Bertelsmann gibt die berühmte Brockhaus-Enzyklopädie auf. Ein kleiner Teil der Belegschaft bleibt erhalten, um die Online-Aktualisierung der Lexika zu betreuen, die noch bis zum Jahr 2020 laufen soll.
Der Tod war schleichend und lange absehbar: Die 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie in 30 Bänden, schweinsledern, mit Goldschnitt, im Jahr 2006 fertiggestellt und derzeit noch für 2820 Euro zu kaufen, wird die letzte Ausgabe des berühmten Lexikons bleiben. Das allerletzte Lemma - so heißt ein Lexikoneintrag in der Fachsprache - des letzten Bandes lautet 'ZZ Top'. Das erfolgreichste Album der bärtigen Bluesrock-Band dieses Namens hieß 'Eliminator'.
Dass 'Der große Brockhaus' - so der Titel des Nachschlagewerks in früheren Auflagen - zuletzt auch auf einem einzigen kleinen USB-Stick zu haben war, das war bereits seit einigen Jahren Warnung genug gewesen. Schon 2009 hatte sich die Familie Brockhaus von ihren letzten Anteilen getrennt und damit eine über 200-jährige Tradition im Verlagsgeschäft beendet. Die Firma Bibliographisches Institut & F.A.Brockhaus AG, ansässig in Mannheim, wurde damals zerschlagen: Der 'Duden' ging an den großen Schulbuchverlag Cornelsen, der Brockhaus an ein Tochterunternehmen des Gütersloher Bertelsmann-Konzerns.
Gut, wenn man einen zu Hause hat. Nach der aktuellen Auflage wird die Produktion des Brockhaus nämlich eingestellt.
Der dortige Verlag mit dem, was die Printkultur angeht, bereits verräterischen Namen 'Wissenmedia' war seitdem durch zwei Ankündigungen aufgefallen: Man werde die Brockhaus-Inhalte, durch Werbung finanziert, komplett im Internet freischalten; und es werde auf jeden Fall doch noch eine neue gedruckte Ausgabe geben. Beide Vorhaben wurden nicht verwirklicht. Stattdessen wird jetzt der Betrieb, zu dem auch kleinere Nachschlagewerke gehörten, mangels Umsatz eingestellt. Knapp 200 Mitarbeiter sind betroffen, die nun möglichst innerhalb des Konzerns anderweitig unterkommen sollen. Ein kleiner Teil der Belegschaft bleibt erhalten, um die Online-Aktualisierung der Lexika zu betreuen, die noch bis zum Jahr 2020 laufen soll.
Suchmaschinen und Wikipedia machen alphabetisch geordnete Referenzwerke, die einst im antiken Alexandria erfunden worden waren, weitgehend überflüssig. Die im 18. Jahrhundert begründete 'Encyclopúdia Britannica', deren Ausgabe von 2010 man noch gedruckt kaufen kann, wird fortan nur noch digital erscheinen. Wikipedia ist, trotz einigen politisch umstrittenen Einträgen und Autorenschwund, tatsächlich immer besser geworden, das gilt gerade für die deutsche Ausgabe. Und das in bürgerlichen Familien einst beliebte 'Lexikonspiel' ist durch Googeln beim Abendbrot ersetzt worden. Besonders schwer trifft es die großen Enzyklopädien. Die Trauer darüber hat allerdings etwas Symbolisches: Der ganz große Angeber-Brockhaus mag zwar manchem eine eifrig genutzte Bildungsquelle gewesen sein - er war aber in vielen repräsentativen Regalen auch 'Ikone einer profunden Ignoranz', wie es der Leipziger Universitätsbibliothekar Ulrich Johannes Schneider ausdrückt.
Das Ende von Brockhaus - jedenfalls der Enzyklopädie, die Marke wird vielleicht weiterverkauft - bedeutet nicht, dass man mit Referenz- und Bildungsmedien gar kein Geld mehr verdienen könnte. Viele Fach- und Lehrwerke sind weiterhin lukrativ, ob gedruckt oder nur noch online. Das gilt auch für den Schulbuchmarkt, der von der deutschen Kleinstaaterei profitiert.
