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Festival der Proteste

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Parallel zu den Demonstrationen läuft in Istanbul ein Street-Art-Festival.


Der Juni ist Festivalzeit in Istanbul. Doch in diesem Jahr findet das größte Festival schon seit zwei Wochen statt, umsonst und draußen. Es ist ein Street-Art-Festival mit unbekannten Künstlern, die jede Nacht aktiv werden. Dort, wo die Stadt die Graffitis mit grauer Farbe übermalt, entstehen eigene Wandmuster, die wie Plakate des Protests wirken. Die Gezi-Park-Bewegung verblüfft mit ihrer Kreativität. Im kleinen Park hat sich die protestierende Jugend eine kleine bessere Welt erschaffen, samt Bibliothek und Bühne, 'Revolutionsmarkt' mit Gasmaskenmode und Volksküchen, in denen Toast und Tee umsonst sind. Geld wollen die Platzbesetzer nicht nehmen, um nicht den Verdacht der Käuflichkeit zu erwecken. Wer dagegen Bücher oder Brot bringt, ist hochwillkommen.



Für Street Art läuft während der Proteste in Istanbul ein Festival.

Was brauchen wir noch die Biennale? So fragt der südafrikanische Performance-Künstler Kendell Geers, der sich in Istanbul unter die Demonstranten gemischt hat. Der Gezi-Park sei doch 'die größte Installation', sagte Geers der Zeitung Radikal. Filmemacher, Theaterautoren, Schriftsteller verkünden, sie zögen ihre größte Inspiration jetzt aus den Aktionen im Park. Schauspieler und Orchestermusiker haben ihre eigenen Gründe für den Protest. Schließlich will die Regierung alle Staatstheater und die Staatsoper privatisieren, was erst einmal die Schließung dieser Bühnen und Chöre bedeuten dürfte. In den Staatstheatern sind die Eintrittskarten hochsubventioniert und damit oft billiger als im Kino. Istanbuls Filmtheaterbesitzer gehören zu den Opfern der Revolte. Ihre Säle bleiben seit Tagen leer, das junge Volk geht lieber nachts in den Gezi-Park, statt sich von Hollywood locken zu lassen. Selbst Kinoticket zum halben Preis plus Popcorn ziehen nur wenige an.

Die üblichen Festivals gibt es trotzdem. Das 41. Musik-Festival, getragen von der privaten Istanbuler Kulturstiftung, hat internationale Stars verpflichtet. Das Finale der Konzertreihe in der 1300 Jahre alten Hagia Irene bestreiten am 29. Juni der russische Geiger Maxim Vengerov und das private Borusan Philharmonie-Orchester. Ebenso privat sind die Jazztage in diesem Monat. Das vom Aus bedrohte türkische Staatsorchester wiederum hat schon entschieden, wo es spielen will: auf dem Taksim Platz.

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