneller auf dem Markt ist.

Denn auch andere Firmen forschen an Möglichkeiten, wie man die Entwicklung von Computern und deren Chips vorantreiben kann. Das amerikanische Start-up-Unternehmen Crossbar etwa hat ein ähnliches Speicherverfahren namens RRAM vorgestellt, das auf einem Chip von der Größe einer Briefmarke ein Terabyte Daten speichern kann und das dabei 20-mal schneller arbeitet und 20-mal weniger Energie schluckt als heute verfügbare Speicher. Noch sind zwar eine Reihe von technischen Hürden zu nehmen. Dass Computer früher stets hochfahren mussten, das werden unsere Enkel aber wohl nur noch vom Hörensagen kennen.

Kein Spaß

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Manche Menschen gruseln sich vor Spinnen, andere vor engen Räumen, wieder andere gruseln sich vor Figuren mit weißem Gesicht, rotem Kraushaar und riesigem Mund. Die Medizin hat dafür ein Wort: „Coulrophobie“ nennt sich die Angst vor Clowns, von der Kinder wie Erwachsene betroffen sein können. Die Symptome reichen von der Vermeidung von Zirkusbesuchen bis zu Schweißausbrüchen und Panikanfällen. Mit der Phobie, das steht fest, ist nicht zu spaßen.



Clowns waren schon immer Teil der Horror-Kultur. In Frankreich nutzen Kriminelle nun diesen einschüchternden Effekt.

Zumindest eine Teilschuld trifft die Kulturindustrie. Da ist der ewig grinsende Joker aus „Batman“, der aus purem Spaß unschuldige Menschen ermordet. Und das Böse in Stephen Kings Gruselroman „Es“, das bevorzugt in der Gestalt des Clowns Pennywise auftritt, weil es dadurch anziehend auf die kleinen Kinder wirkt, die es zu töten pflegt. In Frankreich ist dieser Widerspruch aus Spaß und Horror in ein und derselben Person gerade dabei, ein größeres Thema zu werden: Seit Mitte Oktober häufen sich über das ganze Land verteilt Attacken durch Clowns. Erst am Montag haben zwei Jugendliche in einem Vorort von Paris eine Frau angegriffen – am helllichten Tag, komplett als Clowns kostümiert und mit einer Beil-Attrappe bewaffnet. Die Frau blieb unverletzt, die Angreifer konnten zunächst flüchten.

Einer der beiden, ein 14-Jähriger, wurde kurze Zeit später festgenommen. Er hatte noch weiße Schminke im Gesicht.

Etwa zeitgleich ereignete sich ein ähnlicher Vorfall wenige Kilometer entfernt: Zehn Personen mit weißen Grinse-Masken überfielen in der Bahnhofsgegend drei junge Leute und stahlen deren Handys. Erst zwei Tage zuvor hatte die Polizei im südfranzösischen Agde 14 als Clowns verkleidete Jugendliche festgenommen, die mit Pistolen, Messern und Baseball-Schlägern bewaffnet waren. Beunruhigte Passanten hätten den Notruf gewählt, als sie den bewaffneten Kostümträgern begegneten, berichtet die Zeitung Le Monde. Die jungen Männer seien nach einer Nacht in Gewahrsam wieder frei gelassen worden.

Es gibt zahlreiche weitere Fälle in ganz Frankreich. Mal handelt es sich um Einzelpersonen, mal um Gruppen, mal laufen die Clowns mit Waffenattrappen herum, mal werden sie tatsächlich straffällig. Die Polizei sah sich deshalb genötigt, wegen „aggressiver Clowns“ zu erhöhter Wachsamkeit aufzurufen. Wer einen Clown sehe, solle sich nicht scheuen, den Notruf zu wählen, heißt es in einer Behördenmitteilung. Französische Medien sprechen angesichts der Angriffe gar von einer „Mode“, die sich über soziale Netzwerke im Internet verbreite – und die angesichts des nahen Halloween-Fests immer größer werde. Weshalb viele hoffen, dass der Spuk bald wieder vorbei sein könnte: Halloween ist am Freitag.

Derweil bereitet der Polizei aber auch eine Gegenbewegung Sorgen: Im Internet wird zur „Jagd auf Clowns“ aufgerufen. Beamte haben bereits mehrere selbsternannte Ordnungshüter festgenommen, die mit Waffen ausgerüstet waren.

Ihren Anfang soll die Sache in den USA genommen haben, dort, wo Joker und Pennywise zu Hause sind. Ein Künstlerehepaar, heißt es, habe sich für ein Projekt an verschiedenen Orten einer kalifornischen Kleinstadt im Clownskostüm fotografiert. Die Fotos stellten die beiden ins Netz – und inspirierten damit zahlreiche weitere Menschen, in teils absurd gruseliger Verkleidung zu posieren. Es gibt Fotos von Clowns vor dem Supermarkt, Clowns auf dem Spielplatz, vor der Schule. Nachdem das Gerücht aufkam, mindestens einer davon sei bewaffnet, trauten sich viele Einwohner nachts nicht mehr auf die Straße. Gefasst wurde bislang niemand.

Und die echten Clowns? Sie leiden unter ihren gruselig daherkommenden Nachahmern. „Das Beste wäre, die Leute würden aufhören, über sie zu sprechen“, zitiert der britische Guardian einen Berufsclown, der in Krankenhäusern und Betreuungseinrichtungen auftritt. „Es handelt sich hier um eine schreckliche Entwicklung“, klagt ein anderer Profi. Zum Clownsein gehöre schließlich weitaus mehr als nur ein buntes Kostüm. „Es braucht schon ein künstlerisches Ziel.“

Dass Clowns ohne offensichtliches Ziel ein ungutes Gefühl auslösen können, zeigte sich schon vor ziemlich genau einem Jahr, als ein verkleideter Unbekannter in der britischen Stadt Northampton auftauchte. Einen Monat lang trat die Figur mit weißem Gesicht, roter Nase und rotem Haarkranz in unregelmäßigen Abständen in der Öffentlichkeit auf. Im Gegensatz zu seinen französischen Kollegen tat er aber nichts Unrechtes. Er stand nur schweigend herum oder schlenderte ein Stück. In seinen Händen trug er keine Waffen, sondern mal einen Luftballon, mal einen Teddybären. Und obwohl er offensichtlich friedlich war, beruhigten sich die Einwohner erst, als seine Identität – es handelte sich um einen 22-jährigen Studenten – geklärt war.

Man kann ja nie wissen, wer oder was sich hinter so einer Clownsmaske verbirgt.

Kurzschluss

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Es ist klar, warum Ungarns Premier Viktor Orbán das Internet besteuern will: Seine Regierung braucht Geld, die Verschuldung ist mit 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weiterhin bedrohlich hoch. Und Orbán mag unkonventionelle Finanzquellen. Er hat Sondersteuern für Telekom- und Energiekonzerne erlassen, Banken mit hohen Abgaben belastet, eine Steuer auf Finanztransaktionen eingeführt, die Mehrwertsteuer auf 27 Prozent erhöht. Und wenn man Kaffee, Sekt und Kinokarten besteuern kann, warum dann nicht die Transaktionen im Internet? Woher rührt der vehemente Protest nicht nur in Ungarn, wo zehntausend auf die Straße zogen, sondern in ganz Europa?



Demonstranten recken ihre Smartphones in die Höhe, um in Ungarn gegen die geplante Internet-Steuer zu demonstrieren. 

Grundsätzlich sei ein solcher Plan weder verwerflich noch verboten, sagt der Münsteraner Medienrechtsprofessor Thomas Hoeren – nur kaum umzusetzen. US-Präsident Bill Clinton habe in den Neunzigerjahren eine „Bitsteuer“ erwogen, um kleineren Medienhäusern zu helfen; in der deutschen Politik wurde damals über Ähnliches diskutiert. Clinton kam davon ab, weil andere große Industriestaaten nicht mitzogen. Das hätte es Amerikanern leicht gemacht, der Steuer zu entkommen. „Und nun versucht es ausgerechnet das kleine Ungarn im Alleingang“, sagt Hoeren, „das ist absurd.“ Das Internet lasse sich territorial nicht abriegeln, „diesen Stein der Weisen wird auch Ungarn nicht finden“.

Konkret will Orbáns Regierung, weltweit zum ersten Mal, pauschal den Datenverkehr belasten, mit etwa 50Cent pro Gigabyte. Maximal, so der Vorschlag, über den das Parlament Mitte November abstimmt, sollen private Nutzer 2,30 Euro im Monat zahlen, die ihnen der Provider in Rechnung stellt. Was aber, wenn Nutzer ihre IP-Adresse ändern oder der Internetanbieter im Ausland sitzt? Dann wird es schwerfallen, das Geld einzutreiben.

Internetpolitisch zielt die ungarische Idee nach Ansicht von Europas Sozialdemokraten genau in die falsche Richtung. „Wir versuchen gerade, das Netz als Teil der öffentlichen Daseinsversorgung zu etablieren“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete Lars Klingbeil. „Wer es auf diese Weise beschränkt, würgt Innovationen ab.“ Diese Steuer werde Investitionen in ungarische Telekommunikations-Infrastruktur hemmen und vor allem Geringverdiener treffen, sagt die SPD-Europaabgeordnete Petra Kammerevert.

Die Schärfe der Kritik erklärt sich aber damit, dass der Plan von einer Regierung stammt, die einen antiliberalen, zunehmend autoritären Staat aufbaut, die oppositionelle Stimmen zu unterdrücken versucht, unter anderem mit einem repressiven Mediengesetz. Nun befürchten viele, dass auch das letzte Reservoir für freie Meinungsäußerung verschwinden soll.

Die scheidende EU-Kommissarin für digitale Kommunikation, Neelie Kroes, hat die Ungarn per Twitter aufgerufen, sich dem Protest anzuschließen. Eine unmittelbare rechtliche Handhabe gegen die Pläne habe sie aber nicht. Noch nicht, sagt Julia Reda, EU-Abgeordnete der Piratenpartei. Schließlich plane die EU einen digitalen Binnenmarkt, der Europas Volkswirtschaften jährlich 260 Milliarden Euro zusätzlich einbringen soll. Dabei könne man ja eine Richtlinie erlassen, die solche Vorhaben wie das ungarische untersage.

Zufrieden, aber desinteressiert

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Berlin – Jahrelang haben Studierende gegen den Bologna-Prozess gewettert, gegen Chaos nach der Einführung von Bachelor und Master und die Verschulung des Studiums. Eine Studie, die Bildungsministerin Johanna Wanka am Dienstag in Berlin vorstellte, zeigt aber: Die Zufriedenheit der Studierenden ist gestiegen. Eine Mehrheit der Befragten beurteilt demnach das Angebot und die Qualität der Lehre positiv; 67Prozent sind mit dem Aufbau ihres Studiums zufrieden, 2001 waren es nur 54 Prozent. Und etwa 70 Prozent gaben an, dass Kernelemente des Bologna-Prozesses – das Credit-Point-System, die Einteilung der Studiengänge in Module und die Qualitätskontrollen – verwirklicht worden sind. Bemängelt wurden fehlender Praxisbezug und volle Lehrveranstaltungen; Pflichtpraktika, Unterricht in kleineren Gruppen und mehr Betreuung stehen ganz oben auf der Wunschliste.



Studenten haben sich mit dem Bologna-Prozess angefreundet. Deswegen lasse politisches Engagement nach, so eine Studie.  

