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Guerilla-TV in Griechenland

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Entlassene Rundfunk-Mitarbeiter senden trotz Schließung weiter.

Griechische Internetaktivisten waren schneller als die Regierung in Athen. Sie haben kurz entschlossen eine eigene Gesellschaft mit dem Namen "Nerit" angemeldet. So wollte die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras ihren neuen, stark verkleinerten Radio- und Fernsehsender nennen, der den nach 75 Jahren aus Ersparnisgründen abrupt geschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ERT) ersetzen soll. Sofort, nachdem die Regierung den neuen Namen verkündet hatte, meldeten die Aktivisten die Internet-Domain www.nerit.gr an. Über diese Webseite sind nun Live-Programme zu sehen, die von den entlassenen ERT-Angestellten produziert werden.



Internetaktivisten totzen der Schließung des Senders.

Dies ist nicht die einzige Herausforderung der ERT-Mitarbeiter für Samaras, der wegen der Schließung des Senders auch unter starker Kritik seiner beiden linksgerichteten Koalitionspartner steht. Im Norden Griechenlands, im Raum Ioannina, ist es Technikern des Senders offenbar gelungen, auch über Antenne wieder eine TV-Verbindung aufzubauen. Das Hauptsignal von ERT hatte die Regierung in der Nacht zum vergangenen Mittwoch abschalten lassen. Solche Aktionen der ERT-Leute, die schon unter dem Motto "occupyert" stehen, könnte die Regierung wohl nur verhindern, wenn sie die Stromzufuhr zu den Sendeanlagen kappt. Da dürfte aber die mächtige Gewerkschaft des Stromproduzenten DEI kaum mitmachen.

In der Regierung in Athen wird nun schon ein "Brückenplan" für ERT diskutiert, der die Wiedereröffnung in kleinerer Form beschleunigen könnte. Dafür bräuchte der neue Sender jetzt aber wieder einen neuen Namen. Junge Technikspezialisten aus dem Umfeld der linken Oppositionspartei Syriza sollen die ERT-Leute bei ihren Aktionen unterstützen. Server in Kanada sollen auch reserviert worden sein.

Samaras hat die ERT-Schließung mit der von dem Sender praktizierten "Verschwendung" begründet. Die Regierung muss dringend Stellen im Staatsapparat streichen. ERT ist stark überbesetzt. Dafür sind sowohl die konservative Nea Dimokratia (ND) von Samaras, wie die sozialistische Pasok verantwortlich, die als Regierungsparteien immer wieder eigenes Personal bei ERT untergebracht haben.

Samaras will versuchen, zumindest den Konflikt in der Koalition bei einem Gespräch am kommenden Montag zu entschärfen. Seine Regierungspartner haben verlangt, den Sender weiter arbeiten zu lassen und allenfalls im laufenden Betrieb zu verkleinern. Unterdessen hat das Finanzministerium in Athen die griechische Antikorruptionsbehörde gebeten, eventuelle Unregelmäßigkeiten bei ERT beim Ankauf von technischer Ausrüstung und bei Arbeitsverträgen in der Vergangenheit zu überprüfen.

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