Quantcast
Channel: Alle Meldungen - jetzt.de
Viewing all 6207 articles
Browse latest View live

Heute um 18 Uhr schon was vor?

$
0
0
Alle, die heute Abend Fußball gucken, können eigentlich wieder wegklicken. Oder sich doch noch überzeugen lassen, dass es tausend Dinge gibt, die man machen sollte, wenn alle anderen vor dem Fernseher oder im Biergarten vor der großen Leinwand sitzen und unserer Nationalelf beim Schwitzen zusehen.  

Ich habe lange überlegt, was ich heute Abend um 18 Uhr machen werde. Beim ersten Vorrundenspiel war ich in einem Kurs (die Hälfte der Teilnehmer war sogar anwesend), beim zweiten Einkaufen (keine Schlange an der Rewe-Kasse, dafür ein ziemlich traurig dreinguckender Kassierer). Heute werde ich Punkt 18 Uhr beim Blutspendedienst vor der Tür stehen. Und die Zeit zu stoppen, wie lange ich brauche. Meistens sitzt man wegen der Wartezeiten dort nämlich ziemlich lang rum.  


Endlich mal alleine im Becken: Wer heute Abend ab 18 Uhr schwimmen geht, kann das haben.

In unserer Morgenkonferenz haben wir noch ein paar Dinge gesammelt, die man heute um 18 Uhr wunderbar tun kann (oder besser könnte, die meisten von uns schauen nämlich schon Fußball):    

* Räder auf dem Mittleren Ring (oder jeder anderen gut befahrenen Straße in jedem Ort in Deutschland) schlagen.  
* Überhaupt alles auf der Autobahn.  
* Endlich ein neues Ladegerät im Apple Store besorgen.  
* Einkaufen. Egal was, egal wo.  
* Oder zu Ikea fahren.  
* Schwimmen gehen. Oder, wenn das Freibad schon geschlossen hat – über den Zaun klettern.  
* Illegal grillen.  
* Ins Museum gehen. Oder zu irgendwelchen anderen Touristensachen.  
* Nach 19 Uhr Altglas einwerfen.   
* In den Öffentlichen zur Rush Hour illegal das Fahrrad mitnehmen.  
* Sich mit Busfahrern anfreunden.  
* Klingelstreiche spielen, und zwar bei denen, die zu Hause das Spiel gucken wollen.    

Was ist dein Plan für heute Abend? Wer Fußball guckt, darf das natürlich auch kommentieren. Da sind wir nicht so streng.

Cameron kann nicht auf Merkel zählen

$
0
0
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht offenbar keine Chancen mehr, mit Großbritannien Einvernehmen über den künftigen Präsidenten der Europäischen Kommission herzustellen. Einen Tag vor dem Gipfel der Europäischen Union in Brüssel, auf dem der frühere luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker für das Spitzenamt nominiert werden soll, verwies Merkel darauf, dass die EU-Verträge keine Einstimmigkeit vorschrieben. „Es ist kein Drama, wenn wir auch nur mit qualifizierter Mehrheit abstimmen werden“, sagte die Kanzlerin am Mittwoch im Bundestag.



 "Kein Drama": Bundeskanzlerin Angela sieht offenbar kein Problem darin, den künftigen Präsidenten der Europäischen Kommission nicht einstimmig zu wählen. 

Nachdem Merkel bislang für eine Kompromisslösung im „europäischen Geist“ geworben hatte, signalisierte sie mit dieser Haltung, dass sie auf die Einwände von Premierminister David Cameron gegen Juncker keine Rücksicht mehr nimmt. Regierungskreise äußerten die Erwartung, dass Juncker „eine sehr große, überwältigende Mehrheit finden wird“. Gleichwohl sei es im deutschen Interesse, dass Großbritannien in der EU bleibe. Cameron hatte für den Fall einer Wahl Junckers vor einem Ausscheiden seines Landes aus der Europäischen Union gewarnt. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte: „Niemand will, dass Großbritannien die EU verlässt. Aber es kann auch kein Vetorecht gegen erfolgreiche Spitzenkandidaten geben.“

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy will auf dem Gipfeltreffen kein größeres Personalpaket schnüren. Das geht aus der vorläufigen Gipfelerklärung hervor, die am Freitag in Brüssel beschlossen werden soll und der Süddeutschen Zeitung vorliegt. So soll am Freitag bei einem Arbeitsmittagessen nur über den Kommissionspräsidenten entschieden werden. Cameron hat signalisiert, eine formelle Abstimmung zu beantragen. In der Vergangenheit wurde der Chef der Kommission einvernehmlich nominiert. Offensichtlich möchte Cameron aus innenpolitischen Gründen, dass seine Niederlage manifest wird, damit er in Großbritannien seinen unbeugsamen Widerstand dokumentieren kann. Juncker wird dort auch von der Opposition abgelehnt.

Neben dem Kommissionspräsidenten müssen auch das Amt des EU-Ratspräsidenten und des Hohen Beauftragten für Außenpolitik neu besetzt werden. Die Entscheidung darüber werde nicht am Freitag fallen, „aber bald“, sagte ein hoher EU-Diplomat. Van Rompuy habe in den Wochen nach der Europawahl ausführlich alle politischen Parteien und Hauptstädte konsultiert, er werde die 28 Staats- und Regierungschefs darüber unterrichten.

Van Rompuy legt auf dem Gipfel auch eine „Strategische Agenda für die Gemeinschaft in Zeiten des Wandels“ vor. Ganz oben stehen Maßnahmen für Wachstum und Arbeitsplätze, zur Gründung einer Energie-Union und zum Schutz der Bürger. Van Rompuy fordert zusätzliche Maßnahmen, um das Wachstum anzukurbeln, und eine „wachstumsfreundliche Haushaltspolitik“. Merkel bekräftigte im Bundestag, dass sie eine Änderung des Stabilitätspaktes ablehnt. Er enthalte Leitplanken und Grenzen, aber auch eine Vielzahl flexibler Instrumente. „Beides müssen wir nutzen“, sagte sie. 

Tagesblog - 26. Juni 2014

$
0
0
17:31 Uhr: Das war's für heute, danke für die wie immer fabelhafte Aufmerksamkeit und bis morgen!

http://www.youtube.com/watch?v=CKhxg7UTa0c

+++





17:20 Uhr:
Donnerstag ist auch Kettengeschichtentag, deshalb lautet mein letzter Klickbefehl für heute: Hier, neue Folge unseres interaktiven Schreibexperiments, es bleibt spannend wie sonst nochwas, und wer wissen will, was bisher geschah, möge es hier nachlesen. 

+++

16:45 Uhr:
Heute Abend, besser gesagt: in einer Stunde, ist ja dieses Dings, Länderspiel. Wer das zuhause anschaut, muss sich in der nächsten Stunde über eines klar werden: Wie sitz ich dabei auf der Couch?

Etwa so?  
[plugin imagelink link="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/06/ways-to-sit-on-couches-3.gif" imagesrc="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/06/ways-to-sit-on-couches-3.gif"]

Oder doch so?
[plugin imagelink link="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/06/ways-to-sit-on-couches-9.png" imagesrc="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/06/ways-to-sit-on-couches-9.png"]

Noch ein paar mehr nützliche Vorschläge gibt's hier.

Gern geschehen!

+++

16:00 Uhr:
Die "Kochwoche" ist ja eines meiner Lieblingslabel unserer User. Leckeres Zeug und Futterneid, wohin man klickt! Christina wies mich eben darauf hin, dass Userin lise_lotte dort kürzlich eine besonders spektakuläre Woche hingelegt hat.

Das zum Beispiel schießt die montagmorgens mal eben aus der Hüfte:




"Hirseporridge mit geröstetem Vanille-Rhabarer, Ahornsirup, Orangenzesten und Pistazien."

Heiliger Bimbam, lise_lotte! Kannst du ein Rezept in die Kommentare schreiben?

+++

15:00 Uhr:
Wir hatten eben nochmal eine Themenkonferenz, verzeiht bitte das längere Schweigen tagesblogseitig. Zur Belohnung fürs Warten gibt's nun ein lustiges neues Rätsel, das ich gerade erfunden habe...

...DAS GROSSE JETZT.DE-MAILBOX-RÄTSEL!

Wir sprachen nämlich heute Morgen über Sinn und Unsinn der Handymailbox. Jemand erwähnte dann, dass ein Mitglied dieser Redaktion eine etwas ungewöhnliche Mailbox-Ansage hat.

Ich hab sie mal aufgezeichnet und die Nummer weggeschnitten. Könnt ihr erraten, wessen (leicht verschnupfte) Stimme das ist?

http://soundcloud.com/jetzt-de/das-mailbox-ratsel

+++

13:00 Uhr:
Es war eine gute große Pause. Fragen, die wir uns währenddessen gestellt haben:

  • Ist der Singular von Gnocchi wirklich Gnoccho?

  • Und analog dann auch Spaghetto, Raviolo, Penna, Tiroler Röstus?

  • Wenn man jeden Bissen 20 mal kaut, lebt man dann gesünder?

  • Was ist eigentlich das Gegenteil von "Business Punk"? Freizeit-Nazi?


Sachdienliche Antworten bitte in die Kommentare.

+++




"Kann der was?" - "Mjampf!"

11:50 Uhr:
Mit wenig scharf, viel Sauce und ohne Zwiebeln? Oder lieber ganz anders? Die Frage nach dem besten Döner einer Stadt ist ja eine, die man abendfüllend diskutieren kann. Weshalb sich Chris (schon wieder, der Chef ist heute unstoppable!) mit einem Sternekoch auf den Weg durch die beliebtesten Dönerbuden Münchens gemacht hat und sich von dem fachkundig aufklären hat lassen, woran man denn nun einen ECHT guten Döner erkennt.

Und damit ab in die Kantine, wo es heute wirklich - beim Teutates! - Gyros gibt.


+++

11:25 Uhr:
Es gab hier in München mal eine Partyreihe, die war eigentlich keine Partyreihe, sondern eine psychedelische Happening-Reihe: Motto, Verkleidung, Deko, Sound - alles unglaublich aufwändig aufeinander abgestimmt. Ein paar dieser Leute von der "Zombocombo" haben sich jetzt ein neues Happening ausgedacht: Einen Psychothriller zum Mitmachen. Hier der Trailer:

http://www.youtube.com/watch?v=5ca7qiQ7b20

Und hier der Erfahrungsbericht von Chris, der für unsere Münchenseite (heute in der SZ) mitgemacht hat. Spannend!


+++

10:45 Uhr:
Konfi vorbei, war sehr launig heute - ihr wisst: Donnerstag ist Jungs-Mädchenfragen-Tag... Ich höre mich nun übrigens durch diese wunderbaren brasilianischen Mixtapes, die das Münchner Blog Munichopenminded gestern zusammengestellt hat. Saugut, beleza

+++

10:00 Uhr:
Bisschen sinnloser Sommercontent, bevor hier die Konferenz losgeht: Dieser Mann ist Surf-Fotograf. Allerdings keiner, der draußen im Lineup die Checker auf den Boards fotografiert, sondern der sich allein in die Brecher stellt, die am Ufer auf den Sand klatschen. Die man eh nicht surfen kann. Einfach, weil er Bock drauf hat.

Gute Laune, an!

http://www.youtube.com/watch?v=9pXMObfeOcE#t=62


+++

9:25 Uhr:
Bin nur ich so drauf, oder denkt ihr auch gelegentlich darüber nach, wie sich das perfekte Verbrechen bewerkstelligen ließe, so rein theoretisch? Beziehungsweise wann der beste Zeitpunkt dafür wäre, irgendwo einzubrechen, zum Beispiel während einer Sonnenfinsternis? Ich glaube, der ideale Zeitpunkt für einen handwerklich sauberen Bruch wäre heute Abend: Deutschlandspiel! Da könnte man auch in der Reichtagskuppel einen Grill anwerfen und keiner würde was merken.

Was hast du heute Abend in den 90 Minuten vor, in denen das ganze Land auf Fernsehgeräte starrt? Erzähl es uns im Ticker



Zum Beispiel unbemerkt in Nachbars Pool springen?

+++

9:09 Uhr
: Kennst du das: Du fühlst dich beim ersten Weckerklingeln ausgeschlafen, liest noch am Frühstückstisch die ganze Seite 3, während du ein perfektes Frühstücksei löffelst, kommst überpünktlich und pfeifend zum Fahrradständer im Hof - willst dann nur noch kurz deine Reifen aufpumpen, und dann passiert dies:

  • Das Ventil verklemmt sich mit dem Pumpenkopf und sämtliche Luft zischelt aus dem Schlauch raus und du musst bei "0 bar" anfangen zu pumpen?

  • Die Fahrradpumpe ist mit Schmieröl verpappt und verölt dir die neu in New York gekaufte helle Hose?

  • Du hast den Schlüssel vergessen und kommst nicht mehr vom Hof in die Wohnung zurück, wo es Seife und Waschbecken gäbe?


Eine Kacklawine an kleinen Ärgernissen! Die aber geistig völlig unbefleckt übersteht, wer folgenden Song auf dem Mp3-Player hat, während er danach verschwitzt und frisch geölt zur Arbeit radelt:

http://www.youtube.com/watch?v=Ph5psMQoirU

Danke, Crazy P!  

+++

9:00 Uhr
: Moinsen, Peoples! Gleich geht's los hier.

Hauptsache halal

$
0
0
Der Goldbär weist gerne darauf hin, dass er Kinder froh macht, und Erwachsene ebenso. Menschen, die es schätzen, wenn in ihre Süßigkeiten keine Schweinereste gerührt wurden, macht der Goldbär aber nicht so froh. Muslime zum Beispiel. Daher gibt es jetzt den Inklusions-Bär: Fruchtgummi halal. Also ohne Schweinegelatine. Mit deutschem Aufdruck von einer deutschen Firma in der Türkei produziert und als Re-Import bislang nur in türkischen Supermärkten zu kaufen.



Ein türkischer Supermarkt in der Berlin. In solchen Onkel-Mehmet-Läden kaufen die meisten Türken, die ihre Lebensmittel halal wollen.  

