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Schizophren in der Scheune

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Wenn Männer sich bekriegen, dann müssen sie nicht unbedingt kämpfen – sie können auch miteinander tanzen. Ein schräges Pärchen geben die jungen Männer Tom und Francis in der dunklen Scheune neben dem Farmhaus ab, die Strahlen der Nachmittagssonne scheinen durch die kleinen Fenster des Scheunentors, im Hintergrund stapeln sich die Strohballen. Immer schneller dreht Francis Tom zur Musik aus dem Gettoblaster im Kreis, drückt ihn immer fester an sich, bis dieser kaum noch Luft bekommt und Francis’ Speichel ihm ins Gesicht spritzt, während er ihn anzischt, dass er ihn nicht mehr gehen lassen kann.



Xavier Dolan spielt in seinem neuen Film auch die Hauptrolle.

„Sag nicht, wer du bist!/Tom à la ferme“ ist der vierte Spielfilm des franko-kanadischen Regisseurs Xavier Dolan, der seit seinem Regiedebüt „Ich habe meine Mutter getötet“ von 2009 als Wunderkind des internationalen Autorenfilms gefeiert wird – damals war er gerade zwanzig. Um kaum einen anderen Nachwuchsregisseur wurde in den vergangenen Jahren auf den Festivals in Cannes und Venedig, wo seine Filme ihre Uraufführungen hatten, ein solcher Hype veranstaltet wie um ihn. Mit seinen ersten drei Werken – nach dem Debüt folgte die Ménage-à-trois „Herzensbrecher“ und das Transgender-Märchen „Laurence Anyways“ – hat er das Thema der unmöglichen Liebe in verschiedenen geschlechtlichen Konstellationen umkreist. Und zwar so bunt und so schräg, dass ein Teil des Dolan-Hypes auch schlicht deshalb zustande kam, weil er mindestens so viele Zuschauer nervte wie begeisterte.

Mit besonderer Spannung wurde deshalb „Sag nicht, wer du bist!“ erwartet, der im vergangenen Herbst seine Premiere im Wettbewerb des Festivals von Venedig hatte – weil er nach den drei knallbunten Wundertüten sein erster Versuch einer handfesten Genrearbeit ist. Der Film beruht auf einem Theaterstück des kanadischen Dramatikers Michel Marc Bouchard von 2010, gemeinsam mit ihm hat Dolan das Drehbuch geschrieben.

Tom (Dolan) ist ein Mittzwanziger-Hipster aus Montreal, der in der Werbebranche arbeitet und dort mit seinem gleichaltrigen Arbeitskollegen Guillaume liiert war. Als dieser stirbt – ein Selbstmord wird angedeutet –, beschließt Tom zu seiner Beerdigung in die kanadische Provinz zu fahren, obwohl der Freund seine Homosexualität vor seiner Familie verheimlicht hat. Auf einer Farm leben Guillaumes ältliche, weltfremde Mutter und sein älterer Bruder Francis (Pierre-Yves Cardinal). Tom gibt sich lediglich als guter Freund aus, doch Francis durchschaut den Auftritt, durchsticht die Reifen seines Autos und nötigt ihn, auf der Farm zu bleiben und der Mutter vorzuspielen, ihr Sohn habe in Montreal eine Freundin gehabt. Immer mehr steigert sich der aggressive Francis in seine Homophobie, schlägt und erniedrigt Tom – und macht ihm gleichzeitig Avancen.

Dolan inszeniert die Geschichte als schizophrenen Psychothriller in Hitchcock-Tradition. Sein Komponist Gabriel Yared geht im Soundtrack sogar so weit, die irren Geigenklänge aus „Psycho“ zu imitieren. Was Dolan fasziniert, ist die Lust am Missbrauch – und zwar nicht am Missbrauchen, sondern am Missbrauchtwerden, denn Tom lässt sich paralysiert immer freiwilliger auf Francis’ Spielchen ein.

„Sag nicht, wer du bist!“ ist nicht mehr von ganz so viel Experimentierfreude geprägt wie Dolans vorherige Filme, weil er sich für seine Hommage ans Thriller-Genre eine große formale Strenge und Entschlackung verordnet hat – Schluss mit dem Pomp von früher. Dazu gehört auch, dass er fast ganz auf Totalen verzichtet und die meisten Szenerien in Nah- und Großaufnahmen vorführt, in der kleine, aber prägnante Details auf die Gesamtumgebung schließen lassen. Aber auch hier beweist der mittlerweile 25-jährige Dolan eine fast schon unheimliche Intuition, was die Komposition von Bildern angeht, gerade durch die Verengung des Blickfelds. Eine Arbeitsweise übrigens, die er in seinem bereits in Cannes gezeigten Folgewerk „Mommy“ weiter auf die Spitze treibt: Der Film ist im Handyformat gedreht.

Auch wenn Dolan für seine Adaption das ursprüngliche Vier-Personen-Stück um zusätzliches Personal und einige Schauplätze erweitert hat, bleiben Tom und Francis im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Und was dieses fatale Borderline-Pärchen trotz aller Formunterschiede dann doch mit den Liebenden seiner vorherigen Filme verbindet, ist, dass jeder Flirt bei Dolan weiterhin nur als Krieg zu haben ist – und umgekehrt.



Wer hat die Deutungshoheit geklaut?

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Bloggen, das ist Tagebuchschreiben im Internet. So hätte man es vielleicht vor einem guten Jahrzehnt noch definiert. Ein tolles Hobby für jedermann, mehr aber auch nicht. Mittlerweile gibt es neben unzähligen privat betriebenen Hobby-Blogs auch unzählige seriöse, gut verdienende oder zumindest reichweitenstarke Blogs. Ein Blog kann heute alles sein: Eine an den großen Namen einer Zeitung gebundende Autorenkolumne, ein Satiremagazin, ein investigatives Rechercheformat, ein erfolgreiches Geschäftsmodell oder eben das von weniger als 15 Leuten am Tag gelesene Tagebuch einer Lehrerin in Brandenburg. Eine Pauschaldefinition des „Blogs“ kann nur scheitern. Trotzdem sind in den vergangenen Tagen zwei Texte erschienen, die die Debatte rund um Sinn und Auftrag von Blogs neu entfacht haben.

Die FAZ-Autorin Hannah Lühmann formuliert in ihrem Artikel „Die Ironie macht alle gleich“ die These, junge, deutsche, popkulturelle Blogs wie Amy&Pink, Schlecky Silberstein oder Kraftfuttermischwerk nähmen sich zunehmend ein Beispiel an der Ton- und Themenwahl des Vice-Magazins: Sex, Computernerdkram, Katzen- und Tittenbildchen, Modetrends. Dazu Berichte über die Gewaltregimes und Krisengebiete dieser Welt – bei Vice hautnah von Reportern recherchiert, bei anderen Blogs eher aus dem Lehnstuhl verfasst oder gleich abgeschrieben. Und all das versehen mit reißerisch klickpotenten Überschriften. Alles in allem ein Weltbild, das „zwischen Dauerlangweile und permanenter Erregung“ schwankt - so formuliert es Lühmann. „Trash“ als Jugendkonsens.




Im Internet gibt es viel Blabla. Naja, und? Muss ja nur der lesen, den es interessiert, oder?

Am Mittwoch nun antworte der Blogger Ronny von Kraftfuttermischwerk in einem Blogpost auf Lühmanns Artikel. Sein Hauptanliegen: Das Unverständnis darüber, wieso er in ihrer Auflistung angeblicher Vice-Jünger-Blogs auftauche. Er sei Sozialarbeiter, arbeite mit Kindern und Heranwachsenden, Menschen also, über die Lühmann und ihre Kollegen lediglich mal schrieben. Dieses Blog, das er da führe, das sei sein Hobby, mehr nicht. Das Vice-Magazin habe er nicht einmal in seinem Reader und auch, wenn er einiges von Vice interessant finde, finde er genauso vieles auch überflüssig. Vor allem aber sei es ihm eigentlich auch egal, ob irgendjemand irgendwelche Ähnlichkeiten zwischen irgendwelchen Blogs sehe, denn:

„Vice hin oder her. Fick die Redaktion. Ich mache das für mich und für jene, die das lesen und das hören wollen. (...) Kurzum: mir ist egal, was Journalismus so macht, ich will keinen machen. Ich will bloggen, ich will das bei mir sammeln, was mich täglich so anmacht; Punkt. Weil: so sind Blogs eben. Vielleicht hätte das in der Redaktion auch einfach mal wer erwähnen können.“

Er schreibt auch einige Absätze dazu, dass er seine Abos großer Magazine oder Zeitungen längst aufgegeben habe, da er im Netz nämlich nicht nur oft Aktuelleres finde, sondern sich dort auch genau das Medien-Menü zusammenstellen könne, das ihm gefalle.

Auf Twitter wird das Hin- und Her der beiden Texte derzeit diskutiert. Und es beinhalten ja tatsächlich beide Texte spannende Aspekte: Lühmann hat mit dem, was sie über diese grundironische, irgendwie wohlstandsverwöhnte und deshalb wahrscheinlich tatsächlich ab und zu etwas gelangweilte und erregungssüchtige Generation schreibt, nicht Unrecht, wenn auch sie viele Aspekte sicherlich zu einseitig betrachtet und auch die Inhalte der von ihr beispielhaft genannten deutschen Blogs nur wenig differenziert ausführt. Was Ronny von Kraftfuttermischwerk hingegen schreibt, ist aber mindestens genau so nachvollziehbar: Er hatte nie den Anspruch, sich mit Zeitungen zu messen und versteht nun nicht, wieso er innerhalb einer Art Journalismusdebatte jetzt vorgeführt wird. Er gibt ein kleines, lustiges Magazinlein raus, das er allein bestimmt und befüllt und das die Leser hat, die es verdient: Nämlich die, es anklicken. Und damit müsste die Diskussion beendet sein.

Ist sie aber nicht.

Denn der Unmut von Lühmann kommt ja nicht aus dem Nichts. Er macht ein großes Problem der seriösen Zeitungsbranche sichtbar, das die Redaktionen seit Längerem quält: Dass die Trennlinie zwischen traditionellem Journalismus und DIY-Schreiberei immer mehr verwischt. Auch die Redaktionen wissen, dass im Wust des Netzes nur der besteht, der Aufmerksamkeit erregt, und das heißt: der irgendwie „krass“ ist, reißerisch titelt, oder einen schnellen, guten Witz reißt. Die Onlineausgaben der Zeitungen müssen sich diesem Gesetz, ob sie wollen oder nicht, fügen. Weil sie sonst zwischen Tierbildchen, Drogenskandalen und Sexwitzen untergehen. Dass sie das wütend macht und frustriert, ist verständlich. Weil es mit ihren Qualitätsmaßstäben kollidiert. Während Ronny als Hobbyblogger auf die Maßstäbe des Journalismus scheißen können will, wollen die Redaktionen darauf scheißen können, dass lustige Blogs mit reißerischen Überschriften ihnen junge, wertvolle Leser klauen. Und schleichend den Maßstab dafür setzen, wie im Netz derzeit und wahrscheinlich auch in Zukunft gelesen wird.

Und das ist ein Problem, das überhaupt nichts damit zu tun hat, dass Ronny ein blöder Blogger oder Hannah Lühmann eine schlechte Journalistin sein könnte. Sondern damit, dass offensichtlich noch immer keiner weiß, wie der Kulturbetrieb im Netz wieder ins Gleichgewicht gerät. Und wem aus der Medienlandschaft denn nun die Deutungshoheit zugeschrieben werden sollte - falls die sich als Konzept nicht sowieso längst selbst überlebt hat.

Die jetzt-Kettengeschichte, Teil 18

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Was haben sie vor? Annas Chef Paul, der die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler kennt, taucht auf, um sie zu retten...und wir finden uns auf einmal in einer Parallelwelt wieder, in der Anna den Roman "Nachtschicht" gelesen hat - und in die Geschichte hineingesogen wurde. Gemeinsam mit ihrer Freundin Rana stürzt Anna durch ein schwarzes Loch in die Romanwelt. Dort landen sie in einer dunklen Kammer, in die Gerwin Gewinner (der sich als Ranas Exfreund entpuppt) und Liesel Maier auf der Suche nach Drogen eindringen. Rana stößt Gerwin das Knie in die Weichteile und er geht zu Boden. Aber Liesel Maier ist noch auf den Beinen...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 18 von jetzt-Userin DivaGelsomina.



Wie eine Rachegöttin steht Liesel vor Anna und Rana. Gerwin krümmt sich noch immer vor Schmerz, aber auch voller Dramatik auf dem Boden. „Liesel, den Schild“ stöhnt er voller Hass. Noch während Anna und Rana über seine mysteriösen Worte grübeln, schnippst Liesel mit den Fingern und von der Decke segelt ein antiker Schild in ihre Hand. Noch ehe Liesel und Anna begreifen, erstarrt Liesel plötzlich. Der Schild entpuppt sich als ein verzauberter Spiegel, aus dem Liesel nicht ihr eigenes Antlitz, sondern die hässliche Fratze der Gorgo Medusa entgegen grinst. Anders als ihr mythologisches Vorbild verwandelt ihr Anblick nicht nur Männer zu Stein, sondern lässt auch Frauen erstarren. Rana senkt nicht schnell genug ihre Augen, sodass sie beim Blick in den Spiegel sofort erstarrt. „Rana, was ist mir Dir?“ ruft Anna.  

Doch schon richtet Liesel mit höhnischem Gelächter den Spiegel-Schild auch auf Anna. Dieses Mal schaut nicht die Medusa aus dem Spiegel, sondern ein Ungeheuer, der Schlange Kaa ähnlich. Deren rotierende Regenbogenaugen ziehen Anna in sich hinein. Immer tiefer wird Anna in das Innere der Schlange gezogen, das einem Labyrinth gleicht. Das höhnische Gelächter von Gerwin und Liesel dringt immer ferner an Annas Ohr, bis sie von völliger Stille umfangen wird. Merkwürdigerweise aber nicht von Dunkelheit. Das Innere der Schlange ist von irisierenden, psychedelischen Farben erleuchtet. Anna reibt sich die Augen? Hatte sie doch noch zusammen mit Rana Gras geraucht? Oder gar eine unbekannte Substanz eingenommen? Plötzlich dringt die dröhnende Stimme Gerwins an ihr Ohr. „Ha ha ha, jetzt sitzt Du ganz schön in der Falle, mein Täubchen. Das habt ihr euch so gedacht, mir ins Handwerk zu pfuschen. Aber Du kennst ja mein Motto: Mensch ärgere Dich nicht. Also take it easy“.  

Dann ist Anna wieder von völliger Stille umgeben. Sie torkelt durch das psychedelische Gedärm des Schlangenungeheuers. Ständig muss sie umherschwirrenden Fledermäusen, Flugdrachen und Raben ausweichen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen. Nach einer Weile landet einer der Raben vor ihren Füßen. „Kräk, kräk!“ krächzt er sie an. Die Farben des Schlangeninneren zaubern prächtige Farbeffekte auf sein blau-schwarzes Gefieder. „Kräk, kräk!“ Dabei schaut er Anna unverwandt an. Aus Augen, die ihr irgendwie bekannt vorkommen. Sie starrt zurück. Versucht, hinter die Rabenaugen zu blicken. Aber sie erscheinen unendlich und Anna kommt nicht darauf, woher ihr diese intensiven Augen so bekannt vorkommen. Noch immer benommen von den Farben taumelt sie weiter. Im Gefolge den krächzenden Raben, der ihr nicht mehr von der Seite weicht. Plötzlich merkt sie, dass ihr nicht nur die Augen des seltsamen Raben vorkommen, sondern auch seine Stimme. Sie hat das Gefühl, dass die Lösung zum Greifen nahe ist. Aber immer wenn sie denkt: „Jetzt hab ich’s“, verschwimmt der Gedanke in einer bunten Nebelwolke und sie beginnt von neuem, den zerstobenen Gedankenschweif einzufangen. So gerät das seltsame Paar immer weiter in das Gedärmlabyrinth des Schlangenungeheuers.  