Die Leistungsanforderungen in ihrem Fach empfinden 53 Prozent der Studierenden an Universitäten als hoch oder sehr hoch. An Fachhochschulen sind es nur 36Prozent. Interessant ist, dass sich der zeitliche Aufwand von Studierenden seit 2001 nicht wesentlich verändert hat. Im Durchschnitt verbringen sie gut 30 Wochenstunden mit dem Studieren, das war im Jahr 2001 nicht anders. Tino Bargel, Hochschulforscher und ein Autor der Studie, führt den scheinbaren Widerspruch – eine subjektiv höhere Belastung bei gleichem Zeitaufwand – auf andere Faktoren zurück: auf die Struktur von Studiengängen, aber auch auf selbst oder gesellschaftlich auferlegten Leistungsdruck.

Johanna Wanka wertete die „positive Grundhaltung“ in vielen abgefragten Bereichen als Erfolg von bildungspolitischen Initiativen wie dem Hochschulpakt. Ein Ergebnis der Studie aber findet sie „sehr bedauerlich“: Das politische Interesse von Studenten ist zurückgegangen. 2001 stuften es noch 45 Prozent als sehr stark ein, 2013 waren es nur noch 32 Prozent, Tiefstand seit 1993. Auch in der Hochschulpolitik engagieren sich immer weniger Studenten. Als mögliche Gründe für die Entwicklung nennt die Studie „die zunehmende Komplexität“ von Politik. Sie verweist auch „auf einen allgemeinen Trend zur politischen Passivität und Apathie“, die sich auch bei Studenten ausbreite. Vielleicht haben die Zahlen aber auch etwas mit einem gewandelten Politikverständnis zu tun. Denn die Zahl derjenigen, die mit ihren künftigen Jobs die Gesellschaft verbessern oder anderen Menschen helfen wollen, liegt bei immerhin 43 beziehungsweise
40 Prozent.

Junge Menschen, deutet Forscher Bargel diese Zahlen, seien heute eben besser darin, egoistische und idealistische Motive zusammenzubringen.

Die Studierenden-Survey wird seit Anfang der Achtzigerjahre im Auftrag des Bildungsministeriums von der Universität Konstanz durchgeführt und erscheint in diesem Jahr zum zwölften Mal. Befragt wurden fast 5000 Studierende an 25 Hochschulen.

Viertelkunde: Köln

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Kalk


Das bekommst du hier: das nächste Ehrenfeld - als neues In-Viertel wird Kalk schon seit Jahren gehandelt; einen Stadtteil, in dem es immer noch ein bisschen rauer zugeht; skeptische Blicke deiner Eltern, wenn sie dich besuchen; aber natürlich auch die schon etablierten Gentrifizierungsvorläufer: Kultur- und Musikclubs wie den Club Genau oder die Baustelle Kalk.
Das bekommst du hier nicht: die richtige Rheinseite. Kalk liegt rechtsrheinisch - für Kölner traditionell die falsche Seite, das Wichtige findet linksrheinisch statt. Ein großer Fluss zwischen dir und allem, was in der Stadt passiert, ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig.
Durchschnittsmiete Kalk: 8,30 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)

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Südstadt


Das bekommst du hier: vielleicht das kölschste aller Viertel; am 11.11. und von Weiberfastnacht bis Rosenmontag die schönste Zeit des Jahres; Kölsch-Kneipen mit Stammkunden, Traditionsclubs wie das tsunami, neue Bars wie das Im Schnörres; Alt-68er-WDR-Redakteure als Nachbarn; gute Brillenläden; kleine Theater und Kölns mit Abstand schönsten Park: den Volksgarten
Das bekommst du hier nicht: einen offiziellen Stadtteil. Als "Südstadt" gilt das Areal um den Chlodwigplatz.
Durchschnittsmiete Südstadt: zwischen 10 und 11 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014) 

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Altstadt


Das bekommst du hier: um den Alten Markt und den Heumarkt vor allem Touristen, Touristen, Touristen - und Kölsch-Brauhäuser voller Touristen; Rhein-Nähe; eine brandneu gebaute U-Bahn und Deutschlands gefühlt engste Einkaufsstraße: die Hohe Straße; nördlich davon, hinter dem Bahnhof: den Eigelstein, einst berüchtigtes Kölner Rotlichviertel, jetzt Wohngegend mit letzten Resten Bahnhofsviertel-Atmosphäre; den Klingelpützpark, benannt nach Kölns früherem Gefängnis "Klingelpütz", heute eine Grünanlage mit der besten Tischtennisplatte der Stadt; im Süden: viele Hotels, Luxus-Appartements in den Krantürmen direkt am Rhein; in Richtung Südstadt auch bezahlbaren Wohnraum
Das bekommst du hier nicht: nichts. Wie in jeder Innenstadt einer Millionen-Metropole gibt es hier eigentlich alles.
Durchschnittsmiete Altstadt-Nord: 10,10 €/qm; Altstadt-Süd: 10,70 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)

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Belgisches Viertel


(Teil von Neustadt-Nord)

Das bekommst du hier: den Brüsseler Platz, Kölns wichtigsten Treffpunkt für Kioskbier in einer warmen Sommernacht; außerdem die größte Hipsterdichte, sowie die zwangsläufigen Modeläden, Waschsalons, Rennräder, Cafés und Bars; Chic Belgique, das sicher hipste Viertelfest der Stadt, mit Konzerten in deiner Lieblingsboutique; das Hallmackenreuther, wo sich tagsüber gut mit Notebook arbeiten lässt; das beste Wiener Schnitzel der Stadt im Salon Schmitz
Das bekommst du hier nicht: Leute, die Kölsch sprechen, oder ein Kölsch, das nicht aus einer von Studenten gegründeten Mikrobrauerei kommt
Durchschnittsmiete Belgisches Viertel: 10,10 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)

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Lindenthal/Sülz/Klettenberg


Das bekommst du hier: die Uni direkt um die Ecke; Studenten-Cafés, in denen man Backgammon-Spiele ausleihen kann; gute Pommes bei Bon Frit in der Palanterstraße; kleine inhabergeführte Buchläden; viele Spielplätze und Kitas; gute Hausärzte; ein Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert (in Privatbesitz); den Melaten-Friedhof zum Spazierengehen
Das bekommst du hier nicht: nach elf Uhr an einem Montagabend Leute auf der Straße. Die schlafen alle, weil sie am nächsten Tag arbeiten müssen - oder in Ehrenfeld was trinken sind.
Durchschnittsmiete Lindenthal: 11,20 €/qm; Sülz: 11 €/qm; Klettenberg: 10,60 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)

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Nippes


Das bekommst du hier: einen Stadtteil, der immer beliebter wird - auch wegen des angrenzenden Agnesviertels (das der Nippes-Bewohner gerne für sich beansprucht, obwohl es offiziell zum Stadtteil Neustadt-Nord gehört); dementsprechend den Platz vor der Agneskirche als gute Alternative zum Brüsseler Platz im Sommer; nette Kneipen wie das Kuen; nette Cafés wie das Elefant; viele junge Paare, Familien und Pizzerien; den Flohmarkt an der alten Feuerwache; Hauptbahnhofnähe und Autobahnanschluss; viel Grün
Das bekommst du hier nicht: Uni-Nähe. Und wer im nördlichen Nippes wohnt, jenseits der Inneren Kanalstraße, könnte sich etwas zu weit weg vom Geschehen fühlen. 
Durchschnittsmiete Nippes: 10,10 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)   

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Ehrenfeld


Das bekommst du hier: echte Atmosphäre - nicht umsonst ist Ehrenfeld unter den jüngeren Bewohnern Kölns das Synonym für Lieblingsstadtteil; Clubs, Bars, Citynähe; guten Döner; die größte Innenstadt-Moschee Deutschlands; Stadtteilfeste; den besten italienischen Supermarkt; eine Schwarzlicht-Minigolfanlage; Van Dyck, die hippe Kaffeebar und Rösterei, betrieben von Charlotte Roches Mann
Das bekommst du hier nicht: so richtig günstige Wohnungen wie früher mal
Durchschnittsmiete Ehrenfeld: 10,30 €/qm (Quelle: immobilienscout24.de, Stand: 28.10.2014)



Dieser Text erscheint im "Studentenatlas", ein Projekt von jetzt.de und SZ.de. Mehr Infos dazu findest du hier. Eine interaktive Köln-Karte für Studenten findest du hier.

Wer wir sind?

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  • Wir sind die Generation Privatleben, interessieren uns immer weniger für Politik und sind stattdessen karrierebesessen und ichbezogen, gleichzeitig passiv und apathisch
    Studierenden-Survey im Wintersemester 2012/13, Oktober 2014

  • Wir sind politisch interessierter als noch vor vier Jahren
    Shell-Jugendstudie unter 2500 Jugendlichen, 2010

  • Die Mehrheit von uns ist bereit, sich politisch zu engagieren und gesellschaftlich einzubringen, wenn uns eine Sache persönlich wichtig ist
    Studie in der CDU-nahen Zeitschrift "Die politische Meinung", Februar 2013

  • Wir haben Angst vor der Zukunft
    Rheingold-Studie mithilfe von Tiefeninterviews, 2008

  • Wir sind so optimistisch wie noch nie
    Shell Jugendstudie unter 2500 Jugendlichen, 2010

  • Zumindest die Brandenburger sind die "Generation Optimismus" - allerdings haben sie etwas gegen Ausländer
    Studie "Jugend in Brandenburg" unter 12-20-Jährigen, Oktober 2010

  • Wir sind die Generation Biedermeier mit Sparbuch, Tagesgeldkonto und Bausparvertrag - und bis 26 wohnen wir bei Mama
    Studie vom Marktforschungsinstitut Rheingold, Altersgruppe 18-24, September 2010

  • Wir sollten eigentlich die "Generation R" heißen, weil wir so viel reisen und die Welt sehen wollen
    Meinung von Laura Díaz in "Christ & Welt", August 2013

  • Wir lieben Autos, sind frei und zufrieden, aber die Umwelt ist uns egal
    Allianz-Studie "Jung und Urban", Altersgruppe 18-24, Oktober 2014

  • Wir haben ein starkes Bewusstsein für Umweltprobleme und Nachhaltigkeitsfragen
    Studie der Universität Lüneburg unter 1070 Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren, Oktober 2012

  • Wir sind die Generation Maybe - eine Generation ohne Eigenschaften. Gut ausgebildet, aber ohne Plan, ohne Mut, ohne Biss
    Meinung von Oliver Jeges in "Welt kompakt", März 2012

  • Wir wirken auf Außenstehende wie Zombies, weil wir so orientierungslos und gleichgültig sind. Allerdings haben wir Appetit auf Lob und Anerkennung
    Meinung des gleichen Autors in "Die Welt", September 2014

  • Gute Gehälter sind uns wichtig
    Ernst & Young Studentenstudie unter 4300 Studenten, 2014

  • Wir interessieren uns genauso wenig für Geld und Finanzen wie unsere Eltern
    WDR-Jugendstudie, August 2011

  • Wir sind die "Generation Weichei" - wir wollen lieber Freizeit statt Karriere und ein Sabbatical statt Stress
    Meinung von Bettina Weiguny auf faz.net mit Verweis auf nicht genauer erläuterte Studien, Dezember 2012

  • Wir leiden mehr unter Stress als die Generationen vor uns
    Studie der Universität Heidelberg unter 405 Psychologie-Studenten

  • Wir sind leistungsbereiter als bisher angenommen
    Studie von Consulting Cum Laude unter 1000 Vertretern der 18- bis 32-Jährigen

  • Wir können nicht mehr richtig arbeiten, sind lustlos und gehen Probleme nicht systematisch an
    Studie von McKinsey unter 8500 jungen Menschen aus aller Welt

  • Wir sind die Generation Y - faul, narzisstisch und mit großer Anspruchshaltung
    Titelgeschichte des Time-Magazins, September 2013

  • Wir sind die Generation Y - Wir sind nicht faul. Wir wollen arbeiten. Nur anders. Mehr im Einklang mit unseren Bedürfnissen
    Meinung von Kerstin Bund in der "Zeit", März 2014

  • Wir sind angepasste Okay-Studenten, interessieren uns nur für Credit-Points und Scheine
    Meinung von Christiane Florin in der "Zeit", September 2014

  • Wir studieren länger als die Regelstudienzeit vorsieht
    Statistisches Bundesamt, 2010

  • Wir wollen am liebsten Beamte werden, weil wir Sicherheit so sehr mögen
    Studie von Ernst & Young unter Studenten, Juli 2014

  • Wir sind Mini-Erwachsene, denn wir mögen Respekt, Heimat, Ordnung und Leistung
    Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung unter 16-29 Jährigen, Juni 2013

  • Wir wollen viel Sex und Spaß auf der Arbeit
    Forsa-Umfrage im Auftrag der Neon unter 1000 18 bis 35-Jährigen, September 2014


Welches Grundbedürfnis ist dir am wichtigsten?

