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Zerrissener Dreier

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Wir waren eine kleine Einheit, A., T. und ich. Wir schnitten einander im Garten die Haare, tranken dazu Rotwein und hörten Vengaboy. Gingen zusammen tanzen, zum Arzt und zum Baumarkt, hielten uns im Arm, schauten Schwarzweißfilme und aßen dabei Schokowaffeln. Bis zu einem Abend vor ein paar Wochen.

An diesem Abend saß T. am Küchentisch und sagte mir, dass A. ihm egal sei. A., den er über zwei Jahre lang als seinen besten Freund bezeichnet hat, mit dem er den Kühlschrank geteilt und der ihm seine Lieblingsschokolade mitgebracht hat, wenn es ihm schlecht ging. So einfach ist das: Meine zwei besten Freunde sind keine mehr.



Zwischen den Stühlen bzw. Freunden

Ich hätte es merken können: Daran, wie T. seit einer Weile vom Tisch aufstand, den Abwasch machte und mit den Augen rollte, während A. und ich weiterredeten. Wie er nur noch alle paar Mal mitkam, wenn wir uns trafen. Wie er dann in die Ferne starrte und aussah, als wäre er lieber woanders. Irgendwann stellte A. ihn zur Rede. Er wollte wissen, woran es liegt. A. und T. sind vor einem Jahr zusammengezogen. T. sagte, A. rede zu viel von sich. T. stören die Krümel auf der Arbeitsplatte und seine Klamotten im Bad. Zu viel Nähe vielleicht. Genervtheit vielleicht. Anscheinend haben sie sich auseinandergelebt.

Ich dachte, das passiert in Freundschaften: dass man sich auch mal nicht so viel zu sagen hat. Und dass das Schöne ist: dass man sich zum Kotzen finden und sich danach wieder in den Arm nehmen kann. Aber für T. ist es das Ende. Er will A. nicht mehr sehen. A. ist es leid, ihm hinterherzulaufen. Und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll.

Wenn sich ein Paar trennt, sind die Regeln für deren beste Freunde klar: uneingeschänkte Solidarität mit demjenigen der beiden, dem man nähersteht. Jeder Freund kehrt wieder auf die Seite zurück, von der er gekommen ist. Ich gehöre aber zu zwei frisch getrennten besten Freunden. Das heißt: sich entweder für eine Seite entscheiden oder beide verbliebenen Freundschaften neu definieren. Solidarität wird zum komplexen Spagat. Ich gehe abends mit T. feiern und stehe dann vor der Kneipe, um A. zu beruhigen, der am Morgen eine Präsentation hat.

T hat entschieden: Wir sind nicht mehr zu dritt. Und zu zweit haben wir eine andere Dynamik


Es ist, als würde ich beide neu kennenlernen. Ich entdecke eine neue Seite an T. – wie seine Stimme plötzlich so kalt klingt, wenn er mit A. spricht. Wie er seinen Blicken ausweicht und den Raum verlässt. Und das macht mir Angst. Ich setze bei engen Freundschaften eine gewisse Bedingungslosigkeit voraus, keine Ewigkeitsgarantie, aber doch ein bisschen das Versprechen: „Du darfst es bei mir auch mal richtig verkacken.“ Ich frage mich, ob für uns Freundschaft überhaupt dasselbe bedeutet. Ich bin verletzt, denn irgendwie hat T. mir damit auch die Freundschaft gekündigt – er hat zumindest entschieden: Wir sind nicht mehr zu dritt. Zu zweit haben wir eine andere Dynamik. Es fehlen T.s trockene Kommentare in A.s Redefluss, A.s Ratschläge, wenn T. von der Arbeit erzählt.

Als ich mit A. darüber rede, fühle ich mich wie ein kleines Kind, das seinen Eltern sagt, dass sie sich wieder lieb haben sollen. Ich will noch nicht aufgeben: Ihre Freundschaft, unsere Freundschaft. Mein Verhalten ist egoistisch. Ich will konservieren, was nicht konserviert werden will.