Plötzlich ertönt wieder laut Gerwins höhnische Stimme. „Hallo Anna! Wie ich sehe, hast Du einen Gefährten bekommen. Einen Schatten. Erkennst Du ihn?“ Es ertönt noch einmal Gerwins schrilles Gelächter. Dann ist es wieder still. Anna dreht sich um, doch der Rabe ist verschwunden. Also doch, denkt sie. Ich habe mich nicht getäuscht. Aber wer verbirgt sich im gefiederten Körper des Raben? Anna ist inzwischen an einer Biegung des Schlangeninneren angelangt. Eine kreisende, bunte Spirale bewegt sich zu Annas Füßen. Ihr wird schon wieder schwindelig, da kommt der Rabe im Sturzflug auf Anna zugeschossen. In letzter Sekunde vor dem Aufprall macht er eine Drehung und stößt mit seinem Schnabel ins Innere der Spirale. Daraufhin erschüttert ein Zittern den Körper der Schlange. Anna wird durch das Labyrinth in immer schnelleren, elliptischen Bewegungen durch den Schlangenkörper und aus ihm hinaus geschleudert. Sie landet hart. Ihr schwinden die Sinne.

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 17 der Kettengeschichte erscheint am 28. August.

Die Eissagung

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1) Geh’ zum Verrückten Eismacher


Wo: Amalienstr. 77
Was: Wenn jemand eine Kugel Schnitzel-Eis bestellt, fragt die Bedienung hinter der Theke: „Magst du nicht erst mal probieren?“ Wahrscheinlich gibt es den Vorrat Weißwurst-, Wurstsalat- und Hendl-Eis auch nur, damit man das als Probierlöffel nehmen und sich darüber freuen kann, dass man sich am Ende doch für Ü-Ei, Kinder Bueno, Lindor oder Milchschnitte entschieden hat – oder für Augustiner. Das Bier- (und auch das Radler-)Eis schmecken übrigens wirklich.
Preis: 1,50 Euro pro Kugel, zwei für 2,70, drei für 3,70, jede weitere für 1,10 Euro

2) Geh’ zu True & 12


Wo: Rosenheimer Str. 14
Was: True & 12 gibt es erst seit diesem Sommer, aber die winzige Eisdiele ist schon jetzt eine Institution. Hinten kann man bei der Produktion zuschauen, vorne immer zwischen zwölf Sorten wählen: Klassiker sind schon jetzt Schokolade-Banane, Chai und Ziegenkäse-Honig, die in sehr feinen (aber nicht selbstgemachten) Waffeln serviert werden. Hier lohnt sich sogar Vanille, genauer: ziemlich feines Bourbon-Vanilleeis, zu nehmen.
Preis: 1,30 pro Kugel

3) Geh’ zu Del fiore


Wo: Gärtnerplatz 1
Was: Eisessen wie in Italien: Keine Kugeln, sondern verschieden große Becher, in die unterschiedlich viele Sorten gestrichen werden. Die Auswahl ist überschaubar, aber sehr fein, vor allem die Fruchteis-Sorten (mindestens 50 Prozent Frucht) wie Mango-Lemongras und Kokos aus reinem Fruchtfleisch, aber auch sizilianische Pistazie, weißer Espresso und Honig-Thymian lohnen sich.
Preis: kleiner Becher (bis zu zwei Sorten) für zwei Euro, mittlerer (drei Sorten) für drei Euro und großer Becher (vier Sorten) für vier Euro (teilweise Zuschlag für Premium-Zutaten wie sizilianische Pistazie)

4) Such’ den nächsten Frozen-Yogurt-Laden


Wo: Frozen Yogurt gibt’s in München inzwischen an jeder Ecke . . .
Was: . . . und in Sorten wie Cookies & Cream oder Cheesecake. Außerdem mit Dingen wie pastellbuntem Puffreis und Cashewkernen als Topping.
Preis: Becher ab etwa 3,50 Euro

5) Geh’ zu Schuhbecks Eissalon


Wo: Pfisterstr. 11
Was: Der Name von Münchens bekanntestem Koch lockt jeden Tag sehr viele Touristen an, ebenso die große (mehr als 30 Sorten) und ziemlich, nun, eigene Auswahl. Beispiele: Arganöl, Erdbeer-Kardamom, Gurke-Dill, Schwarzbrot, Chili-Schokolade, Mango-Chili oder Ingwer. Und Schuhbecks Autogrammkarten, die gleich neben der Kasse bereitliegen.
Preis: 1,50 pro Kugel

6) Stell’ dich bei Ballabeni an


Wo: Theresienstr. 46
Was: Wen die lange Warteschlange – ab 20 Grad Außentemperatur garantiert – nicht abschreckt, löffelt Milch-Minz-Eis, Zwetschgendatschi-Sorbet oder sehr schokoladiges Schokoladeneis aus den typisch blumenkelchförmigen Waffelbechern. Die sind zwar nicht selbst gemacht, schmecken aber okay – und liegen trotzdem meistens um die Mülleimer in der Nähe herum verteilt. Dazu gibt es den größten Probierlöffel der Stadt und einen Blick in die Eisproduktion.
Preis: 1,50 pro Kugel

7) Geh’ zu Sarcletti


Wo: Nymphenburger Str. 155
Was: Peter Paul Sarcletti verkaufte vor 130 Jahren das erste Eis in München, hinter der Theke wird Italienisch gesprochen, aber ohne „Ciao Bella“ und dergleichen. Nachteil: Man muss sich zwischen mehr als 50 Sorten – Schoko Spezial! Ziegenmilch-Erdbeere! Blutorange! – entscheiden und es geht meistens ziemlich hektisch zu.
Preis: 1,20 Euro pro Kugel, zwei für 2,30, jede weitere ein Euro

8) Hol’ dir ein Calippo vom Kiosk


Wo:Überall, wo sie nicht Schöller verkaufen.
Was: Dass einem die Finger an der vereisten Schiebetüte fest- und danach vor lauter Zuckerwasser sowieso kleben, gehört dazu. Das Eis, das schmeckt als hätten Red Bull und Hubba Bubba zusammen ein verwässertes Erdbeer- oder Cola-Aroma gemischt, lässt dafür an Nachmittage im Freibad denken – und ist dort auch am besten. Von der Tanke geht aber notfalls auch.
Preis: etwa ein Euro

Fünf Songs für Plagiatoren

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Zack Kim vs. Daft Punk



Der Vorwurf, Daft Punk hätten ihren Hit „Get Lucky“ bei dem Koreanischen Gitarristen Zack Kim geklaut, tauchte lediglich im Netz auf (dort aber ziemlich laut). Zu einer Klage kam es nie. Zu Recht. Auch wenn der Song spontan ästhetisch deutliche Parallelen vermuten lässt, fehlt vor allem eines, damit überhaupt ein Plagiat vorliegen kann: eine ähnliche Melodie. Denn die ist es, was einen Song einzigartig und geschützt macht. Würden gleiche Harmonien schon für ein Plagiat ausreichen, gäbe es in der Pop-Musik grob geschätzt nur etwa 20 originäre Werke – und Milliarden und Abermilliarden Plagiate. Hier findest du eine ausführliche Analyse zu dem Vorwurf.  

http://www.youtube.com/watch?v=ZQ_p3sM7KvM

http://vimeo.com/64097444    

Joe Satriani vs. Coldplay vs. Cat Stevens


Hier wurde heftig geklagt:  Joe Satriani warf Coldplay vor, ihr Song "Viva La Vida" basiere eigentlich auf seiner Nummer "If I Could Fly" (2004). Man einigte sich schließlich außergerichtlich. Übrigens meldete sich irgendwann auch noch Yusuf Islam (vielleicht noch besser bekannt als Cat Stevens) und stellte fest, dass der Song EIGENTLICH von ihm stamme, weil Melodie und Harmonien schon in seinem „The Foreigner Suite“ auftauchen (etwa ab 14.40).  Er bliebt allerdings etwas entspannter:  "Sie haben meinen Song kopiert, aber haben es nicht mit Absicht getan. Selbst ich habe mich schon kopiert, ohne es zu bemerken."
  

http://www.youtube.com/watch?v=FclrtPUquhQ

http://www.youtube.com/watch?v=dvgZkm1xWPE

Cat Stevens – Foreigner Suite - Full Version   

Marvin Gayes Erben vs. Robin Thicke


Auch im Streit zwischen den Erben von Marvin Gaye und Sony Music über die Frage, ob Robin Thickes „Blurred Lines“ Marvin Gayes „Got to Give It Up“ zu ähnlich ist, einigte man sich außergerichtlich. Summen wurden nicht bekannt.  

Marvin Gaye – Got To Give It Up 

http://www.youtube.com/watch?v=qODrhss9ALc

Spirit vs. Led Zeppelin


Dieser Streit läuft noch, obwohl die Songs so alt sind: Jimmy Page soll das Gitarren-Intro zu „Stairway to Heaven“ bei „Taurus“ der Band Spirit plagiiert haben. Möglich ist es, die Bands waren nämlich zusammen auf Tour. Auch hier lässt sich die Liste allerdings fortsetzen. Eric Clapton hat sich beispielsweise einst über sich selbst geärgert, weil das Thema auch in „Let It Grow“ auftaucht.  

Spirit – Taurus 

http://www.youtube.com/watch?v=BcL---4xQYA

Ruhe jetzt


Und das zeigt vielleicht, wie müßig die Diskussionen oft sind: Im Juli 2002 wurde der Komponist Mike Batt von John Cages Erben wegen Plagiarismus verklagt. Grund: „A One Minute Silence“ ist genau so still wie die „4,33“ Minuten von Cage. Batt wehrte sich, sein Song sei schließlich „ein sehr viel besseres stilles Stück“ und überhaupt sei er in der Lage gewesen, „in einer Minute das zu erzählen, wofür Cage vier Minuten und 33 Sekunden brauchte“. 2010 räumte er dann ein, dass alles ein Werbetrick war.   

http://www.youtube.com/watch?v=IXzHJr_eGpA

http://www.youtube.com/watch?v=JTEFKFiXSx4

Gut durchdenken oder einfach mal machen?

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Es gibt diese Paare, bei denen denkt man erst: „Huch, schon zusammengezogen?“ Und dann, nach vier Jahren, dem ersten Kind und unzähligen Erzählungen über Streitereien: „Hab’ irgendwie das Gefühl, dass die nur zusammengeblieben sind, weil es sich so ergeben hat.“ Es gibt aber eben auch die Paare, die in ihr Paarsein hineingestolpert sind und dann für immer glücklich wurden, weil das Herzklopfen in ihrem Fall doch das richtige Zeichen war.  



Viele Wege führen zur Entscheidung - sie sind halt unterschiedlich lang.

In der online-Ausgabe des „Atlantic“ ist jetzt ein Text erschienen, der sich mit der Frage beschäftigt, welche Paare glücklicher sind: Die, die alle großen Entscheidungen wie Zusammenziehen, Heiraten, Kinderkriegen durchsprechen oder die, die einfach mal machen. Im Originaltext gibt es für diesen Gegensatz ein besonders schönes englisches Wortpaar: decide or slide.  

Natürlich ist der Atlantic-Text auch mit einer Studie unterfüttert, die belegt: Paare, die ihre Entscheidungen langsam angehen, also die „Decider“, bleiben im Schnitt länger zusammen beziehungsweise führen bessere und harmonischere Beziehungen als die „Slider“. Und unter den „Slidern“ gibt es überdurchschnittlich viele, die gar nicht mehr so gut miteinander auskommen, aber trotzdem zusammenbleiben, weil sie ja jetzt schon die gemeinsame Couch und das gemeinsame Kind haben. 

Es geht in dem Text aber auch darum, dass es ja ein Phänomen unserer Zeit ist, dass wir überhaupt zwischen diesen beiden Varianten entscheiden können – früher waren die großen Stationen einer Beziehung und ihre Reihenfolge ja traditionell vorgeschrieben, da musste man sich nicht so viele Gedanken machen. Heute kann man sich zum Beispiel auch entscheiden, nicht zu heiraten und trotzdem Kinder zu kriegen oder andersrum. Eigentlich bleibt also mehr Platz für Romantik, für Dinge-passieren-lassen, Spontan-sein und Auf-den-Bauch-hören. Andererseits birgt das eben auch die Gefahr, etwas zu überstürzen oder sich später zu ärgern, damals die falsche Entscheidung getroffen zu haben.  

Wie ist das bei dir? Bist du eher „Decider“ oder eher „Slider“, wenn es um die großen Fragen und Entscheidungen des Lebens und vor allem des Liebeslebens geht? Stürzt du dich gerne kopfüber ins Zusammenwohnen, Kinderkriegen, überhaupt in eine Beziehung und lässt deine Gefühle machen, was sie machen wollen? Oder willst und musst du immer ganz viel Kommuniziere, alles Durchsprechen und planen? Und egal, was auf dich selbst zutrifft: Was hältst du für den besseren Weg: „deciding“ oder „sliding“?

Der Westen schmeckt nicht mehr

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In manchen russischen Haushalten kann man sie immer noch finden: Plastikbecher, mitgebracht vom ersten Besuch bei McDonald’s und über Jahrzehnte aufbewahrt als Erinnerung an einen historischen Moment, der die Welt veränderte. Ihre Besitzer halten sie in Ehren wie die Deutschen Splitter aus der Berliner Mauer, die sie herausgeklopft haben. Und wie es den Deutschen dabei nicht um den Beton geht, so geht es den Russen nicht um die Cola, die sie damals aus dem Becher getrunken haben, oder den pappigen Hamburger.



Leerer Glanz: Türme von Moskau spiegeln sich in den Scheiben einer mittlerweile geschlossenen McDonalds-Filiale

Als am Mittwochabend bekannt wurde, dass unter den vier Filialen, welche die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor schließen ließ, auch die allererste am Puschkin-Platz ist, zweifelte niemand daran, was das bedeutet. „In Moskau geht eine Ära zu Ende“, twitterte sogar Margarita Simonjan, die Chefredakteurin des russischen Auslandssenders RT, der vor allem die Botschaft von der Verdorbenheit Amerikas in die Welt trägt.

Viele Kilometer lang wand sich die Schlange durch die Straßen, als am 31. Januar 1990 in der Hauptstadt der Sowjetunion der erste McDonald’s eröffnete. Drei Stunden und mehr standen die Menschen an, um zum ersten Mal den Westen zu schmecken, der so lange nur als Erzählung und Phantasie existiert hatte. Mehr als 30000 sollen es am ersten Tag gewesen sein – so viele wie nie zuvor bei der Eröffnung einer Filiale der Kette. Warteschlangen kannten die Menschen in der Mangelwirtschaft, aber diese schlug alles bisher Dagewesene und wurde in Moskau bald als „Boa Constrictor“ bespöttelt.

Mit einem Trick hatte der Fast-Food-Riese als erster seinen Fuß auf sowjetischen Boden bekommen: McDonald’s Kanada gründete ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Moskauer Stadtverwaltung, die 51 Prozent der Anteile hielt. Formell gesehen war Moskwa-McDonald’s damit ein sowjetisches Staatsunternehmen. Ein Hamburger kostete einen Rubel und fünfzig Kopeken, die Hälfte einer Monatskarte für den Bus in der Hauptstadt und ein Hundertstel des sowjetischen Durchschnittseinkommens zu dieser Zeit.