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Rob Rhinehart nervt es: essen. Warum muss der Mensch jeden Tag Nahrung zu sich nehmen, um seinem Körper ausreichend Kalorien zuzuführen? Das muss doch irgendwie effizienter gehen, dachte sich der 25-jährige Ingenieur aus den USA. Und mischte verschiedenste Nährstoffpulver und –pillen zu einem Fertigdrink, der sich seit einem halben Jahr schon sehr gut verkauft.



Erstmal essen, dann der Rest. Oder?

Jetzt will er auch noch auf Wassr verzichten: Kürzlich nahm er an der „4-Liter-Challenge“ einer NGO teil, die sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser einsetzt. Um in 24 Stunden Alltag nicht mehr als vier Liter Wasser zu verbrauchen, verzichtete Rhinehart beispielsweise darauf, größere Geschäfte auf der Toilette zu erledigen (wegen der Spülung).

Auch wenn man sich über die Prioritäten im Einzelnen streiten kann: Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse. Die sogenannte Bedürfnispyramide versucht, sie geordnet darzustellen. Für mich zum Beispiel stehen Essen und Trinken an erster Stelle - ohne hätte ich schließlich nicht genug Kraft für alles andere. Der Kontakt zu anderen Menschen ist für mich ebenfalls zentral, denn ich bin nicht gerne lange alleine.

Wie sieht das bei dir aus? Welche Abstriche würdest du bei deinen Grundbedürfnissen an welcher Stelle machen und warum? Sag uns deine persönliche Reihenfolge für die folgenden Dinge: Essen, Trinken, Schlafen, Sex, Wärme (durch Kleidung), Wohnen, Ordnung (durch Rituale und Regeln), Kommunikation.

Tagesblog - 30. Oktober 2014

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16:40 Uhr: Weil wir ja in einer Zeitschleife stecken (gestern Tagesblog mit mir, heute Tagesblog mit mir), wisst ihr vielleicht, was jetzt passiert: Ich muss schnell los zu einem Termin (so wie gestern), darum schließt der Tagesblog etwas früher seine Tore. Den Schlüssel geb ich Mercedes, die macht morgen früh dann wieder auf. Tschö!

++++

16:20 Uhr:
Ich glaube, das Rätsel wird heute nicht mehr gelöst. Aber morgen um acht werdet ihr die Lösung ja sehen, denn dann geht der Ticker online. Und alle, die so schöne Lösungsvorschläge gemacht haben, gewinnen dieses Cosby-Party-Gif:
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16:15:
Apropos Okan: Der hat heute seinen letzten Tag bei uns. Sagt tschüß!

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16:13 Uhr:
Im gestrigen Tagesblog gab es das gestrige Viral-Video der Frau, die zehn Stunden lang durch New York gelaufen ist und dauernd angemacht wurde. Okan hat mir gerade die Parodie dazu geschickt: Ein Mann, der zehn Stunden lang durch New York läuft. Ist genauso. Nur andersrum halt.
http://www.youtube.com/watch?v=5zU7I7NnB8w

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15:36 Uhr:
Während ich noch über die Lösungsvorschläge für das Bilderrätsel lache, die in den Kommentaren gepostet werden, ist ein neuer Text auf der Startseite erschienen. Kathrin ist wütend auf Tutorial-Videos. Die versprechen nämlich, dass Zöpfeflechten, Rollosmontieren oder Fahrräderreparieren total quick and dirt...äh EASY ist. Und wenn man's dann nachzumache versucht: Pustekuchen!

Wie man das Zöpfeflechten aus den Tutorial-Videos eventuell doch hinkriegt, hat Dani für uns aufgemalt:




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14:56 Uhr:
Weil sowohl der_wire als auch JosephineKilgannon es in den Kommentaren gepostet haben, hier jetzt noch mal für alle: Will Arnett, wie er "Wetten, dass...?" nicht versteht:
http://www.youtube.com/watch?v=QWx5KWWGFN4#t=150

Und weil es so gut passt und immer wieder schön ist: Hier noch mal Tom Hanks, wie er "Wetten, dass...?" nicht versteht:

[plugin imagelink link="http://www.abendblatt.de/img/tv-und-medien/crop110617048/3298726979-ci3x2l-w620/Fernsehshow-Wetten-Dass.jpg" imagesrc="http://www.abendblatt.de/img/tv-und-medien/crop110617048/3298726979-ci3x2l-w620/Fernsehshow-Wetten-Dass.jpg"]

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14:31 Uhr:
Ich habe übrigens grade den Ticker für morgen geschrieben. Charlotte hat für euch schon mal etwas dargestellt, was darin vorkommen wird. Wer errät, was es ist, bekommt ein Bill-Cosby-Gif!
(Tipp: Das morgige Datum spielt auch eine Rolle.)




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13:30 Uhr:
I tell you what: Ich lese die Kettengeschichte wirklich IMMER, weil ich die ja immer geschickt bekomme. Aber selbst ich blick langsam nicht mehr durch. Diesmal also Großtante M., die Alien-Comics malt. Aber lest selbst.
Aber Achtung: Bill Cosby ist das passiert, nachdem er den Text gelesen hatte:
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/H9gPlxxBe5pbq/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/H9gPlxxBe5pbq/giphy.gif"]
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Oh, ein Bill-Murray-Movie-Supercut!
http://www.youtube.com/watch?v=-yHLzjUdlWQ#t=105

Mmmmmh.
http://www.youtube.com/watch?v=vaqbcYGTfLg

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12:13 Uhr: Wir gehen jetzt essen und weil heute ja Billy-Cosby-Tag ist gibt es das Pendant zum gestrigen Bild (Michelle vs. Rudy):
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/T1tKMf4lTbhnO/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/T1tKMf4lTbhnO/giphy.gif"]
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11:38 Uhr: Als ich gestern Tagesblog geschrieben und einmal nach User-Content geschaut habe, gab es kaum was Neues. Jetzt habe ich gesehen warum: Die vielen Beiträge kamen dann gestern Abend erst! Und zwei habe ich jetzt rausgesucht.

1. Eine schöne Bilderserie mit schönem rotem Faden namens "Feuer fangen" von jetzt-Userin Herzflattern:
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2. Ein nüchterner und gerade darum so traurig-guter Tagebuch-Text über einen Besuch und eine Besuchte ohne Schädeldecke von jetzt-Userin lyr.

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11:19 Uhr: T-t-t-text-Time! Beziehungsweise I-i-i-interview-Information! Josef hat für uns mit "Mouse on Mars" gesprochen. Die werden nämlich 21 Jahre alt und das kann man schon mal feiern. Machen sie auch. Und erzählen davon. Hier entlang bitte.

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10:40 Uhr: Hier was, was mir echt egal ist: die Apple Watch. Hier was, was jetzt angekündigt wurde und mir noch egaler ist: die Microsoft Watch. Und hier noch was, auf das ich noch mal hinweisen möchte: unser "Uhrenvergleich", den wir gebastelt haben, um der ganzen Welt zu zeigen, wir egal uns das ganze Uhrenthema ist!
[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ka/kathrin-hollmer/text/regular/1025452.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ka/kathrin-hollmer/text/regular/1025452.jpg"]

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09:50 Uhr: Es gibt ja so viele schöne Beispiele für schöne Datenauswertung, hier ein besonders schönes:
Alice Zhao hat die Textnachrichten analysiert, die sie und ihr Freund, dann Verlobter, dann Ehemann sich in den vergangenen Jahren geschrieben haben. Einmal in Form von Wortwolken:
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Noch besser sind aber die Diagramme, die das Vorkommen bestimmter Begriffe in der Dating-Phase mit dem in der Ehe vergleichen - und zeigen, wie aus sehr vielen "Heys" sehr viele "Oks" wurden:
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Oder die, die zeigen, zu welcher Uhrzeit sie sich in welcher Phase geschrieben haben:
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Romantisch! Und ernüchternd! Auf einmal!

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09:42 Uhr: Auch heute passieren wieder Dinge in der Welt.

Die Nachricht, die gerade alle beschäftigt: In den vergangenen Tagen sind russische Langstreckenbomber, Kampfjets und Tankflugzeuge über Nord- und Ostsee und dem Schwarzen Meer geflogen. Die Manöver wurden von der NATO registriert und die Maschinen abgefangen.

Die syrische Luftwaffe hat vermutlich ein Flüchtlingscamp im eigenen Land angegriffen.

Erstmals sagt ein Arzt, die Ebola-Epedemie könne ihren Zenit überschritten haben.

Und, äh, Jürgen von der Lippe und "Geld oder Liebe" sind zurück. Als ich in dewr fünften Klasse war, hat eine Freundin von mir ja mal diese Flasche mit den Schokolinsen gewonnen, weil sie einen Witz eingeschickt hatte.

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09:09 Uhr: Guten Morgen! Ich schon wieder. Da staunt ihr, was? Wir werden also noch einen weiteren Tag miteinander verbringen. Gestern war es ein "Full House"-Tag. Was es heute wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht Bill Cosby?
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Bankgeheimnis wird bald Geschichte

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Steuerhinterzieher können in Zukunft Schwarzgeld nicht mehr auf Auslandskonten verstecken. 51 Länder unterzeichneten am Mittwoch in Berlin eine Vereinbarung, nach der sie sich künftig gegenseitig über die Daten von Bankkunden informieren. Darunter sind große Industriestaaten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien, aber auch Steueroasen wie der karibische Inselstaat Cayman Islands. Auch die Schweiz will mitmachen.

Finanzminister weltweit, aber auch Aktivisten für mehr Steuergerechtigkeit begrüßen die Unterzeichnung als historischen Schritt. Damit wird in einem großen Teil der Welt das Bankgeheimnis abgeschafft – ein Bruch der bisherigen jahrzehntelangen Praxis. Die Globalisierung hatte es immer leichter gemacht, Geld im Ausland zu verstecken. Nun arbeiten erstmals die führenden Nationen und Steueroasen in großem Stil zusammen. „Steuerhinterziehung lohnt sich nicht mehr“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).