Mehr als 4000 dieser Märkte gibt es in Deutschland. Früher waren es kleine Tante-Emma-Läden, die Türken tatsächlich Onkel-Mehmet-Läden nennen. Inzwischen sind viele davon zu Großmärkten herangewachsen. Zu günstigem Obst und Gemüse kommt eine immer größere Auswahl an Produkten, die beinahe alle aus der Türkei importiert werden: Käse, Oliven, Honig, Rindersalami, Joghurt, Kekse und eben Gummibärchen. Deutsche Lebensmittelhersteller und -händler sind ins Grübeln geraten, wie sie die Kunden und ihre Portemonnaies weg von Onkel Mehmet hin zum deutschen Supermarktregal locken können.

17,6 Milliarden Euro geben die gut drei Millionen Türken in Deutschland jährlich aus, sagt Engin Ergün, der mit seiner Agentur Ethno IQ deutschen Firmen den „türkischen Konsumenten“ erklärt. Türkisch ist für Ergün ein weiter Begriff, der weniger mit dem Pass als mit einem Gefühl zu tun hat. Und viel mit Essen.

Engin Ergün ist es, der dem Bären dazu geraten hat, auf Schwein zu verzichten. Denn gerade in der Küche sind die meisten Menschen doch ziemlich konservativ. „Essen wie bei Oma“ ist ein Bedürfnis, für das man keiner bestimmten Religion angehören muss. Und für die meisten Türken bedeutet Essen wie bei Oma auch, dass bestimmte religiöse Regeln befolgt werden. „Wir beobachten gerade in der dritten und vierten Generation der Deutsch-Türken, dass es wichtig ist, dass das Essen halal ist.“ Obwohl sie Alkohol trinken und Religion in ihrem Alltag eher selten vorkommt. Und obwohl sie im Zweifel auch lieber zum deutschen Supermarkt fahren, weil dort die Chancen höher sind, dass nicht nur eine U-Bahn-Station, sondern auch ein Parkplatz in der Nähe ist.

Das Problem ist nur, dass deutsche Supermärkte zwar inzwischen allerlei Exotik-Ecken mit Curry-Pasten und Algenblättern haben, jedoch kein verlässliches System, das vor Schweineresten in Produkten warnt. Mit dem Schwein sind Deutsche ja großzügig: Es darf nicht nur in die Salami, sondern versteckt sich auch in Tortenguss, Joghurt, Seife und Fruchtgummis. Das steht dann allerdings nur im Kleinstgedruckten. „Für muslimische Kunden ist da keine große Glaubwürdigkeit gegeben“, sagt Ergün. Vielen erscheint es sicherer, direkt zum türkischen Händler zu gehen, als Zutatenlisten zu studieren.

Wäre also ein Halal-Siegel eine Lösung? So eines prangt zum Beispiel auf den schweinefreien Gummibären. Denn in der Wahrnehmung des Laien bedeutet halal vor allen Dingen: kein Schwein, kein Alkohol und Fleisch nur von geschächteten Tieren. In einer ethisch-religiösen Auslegung hat halal jedoch eine deutlich umfangreichere Bedeutung. Als Gegenbegriff zu „haram“ (verboten) bezeichnet halal das Gute, das Erlaubte. Und gut bedeutet auch: keine Massentierhaltung, faire Löhne, gesunde Tiere, Respekt vor der Schöpfung.

Wenn Hamza Wördemann vom Zentralrat der Muslime in Deutschland das Wort halal erklärt, klingt das, als würde er über Bio und Fairtrade sprechen. „Wer sich halal ernährt, sollte eigentlich ohnehin nur einmal die Woche Fleisch essen, und der sollte auch genau darüber Bescheid wissen, unter welchen Bedingungen sein Essen hergestellt wurde.“ Praktisch ist das für die meisten schwer umsetzbar, gibt Wördemann zu. Und auch die Mehrheit der 200 selbsternannten Halal-Zertifizierungsstellen in Deutschland zeichnet Produkte schon dann als halal aus, wenn nur die Mindestanforderung „schweinefrei“ erfüllt ist. Manchmal stimmt noch nicht einmal das. Er habe sich gefreut, als er an immer mehr Dönerbuden Halal-Aufkleber gesehen habe, sagt Marketing-Mann Ergün. Dann erschienen ihm die Aufkleber irgendwann verdächtig zahlreich. „Halal ist zu einem kommerzialisierten Begriff geworden. Die Menschen wissen, dass sie damit gut verkaufen können.“ Doch weil es eine religiöse und keine gesetzlich geschützte Bezeichnung ist, kann leicht geschummelt werden. Strafen muss niemand fürchten.

Hamza Wördemann ist daher nicht für ein einheitliches Siegel, sondern für eine genaue Kennzeichnung der Produkte. „Wenn auf einem Fruchtjoghurt steht, dass er kein Schweinefleisch enthält, ist dem Kunden schon geholfen.“ Obwohl Wördemann sich vor allen Dingen aus religiöser Perspektive mit den Essgewohnheiten der deutschen Muslime beschäftigt, sieht auch er einen Markt. „Die meisten Menschen sind bereit, für Halal-Lebensmittel bis zu zehn Prozent mehr zu bezahlen.“

Nicht nur in diesem Punkt sind die Halal-Käufer ziemlich nah dran an den Bio-Käufern. „In unserer Zeit der digitalen Globalisierung suchen die Menschen nach kultureller Sicherheit. Dadurch sind regionale Produkte so populär geworden“, sagt Professor Gunther Hirschfelder, der an der Universität Regensburg als Kulturwissenschaftler die europäische Esskultur erforscht. Der Halal-Trend ist für ihn weniger ein religiöses Phänomen als der Versuch, „kulturelle Eigenständigkeit zu behaupten“. Und genauso, wie auch Biomarkt-Jünger sich einerseits ausdauernd laktosefrei ernähren, andererseits aber vielleicht auch gerne Burger essen, werden viele Muslime, die sonst nie in die Moschee gehen, vom 28. Juni an nur noch nach Sonnenuntergang essen und trinken. Dann beginnt Ramadan. Fasten wie bei Oma.

Sex, Fliegen, Ruhm

$
0
0
Ganz schlimm sind die Evolutions- und die Sozialpsychologen, aber auch die Paläoanthropologen sind nicht ohne. Manchmal können es selbst die Biochemiker nicht lassen. Nicht dass die Physiker unbedingt bessere Menschen wären. Aber würden die eine Schlagzeile hinkriegen wie: „Sex-Entzug treibt Fruchtfliegen in den Alkohol“?



 Nicht die Fliegensexforschung ist das Problem, sondern die Gier der Leser nach Fliegensexgeschichten.

So lautete das Ergebnis einer Studie, die amerikanische Biochemiker vor zwei Jahren in Science veröffentlichten. Niemand wunderte sich, dass es die Meldung bis ins Meininger Tageblatt schaffte.

Das sind die neuen Geschichten aus der fröhlichen Wissenschaft: „Stripperinnen bekommen während des Eisprungs höhere Trinkgelder“, „Die Größe der Unterschrift eines Chefs korreliert mit Gehalt und Ego“, „Tratschen fördert die Karriere“. Und weiß man, woher wir Menschen unsere Gesichter haben? Die Männchen unserer noch sehr haarigen Vorfahren von der Gattung Australopithecus haben sich vor drei Millionen Jahren so viel geprügelt, dass sich die Schädel entsprechend evolvierten; nämlich so, dass sie Faustschläge ins Gesicht besser abkonnten. So las man es vor wenigen Wochen im Fachmagazin Biological Reviews.

Nein, das ist nicht notwendigerweise Quatsch. Es kann sinnvoll sein, das Sexualverhalten der Fliegen zu untersuchen, an einfach strukturierten Gehirnen lassen sich grundlegende Mechanismen leichter untersuchen als in Primatenorganen. Man muss ja deshalb nicht auf unterkomplexe Weise auf den Menschen extrapolieren. Nicht die Fliegensexforschung ist das Problem, sondern die Gier der Leser nach Fliegensexgeschichten.

Das kapieren auch immer mehr Wissenschaftler.

„Publish or perish“ lautet angeblich der Arbeitsauftrag des Systems an die Forscher, „publiziere oder geh zugrunde“. Doch das ist ein Spruch aus der Dampfmaschinenzeit. Bei derzeit 1,4 Millionen wissenschaftlichen Publikationen pro Jahr ist es nicht mehr so wahnsinnig schwierig, einen Aufsatz irgendwo unterzubringen. Dem Wissenschaftsjournalisten John Bohannon etwa gelang es im vergangenen Jahr, einen von ihm selber verfassten Fake-Aufsatz rund 180 von über 300 Online-Magazinen anzudrehen. Dabei verwendete er einen erfundenen Namen, die Adresse eines nicht existierenden Forschungsinstituts in Asmara, Eritrea. Und auch der Inhalt des Aufsatzes bestand aus zusammengestümpertem Unsinn über ein angebliches neues Krebsmittel aus der Litschi-Frucht.

Gerade wegen der Überfülle an Publikationen wird es für Wissenschaftler immer wichtiger, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Denn nur, wer wahrgenommen wird, den zitieren die Fachkollegen; und nur wer viel zitiert wird, erzielt gute Ergebnisse in den immer ausgefeilteren Algorithmen, die zunehmend über die akademische Karriere entscheiden. Hilfreich ist es dabei, in High-Impact-Journalen wie Science, Nature oder PNAS zu publizieren, die ihre Bedeutung dadurch gewinnen, dass sie am meisten zitiert werden auf der Welt.

Doch auch hier gilt: Platz in diesen Magazinen bekommt nur, wer Aufmerksamkeit generiert. Im Idealfall erzielt ein Wissenschaftler Beachtung allein durch die Qualität seiner Forschung. Tatsächlich spielt heutzutage auch die Laien-Öffentlichkeit eine große Rolle. Der derzeit schwer angesagte Pariser Ökonom Thomas Piketty schaffte es vor Kurzem mit einem langen Aufsatz über seine Ungleichheits-These in Science – allerdings erst nachdem ihn die Feuilletons der Welt über Wochen gefeiert hatten.

Aufmerksamkeit in Medien und Öffentlichkeit erzielt aber eher, wer eine steile These formuliert oder einen großen Durchbruch ankündigt – auch wenn er dafür ein bisschen die Daten schubsen oder sehr kühne Regressionsgeraden ziehen musste. Wen wundert’s, dass der Sozialwissenschaftler Daniele Fanelli von der University of Edinburgh nachwies, dass in mehreren Fächern der Anteil von positiven Studien von 1990 bis 2007 um 33 Prozent zugenommen hat? Die methodisch sorgfältige Präzisierung, Replikation oder gar Widerlegung eines Ergebnisses mag wissenschaftlich wichtiger sein. Die steile These bringt mehr im Zitate-Score, selbst oder gerade dann, wenn sich alle Kollegen von ihr distanzieren: Auch die Kritiker müssen ja zitieren! Also behauptet man, so wie vor einigen Jahren der US-Genetiker Dean Hamer, man habe das Schwulen- und das Gottes-Gen gefunden. Sehr großer Unfug, der ihn weltberühmt machte.

Selbst wenn die Forschung solide ist, findet sich in vielen Journals ein Trend zum Boulevard. Alte Dinosaurier-Skelette, Neues von den Schimpansen, vorgeschichtliche Knochensplitter, ziemlich mutige paläoanthropologische, evolutionspsychologische oder neuroökonomische Spekulation, Geld- und Glücksforschungen sind halt sexyer als Fortschritte in der Kohlenstoffchemie oder der Photonik – wichtige Disziplinen, deren Bedeutung den meisten Menschen vollkommen unklar ist. Wissenschaft wird in der Öffentlichkeit häufig nicht mehr nach Relevanz, sondern nach Unterhaltungswert beurteilt.

Zugleich setzt die Ökonomie der Aufmerksamkeit falsche Anreize: Sie belohnt nicht wissenschaftliche Kärrnerarbeit wie eben die Replikation von Studien. Sie verführt Forscher zu Schlamperei und Fälschung. Das gilt selbst in – einigermaßen – harten Fächern wie der Medizin. Nature berichtete zum Beispiel 2012, dass Pharmazeuten nur sechs von 53 Grundlagen-Studien aus der Krebsmedizin replizieren konnten. Noch schlimmer ist es in den eher weichen Fächern, wo über Emotionen, Gedanken und Verhalten von Menschen geforscht wird. Seitdem der berühmte Sozialpsychologe Diederik Stapel von der Universität Tilburg im Jahr 2012 wegen offenkundiger Fälschungen ein paar Dutzend Studien zurückziehen musste, geht es rund in der Disziplin.

Wer also mal wieder über total lustige Forschungsergebnisse aus dem Menschenpark liest, über weibliche Risikofreude und Boxershorts, Facebook-Likes und Krankenhaus-Mortalität, Todestag und Erbschaftsteuer, sollte seinen kritischen Verstand anschalten. Hilfreich ist dabei die Lektüre eines klassischen Textes des Epidemiologen John Ioannidis von der Stanford University, leicht zu finden im Netz. Er lautet: „Warum die meisten veröffentlichten Forschungsergebnisse falsch sind.“

Fliegengitter vor Gericht

$
0
0
An der Logik von Gebrauchsanleitungen sind schon viele verzweifelt, aber in diesem Fall könnte es besonders bitter werden: Auf Thomas Allrutz aus Augsburg, der beim Anbringen eines Fliegengitters gescheitert ist, kommen möglicherweise Kosten von 38000 Euro zu. Der Außenhandelskaufmann hatte via Amazon bei einem Händler ein Fliegengitter für 21,99 Euro bestellt, schaffte es aber nicht, den Stoff richtig zuzuschneiden. An ihm könne das nicht liegen, findet Allrutz, er habe in seinem Haus sogar Heizungsrohre verlegt. Die Anleitung müsse falsch sein. Seinem Unmut machte er im Internet Luft und nutzte, wie so viele andere Konsumenten, die Bewertungs-Funktion. Die negative Kritik bei Amazon wollte der Händler nicht auf sich sitzen lassen und verklagte Allrutz unter anderem auf 38000Euro Schadenersatz. Die Parteien stehen sich vor dem Landgericht Augsburg gegenüber, bislang ohne Ergebnis.



