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Kampf ums Netz

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Die Telekom zieht die Tempo-Bremse und Vodafone will Kabel Deutschland übernehmen.


München - Viele Kunden haben sich in den vergangenen Wochen beschwert, jetzt versucht die Telekom, sie zu besänftigen. Man werde die Übertragungsrate der Internettarife, die von 2016 an geplant sind, weniger stark senken als bisher beabsichtigt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Überschreitet ein Kunde ein Datenvolumen von 75 Gigabyte, soll die Geschwindigkeit seines Anschlusses dann auf zwei Megabit pro Sekunde und nicht auf etwa 400 Kilobit pro Sekunde reduziert werden, wie ursprünglich angekündigt - so schnell war das Internet vor 15 Jahren, das ist zu langsam, um sich beispielsweise die Lieblingsserie im Netz anschauen zu können.

Damit bleibt die Telekom aber grundsätzlich dabei, das Datenvolumen von 2016 an zu begrenzen - und viele Menschen werden sich weiter fragen, ob sie einen Vertrag mit dem Unternehmen abschließen oder lieber einen anderen Anbieter wählen sollen.

Daher lohnt es sich für Kunden, sich bewusst zu machen, womit sie ihre Zeit im Internet verbringen, ob mehrere Familienmitglieder einen Anschluss gleichzeitig benutzen, und ob sie das von verschiedenen Geräten aus tun. Die Preise für einen Anschluss mit 16 Megabit pro Sekunde liegen derzeit zwischen etwa 20 und 30 Euro, die Telekom findet sich im Vergleich mit anderen Unternehmen am oberen Ende. Je nach Bedarf können Kunden sparen, wenn sie den Anbieter wechseln.



Ein Knoten im System - mit ihrer Tempobremse brachte sich die Telekom in Rechtfertigungsnot.

Interessant für Kunden ist auch, dass ein neuer Anbieter auf dem deutschen Markt entstehen könnte: Wie es aussieht, möchte der britische Mobilfunkkonzern Vodafone für zehn Milliarden Euro Kabel Deutschland übernehmen. Hierzulande entstünde dann ein Konkurrent, der es mit der Telekom aufnehmen kann. Kabel Deutschland ist der größte Kabelnetzbetreiber der Bundesrepublik, gemeinsam mit Vodafone böte das Unternehmen auch sehr schnelle Datennetze im Festnetz und Mobilfunk. Die mögliche Übernahme befindet sich allerdings noch ganz am Anfang, ein konkretes Angebot hat Vodafone Kabel Deutschland bisher nicht gemacht.

Ein Grund für das Interesse: Vodafone hat in Deutschland zwar 32 Millionen Handy-, aber nur etwa drei Millionen Festnetzkunden; die DSL-Technologie des Konzerns ist auch veraltet. Kabelnetze, wie sie Kabel Deutschland nutzt, ermöglichen Internetgeschwindigkeiten von 150 Megabit pro Sekunde und können noch deutlich schneller werden - daher sind sie bei den Anbietern sehr begehrt. Auch mit einer neuen Technologie, Vectoring genannt, kann die Telekom solche Geschwindigkeiten nicht erreichen. Dass das Kabelnetz für Kunden immer attraktiver wird, stellen auch Vergleichsportale wie Verivox fest.

Vodafone hat außerdem bislang immer betont, DSL-Geschwindigkeiten nicht absenken zu wollen. Kabel Deutschland begrenzt den Verbrauch dagegen heute schon laut Vertrag auf zehn Gigabyte - in Wirklichkeit lassen die Netze aber noch einen Verbrauch von 60 Gigabyte zu, erst einer von 1000 Kunden stoße an diese Grenze, heißt es aus dem Unternehmen. Auch 1&1, der drittgrößte Anbieter von Telefon- und Internetanschlüssen, verkauft seit zwei Jahren einen etwas günstigeren Tarif, bei dem ab einem monatlichen Verbrauch von 100 Gigabyte die Geschwindigkeit reduziert wird. Bezahlt ein Kunde mehr, passiert das nicht. Telefónica, dessen Tarife früher unter der Marke Alice liefen und heute als O2-Angebot verkauft werden, plant derzeit keine Begrenzung - schließt sie aber auch nicht aus.

Kunden sollten außerdem beachten, dass, was im Vertrag festgeschrieben ist, nicht unbedingt der tatsächlichen Übertragungsgeschwindigkeit eines Anschlusses entspricht. Die Bundesnetzagentur hat vor kurzem in einer Studie festgestellt, dass die Geschwindigkeiten stark abweichen - und zwar bei allen Anbietern, Tarifen und Technologien. Bevor man einen Vertrag abschließt, sollte man sich also erkundigen, was der Anschluss wirklich schafft. Seit etwa einem Jahr müssen die Anbieter die Auskunft geben.

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