Der Tod war schleichend und lange absehbar: Die 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie in 30 Bänden, schweinsledern, mit Goldschnitt, im Jahr 2006 fertiggestellt und derzeit noch für 2820 Euro zu kaufen, wird die letzte Ausgabe des berühmten Lexikons bleiben. Das allerletzte Lemma - so heißt ein Lexikoneintrag in der Fachsprache - des letzten Bandes lautet 'ZZ Top'. Das erfolgreichste Album der bärtigen Bluesrock-Band dieses Namens hieß 'Eliminator'.
Dass 'Der große Brockhaus' - so der Titel des Nachschlagewerks in früheren Auflagen - zuletzt auch auf einem einzigen kleinen USB-Stick zu haben war, das war bereits seit einigen Jahren Warnung genug gewesen. Schon 2009 hatte sich die Familie Brockhaus von ihren letzten Anteilen getrennt und damit eine über 200-jährige Tradition im Verlagsgeschäft beendet. Die Firma Bibliographisches Institut & F.A.Brockhaus AG, ansässig in Mannheim, wurde damals zerschlagen: Der 'Duden' ging an den großen Schulbuchverlag Cornelsen, der Brockhaus an ein Tochterunternehmen des Gütersloher Bertelsmann-Konzerns.
Gut, wenn man einen zu Hause hat. Nach der aktuellen Auflage wird die Produktion des Brockhaus nämlich eingestellt.
Der dortige Verlag mit dem, was die Printkultur angeht, bereits verräterischen Namen 'Wissenmedia' war seitdem durch zwei Ankündigungen aufgefallen: Man werde die Brockhaus-Inhalte, durch Werbung finanziert, komplett im Internet freischalten; und es werde auf jeden Fall doch noch eine neue gedruckte Ausgabe geben. Beide Vorhaben wurden nicht verwirklicht. Stattdessen wird jetzt der Betrieb, zu dem auch kleinere Nachschlagewerke gehörten, mangels Umsatz eingestellt. Knapp 200 Mitarbeiter sind betroffen, die nun möglichst innerhalb des Konzerns anderweitig unterkommen sollen. Ein kleiner Teil der Belegschaft bleibt erhalten, um die Online-Aktualisierung der Lexika zu betreuen, die noch bis zum Jahr 2020 laufen soll.
Suchmaschinen und Wikipedia machen alphabetisch geordnete Referenzwerke, die einst im antiken Alexandria erfunden worden waren, weitgehend überflüssig. Die im 18. Jahrhundert begründete 'Encyclopúdia Britannica', deren Ausgabe von 2010 man noch gedruckt kaufen kann, wird fortan nur noch digital erscheinen. Wikipedia ist, trotz einigen politisch umstrittenen Einträgen und Autorenschwund, tatsächlich immer besser geworden, das gilt gerade für die deutsche Ausgabe. Und das in bürgerlichen Familien einst beliebte 'Lexikonspiel' ist durch Googeln beim Abendbrot ersetzt worden. Besonders schwer trifft es die großen Enzyklopädien. Die Trauer darüber hat allerdings etwas Symbolisches: Der ganz große Angeber-Brockhaus mag zwar manchem eine eifrig genutzte Bildungsquelle gewesen sein - er war aber in vielen repräsentativen Regalen auch 'Ikone einer profunden Ignoranz', wie es der Leipziger Universitätsbibliothekar Ulrich Johannes Schneider ausdrückt.
Das Ende von Brockhaus - jedenfalls der Enzyklopädie, die Marke wird vielleicht weiterverkauft - bedeutet nicht, dass man mit Referenz- und Bildungsmedien gar kein Geld mehr verdienen könnte. Viele Fach- und Lehrwerke sind weiterhin lukrativ, ob gedruckt oder nur noch online. Das gilt auch für den Schulbuchmarkt, der von der deutschen Kleinstaaterei profitiert.