Eine negative Bewertung bei Amazon steht nun vor Gericht. Streitwert: 38.000 Euro.

Es geht in dem Fall längst nicht nur um das womöglich teuerste Fliegengitter der Welt. Ein Urteil könnte Zigtausende Deutsche betreffen, die im Internet ihr Urteil über alles Mögliche abgeben, nicht nur bei Amazon, auch bei Hotel-Plattformen oder in anderen Portalen. Es geht um Produktbewertungen im Allgemeinen, um das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und die davon eben nicht geschützte unwahre Tatsachenbehauptung. Wer falsche Fakten verbreitet, muss den dadurch entstandenen Schaden ersetzen.

Allrutz maß im Juni 2013 wie in der Anleitung beschrieben das Küchenfenster aus und schnitt den Stoff zu, doch danach war das Gewebe zu klein. Er rief den Händler aus Baden-Württemberg an, fragte nach, fühlte sich aber nicht ernst genommen. Darauf schrieb er die negative Bewertung. Der Händler drohte mit einer Unterlassungsklage, wenn Allrutz die Bewertung nicht lösche. Der Augsburger beschwerte sich bei Amazon, die Servicestelle empfahl, sie im Netz zu lassen.

Sechs Monate später flatterte Allrutz eine Klageschrift ins Haus. Er solle den Händler für Umsatzausfälle, Anwaltskosten und künftige Umsatzeinbußen entschädigen, die durch die Bewertung entstanden seien. Außerdem solle er für einen Kredit aufkommen – Amazon hatte das Konto des Händlers wegen Verstoßes gegen die Teilnahmebedingungen gesperrt und 13000 Euro Guthaben eingefroren.

Vor Gericht geht es darum, ob die Anleitung für das Fliegengitter richtig oder falsch ist – und welche der beiden Parteien das beweisen muss. Ist die Beschreibung tatsächlich falsch, dann hat Käufer Allrutz in seiner Bewertung die Wahrheit gesagt und muss nicht für den Schaden aufkommen. Für seinen Anwalt Alexander Meyer sind Produktbewertungen im Internet ohnehin meist ein klarer Fall von freier Meinungsäußerung. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Internetnutzer bei negativen Bewertungen vorsichtig formulieren: Mit Signalwörtern wie „ich finde, dass“ oder „meiner Meinung nach“ lässt sich vermeiden, wegen falscher Tatsachenbehauptung vor Gericht gezerrt zu werden. Die Verhandlung geht am 9. Juli weiter, vielleicht mit einer Bastelstunde im Gerichtssaal. Der Richter hat bereits in leicht genervtem Ton gefragt: „Sollen wir das Fenstergitter etwa hier zusammenbauen?“ Anna Günther

Profil: Luis Suárez

$
0
0
Schon wieder verwandelt sich dieser Stürmer aus Uruguay vor den Augen der Welt. Vor ein paar Tagen schoss Luis Suárez bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beide Tore gegen England, obwohl er kaum einen Monat zuvor nach einer Meniskusoperation noch im Rollstuhl gesessen hatte. Das 1:0 gelang ihm mit dem Kopf, das 2:1 mit dem Fuß – und „mit der Kraft von drei Millionen Uruguayern“, wie Suárez erläuterte. Nun hat das kleine Uruguay das große Italien 1:0 bezwungen und aus dem Turnier geworfen, doch diesmal traf der Mann mit der Nummer 9 nicht. Stattdessen biss er seinen Gegner Giorgio Chiellini im Strafraum in die linke Schulter.



Suárez, ein Wiederholungstäter: Nun muss die Fifa entscheiden, welche Straße er für seine Beißattacke bekommt. 

Das Opfer zeigte den Gebissabdruck unter dem blauen Trikot. Der Täter hielt sich mit beiden Händen die Tatwerkzeuge unter der Oberlippe, als schmerzten ihn die Schneidezähne. Für einen Moment saßen die beiden nebeneinander im Gras. Der Schiedsrichter unternahm nichts, doch der Fußball-Weltverband Fifa ermittelt und dürfte den Beißer Suárez mindestens für das Achtelfinale sperren.

Gegen Suárez sprechen eindeutige Fernsehbilder, auch wenn Chiellini zurückschlug und uruguayische Medien nun den Italiener anklagen. Außerdem handelt es sich bei Suárez’ Tätlichkeit um einen Wiederholungsfall.

Seit Jahren ist dieser außergewöhnliche Sportler ein Dr. Luis und Mr. Suárez. Geboren wurde er 1987 als eines von sieben Kindern seiner Eltern in der Provinzstadt Salto am Grenzfluss Río Uruguay, dort erblickte kurz nach ihm auch sein heutiger Sturmpartner Edinson Cavani das Licht. Suárez wurde Profifußballer bei Nacional Montevideo, ging bald nach Europa, seither wechseln sich Ärger und Triumph ab. Bei Ajax Amsterdam wurde der Südamerikaner holländischer Torschützenkönig – und bei einer ersten Beißattacke erwischt. Die Strafe: sieben Spiele Sperre. „Kannibale von Ajax“, schrieb die Zeitung De Telegraaf.

2011 wechselte Suárez für 26,5Millionen Euro zum FC Liverpool, da ging es ähnlich weiter. Erst musste er wegen einer rassistischen Beleidigung acht Spiele aussetzen, dann zehn Spiele, weil er einem Rivalen von Chelsea die Zähne in den Oberarm geschlagen hatte. „Hungry?“, fragte die Daily Mail. Der Hungrige bekam den Titel „Vampir“ und wurde nach überstandener Buße trotzdem Torschützenkönig sowie Spieler des Jahres in England.

Bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wiederum wehrte Suárez im Viertelfinale gegen Ghana einen wohl andernfalls entscheidenden Schuss der Afrikaner mit den Fingern ab. Er bekam Rot, doch Ghana vergab den Elfmeter, und Uruguay zog ohne Suárez ins Halbfinale ein. Jetzt trägt der Vampir im Internet einen Maulkorb oder sieht aus wie Hannibal Lecter, das Beißerchen von James Bond oder der Weiße Hai. Es herrscht eine Aufregung wie einst bei Diego Maradonas göttlichem Handspiel oder Zinédine Zidanes Kopfstoß. Die Fifa muss nun entscheiden, was sie mit dem bissigen Suárez macht. 

Killer-TV

$
0
0
Dass Fernsehen böse ist und dick, blöd, krank und tot macht, gilt in manchen Kreisen längst als ausgemacht. Insofern sind die Ergebnisse der Studie nicht überraschend, die Ärzte und Gesundheitswissenschaftler aus Spanien im Journal of the American Heart Association (online) von diesem Donnerstag vorstellen. Demnach haben Erwachsene ein doppelt so hohes Risiko, frühzeitig zu sterben, wenn sie mehr als drei Stunden am Tag vor dem Fernseher verbringen. Unter denen, die sich nur eine Stunde täglich oder weniger dem TV-Konsum hingeben, war das Risiko hingegen nicht erhöht.



Das lange Sitzen beim Fernsehen führt bei einer alternden Gesellschaft vermehrt zu Gesundheitsproblemen. 

Die Ärzte um Miguel Martínez-Gonzáles von der Universität Navarra hatten die Daten von 13000 Spaniern ausgewertet, deren Lebensgewohnheiten und Krankheitsgeschichten sie mehr als acht Jahre lang verfolgten. Die vermehrten frühzeitigen Todesfälle waren nicht nur auf Herzkreislaufleiden zurückzuführen, wie sie bei chronischem Bewegungsmangel typisch wären, sondern auch auf Krebs und diverse andere Krankheiten. Erstaunlicherweise zeigte sich, dass andere sitzende Tätigkeiten nicht so gefährlich waren. Wer beispielsweise jeden Tag mehr als drei Stunden am Computer saß oder Auto fuhr, hatte der Auswertung zufolge keine größeren Gesundheitsgefahren zu erwarten.

„Es gibt einen zunehmenden Trend zu sitzendem Verhalten“, sagt Martínez-Gonzáles. „Mit der immer älter werdenden Bevölkerung wird das noch häufiger und zu weiteren Gesundheitsproblemen führen.“ Frühere Studien hatten bereits das erhöhte Gesundheitsrisiko bei intensivem Fernsehkonsum beschrieben – aber auch bei vielen Stunden am Computer. Insofern bleiben Fragen unbeantwortet: Welchen Einfluss hat das spanische Fernsehprogramm auf die Gesundheit? Und tragen unstete Internetverbindungen und Netzwerkprobleme vielleicht dazu bei, dass Computerarbeit gar nicht als sitzende Tätigkeit gewertet werden sollte? 

Im Keller mit dem Serienkiller

$
0
0
Als ich die Tür öffne, habe ich noch keine Ahnung, dass ich gleich angeschnauzt werde. Ich habe keine Ahnung, dass ich später noch einem nackten Irren begegne, der mich in einem Keller in die dunkelste Ecke drängt. Und ich habe auch keine Ahnung, dass Schüsse fallen werden.
 
Überhaupt war das Ganze von Anfang an sehr geheimnisvoll. Was ich weiß, ist nur: Ich bin auf der Premiere einer neuen Veranstaltungsreihe namens„Filmtrip“, es ist ein erster Versuch, der zeigen soll, ob die Idee funktioniert und sich in München etablieren lässt. Die Idee besteht darin, „die Grenzen zwischen Kino, Theater und Performance“ zu verwischen. Man schaut sich einen Film nicht nur an, sondern soll ihn vorher erleben. Ihn riechen, mit den Händen greifen, durch ihn hindurch rennen. Auf der Webseite heißt es: „Es bleibt dir selbst überlassen, wie sehr du dich am Spiel beteiligst. Je tiefer du in deine Rolle eintauchst, desto aufregender wird dein Abend.“ Es bleibt vorher geheim, um welchen Film es geht, und an welchem Ort der Trip startet.

[plugin bildergalerielight Bild1="Buffalo Bill in seinem Keller" Bild2="Den Weg zum Einsatz weist ein Obdachloser mit überzeugender Fahne" Bild3="Einsatzbriefing im verrauchten Büro" Bild4="Abfahrt - die Mission beginnt" Bild5="Instruktionen auf der Fahrt" Bild6="Spurensicherung im Keller" Bild7="Überraschend ist Buffalo Bill aufgetaucht"]
"Das Schweigen der Lämmer" wirklich erfahren: Lukas von der Lühe spielt Buffalo Bill. Sonst ist er an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule und an den Münchner Kammerspielen.
 
Für mich startet er in der Kreuzstraße, nahe der Favorit Bar. Vor ein paar Tagen habe ich eine Mail bekommen, adressiert an „Special Agent John Thompson“. Ich solle mich im Rahmen meines letzten Ausbildungsjahres an einer Undercovermission beteiligen.
 
Worin die besteht, erklärt mir und einigen anderen FBI-Frischlingen jetzt ein rauchender Agent in einem Achtzigerjahrebüro in einem Hinterzimmer der Favorit Bar. Dorthin hat mich ein als Penner getarnter Agent mit widerwärtiger Alkoholfahne geschickt, am Eingang wurde ich von einem Mann in dunklem Overall und FBI-Cap angebellt, weil ich auf die Frage, ob ich Thompson sei, nicht mit einem korrekten „Ja, Sir“ geantwortet hatte. An der Wand hängen Fotos und Ermittlungsunterlagen, der Agent raucht ununterbrochen während des Briefings. Wir sollen im Haus einer alten Dame namens Lippman Hinweise auf den Verbleib eines vermisst gemeldeten Mädchens suchen. Wahrscheinlich habe der Serienkiller Buffalo Bill sie entführt.  

Ein Ausbilder scheucht uns in einen abgedunkelten Lieferwagen, wir fahren eine Weile, ohne zu wissen, wohin. Dass der Hinterhof, durch den der Agent uns hinab in den Keller jagt – „In AZB-Haltung! Arsch zum Boden!“ – der Hinterhof der Favorit Bar ist, merken wir nicht. Unten im Keller: ein blutbeschmierter Seziertisch, Kästen voller Insekten. Nähmaschinen, Schnittmuster, Frauenperücken. Wir sind mitten in „Das Schweigen der Lämmer“, packen mit der Pinzette Haare in Beweismitteltütchen, fotografieren die Blutflecken. Angespannt, und je weiter wir hinten in die dunklen Ecken des Kellers kommen, auch ängstlich. Zurecht: Wir werden gleich die panische Entführte finden, Buffalo Bill wird wirklich kommen und uns nachstellen, bevor die Schüsse unserer FBI-Kollegen uns vor ihm retten.

http://www.youtube.com/watch?v=5ca7qiQ7b20
Der "Filmtrip"-Trailer
 
Das Konzept des Mitmach-Filmabends stammt von Leuten, die schon mal sehr viel Erfolg darin hatten, die Münchner in andere Welten zu entführen: von Benny Matthias und Patrick Chaudhri, zwei der Macher der Partyreihe „Zombocombo“. Die Partys hatten jedes Mal ein anderes Motto, von Kloster bis KFZ-Werkstatt, die Locations waren entsprechend dekoriert, das Publikum verkleidet und das alles gipfelte in wilden Performances mit selbstgebastelten Requisiten. „Wir wollen die Leute auch jetzt wieder möglichst weit weg von der Realität bringen, sie möglichst weit in eine andere Welt mitnehmen“, sagt Benny. Der Aufwand dafür ist auch jetzt wieder enorm: Sieben professionelle Schauspieler führen die Gäste durch die „Schweigen der Lämmer“-Welt, dazu kommt alles, was auch ein Theaterstück an Aufwand fordert: Regie, Maske, Kostüm, Sounddesign.
 
