Er öffnete die Tür, die Zeitung lag schon wieder neben der Treppe, mitten im Blumenbeet. Wenn er diesen Zustellburschen in die Finger bekäme, dem würd er was erzählen ... von wegen ordentlicher Zustellung und so. Beugte sich hinunter, zog an der Zeitung - natürlich, mitten im Stachelbusch gelandet. Er zerrte, hörte das Ratschen und fragte sich missmutig, welcher Artikel jetzt wohl dran glauben musste. Brummig stopfte er sich die Zeitung in die Tasche seines Bademantel und versuchte, die Zeitungsreste herauszupflücken.
Autsch! Hastig zog er seine Hand zurück und begutachtete seinen Handrücken. Auch das noch, vier feine Risse waren zu sehen, aus dem linken quoll langsam aber stetig ein kleiner Blutstropfen hervor. Verdammte Dornen, irgendwann würde er ihn ausgraben und auf dem Kompost werfen. Er schaute herunter, kaum noch Papierfetzen zu sehen, so könnte man es durchgehen lassen. Plötzlich wurde sein Blick aufmerksam, ganz unten am Stamm war eine Bewegung zu sehen gewesen. Er trat näher, schob vorsichtig mit dem Pantoffel den vorderen Ast beiseite. Da lag etwas. Ein winziges, zerrupft wirkendes, jämmerliches Bündel. Als der Ast aus dem Weg war, griff er vorsichtig in die Lücke. Tastete langsam hinunter, spürte dreckverklebtes Fell an seinen Fingerspitzen. Kalt fühlte es sich an, zögernd hielt er inne. Ein totes Etwas anfassen? Vielleicht sollte er es einfach liegenlassen, die Natur würde schon ihr Werk tun und in wenigen Tagen wäre nichts mehr übrig.
Während er noch so dastand und in den Busch hineinblickte, bewegte sich unter seinen Fingerspitzen etwas. Kaum merklich strichen diese klebrigen, dreckverschmierten Fellspitzen über seine Fingerkuppen. Er beugte sich noch etwas tiefer, umfasste dieses winzige Fellknäuel mit der Hand und zog es behutsam an Dornen und Ast vorbei ans Licht. Musterte es, drehte es im fahlen Morgenlicht hin und her. Wie klein das Ding war, gerade mal eine Handvoll ... und wie schmutzig. Er hielt es auf Armeslänge von sich, drehte sich um und marschierte durch die offene Haustür direkt ins Bad. Riss ein Handtuch aus dem Regal, warf es in das Waschbecken und platzierte dieses kleine, graue, dreckige Etwas darauf. Hatte er sich doch getäuscht? War die Bewegung nur Einbildung gewesen? Ein kleiner Windhauch, der ihn genarrt hatte? Leben vortäuschte, wo doch keins mehr war?
Vorsichtig hob er das Handtuch hoch, behutsam darauf bedacht, dem kleinen Wesen (falls es denn noch lebte) kein Leid anzutun. Ließ warmes Wasser laufen, benetzte seine Hand damit und begann, das Wasser vorsichtig über das Fell zu träufeln. Immer wieder, sah zu, wie der Schmutz sich löste, in kleinen Schlammfurchen in das Handtuch sickerte. Warum musste es auch ein weißes Handtuch sein, welches er in der Eile herausgezogen hatte. Weil du nur weiße Handtücher hast, dachte er bei sich. Er blickte wieder auf das kleine Etwas hinab, das Wasser hatte sein Werk getan und nun lag da eine winzige Katze vor ihm. Ganz zusammengerollt, den Kopf wie zum Schutz zwischen den Vorderpfoten verborgen. Er zog ein neues Handtuch hervor, rieb leicht über das nasse Fell, ganz vorsichtig darauf bedacht, sanft zu streicheln, nur die Nässe vorsichtig fortzunehmen.
Da - es rührte sich tatsächlich was. Kaum wahrzunehmen, aber es war da. Das Bündel atmete. Ganz sacht bewegte sich das Fell, jetzt die linke Pfote, die über einem zerknittert wirkendem Ohr lag. Rasch zog er ein neues Tuch aus dem Fach, bettete das winzige Geschöpf vorsichtig um und trug es hinüber in die Küche. Bettete es direkt neben dem warmen Ofen in den mit alten Zeitungen gefüllten Weidenkorb und trat einen Schritt zurück. Beobachtete, beugte sich wieder vor, stubste sanft mit dem Zeigefinger in das jetzt wie ein graues Wollknäuel wirkende Bällchen. Zupfte das Handtuch höher, mehr Wärme schaffend, trat wieder zurück und wartete. Sah aus den Augenwinkeln seine Tasse Kaffee stehen, tastete langsam danach. Das Bällchen regte sich, die Beine streckten sich, langsam der ganze Körper. Ob es jetzt stirbt, dachte er betroffen. Vielleicht war es schon kurz davor und ich habe es ihm nur erleichtert. Ein wenig wärmer gemacht, nicht so kalt wie unter dem Busch.
