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Schuldig!

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Kidnapping, Gruppenvergewaltigung und kaltblütiger Mord - ein indisches Schnellgericht verurteilt die vier Angeklagten nach dem Tod einer jungen Studentin in Delhi, ohne zunächst ein Strafmaß zu verhängen

Nur ein kleiner Kreis bekam den Richterspruch im Gerichtssaal tatsächlich zu hören. Anwesend waren die Angehörigen des Opfers und der vier Angeklagten, die Anwälte und einige ausgewählte Reporter - mehr Menschen hatten gar keinen Zugang zum Vergewaltigungsprozess in Delhi. Dennoch verbreitete sich die Nachricht binnen Sekunden im ganzen Land und über seine Grenzen hinaus: Alle vier Männer sprach Richter Yogesh Khanna in 13Punkten der Anklage schuldig, dazu gehören Kidnapping, Gruppenvergewaltigung und kaltblütiger Mord, wie indische Medien berichteten. Den vier Tätern droht damit entweder lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Das Strafmaß soll am heutigen Mittwoch festgesetzt werden. Die Verteidiger kündigten an, den Schuldspruch vor einem höheren Gericht anzufechten. Vor dem Gericht hatten sich Demonstranten versammelt, die riefen: "Hängt sie, hängt sie."



Mit einer Kerzenandacht demonstrieren indische Frauen für harte Strafen im Vergewaltigungsprozess in Delhi

Die vier Männer, die seit Februar vor einem so genannten Schnellgericht stehen, hatten am 16. Dezember 2012 im Süden Delhis eine junge Frau und ihren Freund in einen Bus gelockt. Den Mann schlugen sie, dann vergewaltigten sie nacheinander die Studentin und folterten sie mit einer Eisenstange. Schließlich warf die Gang ihre beiden Opfer wieder aus dem Bus auf die Straße. Die 23-jährige Studentin lag tagelang auf der Intensivstation in Delhi, wurde schließlich zu Spezialisten nach Singapur verlegt, doch die Ärzte konnte ihr nicht mehr helfen. Am 28. Dezember erlag sie ihren schweren Verletzungen.

Wer sind die Männer, die zu solcher Brutalität fähig waren und deren Tat Indien monatelang aufgewühlt hat? Ihr mutmaßlicher Anführer, Busfahrer Ram Singh, hat den Urteilsspruch nicht mehr erlebt, der 33-Jährige starb bereits am 11. März im Gefängnis, man fand ihn erhängt in seiner Zelle, angeblich war es ein Selbstmord, aber der Verdacht hält sich, dass Singh im Gefängnis gelyncht und sein Mord anschließend vertuscht wurde. Nachbarn haben Singh, der vor 20 Jahren aus einem Dorf in Rajasthan nach Delhi kam, als streitsüchtigen Mann in Erinnerung, der gerne sehr viel trank.

Der jüngste der Angeklagten war schon vor einigen Tagen verurteilt worden, er war zur Tatzeit 17 Jahre alt, als Minderjähriger darf sein Name in Indien nicht genannt werden. Er stammt aus einem Dorf in Uttar Pradesh, das er im Alter von elf Jahren alleine verließ, um in der Stadt Geld zu verdienen. Ein ruhiger, guter Junge sei er gewesen damals, wie sich ein früherer Nachbar erinnerte. Der Jugendliche hatte sich vor einem Jugendgericht zu verantworten, das ihm die mögliche Höchststrafe - drei Jahre Jugendarrest in einer Besserungsanstalt - auferlegte. Über ihn und das von vielen als zu milde empfundene Strafmaß streitet Indien immer noch heftig.

Mukesh Singh, der jüngere Bruder des angeblichen Anführers der Bande, ist Mitte zwanzig, beide lebten im Slum Ravi Dass und schlugen sich dort mit Gelegenheitsjobs durch. Er respektiere Frauen und wolle nichts weiter als hart arbeiten und ein einfaches Leben führen, versicherte der Mann in einem Interview. Nicht weit von den Brüdern Singh entfernt lebte der 20-jährige Vinay Sharma, der einzige in der Gruppe, der die Schule abgeschlossen hat, alle anderen brachen schon in frühen Jahren ab. Sharma arbeitete in einem Fitness-Studio. Noch ein Jahr jünger ist Obstverkäufer Pawan Gupta, 19, der angab, zur Tatzeit mit Sharma auf einem Konzert und gar nicht im Bus gewesen zu sein. Auch die anderen hatten die Tat bestritten. Das Gericht sah es hingegen als erwiesen an, dass alle Angeklagten beteiligt waren, so auch der 28-jährige Hilfsarbeiter Akshay Takhur, der aus dem armen Bundesstaat Bihar stammt.

Fast alle Täter waren nach Delhi gezogen, um dort zu Geld zu kommen. Aber keinem ist der Aufstieg tatsächlich gelungen. Nur das Opfer, die 23-jährige Physiotherapie-Studentin, hatte sich durch ihren Fleiß und ihre Disziplin nach oben gearbeitet. Sie wollte weitermachen mit dem Studium, um später Ärztin zu werden. "Sie hat das auch getan, um uns aus der Armut zu helfen", sagte der Vater nach ihrem Tod. "Sie wollte nicht, dass ich noch in hohem Alter hart arbeiten muss."

Die Inder gaben ihr den Namen Nirbhaya, "die Furchtlose". Sie hatte noch im Sterben eine "furchtlose und mutige" Aussage über den Hergang der Tat gemacht, wie ein Polizist erklärte. Das Gericht konnte sich damit auf den letzten Bericht des Opfers sowie die detaillierten Zeugenaussagen des überlebenden Freundes im Bus stützen, um seine Urteile zu sprechen. Der Freund ist noch immer traumatisiert, weil er alles mit angesehen hat und seiner Freundin nicht helfen konnte. Nach der Tat sagte er: "Ich konnte mir nicht vorstellen, das ein Mensch einem anderen so etwas antun kann."

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