Trotzdem ist es eben kein Theater. Die Schauspieler sind nur die Eckpunkte in der Filmwelt, stoßen die Handlung an. Die Gäste führen sie mit ihren Reaktionen weiter. In Zukunft soll das noch verstärkt werden: „Wir wollen weniger stringent sein“, sagt Patrick. „Im Idealfall schaffen unsere Kulisse und die Schauspieler nur Optionen, die die Gäste dann auf die eine oder die andere Art nutzen, sodass das genaue Ende auch von uns nicht vorhersehbar ist.“
 
Mehr Optionen bedeuten natürlich mehr Aufwand und Kosten, weshalb die Handlung im „Schweigen der Lämmer“-Keller auch nur einen Strang hat und nach etwa einer Stunde endet – oder enden soll: Zwei Gruppen entschlossen sich nämlich spontan, Buffalo Bill trotz dessen Waffe und der Warnungen ihrer Vorgesetzten einfach zu überwältigen. „Das war überraschend“, sagt Benny. „Aber ich fand’s gut.“
 
Nach der Premiere ist klar, dass die Idee funktioniert. Der nächste Filmtrip ist für den Herbst geplant. Allerdings sind noch mehr Fragen offen als beantwortet. Beim ersten Versuch haben alle Beteiligten umsonst mitgewirkt, wenn sich das ändern und der Rahmen noch größer werden soll, braucht es Sponsoren oder Kulturfördermittel der Stadt. Welcher Film es wird, kann erst entschieden werden, wenn der Spielort feststeht, und die Suche danach ist nicht leicht. „Wir wollen keine Location, an dem sonst auch normale Veranstaltungen sind“, sagt Benny. Erstens wäre das langweilig, zweitens steckt hinter dem Filmtrip auch der Gedanke, Orte zu beleben und aufzuwerten, ihren besonderen Charakter zu betonen oder sie für eine Weile zu verwandeln – so wie aus dem Keller der Favorit Bar ein Verlies wurde.
 
Nach unserer Mission kehren wir noch einmal in dieses Verlies zurück, diesmal ohne FBI-Overall und Auftrag. Auf dem Seziertisch ist jetzt eine Bar aufgebaut, wo vorher noch der Serienkiller halbnackt mit Knarre in der Hand tanzte, stehen jetzt Stühle und Sofas, davor eine Leinwand. Jodie Foster bekommt gerade als Agent Sterling ihre Mission erklärt. Noch weiß sie nicht, dass sie später mit Bill in einem Keller kämpfen wird. Sie tut mir leid. Ich habe diesen Kampf schließlich gerade erlebt.

Wenn du vom nächsten Filmtrip erfahren und über das Projekt auf dem Laufenden bleiben möchtest, kannst du dich auf filmtrip.org für den Newsletter registrieren.

Döner - eine Handreichung

$
0
0
Es gibt wenige Gewissheiten in einer Großstadt, selbst in einer Großstadt wie München, die in vielerlei Hinsicht ja eigentlich eher ein Dorf ist. In einer Frage aber gibt es sehr viele Gewissheiten – wie immer, wenn jeder seine ganz eigene Gewissheit hat und nicht von ihr abweichen will: Wo gibt’s den besten Döner der Stadt?
 
Die Frage wird deshalb so unterschiedlich beantwortet, weil die Mischung aus Grünzeug, Fleisch, Soße und Brot geschmacklich zwar recht zuverlässig, aber nicht so immergleich ist wie ein Big Mac oder die Leberkas-Semmel einer Metzgereikette. Der Döner hat ein Herz. Deshalb lässt sich so gut drüber streiten, welcher der beste ist. Gewissheit soll ein Dönerstadtrundgang mit einem Profi bringen:
 



Thomas Messerer ist 30 Jahre alt und hat sich als Küchenchef im Schweiger² einen Stern erkocht. Momentan leitet er die Küche im Highlight-Restaurant im Innside Hotel in Nordschwabing. Auf den Menüs, die er gestaltet, stehen Gerichte wie gebratenes Schwarzfederhuhn oder Paella mit Jakobsmuscheln, Hummer und Parmesanschaum. Jetzt wartet er in kurzen Cargo-Hosen und kariertem Hemd vorm „Seral Feinkost“. Am Telefon erklärt er gerade noch seiner Frau, wie man einen Flammkuchen perfekt belegt.
 
Die Vorauswahl der Lokale und Buden wurde übrigens nach dem Prinzip Schwarmintelligenz getroffen: Durchfragen im Bekanntenkreis, das Rennen machten die meistgenannten und am vehementesten mit Liebesbekundungen bedachten Läden.

Seral Feinkost - Weißenburger Straße 47


Der Laden: Ein Döner am Tor zum Franzosenviertel Münchens – die Lage spricht zunächst nicht für die Bestnote. Der erste Eindruck schon: Die Spieße sehen knusprig aus, ein Schild behauptet, dass sie hausgemacht sind. Am Bistrotisch isst ein Mittzwanziger einen Dürüm, offenbar ein Stammkunde, er verabschiedet sich auf Türkisch von einem der drei Männer hinter der Theke. Die haben immer Zeit für kleine Witze („Extra-Serviette 50 Cent!“), obwohl sie ihr „Nächste bitte“ eher zackig in die Kundenschlange bellen. Sie sind vielbeschäftigt, der Laden liegt an einer belebten Straßenecke und die Kunden geben ihre Bestellungen sowohl über ein Fenster als auch drinnen an der Theke auf. Zweifrontenkrieg – sozusagen.
 
Seral ist nichts für Menschen, denen Entscheidungen schwer fallen. Neben verschiedenen Dönertellern und -boxen (mit Pommes, Reis oder sogar Nudeln) ist die Karte hier auch beim Döner selbst vielseitiger als sonst üblich. Es gibt den Döner wahlweise im Fladen- oder im normalen Brot, in XXL und sogar einen kleinen Döner für 2,90 Euro.
 
Der Döner:„Würde ich in die Kultfabrik gehen, würde ich auf dem Heimweg noch hierher laufen anstatt mir unten im Ostbahnhof einen Döner zu holen“, sagt Thomas, bevor er sieht, dass das Seral um 20 Uhr schließt. Das Fleisch sei schön würzig abgeschmeckt, Salat, Tomaten und Zwiebeln frisch, das Brot knusprig. Pluspunkte vergibt er für das Rotkraut. Minimal-Kritik: „In der Joghurtsoße könnte mehr Knoblauch sein – und es wäre gut, wenn sie ein bisschen sparsamer aufgetragen, beziehungsweise besser verteilt wäre.“ Während er das sagt, fallen dicke weiße Tropfen aus dem durchgeweichten Papier auf das Pflaster des Orleansplatzes.
 

Verdi Supermarkt - Landwehrstraße 46


Der Laden: Rewe, Tengelmann oder Edeka haben neben dem Eingang oft einen Bäcker. Der Verdi-Supermarkt hat an der gleichen Stelle einen Dönerstand. Und an dem herrscht Purismus: keine Speisekarte, keine beleuchteten Fotografien, nur drei Din-A4-Papiere, selbst ausgedruckt: „Döner 4 €, Dönerteller klein 6 €, Dönerteller groß 9 €“. Mehr gibt es hier auch nicht, keine Falafel, keinen Dürüm. Nur die Klassiker. Zu schaden scheint es nicht: Die Seilwinde neben dem Grill verrät, dass der jetzt etwa grundschülergroße Spieß morgens um 8 Uhr, wenn der Laden öffnet, ein Gewicht hat, das zwei Menschen nicht mehr stemmen können. Die Schlange reicht bis zur Tür, bestimmt fünf Meter, die Kunden stehen dicht gedrängt. Trotzdem ist Zeit für kleine Sonderwünsche: Ein Geschäftsmann will nur Fleisch und Soße, ein sehr grantig dreinschauendes potenzielles Xavier-Naidoo-Double lässt sich seinen Döner einpacken und halbieren. Wir stehen gut eine Viertelstunde an. Was kein Vorwurf an die Verkäufer sein soll. Im Gegenteil, eigentlich möchte man sie nicht mal Verkäufer nennen, sondern Dönerista, so sehr sieht es nach Präzisionsarbeit aus, wie sie mit dem Messer das Fleisch schneiden und die Brote füllen.
 
Der Döner: Schon vor dem ersten Bissen ist Thomas zuversichtlich: „Das Fleisch ist schön dunkel, von der Farbe wie Nürnberger Rostbratwürstel, kurz vor dem Anbrennen. So muss es sein. Es wird noch mal nachgesalzen, und es werden vier verschiedene Gewürze drübergestreut.“ Auf Nachfrage erfährt er, dass es sich dabei um Oregano, zwei Chilisorten und Sumach handelt. „Das stammt vom Essigbaum und ist ein bisschen säuerlich.“ Beim ersten Bissen hellt sich Thomas’ Miene noch mal deutlich auf. „Das Fleisch ist sehr g’schmackig und knusprig, gut gewürzt. Und es ist richtig schön heiß, das gibt einen guten Kontrast zur kalten Joghurtsoße; deren Frische wird durch das Säuerliche des Sumach-Gewürzes noch unterstützt.“ Auch am Salat und den Zwiebeln hat er nichts auszusetzen, ebenso wenig an der Schärfe, die sich deutlicher bemerkbar macht als beim ersten Döner in Haidhausen. Das Brot ist nichts Besonderes, aber solider Durchschnitt und getoastet. „Insgesamt ist das auf jeden Fall eine Zwei plus. Für den Döner würde ich ein paar U-Bahn-Stationen Umweg in Kauf nehmen.“
    [seitenumbruch]

Montana - Bayerstr. 33


Der Laden: Die Empfehlung zum Montana kam vermehrt mit einem Hinweis auf die Öffnungszeiten: „Der hat bis um 4 Uhr auf!“ Jetzt, in der Nachmittagssonne, sieht es hier aber nicht nach Nachtspelunke aus. Dröhnte ein paar Meter weiter nicht der Verkehr der Bayerstraße, könnte man das Setting fast edel finden: Vor dem Imbiss stehen saubere Tische in Reih und Glied unter Sonnenschirmen, ein glattrasierter Kellner in blitzsauberem weißem Hemd serviert gerade Weißwein am einen Tisch und Espresso am anderen. Erst beim zweiten Hinsehen merkt man, dass es ein alter Bekannter ist: Murat stand früher regelmäßig im Muskelshirt hinterm Tresen im X-Cess und zog schneller die Grasovskaflasche aus dem Regal als Lucky Luke seinen Colt aus dem Gürtel.

Der Döner: Neben Pizza und anderen Gerichten bietet Montana beim Döner zwei Fleischsorten an, Kalb für 4 Euro und Huhn für 3,50. Wir entscheiden uns für Kalb. Thomas beißt ein paar Mal ab, überlegt und blickt eher skeptisch drein. „Bis jetzt ist das der schlechteste“, sagt er. Zwar komme der Joghurt geschmacklich gut raus, das Fleisch sei auch recht knusprig, an Salat und Brot gebe es auch nichts Gravierendes auszusetzen. „Aber insgesamt ist das zu eintönig. Da ist einfach zu wenig Würze, sowohl am Fleisch als auch in der Soße.“ Für ein Afterhour-Essen sei der Montana-Döner eine legitime Option, er würde ihn jetzt auch aufessen, wenn er richtig hungrig wäre. „Aber ich würde auf keinen Fall extra hierher fahren.“

Royal Kebabhaus - Arnulfstraße 5


Der Laden: Das Royal Kebaphaus ist der Jack Johnson unter den Dönerläden: Vorreiter des Natürlich-Alternativ-Gemütlichen, kleinster gemeinsamer Nenner von Barfußläufern, Backpackern und Bioladenbesuchern. Hier ist ein vegetarischer Döner nicht einfach einer ohne Fleisch, hier dreht sich neben dem Fleisch eine Seitan-Mischung am Spieß. Inhaber Erbil Günar hat Jahre in die Entwicklung dieses Produkts gesteckt und vertreibt es mittlerweile deutschlandweit. Er nimmt Vegetarier ernst und sogar Veganer bekommen hier einen Döner. Statt Joghurt haben sie sieben verschiedene vegane Soßen zur Auswahl – liebevoll in der Auslage präsentiert, von „Rosa Sultan“ mit Rote Beete bis zu „Yellow Sun“ mit Ingwer und Kurkuma. Das Personal ist so zuvorkommend wie sonst nur Flugbegleiter, meint die Freundlichkeit aber ernst. Im Kühlschrank stehen neben Augustiner auch vegane Alternativ-Limos – und „Papa Türk“, eine minzige Tee-Brause, die Chlorophyllin enthält und dadurch angeblich „neutralisierend gegen Essens- und Atemgerüche wirkt.“
 
Der Döner: Thomas’ erster Eindruck: „Große Portion, viel Gemüse, auch Rotkraut, das mag ich ja sehr. Das Fleisch ist bislang am fleischigsten, nicht so knusprig, aber sehr gut.“ Das Brot sei nicht weiter erwähnenswert, aber nicht schlecht, die Soße relativ sparsam aufgetragen, an Schärfe mangele es auch ein wenig. „Die Gesamtnote ist eine gute Zwei, auch, weil es hier sehr nett und gemütlich ist.“ Wir probieren hier auch noch den vegetarischen Döner, der mindestens genauso gut schmeckt.
  [seitenumbruch]

Oliva - ZOB an der Hackerbrücke


Der Laden: Die meisten Dönerläden sind kleine Einzelunternehmen. Oliva ist die einzige Kette auf unserer Liste, mit Filialen unter anderem in der U-Bahn-Station Münchner Freiheit, in der Schellingstraße und am Flughafen. „Oliva ist Frische! Oliva ist Leben! Oliva ist Genuss!“, heißt es auf der Webseite. Die Filiale am Busbahnhof versprüht die Lebensfreude eines McCafés, und jetzt, am späten Nachmittag, hat wohl auch die Frische schon Feierabend. Die Salatblätter in der Auslage wirken welk, und wie in der Systemgastronomie so oft, kann die Realität nicht mit den Foodstylisten-Fotografien und ihren Arrangements mithalten. In den Soßentöpfen schwimmen heruntergefallene Salatblätter, zwischen die Tomaten haben sich abtrünnige Zwiebeln geflüchtet.
 
