Man darf keinen Tag vor dem Abend loben, besonders nicht den Gedenktag, aber auch nach Einbruch der Dunkelheit sieht es so aus, als könnte der 13. Februar 2014 für Dresden eine kleine Zeitenwende bedeuten. Es sieht so aus, als seien seine Bürger zumindest vorläufig einen Ungeist losgeworden, der hier seit Ende der Neunziger in jedem Februar verlässlich spukt. Damals hatten Rechtsextreme begonnen, die Jahrestage der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg für die Darstellung ihrer klitternden Version der Geschichte zu nutzen. Zeitweise galt ihr Aufmarsch als der größte dieser Art in Europa. Die Stadt brauchte lange, um den Rechten etwas entgegenzusetzen, sie fokussierte schließlich auf das Werkzeug der Menschenkette. Diese ist zwar von hohem symbolischen Wert, faktisch mürbegemacht aber wurden die Rechtsextremen durch etwas anderes. Vor allem linke Gruppen waren es, die zu dem Entschluss kamen, dass sich die Menschen den braunen Demonstranten am besten selbst entgegensetzen sollten. Mit Sitzblockaden, organisiert durch das Bündnis „Dresden nazifrei“, wurden die Rechtsextremen behindert, Jahr für Jahr mit wachsendem Erfolg. Vor vier Jahren schließlich gelang es den Blockierern das erste Mal, den Aufmarsch zu verhindern.
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Menschenkette zum Gedenken der Opfer der Zerstörung Dresdens im 2.Weltkrieg
Ein Jahr später erreichten die Auseinandersetzungen zwischen Linken, Rechten und der Polizei einen Höhepunkt der Gewalt. In dessen Folge laufen noch heute Prozesse, verlor ein Polizeichef sein Amt und wurde eine Abfrage vom Dresdner Landgericht für rechtswidrig erklärt, bei der eine Million Datensätze von Handynutzern eingesammelt worden waren. Ermittelt wurde auch gegen jene, die nicht etwa Steine geschmissen oder Polizisten angegriffen, sondern den Weg der genehmigten Demonstrationsroute der Rechtsextremen blockiert hatten. Ihnen wurde ein Verstoß gegen das sächsische Versammlungsgesetz vorgeworfen, auch gegen Politiker vor allem der Linken wie André Hahn oder Bodo Ramelow wurden Verfahren eröffnet.
Aus Sicht der Blockierer wiegen die juristischen Widrigkeiten weniger als der seit 2010 stete Rückgang der Zahl rechtsextremer Demonstranten. Für dieses Jahr hatten diese gleich gar keinen Aufmarsch angemeldet, stattdessen wollten sie eine Kundgebung vor der Frauenkirche abhalten – das Oberverwaltungsgericht untersagte dies. Es langte dann nur für ein Erfölgchen: Am Vorabend des 13. Februar demonstrierten 500 Rechtsextreme in der Stadt, 1000Gegendemonstranten nutzten dies für ein „Warm-up“. Es blieb friedlich. Am Donnerstag besuchten 11000 Menschen alle möglichen Veranstaltungen, vom Rundgang auf Spuren in Dresden lebender Täter bis zum stillen Gedenken an der Frauenkirche. Rechten Kräften fiel nicht mehr ein, als sich hier und dort in die Menschenkette zu mogeln und Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) in einem orientierungsschwachen Moment ein gemeinsames Erinnerungsfoto abzuluchsen.
Sollten die Rechtsextremen den 13. Februar in Dresden tatsächlich aufgegeben haben, stellen sich den Dresdnern nun zwei Fragen. Erstens: Wie soll das Gedenken in Zukunft aussehen? In den vergangenen Jahren konzentrierte sich notwendigerweise viel Aufmerksamkeit auf die Abwehr der Aufmärsche. Zweitens: Auf welchen Ort, auf welches Datum werden sich die Rechtsextremen stattdessen verlegen? Dresden hat bei den Blockaden der Aufmärsche stets viel Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten, unter den Blockierern gibt es den Wunsch, sich dafür zu revanchieren, wo und wann es nötig ist. Denn ein alter Satz des Dresdner Schriftstellers Erich Kästner gilt ja weiterhin. Dieser Satz hat in Dresden an Beliebtheit stark zugelegt, viele Kultureinrichtungen haben ihn nun vor dem Jahrestag wieder plakatiert. Man kann in diesem Satz eine Aufforderung lesen, oder ein frühes Eintreten von Kästner für die Zulässigkeit von Sitzblockaden. Der Satz lautet: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“

Menschenkette zum Gedenken der Opfer der Zerstörung Dresdens im 2.Weltkrieg
Ein Jahr später erreichten die Auseinandersetzungen zwischen Linken, Rechten und der Polizei einen Höhepunkt der Gewalt. In dessen Folge laufen noch heute Prozesse, verlor ein Polizeichef sein Amt und wurde eine Abfrage vom Dresdner Landgericht für rechtswidrig erklärt, bei der eine Million Datensätze von Handynutzern eingesammelt worden waren. Ermittelt wurde auch gegen jene, die nicht etwa Steine geschmissen oder Polizisten angegriffen, sondern den Weg der genehmigten Demonstrationsroute der Rechtsextremen blockiert hatten. Ihnen wurde ein Verstoß gegen das sächsische Versammlungsgesetz vorgeworfen, auch gegen Politiker vor allem der Linken wie André Hahn oder Bodo Ramelow wurden Verfahren eröffnet.
Aus Sicht der Blockierer wiegen die juristischen Widrigkeiten weniger als der seit 2010 stete Rückgang der Zahl rechtsextremer Demonstranten. Für dieses Jahr hatten diese gleich gar keinen Aufmarsch angemeldet, stattdessen wollten sie eine Kundgebung vor der Frauenkirche abhalten – das Oberverwaltungsgericht untersagte dies. Es langte dann nur für ein Erfölgchen: Am Vorabend des 13. Februar demonstrierten 500 Rechtsextreme in der Stadt, 1000Gegendemonstranten nutzten dies für ein „Warm-up“. Es blieb friedlich. Am Donnerstag besuchten 11000 Menschen alle möglichen Veranstaltungen, vom Rundgang auf Spuren in Dresden lebender Täter bis zum stillen Gedenken an der Frauenkirche. Rechten Kräften fiel nicht mehr ein, als sich hier und dort in die Menschenkette zu mogeln und Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) in einem orientierungsschwachen Moment ein gemeinsames Erinnerungsfoto abzuluchsen.
Sollten die Rechtsextremen den 13. Februar in Dresden tatsächlich aufgegeben haben, stellen sich den Dresdnern nun zwei Fragen. Erstens: Wie soll das Gedenken in Zukunft aussehen? In den vergangenen Jahren konzentrierte sich notwendigerweise viel Aufmerksamkeit auf die Abwehr der Aufmärsche. Zweitens: Auf welchen Ort, auf welches Datum werden sich die Rechtsextremen stattdessen verlegen? Dresden hat bei den Blockaden der Aufmärsche stets viel Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten, unter den Blockierern gibt es den Wunsch, sich dafür zu revanchieren, wo und wann es nötig ist. Denn ein alter Satz des Dresdner Schriftstellers Erich Kästner gilt ja weiterhin. Dieser Satz hat in Dresden an Beliebtheit stark zugelegt, viele Kultureinrichtungen haben ihn nun vor dem Jahrestag wieder plakatiert. Man kann in diesem Satz eine Aufforderung lesen, oder ein frühes Eintreten von Kästner für die Zulässigkeit von Sitzblockaden. Der Satz lautet: „An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.“