Wie bei der Eröffnung ist auch bei der Schließung der symbolische und politische Wert unvergleichlich höher als der Nährwert. Mehr als 400 Filialen betreibt der US-Konzern heute in Russland, und er will weiter expandieren. Trotz der Spannungen zwischen Washington und Moskau sollen in diesem Jahr Dutzende Läden eröffnen, vor allem in Sibirien. Der offizielle Partner der Olympischen Spiele in Sotschi und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 war bereits ein Opfer der Krim-Annexion im März geworden. Weil die US-Regierung Unternehmen mit Strafen droht, die sich auf der ukrainischen Halbinsel unter russischer Verwaltung engagieren, schloss McDonald’s dort seine Niederlassungen.

Die Verbraucherschützer erklärten zwar, die Schließung sei nur vorläufig, kündigten aber an, weitere Zweigstellen zu überprüfen. Vize-Ministerpräsidentin Olga Golodez bestritt, dass die Regierung vorhabe, McDonald’s zu vertreiben: „Einen solchen totalen Plan gibt es nicht“, sagte sie Itar-Tass. Rospotrebnadsor hatte in der Vergangenheit mehrmals Lebensmittel wegen angeblicher Verunreinigungen vom russischen Markt ausgeschlossen, deren Herkunftsländer mit dem Kreml im Streit lagen. Auch den russischen Sanktionen gegen Lebensmittel aus Europa, den USA, Norwegen und Australien waren solche Verbote vorausgegangen. Nun wollen sie in den Schnellrestaurants Hygienemängel festgestellt haben. Bereits Ende Juli hatte die Behörde zwei Filialen in Welikij Nowgorod „schwerwiegende Gesetzesverstöße“ vorgeworfen. Konkret ging es darum, dass der Anteil von Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten bei einigen Proben nicht den Angaben auf der Verpackung entsprach.

Selbst Konkurrenten kritisierten die Schließung. „Das ist eindeutig eine geopolitische Entscheidung und ein Zeichen dafür, dass Rospotrebnadsor für politische Ziele benutzt wird“, schrieb Fjodor Owtschinnikow in einem Beitrag für die Nachrichtenseite Slon.ru. Er hat selber bei McDonald’s gearbeitet, bevor er die Kette Dodo Pizza gründete. „Wenn wir McDonald’s wegen Verstoßes gegen die Standards schließen, dann können wir die ganze Gastrobranche im Land zumachen. Niemand halte sich strenger an die Standards.

Beispielhaft steht McDonald’s für zwei Bedeutungen, die das Wort „demokratisch“ nur in Russland hat: „Demokratisch“ sind Orte, an die jeder hingehen kann. Die wenigen Restaurants in der Sowjetunion waren etwas für besondere Anlässe. Seine Kinder mitzubringen wäre undenkbar gewesen. Und „demokratisch“ sind Preise, die sich jeder leisten kann. Seit dem Tag der Eröffnung habe er nie wieder bei McDonald’s gegessen, schrieb der Unternehmer Alexander Wasiljew für die Internet-Seite von Radio Echo Moskaus.
Trotzdem: „Damals, 1990, wurde doch nicht eine Imbissbude unter dem Namen eines Restaurants eröffnet. Unser Land hat damals die Welt entdeckt – und sich selbst der Welt geöffnet.“ Viele Leser stimmten dem zu. Nur einer kommentierte lapidar: „Alles, worum es mir Leid tut, sind die kostenlosen Toiletten“.

„Ich nominiere Bill Clinton“

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Erst wenn der letzte Mensch nass gemacht wurde, werdet ihr merken, dass Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) immer noch unheilbar ist. So könnte, wer garstig sein will, das Phänomen der „Ice Bucket Challenge“ beschreiben. Die Herausforderung, bei der sich Menschen vor laufender Handykamera einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf kippen lassen, zieht seit Wochen immer größere Kreise. Offiziell soll die Aktion die Öffentlichkeit auf die tödliche Nervenkrankheit aufmerksam machen; ein Teilnehmer, der nass gemacht wurde, nominiert drei weitere Kandidaten, die binnen 24 Stunden ebenfalls nass werden oder Geld für die ALS-Forschung spenden sollen. Wer anfangs noch glaubte, die Sache ignorieren zu können, wird inzwischen auf allen Kanälen mit wackeligen Eiswasser-Videos konfrontiert. Falls er nicht schon selbst nominiert wurde.



Auch ein ehemaliger US-Präsident entgeht nicht dem Wasserguss - hier Georg W. Bush

Jüngstes Opfer: Bill Clinton. Nominiert von George W. Bush. Kein Witz: Der 43. Präsident der USA forderte den 42. Präsidenten am Mittwoch via Facebook mit strubbeligem Haar und Handtuch über der Schulter auf, sich ebenfalls für die gute Sache nass zu machen. Bei Redaktionsschluss war Clinton noch trocken, Bushs Video aber bereits einer der beliebtesten Einträge, die der 68-Jährige je auf seiner Seite hatte: „1.176.389 Personen gefällt das.“

Nun haben Amerikaner seit jeher eine Schwäche für gute Sachen, beziehungsweise Sachen, die sich gut inszenieren lassen. Aber die Dimension der Eiswasser-Geschichte ist selbst für dortige Verhältnisse ungewöhnlich. Die Liste prominenter Teilnehmer ist inzwischen so lang, dass sie in der englischsprachigen Wikipedia einen eigenen Eintrag hat.

Ein Grund für den Erfolg ist sicherlich die Risikofreiheit der Teilnahme. Wer sich als Prominenter für eine Partei, eine religiöse Überzeugung oder eine andere aus seiner Sicht gute Sache einsetzt, läuft stets Gefahr, irgendwo anzuecken, schlimmstenfalls bei Sponsoren. Aber eine Krankheit wie ALS, die ihre Opfer auf furchtbare Weise dahinrafft: Da ist man auf der sicheren Seite. Krankheiten mag keiner.
Dazu kommt der finanzielle Erfolg. Als die ALS Association in Washington am 6.August ihre erste Pressemitteilung zum Thema verschickte, fragte sie fast schüchtern: „Haben Sie schon von der Ice Bucket Challenge gehört?“

Eine knappe Woche später meldete sie, dass die Aktion das Land im „Sturm“ einnehme. Am 16. August hatte die Organisation nach eigenen Angaben bereits mehr als zehn Millionen US-Dollar an Spenden erhalten. An diesem Dienstag waren es knapp 23 Millionen, am Mittwoch 31,5 Millionen und am Donnerstag – „die Großzügigkeit geht weiter“ – fast 42 Millionen Dollar. Damit dürfte die „Ice Bucket Challenge“ als eine der erfolgreichsten Spendensammlungen in die Geschichte eingehen.

Womit naturgemäß auch ihr Ende naht. Mittlerweile haben so viele Leute von der Aktion gehört oder selbst daran teilgenommen, dass sich die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Anlass wegbewegt. Die Schlagersängerin Helene Fischer, zum Beispiel, ließ soeben ein Video veröffentlichen, in dem sie sich in Unterwäsche mit Eiswasser übergießen lässt. Das sei ja wohl „die heißeste Eiswürfel-Challenge“ von allen gewesen, keuchte Bild. Da wundert es nicht, dass Kanzlerin Angela Merkel ihre mittlerweile zahlreichen Nominierungen freundlich ignoriert. Selbst die Frage, ob sie denn Geld gebe, wollte ihr Sprecher am Donnerstag nicht beantworten. „Ich bitte um Verständnis, dass wir grundsätzlich nicht darüber berichten, wem die Bundeskanzlerin persönlich Geld spendet“, twitterte er.

Der schönste Ice-Bucket-Tweet des Tages stammte indes vom Fernsehautor Micky Beisenherz: „#GeorgeWBush wird mit eiskaltem Wasser übergossen – 149 Guantanamo-Gefangenen gefällt das.“


Blätter, die haften bleiben

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Elizabeth George ist eine ziemlich erfolgreiche amerikanische Krimiautorin, aber falls sie doch mal eine Ausrede benötigen sollte, warum sich der eine oder andere Leser nicht so gut an ihre Kurzgeschichten erinnert, dann kann sie künftig sagen: Ach, der hat das bestimmt auf einem Kindle gelesen. Daran muss es liegen.



Alt, doch effektiv - wer von gedruckten Büchern liest, behält mehr im Gedächtnis

Sie könnte sich auf eine Studie norwegischer Wissenschaftler berufen, die jetzt in Italien vorgestellt wurde. Das Ergebnis: Wer auf einem Kindle liest, dem elektrischen Lesegerät des Internet-Händlers Amazon, erinnert sich deutlich schlechter an die Geschichte als Leser, die den gleichen Text in einem herkömmlichen Buch lasen. Die Forscher testeten das an zwei Gruppen mit je 25 Teilnehmern. Alle sollten nach der Lektüre 14 Ereignisse der Handlung nach ihrer zeitlichen Reihenfolge ordnen.

Den Lesern der gedruckten Ausgabe gelang das deutlich besser. Anne Mangen von der norwegischen Stavanger Universität, die die Studie leitete, glaubt, dass der Aufbau von Erinnerungen beim Lesen auf dem Kindle deswegen schlechter sei, weil die einzelnen Seiten so wenig tastbar seien. Im Gegensatz dazu fühlten die Hände des Lesers beim Blättern in einem Buch, an welcher Stelle er gerade sei.

Andere Studien scheinen diese Annahme zu bestätigen. Mangen und ihre Kollegen hatten zuvor bereits 72 Zehntklässler einen Text entweder gedruckt oder digital lesen lassen. Auch dabei schnitten die Leser, die Papier unter den Händen hielten, im Nachhinein besser ab. Das Fazit könnte an dieser Stelle lauten: Gedruckte Lektüre ist also gut fürs Hirn des Lesers, elektronische weniger. Sollte das stimmen, wäre das Resultat mit „tragisch“ noch zurückhaltend umschrieben. Marktforscher rechnen mit bist zu 60 Millionen verkauften E-Books im laufenden Jahr, hält der Boom an, dann könnten mit ihnen zum Ende der Dekade eine Milliarde Euro pro Jahr umgesetzt werden. In der Arbeitswelt, an Universitäten und zunehmend auch in Schulen sind Texte auf Bildschirmen Alltag.

Doch so einfach ist die Sache nicht. Viele Fragen bleiben offen: Welchen Einfluss hat es, ob zum Spaß oder in der Schule gelesen wird? Welchen die Umgebung? Welchen die Art der Lektüre? Welche Rolle spielt es, ob ein Text als simple PDF-Datei auf dem Kindle vorliegt oder als schön gestaltetes elektrisches Buch? Und wie wirkt sich die Erfahrung des Lesers mit einem elektrischen Lesegerät auf Konzentration und Erinnerung aus? In Mangens Studie hatten sich nur zwei der 25 Kindle-Leser schon vor dem Experiment länger mit dem Gerät befasst. Bedrucktes Papier hingegen kennen alle Studienteilnehmer.

Exakt auf diese Detailfragen beziehen sich Forscher der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Sie kommen gar zu dem Urteil, dass das Lesen auf einem klassischen Tablet wie einem iPad für das Gehirn einfacher sei, zumindest konnten sie einen positiven Effekt bei der Hirnaktivität nachweisen. Gleichzeitig zeigte die Befragung ihrer 30 Versuchspersonen, dass es die allermeisten Probanden bevorzugten, Texte von Papier zu lesen. Vielleicht aus Gewohnheit. Immerhin im Fazit sind sich die deutschen Forscher mit ihren norwegischen Kollegen einig: Bis zu einem endgültigen Urteil muss noch viel geforscht werden.

Hinter dicken Mauern

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Als die Menschen mal wieder ausflippten wegen seines Sohnes, als sie hüpften und brüllten und sich einander in die Arme warfen, da atmete Jürgen Götze ein. Dann atmete er aus. Er hüpfte nicht, er brüllte nicht, er warf sich niemandem in den Arm. Er stand einfach nur auf der Tribüne des Stadions Maracanã in Rio de Janeiro, ballte die rechte Hand zur Faust. Atmete ein, atmete aus. Dann dachte er, wie gut das tat.
Knapp fünf Wochen später, drei Tage bevor Jürgen Götze in seine fünfte Saison als Bundesligafußballer-Vater geht, sitzt er in einem Café in der Münchner Innenstadt, in der Nähe der Wohnung seiner drei Söhne, alle Fußballer. Jürgen Götze tritt ungern als Fußballervater auf, eigentlich erst zweimal, das ist auch schon wieder drei Jahre her. Doch es ist viel passiert in diesen drei Jahren. Und nicht alles hat gut getan.



Der Schlusspunkt von turbulenten eineinhalb Jahren: Mario Götze schießt das entscheidende Tor im WM-Finale.

Jürgen Götze sagt, dass er nicht zitiert werden möchte, aber er gibt dennoch tiefe Einblicke in das Leben seines Sohnes. Götze erzählt eine Geschichte, die für das gespaltene Verhältnis der deutschen Fußballfans zu ihren Helden steht. Die Geschichte eines Fußballers, der zu einem anderen Verein gewechselt ist. Die Geschichte eines jungen Mannes, der ein Jahr später an einem Abend in Rio de Janeiro mit zwei Ballberührungen eine ganze Fußballnation zum Jubeln bringt. Die Geschichte eines jungen Mannes, der nur wenige Wochen später von einem ganzen Stadion ausgepfiffen wird, bevor er nur einmal den Ball berührt hat, der also selbst nach dem wichtigsten Tor eines Fußballerlebens um Anerkennung kämpft. Es ist die Geschichte seines zweiten Sohnes: Mario, 22 Jahre alt.

Jürgen Götze, 54, kahler Kopf, randlose Brille, ist ein guter Erzähler dieser Geschichte. Er erzählt sie wie der Wissenschaftler, der er ist, Professor für Datentechnik an der TU Dortmund, zu seinen Forschungsthemen zählen adaptive Filter, parallele Algorithmen oder die numerische lineare Algebra. Nicht zu seinen Forschungsgebieten zählen: Emotionen.

Die Geschichte, wie Jürgen Götze sie erzählt, gibt eine neue Sicht auf die Person Mario Götze, er verzichtet ganz auf Emotionen. Dabei geht es in der Geschichte von Mario Götze im Sommer 2014 genau darum: Emotionen.

Mario Götze hat im Finale gegen Argentinien das entscheidende Tor bei der WM in Brasilien geschossen, sieben Minuten vor dem Ende, Flanke von André Schürrle, Annahme mit der Brust, Drehschuss mit links, Tor, Deutschland war Weltmeister.

Es war der Schlusspunkt von eineinhalb Jahren, in denen sich die emotionale Mario-Götze-Betrachtung radikal gedreht hatte. Vom größten Talent des deutschen Fußballs zu einem der verschwenderischsten Talente. Vom Dortmunder Jung zum Münchner Millionario. Vom Posterboy zum Bad Boy. Jürgen Götze sitzt an seinem Tisch, er versucht diese Wandlung zu erklären, beginnt Sätze, ohne sie zu beenden, beendet Sätze, die er nie begonnen hatte.

Die Geschichte seines Sohnes, wie Jürgen Götze sie erzählt, beginnt Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Mario, zehn Jahre alt, spielt in der Jugend von Borussia Dortmund, er hat Spaß, er ist gut. Also schaut sich sein Vater die älteren Jahrgänge an, beobachtet, wie viele Spieler den Sprung eine Stufe höher schaffen, er stellt Wahrscheinlichkeiten auf. Die Wahrscheinlichkeit, auch in den nächsten Jahrgang aufgenommen zu werden: größer als 50 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, es von der D- bis in die B-Jugend zu schaffen: nicht einmal ein Fünftel. Mario Götze schafft es durch alle Jahrgänge, er debütiert mit 17 Jahren, fünf Monaten und 18 Tagen in der Bundesliga, er bricht die Schule vor dem Fachabitur ab, debütiert mit 18 Jahren, fünf Monaten und sieben Tagen in der Nationalmannschaft.