Der Döner: Erinnert optisch an ein Gesicht, das Pablo Picasso gemalt hat: Die Bestandteile sind scheinbar willkürlich verteilt. Thomas muss mehrmals beißen, bis er auf das Fleisch stößt. Sein erstes Urteil fällt ziemlich vernichtend aus: „Vor allem brennen mir die Lippen.“ Die Schärfe verdecke viel vom Geschmack, was aber nicht unbedingt Grund zur Trauer sei. „Das Fleisch ist zwar nicht schlecht gewürzt, aber viel zu kalt und labbrig. Die Zwiebel hat eine gewisse Schärfe im Geschmack, das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie nicht die Frischste ist.“ Nach zwei weiteren Bissen hat Thomas genug. „Mit viel Hunger würde ich den schon essen, aber ein Genuss ist das nicht. Der kriegt eine Drei minus, wenn nicht eine Vier plus.“

Best Döner Kebap Westend - Trappentreustraße 17


Der Laden: Einmal musste der Spruch ja kommen: „Döner macht schöner“, steht in großen Lettern auf die dunkelrote Markise geschrieben. Drinnen gibt es keine weiteren Wortwitze, aber es springt sofort ein Detail ins Auge, das hoffen lässt: das Eck mit dem Ofen, in dem ein Bäcker so engagiert hantiert, als wolle er die Pizzabäcker der Stadt demnächst zu einem Duell herausfordern. Ansonsten türkischer Imbiss as usual.
 
Der Döner: Nach fünf getesteten Dönern sind wir mittlerweile mehr als satt, das Verlangen nach mehr hält sich in Grenzen. Dass wir den Westend-Döner trotzdem fast komplett aufessen, sagt eigentlich schon alles. Thomas’ erster Kommentar auch: „Der Hammer.“ Man glaubt nicht, dass frisches Brot so einen Unterschied machen kann. Tut es aber. „Es ist noch heiß, knusprig und vor allem schön dünn gebacken, sodass man nicht so viel Teig im Mund hat. Und die Sesam- und Schwarzkümmelkörner oben drauf geben extra Pepp.“ In diesem Brot würde wahrscheinlich auch ein Fahrradschlauch schmecken. Aber auch das Innenleben überzeugt Thomas: „Rotkraut und Weißkraut, super. Zwiebeln recht scharf, aber gut. Das Fleisch ist, glaube ich, außer mit Salz – von dem es allerdings ruhig ein bisschen mehr sein dürfte – noch mit einer Koriander-Mischung gewürzt, das finde ich gut. Ein bisschen mehr Grillpower hätte es noch vertragen, aber sonst ist das sehr gut.“
 

Alpen Imbiss - Thalkirchner Straße 2


Der Laden: Der Alpenimbiss hat die strategisch denkbar günstigste Lage, die man sich für ein Dönergeschäft vorstellen kann: direkt im Feierzentrum der Stadt am Sendlinger Tor, neben dem Eingang des Yip Yab. Wer hier um 4 Uhr rauskommt, steht quasi schon mit einem Fuß drinnen. Während der Entscheidungsfindung (Döner? Dürum? Lahmacun? Pommes?) kann er sogar weitertanzen – bei der Einstellung der Musiklautstärke war der benachbarte Club offenbar Vorbild. Alpenflair herrscht nicht, mit sehr viel Wohlwollen lassen sich höchstens die Sitzgelegenheiten unter dem Baum vor der Tür als Naturerlebnis werten. Viel Ursprüngliches offenbart dagegen ein Blick auf den Boden: Er trägt die markante Patina unzähliger Soßentropfen, und damit unverkennbare Zeichen unter Alkoholeinfluss hervorgekehrter menschlicher Urtriebe – dem Durchschnittsgast nach 23 Uhr ist Nahrungsaufnahme wichtiger als würdevolles Essen ohne Soßen- und Gesichtsverlust.
 
Der Döner: Thomas zögert, denn er hat ein Problem: Das Brot ist so vollgepackt mit Zutaten, dass die kleinste Bewegung zu viel Erschütterung für das labile Konstrukt wäre. Nach ein paar Bissen kapituliert er und lässt purzeln, was purzeln will: „Da hast du keine Chance.“ Und geschmacklich? „Naja . . .“ Das Fleisch – eine Mischung aus Pute und Hähnchen – sei recht kalt und nicht intensiv genug gewürzt. Als besonders störend empfindet Thomas aber die übertrieben üppige Soßen-Dosis, und die Schärfe: „Im Gegensatz zu allen anderen Dönern heute wird hier kein Chili drüber gestreut, sondern mit Sambal Oelek gearbeitet.“ Das habe aber einen intensiveren Eigengeschmack. „Und der passt nicht so gut, finde ich.“

Die jetzt.de-Kettengeschichte, Teil 10

$
0
0
Was bisher geschah: Die Tankstellen-Angestellte Anna flieht vor ihrem öden Job. Ihr Ziel: Das Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort wird Anna gefangengenommen - Gerwin und eine Fee namens Tinkerbell führen etwas gegen sie im Schilde. Ihre letzte Hoffnung: ihr Chef Paul aka "Preußen-Paule", der sich schon auf die Suche nach ihr gemacht hat. Auf dem Dachboden, auf dem man Anna eingesperrt hat, nimmt die bösen Fee sie derweil in den Schwitzkasten.

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 10 von jetzt-Userin maxima 2.



Anna keucht. Auch der plötzlich blumige Geruch der Fee lässt sie nach Atem ringen. Es ist ein sehr schwerer und zuckersüßer Duft, der ihr den Atem nimmt. Sie lauscht. Es knarrt jetzt unmittelbar hinter ihr und der Fee. Ihre Armhärchen stellen sich auf. „Bitte...bitte lass es nicht Gerwin sein!“, fleht sie. Doch nichts geschieht.  

Die junge Frau und die Fee warten noch einen Augenblick. Ängstlich, ruhig. Ein Windhauch lässt die dünnen, dreckigen Fensterscheiben gespenstisch klirren. Etwas Unheimliches liegt in der Luft. Draußen donnert es. Die knittrigen, aber dennoch harten Flügel der Fee bohren sich in Annas Arm. Anna verkrampft ihren ganzen Körper. Sie hält es nicht mehr aus. Hass und Wut steigen in ihr hoch. All ihr Blut steigt in ihren Kopf. Es donnert noch einmal.  

Wer auch immer da herumschleicht soll zum Teufel gehen! Sie kann sich nicht mehr auf die Geräusche konzentrieren. Vor ihren Augen wird alles rot. „DU WIDERLICHES, HÄSSLICHES DING !“ Die Worte kommen aus tiefster Seele und hallen kantig und erbarmungslos in allen Räumen des Herrenhauses wider. Sie verpasst der Fee einen gezielten Karate-Tritt in die Magengegend, begleitet von einem Kampfschrei, weicht dem halbherzigen Schlag Tinkerbells aus, springt über einen Tisch, rollt sich ab und steht mit blitzenden Augen wieder auf dem staubigen Boden. Sie lässt die Fee nicht aus den Augen, fixiert sie wie ein Tiger seine Beute. Die Umarmung von Tinkerbell war eindeutig zu lang. Wie hätte die Fee wissen können, dass Anna alle Arten von Berührungen nur sehr begrenzt erträgt, weil sie ein Waisenkind ist und einst sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat.  

„Fass mich nie wieder an!“, zischt Anna drohend. „Und ich vertraue dir nicht und du bist nicht meine Mami oder so was …und nicht mal der würde ich es erlauben so mit mir zu reden! Du falsches, dreckiges Geschöpf!“ Sie zieht wütend die Augenbrauen zusammen und atmet einmal tief durch. „Du musst mir vertrauen, mein Kind! Wo ist das Tütchen?“, ahmt sie den schleimigen, falschen, flötenden Ton der Fee nach. „Ich bin ja so ein süßes, kleines und UNSCHULDIGES Fabelwesen!“ Tinkerbells bonbon-pink geschminkte Lippen kräuseln sich. Ist sie ärgerlich? Hat sie, Anna, es tatsächlich geschafft, sie zu provozieren? Innerlich muss Anna schmunzeln, aber sie will es unbedingt noch auf die Spitze treiben. Sie ist urplötzlich in Hochstimmung. Sie plappert weiter: „Boah…ich kotz gleich los, wenn ich das höre. Urghhhhiii !“ Sie schüttelt sich angeekelt und verzieht das Gesicht. „Du gehörst in die Mülltonne, du Ding!“ Es ist einen Moment still. Anna beobachtet die Reaktion der Fee. Der Stundenzeiger der großen, antiken Wanduhr springt auf die zwölf.  

Das Fabelwesen explodiert. „DU DING….DUUUUU DIIING!“, sie wird immer lauter und empörter, je öfter sie das wiederholt. „Willst du mich eigentlich verarschen, du vorlautes Weib?“ Kurz darauf schlägt Tinkerbell auch schon wie besessen mit einem Klavierhocker auf Anna ein.  

Eine magische Kraft, so kommt es ihr vor, zieht die Fee von ihr herunter und spricht die schönen Worte: „Deine Ausdrucksweise, Tinkerbell, und …wir werden doch nicht etwa gewalttätig...hmm?“ „Paul, mein lieber kleiner Pauli“, denkt Anna nur, mit hüpfendem Herzen, der Ohnmacht nahe. Sie wälzt sich auf den Rücken. GERWIN???!!!

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 10 der Kettengeschichte erscheint am Donnerstag, den 03.07.

Wann schnackelt's bei dir?

$
0
0
Wir lassen die ganze Coolness, das abgeklärt Zynische und die Attitüde von "Alles schon gesehen – und durchdacht übrigens auch: bringt ja doch nix" jetzt mal kurz im Standby-Modus, okay? Weil, schon klar: Am nächsten Tag, wenn das tolle Glitzer-Top im Schaufenster funkelt, das Handy der neuen Generation mit unglaublich nützlichen Funktionen vollgepackt ist oder das Geld am Monatsende nur noch entweder für Kino oder Bio-Fleisch reicht, dann gilt das Geschwätz von gestern wieder nicht mehr. Und die Vorsätze sind dann natürlich auch beim Teufel. Fressen first. Moral dann. Und so. Buhu.



Wann ist bei dir die moralische Grenze erreicht?


Trotzdem gibt es Momente, die sind im Aufrütteln größer als andere. Und um die geht’s heute. Morgen kann’s ja dann wieder alles nix bringen. Bei mir war es jedenfalls eine Dokumentation, was – Mini-Empirie aus der Konferenz – für die meisten Kollegen gilt. In der Doku ging es um die Bedingungen bei und die Folgen der Produktion von Jeans und anderem Denim-Kram. Sie zeigte chinesische Arbeiter, die mit chronisch verfärbten Händen in Chemikalien rühren; Menschen, die ohne brauchbaren Atemschutz mit Sandstrahlgebläse und einem zweiten Gift herumsprühen und sich den ganzen Dreck deshalb in die Lunge blasen. Man sah, in welche Flüsse die Brühe am Ende abgelassen wird, und welchen Bauern deshalb die Ernte, das Vieh und am Ende die Familie verreckt.  

http://www.youtube.com/watch?v=eiND1b1CtVQ

Und man sah gegelt redende Pressesprecher von Kik über Diesel bis Hugo Boss, die behaupteten, nicht wissen zu können (sic), ob da jetzt auch ihre Hosen produziert werden. Seither will ich nur noch Jeans kaufen, von denen ich weiß, wo und wie sie produziert werden.  

Bei anderen war es vielleicht eine Wallraff-Geschichte, oder die (Vorsicht: noch nicht endgültig geklärten) Meldungen über Hilferufe, die in den Klamotten von Primark versteckt waren. Uns interessiert deshalb der Moment, an dem du dir geschworen hast: das war’s! Nie mehr Fleisch aus Massentierhaltung! Nie mehr Klamotten von H&M&C&A! Nie wieder bestellen bei Amazon, einkaufen beim Discounter, telefonieren mit Apple. Oder schmissiger: Wann schnackelt’s bei dir?

Der Anti-Trittin

$
0
0
Na klar. Die langen Haare. Die Frage musste ja kommen. Wie immer. Trotzdem müht sich Anton Hofreiter, ruhig zu bleiben. Er sitzt an einem runden Tisch in seinem Büro. Es gibt Bio-Apfelsaft und Mineralwasser. Ein ziemlich schmuckloser Ort, wenig Schnickschnack, wenig Bilder an der Wand. Nüchtern eben, wie Naturwissenschaftler halt sind. Das jedenfalls würde Hofreiter jetzt sagen, wenn er nicht gerade über die Sache mit den Haaren nachdenken müsste. Ja, diese Frage begleite ihn, aber rege ihn nicht mehr auf. „Ich erlebe das jedes Mal, wenn ich eine neue Rolle bekomme.“ Seine Haare sind schon ziemlich lange ziemlich lang. Er sagt: „Toleranz muss jedes Mal neu gelernt werden.“



Anton Hofreiter: Nicht nur die langen Haare unterscheiden ihn von seinem Vorgänger Jürgen Trittin.

Nicht schlecht eigentlich, diese Reaktion aus Trotz und Ich-bin-ich. Sollen sich die anderen dran stoßen. Ihm soll das egal sein. Zumal alle, die ihn jenseits von Berlin darauf ansprechen, ohnehin erklären, er solle sich nicht ändern. „Die sagen: Bloß nicht die Haare abschneiden. Bloß nicht klein beigeben.“ Bei den Worten muss Hofreiter leise lächeln. Zuspruch tut eben trotzdem gut.

Denn er weiß: Auch neun Monate nach seiner Wahl zum Fraktionschef der Grünen ist das ein Thema geblieben. Jedenfalls in der Hauptstadt. Würde man rumfragen in jenem Quadratkilometer rund um den Reichstag, in dem Politiker, Journalisten und PR-Berater aufeinanderhängen, würden ihm 95 Prozent raten, die Mähne aufzugeben. Das sagt etwas aus über Hofreiters Berliner Imageprobleme. Aber es erzählt auch viel über den Politbetrieb in der ach so weltläufigen Hauptstadt.

