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„Der Protest bringt uns zusammen"

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Eigentlich haben sich Kemalisten, Kurden und andere Gruppen stets gegenseitig bekämpft. Im Zuge der türkischen Aufstände kommen sie sich näher. Yusuf As vom Jugendverband DIDF erzählt, wie die deutsch-türkische Community die aktuellen Ereignisse erlebt.

jetzt.de: Auf eurer Homepage berichtet ihr fast täglich über die Situation in Istanbul und ruft zu Soli-Aktionen auf. Wie sehen diese aus?
Yusuf As:
Bundesweit werden in vielen Städten Demos und Mahnwachen organisiert. In einigen Städten mittlerweile fast täglich. Die Demos sind zum Teil sehr groß – in Köln und Berlin waren es etwa 5000 - 10000, in Mannheim und Stuttgart einige tausend Menschen. Uns ist aufgefallen, dass auf den Demos vor allem Jugendliche stark vertreten sind. Es herrscht unter ihnen eine große Solidarität mit der kämpfenden Jugend in der Türkei.

Wie sieht die Solidarität aus?
Wir erleben seitens der Jugend große Unterstützung für die Proteste. Normalerweise machen wir nicht die besten Erfahrungen bei politischen Veranstaltungen, etwa wenn es um Angriffe auf Gewerkschaften in der Türkei geht. Eigentlich interessieren sie sich nicht wirklich für die Politik der Türkei. Aber wenn wir zu den Protesten in Istanbul etwas machen, merkt man, dass die Jungendlichen diesbezüglich sehr offen sind. Sie sind sehr interessiert und sprechen uns an, wenn wir etwa vor Schulen flyern. Sie wollen alle möglichen Dinge über die aktuelle Situation in der Türkei wissen.




Yusuf As ist Büroleiter der DIDF Jugend, der Föderation demokratischer Arbeitervereine.

Gibt es auch deutsch-türkische Jugendliche die nicht hinter den Protesten stehen? Ja. Aber die kommen meist aus der Jugend der alten islamischen Szene. AKP-nahe Organisationen, wie etwa die in Deutschland ansässige, islamische Organisation DITIP, oder die länderübergreifende aktive Organisation Millî Görüş (Anm. d. Red.: vom Bundesamt für Verfassungsschutz als „antidemokratisch" eingestuft), distanzieren sich von den Protesten. Man sieht das etwa auf Facebook, da versuchen sie, ihre eigenen Jugendlichen vor den Protesten zurückzuhalten und machen Propaganda für die AKP.

Sieht man in Deutschland auch zerstrittene Gruppen wie etwa Aleviten, Sunniten und Kurden gemeinsam demonstrieren?

Ja, aber erst seit kurzem. Kemalisten, Kurden und andere haben sich gegenseitig stets bekämpft. Die kamen selten auf einen grünen Zweig. In Deutschland war das ähnlich. Es war nahezu unmöglich so unterschiedliche Gruppen und Organisationen an einen Tisch zu bringen. Jetzt sind auf den Soli-Demos plötzlich Türkei- und Kurdistanfahnen zu sehen. Hin und wieder kommt es aber schon zu kleinen Wortgefechten zwischen den Teilnehmern und sie werfen sich blöde Sprüche an den Kopf. Im Großen und Ganzen funktioniert das Miteinander aber gut. Der Protest bringt uns zusammen.

Von wem werden die Soli-Demos organisiert?
Meistens werden die Demos von türkischen Organisationen veranstaltet. Es gibt manchmal aber auch spontane Protestaufrufe von türkischen Jugendlichen. Die Teilnehmer sind dann meist Leute, die zum ersten Mal auf einer Demo sind.

Kommen mehr Junge oder Alte auf die Demos?
In der Türkei sind ja die Jugendlichen an vorderster Front, die haben einfach mehr Kraft dafür. Das spiegelt sich auch hier. In Deutschland sind die Proteste aber im Gegensatz zu Istanbul, wo die Demonstranten von der ersten Minute an von der Polizei mit exzessiver Gewalt angegriffen wurden, friedlich. Hier in Deutschland muss man nicht gegen die Polizei ankämpfen. Die Jungen sind generell auch hier motivierter als die Älteren. Sie nehmen schon mal schneller ein Transpi oder eine Fahne in die Hand und gehen vorne mit.


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