Doch Jürgen Götze hatte nie vergessen, dass es eine Karriere entgegen der Wahrscheinlichkeiten war. Auch nicht, als er mit seinem Sohn im Frühjahr 2013 diskutierte. Es ging, unemotional gesehen, um einen Arbeitsplatzwechsel.

Im Januar 2013 hatte Mario Götze im Trainingslager gesagt, dass er sich vorstellen könne, seine Karriere bei Borussia Dortmund zu beenden. Im Februar mietete er ein Penthouse, 500 Meter vom Haus seiner Eltern entfernt. Außerdem kaufte die Familie ein Grundstück in Dortmund, auf dem sie zwei Häuser bauen wollte, eines für Mario, eines für die Familie. Im März war das Penthouse möbliert. Ein paar Telefonate später wurde der Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern verkündet.

Vater und Sohn hatten darüber gesprochen, welche Emotionen dieser Wechsel auslösen könnte, Enttäuschung, Verbitterung, das schon. Aber Hass? Jürgen Götze schüttelt den Kopf. Sein Sohn wollte unter Pep Guardiola spielen, dem Trainer, der den FCBarcelona zu einer feinfüßigen Passmaschinerie geformt hatte, stundenlang schaute er sich Aufzeichnungen im Internet an. Und der Vater dachte an seine Aufenthalte in den USA, und er dachte an die Wahrscheinlichkeiten, gegen die sich sein Sohn durchgesetzt hatte. Dass dies bereits eine unwahrscheinliche Karriere war. Dass er sie auch selbst steuern müsse.
Es war eine rationale Entscheidung. Doch kaum war der Wechsel verkündet, ging es nicht mehr um Argumente. Sondern nur noch um Emotionen. Vor dem Haus stand ein Sicherheitsdienst, die Polizei eskortierte Mario Götze auf dem Weg zum Training. Die Familie dachte, die Aufregung würde sich legen, sobald der Sohn in München spielt. Sie legte sich nicht.

Mario Götze spielte weiter Fußball, manchmal ruhte er sich auf dem Spielfeld in Lücken aus, die kein Mitspieler fand; er schlüpfte aber auch weiter durch diese Lücken, von denen kein Gegenspieler wusste.
Aber das war nicht mehr allein das Thema. Thema waren auch: seine Strähnen, seine Freundin, sein Auftreten. Angefangen hatte es mit Götzes Präsentation in München, beim Adidas-Klub. Er war zuvor zum Umziehen in der Kabine, alleine mit einem Mitarbeiter seines Sponsors Nike. Der warf ihm ein Nike-T-Shirt zu, Mario Götze dachte nicht nach. Und schaute es sich erst anschließend genau an. Die Meinung in der Öffentlichkeit über Mario Götze war von nun an: unnahbar, arrogant, überheblich. Jürgen Götze, der stets darauf geachtet hat, dass sein Sohn die Aufregung um seine Person nicht zu nah an sich heran lässt, spricht dagegen von einer Mauer, ohne die es ein Spieler nicht aushalten könne.

Es geht um den Konflikt von Emotionen und Rationalität. Sagt Jürgen Götze.

Es geht um einen grundsätzlichen Konflikt unserer Zeit. Sagt Matthias Sammer.

Der Sportvorstand des FC Bayern hat mitgewirkt am Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern, er hatte Wirbel erwartet. Aber nicht in dieser Dimension. Sammer sagt: „Es geht nur um den nächsten Hype, der Mensch wird viel zu schnell bewertet, eigentlich nur noch im Übertriebenen. Stimmt irgendetwas an dem Bild nicht mehr, geht es in die andere Richtung. Wie der Mensch wirklich ist, gerät in den Hintergrund.“ Als Götze nicht mehr das unbekümmerte Talent war, sondern ein Spieler, der über Karrierechancen und Verdienste nachgedacht habe, so sieht das Sammer, drehte sich der Hype in die entgegengesetzte Richtung.

Sammer schwärmt weiter von Götze, er nennt ihn einen Straßenfußballer, „und auf der Straße spielt man mit Leichtigkeit, mit einer Schlitzohrigkeit“. Sammer hat aber auch beobachtet, dass das Leichte dem Rasenfußballer Götze beim FC Bayern verloren ging. Weil er ihn als sensiblen Spieler kennen gelernt hat, als einen, „der in sich hineinhorcht“. Und dabei habe er die Erwartung gespürt – laut Sammer die Erwartung „an ein Idealbild von einem Spieler, der alles mit Eleganz erledigt“. Götze war in seinem ersten Jahr bei den Bayern zweimal verletzt, er hat für das Team in 45 Spielen 15 Tore erzielt, 13 vorbereitet. Er hat das Tor im WM-Finale erzielt. Sammer sagt: „Auch im vergangenen Jahr hat man gesehen, dass er geniale Momente hat – aber man darf ihn nicht erdrücken.“

In den Wochen nach seinem Tor im WM-Finale war es erstaunlich ruhig um Mario Götze. Es gab Bilder von ihm im Urlaub mit seiner Freundin, auf einer Yacht, beim Schlammbaden. Dann spielte er erstmals wieder in Deutschland, im Supercup in Dortmund, er wärmte sich im Kabinengang auf, um nicht ausgepfiffen zu werden. Dann wurde er eingewechselt. Und ausgepfiffen, bei jeder Ballberührung.

Auch am vorigen Wochenende, beim Pokalspiel in Münster: Pfiffe. Pfiffe sind auch hinter den dicksten Mauern zu hören.

Am Mittag nach dem Pokalspiel hat sich Mario Götze Zeit genommen, er grüßt, dann sagt er: „20 Minuten.“ 20 Minuten, um hinter die Mauer zu schauen. Wie also ist Mario Götze im Sommer 2014 drauf? Götze, Flip-Flops, kurze Hose, schwarz-weiß gemustertes T-Shirt ohne Markenzeichen, sagt: „Relativ entspannt“.
Relativ, denn da sind: die Emotionen; der Druck, es allen recht machen zu müssen; die Erkenntnis, es nicht allen recht machen zu können. „Natürlich versucht man am Anfang noch, es allen recht zu machen und immer positiv wegzukommen. Mittlerweile bin ich einfach ich selbst.“ Und dennoch entspannt, denn da waren: ein gutes erstes Jahr in München; das Wissen, auch schwere Zeiten durchstehen zu können; das Tor im WM-Finale. „Für mich persönlich ist das ein tolles Gefühl. Weil ich ja zuvor auch immer ein bisschen das Gefühl hatte, dass ich mich beweisen muss.“

An diesem Freitag (20.30 Uhr) beginnt mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg in München Götzes fünfte Bundesligasaison – die erste als Finaltorschütze. Matthias Sammer sagt: „Mario wird ein sehr, sehr wichtiger Spieler für uns sein, ein ganz, ganz wichtiger Baustein, unser kreatives Element.“ Götze selbst verspürt weniger Druck, dennoch steht er weiter unter Beobachtung wie kaum ein anderer Bundesligaspieler. Weil es in seinem Fußballerleben von Beginn an darum ging, die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Erst haben alle nach Beweisen gesucht, warum er das größte Talent sein könnte. Nun suchen viele nach Beweisen, warum er vom Weg des größten Talentes abgekommen sein könnte. Warum er sich immer mehr seinem Playstation-Ebenbild annähert, zumindest vor dem Spiel sieht er ja so aus: perfekt gestylte Frisur, feine Augenbrauen, kein Tropfen Schweiß.

Götze sagt: „Ich bin völlig von mir überzeugt. Ich weiß, dass manche Dinge eben Zeit brauchen.“ Dann sagt er, dass er gerne gehen würde, er redet jetzt seit 30 Minuten. Er war zuvor in der Sauna, schwitzt immer stark nach, hält es fast nur draußen aus. Also flipflopt Mario Götze zur Tür hinaus, die Haare zerwuschelt, mit seinem T-Shirt wedelt er sich frische Luft zu.

Am Anfang war das Glück

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Doug Block fängt da an, wo das Kino meistens aufhört. Es gehört zu den Standards romantischer Komödien und Melodramen, dass sie in Hochzeiten münden – und der Abspann liegt dann über einem Schweif von rasselnden Dosen am Auspuff eines mit weißen Schleifchen verzierten Autos, in dem die Frischvermählten in den Sonnenuntergang entschwinden. Das ist so, das ist das Fazit von Blocks Dokumentarfilm 112 Hochzeiten, weil danach auf jeden Fall Ernüchterung folgt – egal, ob die Paare zusammenbleiben, auseinandergehen, Schicksalsschläge erdulden müssen oder sich nur gegenseitig auf die Nerven gehen.



Nach der Hochzeit folgt auf jeden Fall Ernüchterung, sagt der Dokumentarfilmer Doug Block.

Was Block da gemacht hat, wäre logistisch kaum zu stemmen, hätten sich die Grundlagen nicht nebenher ergeben: Er ist ein relativ renommierter Dokumentarfilm-Regisseur, aber Dokumentarfilm ist Selbstausbeutung, kaum jemand kann davon leben – weswegen er seit zwanzig Jahren Hochzeitsvideos herstellt. 112 Hochzeiten kamen so zusammen. Für diesen Film hat er nun Paare besucht, bei deren Trauung er seinerzeit gefilmt hat, die Interviews verwoben mit den träumerischen Videoaufnahmen von den Hochzeiten. Keines seiner Projekt sei auf so viel Interesse gestoßen wie dieses, sagt Block. Klar: Entweder ist Block auf das Geheimnis ewiger Glückseligkeit gestoßen. Oder man fühlt sich wenigstens ein bisschen besser, weil andere Leute auch nicht wissen, wie man’s richtig macht.

Es ist dann ein bisschen von beidem. Ein Paar ist dabei, das sitzt immer noch gemeinsam auf dem Sofa, erzählt davon, wie unromantisch die Entscheidungen sind, die sie dazu gebracht haben, ein Paar zu bleiben, und fallen einander dabei permanent ins Wort. Andere geben freimütig zu, dass sie vor allem zwischen den Ehekrisen glücklich sind – „was ist ein Berg, wenn man ihn nicht an einem Tal messen kann?“. Ein anderes Paar verrät sein Geheimrezept unfreiwillig: Verdrängung. Alles prima, sagt sie. Wollen wir nicht von unserer Tochter erzählen, fragt er. Nein, sagt sie. Sie tun es dann doch: Das Kind ist schwer krank. Andere treten einzeln vor die Kamera, weil es kein Zusammensein mehr gibt.

Block ist quasi Experte für das Thema. Sein bislang bekanntester Film hieß 51Birch Street, er kam 2005 ins Kino, und der legendäre amerikanische Kritiker Roger Ebert nannte ihn damals einen der zehn wichtigsten Filme des Jahres. Eine schmerzliche Geschichte erzählte er darin, aus seinem eigenen Leben: Er rekonstruierte nach ihrem Tod das Leben seiner Mutter aus ihren Tagebüchern und erfuhr so über seine Eltern, was er nicht geahnt hatte – wie unglücklich die Mutter in ihrer Ehe war, dass der Vater immer eine andere liebte, die er nun heiratet, dass die Verbindung der Eltern eine rein pragmatische war, basierend auf gesellschaftlichem Zwang. Es ist also nicht verwunderlich, dass er ziemlich schnell die Frage stellt, warum Leute überhaupt heiraten. Wegen der Steuer, der Kinder, des Papierkrams?

Die Antworten fallen unterschiedlich aus. Vor allem aber weist Block empirisch nach, wie wenig hilfreich romantische Verklärung ist – ach, mehr noch: geradezu gespenstisch. Einmal geht es um die Idee, man müsse seinen Seelenverwandten heiraten, und wie komisch das ist, zu glauben, es gebe auf der ganzen Welt für jedes Töpfchen nur ein Deckelchen. Es wäre dann Schicksal, diesen Menschen zu finden, sagt eine Frau zu Block: Das Ende des freien Willens.

112 Hochzeiten, Arte, 22.35 Uhr.

Tagesblog - 22. August 2014

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17:00 Uhr Tschüss jetzt.de, ich gehe nach Hause. Wir sehen uns. 

16:32 Uhr
Na, na, na, welche Rubrik hatten wir bei jetzt.de schon lang nicht mehr? Genau, die Vorzeigen-Rubrik. Jan, seines Zeichens Chef-Kritzler der Redaktion, hat sie wieder ausgegraben. Und Kritzeln ist auch das Thema. Denn Kritzeln ist wie aufs-Klo-gehen: Alle tun es. Charlotte zum Beispiel kritzelt auf alles, was nach Papier aussieht, kleine Schweine. Und ihr so? Foto machen und hochladen bitte - hier steht, wie es geht. 







15:40 Uhr
Zeit für die Rubrik: Was ich jetzt lesen würde, wenn ich diesen Sessel und einige Stunden Ferien zur Verfügung hätte.

- Was über Geisteskrankheiten und Akzeptanz
- Was darüber, wie kleine Pausen und Spaziergänge ALLES besser machen
- Was darüber, dass schönes Design gesund macht und Krankenhäuser das mal bedenken sollten
- Eine Liste der MUST-WATCH Simpsons Folgen!
- Listen to that woman: Nicht Operationen und auch nicht noch mehr Make-up sind der Schlüssel zu ewiger Coolness, sondern WENIGER von allem. 
- Außerdem immernoch Jans Artikel auf der Seite Drei und das SZ-Magazin von heute.

14:59 Uhr 




Grad in der Timeline gefunden. Will mich bei Lisa Rank hiermit dringend für den unteren Tweet bedanken. Der obere bringt nämlich so ungefähr alles auf den Punkt, was mich an Frauen, die verdächtig oft, sehr angestrengt und ungefragt ihre Emanzipation betonen, so gruselt: a) die Selbstdiskriminierung und b) die Steigerung des Selbstwertgefühls ausschließlich durch die Abwertung anderer.

14:53 Uhr
Grad lese ich so, dass man jetzt angeblich durch die Teilnahme an einem Gewinnspiel oder so bei IKEA übernachten darf, da fällt mir diese schöne Geschichte wieder ein: Als Peter Wagner einmal im Museum übernachtete. 

14:49 Uhr
jetzt-User Digital_Data erinnert daran, dass heute die Bundesliga wieder anfängt. Und damit auch das Tippspiel des jetzt-Kosmos. Frohes Tippen!

14:40 Uhr
iPhone-Schutzhüllen! Da mal eine zu entdecken, die schön UND sicher UND bezahlbar ist, das ist fast so unmöglich wie ein Sofa finden das schön UND gemütlich UND bezahlbar ist. Umso besser, dass es im Rookiemag jetzt eine kleine DIY-Idee für eine gute Hülle gibt. Hätte man ja auch selbst mal drauf kommen können. 





13:39 Uhr
Einmal tanzen können wie dieses Mädchen, das wär's!

13:18 Uhr
Unser Praktikant Alexander Gutsfeld hat ein schönes Interview mit zwei Fotografiestudenten geführt, die für ein Magazinprojekt den Alltag von Flüchtlingen in einem Aachener Hotel dokumentiert haben und sie auch selbst haben Texte über den Begriff der Gastfreundschaft schreiben lassen. 



 

11:52 Uhr
Oh und das hier ist auch nicht schlecht, das hat mein Cousin gestern in unserer WhatsApp-Gruppe gepostet... Da fragt man sich ja jetzt auch mehr als nur eine Frage.