Wenn vorher eine meiner Freundschaften zerbrach, lag es an mir, mich zu melden oder nicht zu melden, um etwas zu kämpfen, mich zu entschuldigen und zuzuhören. Jetzt kann ich nur versuchen, zu vermitteln. Als A., der gerade im Ausland ist, Geburtstag hat, schicke ich ihm ein Foto von der Torte, die wir ihm letztes Jahr gebacken haben. „Nächstes Jahr wieder“, schreibe ich in den Gruppenchat, der seit ein paar Wochen inaktiv ist. A. schickt ein Kuchen-Emoji. T. schreibt nicht zurück.

Die traurigste Seite des Internets

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Es ist der absolute Horror: Man streitet sich mit einem geliebten Menschen per Chat, ist wütend oder vielleicht auch einfach nur achtlos. Und dann muss man später feststellen: Das war das letzte Mal, dass wir miteinander gesprochen haben. Die letzte Nachricht, die für immer bleiben wird. Das Ende eines Gesprächs.

Nun beruhigt man sich natürlich gerne damit, dass so etwas nur in Hollywoodfilmen passiert. Dass im echten Leben niemand schreibt "Hey, wo bist du hin?" und keine Antwort mehr bekommt und dann erfahren muss, dass der andere tot ist. Aber leider ist das echte Leben oft brutaler als Hollywoodfilme. Das zeigt der tumblr "The last message received", auf dem Leute anonym ihre letzte Konversation mit einer Person und dessen Hintergrundgeschichte einschicken können.

[plugin imagelink link="http://40.media.tumblr.com/a36d2aa0e8d9b907df9ffea48c2f5923/tumblr_nymwt0RzEG1ulra1no1_500.png" imagesrc="http://40.media.tumblr.com/a36d2aa0e8d9b907df9ffea48c2f5923/tumblr_nymwt0RzEG1ulra1no1_500.png"] Hintergrund dieses Chats: Das Paar führte eine Fernbeziehung. Er musste kurz auflegen und wollte gleich wieder zurückrufen, sie schlief dann allerdings ein. In dieser Nacht starb ihr Freund an einem Krampfanfall.

[plugin imagelink link="http://40.media.tumblr.com/fba193cd4b39db6ff94c136b5ec4e008/tumblr_nydocdbX6Z1ulra1no1_500.jpg" imagesrc="http://40.media.tumblr.com/fba193cd4b39db6ff94c136b5ec4e008/tumblr_nydocdbX6Z1ulra1no1_500.jpg"] Hintergrund dieses Chats: Er war auf einer Party und fuhr betrunken heim. Dabei kam er ums Leben.

Viele der Geschichten auf dem tumblr handeln vom Tod, der überraschend alles durcheinanderbrachte. Andere sind wiederum persönliche Liebesdramen, Enttäuschungen und Streits.

[plugin imagelink link="http://40.media.tumblr.com/b66a6ede7aa068096fd90737409e3b1c/tumblr_nyczpdk1Zd1ulra1no1_500.png" imagesrc="http://40.media.tumblr.com/b66a6ede7aa068096fd90737409e3b1c/tumblr_nyczpdk1Zd1ulra1no1_500.png"] Das traurige Ende eines Dates

[plugin imagelink link="http://36.media.tumblr.com/d4770b1f438bfbab2f6d89387e98c1fd/tumblr_nycxomBLiU1ulra1no1_500.jpg" imagesrc="http://36.media.tumblr.com/d4770b1f438bfbab2f6d89387e98c1fd/tumblr_nycxomBLiU1ulra1no1_500.jpg"] Nachricht vom Exfreund, nachdem die Schreiberin ihn im Bett mit ihrer besten Freundin erwischte

Das alles ist natürlich grauenhaft zu lesen. Weil es unsere Urängste übermäßig bedient. Dass man jemandem nicht mehr sagen konnte, wie viel er einem bedeutet. Dass das Leben sich von einem auf den anderen Tag so massiv verändern kann.