Mangelnde Toleranz? Vielleicht hat Hofreiter ja doch recht.

Seit vergangenem Herbst ist der 44-Jährige neben Katrin Göring-Eckardt an der Spitze der Fraktion. Die Grünen hatten die Bundestagswahl verloren, die alte Garde um Jürgen Trittin, Claudia Roth und Renate Künast musste gehen. Gefragt waren Neue, die den Laden wieder zum Laufen bringen sollten. Also fiel die Wahl auf den Mann aus Bayern, der bislang vor allem als Verkehrsexperte bekannt war. Aufgefallen durch sachlich-fachliche Äußerungen und gute Informationen. Groß, kräftig, ein bisschen unverwüstlich, irgendwie ein Typ halt, noch dazu einer aus Bayern. Wahrscheinlich gab es in der Fraktion manchen, der sich nach der Niederlage auch hinter seinem breiten Kreuz verstecken wollte.

Doch dann kam, was kommen musste: Plötzlich stand da einer in der ersten Reihe, der das nicht gewohnt war. Plötzlich überall Mikrofone, überall Scheinwerfer, die alles ausleuchten. Und überall Journalisten, die nach allem fragen, nicht nur nach Stuttgart 21. Wie schwer ihm das fiel, konnte man in der allerersten Stunde schon erleben. Als er nach seiner Nominierung gefragt wurde, was ihn eigentlich für diesen Job besonders prädestiniere, rang er so lange nach Worten, bis der Sprecher der Fraktion das Gespräch für beendet erklärte. Das war nicht schlimm. Es zeigte nur, wie von da an alles größer, öffentlicher und schwerer werden würde.

Er kann das nicht so leicht abschütteln, auch durch ein Medientraining nicht. Das ließ sich am Mittwoch wieder studieren. In der Debatte über den Kanzleretat antwortete Hofreiter auf Angela Merkel. Und er bekam zu spüren, wie eine große Koalition mit einer kleinen Opposition umgeht. Als Hofreiter ans Pult trat, standen viele Abgeordnete auf, plauderten mit diesem und jenem oder verließen gleich ganz den Saal. Es war nicht mehr still, es herrschte eine Geräuschkulisse wie in einer Schalterhalle am Flughafen.

Gegen eine solche Wand des Desinteresses ist schwer etwas auszurichten. Und Hofreiter hielt bald keine ruhige Rede mehr, sondern kämpfte. Er rief und brüllte gegen diese Mehrheit an und gegen das Desinteresse. Er ließ mal seinen linken, mal seinen rechten Arm wie ein Hackebeil nach unten sausen. Er mühte sich um Gesten, die Stärke ausdrücken sollten. Er mühte sich auch um einen Wechsel von laut zu leise. Doch weil er dabei den Faden nicht verlieren wollte, musste er selbst dann aufs Manuskript schauen, als er „Kein Drive! Keine Visionen! Kein Mut!!“ rief. Das Ergebnis: Selbst Merkel fragte auf der Regierungsbank rum, was denn mit dem los sei. Dabei war die Rede selbst gar nicht schlecht. Wer sie nachliest, findet dort viel Kluges. Doch wer sie hörte, litt mit und konnte ihm nicht mehr immer folgen. „Es ist verdammt schwer bei einer solchen Kulisse“, erklärten hinterher schützend mehrere aus der Grünen-Fraktionsspitze.

Nun ist Hofreiter nicht der Typ, um den man sich gleich Sorgen machen müsste. Der promovierte Biologe, Experte für seltene Pflanzen, der sein Herz und seine Leidenschaftlange Zeit der Naturwissenschaft geschenkt hat, ist so leicht nicht aus der Bahn zu werfen. Er ist nicht nur groß und breit, er hat auch Forschungsreisen in Südamerika gemacht und schon Verletzungen und Bedrohungen überlebt, die weit existenzieller waren als viele Hauptstadt-Debatten. Mal ein gebrochener Knöchel alleine in der Pampa, mal ein Überfall – das relativiert manches. Aber er weiß jetzt, wie schwer es ist, aus dem Schatten seines Vorgängers zu treten.

Hofreiter folgte auf Jürgen Trittin. Und Trittin zählt heute zu den perfekt gestylten Politikern, durch und durch eine Mischung aus feinen Anzügen, scharfzüngigen Sätzen und feinstem Hochdeutsch. Hofreiter ist dazu die Antithese. Er ist in der Fraktion kein Zuchtmeister. Er pflegt ein recht derbes Bairisch. Und wenn er einen Anzug trägt, dann trägt er ihn so wie andere ihren Blaumann. Das lässt ihn authentisch wirken. Aber es macht ihn auch sehr authentisch zu einem Raubein, das wenig Charme versprüht und manchmal sehr trotzig daherkommt.

Bedroht ist Hofreiter trotzdem nicht. Seit Trittin wieder häufiger auftaucht, schließen sich um Hofreiter die Reihen. Eine Rückkehr Trittins wollen in der Fraktion selbst jene nicht, die derzeit Bauchschmerzen haben. Sie wollten im Herbst mit Hofreiter ein bisschen zurück zu ihren Wurzeln: zum Klimaschutz und zur Rettung der Umwelt. Und das verkörpert der Mann, der einst in Wackersdorf sozialisiert wurde. Die entscheidende Frage kann derzeit sowieso niemand beantworten. Die Frage nämlich, ob er irgendwann zu einer grünen Marke wird, also kräftig punktet. Gerade eben weil er so ein Typ ist.

Oder ob er durch seine Art doch viele Vielleicht-Grün-Wähler abstoßen könnte. Gerade eben weil er so einen Typ ist.

Tagesblog - 27. Juni 2014

$
0
0
18:00 Uhr: Eigentlich sollte ich längst weg sein und in den Sonnenuntergang reiten. Aber die Zeit reitet leider selbst 'nen höllisch schnellen Hengst und ist mir davongerannt. Aber jetzt ich so Vollgas und hinterher in Richtung Wochenende. Wiedersehn!

++++

17:25 Uhr:
Es ist Freitagabend, und ihr wisst, was das bedeutet: Die jetzt-Redaktion fragt Fragen, und zwar Jungs- und Mädchenfragen. Heute geben wir da so richtig Gummi, jaja, es geht um Kondome und welche Sorten da eigentlich wem gefallen oder auch nicht. Höggscht inderessand, wie Löw sagen würde.




++++

16:05 Uhr:
Auch wenn der Tagesblog heute anscheinend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, schreib ich einfach weiter, ganz unverzagt. Naja: fast ganz unverzagt. Jedenfalls, was ich sagen wollte: WIR haben die Mannschaftsaufstellung ja schon gemacht, bevor sie alle anderen gemacht haben. Aber finden wir natürlich trotzdem super, dass unsere Idee so viele Nachahmer gefunden hat...

+++

14:08 Uhr:
Internet, ick lieb' dir so! Zum Beispiel für die Möglichkeit, so tolle Projekte anzuschauen, wie "Before And After" von Esther Honig, einer amerikanischen Journalistin. Die hat ein Portrait von sich von Menschen aus 40 verschiedenen Ländern per Photoshop "verbessern" lassen. Das Ergebnis ist haarsträubend, lustig, faszinierend und sagt sehr viel über das Schönheitsverständnis in verschiedenen Kulturen aus. 






+++

13:12 Uhr:
Kaum dreht man sich einmal im Bett um, schon ist Mittagszeit. So etwas Verrücktes! Jedenfalls bekommt ihr hier die heißesten News aus der SZ-Kantine: der Kaiserschmarrn war gar nicht so gut, wie er hätte sein können. Die Zucchini-Pflanzerl mit Melonen-Chutney haben ungefähr so verstörend geschmeckt, wie man es sich vorstellt. Und der Menschenschlag, der um 12 Uhr eine Kantine besucht ist ein ganz anderer, als derjenige, der sie um 13 Uhr besucht. Keine Wertung!


Ach und noch eine Frage: Was würdet ihr euch zum Essen mitnehmen, wenn ihr an einem Samstag arbeiten müsst und es keine Kantine gibt?
Folgende Vorschläge gingen von Redaktionsseite ein:

+ Linsensalat
+ Nudelsalat
+ Eine Tafel Schokolade
 

+++

10:31 Uhr:
So, die jetzt.de-Konferenz ist vorbei. Am längsten haben wir heute erstaunlicherweise über das Ticker-Thema von Montag geredet. Es geht ums Telefonieren. Und Anlass war eine hitzige Diskussion zwischen Jakob und mir, die gestern das gesamte Redaktionsbüro zu Tode genervt hat.




Aber eigentlich wollte ich auf den tollen Text von Mercedes aufmerksam machen. Die hat nämlich immer so schöne Ideen vom Anfang des Tages. Trotzdem enden ihre Morgen doch immer mit dem wiederholten Drücken der Snooze-Taste.

+++

9:40 Uhr:
charlotte-haunhorst hat mir gerade folgenden Link geschickt: der Nippel-Bikini. So ganz kapiere ich Sinn und Zweck desselben nicht, aber vielleicht liegt das auch an meinem eher europäisch-nachlässigen Verhältnis zum Thema Blankziehen. Wohingegen man in den USA vermutlich Aufsehen erregen würde, wenn man in diesem Bikini am Strand von Malibu auflaufen würde. 




+++

9:09 Uhr
: Guten Morgen, allerseits. Nach einer etwas langwierigen Morgen-Konferenz (alle haben das Spiel gesehen, alle hatten eine Meinung) geht's jetzt gleich los. Bitte anschnallen und das Rauchen einstellen...


Und das sind die Themen, die in der sueddeutsche.de-Konferenz besprochen wurden:

* der EU-Gipfel in Ypern, auf dem heute hoffentlich, endlich ein Kommissionspräsident gekürt wird (Sein Name fängt voraussichtlich mit J an und hört mit Uncker auf.

* Im Bundestag wird ebenfalls voraussichtlich das Erneuerbare Energien-Gesetz verabschiedet.

* Eine mögliche Fusion der Mobilfunk-Anbieter O2 und EPlus

* Die schon bisher sehr verdammenswerte Modemarke "Abercrombie & Fitch" hat gerade eine neue Größe eingeführt: Die dreifache Size Zero, also 000, also: für präpubertäre Mädchen und Magersüchtige. Aber was erwartet man schon von einer Marke, die es sich schon immer auf die Fahnen geschrieben hat, ihre Mode nicht an übergewichtige Menschen zu verkaufen?




Passend dazu unser Tagesticker, der fragt: Lebensmittelskandale, Berichte von Arbeiter-Ausbeutung, in Billig-Klamotten eingearbeitete Hilferufe:  Wann hat es bei dir geschnackelt?

Deutsch nur in der Raucherecke

$
0
0
Die sechs Philosophen sitzen auf dem Podium und streiten sich lebhaft, es geht um Kant. Fünf sind Deutsche, einer ist Amerikaner. Man debattiert auf Englisch, womöglich holprig. „Ein vielfach belehrendes Schauspiel deutscher Höflichkeit.“ So beschreibt es Holger Burckhart. Derlei Szenen kenne fast jeder Geisteswissenschaftler. Der Rektor der Universität Siegen, ein Philosoph, erzählte die Schnurre am Donnerstagabend. Da eröffnete er als Gastgeber den Philosophischen Fakultätentag. Das Gremium der Geistes- und Sozialwissenschaften an mehr als 60 Hochschulen widmet sich bis Samstag eben diesem Thema: Deutsch als Wissenschaftssprache. Genauer: ihrem Niedergang. In Burckharts Redemanuskript findet sich die These: Natürlich sei Wissenschaft vom Wesen her international. Aber Deutsch werde verdrängt vom Englischen als Verkehrssprache – und eben das führe „provokativ gesagt zu geistiger Verarmung“.



Deutsch wird vom Englischen als Verkehrssprache der Geisteswissenschaften verdrängt. Holger Burckhart, Rektor der Uni Siegen, sagt, das führe zu geistiger Verarmung.

In Naturwissenschaften ist Englisch für Aufsätze, für Vorträge längst Regelfall. Mit Vorteilen: Forscher können sich schnell und präzise austauschen, es gibt einen gemeinsamen Nenner. Viele Geisteswissenschaftler, als Hüter der Sprache, sehen das kritischer. Professoren stecken aber in einem Dilemma. Burckhart sagt, dass Arbeiten „nur dann beachtet werden, wenn sie in Englisch verfasst werden“. An Fakultäten kursiert ein böser Satz: „Publish in English or perish in German“ – „Publiziere auf Englisch oder verrecke auf Deutsch“. Denn Erfolg von Wissenschaft wird heute danach bemessen, wie oft man von Kollegen zitiert wird. Die Datenbanken dafür blicken eher auf englischsprachige Werke.

Hochschulforscher des HIS-Instituts haben Forscher dazu befragt. „Die Erosion der deutschen Sprache vollzieht sich in Geisteswissenschaften nicht in demselben Maße wie in den Naturwissenschaften“, heißt es in der vom Bund geförderten Studie. Die Frage, ob Deutsch in ihrem Fach weltweit weniger Bedeutung als Englisch habe, bejahten aber fast 60 Prozent der Historiker; bei den Medienwissenschaftlern waren es 90 Prozent, sogar bei den Germanisten ein Fünftel. Deutsche Professoren veröffentlichen daher zunehmend auf Englisch; selbst wenn es um Pressezensur im Norddeutschen Bund geht, um Flugschriften der Reformation, um Richard Wagner oder Ingeborg Bachmann. Auf Englisch spiele man „sofort in einer anderen Liga“, hört man immer wieder. Auf Fachtagungen sind deutsche Worte oftmals allenfalls in der Raucherecke zu vernehmen.

