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Die Rückkehr der Taucher

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Reiseveranstalter müssen ziemlich flexibel reagieren. Das lässt sich zurzeit exemplarisch im Nahen Osten beobachten. Kaum hatte das Auswärtige Amt den Reisehinweis für die ägyptische Sinai-Halbinsel entschärft, waren wegen der Zuspitzung in Israel Rundreisen durch dieses Land nicht mehr möglich. Ob es angesichts der Entwicklung eine wirklich gute Idee einiger Reiseunternehmen ist, ihr Angebot für das Nachbarland Jordanien auszubauen, das wird sich erst noch zeigen.



Träumen von der Tiefe: Auch die Tauch-Urlauber wollen mehr Flexibilität

Doch es gibt nicht nur unangenehme Überraschungen aus dieser bei deutschen Urlaubern vor allem im Winter beliebten Region. Der Tourismus kehrt zurück nach Ägypten. Die Hotels am Roten Meer sind schon wieder fast so gut gebucht wie früher. Die Taucher tauchen wieder auf. Nur der Kulturtourismus nach Luxor und Assuan ist noch nicht wieder in Gang gekommen. Von den Nilschiffen fährt nur ein kleiner Teil wieder zu Kreuzfahrten aus.

„Ägypten ist die Überraschung dieses Jahres“, sagt schon jetzt Dietmar Gunz, der Mehrheitseigner der FTI Group. Gunz hatte sich vor einem Jahr ebenfalls ziemlich optimistisch gezeigt, was Ägypten angeht. Im Frühjahr war dann der ägyptische Milliardär Samih Sawiris bei FTI und den RTK Reisebüros eingestiegen. Sawiris gehören 19 000 Hotelbetten – unter anderem in Andermatt und El Gouna. Er kann jetzt auf eine schlagkräftigere Vermarktung durch die insgesamt 11 400 Reisebüros des FTI-Verbundes hoffen. Gunz sieht sich mit 85wöchentlichen Verbindungen von 20Flughäfen aus sowie mit dem Angebot von 159 Hotels und neun Nilschiffen als „unangefochtener Marktführer“ in Ägypten, wo der Tourismus seit Beginn des arabischen Frühlings in der Krise steckte – also nun schon dreieinhalb Jahre.

FTI will nun im Winter sein Kreuzfahrtschiff MS Berlin bis Ende Februar ins Rote Meer schicken und eine Kombination aus Badeurlaub in Ägypten und Kulturreise in Jordanien anbieten. Die ohnehin schon günstigen Reisen nach Ägypten werden im Winter noch einmal billiger wegen des für die deutschen Urlauber vorteilhaften Wechselkurses. Thomas Cook und Neckermann geben diesen Vorteil mit um minus drei Prozent angepassten Preisen an ihre Kunden weiter, hieß es jetzt bei einer Veranstaltung in Rottach-Egern. Um eine Buchung in Ägypten zu erleichtern, bieten mehrere Veranstalter die Möglichkeit, noch bis einige Zeit vor der Abreise kostenlos auf andere Ziele umzubuchen.

Beim Reiseportal Holiday Check sieht man einen Zusammenhang zwischen der Rückkehr von Ägypten und der Entwicklung in Tunesien: Dort gingen die Buchungen um 9,4 Prozent zurück. Auch die Preise sinken leicht, nämlich um ein Prozent. Den größten Nachlass gibt es für Fernreisen nach Thailand, die fünf Prozent günstiger werden. Das Land reagiert darauf, dass nach etlichen politischen Unruhen doch deutlich weniger Urlauber hinfahren, obwohl sich die Demonstrationen auf Bangkok konzentrieren und in den beliebten Küstenorten wenig zu spüren sind.

Inzwischen informieren sich fast alle Käufer von Pauschalreisen zuerst im Internet, immerhin 90 Prozent. Danach aber sucht in Deutschland immer noch ein hoher Prozentsatz den persönlichen Kontakt im Reisebüro zum Fachmann oder in den meisten Fällen zur Fachfrau. Diese verfügen inzwischen über kleine und große Bildschirme, auf denen sie bewegte Informationen zeigen können. Den klassischen Reisekatalog gibt es zwar noch, doch dessen Bedeutung nimmt langsam, aber stetig ab. Reine Internetanbieter hatten nie einen.

Auf diesen Trend reagiert die DER Touristik Köln mit einem neuen Veranstalter ganz ohne Kataloge. „Mit Travelix sind wir unter den großen Reiseveranstaltern ein Vorreiter des papierlosen Reiseverkaufs“, sagt DER-Chef Sören Hartmann. Die Preise seien so aktuell und scharf kalkuliert, „dass sie bei Erscheinen eines Kataloges schon überholt wären“. Thomas Cook bringt für seine Fernreisen einen gedruckten Katalog nur noch einmal im Jahr heraus, den Preisteil allerdings weiterhin für Sommer und Winter getrennt.

Generell streben die Reiseveranstalter nach immer individuelleren Angeboten. Der Urlauber soll möglichst nicht merken, dass er einer von vielen Millionen Kunden der Reiseindustrie ist. So setzt der Studienreise-Spezialist Studiosus auf kleinere Hotels und Begegnungen, die nur in kleinen Gruppen möglich sind. Ein Beispiel: Mit jungen Neapolitanern geht es abends hinab in Katakomben, wo sich frühe Christen vor fast 2000 Jahren versteckten. Bei der Tui kann man am Mittelmeer einen Urlaubstag individuell gestalten, es gibt den Ausflug aus dem Baukasten. Thomas Cook bietet Sicherheit für durstige Norwegen-Urlauber in Form eines vorab buchbaren Getränkepaketes zum Festpreis.

Ob der reiseerfahrene Urlauber von heute auf einen Reiseleiter auch gut verzichten kann, das ließ Cook-Chef Michael Tenzer untersuchen. Das Ergebnis: Für sehr viele Pauschalreisende trägt der Reiseleiter entscheidend dazu bei, ob jemand zufrieden heimkehrt. Die Schlussfolgerung: Den Reiseleiter wird es weiter geben. Er wird sich aber umstellen müssen. Die Sprechstunden in den Hotelhallen werden weniger. Thomas Cook rüstet seine Reiseleiter mit Tablet Computern aus. Sie sind dann technisch in der Lage, Fragen von Gästen immer zu beantworten. Theoretisch rund um die Uhr, in der Praxis wohl – wie bisher – nach dem Frühstück oder abends nach der Rückkehr ins Hotel. Tagsüber genießen Urlauber Sonne und Strand – die Reiseleiter dürfen sich dann ebenfalls erholen.

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