Umso besser, dass hinter dem tumblr auch eine schöne Geschichte steckt: Gründerin Emily Trunko, eine 15-jährige aus Ohio, hat der New York Times ein kleines Interview gegeben. Und dabei erzählt, dass sie über den Vorgänger-tumblr ihrer "Last message received"-Seite, ein Projekt über nie abgeschickte Briefe, ihren aktuellen Freund kennengelernt hat. Er hatte dort einen Brief eingereicht, den er sich nie abzuschicken getraut hatte. Mit Emily fand er dann doch die richtige Empfängerin.

Charlotte Haunhorst



Haftbefehl antwortet auf Böhmermann

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Fast 4,5 Millionen Aufrufe hat „Ich hab Polizei“ mittlerweile bei Youtube. Und gefühlt haben auch 4,5 Millionen Rap-Experten, Facebook-Kommentierer und Feuilletonisten und Polizisten (und wir) ihre Meinung zu Jan Böhmermanns Track geäußert. Ob das jetzt eine gelungene Parodie sei oder nicht. Ob Böhmermann und das lachende Bildungsbürgertum sich mit solchem Humor über gesellschaftlich schlechter Gestellte lustig machen und ob das überheblich oder gar rassistisch sei. Nur einer hat geschwiegen: Baba Haft himself. Der Parodierte, dessen Rap-Stil Jan POL1Z1STENS0HN Böhmermann so vortrefflich nachgeahmt hatte.

Bis jetzt. Am Dienstagnachmittag tauchte auf Haftbefehls Facebook-Seite ein Youtube-Video auf. CopKKKLilla heißt es, der Post dazu:

„C-O-P-K-K-K-I-L-L-A in eure Gesichter!
Die Medaille hat immer zwei Seiten...
‪#‎ollischulzistimmernochcooler‬ ‪#‎abmorgenbeiitunes‬"

http://www.youtube.com/watch?v=AdLiqQQWdks

Es ist also ziemlich eindeutig: Haftbefehl antwortet Jan Böhmermann. Der sich wahrscheinlich darüber freut wie eine ganze Kantine voller Schnitzel.

Denn leider ist Haftbefehls Antwort eher ein Eigentor. Der Track ist, verglichen mit dem, was Haftbefehl sonst abliefert, eher mittelmäßig. Der Beat ist nicht sonderlich einfallsreich oder eingängig. Auch reimtechnisch kommt da nichts, was einen umhauen würde. Insgesamt wirkt das alles wie eine etwas zu schnell rausgeschossene Antwort. Was es vermutlich auch ist.

Das alleine wäre aber nicht mal das Problem. Das liegt woanders: Mit seiner Antwort hat Haftbefehl das Duell offiziell angenommen. Mit einem eigenen Track auf einen Verarschungs-Track zu antworten, bedeutet in der Welt des Rap nichts anderes, als den Fehdehandschuh aufzuheben, der einem hingeworfen wurde. Dass Haftbefehl Böhmermann einen Antwort-Track widmet, heißt: Jan, jetzt ist Beef. Jan, jetzt ist Battle-Time. Und das wiederum heißt vor allem: Jan, ich nehme dich ernst. Was wahrscheinlich die kontraproduktivste Reaktion ist, die ein Gangster-Rapper zeigen kann, wenn ihn ein Comedian angeht.

Denn eigentlich müsste einer wie Haftbefehl da doch drüber stehen. Einer, der von sich sagt, dass er die ganze Bosheit und Scheiße des Ghetto-Gangster-Drogenhandel-Gewalt-Lebens gesehen hat, kann doch auf ein Video wie „Ich hab Polizei“ nicht so reagieren: mit einem Video, in dem er sich als genau der Bad Boy stilisiert, den Böhmermann verarschen wollte. Mit einem Track, in dem er aus Sicht der Unterdrückten gegen Polizeigewalt wettert und in dem es solche Zeilen gibt: „Zu oft wurden wir unterdrückt und vom Schäferhund gebissen. Schon als Jugendlicher schlugen sie in mein Gesicht.“ So ein Song mag viel Wahres enthalten und hätte auf jedem Haftbefehl-Album seine Berechtigung. Als Antwort auf den Witzbold Böhmermann verpufft es. Solch ernst gemeinte, beleidigte Empörung hat gegen Böhmermann-Humor keine Chance.