Das Bankgeheimnis: bald nur noch Geschichte?

Die teilnehmenden Länder verpflichten sich, einen Standard zum automatischen Informationsaustausch umzusetzen, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) entwickelt hat. Die Staaten müssen noch die nötigen nationalen Gesetze verabschieden. Die ersten Staaten wollen 2017 mit dem Austausch beginnen. Übermittelt werden der Kontostand sowie die Einnahmen des Kunden aus Dividenden, Zinsen und ähnlichen Geschäften.

Diverse Fälle von prominenten Steuerhinterziehern – wie in Deutschland die Strafsache Uli Hoeneß – hatten in vielen Ländern zunehmend Empörung hervorgerufen. Wenn die internationale Vereinbarung in Kraft getreten ist, bekommen Finanzämter automatisch die erforderlichen Informationen, um solche Straftaten aufzuklären. Dafür hat die OECD einen technischen Rahmen vorgegeben. In Deutschland könnte das Bundeszentralamt für Steuern die Kontodaten aus dem Ausland empfangen und an die lokalen Finanzämter weiterleiten. Ökonomen schätzen, dass Deutsche 360 Milliarden Euro undeklariert im Ausland verbergen.

Allerdings bleiben nach Einschätzung von Experten Schlupflöcher, um weiterhin Schwarzgeld zu verstecken. So sind die Banken in der Pflicht, den tatsächlichen Kontoinhaber zu überprüfen. Wenn aber ein Institut diese Pflicht nur lasch erfüllt, können die Heimatländer der Auslandskunden die Bank kaum sanktionieren. Zudem könnten Steuerhinterzieher Briefkastenfirmen und Stiftungen nutzen, um ihre Identität zu verschleiern. Selbst in der EU ist nicht transparent, wer wirklich hinter Scheinfirmen steckt. Schwarzgeld kann zudem außerhalb des Finanzsystems angelegt werden, etwa in Kunst oder Gold.

Nichtregierungsorganisationen kritisieren, dass nicht alle Staaten vom automatischen Informationsaustausch profitieren. Insbesondere arme Entwicklungsländer in Afrika und Asien sind technisch nicht in der Lage, selbst Kundendaten ins Ausland zu liefern. Der automatische Informationsaustausch basiert aber auf Gegenseitigkeit.

Ayşe hat es schwerer als Anna

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Ausländische Schüler schaffen in Deutschland immer häufiger das Abitur. Am Arbeitsmarkt aber haben sie es immer noch schwerer als deutsche Bewerber. Selbst ein guter Schulabschluss schütze Menschen mit Migrationshintergrund nicht automatisch vor Armut, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgelegten zehnten Ausländerbericht. So liegt der Anteil von Menschen, die von Armut gefährdet sind, bei Abiturienten mit ausländischen Wurzeln mit 20 Prozent doppelt so hoch wie bei Abiturienten ohne Migrationshintergrund. Als armutsgefährdet gelten in Deutschland Menschen, die über weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens aller Deutschen verfügen.

Nach wie vor hätten Ausländer Nachteile bei der Bewerbung, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz (SPD): „Allein der Name kann darüber entscheiden, ob einer eingeladen wird. Hakan hat es schwerer als Tim.“ Özoğuz bezog sich dabei auf Studien, die zeigen, dass ausländische Bewerber zum Teil doppelt so viele Bewerbungen schreiben müssen wie ihre Altersgenossen. „Das ist kein gutes Zeugnis für Deutschland“, sagte sie. Die Integrationsbeauftragte sprach dennoch auch von deutlichen Fortschritten.



Je nach Name haben Menschen Nachteile bei Bewerbungen

So haben Migranten etwa bei der Bildung aufgeholt. Der Anteil unter den ausländischen Schülern, die das Abitur schafften, stieg dem Bericht zufolge zwischen 2008 und 2012 von 11,2 auf 16,2 Prozent. Außerdem kletterte der Anteil der Studenten mit ausländischer Staatsangehörigkeit an deutschen Hochschulen auf 12 Prozent. Nach dem Bericht sind ausländische Schüler aber weiterhin an Hauptschulen über- und an Gymnasien unterrepräsentiert. 40 Prozent aller Jugendlichen mit Migrationshintergrund machten 2012 einen Hauptschulabschluss. Ihr Anteil sank gegenüber 2008 um fünf Prozentpunkte. Mehr als elf Prozent verließen jedoch die Schule ohne einen Hauptschulabschluss. Unter den Deutschen waren es 5,4 Prozent.

Ein besorgniserregendes Ergebnis nannte dies der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in einer Stellungnahme: „Ein Schulabschluss und eine Berufsausbildung sind die grundlegenden Voraussetzungen dafür, Arbeit zu finden und auf eigenen Füßen zu stehen.“

„Bildung lohnt sich für Migranten“, sagte auch Thomas Liebig, Migrationsexperte bei der OECD in Paris. Dass auch Migranten mit Abitur nach wie vor eine höhere Armutsgefahr hätten als andere Abiturienten, erklärte er damit, dass als Migranten nicht nur Kinder, die ihren Abschluss in Deutschland gemacht haben, zählten, sondern eben auch deren Eltern. Diese aber verfügten dann über Hochschulzulassungsberechtigungen aus ihren Heimatländern, die hier zum Teil nicht anerkannt würden. Für Kinder mit Migrationshintergrund aber gelte, dass gute Abschlüsse sehr wohl ihr Armutsrisiko reduzierten. Liebig bestätigte aber, dass Migranten bei gleicher Qualifikation häufig benachteiligt würden. „Selbst mit einem genauso guten Bewerbungsschreiben und gleichem Zeugnis werden sie seltener zum Vorstellungsgespräch eingeladen.“ Dieses Problem gebe es in allen europäischen Ländern. Deutschland habe es aber lange ignoriert.

Özoğuz will nun den Zugang zu Ausbildungsplätzen für Migranten zum Schwerpunkt ihrer Arbeit im nächsten Jahr machen. Auch auf dem Integrationsgipfel am 1. Dezember im Kanzleramt soll dieses Thema im Fokus stehen. Özoğuz will auch in den Unternehmen selbst dafür werben, Ausländer stärker im Bewerbungsprozess zu berücksichtigen. Als Ansatz nannte sie die Charta der Vielfalt, in der sich 1900 Unternehmen verpflichtet hätten, ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem auch Migranten gleiche Chancen hätten. Nina von Hardenberg.

Orbán sät Wind

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Balázs Nagy Navarro sitzt seit genau 1060 Tagen in Budapest vor dem Gebäude des Senderfonds MTVA, der die Oberaufsicht über die öffentlich-rechtlichen ungarischen Medien hat. Der Journalist wohnt dort in einem Zelt und protestiert: gegen Manipulation in Nachrichtensendungen des Staatsfernsehens, gegen seine Kündigung vor mehr als drei Jahren, gegen das rigide Mediengesetz. Und damit letztlich auch gegen Viktor Orbán.

Immer wieder mal verlässt er seinen privaten Streikposten – und natürlich war er in den vergangenen Tagen auf beiden Großdemonstrationen gegen die Internetsteuer dabei, die das Parlament in drei Wochen endgültig beschließen soll. Die Regierung hatte ursprünglich geplant, jedweden Datenverkehr mit umgerechnet 50 Euro-Cent pro Gigabyte zu belasten. Also die Internetnutzung teurer zu machen, anstatt, wie es der weltweite Trend ist, billiger.



Proteste in Budapest: es geht um mehr als Geld

Nach zwei Tagen mit spontanen Massendemos in mehreren Städten wurde die Idee rasch überarbeitet: Nun sollen die Kosten gedeckelt werden, sodass die privaten Nutzer mit maximal 2,30 Euro, Firmenkunden mit 16,60 Euro im Monat belastet werden. Das sei doch nun wirklich nicht viel, heißt es beruhigend. Kritiker sehen das anders: nach Telekommunikationsteuer und Banktransaktionsteuer sei das der nächste Versuch, armen Leuten in die Tasche zu fassen. Und außerdem gehe es hier ums Prinzip, um die Moderne, um internationale Konkurrenzfähigkeit, und auch um die Freiheit der Meinung.

Die Proteste werden weitergehen; spätestens zum 17. November, wenn die Besteuerung des Datenverkehrs im Netz beschlossen werden soll, wollen die Demonstranten auf Initiative der Facebook-Gruppe „Hunderttausend gegen die Internetsteuer“ wieder marschieren. Dass es so lange ruhig bleibt, glaubt allerdings kaum jemand. Denn die Bewegung hat Mut gefasst wegen der überraschend starken Resonanz. Und die Regierung zeigt sich – bislang – prinzipiell uneinsichtig.

Von einer „gerechten Lastenverteilung“ war am Dienstag im Wirtschaftsministerium die Rede. Und in einer Erklärung der Regierung heißt es ein wenig kläglich, hier gehe es doch nur um die Ausweitung der Telekommunikationsteuer, also gar nicht um eine neue Steuer. Außerdem würden die Mehreinnahmen in den Ausbau des Breitbandnetzes fließen, also den Internetnutzern sogar zugutekommen.

Mit solchen Erklärungen indes wird die Regierung Orbán die Geister nicht mehr los, die sie mit einer Idee rief, die in Europa einmalig ist. Natürlich geht es, so Nagy Navarro, einerseits um Geld. Internetnutzung sei in Ungarn vergleichsweise teuer. Die neue Steuer müsse zwar von den Internetdienstleistern bezahlt werden, doch jedermann gehe davon aus, dass die Mehrkosten auf die Kunden abgewälzt würden. Und nun solle die innovative, junge Facebook-Generation bluten? Studenten, die ihre Informationen aus dem Netz holten, Leser, die genug von den regierungstreuen Medien hätten, sollten für nonkonforme Meinungen nun extra zahlen?

Um Geld geht es auch den Telekommunikationsunternehmen. Magyar Telekom etwa hat sich gegenüber der Internet-Wirtschaftszeitung portfolio.hu „schockiert“ über eine weitere Belastung gezeigt; die Profite seien durch die Extra-Steuern, die sie in Ungarn zahlen müssten, ohnehin schon stark gesunken. Außerdem führe eine Internetsteuer dazu, dass „alle Marktteilnehmer ihren Datenverkehr einschränken, während die Welt sich genau in die andere Richtung“ entwickele.

Andererseits geht es natürlich um Politik. Nicht nur wer Material herunterlädt, soll zahlen, sondern auch, wer es hochlädt. Dagegen geht nun mit einem Widerhall der Dokumentarfilmer Ádám Csillag vor, der eigene Berichte aus dem politischen Alltag in Ungarn nur noch über Youtube verbreitet, weil sie im ungarischen Staatsfernsehen zensiert oder ignoriert würden, während sich die privaten Medien der Selbstzensur unterwürfen. Er hält die Idee einer Internetsteuer für einen Skandal, denn „Orbán kann die Freiheit des Internets nicht offen einschränken“. Darum wolle er den Zugang zu Informationen qua Portemonnaie erschweren.

Zu sagen, dass die Regierung von den Protesten auf dem falschen Fuß erwischt wurde, wäre untertrieben. Vor einem halben Jahr war Orbán mit großer Mehrheit wiedergewählt worden, gerade erst hat Fidesz auch die Kommunalwahlen haushoch gewonnen, von Widerstand gegen Regierungspolitik keine Spur. Und nun nicht nur Rufe wie: „Wir lassen uns das nicht gefallen“, sondern auch „Viktator“, „Wir wollen keine Steuern an eine korrupte Bande zahlen“ und „Orbán muss weg“? Tamás Bodoky von der Nichtregierungsorganisation Atlaszo.hu sagt, die Demonstrationen trügen einen „klar proeuropäischen Charakter – im Gegensatz zum euroskeptischen und prorussischen Kurs von Viktor Orbán“.