Er setzte sich, zog seine Tasse zu sich heran. Alles, ohne das Bündel aus den Augen zu lassen. Es streckte sich weiter, drehte langsam den Kopf, das zerknitterte Ohr blieb weiter zerknittert, das andere entfaltete sich, stellte sich auf, drehte sich. Gebannt beugte er sich hinunter, sah jede Bewegung, jedes Zittern der winzigen Schnurrhaare. Und fuhr zurück! Er schaute jetzt in ein paar tiefblaue Augen, ohne Vorwarnung hatten sie sich geöffnet, starrten ihn an. Sahen ihn an, als ob sie ihn kennen würden, wiedererkennen, besitzergreifend, auffordernd. Nimm mich hoch, wärme mich, gib mir zu Essen! Wieder beugte er sich herunter, schob seine Hand langsam unter das kleine Fellbündel. Hob es hoch. Wie klein es war, füllte gerade seine hohle Hand aus, rollte sich wieder zusemmen, 2 Pfoten mit winzigen Krallen umschlossen seinen Daumen. Als wüsste es nun, das alles gut werden würde.
Es war dunkel geworden, er saß im Wohnzimmer. Das Feuer im Kamin brannte, seine Pfeife ruhte im Aschenbecher. Kalt, noch keinen Zug hatte er sich heute gegönnt. Auf seinem Schoß lag ein winziges Fellbündel. Zusammengerollt, schlafend. Der kleine pralle Bauch hob und senkte sich, wenn man ganz still war, hörte man ein leises Brummen. Zärtlich strich der alte Mann über das Fell, seine von vieler Arbeit vernarbten Handflächen umschlossen das kleine Geschöpf. Es schmiegte sich in die Höhle, die Pfoten stemmten sich im Schlaf dagegen, das leise Brummen ging in ein zufriedenes Schmatzen über. So saß der alte Mann noch lange in die Nacht hinein, bewachte das winzige Wesen und träumte von kommenden Zeiten. Zeiten, in denen ein kleiner Kater ihm Gesellschaft leisten würde.
Willkommen kleiner Tikka!
Autsch! Hastig zog er seine Hand zurück und begutachtete seinen Handrücken. Auch das noch, vier feine Risse waren zu sehen, aus dem linken quoll langsam aber stetig ein kleiner Blutstropfen hervor. Verdammte Dornen, irgendwann würde er ihn ausgraben und auf dem Kompost werfen. Er schaute herunter, kaum noch Papierfetzen zu sehen, so könnte man es durchgehen lassen. Plötzlich wurde sein Blick aufmerksam, ganz unten am Stamm war eine Bewegung zu sehen gewesen. Er trat näher, schob vorsichtig mit dem Pantoffel den vorderen Ast beiseite. Da lag etwas. Ein winziges, zerrupft wirkendes, jämmerliches Bündel. Als der Ast aus dem Weg war, griff er vorsichtig in die Lücke. Tastete langsam hinunter, spürte dreckverklebtes Fell an seinen Fingerspitzen. Kalt fühlte es sich an, zögernd hielt er inne. Ein totes Etwas anfassen? Vielleicht sollte er es einfach liegenlassen, die Natur würde schon ihr Werk tun und in wenigen Tagen wäre nichts mehr übrig.
Während er noch so dastand und in den Busch hineinblickte, bewegte sich unter seinen Fingerspitzen etwas. Kaum merklich strichen diese klebrigen, dreckverschmierten Fellspitzen über seine Fingerkuppen. Er beugte sich noch etwas tiefer, umfasste dieses winzige Fellknäuel mit der Hand und zog es behutsam an Dornen und Ast vorbei ans Licht. Musterte es, drehte es im fahlen Morgenlicht hin und her. Wie klein das Ding war, gerade mal eine Handvoll ... und wie schmutzig. Er hielt es auf Armeslänge von sich, drehte sich um und marschierte durch die offene Haustür direkt ins Bad. Riss ein Handtuch aus dem Regal, warf es in das Waschbecken und platzierte dieses kleine, graue, dreckige Etwas darauf. Hatte er sich doch getäuscht? War die Bewegung nur Einbildung gewesen? Ein kleiner Windhauch, der ihn genarrt hatte? Leben vortäuschte, wo doch keins mehr war?