Vielleicht weiß Haftbefehl das alles sogar. Vielleicht ist es ihm nur einfach egal. In seinem Facebook-Post taucht schließlich der Hashtag #abmorgenbeiitunes auf. Vielleicht hat er sich gesagt: Danke, lieber Jan Böhmermann, für diese Marketing-Aufmerksamkeits-Steilvorlage, ich bau jetzt mal nen mittelguten Track und alle werden ihn anhören und kaufen.

Das hätte dann schon wieder eine gewisse Souveränität.

Christian Helten

 



"Vorschläge, Jungs! Gokart?!"

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Wer schreibt?


Flo und Michi und Baschtl und Bernd und Lena und Benjamin. Es sind zwar noch fünf andere Menschen in der Gruppe. Aber die halten sich eher zurück.

Und wie und warum?


JGA für Benjamin. Flo ist sein alter Kumpel aus der Kleinstadt, in der beide aufwuchsen. Er ist Trauzeuge und soll das Ganze organisieren. Benjamin weiß von nichts. Eigentlich war schon alles in trockenen Tüchern. Die Gruppe wurde zur Tarnung „Yoga am Dienstag“ genannt, die Leute haben sich freigenommen, Bauchladen und gemeinsam T-Shirts als Partygag ausgeschlossen, Stripperinnen in einer knappen aber doch mehrheitlichen Entscheidung abgelehnt. Geplant war Outdoor-Lasertag. Wie bei „How I met your mother“. Aber drei Tage vorher sagt der Veranstalter ab, weil das Wetter schlecht werden soll.

Und wie sieht das konkret aus?



"Bist du noch wach?"

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Was auf jeden Fall nicht hilft: Schäfchen zählen. Seit etwa einer Stunde liege ich wach, im Dunkeln, in der Stille und lasse die Zeit verstreichen. Ich kann öfter nicht schlafen. Meistens hilft nichts. Nur manchmal habe ich großes Glück. So wie heute.

Ein Bein schert kurz zur Seite aus. Ich bin ganz still. Mein Freund dreht sich, erst nach links und dann nach rechts. „Bist du wach?“, frage ich vorsichtig. Er räuspert sich: „Ich kann nicht schlafen.“ Ich strahle in die Dunkelheit hinein. Was beim Nicht-schlafen-Können hilft: Wenn man dabei nicht alleine ist.



Geteilte Schlaflosigkeit ist zwar nicht halbe Schlaflosigkeit – aber trotzdem besser, als alleine wach zu sein

Das Schlimmste, wenn man nicht schlafen kann, ist die Langweile. Und die Einsamkeit: Alle schlafen, nur du bist wach. Das ist so unfair, dass es fast ein bisschen wütend macht. Besonders, wenn man neben jemandem liegt, den man gerade lieber im Wachzustand  bei sich hätte. Ruhig atmend erinnert er einen an das, was man sich so sehnlich wünscht: Tiefschlaf. Am liebsten möchte man ihn einfach nur wachrütteln. Gar nicht okay: Wenn man jemanden hilfesuchend antippt und der auf ein „Du! Ich kann nicht schlafen“ nur kurz brummt und sich zur Seite dreht.

Jetzt sind wir also wach, mein Freund und ich, während alle anderen schlafen. Zu zweit wird die Nacht zur Möglichkeit, zu zweit wird man zu Komplizen gegen die schlafende Welt. Und erlebt das schönste Miteinander: Es gibt nur uns. Zusammen warten wir nicht mehr darauf, dass die Zeit verrinnt, sondern überlegen, was wir mit ihr machen können. Gegen drei stehen wir auf, ziehen dicke Mäntel über die Schlafanzüge und schleichen uns aus dem Haus.

