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In schlechter Gesellschaft

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Das kleine Wort „stan“ ist ein echter Welterfolg, trotzdem will Kasachstan die Nachsilbe nun loswerden und künftig anders heißen. In der engeren Wahl ist Kasach Eli, Land der Kasachen. Mit der Umbenennung hofft Präsident Nursultan Nasarbajew, den Ruf seines Landes zu verbessern. Neben Russland und China grenzt Kasachstan an eine Reihe anderer -stans in Zentralasien: Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan. Größere Sorge bereitet den Kasachen aber eine mögliche Verwechslung mit den von Krieg und Terrorismus gebeutelten Afghanistan und Pakistan in Südasien. Ausländer interessierten sich zum Beispiel für die kleine Mongolei, klagte Nasarbajew jüngst, „in ihrem Namen fehlt die Endung -stan.“



Blick vom Regierungssitz in Kasachstans Hauptstadt Astana - der Präsident sucht hier nach einem neuen Namen für sein Land.

Stan stammt aus dem Persischen und bedeutet „Ort des“ oder „Heimat von“, es findet sich gleichermaßen im Englischen „stand“ und im lateinischen „stare“ wieder, beides bedeutet „stehen“. Im Russischen heißt stan Siedlung oder Lager, die deutsche Stadt ist nach Maßstäben der Sprachwissenschaft auch nicht weit entfernt. Es geht also immer irgendwie um den Flecken Erde, auf dem man sich gerade befindet. Der Flecken, auf dem Kasachstan sich befindet, ist im Vergleich mit allen anderen Staaten der Erde der neuntgrößte, wenngleich dort nur knapp 17 Millionen Menschen leben – weniger als in Nordrhein-Westfalen. Trotz seiner Ausmaße wurde Kasachstan einer breiten Öffentlichkeit erst bekannt, als sich vor einigen Jahren der britische Komiker Sacha Baron Cohen als kasachischer Journalist Borat ausgab und die westliche Welt mit erfundenen Bräuchen aus seiner angeblichen Heimat schockierte. Die Regierung reagierte erst erbost, später bedankte sich der Außenminister: Nach Borat habe das Land einen Tourismusboom erfahren, die Visaanträge hätten sich verzehnfacht.

Der 73-jährige Nasarbajew, der das Land seit dem Ende der Sowjetunion beherrscht, ohne besonderen Wert auf Menschenrechte und Demokratie zu legen, ließ schon mehrfach Orte und Namen austauschen. Gleich nach Erlangung der Unabhängigkeit wurde die alte Hauptstadt Alma-Ata in Almaty umbenannt. 1997 wurde sie ins mehr als tausend Kilometer nördlich gelegene Astana versetzt. Die Stadt Semipalatinsk, bekannt für das in der Nähe befindliche Atomwaffentestgelände, heißt heute Semej. Das kann sich bald wieder ändern: Der Journalistenverband hat vorgeschlagen, sie in Abai umzubenennen, zu Ehren des Dichters Abai Qunanbajuly, der aus der Gegend stammt.

Im 18.Jahrhundert, als die meisten Städte gegründet wurden, stand das Land unter Herrschaft der russischen Zaren. Nach 1991 haben Hunderttausende Russen und auch Deutsche Kasachstan verlassen, der Anteil der Kasachen stieg schnell von 40 auf 64 Prozent. Eine Kommission von Namenskundlern arbeitet seitdem daran, russische Namen durch kasachische zu ersetzen. Laut Berechnungen örtlicher Medien wurden in den ersten 15 Jahren der Unabhängigkeit die Bezeichnungen von drei Kreisen, zwölf Städten und 957 kleineren Ortschaften geändert. Seit vergangenem Jahr wird auch der Name der Hauptstadt wieder diskutiert. Astana bedeutet nämlich nichts anderes als: Hauptstadt. Ein aussichtsreicher Vorschlag lautet: Nursultan.

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