Generell folgen die deutschen Unis dem Trend zur Internationalisierung, der Englisch in den Alltag bringt. Top-Forscher etwa aus den USA wurden über die Jahre angeworben, Deutsch galt da nicht gerade als Einstellungskriterium. Auch für Studenten aus dem Ausland wollen die Unis attraktiver sein. Es gibt Hörsäle, in denen Dozenten mit Muttersprache Deutsch ihre überwiegend deutschen Studenten auf Englisch unterrichten. Bundesweit sind gut 1000 rein englischsprachige Studiengänge gelistet: Anglistik und Amerikanistik natürlich, aber teils auch Chemie, Technik, Psychologie, Wirtschaft; in den Geistes- und Sozialwissenschaften erst wenige.

Wissenschaft arbeite „mit Wörtern, Metaphern, die in dem Denken verwurzelt sind, das auf der jeweiligen Muttersprache beruht“, so Burckhart. Zudem sei Englisch „nur anfangs einfach“. Kaum ein deutscher Wissenschaftler beherrsche dagegen qualifiziertes Englisch perfekt. Forscher suchten mit Englisch mehr Aufmerksamkeit, „entstellen aber ihre Arbeit, da sie deutsch Gedachtes mit englischen Worten ausdrücken“. Der Fakultätentag will das erörtern. Dabei geht es keineswegs darum, dass am deutschen Wesen die Welt genesen soll; sondern um Mehrsprachigkeit, die Muttersprache nicht ignoriert. Tagungen mit deutschsprachigem Publikum sollten auf Deutsch stattfinden, empfiehlt Burckhart, bei international besetzten Terminen eben mit Simultandolmetschern.

Dass Deutsch in den USA und in England wieder an Renommee gewinnt, ist kaum zu erwarten. Die HIS-Autoren haben auch dort Forscher befragt. Fazit: In der angelsächsischen Welt nimmt Multilingualität ab, vor allem bei jüngeren Akademikern. Hilfreich sein könnten Übersetzungen von Arbeiten, die erst auf Deutsch entstehen. Auch wenn „die Gefahr besteht, dass Erkenntnisse unangemessen dargestellt werden“, so die Autoren. Es sei häufig der einzige Weg, „international überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden“.

Könnte die Politik eine Quote für deutsche Werke setzen? Als vor Jahren schon mal Forscher Alarm schlugen, beschied die Kultusministerkonferenz: Dies sei „keine Materie, die staatlichem Zugriff zugänglich ist“. Das sieht auch Burckhart so. Die Politik müsse aber Anreize schaffen: mehr Geld etwa für Übersetzungen und Dolmetscher an Unis. Nötig seien zudem europäische Instrumente, um den Zitier-Faktor zu messen. Die Professoren selbst seien gefordert, „in der eigenen Sprache zu sprechen, aber die des anderen ausreichend zu verstehen“. So appellierte Burckhart an seine Kollegen. Auf Deutsch.

Die Kirche und der Sex

$
0
0
Das immerhin ist klar: Es darf über alles geredet werden, wenn sich die katholischen Bischöfe im Oktober in Rom treffen, um über Ehe, Familie, Sexualität und die Haltung ihrer Kirche zu diesen Themen zu beraten. Das „Instrumentum Laboris“, das Vorbereitungspapier auf die Bischofssynode, das an diesem Donnerstag in Rom vorgestellt wurde, spart auf seinen fast 90 Seiten auch die heiklen Themen nicht aus – die Paare nicht, die ohne Trauschein zusammenleben, und nicht die Geschiedenen, die wieder heiraten, die Vielehe so wenig wie Homosexualität. Die Ergebnisse der Umfrage, die der Vatikan im November gestartet hatte, haben hier ihren Niederschlag gefunden. „Die Kirche hat noch nie zuvor eine solche weltweite Erhebung der Meinungen, Problemsichtweisen und Lebensrealitäten gemacht“, sagte Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Generalsekretär der Synode.



Im Oktober kommen die Bischöfe in Rom zusammen, um über das Dokument zu sprechen – vor zu hohen Erwartungen warnen sie allerdings schon jetzt. 

Die Autoren des Dokuments beklagen, dass viele Katholiken die Aussagen des Lehramtes nicht mehr verstünden. Allerdings dürfe sich die Kirche nicht „mit einem legalistischen Blick“ begnügen; hinter den „kirchenrechtlich irregulären“ Situationen würden sich sowohl „Geschichten großen Leids“ als auch „Zeugnisse echter Liebe“ verbergen. Viele Katholiken wünschten sich von ihrer Kirche „Barmherzigkeit, Güte und Nachsicht im Hinblick auf die neuen Verbindungen“, referiert das Papier, einige würden auf die orthodoxen Kirchen verweisen, wo Geschiedene nach einer Zeit der Besinnung und Buße wieder heiraten dürfen. Gerade bei diesen „pastoral schwierigen Situationen“, hält sich das Instrumentum Laboris mit Wertungen zurück, so auch beim Thema Homosexualität: Gläubige aus osteuropäischen Ländern lehnten homosexuelle Beziehungen dezidiert ab, während die Bischöfe im Westen versuchten, zu einer „respektvollen, nicht verurteilenden Haltung“ gegenüber Schwulen und Lesben zu kommen – ohne natürlich der Homo-Ehe zuzustimmen.

So redet das Dokument über vieles, auch darüber, wie viel Ansehen die Missbrauchsskandale gekostet haben, oder wie wenige Katholiken sich ans kirchliche Verbot künstlicher Verhütungsmittel halten. Über mögliche Änderungen redet es nicht. Mehrere Bischöfe haben schon davor gewarnt, das Treffen in Rom mit zu hohen Erwartungen zu überfrachten. 

Fast schon ein Körperteil

$
0
0
In der Filmkomödie „Der Gott des Gemetzels“ aus dem Jahr 2011 ist Nancy so genervt von ihrem dauertelefonierenden Ehemann Alan, dass sie ihm mitten im Gespräch das Smartphone aus der Hand reißt und in eine Tulpenvase wirft. „Hast du den Verstand verloren?“, ruft Alan, gespielt von Christoph Waltz. „Mein ganzes Leben war da drin.“



Das Handy gehört jetzt auch in den USA zur besonders geschützten Privatsphäre. Polizisten brauchen zur Durchsuchung einen Gerichtsbeschluss. 

Was im Film bloß eine böse Pointe war, beschreibt seit Mitte der Woche die neue Rechtslage in den Vereinigten Staaten. Das oberste Gericht, der Supreme Court in Washington, hat Mobiltelefone und besonders deren Dateninhalt in einem historischen Urteil für besonders schützenswert erklärt. Die Polizei darf, wenn sie einen Verdächtigen festnimmt, nicht mehr ohne Weiteres dessen Handy auswerten – künftig benötigt sie dafür einen gerichtlichen Durchsuchungsbefehl. In Deutschland ist dies seit Jahren geltendes Recht.

In den USA gilt das Urteil als Großerfolg für den Datenschutz im digitalen und mobilen Zeitalter. Der Richterspruch ist in jeder Hinsicht deutlich: Anders als sonst entschieden die neun höchsten Juristen einstimmig; der Vorsitzende John Roberts spannte in seiner Begründung einen Bogen von den Gründungstagen der USA bis in die Gegenwart, um die Bedeutung von Mobiltelefonen für den modernen Menschen hervorzuheben. Die Geräte seien „ein solch beherrschender und vereinnahmender Teil des täglichen Lebens, dass der sprichwörtliche Besucher vom Mars sie für ein wichtiges Merkmal der menschlichen Anatomie halten könnte“, schrieb Roberts.

Amerikas oberste Richter, im Schnitt ziemlich betagt, gelten zwar als nicht besonders technikaffin, aber sie begründeten ihr Urteil detailliert mit den beinahe unbeschränkten Möglichkeiten moderner Mobiltelefone, nicht zuletzt ihrer enormen Speicherkapazität. Der Begriff Telefon sei irreführend, schrieb Roberts, „man könnte sie auch Videokameras nennen oder Adressbücher, Kalender, Aufnahmegeräte, Büchereien, Tagebücher, Fotoalben, Fernseher, Landkarten oder Zeitungen“. Sie enthielten „eine digitale Aufzeichnung von beinahe jedem Aspekt des täglichen Lebens, vom Banalen bis zum Intimen“. 90 Prozent der Amerikaner seien im Besitz eines Mobiltelefons. Drei Viertel aller Smartphone-Nutzer erklärten, sich meist in unmittelbarer Nähe ihrer Geräte aufzuhalten, und zwölf Prozent räumten ein, ihr Telefon sogar in der Dusche zu benutzen.

Eine der Grundlagen für das Urteil ist der Fall „Riley v. California“. Im Jahr 2009 hatte die Polizei in San Diego den Autofahrer David Riley angehalten, weil sein Nummernschild abgelaufen war. Dann führte eins zum anderen: In seinem Kofferraum fanden die Beamten Waffen, daraufhin werteten sie – ohne ein Gericht um Erlaubnis zu fragen – sein Mobiltelefon aus, fanden Hinweise auf eine Gang und eine frühere Schießerei. Am Ende verurteilte ihn die Justiz in Kalifornien wegen versuchten Mordes zu 15 Jahren Haft.

Für künftige Fälle dieser Art gab der oberste Richter Roberts der Polizei die Anweisung: „Get awarrant“, sich also einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen. „Dass es die Technik jedem Einzelnen nun erlaubt, all diese Informationen bei sich zu haben, macht diese Informationen nicht weniger schützenswert“, schrieb Roberts. Er erinnerte an die treibenden Kräfte der amerikanischen Revolution gegen die britischen Kolonialherren. Eine davon war die Abscheu vor „allgemeinen Ermächtigungen“; diese erlaubten es britischen Offizieren, ohne jeden Anfangsverdacht in Häuser einzudringen und nach Beweisen für kriminelles Verhalten zu suchen.

In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht bereits im Jahr 2005 entschieden, dass die Polizei ein Handy nicht ohne Weiteres durchforsten darf. Im damaligen Fall waren Beamte ohne Durchsuchungsbefehl in die Wohnung eines mutmaßlichen Autodiebs eingedrungen und hatten auf dessen Handy nach den Spuren verdächtiger Telefonate gesucht. Die Verfassungsrichter in Karlsruhe rügten diese „erzwungene Offenbarung von Verbindungsdaten“. Diese sei nur bei Straftaten von erheblicher Bedeutung möglich, und ein Richter müsse sie anordnen; bei Gefahr im Verzug wenigstens der Staatsanwalt (Az.: 2 BvR 308/04). Heute verrät ein Mobiltelefon noch viel mehr als damals: Nicht etwa nur gewählte Telefonnummern, sondern auch Schlagworte aus Google-Suchen oder die Listen besuchter Webseiten.

Im Jahr 2010 hatte das Bundesverfassungsgericht außerdem sogenannte Online-Durchsuchungen für zulässig erklärt, also den Zugriff des Staates auf Rechner aus der Ferne. Dies sei in engen Grenzen zulässig. Es gebe zwar ein „Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme“, urteilte das Gericht, dieses sei allerdings „nicht schrankenlos“.

Der Supreme Court hat sich zu diesen neuen Ermittlungsmethoden im Internet nicht geäußert, auch nicht zu den Sammelgewohnheiten des Auslandsgeheimdienstes National Security Agency (NSA). Eine Fußnote im Urteilstext deutet an, dass sich das Gericht dazu ein separates Grundsatzurteil vorbehält. Der aktuelle Fall widmet sich eher der ganz altmodischen Festnahme. Allerdings gelten die klaren Worte der obersten Richter als möglicher Wendepunkt für den Schutz der Privatsphäre in der digitalen Zeit. Bisher hatten amerikanische Gerichte nach den Festnahmen verdächtiger Personen relativ weitgehende Durchsuchungen zugelassen, selbst wenn dafür kein richterlicher Beschluss vorlag. Dies sei notwendig, hieß es immer wieder, um die Polizei zu schützen und das Vernichten von Beweismitteln zu verhindern. Ähnlich hatte im strittigen Fall auch die US-Regierung argumentiert.

Der Supreme Court hat solch weitreichende Befugnisse der Polizei jetzt verneint. Die Beamten dürften zum Selbstschutz zwar ein Smartphone öffnen und überprüfen, ob sich darin etwa eine Rasierklinge befinde. Die im Telefon gespeicherten Daten aber könnten niemanden gefährden. Auch könne die Polizei verhindern, dass Beweise vernichtet würden, indem sie die Batterie entferne, das Telefon abschalte oder in eine Aluminiumfolie packe, damit ein Hacker aus der Ferne keine Daten löschen könne.

Wenn die Rechnung kommt

$
0
0
Als Heiko Maas diese Woche in Berlin vor Zeitungsverlegern sprach, klang er wie ein Lehrer, der ein dickes Kind freundlich zum Stabhochsprung ermuntert. „Wir sind“, sagte der Bundesjustizminister, „an den Erfahrungen, die Sie hier machen, sehr interessiert.“ Was Maas meint, ist das angekündigte große Kräftemessen um Nutzungsrechte im Internet zwischen Firmen wie Google oder Yahoo und deutschen Verlagen wie Springer oder Burda, die sich auf das seit August 2013 geltende Leistungsschutzrecht berufen – und nun Geld verlangen.



Bundesjustizminister Heiko Maas will prüfen, ob das Leistungsschutzrecht "weiterentwickelt werden" muss. Bis das Gesetz den Verlagen wirklich Geld bringt, dauert es aber wohl noch lange.

Seit Kurzem macht jetzt die Verwertungsgesellschaft VG Media ernst und stellt Rechnungen an Webanbieter wie Yahoo, Microsoft, 1&1, die Deutsche Telekom und den Branchenriesen Google. Sie sollen nach einem am 13. Juni im Bundesanzeiger veröffentlichten Tarifsystem Lizenzen zahlen – für Ausschnitte aus Presseerzeugnissen. Vor allem geht es um sogenannte Snippets, die als Ergebnis einer Suchanfrage gelistet werden. Zu den vielen Einwänden gegen das Leistungsschutzrecht gehört auch, dass es „einzelne Wörter oder kleinste Textausschnitte“ von der Zahlpflicht ausnimmt, aber nicht festlegt, wie lange ein Gratis-Ausschnitt sein darf. Da war es wohl auch ermunternd gemeint, wenn Maas jetzt sagte, er wolle prüfen, ob das Gesetz „weiterentwickelt werden“ müsse.