So große regierungskritische Aufmärsche hat es lange nicht mehr gegeben – zum letzten Mal wohl am 23. Oktober 2011, als die Facebook-Initiative „Eine Million für die Pressefreiheit“ (Milla) an den Start ging. Die Grassroots-Bewegung ging später in einer Oppositionspartei auf und verlor zuletzt stark an Bedeutung. Milla-Gründer Petér Juhász sagt jetzt euphorisch, „hier geht es um Freiheit. Und ich denke, der Protest wird wieder wachsen“.

Gibt es also eine Neuauflage? Balázs Nagy Navarro warnt davor, gleich einen ungarischen Maidan in den Protesten zu sehen, auch wenn das politische Moment zunehme. Den meisten Demonstranten gehe es tatsächlich um eine Steuer, die sie nicht zahlen wollten. Auch Fidesz-Anhänger und Anhänger der rechtsradikalen Jobbik seien mitmarschiert, für viele sei es sogar der erste Protestmarsch ihres Lebens gewesen.

Aber der Journalist sieht darin eine Gefahr für Orbán: „Es hat ihnen gefallen.“

Kopfkino

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Superheld prügelt sich mit Superschurken. Explosionen, Zerstörung, Karambolagen, Geschrei und am Ende triumphiert das Gute. Auch „Iron Man2“ setzt zuverlässig auf dieses Instant-Rezept für Action-Filme. In einer Szene prügelt sich der Superheld vor der Kulisse eines Formel-1-Rennens in Monaco mit dem Superschurken Ivan Manko. Die Gegner rasen mit Rennwagen über den Stadtkurs, Starkstrompeitschen werden eingesetzt, Autos damit in zwei Hälften zerteilt – und gerade als der Superheld geschlagen zu sein scheint, naht (natürlich!) Rettung in letzter Sekunde. Und zwar in Gestalt seiner Assistentin und des Chauffeurs, die einen Rolls Royce frontal in den Wagen des Superschurken steuern. Das Action-Menu, das der amerikanische Regisseur Jon Favreau vor vier Jahren servierte, ist erwartbar – und doch versteckt sich in dem genreüblichen Geprügel eine Überraschung für Forscher.



Wie wirken Kinofilme auf unser Gehirn? Neurowissenschaftler versuchen das herauszufinden.

Den Kognitionswissenschaftler Tim Smith von der Universität von London kümmert der Ausgang der Prügelei wenig. Ihn interessiert, wie Zuschauer die Szene wahrnehmen. Dazu hat er per Spezialkamera die Augen der Zuschauer beim Betrachten der Szene verfolgt. Er wollte erfassen, auf welche Elemente sie sich konzentrieren. Fast alle fokussierten auf die Gesichter der Akteure und die durch die Luft fliegenden Wagen, aber nicht auf die Reichen und Schönen auf den Tribünen an der Rennstrecke. Auch das war zunächst erwartbar und wenig verblüffend.

Die Überraschung folgte erst, als der Regisseur Favreau kürzlich in Los Angeles bei einer Podiumsdiskussion zu Psychologie und Neurowissenschaft des Kinos mit den Ergebnissen konfrontiert wurde. „Alles, was die Zuschauer sehen“, erklärte er, „ist echt, alles andere nicht.“ Die Rennautos und die Helden filmte Favreau auf einem Parkplatz bei Los Angeles, inklusive zweier Rolls Royce, die für den Film demoliert wurden. Das müsse real sein, so Favreau, weil das Publikum Tricks rasch bemerken würde. Doch der Rest der Filmsequenz – Rennstrecke, Tribünen, Zuschauer – entstand im Computer, und das mit nur wenig Detailtiefe. Weil die Aufmerksamkeit der Zuschauer darauf nicht gerichtet ist, war eine besonders realistische Ausarbeitung nicht nötig. Der Regisseur Favreau wusste offenbar genau, was er tat – und nahm am Filmset das vorweg, was Kognitionsforscher erst in Laborversuchen ergründen mussten.

Das Interesse an einer wissenschaftlichen Aufschlüsselung der menschlichen Wahrnehmung und Kognition beim Erleben eines Films ist in Hollywood groß, schließlich erlebte die Branche jüngst einen technischen Sprung nach dem anderen: hochauflösende Kameras, 3D-Technik, erhöhte Bildraten und digital erzeugte, verblüffend realistische Welten.

Wie aber gelingt es, einen Saal voller Zuschauer in den Bann zu ziehen und deren Fokus wie bei einer Zaubervorführung kollektiv zu lenken? „Aufmerksamkeitssynchronie“ nennt Smith das Phänomen des geteilten Blicks. Das spiegelt sich womöglich auch in der Hirntätigkeit wider. Zumindest konnte der Neuropsychologe Uri Hasson von der Universität Princeton in einem Experiment demonstrieren, dass bei Versuchspersonen großteils die gleichen für Aufmerksamkeit und Wahrnehmung wichtigen Bereiche im Frontallappen des Gehirns aktiv waren, wenn sie eine Szene aus „Bang! You’re Dead“ von Alfred Hitchcock ansahen. Das Ergebnis ist nicht selbstverständlich – es verdankt sich wahrscheinlich der Kameraführung und den ausgeklügelten Schnitten. Als Hasson den Probanden eine Folge der formal deutlich lockerer komponierten US-Seifenoper „Lass es, Larry!“ vorspielte, stimmte die Tätigkeit in den Frontallappen der Testpersonen nur noch zu 18 Prozent überein. „Gekonnt strukturierte Filme steuern die Aufmerksamkeit der Zuschauer“, sagt Hasson.

Wer in einen Film abtaucht, nimmt in aller Regel die wechselnden Kameraeinstellungen und sogar Zeitsprünge kaum mehr wahr. Die Leichtigkeit, mit der das geschieht, wirft eine Frage auf: Entspricht moderne Filmkomposition unserer natürlichen Art und Weise, die Welt wahrzunehmen? Oder handelt es sich um kulturell erlerntes Wissen? Muss man das Betrachten eines gelungenen Films erst trainieren? Der Kognitionspsychologe Stephan Schwan vom Tübinger Leibniz-Institut für Wissensmedien hat das mit der Filmwissenschaftlerin Sermin Ildirar von der Universität Istanbul in zwei Studien aus den Jahren 2010 und 2014 überprüft.

In Bergdörfern südlich der anatolischen Stadt Isparta fanden sie Dutzende Personen im Alter von 40 bis 81 Jahren, die keine Erfahrung mit Filmen hatten, weil es in den Orten lange keinen Strom gegeben hatte. Die Wissenschaftler führten eigens gedrehte Kurzfilme aus ihrem Alltagsleben vor, komponiert mithilfe klassischer Schnitttechniken, Kameraeinstellungen und elliptischer Erzählweise.

Waren vertraute Handlungen wie die Zubereitung von Tee zu sehen, störten sich die Zuschauer nicht an ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, Ortswechseln oder zeitlichen Sprüngen. Fehlte eine solche Handlung, fiel das Verstehen deutlich schwerer – etwa, als ein nach rechts blickender Mann zu sehen war, gefolgt von einem Mann vor demselben Hintergrund, der nach links blickt. Das interpretierten die Dorfbewohner nicht als „Zwei Männer sehen sich an“, sondern als voneinander unabhängige Szenen. Sah man ein Haus zudem erst von außen, dann von innen, führte auch das meist zu Verwirrung. Das Verständnis der Schnitttechnik ist eine kulturell erworbene Fertigkeit, folgern Schwan und Ildirar, die keineswegs unserer natürlichen Wahrnehmung entspringt.

Wer hingegen mit Filmen aufgewachsen ist, kann Handlungen problemlos folgen – so sehr, dass man oftmals nicht bemerkt, wenn im Hintergrund einer Szene Gegenstände verschwinden, Darsteller plötzlich anders gekleidet sind oder gar, wie in einem klassischen Experiment, ein Gorilla durch die Szenerie spaziert.
Auch nehmen Zuschauer Filmschnitte oft nicht wahr. Eine Studie von Tim Smith und dem Psychologen John Henderson von der University of Edinburgh zeigte, dass Versuchspersonen in einem Hollywoodfilm rund 16 Prozent der Schnitte übersehen, bei Actionszenen gar ein Drittel – und zwar selbst dann, wenn sie aufgefordert werden, die Schnitte zu verfolgen. Das hindert die meisten Menschen in industrialisierten Ländern aber keineswegs daran, komplexe Kinofilme zu verstehen.

Eine weitere Manipulationstechnik ist die Bildfrequenz. Die beträgt heute in Kinofilmen meist 24 Bilder pro Sekunde. Das Gehirn interpretiert sie als kontinuierliche Handlung. Doch steigert man die Bildrate auf 48 Bilder, wie in Peter Jacksons aktueller „Hobbit“-Verfilmung, wirkt die Szenerie seltsam hyperrealistisch. Womöglich müssen Zuschauer sich in der Tat erst an einen neuen Standard gewöhnen, schließlich lag die Frequenz in der Stummfilmzeit noch bei heute befremdlichen 16 Bildern. Mehr visuelle Informationen, so hoffen die Regisseure, führen dazu, dass die Zuschauer noch tiefer in ihren Filmen versinken – einige Indizien aus der Forschung scheinen diese Hoffnung zu begründen.

Aber die beste Technik verfehlt ihre Wirkung, wenn der Film eine miese Geschichte erzählt. Und am tiefsten taucht das Publikum ein, wenn es sich mit einem Helden emotional verbindet und identifiziert. Das kann weit führen. So hat die Neuropsychologin Talma Hendler vom Sourasky Medical Center in Tel Aviv mithilfe eines Hirnscanners beobachtet, wie Menschen auf eine der letzten Szenen in Darren Aranofskys Ballettfilm „Black Swan“ reagieren. Der Protagonistin entgleitet schrittweise die Realität; einmal halluziniert sie, wie ihr Federn aus der Haut wachsen. Das erzeugte in den neuronalen Empathieschaltkreisen der Betrachter Aktivitätsmuster, die Hendler von schizophrenen Patienten kennt. Der Zuschauer, so argumentiert sie, gerät selbst in einen geistigen Ausnahmezustand.

Aber dieser ist zum Glück nicht von Dauer. „Wir können unsere Erfahrungen im Kino schließlich einordnen“, sagt der Medienpsychologe Matthias Hofer von der Universität Zürich. „Das erlaubt uns, empfundene Trauer oder auch Verwirrung als positiv zu empfinden.“ Deshalb haben die Zuschauer Spaß, wenn ihnen das Kino den Kopf verdreht – egal in welche Richtung.

Halt, Polizei!

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Burghausen – Ein Paar von Andres weißen Turnschuhen steht noch im Hausflur der Mutter, sie steigt manchmal hinein, um damit in den Garten zu gehen. Dort ist sie mit Andre gewesen, zwei Tage, bevor er starb. Manchmal glaubt sie, dass er jederzeit zur Tür hereinkommen könnte. Sie konnte sich ja nicht verabschieden, in dem Hinterhof in Burghausen, in dem ein Polizist ihn erschossen hat. Nicht seine Hand nehmen, kein Gebet sprechen.