Ich hoffe, euer Witzegierschlund ist jetzt fürs Erste gesättigt. Mehr hab ich nämlich grad nicht auf Lager. 





11:50 Uhr
Eins meiner liebsten Witzbilder ist ja dieses hier, das hat mir meine Schwester neulich geschickt.





11:42 Uhr
Weil sich in den Kommentaren doch jemand mehr Bilder gewünscht hatte, hier ist gleich das erste. Hab ich grad auf Zeit-Online gefunden. Ich habe ja Ijoma Mangold irgendwie anders in Erinnerung...





11:31 Uhr
Heute auf meinem Tagesnachrichtenradar:

- Wie lange gibt es wohl den Spiegel noch?
- Immernoch viele Fragen bergend: Deutsche Waffenauslieferung an den Irak. Bis jetzt der beste Text dazu ist meiner Meinung nach dieser hier von Heribert Prantl.
- Über die Übel des Weltfinanzsystems
- Ist ja auch nichts Neues mehr, der Pfusch mit Organspenden, aber irgendwie verdirbt es einem halt doch die Lust auf einen Organspendeausweis - oder bin ich da zu trotzig und zu radikal?

11:28 Uhr
Oh man hey, seit ich das letzte Mal Tagesblog gemacht hab, hat sich aber ganz schön was verändert. Ein Vollzeitjob, ich sage es euch. Gut, dass ich mir soviel Obst mitgenommen habe, denn ohne Obstsalat hält den Stress ja keiner aus. Hier ein Bild des Obstes mit Yoghurt. Und als nächstes dann die Nachrichten des Tages.





10:24 Uhr
Vor einigen Tagen regte sich in der FAZ eine Autorin darüber auf, dass ja deutsche Blogs angeblich zunehmend den Ton des Vice-Magazins nachahmten und dies unter 13- bis 30-jährigen zu einem "Trash"-Konsens führe - ein Blogger, Ronny von Kraftfuttermischwerk, den sie beispielhaft anführte, antwortete darauf mit einer Verteidungsrede. Und beide haben Recht, denn das Problem liegt ganz woanders. All das gibt es hier ausführlicher zu lesen. 





09:43 Uhr
Voll cool: Der Jan hat heute eine große Reportage auf der Seite Drei in der SZ veröffentlicht. Es geht um die umstrittene Expansion der Tegernseer-Bräuerei. Wie lange bleibt eine sympathische kleine Brauerei eine sympathische kleine Brauerei? Online gibt es das hier. 





9:27 Uhr
Du hast halt einfach immer Pech in der Liebe? Kann man nix machen? Faule Ausrede! Das Scheitern von Beziehungen hat meistens damit zu tun, dass die Beteiligten nicht ausführlich genug über gemeinsame Entscheidungen reden. Klingt vielleicht ein bisschen langweilig, dieses Immer-alles-Durchplanen und dauernd auf die Befindlichkeiten des anderen achten, scheint aber tatsächlich das Geheimrezept einee zufriedenen Beziehung zu sein. Na gut, wir hatten so etwas ja schon geahnt... Und wie denkst du darüber? Hier geht's zum Tagesticker. 





9:09 Uhr
Na dann wollen wir mal, jetzt.de! Es ist Freitag der 22. August. Mehr Neuigkeiten habe ich zu dieser frühen Stunde noch nicht zu berichten. Es ist alles noch etwas ungewohnt, denn wie ihr sicherlich mitbekommen habt, mache ich so gut wie NIE mehr Tagesblog. Aber heute. Also, schnallt euch die Stiefel an!

Der Stamm ist voll

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Sei willkommen, Europäer. Komm und sieh dir das Scheitern deiner Ahnen an.“ John „Mosqua“ Thomas, Kriegsminister der Narragansett, lacht und klopft dem Gast hart auf die Schulter, führt ihn ins Zentrum der Lichtung zu den Tänzern. Eben umrunden die Damen in strengen, kleinen Schritten das Feuer, Decken überm Arm wie flatternde Partner. Ein Samstagmorgen im August, die Narragansett feiern ihr Jahrestreffen. „Es ist Pow-Wow-Zeit“, hat einer mit dem Finger in den Staub einer Autoheckscheibe geschrieben. Aus dem ganzen Land kommen Stammesleute zur Reservation in Rhode Island. „Heute zeigen wir der Welt, dass es uns noch gibt“, sagt Thomas. „500 Jahre lang wollten die Weißen uns vernichten. Es ist ihnen nicht gelungen. Wir sind immer noch da. Gescheitert. Willkommen.“



Wenn Deutsche an Indianer denken, denken die meisten wohl an Winnetou - an Stammesfehden in den heutigen USA eher nicht.

Der War Chief hat den Federschmuck abgelegt und eine Baseballmütze aufgesetzt. Die Sonne brennt, Schatten ist knapp, am Limonadenstand bilden sich erste Schlangen. Der Festplatz füllt sich, immer neue Gäste werden in Geländewagen vom Parkplatz an der Hauptstraße durch den Wald auf die Lichtung gefahren. Der Pow-Wow ist öffentlich. Auch aus Deutschland seien schon Besucher da gewesen, sagt John Thomas und lacht wieder: „Sie waren sehr respektvoll. Aber einige bei euch nehmen das sehr ernst, nicht wahr? Halten sich selber ein bisschen für Indianer?“ Ein Stamm der Möchtegerns. Aber warum nicht: „Für mich heißt Indianersein, als freier Geist zu leben. Das steht jedem offen.“

Doch in den meisten Stämmen kommt man mit diesem Satz nicht weit. In den USA wird zunehmend heftig darum gestritten, wer Indianer sein darf – und wer nicht. Viele der 566 national anerkannten Stämme haben ihre Mitgliederauflagen verschärft. Es ist in den letzten 20 Jahren schwieriger geworden, Teil einer indigenen Gemeinschaft zu sein und zu bleiben.

Bei den Narragansett etwa werden bis auf die Kinder etablierter Stammesleute keine Anwärter mehr aufgenommen; die Mitgliederrollen sind abgeschlossen, der Stamm ist voll. Gelegentlich wird sogar entfernt, wer sein Leben lang dazu gehört hat: Seit 1993 hat die Stammesführung mehrfach von genealogischen Ausschüssen prüfen lassen, ob wirklich alle im Volk lückenlos dokumentiert ihre Abstammung auf das Narragansett-Urverzeichnis von 1880 zurückführen können. In mehr als 100 Fällen gab es Beanstandungen. „In heutiger Zeit reichen eine gute Geschichte oder ein Bauchgefühl nicht mehr“, sagt War Chief John Thomas, 70, und sieht nicht glücklich aus. „Du musst Papiere haben, Geburts- und Sterbeurkunden, DNA-Proben – das ganze Programm.“ So wollen es die Regeln der Gemeinschaft.

Wer diese steigenden Ansprüche nicht erfüllen kann, hat ein Problem. Überall in den USA werden ganze Familien von ihren Stämmen ausgeschlossen, ausgebürgert, von den Rollen getilgt. In Oregon hat das Bündnis der Grand Ronde eben 86 Personen die Zugehörigkeit entzogen; ihre Vorfahren seien zweifelhaft, ihr Ausschluss „stärke“ die Identität des Stammes. In Kalifornien haben die Pala 15 Prozent ihres Volkes ausgeschlossen, 154 Personen, und die Chukchansi mehrere hundert Mitglieder wegen mangelhafter Stammbäume vor die Tür gesetzt. Insgesamt sind Tausende betroffen, Fachleute sprechen von einer Epidemie der Ausschlüsse: „Es ist tragisch, aber manche Stämme dezimieren sich selbst“, meint David Wilkins, Rechtsprofessor an der Universität von Minnesota und Angehöriger der Lumbee. Nach 500 Jahren Widerstand gegen Vernichtung und Zwangsassimilation löschen heute die Stämme selbst indianische Existenzen aus.

Die Massenausschlüsse sind ein neues Phänomen und teilweise auch der Gier geschuldet. Seit den frühen 1990er Jahren dürfen staatlich anerkannte Stämme in den USA Spielcasinos betreiben; die Gewinne sind oft erklecklich und werden an die Gemeindemitglieder verteilt. Die Pala in Kalifornien sollen ihren Angehörigen bis zu 150 000 Dollar pro Jahr und Kopf überweisen können, anderswo ist es noch mehr. Wird die Zahl der Stammesleute verringert, bleibt für die Verbleibenden natürlich mehr übrig. „Der steigende Wohlstand der Stämme hat das Problem der Ausschlüsse sicher verschärft“, sagt David Wilkins. Nicht immer muss es dabei um Casinos gehen: Die Shoshone in Wyoming verbuchen Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung auf ihrem Land. Auch sie haben ihre Mitgliederlisten durchleuchtet und Ausschlüsse vorgenommen.

Einige Stämme sind nicht nur auf dickere Gewinne aus, sondern achten auf Blut. Mit Ausschlüssen soll der Genpool gewartet werden. Die Cherokee Nation in Oklahoma hat 2007 landesweit für Empörung gesorgt, als eine Mehrheit ihrer Mitglieder sich in einer Abstimmung für die Ausbürgerung einiger Tausend Cherokee Freedmen aussprach. Diese Freedmen sind die Nachfahren schwarzer Sklaven, welche die Cherokee bis zum US-Bürgerkrieg hielten und dann zu vollwertigen Stammesmitgliedern machten. Offenbar wird diese Eingemeindung heute bereut. Die Freedmen hätten „zu wenig Cherokee-Blut“, um wirklich dazuzugehören, argumentierte die Stammesführung vor dem Urnengang. Das hat ihr den Vorwurf des Rassismus und eine Klage der US-Regierung eingebracht.

Bei den Narragansett ist nichts zu holen, weder Casino-Millionen noch reines Blut. Rhode Island verbietet mit etlichen juristischen Tricks den Glücksspielbetrieb; die Narragansett sind arm, die Leistungen ihrer Verwaltung beschränkt. Reich ist man allein an Vielfalt: Beim diesjährigen Pow-Wow kommt in der Reservation ein beeindruckend bunter Stamm zusammen. Manche der herausgeputzten Krieger sind so hellhäutig, dass die Augustsonne sie bereits vormittags tüchtig verbrannt hat. Andere sind so dunkel, dass sie im Alltag ohne Federschmuck zweifellos als Afroamerikaner wahrgenommen werden. „Guten Menschen ist es egal, wie jemand von außen aussieht“, sagt Swift Cloud, ein eher heller Waffentänzer, der im zivilen Leben Alarmanlagen verkauft. Nach fünf Jahrhunderten der Durchmischung könne die Idee der Reinheit getrost begraben werden.

Die Stammesführung sieht das weniger locker. Mag die äußere Hülle egal sein – das Blut darunter ist es nicht. In den letzten 20 Jahren haben die Narragansett mehrere Familien ausgeschlossen oder zumindest zur Beibringung neuer Ahnentafeln aufgefordert. „Sie machen mit dir, was sie wollen“, flüstert Alan Sampson, ein weicher, dunkler Mann in Straßenkleidern, der beim Pow-Wow am Rand des Tanzplatzes im Klappstuhl sitzt. Seine Sippe kämpfe schon seit Jahren gegen den Ausschluss, aber die geforderten Beweise und Urkunden seien fast unmöglich aufzutreiben. „Ich kann dir nicht beschreiben, wie schmerzhaft es ist, wenn dich deine eigenen Leute nicht mehr anerkennen“, sagt Sampson.

Wen es trifft, verliert viel – auch ohne Casinogelder. Stammesmitglieder haben politische Rechte und Anspruch auf Bundesgelder, auf medizinische Versorgung oder Ausbildungszulagen. Außerdem stehen etliche Bundesstipendien nur Native Americans zu, die Mitglied eines anerkannten Stammes sind. Ausgeschlossene gelten rechtlich als Nichtindianer – ganz egal, wie sie heißen oder aussehen. Schwerer als alles Materielle wiegt der emotionale Verlust, sagt Lorén Spears, die Direktorin des Tomaquag-Museums für indianische Kultur in Rhode Island und eine Angehörige der Narragansett. „Du verlierst die Bindung zu den Menschen, die du dein Volk nennst.“ Man werde „abgeschnitten“, für die Betroffenen sei es furchtbar.

Kein gutes Thema für ein Fest der Einheit. Häuptling Matthew „Seventh Hawk“ Thomas ist nicht begeistert, dass er auf Mitgliederausschlüsse angesprochen wird. Der Hüne im roten Lederkleid steht dem Stamm der Narragansett seit 17 Jahren vor, und in dieser Zeit will er keine problematischen Ausschlüsse erlebt haben: „Der Stammesrat stellt sicher, dass niemand zu Unrecht seine Mitgliedschaft verliert“, erklärt er. Dafür sei eigens ein neuer Ahnenforschungs-Ausschuss eingesetzt worden, der alle strittigen Fälle prüfe. An den Regeln ändere dies nichts: „Wer kein Narragansett-Blut hat, kann nicht dazu gehören.“ Solche Strenge sei nötig, so Thomas, um die Identität des Volkes zu schützen, durch die Zeit retten: „Das ist der Sinn eines Stammes.“

Die Narragansett verstehen sich aufs Bewahren. Ihr Sommertreffen ist der wohl älteste durchgehend dokumentierte Pow-Wow Nordamerikas. 1675 wurde das Fest erstmals erwähnt, ein Jahrhundert vor der Gründung der USA. Natürlich sei es noch viel älter, sagt Kriegsminister John Thomas; vor den Kolonisten habe einfach niemand darüber geschrieben. Von der Ankunft der ersten Pilger berichtet er, als sei er gerade dabei gewesen: „Wir haben sie gehört und gerochen, lange bevor ihre Schiffe in Sicht kamen.“ Es roch nicht gut. Man habe die Fremden gebeten, an anderer Stelle anzulegen. Deshalb seien sie nach Plymouth in Massachusetts. Genutzt hat es nichts. Bis 1700 waren nur noch einige Hundert Narragansett am Leben, der größte Teil ihres Landes geraubt.

Immer in Stammesbesitz blieben die zwei Morgen Sumpfland, auf denen der Pow-Wow stattfindet. Sie sind das Herzstück der heutigen Reservation. Hier steht die kleine Kirche, die während des Sommerfests zur Kühlstation umfunktioniert ist, in der Kinder und Alte Schutz vor der Hitze suchen. Hier haben die Beamten der Stammespolizei ihre Geländebuggys geparkt. Sie markieren Präsenz; Alkohol ist auf dem Gelände verboten – wer bechern will, verzieht sich auf die Parkplätze oder in den Wald. „Es stimmt“, sagt War Chief Thomas und schaut sich um. „Unser Land besteht vor allem aus Sumpf.“ Doch für die Narragansett sei das nicht schlimm. „Aus dem Sumpf kommt alles Leben.“ An dieser Stelle habe der Stamm überlebt und überdauert, sich nach den Vernichtungskriegen wieder neu aufgebaut. „Soll er da nicht entscheiden dürfen, wer dazu gehört?“

Mitgliedschaften sind wie Hochzeiten, Jagdrechte und andere tribale Belange allein Sache der Stämme. Seit den Siebzigerjahren überlässt die US-Regierung die First Nations offiziell sich selbst. Einige Fachleute glauben, dass diese neue Autonomie der Stämme für die Ausschlüsse verantwortlich ist: „Dass die Stämme heute strikter sind, zeigt vor allem ihre Stärke“, glaubt Frederick Hoxie, Professor für Recht und Geschichte an der University of Illinois und Herausgeber einer 23-bändigen Geschichte der amerikanischen Ureinwohner. Wenn ein Stamm Mitglieder ausschließe, so übe er schlicht Regierungsgewalt aus: „Wie jede andere Regierung muss auch eine Stammesführung Regeln schaffen, wenn es um Mitgliedschaft in ihrer Gemeinde geht.“

Die Stämme waren nicht immer so besorgt ums Blut. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden weiße Händler und Siedler regelmäßig in indianische Gemeinschaften aufgenommen und zu Stammesleuten gemacht. „Damals ging es eher um Loyalität und Einsatz als um Blut und Stammbäume“, sagt Colin Calloway, Historiker an der Universität Dartmouth. Manche berühmten Indianer der Vergangenheit hatten keine oder kaum indianische Vorfahren; der Anführer der Cherokee zur Zeit der großen Vertreibung nach 1830, dem „Trail of Tears“, war John Ross, zu sicher sieben Achteln ein Schotte. Dabei sind weiße Indianer zentral in der US-Populärkultur, vom „Letzten Mohikaner“ bis zu „Der mit dem Wolf tanzt“. Dabei geht es auch um Schuld: Lieber als die viel zahlreicheren Vernichter indianischer Kulturen porträtiert Hollywood Freunde und Adoptivkinder der Urbevölkerung.