Im Moment liegt die Sache bei der zuständigen Schiedsstelle des Deutschen Patentamts, von da könnte sie an ein Landgericht gehen. Es sieht eher so aus, als ob viele Anläufe nötig sind, damit die Verlage einmal Geld aus dem Leistungsschutzrecht sehen. Google teilt mit: „Wir sind überzeugt, dass unsere Angebote mit dem Leistungsschutzrecht in Einklang stehen.“

Gut möglich, dass der Streit vor dem Bundesverfassungsgericht endet – als Teil jener eminenten Entwicklung, zu der auch das EuGH-Urteil zum „Recht auf Vergessen“ in Suchmaschinen gehört: Der Vermessung des Neulands Internet mit der Ordnung der Gesetze.

Die VG Media steht derzeit nicht für alle Verlage. Zwölf Pressehäuser stiegen als Gesellschafter mit 50 Prozent bei der bis dato nur für den Rundfunk zuständigen VG Media ein. Jeder Verlag kann die VG mit der Wahrnehmung seiner digitalen Rechte betrauen, 139 Unternehmen haben das schon getan (der Süddeutsche Verlag ist nicht Gesellschafter und hat die VG nicht betraut).

Natürlich würde nennenswertes Geld vor allem ein Lizenzvertrag mit Google bringen. Und wie fast immer, wenn es um Google geht, könnte man meinen, einem Glaubensstreit beizuwohnen. Pragmatiker bemängeln noch eher, dass Suchmaschinen nach einem verbindlichen Urteil zu kostenpflichtigen Textlängen ihre Anriss-Texte einfach ein paar Zeichen kürzer fassen könnten – alles stünde wieder auf Anfang. Enthusiasten dagegen sprechen – wie Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart in der FAZ – von Google und den deutschen Verlagen in einem Jargon, bei dem ganz unironisch von Tätern, Opfern und „Zeit zum Losschlagen“ die Rede ist. Dabei geht es einfach um Geld.

Bisher galt ein unausgesprochener Deal: Verlage tolerieren Snippets und bekommen Klicks von den Suchmaschinen – beide profitieren. Inzwischen ist aber unter Verlagen auch die Auffassung verbreitet, Google profitiere gemessen an Werbeerlösen auf seinen Seiten ungleich mehr von den Lieferungen der Pressehäuser als umgekehrt. Google führt dagegen etwa an, nur 1,1 Prozent der Online-Werbeplätze („Adwords“) stünden auf Trefferseiten mit fünf oder mehr Presseinhalten. Bei der Marktmacht des Konzerns dürfte aber auch bei Miniprozenten einiges zusammenkommen.

Tatsächlich ist das Leistungsschutzrecht vor allem der Versuch, statt des alten Deals eine neue Geschäftsbeziehung zu schließen – wofür Google keinen Anlass sieht. Ob dem Konzern die Aussicht auf einen langen Prozess gefällt, bei dem viele Geschäftszahlen publik würden, ist eine andere Frage.

Eine Einigung würde rückwirkend von Inkrafttreten des Gesetzes an gelten. Bislang aber investieren zwölf Verlage in ein Unterfangen mit offenem Ende. Am deutschen Leistungsschutzrecht hat außer Gutachtern und Anwälten noch keiner wirklich Geld verdient.

Würdest du für 50 Euro bitte weggehen?

$
0
0
Ich hasse volle Aufzüge und der Hass wächst mit den Jahren. Mittlerweile warte ich fast immer auf den nächsten oder nehme die Treppe. Nicht wegen Klaustrophobie, sondern wegen der Menschen. Ebenso in der S-Bahn: Wenn ich nicht mit dem Rad zu Arbeit fahren kann, sondern mich in einen muffigen Vierer setzen muss, verdirbt mir das die Laune, und zwar heute mehr als vergangenes Jahr. Ich fürchte, es ist so: Mit ansteigendem Alter neige ich dazu, lieber allein zu sein als früher. Meine Ruhe zu haben. Nicht die „Ich stricke lieber allein daheim als mich mit Freunden zu treffen“-Ruhe, sondern die „Ohne fremde Menschen drumrum“-Ruhe.  




Zum Beispiel im Zug. Ich fahre gerne Zug, ich mag die Sitze, den Blick aus dem Fenster und dass die meisten Menschen den Mund halten. Da ich oft woandershin muss, gebe ich monatlich fast genauso viel Geld fürs Zugfahren aus wie für meine Miete. Viele reagieren erstaunt bis verständnislos, wenn sie von meinen horrenden Fahrtkosten erfahren. „Aber warum fährst du denn nicht mit der Mitfahrgelegenheit?“, fragen sie dann. Oder: „Wieso nimmst du nicht den Fernbus?“ Ich sage dann, dass ich mit beidem weitaus länger brauche als mit der Bahn. Das verstehen die Menschen: Zeit ist Geld, für zwei gesparte Stunden kann man auch 50 Euro mehr ausgeben, finden sie. Was die meisten weniger verstehen, ist die ehrliche Antwort auf diese Frage: Ich gebe gerne mehr Geld aus, wenn ich dafür größere Chancen darauf habe, dass der Platz neben mir frei bleibt und ich mit niemandem reden muss. Es gibt Situationen, in denen kann man sich das Alleinsein erkaufen, und darum plane ich, seit ich eigenes Geld verdiene, einen immer größeren Teil meines Gehalts dafür ein.  

„Klar“, werden jetzt einige sagen, „du kannst dir mehr leisten, seit du einen Job hast. Es geht doch bloß um ein bisschen mehr Luxus.“ Ich glaube das auch. Aber der Luxus eines Hotelzimmers besteht für mich nicht darin, dass das Bett besser ist als im Hostel-Schlafsaal, sondern darin, dass ich alleine bin. Dass ich nachts niemanden atmen höre, außer vielleicht jemanden, den ich mir ausgesucht habe, und dass es auch nicht nach dem Talg anderer riecht. Ich schlafe immer noch gerne im Hostel – aber im Einzelzimmer. Mittlerweile fahre ich auch immer öfter Taxi als U-Bahn, vor allem nachts, wenn der Bahn-Trubel besonders anstrengend ist. Und ich wohne zwar immer noch in einer WG – sehne mich aber zunehmen nach einer eigenen Wohnung, in der ich niemandem begegnen muss, wenn ich gerade niemandem begegnen will.  

Manchmal frage ich mich, woran das liegt. Bin ich misanthropischer geworden? Arroganter? Schüchterner? Oder bin ich jetzt, mit Mitte 20, dünnhäutiger als mit 20? Und wenn ja, warum? Eine mögliche, aber ziemlich pessimistische Antwort wäre: Je älter ich werde, desto größer ist die Gruppe an Menschen von denen ich schon mal genervt war. Im Bus, im Hostel, in der Wohnung. Das hieße dann, dass ich mich wegen der vielen „schlechten Erfahrungen“ von anderen Menschen fernhalte. Aber da ich mindestens genauso viele gute Erfahrungen gemacht habe, kann das eigentlich nicht sein. Ich habe nur auf beide, die guten und die schlechten, weniger Lust. Eine andere Antwortmöglichkeit wäre, dass mein Leben voller geworden ist. Dass es mehr zu bedenken und zu verarbeiten gibt und jeden Tag so viel Input, dass ich mir ab und zu etwas Anti-Input erkaufen muss. Dass ich jetzt, wo ich erwachsen bin und mich ganz auf die Welt einlassen muss, inklusive all der negativen Bestandteile wie Steuererklärung und Zukunftssorgen, auch mehr Sensoren brauche, um alles aufzunehmen, so aber auch schneller an Reizüberflutung leide. Und dann manchmal einfach keinen Bock mehr habe auf Leute, die unnötig an meinen Sensoren andocken. Darum fülle ich, sinngemäß, dauernd Überweisungsträger aus, auf denen ich Dinge wie „Einmal ohne fremden Atem bitte“ in die Betreffzeile schreibe.  

Wahrscheinlich ist es eine Frage der Prioritäten. Erwachsenwerden bedeutet im besten Falle, eigenes Geld zu verdienen, das man komplett selbstbestimmt ausgeben kann – nicht nur für Essen und Kleidung und einen Esstisch, sondern auch für immaterielle Dinge wie Zeit, Gesundheit oder eben Ruhe. Und ich investiere nun mal am liebsten in Ruhe. Ich fürchte aber auch, dass das ein Luxus ist, auf den ich als erstes wieder verzichten muss, wenn mal finanziell knappere Zeiten anstehen. Gut, dass ich mir vor einiger Zeit wenigstens schon mal teurere Kopfhörer geleistet habe. Mit denen hat man auch im Auto der Mitfahrgelegenheit seine Ruhe.

Ding der Woche: Die Leggings

$
0
0
Wie jeder Trend, lief auch die Sache mit der Leggings in Wellen: Irgendwann mal war sie eine äußerst bequeme Gymnastikhose, dann haben die modeverirrten Menschen der 1980er sie als komplettes Outift entdeckt. Über die Zeit danach schreibt Wikipedia den schönen Satz: "Fashion turned against leggings in the late 1990s." Soll heißen: Gesellschaftlich akzeptabel war sie wieder nur bei Leibesübungen oder Grundschülerinnen. Nun sind die 1980er mittlerweile so lange her, dass die Leggings 2005 als total innovative Hommage an frühere Zeiten wieder auf die Laufstege kam. Es gibt sie mit oder ohne Steg unterm Fuß, Capri- oder Knöchellänge, Ethno- und Psychedelic-Muster. Und man muss sagen: Sie hält sich jetzt seit knapp zehn Jahren sehr tapfer als Modetrend, die Schlaghose hatte da eine kürzere Halbwertszeit. Ist ja auch sehr bequem, diese Strumpfhose ohne Füße.

Unabhängig davon, ob man Leggings für modisch vertretbar hält, gibt es noch eine zweite Debatte, die die Modekritiker teilt: Sind Leggings wie Hosen oder eher wie Strumpfhosen zu betrachen? Also, muss da noch was drüber?

"First World Problems" könnte jetzt jemand grummeln. Aber leider nicht überall auf der Welt. Im Iran war der modische Aufwärtstrend der Leggings den Frauen nämlich sehr willkommen. In dem islamischen Staat sollen seit der Revolution 1979 Frauen ihr Haar bedecken und ihre Figur mit einem langen Mantel verhüllen, um Männer nicht unsittsam zu verführen. Hosen tragen ist dort allerdings "halal", also nach islamischem Recht zulässig, da sie die Beine vollständig bedecken. Moderne Iranerinnen reizen diese Kleiderregeln maximal aus. Das Kopftuch verdeckt gerade so die Haare, der Mantel ist ein Po-bedeckendes Kleid. Wer ein freizügigeres Outift wählt, ist allerdings auf die Nachsicht der Religionspolizei angewiesen. Diese entscheidet, welche Kleidung in der Öffentlichkeit durchgeht und wer zum Umziehen nach Hause gehen muss. Wer sich weigert, wird mit Geldbußen oder Haft bestraft.


Muss da was drüber?

Die Leggings war in diesem ganzen Katz-und-Maus-Spiel ein Schlupfloch: Zwar ist sie sehr körperbetont, kann aber auch als Hose durchgehen. Dementsprechend trugen iranische Frauen sie in allen Farb- und Stoffvarianten. Man muss hier in der Vergangenheitsform schreiben, denn damit wird es zukünftig wohl vorbei sein. Das iranische Parlament hat vergangenen Dienstag entschieden, dass Leggings eben doch keine Hosen und deshalb "harām", also verboten, seien.

Klare Entscheidung im Iran: Leggings sind keine Hosen!


Dieser Entscheidung war ein für den neugewählten Staatspräsidenten Hassan Rohani unangenehmer Streit vorausgegangen. Rohani steht für die Öffnung des Irans zur westlichen Welt. Im Mai hatte er, sehr zum Ärger der konservativen Kräfte in seinem Land, die Religionspolizei aufgefordert, bei den Kleidungskontrollen weniger streng vorzugehen. Allerdings ist Rohani nur der zweithöchste Mann im Land, über ihm steht der geistliche Führer Ajatollah Alī Chāmene’ī. Dass dieser kein Freund von Leggings ist, überrascht nicht. Bereits in den 1980er Jahren sagte Chāmene’ī über die Frauen, die sich gegen die Ganzkörperverschleierung wehrten: „Ich will sie nicht Prostituierte nennen, denn was eine Prostituierte macht, betrifft nur sie selbst, doch was diese Frauen tun, betrifft die ganze Gesellschaft."

In der Leggings-Debatte ließen nun die Chāmene’ī-Unterstützer Rohanis Innenminister im Parlament antanzen. Sie führten ihm Bilder von Frauenbeinen in Leggings vor und fragten, warum er gegen diesen Sittenverfall nichts tue. Am Ende wurde er vom Parlament verwarnt (ab der dritten Verwarnung gibt's ein Amtsenthebungsverfahren) und die Leggings als Nicht-Hose klassifiziert. Wer trotzdem noch in ihnen rumläuft, muss mit Strafen rechnen.

Die westlich-orientierten Iranerinnen haben, wie so oft, bereits die sozialen Netzwerke aktiviert, um gegen diese Entscheidung zu protestieren. Auf der Facebook-Seite "SupportLove" ("Support" ist ein Synonym für Leggings) posieren immer mehr Frauen in den nicht-Hosen, oft ohne Kopftuch. Ajatollah Chāmene’ī gefällt das sicher nicht. Vermutlich wird er die Seite aber nie sehen - die Nutzung von Facebook mit schlechten Absichten ist nämlich auch harām. Frauen in Leggings anzugucken, ist gewiss solch ein niederer Beweggrund.
Viewing all 6207 articles
Browse latest View live




Latest Images