Dort, wo Andre starb, brennen Mitte Oktober wieder zwei rote Grablichter. Dabei hatten sie all die Blumen und Kerzen doch längst weggeräumt. Die Kinder, die in dem hellgrünen Häuserriegel wohnen, sollen beim Spielen nicht länger an jenen Freitagabend im Juli erinnert werden.




Polizeieinsatz mit tödlichem Ausgang: Das oberbayerische Städtchen Burghausen steht unter Schock.

An den Mann, der auf dem schmalen Asphaltweg, neben der Fußballwiese, losrennt. An die beiden Polizisten in Zivil, die ihm folgen, „Halt, Polizei!“ schreien. An die zwei Schüsse, die kurz hintereinander fallen. Und an das viele Blut, das aus dem Nacken des Mannes spritzt, der regungslos am Boden liegt, neben ihm eine Sonnenbrille, ein Smartphone: nichts, womit er einen Menschen hätte bedrohen können.

Der Mann ist Andreas B., genannt Andre, geboren am 5. Januar 1981 in Krasnodar, Russland. Gestorben am 25. Juli 2014 in Burghausen, Oberbayern.
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Wann darf ein Polizist schießen? Das ist die Frage, die in den darauffolgenden Tagen und Wochen viele Menschen in Burghausen umtreibt. Jene, die Andre B. gut gekannt haben, aber auch solche, die einfach nicht verstehen können, warum ein Polizist einen Unbewaffneten erschießt, an der Haustür zur Wohnung seiner Freundin, in einem Hinterhof, in dem nur ein paar Meter entfernt Kinder zwischen den Wäschestangen Fußball spielen und Nachbarn auf den Balkonen ins Wochenende starten. Warum, fragen viele, schießt da ein Polizist auf einen, der einfach nur wegläuft?

Die Geschichte, die Andre B. das Leben kosten wird, beginnt im März. Da nimmt die Polizei einen Bekannten von Andre B. fest. Sie hat in dessen Handy seltsame Botschaften gefunden, die sie als Beweis für ein Drogengeschäft wertet. Es geht um drei Kilogramm Marihuana. Während der Vernehmung fragen die Beamten, ob Andre B. etwas damit zu tun habe. Sie halten das für naheliegend, B.ist vorbestraft, weil er mit Marihuana gehandelt hat. Er ist zum Wiederholungstäter geworden, erwischt, verurteilt, eingesperrt. Im Mai 2013 kommt er raus, nach vier Jahren und sieben Monaten. Zuletzt war er Freigänger.

Nein, Andre B. habe überhaupt nichts mit der neuen Sache zu tun, beteuert der Bekannte. Nach einer Vernehmungspause ändert er seine Meinung: Andre B. wird nun zum Drahtzieher. Es wird ein Haftbefehl gegen B. erlassen, am 2. April durchsuchen Ermittler die Wohnung auf dem Hof der Mutter und des Stiefvaters, in der Andre mit seiner Freundin lebt. Drogen finden die Ermittler nicht, nur leere Packungen anaboler Steroide. Dass Andre B. diese einwirft, ist nicht zu übersehen. Er ist Bodybuilder, hat Arme wie Stämme. Jeden Tag habe er im Fitnessstudio Hanteln gestemmt, sagt die Mutter.

Warum haben sie ihren Andre nicht dort gesucht und mitgenommen? Oder im Café in der Innenstadt, dem Treffpunkt der Clique? Oder am Badesee?

Andre habe sich nicht versteckt, sagen seine Freunde. Im Gegenteil: „Mehr hätte man sich nicht präsentieren können“, sagt einer von ihnen. Für sie ist nicht bewiesen, dass Andre wieder auf die schiefe Bahn geraten ist. Ein früherer Schulkamerad sagt aber auch: „Wenn er was gemacht hat, dann gehört er eingesperrt und nicht erschossen. Der Andre war kein Riesendealer, der war nicht der Pablo Escobar von Burghausen. Der hat jedem geholfen.“

Die Polizei hat in den Tagen nach den Schüssen von einem „dicken Fisch“ gesprochen. Jeder, der mit einem Haftbefehl gesucht wird, ist dem Gesetz nach ein Verbrecher – und wenn so einer flüchtet, dann dürfen Fahnder als letztes Mittel schießen. Das Polizeiaufgabengesetz erlaubt dies, nicht nur als Notwehr, auch „zur Vereitlung der Flucht“. Doch war das, was sich an jenem 25. Juli ereignete, ein Fall für den Einsatz des härtesten Mittels, der Pistole? Durfte Michael K., 35 Jahre alt, Zivilfahnder, auf Andre B. schießen?

Michael K. und sein Kollege kennen Andre B. nur von einem Fahndungsfoto. Am Nachmittag des 25. Juli müssen sie zu einer Einsatzbesprechung wegen eines Fußballspiels. Sie sollen Fans überwachen. Die Herderstraße, in der Andre B.s Freundin Karolina S. bei ihrer Mutter lebt, liegt auf dem Weg. Als sie vorbeifahren, um nach dem Gesuchten zu sehen, kommt ein roter Audi, am Steuer Karolina S. Sie fragen bei der Einsatzleitung nach, ob sie nicht lieber auf B. warten sollen, doch sie werden zum Fußball beordert. Als weniger Nürnberg-Fans zu sehen sind als gedacht, kehren sie gegen 17.30 Uhr zurück. Kurz darauf parkt ein silberner Ford, darin ein Mann, auf den die Beschreibung passt.

Andre B. kommt vom Baden. Er geht die Straße entlang, ums Haus Richtung Innenhof. Die Herderstraße 2 ist der erste Eingang, gleich hinter der Hausecke. Die Zivilfahnder sind sich sicher: Das muss er sein. Sie folgen ihm. Der Kollege holt seinen Dienstausweis heraus, K. geht hinter ihm, zieht die Waffe, um sich und den Kollegen zu sichern, wie er später sagen wird. Der Gesuchte steht an der Eingangstür, will läuten. Herr B., sprechen sie ihn an, Polizei!

Dann geht alles ganz schnell.

Andre B. läuft los, die Polizisten hinterher. Beide rufen, halt, stopp, stehen bleiben! Polizei! Der erste Schuss: ein Warnschuss. Der zweite, nur Sekunden später, trifft Andre B. in den Nacken, durchschießt sein Halsmark aus einer Entfernung von fünf bis acht Metern. Er fällt auf sein Gesicht, ist sofort gelähmt. Auch sein Herz setzt aus. Michael K., so schildert es sein Kollege, greift zu seinem Handy und ruft seinen Einsatzleiter an, meldet Schusswaffengebrauch, so heißt es im Polizeijargon, wenn ein Beamter im Einsatz zur Waffe greift. 42 Mal haben deutsche Polizisten 2013 gezielt auf Menschen geschossen, acht Menschen sind dabei gestorben. Viermal schossen Polizisten auf einen flüchtenden Verbrecher. Keiner von ihnen wurde verletzt oder getötet, geht aus Zahlen der Innenministerkonferenz hervor.

Er habe doch auf die Beine gezielt, sagt der Schütze Michael K. immer wieder. Michael K. hat nicht mit seiner eigenen, sondern mit einer Ersatzwaffe geschossen. Das Gutachten zeigt keinerlei Mängel. Um statt der Beine den Nacken zu treffen, reicht aber schon eine kleine Abweichung des Schusswinkels, sagen Experten.

Als der Schuss fällt, läuft K.s Kollege leicht versetzt vor ihm, er hat nachher ein Pfeifen im Ohr. Zuerst tastet er seinen eigenen Oberkörper ab, aus Angst, selbst getroffen zu sein. Dann kontrolliert er Andre B.s Puls am Hals. Er fühlt nichts mehr.

Andre B.s Freundin Karolina S. hört die Stimmen und die Schüsse im dritten Stock der Herderstraße 2. Es sind die weißen Schuhe, an denen sie Andre erkennt. Sie rennt, um ihr, um sein Leben, will ihm helfen. Doch die Polizisten lassen sie nicht zu ihm, die Spuren müssten gesichert werden. Karolina soll eine Decke holen, sie werfen sie über Andre B., auch über den Kopf. Der Notarzt ist da noch nicht einmal eingetroffen. „Ich hab mich einfach zu ihm gesetzt, und der Polizist, der geschossen hat, stand vor mir. Was überhaupt das Krankeste ist, wenn dein Freund da liegt, und du musst den Mörder noch anschauen.“

Mörder. Für viele Menschen in Burghausen ist ein Polizist, der einen Menschen auf der Flucht erschießt, ein Mörder. Mit Plakaten haben sie demonstriert, am Tag danach, „Polizei Mörder“, stand darauf. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Michael K. wegen fahrlässiger Tötung. Bis zur endgültigen Entscheidung, ob sie ihn anklagt oder das Verfahren einstellt, äußert sie sich nicht. Die Ermittlungen führt eine interne Stelle beim Landeskriminalamt. Bis zum Abschluss des Verfahrens ist Michael K. suspendiert, wie in solchen Fällen üblich. Über die Sekunden, die auch sein Leben verändert haben, will er nicht reden. Er wird abgeschirmt, soll massiv bedroht worden sein. Auch sein Anwalt schweigt. Nach den Schüssen sei er ruhig gewesen, in sich gekehrt. Die Situation schien ihn bedrückt und belastet zu haben, sagt ein Zeuge, selbst Polizist. Einen Gefühlsausbruch habe er nicht gesehen, sagt ein anderer.

Vieles würde man Michael K. gern fragen. Zum Beispiel, warum plötzlich so eine Eile herrschte, Andre B. festzunehmen. Auch Steffen Ufer fragt sich das, der Münchner Strafverteidiger vertritt B.s Mutter als Nebenklägerin. Für Ufer geht es vor allem um die Verhältnismäßigkeit: Die Waffe zu ziehen, um einen zu fangen, der in der Stadt offen herumgelaufen sei, das zeuge von „Jagdfieber“. „Für mich ist es unvorstellbar, mit so einer Einstellung zu einem Marihuanahändler zu gehen“, sagt Ufer. In Kalifornien sei die Droge legal zu erhalten, bei den Nachbarn in den Niederlanden auch – und in Bayern werde einer deswegen erschossen.

Auf dem Sideboard in ihrer Küche hat Lili B. Fotos von Andre aufgestellt, dort liegt auch seine Sonnenbrille. Und das Handy, eine Bankkarte – all das hat sie von der Polizei zurückbekommen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat Lili B. versprochen, sich dahinterzuklemmen. Zu ihrem „großen Verlust“ spreche er ihr seine aufrichtige Anteilnahme aus, schreibt er auf schwarzumrandetem Briefbogen. „Sie dürfen versichert sein, dass es mir ein großes Anliegen ist, die Umstände seines Todes genauestens aufzuklären.“

Ob es aber jemals einen Prozess geben wird, ist ungewiss.

Der kleine Sprung nach vorn

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Ein großer Hüpfer, das soll es sein. Mit Schwung und etwas Anschub aus den westlichen Staaten, so malen es sich viele Klimaschützer in positiv gestimmten Momenten aus, könnten Entwicklungs- und Schwellenländer auf ihrem Weg ins industrielle Zeitalter die schmutzige Phase überspringen und in der klimafreundlichen Zukunft landen. Klingt gut. Ist aber absurd, mahnen Forscher nun. Und gefährlich: Weil man vor lauter Warten, Hoffen und Drängen auf diesen Hüpfer riskiert, dass alles nur schlimmer wird. Statt sich auf die kleinen Schritte zu konzentrieren, die nicht ideal, aber dafür wenigstens machbar wären.