Dass Blut und Abstammung in jüngster Zeit so wichtig geworden sind, mag auch mit den Hippie- und New-Age-Möchtegernindianern zu tun haben, die einigen indigenen Gemeinden seit den Siebzigerjahren die Tür einrennen. Für die Ausschlusswelle gibt es keine historische Präzedenz, sagt Rechtsprofessor David Wilkins. „Wir waren einst spirituelle Gemeinschaften, die Zugehörigkeit verlor man nur im Extremfall.“ Heute benähmen sich viele Stämme wie kalte Körperschaften, die mit Checklisten über Mitglieder entschieden.

Die Situation ist paradox. Denn mit der Blutsversessenheit übernehmen die Stämme die Kategorien der Kolonisten. Es war die US-Regierung, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts darauf versteift hat, dass Indianertum eine Frage des Blutes sei. Aus dieser Zeit stammen auch pseudowissenschaftliche Begriffe wie das Halbblut. Ziel dieser Denkart war Ausgrenzung: Vollblutindianer wurden schlechter gestellt als halbweiße, am Ende sollten sie ganz verschwinden. Die Urrolle der Narragansett von 1880, zu der man heute unbedingt gehören muss, ist durch die Regierung von Rhode Island angefertigt worden, als sie den Stamm auflöste und dessen Ansprüche vernichtete. Es war eine Liste der letzten Narragansett.

Solches Vernichtungsdenken mag Geschichte sein. Doch noch immer ist Blut für den US-Staat das zentrale Kriterium im Umgang mit den Ureinwohnern. Das Bureau of Indian Affairs in Washington zertifiziert Einzelpersonen den indianischen Blutsgehalt bis auf die Bruchstelle in einem amtlichen Ausweis. Gewisse Bundesprivilegien, etwa Bildungsstipendien, gibt es nur von einem Blutsgehalt von einem Viertel. Außerdem führt die Regierung die Liste der anerkannten Stämme. Nur wer da drauf steht, darf zum Beispiel ein Casino betreiben. Um auf die Liste zu gelangen, muss ein Stamm eine Reihe strenger genealogischer Auflagen erfüllen. Die Narragansett haben es 1983, nach fast 100 Jahren Kampf geschafft. Kein Grund zu feiern, findet Häuptling Matthew Thomas: „Wir Indianer sind die einzigen, die dem Staat wie Zuchtpudel mit Stammbäumen belegen müssen, dass wir sind, was wir behaupten.“ Diese Beweisführungspflicht sei erniedrigend.

Bittere Ironie also, dass die Stämme heute selber auf solche Belege pochen. Doch Kritik an den Ahnenprüfungen und Ausschlüssen ist unerwünscht. Wer die Entscheide der tribalen Behörden in Frage stellt, scheint auch am Selbstbestimmungsrecht der Stämme zu rütteln: „Mitgliedschaften sind komplex, aber sie sind unsere Sache“, sagt Lorén Spears vom Tomaquag-Museum. Der Stamm wisse selbst am besten, wer zu ihm gehöre. Externe Schlichter sind undenkbar: Die Narragansett fühlen sich von den weltlichen Behörden ohnehin schon bevormundet. Vor einigen Jahren hat die Polizei von Rhode Island in der Reservation einen steuerfreien Tabakladen geschlossen und ist dabei wohl unnötig grob vorgegangen. Es gab Verletzte, auch Häuptling Matthew Thomas wurde verhaftet. „Das weiße Amerika lässt uns nicht in Ruhe, begegnet uns noch immer mit Gewalt“, sagt der Chief.

Nicht immer verlaufen die Trennlinien zwischen den Welten ganz scharf. Am Pow-Wow der Narragansett mischt sich indianisches Brauchtum mit amerikanischer Wochenendkultur: Baseballmützen, Klappstühle, Kühlboxen – aber auch Männerzöpfe, Äxte und Gesichtstattoos. Das Leben als Amerikaner und Narragansett sei „eine Art doppelte Staatsbürgerschaft“, meint Byron „Sun Rise“ Brown. Der pensionierte Polizist, 75 Jahre alt, trägt ein blaues Blumenhemd und hält einen Fächer aus Truthahnfedern in der einen und einen Knüppel mit Vogelklaue in der anderen Hand. Seine indianische Zugehörigkeit sei allerdings gerade umstritten: Die Narragansett hätten ihn ausgebürgert, weil der politisch ambitionierte Brown seinen eigenen, inoffiziellen Stamm gegründet habe, in dem er selber Häuptling sein darf. „Das hat ihnen nicht gefallen. Ich wurde ausgeschlossen, nicht einmal eine Einspruchsfrist gab es.“ Brown sagt es ohne Zorn; es sei „ein Streit“ gewesen, eine Fehde, weiter nichts. Nun rede man wieder miteinander. Er steht beim Versorgungszelt des Pow-Wow, wo Lachs und Jakobsmuscheln auf dem Grill braten, und scherzt mit den schwitzenden Köchinnen. „Alles meine Verwandten“, lacht er. Nur wegen einer kleinen Ausbürgerung werde er beim Fest nicht fehlen. „Ich weiß ja, wer ich bin.“

Vorzeigen! Was kritzelst du so?

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Zeichnen ist nicht jedermanns Sache. Aber in manchen Situationen wird fast jeder zum Illustrator: Beim Telefonieren, Konferieren oder in der Vorlesung. Wer ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber zur Hand hat, während im Hörer oder auf der anderen Seite des Besprechungszimmers der Bankberater oder die Großtante aus Übersee reden, der produziert fast immer etwas Künstlerisches.

Dabei haben viele ein wiederkehrendes Lieblingsmotiv. Kollegin Haunhorst zeichnet (aus Gründen, die ihr selbst schleierhaft sind) immer ein Schweinchen. Kollege Helten skizziert automatisch den immergleichen Punk im Profil. Biazza wiederum tendiert zum "Muster", wie er es nennt.

Erklärung haben wir dafür keine. Es muss wohl ein paar Schablonen in jedem von uns geben, die in der Kindheit entstehen und aus denen unser Hirn der Einfachheit halber immer wieder ein ähnliches Motiv wählt, wenn wir nebenbei krakeln. Die Kritzelkunst des jetzt-Kosmos wollen wir sammeln: Fotografiere dein liebstes Kritzelmotiv und stelle es online, unter dem Label Kritzelkunst. Dazu hätten wir gern eine kurze Anleitung, auf was es bei deinem Werk besonders ankommt. Denn wer hundertmal ein Schweinchen gekritzelt hat, gilt ja wohl als Experte.

Die Redaktion hat schon mal angefangen: Auf der nächsten Seite findest du unsere Kritzeleien.
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1. Der Punkerkopf






Den Punkerkopf kann ich blind malen, ich habe ihn mit ungefähr sechs Jahren dem damaligen Freund meiner Schwester abgeschaut. Seitdem prangte er auf jedem meiner Schulhefte und Federmäppchen (und auf denen meiner Banknachbarn). Der Punkerkopf basiert auf einem einfachen Grundgerüst: Die Nase-Mund-Kinnpartie zeichne ich quasi in einem Schwung durch. Hier kann ich schon den Charakter vorgeben, je nach Zuspitzung des Kinns und der Nase. Dann setze ich ein Auge drüber - das wichtigste Element für den Gesichtsausdruck - und den Nacken. Sodann verfeinere ich mit der Frisur und runde mit Ohr- oder Nasenringen ab.
christian-helten

2. Das Schweinchen






Das Charlotte-Schweinchen habe ich in der Grundschule gelernt. Mein Bruder hatte ein Buch zum Tierezeichnen aus Buchstaben, da gab es auch ein Schwein. Ich habe es mit der Zeit ein wenig abgewandelt - der Ringelschwanz ist immer noch ein kleines Schreibschrift-E, die Füße sind zwei Ws. Die Nase hingegen ist mittlerweile eher Steckdose als großes "E" wie im Original und die Augen sind glubschiger geworden. Oft zeichne ich das Schweinchen in Abwandlungen. Es gibt zum Beispiel auch das zerlaufende Dali-Schwein oder das abstrakte Picasso-Schwein.
charlotte-haunhorst


3. Der kantige Mann






Entscheidend ist die Nase: der breite Rücken, die voluminösen Nüstern. Habe ich von einem Comiczeichner geklaut, der die Cartoons in meiner Schülerzeitung machte. Wenn die Nase auf dem Papier ist, kommen die Augen. Hier steckt der ganze Charakter eines Mannes, das habe ich über die Jahre gelernt: Runde Knopfaugen (s. Abb.) verleihen Naivität. Schlitzförmige Augen machen das Gesicht hart. Frisur oder Bart kommen zuletzt und werden grundsätzlich blockhaft an den Schädel gesetzt. Der Vollbart, hier im Bild, kam zustande, weil wir in der Konferenz über irgendein Religionsthema sprachen. Ist gut geworden, finde ich!
jan-stremmel


4. Das Muster






Ich muss es fühlen. Denn natürlich ist es nur ein Viereck, das durchgekreuzt ist. Ich darf keine Sekunde drüber nachdenken. Der Geist muss im Leerlauf sein, ich kann das Muster nur malen, während ich mich auf was anderes konzentriere. Die Punkte in der Mitte kommen nur, wenn es im Telefonat oder der Konferenz einen Themenwechsel gibt. Sie zeigen an: Ich musste plötzlich über was Anderes nachdenken, eher etwas Unangenehmes. Die Punkte sind ja auch sehr fest aufgedrückt.
jakob-biazza

Wir haben verstanden: KW 34

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- Vor dem Einschlafen E-Books lesen, ist gefährlich. Zumindest, wenn man auf dem Rücken liegt. Dann knallt einem das Lesegerät nämlich schmerzhaft auf die Nase, wenn einen der Schlaf übermannt.

- Wenn die Icebucket-Challenge in Deutschland ihren Anfang genommen hätte, hieße sie wahrscheinlich Weißbierdusche-Challenge.

- Den Partner nach einem gemeinsamen Wochenende zum Bahnhof zu bringen, sollte man sich schenken.

- Instinkt ist schwächer als Zucker und Junkfood. Was sonst hat es zu bedeuten, dass wir als Pubertierende durchgehend mit Vorliebe all das essen, was so richtig ungesund ist? Bifi, Kinder Pingui, Brausebonbons, Pringles und so? Sollte nicht ein Körper im Wachstum instinktiv nach Besserem verlangen? Oder gibt es da etwas, das wir noch nicht wissen von den wahren Bedürfnissen des Körpers in der Pubertät?

- Es gibt Comics, die zwei Millionen Dollar wert sind.

- Der bestverdienende DJ der Welt heißt dieses Jahr Calvin Harris. In den vergangenen 12 Monaten hat er 46 Millionen Dollar eingenommen.

- Rezept für den Glauben an das Gute im Menschen: Tramper mitnehmen und sich von ihnen Geschichten übers Trampen erzählen lassen.

- Neue beste Musik, um sich bei der Arbeit von allem abzuschotten: das Soundcloud-Profil von Nicolas Jaar von oben bis unten durchlaufen lassen.

- Man sollte Kerzen nur noch mit diesen eigens dafür angefertigten Kerzenausmachzangen löschen, dann hat man nie wieder ekligen Stinkequalm in der Bude! (Wahlweise geht wahrscheinlich auch eine Nudelzange oder eine sehr breite Pinzette.)

- Voll geil: Einfach die iPhone Hülle selbst collagieren!

- Schlaflosigkeit mag schlecht für Körper und Geist sein, aber ein Gutes hat sie: man kann wirklich über alles lachen. Sogar über "sag mal Klettergerüst..."-Witze.

- A propos: Sag mal Klettergerüst.

- Anderen Menschen dabei zuhören zu müssen, wie sie über Computer-Probleme klagen: schlimm! Selbst unter Computer-Problemen leiden und nicht klagen können: noch viel schlimmer! Am Telefon Leuten erklären zu müssen, unter welchen Computer-Problemen man leidet, damit sie selbige lösen können: am schlimmsten!

- Was uns das Herz bricht: Dass das Herzengebreche vorbei ist!

-Wer schon immer beim Spiegel arbeiten wollte: Da sollen bald ein oder mehrere Jobs frei werden.

- Einhörner sind cooler als Fahrräder
http://vimeo.com/58207848

- In Ukraine-Reiseführen ist die Krim immer noch drin.

Jungs, warum ist euch eure Wäsche egal?

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Mein Freund und ich haben ein Wäsche-Agreement. Ich wasche. Er nicht. Dieses Agreement haben wir nicht, weil mein Freund ein Chauvi ist, sondern weil ich nicht möchte, dass er meine Wäsche versaut. Es ist nämlich so: Ich habe für schwarze Sachen ein Schwarzwaschmittel, für Weißes ein Weißwaschmittel, für Sportwäsche ein Hygienewaschmittel, für Feinwäsche ein Feinwaschmittel, für Wolle eine Wollwaschmittel und dazu noch ein kunterbuntes Arsenal an Weichspülern, Anti-Grau-Sachets und vielem weiteren Schnickschnack. Ich wasche alles nach Farben, Textur und Temperaturempfindlichkeit getrennt. Mein Freund nicht.  

Er haut alles in die Trommel und wäscht im 3-Kilo-30-Grad-Modus. Egal, wie viel und was drin ist, dunkelblau mit weiß, schwarz mit bunt, Jeans mit Socken, alles pupswurscht. Eine Weile dachte ich, dass ich vielleicht mit meinem Wäschegedöns etwas zwanghaft bin, aber ein Blick in meinen engen und erweiterten Freundinnenkreis bestätigt: Alle Mädchen haben eine beachtliche Waschmittel-Batterie mit detaillierter How-to-Agenda, allen Jungs ist das ein Rätsel. Viel mehr noch, die Jungs begegnen der Persil-Armada mit völligem Unverständnis.  

Aber woran liegt das? Sind euch eure Klamotten echt so egal? Habt ihr keine Angst um euer Lieblingsshirt, dass es plötzlich statt weiß hellrosa ist, weil ihr den roten Badvorleger mitgewaschen habt? Oder der Lieblingspulli nur noch einem Gartenzwerg passt? Ist es tatsächlich so, dass eure Mütter euch nicht gezeigt haben, wie Wäschewaschen geht, weil das halt so `ne Frauenaufgabe war und ist? Oder sind wir Mädchen einfach nur mehr auf die Werbung konditioniert, die natürlich in Sachen Wäsche Frauen anspricht und nicht Männer. Zumindest habe ich noch keinen Kerl im Fernsehen erlebt, der ein Hemd hochhebt und sagt: „Iiih, was für ein Grauschleier!“ Also Jungs: Warum machen wir aus unserer Wäsche und den dazugehörigen Reinigungsmitteln so viel mehr eine Wissenschaft als ihr?