Vorsichtig hob er das Handtuch hoch, behutsam darauf bedacht, dem kleinen Wesen (falls es denn noch lebte) kein Leid anzutun. Ließ warmes Wasser laufen, benetzte seine Hand damit und begann, das Wasser vorsichtig über das Fell zu träufeln. Immer wieder, sah zu, wie der Schmutz sich löste, in kleinen Schlammfurchen in das Handtuch sickerte. Warum musste es auch ein weißes Handtuch sein, welches er in der Eile herausgezogen hatte. Weil du nur weiße Handtücher hast, dachte er bei sich. Er blickte wieder auf das kleine Etwas hinab, das Wasser hatte sein Werk getan und nun lag da eine winzige Katze vor ihm. Ganz zusammengerollt, den Kopf wie zum Schutz zwischen den Vorderpfoten verborgen. Er zog ein neues Handtuch hervor, rieb leicht über das nasse Fell, ganz vorsichtig darauf bedacht, sanft zu streicheln, nur die Nässe vorsichtig fortzunehmen.
Da - es rührte sich tatsächlich was. Kaum wahrzunehmen, aber es war da. Das Bündel atmete. Ganz sacht bewegte sich das Fell, jetzt die linke Pfote, die über einem zerknittert wirkendem Ohr lag. Rasch zog er ein neues Tuch aus dem Fach, bettete das winzige Geschöpf vorsichtig um und trug es hinüber in die Küche. Bettete es direkt neben dem warmen Ofen in den mit alten Zeitungen gefüllten Weidenkorb und trat einen Schritt zurück. Beobachtete, beugte sich wieder vor, stubste sanft mit dem Zeigefinger in das jetzt wie ein graues Wollknäuel wirkende Bällchen. Zupfte das Handtuch höher, mehr Wärme schaffend, trat wieder zurück und wartete. Sah aus den Augenwinkeln seine Tasse Kaffee stehen, tastete langsam danach. Das Bällchen regte sich, die Beine streckten sich, langsam der ganze Körper. Ob es jetzt stirbt, dachte er betroffen. Vielleicht war es schon kurz davor und ich habe es ihm nur erleichtert. Ein wenig wärmer gemacht, nicht so kalt wie unter dem Busch.
Er setzte sich, zog seine Tasse zu sich heran. Alles, ohne das Bündel aus den Augen zu lassen. Es streckte sich weiter, drehte langsam den Kopf, das zerknitterte Ohr blieb weiter zerknittert, das andere entfaltete sich, stellte sich auf, drehte sich. Gebannt beugte er sich hinunter, sah jede Bewegung, jedes Zittern der winzigen Schnurrhaare. Und fuhr zurück! Er schaute jetzt in ein paar tiefblaue Augen, ohne Vorwarnung hatten sie sich geöffnet, starrten ihn an. Sahen ihn an, als ob sie ihn kennen würden, wiedererkennen, besitzergreifend, auffordernd. Nimm mich hoch, wärme mich, gib mir zu Essen! Wieder beugte er sich herunter, schob seine Hand langsam unter das kleine Fellbündel. Hob es hoch. Wie klein es war, füllte gerade seine hohle Hand aus, rollte sich wieder zusemmen, 2 Pfoten mit winzigen Krallen umschlossen seinen Daumen. Als wüsste es nun, das alles gut werden würde.
Es war dunkel geworden, er saß im Wohnzimmer. Das Feuer im Kamin brannte, seine Pfeife ruhte im Aschenbecher. Kalt, noch keinen Zug hatte er sich heute gegönnt. Auf seinem Schoß lag ein winziges Fellbündel. Zusammengerollt, schlafend. Der kleine pralle Bauch hob und senkte sich, wenn man ganz still war, hörte man ein leises Brummen. Zärtlich strich der alte Mann über das Fell, seine von vieler Arbeit vernarbten Handflächen umschlossen das kleine Geschöpf. Es schmiegte sich in die Höhle, die Pfoten stemmten sich im Schlaf dagegen, das leise Brummen ging in ein zufriedenes Schmatzen über. So saß der alte Mann noch lange in die Nacht hinein, bewachte das winzige Wesen und träumte von kommenden Zeiten. Zeiten, in denen ein kleiner Kater ihm Gesellschaft leisten würde.
Willkommen kleiner Tikka!