Um den Klimwandel aufzuhalten ist weniger manchmal mehr.

„Es ist nicht realistisch, die Entwicklungspfade drastisch auf emissionsarmes Wachstum umzulenken“, schreibt ein Team um Michael Jakob und Jan Steckel vom Mercator-Forschungsinstitut für Klimawandel (MCC) in Berlin in der Zeitschrift Nature Climate Change. An der Arbeit waren unter anderem Wissenschaftler vom Hamburger Giga-Institut für globale und regionale Studien sowie der Klimaforscher Ottmar Edenhofer beteiligt, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Co-Vorsitzender einer Arbeitsgruppe des Weltklimarats IPCC.

Aber selbst bei den – seriösen – Prognosen dieses Klimarats könnte es eine gewisse Kluft zwischen Theorie und Praxis geben. In seinen ambitionierteren Szenarien wird implizit angenommen, dass Entwicklungs- und Schwellenländer wie Indien ihre Emissionen bald stark zurückfahren. „Das ist aber weit entfernt von allem, was wir in der Vergangenheit gesehen haben“, sagt Michael Jakob. „Steigender Energieverbrauch war und ist ein zentraler Aspekt der wirtschaftlichen Entwicklung, und man kann nicht erwarten, dass Länder einfach so zu sauberen Energien wechseln.“

Stattdessen empfehlen die Forscher Realismus und Schadensbegrenzung. „Es wird nicht funktionieren, von armen Ländern nur Klimaschutz gegen Geld zu verlangen“, sagt Co-Autor Steckel. „Man muss die zentralen Themen angehen: Armutsreduktion, Energiesicherheit, Luftverschmutzung; mit Klimaschutz als Nebeneffekt.“ Also zum Beispiel die Subventionen für Benzin reduzieren, wie es in Iran geschehen ist. Das mache die Luft sofort sauberer und spare Geld, das etwa ins Gesundheits- und Bildungssystem gesteckt werden könne. Oder in ländlichen Regionen, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind, Solar- oder kleine Wasserkraftanlagen fördern. Man könne auch Staaten dabei helfen, alte, klimaschädliche Kohlekraftwerke mit hohen Schwefel- und Feinstaubemissionen durch Gaskraftwerke oder erneuerbare Energien zu ersetzen.
 
Dass die armen Länder die rasante Klimaschutz-Wende mit viel Geld aus den reichen Staaten auf einen Schwung schaffen, sehen die Wissenschaftler dagegen nicht als wahrscheinlich an. Zwar halten sie solche Zahlungen für nötig, aber sie befürchten, dass ihre Komplexität und Nebenwirkungen unterschätzt werden. Plötzliche, massive Geldströme aus dem Ausland in ein armes Land, das womöglich keine funktionierenden Institutionen hat oder von Korruption geplagt ist, könnten dort alles Mögliche bewirken, bis hin zu Währungsschwankungen und einer Schwächung des Exports. Es ist laut den Forschern auch keine Lösung, explizit nur die Zusatzkosten grüner Technologie zu finanzieren: Das sei schwer zu kontrollieren und umzusetzen.

Zudem sei das wirtschaftliche Potenzial für Erneuerbare zwar oft da, aber eine komplette Umstellung des Energiesystems erfordere hohe Investitionen, ohne den betroffenen Ländern schnell zu nutzen. Dafür werde also weit mehr technische und finanzielle Unterstützung nötig sein. Man dürfe aber auch nicht ewig darauf warten, dass diese Hilfe komme: Die Umstellung werde immer teurer und schwerer, weil sich die schnell wachsenden Länder immer weiter etwa auf Kohle festlegen.

„Wir sollten nicht mehr fragen: Was ist das Optimum? Sondern: Was ist möglich?“, sagt Michael Jakob. „Hat man einmal angefangen, öffnet das die Tür für ambitioniertere Ziele.“ Auch dürfe man nicht über China oder Indien andere Länder vergessen, in denen ebenfalls viele Millionen darauf warten, aus der Armut zu entkommen: Nigeria etwa, oder Indonesien. „Jetzt ist es noch möglich, dort die Weichen anders zu stellen.“ Damit ist man bildlich im Eisenbahngeschäft, und so ist es wohl auch gemeint: Züge pflegen ja selten weit zu springen. Aber in die eine oder in die andere Richtung können sie schon zuckeln, je nach Weichenposition.

„Mittlerweile sagen wir halt 'krass' statt 'geil'"

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Immer noch oder wieder 21? Jan St. Werner (l.) und Andi Toma von "Mouse on Mars"

jetzt.de: Jan, warum feiert ihr eigentlich 21-jähriges Jubiläum?
Jan St. Werner: Das Zwanzigjährige haben wir verpasst. Und 21 ist eh viel interessanter: ein Schritt in die Zukunft. Es geht weiter hinein ins 21. Jahrhundert.

Woran erinnert ihr euch, wenn ihr auf eure Bandgeschichte zurückblickt?
Hm, gute Frage. Ganz ehrlich: Ich glaube, wir haben es nicht so mit Erinnern. Das ist eine der Fähigkeiten, die uns vom Herrgott am wenigsten zugesprochen wurden. Das liegt aber auch daran, dass wir tatsächlich immer noch sauviel Aktuelles um die Ohren haben. Da bleibt nicht wirklich Zeit, um sich ans Lagerfeuer zu setzen und mit der Gitarre die alten Songs noch mal zu spielen.

Also versteht ihr „21 again“ nicht als Rückschau oder Zwischenbilanz?
Nein, absolut nicht. Wir versuchen nach wie vor, dieses Mouse on Mars-Raumschiff immer tiefer in den Kosmos hinein zu steuern. „21 again“ hatte einen ganz einfachen Aufhänger, nämlich den Track mit Eric D. Clark, der auch auf der Compilation ist. Der hat auf unsere letzte Platte nicht mehr drauf gepasst. Wir wollten ihn trotzdem veröffentlichen und haben gemerkt, dass wir noch mehrere solche Kollaborations-Stücke rumliegen hatten. Da dachten wir: Lass uns das doch mit 21 Leuten machen!

Klingt mehr nach Aufbruchstimmung als nach einer Band, die seit mehr als 20 Jahren im Geschäft ist. Müsst ihr für eure Arbeit berufsjugendlich bleiben?
Auf jeden Fall. Wir sind aufgewachsen mit dem Wort „Geil“, mittlerweile sagen wir halt „Krass“ (lacht). Aber so alt sind wir nun auch nicht. Und selbst wenn: Wir haben gerade ein Video mit Klaus Lemke gedreht, der Typ ist über 70 und immer noch dermaßen radikal, das findest du bei vielen jungen Leuten nicht. Wenn du dich halbwegs vernünftig ernährst und in einem freien kulturellen Umfeld bewegst, kannst du auch mit 100 noch extrem krassen Kram machen.

Eure Geburtstags-Compilation besteht ausschließlich aus Tracks, die ihr mit befreundeten Musikern aufgenommen habt. Wie wichtig ist euch die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern?
Es macht einfach Spaß. Wir selbst wissen ja inzwischen ganz gut, wie wir unseren Sound hinbekommen. Da ist es natürlich spannend, mit anderen Leuten zu arbeiten. Mouse on Mars war immer auch ein Experiment: Ist das noch eine Band oder wollen wir nur herausfinden, was der Rechner alles kann? Ist es Clubmusik oder Collage? Diese Extreme zusammenzubringen, hat uns von Anfang an motiviert. Die Kollaborationen sind auch wieder so ein Test, wie weit man mit der Idee von einer Band gehen kann.

Verfolgt ihr denn auch junge Künstler?
Wenn Musik kommt, die interessant ist, hören wir uns die an. Wir kriegen auch wahnsinnig viel Musik zugesteckt. Aber wir verfolgen nicht alles gezielt.

Ihr gehört zu den wenigen deutschen Bands, die international Erfolg haben. War das jemals euer Ziel?
Na ja, wir wurden eigentlich erst zur Band, weil uns ein englisches Label rausgebracht hat. Unsere Musik kam sozusagen aus England. Von der Idee her sind wir seit der ersten Platte globalisiert und irgendwie hat sich das gehalten. Es gab Anfang der Neunziger auch kein deutsches Label, das mit uns arbeiten wollte.

Wieso nicht?
Die hätten alle gewollt, dass wir unsere Stücke „richtiger“ spielen oder irgendwas weglassen und uns zu etwas bekennen, das wir nicht waren. Das hätte nicht funktioniert.

Vergleicht man eure frühen Alben mit dem, was ihr jetzt macht, hat man den Eindruck, dass eure Musik noch komplexer und kompromissloser wird. Woher kommt das?
Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass die Technik mit uns gewachsen ist. Wenn wir früher fünf Sekunden Sample-Zeit hatten, fanden wir das schon grandios. Mittlerweile kannst du ja fünf Jahre sampeln, wenn du willst. Wir verstehen auch immer besser, was da technisch vor sich geht, wenn wir an einem Sound arbeiten. Auch, weil wir viel mit Programmierern zusammenarbeiten und eigene Apps entwickeln. Unser Studioalltag ist einfach ein ganz anderer geworden.

Inwiefern?
Vor 20 Jahren musstest du echt lange schrauben, damit ein Synthie interessant klingt. Heute gibt’s Software, die von Leuten programmiert wird, die so ähnlich denken wie wir. Dadurch bekommst du im Handumdrehen einen Sound, der uns früher Stunden oder Tage gekostet hätte. Man könnte darüber verzweifeln, wenn man denkt: Ach, dieses Abarbeiten an Sounds, das hat doch so viel gebracht. Das war ja auch irgendwo der Reiz. Aber genau darüber jammern wir nicht. Wenn man schon mit so fantastischen Syntheseformen arbeiten kann, was lässt sich erst alles damit machen? Oft hören wir so einem Sound einfach nur zu. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt: Eigentlich sind wir Musikhörer, wir wollen uns von Sounds überraschen lassen. Und dieses Abenteuer Hören ist noch kein bisschen vorbei, es ist eher noch extremer geworden.

Es fiel euch nicht schwer, das Musikmachen für euch selbst spannend zu halten?
Nein, im Gegenteil. Heute kannst du ja immer und überall aufnehmen. Wir haben uns zum Beispiel immer schon gewünscht, dass man verlustfrei Feldaufnahmen machen kann. Also Aufnahmen im Freien, die astrein klingen. Das hat die Technik irgendwann möglich gemacht und so sind wir in eine Welt hinein gewachsen, die wir uns eigentlich immer gewünscht haben. Dieser Übergang von der handgebastelten Musik mit Kassetten hin zu MIDI und dann zur komplett digitalen Realität: Irgendwie ist das auch ein Stück weit Mouse on Mars. Wir sind wahrscheinlich eine ganz gute Blaupause für das, was technisch alles passiert ist.

Wie würdest du Mouse on Mars heute beschreiben?
Wie einen Film von Jacques Tati. Ein französischer Filmemacher, sehr spezieller Charakter. Der war eher ein Pantomime, ein Beobachter und Imitator des Alltäglichen, Profanen. Im Grunde sind wir auch solche Beobachter, die das interpretieren, was sie um sich herum aufsammeln. Unser Sound ist wie ein Fenster, das wir aufmachen. Und dann gucken wir, was da den ganzen Tag so vorbei zischt.

Die Compilation „21 again“ erscheint am Freitag. Das „21 again Festival“ findet am Freitag und Samstag im Theater Hebbel am Ufer in Berlin statt.