Auf der nächsten Seite: Die Jungsantwort von alexander-gutsfeld.
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Die Jungsantwort von alexander-gutsfeld:

Manchmal gibt es Texte, bei deren Lektüre sich einem eine völlig neue Welt erschließt. Deine Frage hat genau das bei mir bewirkt. In meinem bisherigen Leben haben Wollwaschmittel, Feinwaschmittel, Hygienewaschmittel und wie sie sonst noch alle heißen nicht nur keine Rolle gespielt. Ich wusste gar nicht, dass es sie gibt. Waschmittel war für mich immer gleich Waschmittel. Bis du deine Frage gestellt hast.  

Komisch eigentlich, denn selbst als Kind einer ägyptischen Mutter, die einen mit viel Liebe zum Macho herangezogen hat, wacht man irgendwann in der realen Welt auf. Und muss sich eingestehen, dass man auch beim letzten nicht völlig versifften Pullover ein paar Fettflecken erkennen kann und es wieder Zeit wird für einen Waschgang.

Weil es Dinge gibt, die spaßiger sind als das Wäschewaschen, versuchen wir Jungs diesen so schnell wie möglich hinter uns zu bringen.  Wir schmeißen also alles, was wir finden können, in die Trommel. Wenn wir gut in Form sind, denken wir noch daran, die Hosentaschen zu leeren. An der Einstellung der Maschine muss  nichts geändert werden. Die ist die gleiche wie beim letzten mal: bunt und 30 Grad. Dann wird noch etwas von dem Billig-Waschmittel reingefüllt und los geht's. Ab dann kann man nur noch hoffen, dass mal wieder alles gut geht.  

Das tut es meistens auch. Und das ist schon der erste Grund für unsere Schlampigkeit. Wir sind mit unserer Technik bisher gut durchgekommen. Wo kein Problem ist, braucht man auch keine komplexe Lösung.  

Dass es gut geht, liegt natürlich auch daran, dass es nicht allzu viel zu versauen gibt. Viele von uns haben halt nur Hosen, Pullis und T-Shirts, das ist in Sachen Waschkomplexität Anfängerniveau. Ihr dagegen: Seidenblusen, Spitzen-BHs, Kaschmirschals, Wollkleidchen. Alles empfindlicher als ein Kartenhaus. Ihr müsst wissen, was ihr tut. Wir nicht, geht ja nix kaputt. Und wenn doch, ist es nicht so schlimm wie bei euch. Jungskleidung ist nicht so vielfältig, fast alles ist ersetzbar, wenn es sich nicht gerade um die geliebte Lederjacke handelt – und die muss man ja zum Glück nicht waschen.  

Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn es gibt sie ja durchaus, die modebewussten Typen, die zehn verschiedene paar Schuhe zu Hause haben und die jeden Tag ein neues, perfekt aufeinander abgestimmtes und selbstverständlich blitzsauberes Outfit tragen. Sie passen nicht so recht ins eben beschriebene Bild. Aber selbst die haben meistens keine mit euch vergleichbare Waschexpertise. Ich glaube, das liegt daran, dass wir generell ein anderes Verständnis von Sauberkeit haben als ihr. Wir definieren Sauberkeit als Abwesenheit von Schmutz, ein Kleidungsstück ist sauber, wenn es nicht dreckig ist. Bei euch ist der Zustand der Sauberkeit erst erreicht, wenn der letzte Grauschleier verjagt ist.  

Wahrscheinlich gibt es ihn sogar, irgendwo da draußen: den männlichen Sauberkeitsfetischisten, der fünf verschiede Waschmittel zu Hause stehen hat. Aber er gibt sich nicht zu erkennen. Er spricht nicht darüber. Vielleicht sind wir Jungs einfach noch nicht tolerant genug, einen männlichen Waschmittelexperten unter uns zu dulden. Er würde als Waschlappen veräppelt werden. Die Männerwelt ist vielleicht noch nicht bereit für den Waschmittel-Nerd.

„Ich hab mich gefühlt wie Arcade Fire“

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jetzt.de:
Stefan, du hast vor zwei ein halb Jahren deinen Job gekündigt, um Musik zu machen und auf Tour zu gehen. Ist die Bühne jetzt dein Arbeitsplatz?
Stefan Honig: Das ist keine Arbeit. Wenn sich das irgendwann so anfühlt, fang ich an, mir Sorgen zu machen. Im Januar 2012 hab ich den Job an den Nagel gehängt und im selben Monat direkt 21 Konzerte gespielt. Ich konnte einfach irgendwo hinfahren und da spielen, weil ich es wollte.  

Hattest du keine Angst, dass das Solo-Projekt Honig scheitert?
Nein. Gar nicht. Ich war grade dabei mein zweites Album zu schreiben und da kam mir der Gedanke, ab jetzt nur noch Musik zu machen. Ich musste dann nur meine Mutter überzeugen und beim Kindergarten fragen, ob die mich ein Jahr freistellen. Klar habe ich jetzt auch mal Tage, an denen ich mir den Job und die Sicherheit zurückwünsche. Das geht mir aber nur sehr selten so.  

Und nach diesem einen Jahr war klar, dass du weitermachst?

Als im Sommer 2012 die Konzertanfrage vom Haldern Pop Festival kam und klar wurde, dass das Label Haldern Pop auch mein Album veröffentlichen würde, wusste ich, dass ich meinen Job ganz kündigen würde. Auf dem Haldern Pop Festival habe ich dann auch zum ersten Mal die Songs mit meiner kompletten Band gespielt und nicht mehr alleine.

Also ist Honig eine Band?
Ja, das ist eine feste Gruppe, aber der Sänger spielt eben manchmal noch Solo-Konzerte. Es gibt auch immer wieder Shows, bei denen noch Freunde mitspielen. Auf dem Haldern haben wir jetzt in diesem Jahr mit 14 Leuten auf der Bühne gestanden. Ich hab mich gefühlt, als wären wir Arcade Fire!  

http://www.youtube.com/watch?v=fCZU6HN3BWQ

Deine ersten beiden Alben waren eher Solo-Platten. Jetzt hört man aber schon, dass hier eine ganze Band zusammenspielt. Brauchst du jetzt die anderen, um Musik zu schreiben?
Ich bin ja kein Virtuose. Wenn ich zum Beispiel ein super Gitarrist wäre, würde das meinen Songs vielleicht sogar schaden, weil dann meine wahren Stärken verloren gehen würden. Ich schreibe eben sehr einfache Songs und bin damit zufrieden. Die neuen Stücke hab ich der Band im Proberaum gezeigt. Ich wusste erst nicht ob das klappt, die Songs zusammen zu arrangieren. Ich bin da echt froh, dass ich Martin, unseren Gitarristen, habe. Der übersetzt meine Ideen immer so, dass alle im Proberaum verstehen, was ich will. Wir haben dann als Band zusammen Musik gemacht und vier Monate später war das Album einfach im Kasten.

Mit dem Projekt Honig hast du dich Pop und Folk verschrieben. War dir immer klar, dass du in diese Richtung gehen willst?
Nein! Mit 16 habe ich mit dem Schlagzeuger, der jetzt auch bei Honig trommelt, die Hardcore Band „Mindsuffer“ gegründet. Da hab ich über einen kleinen Gitarrenverstärker gesungen – beziehungsweise geschrien. Man hat zwar kaum was davon gehört, aber ich war in der Band und das wollte ich ja unbedingt (lacht). Danach hatte ich eine Metal-Gruppe und irgendwann eine Akustik-Band, bevor ich dann mit Honig angefangen habe.



Honig, mit Band (Foto: Tim Ilskens)

Deine Songs wirken alle recht zugänglich, aber der Titel der dritten Honig-Platte ist schon ziemlich sperrig: „It's Not a Hummingbird, It's Your Father's Ghost“
Ja, stimmt. Ich hab immer erst den Titel für die Platte im Kopf, bevor die Songs fertig sind. Diesen Satz hatte ich schon lange auf dem Zettel, der geht auf einen Urlaub zurück. Ich war als Kind mit meinen Eltern in Kanada und hab da zum ersten Mal einen Kolibri gesehen. Direkt vor meiner Nase! Nach dem Urlaub ist leider mein Vater gestorben. Aber als ich in den USA vor einiger Zeit auf Tour war, ist mir plötzlich wieder so ein Vogel erschienen. Ich hab das abends am Lagerfeuer erzählt und da meinte ein Mädchen: „That was not a hummingbird. That was your father's ghost“!  

Die Songs sind sehr unterschiedlich. Manche sind winzige Miniaturen und andere richtige Epen. War diese Vielfalt der Plan?

Ich finde halt Alben langweilig, bei denen man nach einem Song schon irgendwie alle gehört hat. Das wollte ich vermeiden! Wir haben jetzt manchmal den Folk-Dance-Charme drin. Dann gibt’s Lieder, bei denen am Ende noch vier Minuten rumgedudelt wird. Und andere sind kurze Strophe-Refrain-Songs.

Kannst du dir denn eigentlich vorstellen, wieder in deinen Erzieherjob zurückzukehren?
Ja, klar! Ich fand es schon toll, jetzt zum Beispiel auf dem Haldern auf der Hauptbühne zu spielen. Da war sogar mein Gesicht auf dem Programm-Flyer und ich durfte drei Tage Popstar spielen! (lacht) Aber ich genieße es, danach hier in Düsseldorf normal zum Bäcker gehen zu können. Ich würde das nie aushalten, wenn es immer so wäre wie in Haldern! Das wäre auch ungesund. Ich bin ein Typ, der weiß, dass er viele Fehler hat. Wenn man immer gesagt bekommt, wie toll man ist, verliert man die aus den Augen. Und das ist sehr schlecht für das innere Gleichgewicht, denke ich.

Das neue Honig-Album „It's Not a Hummingbird, It's Your Father's Ghost“ erscheint am 22. August 2014.

Der Sonntag mit... Patrick Salmen, Autor

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Name: Patrick Salmen
Alter: 28
Geburtsort: Wuppertal
Wohnort: Dortmund
So erkläre ich meinen Job meiner Oma: Das gleiche wie Hakan Nesser. Nur ohne Krimi. Und ohne Schweden. Und ohne Bestseller.
Mein liebster Wochentag: Sonntag
Aktuelles Projekt: Das humoristische Rätselgeschichtenbuch: "Die Letzten werden die Ersten sein, es sei denn, sie sind zu langsam" und meine erste CD "Ehrliches Handwerk" (beides mit Quichotte).




8:30 Uhr: Erstes Frühstück. Sitze schlaftrunken im Unterhemd auf dem Balkon und rauche. Das tue ich eigentlich immer. Den ganzen Tag. Und jeden Tag gehen die selben Menschen die Straße entlang und nicken mir wie selbstverständlich zu. Ich glaube, sie denken, ich hätte mich vor einigen Monaten ausgesperrt und mache nun das Beste daraus.





9:15 Uhr: Freibad Volkspark. Die Beste Zeit um schwimmen zu gehen ist exakt 9.15 Uhr - zu spät für die arbeitende Bevölkerung und zu früh für Jugendliche in den Schulferien. Wären dort nicht ein paar alte Damen mit lustigen Badehauben über ihren Blumenkohlfrisuren, würde es sich anfühlen wie bei "I am Legend".





10:31 Uhr: Liebstes Hobby: Anderen Menschen beim Trainieren zuschauen und pöbeln. Überhaupt pöbeln. Immer und überall.





10:40 Uhr: Who the fuck is Kierkegaard?





11.00 Uhr: Zweites Frühstück. Rührei mit krossem Speck. Dahinter symmetrisch aufgereihte Tomatenhälften. Da bin ich Perfektionist und Ästhet. Das ist eine inszenierte Lüge, das wissen wir alle.
PS: Ich weiß nicht, ob ich irgendwann sexuelle Anomalien entwickeln werde, aber sie hätten auf jeden Fall mit Meersalzbutter zu tun.
 




11:20 Uhr: Wäsche aufhängen. Klingt wie bei Monk, aber Menschen, die ihre Wäscheklammern nicht innerhalb der einzelnen Reihen farbig sortiert aufhängen kann ich nicht ernst nehmen. So fängt das nämlich an. Zack: Freie Liebe, Terrorismus. Wonderwall.





11:30 Uhr: Die tägliche Bartpflege. Mehr Aufwand als Stuttgart 21. Shampoo, Spülung, Kämmen, Fönen, Öl einmassieren, Öl einziehen lassen, wieder kämmen, Bürsten. Nichts für Menschen mit gesellschaftlichen Verpflichtungen. Rausgehen oder so.
 




12:00 Uhr: Am Roman schreiben. Erst 10 Kapitel fertig, aber schon vier Tote. Inklusive Hauptdarsteller. Wird super.
 




13:30 Uhr: Vorbereitungen für eine Lesung im September. Der Verfasser wollte vermutlich einen Erpresserbrief an die Mafia scheiben, ist dann aber doch wieder in tiefe Melancholie verfallen. So sind sie, diese Schreiberlinge.
 




15:00 Uhr: Blaubeerpfannkuchen. "Sollte ich irgendwann anfangen mein Essen zu fotografieren, bitte erschießt mich." (Patrick Salmen, 2013)
 




15:30 Uhr: Nachmittagscafé im heimischen Viertel. Falls man es nicht erkennt - ich versuche auf dem Bild subtil zu lächeln. Es gelingt so mittel.
 




16:00 Uhr: Spaziergang durch die Hood. Ruhrgebiet halt. Nur Zechen und Plattenbauten. Aber man hat sich hier damit abgefunden...
 




19:00 Uhr: "Pro Evolution Soccer" auf der Playstation. Eine wunderherrliche und realistische Welt, in der ein gewisser "Patrick Salmen" als hängende Spitze vom FC Liverpool bereits 53 Saisontore geschossen hat. (Wir schreiben aktuell den 21. Spieltag der Premier League)
 




21:30 Uhr: Eine Folge der dänischen Politserie "Borgen". Oder zwei. Oder zwölf. Freunde anrufen: "Kann heute leider nicht mit in die Disco. Fuß gebrochen. Beim Kaffee trinken. Fragt nicht…"

Wochenvorschau: So wird die KW 35

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Wichtigster Tag der Woche:
Freitag. Leider. Leider deshalb, weil dann meine jetzt-Praktikumszeit hier zu Ende geht. Schluchz! Aber – Taschentücher dürfen wieder eingepackt werden – wenn die Redaktion einverstanden ist, könnt ihr weiterhin etwas von mir lesen.

Kulturelles Highlight:
Irgendwie muss ich es noch auf die Ausstellung „Selfies – der Tümpel des Narziss“ im Feierwerk Farbenladen schaffen. Weil dort den Selfies mal von der künstlerischen Seite begegnet wird. Auf der Facebook-Seite der Ausstellung stehen Sätze wie: „Wir blicken aus einem Gesicht, das nur die anderen sehen. Wir sind der blinde Fleck unserer eigenen Welt. So beginnt die Sucht, uns im Blick der anderen zu spiegeln.“ – klingt irgendwie abgehoben. Aber allein ein Bild wie das hier ist doch – trotz Geschwurbels auf der Facebook-Seite – schon ein Anreiz, da mal vorbeizuschauen. Oder?    



 
Ein Foto der Ausstellung von Hannah Fee Kreuzer

Politisch interessiert mich ...
 
... der Besuch der Kanzlerin in der Ukraine. Spannend dabei ist doch vor allem, inwieweit Möchtegern-Zar Putin reagieren wird, wenn Merkel (die bislang auch hier mit ihrer zögerlichen Diplomatie geglänzt hat) durch die Stippvisite in Kiew ein klares Statement im Krim-Konflikt abgegeben hat.
  
Soundtrack:„Strange Desire“ von den Bleachers. Neue Pop-Platte, auf Spotify gefunden. Beim reinhören in den Track „You’re still a mystery“ weht noch mal ein Hauch von Sommer durchs Zimmer.

Wochenlektüre:
„Liebes Leben“ – das letzte Buch der Literaturnobelpreisträgerin Alice Munroe. Liegt schon ewig bei mir rum, bislang nur angelesen. Nächste Woche wird endlich wieder ruhiger – beste Gelegenheit, sich mit dem Buch zu befassen, das angeblich eine Liebeserklärung an das Leben ist.





Schon den ersten Satz finde ich gut: „Das Lächeln für Katy war weit offen, ohne den leisesten Zweifel, als glaubte er, sie würde für ihn immer ein Wunder bleiben, wie auch er für sie.“

Kinogang?
Definitiv! Und zwar: „Sag nicht, wer du bist“ – in dem Regisseur Xavier Dolan (25 Jahre jung) gleichzeitig auch die Hauptrolle spielt. Ein Thriller, in dem der Protagonist nach dem Tod seines Partners die Breitseite der Homophobie dessen Bruders abkriegt – und sich einer seltsamen Mischung aus tiefem Hass und großer Zuneigung ausgesetzt sieht.
  
Geht gut diese Woche:
Neue Kochmöglichkeiten ausprobieren – während draußen Beinahe-Herbstwetter aufzieht, kann man sich ja mal wieder in die Küche stellen, statt Currywurst mit Pommes im Schwimmbad zu verdrücken. Für einen kochfaulen, angehenden Studenten wie mich bietet sich da die Ein-Topfmethode an. Nudeln, Soße und Wasser in einen Topf, aufkochen. Fertig.

Geht gar nicht:
Propaganda von rückwärtsgewandten Denkern: So wie der Biologe Richard Dawkins, der auf Twitter allen Ernstes Mütter dazu aufruft, behinderte Kinder abzutreiben – man könne es ja noch mal versuchen.

Tagesblog - 25. August 2014

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19:14 Uhr: Ich muss nun leider losdüsen. Lest noch den großartigen Bericht von Charlotte aus Kiew! Morgen ist Nadja für euch da!

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16:25 Uhr: 
the-wrong-girl hat mich mit ihren Selfie-Mädels gerade zu einem Link gebracht, den ich auch hier nochmal teilen will. Ein Radio-Feature über die Schwabinger Samy-Brüder. Die haben in den 70er die Münchner Club-Kultur revolutioniert. 

Was ich dafür geben würde, ein paar Nächte dort in der Vergangenheit verbringen zu dürfen. Jeden Abend eine andere Verrücktheit. Brunnen, in denen sie Limonade statt Wasser fließen ließen. Clubs in denen es nur Milch und Erdnüsse (und wohl Drogen) gab, oder in denen sich alle gegenseitig angemalt haben. 

Die Wochenschau berichtete: "Eine soziale Großtat vollbrachte München: Sie rief alle Gammler der Stadt nach Schwabing, um den dreckigsten von ihnen in die bürgerliche Gesellschaft zurückzurufen."

Hat jemand so ein Zeitreisedings?

++++

16:16 Uhr:
Und weil es heute noch nicht genug Tier im Tagesblog gab: Ein Hamster, der zeigt, dass sein Morgen sich kein bisschen unterscheidet von unserem – naja außer das mit der Toilette vielleicht – hoffentlich. 

http://www.youtube.com/watch?v=hoJVGFGhuVM#t=120

++++

16:10 Uhr:
Passend zum Kosmoshörer-Tag: Die 17 schlimmsten Arten von Mensch, die du auf einem Konzert antriffst. Und ja, ich habe sie alle schon angetroffen.

[plugin imagelink link="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-08/23/19/enhanced/webdr09/anigif_enhanced-29665-1408836955-1.gif" imagesrc="http://s3-ec.buzzfed.com/static/2014-08/23/19/enhanced/webdr09/anigif_enhanced-29665-1408836955-1.gif"]

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16:01 Uhr:
Tweet des Tages:




@kiezdreck

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15:43 Uhr:
Herrlich: Gerade kam Chris reingeschneit und setzte sich schwungvoll an den Computer, mit dem bei uns für die Printsachen gelayoutet wird. Er macht den Computer an. Es piept. "Was ist das denn jetzt?"
[plugin imagelink link="http://media.giphy.com/media/UFwkuJobRZvVK/giphy.gif" imagesrc="http://media.giphy.com/media/UFwkuJobRZvVK/giphy.gif"]
Chris wählt eine Nummer auf dem Telefon:

Hallo, das hat schon mal nicht funktioniert.
Er sagt irgendwas von Keyboard Error.
Aha. 
Moment. 
Jetzt wird er schwarz. 
Jetzt piept er. 
Jetzt passiert was. 
Jetzt wird er wieder schwarz. 
Jetzt sagt er Keyboard Error. 
Aha. 
Jetzt ist er wieder schwarz. 
Jetzt kommt der weiße Balken. 
Und jetzt – Pause – ist er wieder schwarz.
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Ok. 
-Stille-
Aha
-Stille-
Aha ok
-Stille-
Ok
-Stille-
Aha
-Stille-
ahh ok
-Stille-
Alles klar
-Stille-
Ok
-Stille-
Ok
-Stille-
Wunderbar. Danke. 
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Chris steht auf, sagt zu sich selbst: "Computer, ge?!" und verlässt den Raum.
++++

15:22 Uhr:
Gerade ein ganz schlimmes Video gesehen: "Beste männliche Freunde, die sich so verhalten wie beste weibliche Freunde". Ich kenne niemanden, wirklich niemanden, der so ist. Bitte sagt mir, dass nicht einfach die halbe Menschheit unbemerkt an mir vorbeigegangen ist. 

http://www.youtube.com/watch?v=8-xNvRu2bxs

Oder nerve ich euch heute mit meinem Tagesblog? Sicher? Sicher sicher? Ich hab so ein Gefühl. Bin ich verrückt? Sicher?

++++

15:06 Uhr:
Die #IceBucketChallenge hat 62,5 Millionien Dollar an Spenden eingebracht. Das ist gar nichts gegen die Summe, die diese App einbringen könnte, wenn genug Menschen sie benutzen würden: Ein Wecker, bei dem man mit jedem Snoozen einen Dollar an eine wohltätige Organisation spendet. 

++++

14:59 Uhr:
Das Video ist so krass: In der U-Bahn in Shanghai wird ein Mann ohnmächtig und ALLE rennen komplett panisch aus der Bahn. 

http://www.youtube.com/watch?v=jdZNpZ_y40M#t=79

Man fragt sich echt, was da falsch läuft finde ich. 

++++

14:32 Uhr:
Jeder sollte einmal Praktikum bei uns machen, wenn man davon so gute Laune bekommt. 

Der Kosmoshörer von Tim Kummert.





++++

13:58 Uhr:
Bei uns ist es leider sehr leise heute im Büro, weil ziemlich leer. Alle recherchieren investigativ in Ausländern und -städten. 

Nadja aber recherchiert hier und ist dabei auf statista vorbeigekommen, wo sie eine schönes Umfrageergebnis zum Thema "Küssen" gefunden hat: Wen haben Sie zuletzt geküsst? 
Irgendwie tun einem die 0,9 Prozent echt leid die "Haustier" antworten mussten und die 3 Prozent bei "Weiß nicht" sollten vielleicht über ihren Alkoholkonsum nochmal nachdenken. 

Was müsstet ihr an diesem Montag antworten auf die Frage: Wen hast du zuletzt geküsst?

++++

13:54 Uhr:
Absurde Nachricht via Kraftfuttermischwerk:

Ein Koch in Südchina will ein leckeres Gerichte aus einer Speikobra zaubern. Den Kopf brauch er dafür nicht, schlägt ihn also ab und legt ihn beiseite. Als er in später allerdings entsorgen will, beißt der Kopf zu! Der Koch schafft es nicht, sich rechtzeitig das Gegengift zu spritzen und stirbt. 

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13:14 Uhr:
Im Jahr 2000 hat das Rose Center for Earth and Space ein Modell des Sonnensystems veröffentlicht – und Pluto weggelassen. (2006 wurde Pluto der Planetenstatus offiziell aberkannt.)

2000 wollten das viele nicht glauben – darunter auch viele Kinder, die dann herzzerreißend schöne böse Briefe geschrieben haben. 

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++++

13:02 Uhr:
Gab keinen Schokoladenkuchen heute. Falls es bei euch auch keinen gab, hier ein Trost: Jakob liest euch seine großartige Geschichte von einer ganz besonderen Beziehung zwischen einem Barbesitzer und einem Anwohner vor. 

Ich finde ja, Jakobs Texte sollte man immer von Jakob vorgelesen bekommen. 

Und heute tröstet uns das hier besonders sehr, weil Jakob nicht da ist, wir uns aber so vorstellen können, er wäre es doch.

http://soundcloud.com/jetzt-de/gute-nachtgeschichte-gelesen-von-jakob-biazza-jetztde-kneipenabend

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++++

12:20 Uhr:
Ich gehe mal essen. Falls ihr mich sucht, ich bin dann die, die heulend vor der Nachtischvitrine steht, wenn der Schokokuchen aus ist. 

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12:15 Uhr:
Man kann sich ja nicht nur über E-Mails, sondern auch über E-Mail streiten. Manchmal sollte man es sogar, sagen anscheinend ein paar Psychologen zumindest. Nämlich dann, wenn man so verärgert ist, das man Dinge sagen würde, die man später bereut. 

Ich finde das E-Mail-Streiten oder zumindest den schriftlichen Streit auch gar nicht so schlecht, das liegt aber eher daran, dass ich sobald ich richtig wütend werde, anfange zu weinen – was eine zutiefst ärgerliche Sache ist. 

Bitte sagt mir, dass ihr das auch kennt. 

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via lifehacker.com

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12:11 Uhr:
Dieser tolle Lars Weisbrod hat wieder eine Folge für unsere Hasskolumne geschrieben. Es geht um E-Mails. Und der Text hat ein Ende, das Lars wohl noch bitter bereuen wird. 





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12:08 Uhr:
Das ganze Internet findet dieses Video supersüß. 

http://www.youtube.com/watch?v=uBTaMDfRFtI

Ich kann die ganze Zeit nur denken: Und dann macht es "happs" und der Löwe hat den Kopf vom Kind im Maul...

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11:34 Uhr:
Ich weiß nicht, ob ihr dafür zu cool und unmainstreamig seid, aber es waren mal wieder MTV Video Music Awards. Miley Cyrus hat für die Abrissbirne den "Video des Jahres"-Preis gewonnen. Entgegenehmen ließ sie den Preis von einem obdachlosen Jugendlichen. Lorde wurde die erste weibliche Gewinnerin in der Kategorie "Rock", Nicki Minaj hatte lustige Probleme mit ihrem Kleid

http://www.youtube.com/watch?v=jzPKCGSVD2w


Und Beyoncé machte sowas: 

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11:05 Uhr:
Nadja hat mir gerade etwas Schönes geschickt: Diese Seite zeigt, wo zwei Leute auf Spotify gerade zur gleichen Zeit beim gleichen Song auf "Play" drücken. Jetzt müssen die sich nur noch beim Onlinedating finden...

++++

10:56 Uhr:
Und auch wichtige und traurige Nachricht, auf die auch JosephineKilgannon hinweist: Der britische Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough ist tot. 

++++

10:45 Uhr:
Ich hatte den Nachrichten gesagt, sie können sich heute mal frei nehmen – haben sie aber nicht gemacht.

Stattdessen hat Frankreichs Premierminister Manuel Valls Präsident Hollande den Rücktritt der Regierung angeboten. Die SZ hat exklusive Infos zu Ermittlungen wegen Verrat von Dienstgeheimnissen im Finanzamt im Fall von Uli Hoeneß. Die IS-Kämpfer haben einen wichtigen Militärflughafen eingenommen. In Brasilien gab es einen brutalen Aufstand von Häftlingen, in Kalifornien ein schweres Erdbeben und im Irak muss man sehen, wie es heute weitergeht. 

++++

10:37 Uhr:
Bevor sich alle den letzten Rest Schlaf aus den Montagsaugen gerieben haben, hier eine Infografik, die euch alles übers Schlafen verrät, was ihr vielleicht noch nicht wusstet:

- Wie viele Tage ohne Schlaf überlebt ein Mensch?
- Wie viele Teenager sind immernoch Bettnässer?
- Was sagt deine Schlafposition über dich aus? (ich bin zuerst mal etwas ruppig, habe aber ein warmes und offenes Herz - angeblich. Und ihr?)

++++

10:29 Uhr:
Wie wichtig ist euch Geld? Und wie wichtig ist euch Geld, wenn ihr plötzlich mit jemandem am Tisch sitzt, der viel zu viel davon hat?

Dennis Gastmann hat sich in die Parallelwelt der Reichen und Millionenerben begeben und festgestellt, dass er sie gar nicht hassen konnte, obwohl er doch eigentlich wollte. 





++++

09:52 Uhr:
Der zwangsläufige "Circle of Life"-Verhörer hat mich kurz nach Verhörern auf YouTube suchen lassen. Und ich weiß, dass ist nicht neu, aber ist es nicht einfach jedes Mal aufs Neue unfassbar witzig?

Manche kannte ich echt noch nicht, wie zum Beispiel "Dickschädel Blues", "Hau auf die Leberwurst" war mir auch neu und "den Schnitzelwagen" hatte ich auch noch nicht gehört. Aber jetzt werde ich natürlich nie wieder was anderes hören können, das ist ja das Schöne an den Verhörern. 

http://www.youtube.com/watch?v=VGLoj61GrsI

++++

09:33 Uhr:
Ich habe mich dagegen entschieden. Nachdem ich kurz überlegt hatte, ob es meine journalistische Pflicht ist, mir das anzuschauen und so etwas angeschaut werden muss, um sich klar zu werden, was da vor sich geht. Aber nein, ich habe mir das Video, in dem Fotojournalist James Foley von Terroristen der IS-Miliz geköpft wird, nicht angeschaut. 

Habt ihr es euch angesehen?

Und wie haltet ihr es sonst mit "Gräuelvideos"? Die Frage heut im Ticker





++++

09:25 Uhr:
Nadja hat gerade erzählt, dass sie auch König der Löwen sehr geliebt hat als Kind. So sehr, dass sie die Videokassette so oft geschaut hat, dass das Band irgendwann gerissen ist. :)

Ich hatte nur das Hörspiel, weil meine Familie sich erst dazu entscheiden konnte, einen Videorecorder zu kaufen, als es nur noch DVDs gab...

++++

08:30 Uhr: 

http://www.youtube.com/watch?v=Kbu_px6i4Jg

Damit einen schönen guten Morgen und herzlich Willkommen im Tagesblog. Ich bin gestern mit einem Gedanken eingeschlafen und heute mit dem gleichen Gedanken wieder aufgewacht:
ICH BRAUCHE DIESES T-SHIRT




Screenshot von Instagram: thefatjewish

Allerdings müsste auf meinem stehen:

AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHH
ZEWENJAAAAAAAAAAHHHHHH
BABADIHZIWOAHWOAAAAHHH 

Ich glaube, das, was Menschen (die nicht zufällig diese Sprache sprechen) bei dem Anfang von "Circle of Life" verstehen, ist so individuell wie ihr Fingerabdruck. 

Nach welcher Buchstaben-Kombination klingt das in euren Ohren?
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