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 28

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden ein. Annas Chef Paul, der sie retten will, kennt die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler. Die drei haben Kunstwerke gestohlen, die magische Kräfte haben. 

In einer Parallelrealität hat Anna inzwischen einen Roman namens "Nachtschicht" gelesen und wurde in die Geschichte hineingesogen. Ihre Freundin Rana gerät in die Fänge der Entführer, Ranas Freundin Bernhard wird ermordet. Anna und Paul flüchten in die Tankstelle, werden von einer Zombie-Armee bedroht und von einem fliegenden Einhorn gerettet...


...und Anna erwacht in einer Redaktion als Autorin einer Kolumne namens "Nachtschicht", wird aber wegen Schlafens während der Arbeitszeit gefeuert. Als sie traurig vor dem Redaktionsgebäuse sitzt, tauchen ein geheimnisvoller Fremder im grauen Sakko und Gerwin auf. Gerwin nun allerdings als Kapitän eines Raumschiffs. Das ist natürlich alles sehr verwirrend und Anna geht mit Lavendelduft in der Nase ohnmächtig zu Boden...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 28 von jetzt-Userin Golem.



L A V E N D E L D U F T...ein Hauch davon,
der genügt,
sie in eine verwunschene Zeit zu...
...zu locken, zu ziehen, zu entführen ...?  

"Gute Erinnerungen sind der Beginn eines rückwärtsgewandten Engelsfluges", hat 'mal jemand zu ihr gesagt. Anna weiß nicht mehr, wer das war, aber sie ärgert sich, dass sie ihn hat laufen lassen. "Was bisher geschah" findet sie jedenfalls "abgestanden" und "flach". Anna nimmt den Mund gerne voll. Vor allem dann, wenn sie sich in entsprechender Gesellschaft weiß. In einer, die auf Intelligenz und Kreativität steht. In der Nacht Dienst in einer Tankstelle tun..., mit Hopperlicht und so.  Mal die sehen, die im Dunkeln stehen. Am Tag an der Filmhochschule. Dem lichten Bau, aus dem die Talente kriechen. Dazu noch dies und das und fertig.

Anna ist fertig. Dass sie die ziellos mäandernde Geschichte völlig daneben findet,  dass sie "Gerwin", "Paul", "Liesl" als Namen ohne Fleisch anwidern, hat ebenfalls - nicht ausschließlich, aber eben doch zum großen Teil - damit zu tun, dass Anna den Mund gerne voll nimmt. Anna nimmt den Mund gerne voll und von Anfang an war ihr Mund voll des abstoßenden Geruchs nach Benzin und  glycerin­schwerem Wasser. Nach diesem Geruch schmeckte alles. Alles, was daher kam, ob Mensch oder Wort oder beides.

Mit dem Lavendelduft ist das anders. Er ist sozusagen Annas Rettung, an die sie nicht mehr geglaubt hat. Das expressionistische Licht am Ende des Tunnels.

Mit Engelsflügeln ausgerüstet landet Anna in der blau-weißen, sonnenblumwarmen Küche ihrer Urgroßtante M.

Annas Urgroßtante M. ist, was man eine überzeugte, ziel- und geschmackssichere, biografieschwere, vogelleichte Dame nennt, die allerdings rein gar nichts übrig hat für späte Anstecknadeln oder vor sich hinklimpernde Verdienstorden. Weshalb sie diese in der dunklen Nachttischschublade verschwinden lässt, wo sie liegen, verkeilt ineinander und umgeben von...

...Lavendelduft, der sich breit macht. Er kriecht durch alles. Durch Bretter und Ritzen. An jedes Staubkorn hängt er sich, durchzieht jedes Leinen, auch das Tuch, das sorgfältig gefaltet unten liegt, im unteren Teil des Nachtschränkchens. Anna holt es sich, damit sie nie  vergisst, welchen Wert das Leben hat. Dann kehrt sie zurück zum Tisch, setzt sich auf den Binsenstuhl, von dem die Urgroßtante behauptet, schon van Gogh habe sich auf dem - "und zwar kniend!" - niedergelassen, um um sie zu werben. Die Urgroßtante verehrt die Kunst. Sie liebt die Sonne und ist losgezogen, bis sie beides gefunden hat. Anna rückt näher. Unter der Hand der Urgroßtante entstehen auf einem schwerweißen, rauen Blatt, entlang der Spitze des Bleistifts Bilder.

Man kann, man muss Annas Urgroßtante mit Namen M. eine verlorene, eine übersehene, eine in aller Heimlichkeit arbeitende 98-jährige Comiczeichnerin nennen.

Uff.

Anna erschrickt. Auf dem Blatt landet leicht kratzend ein Raumschiff. Die Urgroßtante greift nach ihrer blauschweren Tasse, nimmt einen Schluck kalten Kaffees, denkt nach. Während Anna betet. "Rette mich!", betet Anna. "Rette mich!" Aus dem Raumschiff steigen Außerirdische.

Uff.

Über den unförmigen Köpfen der Außerirdischen schweben verbeulte Sprechblasen bis zum Rand gefüllt mit rätselhaften, herumwirbelnden Zeichen.

Ohne Frage. Diese Wesen vom anderen Stern sind wütend. Sehr wütend. Quasseln ohne Unterlass. Die Urgroßtante spitzt ihren Stift. Dann betritt ein Mädchen das Papier mit dicker Brille und kurzem, karierten Rock, fragt: "Warum?" Schickt seine Sprechblasen unentwegt auf Reisen und fragt "warum?". "Warum, warum, warum?". Bis die Außerirdischen entnervt abdrehen, in ihr Raumschiff steigen und wegzischen.

Uff.

Anna lehnt sich zurück. Sie küsst ihre Urgroßtante auf die harte Stirn und weiß, dass sie die nächste, übernächste, überübernächste...Geschichte durchstehen wird. Von irgendwoher hört sie Geknatter.  Maschinengewehre. Was sonst? Anna macht sich auf den Weg, winkt mit dem duftenden Tuch, während man wahrscheinlich auf sie schießt.

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 29 der Kettengeschichte erscheint am 6. November.

Komm’ mir nicht mit "quick and easy"!

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Meine tägliche Demütigung ist eine Facebook-Seite und heißt „2 Minuten Frisuren“. Dreizehn meiner Facebook-Freundinnen haben bereits „Gefällt mir“ geklickt. Für mich, die morgens höchstens zehn Minuten im Bad investiert, um den Wecker so spät wie möglich stellen zu können, klingt das ziemlich verlockend. Nicht, weil ich mir generell besonders viele Gedanken um meine Haare mache. Aber auch mich nervt mein unausgegorener Every-Day-Dutt manchmal. Also: Klick!



Ja, wenn man genug Arme hat, schafft man es vielleicht, sich diesen "quick and easy" Zopf zu flechten!

Zwei Minuten hat jeder. Deshalb sind Facebook-Seiten, Youtube-Videos, Pinterest-Accounts und Buzzfeed-Artikel mit „Quick And Easy“-Anleitungen auch so erfolgreich. Mehr als 100.000 Fans hatten die „2 Minuten Frisuren“ bereits am zweiten Tag nach ihrem Start. Zehntausende teilen Artikel wie „26 Lazy Girl Hairstyling Hacks“ oder „Quick and Easy Dinner“ auf Facebook und Twitter. Und Hunderttausende liken Facebook-Seiten wie „Schnell selbst gemacht für wenig Geld“.

Es mag an meiner gestörten Feinmotorik und meinem fehlenden Orientierungssinn liegen, aber ich bekomme nur vom Ansehen dieser „einfachen“ Anleitung einen Knoten im Hirn:  

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Fünfzehn kleine Zöpfchen in zwei Minuten zwirbeln und flechten? „2 Minuten Frisuren“ zufolge kein Problem:

[plugin imagelink link="https://scontent-a-ams.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/v/t1.0-9/10478588_711014705646471_6171892241456856025_n.jpg?oh=b157a57ecc25f7f56ff00bc1e1ed06fc&oe=54F33422" imagesrc="https://scontent-a-ams.xx.fbcdn.net/hphotos-xpa1/v/t1.0-9/10478588_711014705646471_6171892241456856025_n.jpg?oh=b157a57ecc25f7f56ff00bc1e1ed06fc&oe=54F33422"](Quelle)   

Die – perfekt geglätteten! - Haare zu einem Pferdeschwanz binden, teilen, mit dem Lockenstab eindrehen, vorsichtig auseinanderzwirbeln, den Haargummi rausnehmen, mit Haarspray einnebeln und noch einmal die Haare kräftig schütteln? Können laut Buzzfeed auch „lazy girls“:  

[plugin imagelink link="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-03/enhanced/webdr06/6/12/enhanced-17019-1394127957-32.jpg" imagesrc="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-03/enhanced/webdr06/6/12/enhanced-17019-1394127957-32.jpg"](Quelle)   

„Quick and Easy“ ist beliebt. Lieber das Fünf-Minuten-am-Tag-Training als das Sechs-Minuten-Workout. Wir haben wenig Zeit und wollen in zwei Minuten so aussehen, als hätten wir eine Stunde lang an unseren Haaren herumgezupft. Nur: Das geht halt nicht. Wie man an den Beispielen sieht, schon rein physikalisch-technisch nicht. Doch das ist nicht einmal das Perfide an diesen Seiten und Artikeln.

Bei Balletttänzern und Mechanikerinnen wissen wir genau, dass das, was bei ihnen ganz leicht aussieht, aus langem Training und viel Routine resultiert. Bei den Menschen, die in YouTube- und Pinterest-Tutorials erklären, wie man das Fahrrad repariert oder einen Krawattenknoten bindet, vergessen wir das gern, weil sie uns im Zweifel viel ähnlicher sind. Auf jeden Fall näher. Und das, was sie tun, irgendwie auch zu unserem Alltag gehört. Darum ist es umso schlimmer, wenn wir das, was sie uns da vorführen, nicht hinkriegen. Und manchmal nicht einmal verstehen. Das tut besonders weh. Denn „quick and easy“ bedeutet ja im Grunde: „Für Dummies“. Das ist arrogant. Und unfair: Wie oft die Tutorial-Produzenten vor dem Spiegel geübt haben, sehen wir ja auf Youtube nicht.  

Diese Anleitungen das Unsympathischste, was man im Internet finden kann. Sie sagen: „Für uns ist der neunfache Fischgrätzopf Kindergarten. Und für dich?“ Mir gingen beim Versuch, die Handbewegungen aus dem Video nachzumachen, die zur Verfügung stehenden Arme aus. Ein anderes Video erklärt mir, dass eine Suppe mit 14 Zutaten ein „Quick and Easy Dinner“ ist. Gourmet-Küche ist das vielleicht nicht, aber in die Kategorie schnelles, einfaches Abendessen gehört es sicher nicht. Und wenn man sich dann durch das Rezept gekämpft hat, darf man nicht mal richtig stolz sein. Es war ja nur eins aus der Kategorie „quick and easy“.

Während Balletttänzer und Mechanikerinnen einfach vor sich hin tanzen oder werkeln ohne zu betonen, wie leicht ihnen das fällt, halten diejenigen, die das auf Facebook oder Youtube tun, uns genau das vor. Vielleicht, weil ohne das Wort „einfach“ einfach niemand draufklicken würde. Ich wahrscheinlich auch nicht.

Schöner Schein

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... sind auf Scheinen welcher der folgenden Länder zu finden?





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