Es ist wie ein Spiel: Niemand darf wissen, dass wir hier sind und gegen die Regel „Nachts wird geschlafen“ verstoßen


Wir gehen in der frischen Luft durch dunkle Straßen spazieren, sehen ein Ratte, ein paar Autos und die Sterne. Niemand ist hier. Wir reden so lang, bis wir Hunger kriegen, kommen zurück und machen Pfannkuchen mit Erdnussbutter und Banane. Dann gehen wir mit ungeputzten Erdnussbutterzähnen ins Bett zurück. Und dann, irgendwann, schlafen wir ein. Am nächsten Tag ist die Nacht wie ein Geheimnis, das wir gemeinsam hüten.

In der Nacht ist es fast so, als würde Zeit nicht existieren. Denn die Nacht ist ein Dazwischen: Sie ist nicht ganz dunkel und nicht ganz hell, leise, aber doch nicht still. Deswegen fühlt sich Banales besonders an: zusammen am Küchentisch sitzen und an schwarzen Fenstern Tee trinken. Wieder zurück ins Bett kriechen, sich Geschichten erzählen und sich dabei anschauen. Alles fühlt sich anders an, fast, als wäre es verboten, als würde man etwas Geheimes tun. „Pscht“, macht mein Freund, als ich die Pfanne in die Spüle stelle. Es ist wie ein Spiel: Niemand darf wissen, dass wir hier sind und gegen die Regel „Nachts wird geschlafen. Sonst nichts“ verstoßen. Keiner schaut zu, wie wir in Schlabberhosen durch die Straßen ziehen. Wir tunken den Finger in die Erdnussbutter und keiner weiß davon. Ein bisschen ist es, als wäre es nie passiert.

Wenn man jemanden findet, der nicht schlafen kann, teilt man einen kurzen Blick: Erstaunen, Freude, Erleichterung. Schön, dass du da bist, mit mir, im Dazwischen. Einmal traf ich nachts auf dem Weg zum Bad meine Mutter im Wohnzimmer. Wir blieben zusammen wach, und redeten auf dem Wohnzimmerteppich bis in den neuen Tag hinein, über all das, das wir uns Tagsüber nicht erzählten.

Dann, irgendwann, schliefen wir ein. Wir tranken keine heiße Milch und ich dachte nicht an Schafe. Wir blieben einfach nur zusammen wach.

Und das hilft am allermeisten. Vielleicht nicht beim Schlafen, aber beim Glücklichsein.

Besetzt-Zeichen

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Die Idee war: einfach mal schauen, was Menschen auf Bar- und Club-Toiletten so alles schreiben. Erkenntnis: sehr viel. Männer aber noch sehr viel mehr als Frauen. Das decke sich mit der Forschung, sagt Christine Domke, der wir die Fotos geschickt haben. Die Sprachwissenschaftlerin von der TU Chemnitz hat zur „Betextung des öffentlichen Raumes“ habilitiert. Ein Anruf.
 
jetzt.de München: Guten Tag Frau Domke, wir wollten mit Ihnen über Schmierereien auf Bar- und Clubtoiletten reden.
Christine Domke: Sehr spannend. Wissenschaftlich ist das ein wirklich ergiebiges Feld.
 
Echt jetzt?
Ja. Weil alles so klar abgegrenzt ist: Wir reden schließlich über einen Typ von ortsgebundener Kommunikation – Sie können diese Texte nur sehen, wenn Sie sich da hinbewegen. Und qua Ort haben wir außerdem die Männer- und Frauenperspektive schon vorsortiert. Das ist selten.

So sieht das bei den Männern aus:


[plugin bildergalerielight Bild10="X-Cess" Bild14="X-Cess" Bild15="X-Cess" Bild3="Hey Luigi" Bild4="Hey Luigi" Bild7="Nage und Sauge" Bild8="Nage und Sauge"]
 
Man erkennt auch deutliche Unterschiede zwischen den Herren- und Damentoiletten.
Möglicherweise verwischen die aber langsam. Es gibt mindestens zwei große Untersuchungen von Toiletten-Graffiti an Universitäten. Norbert Siegl hat damit vor gut 20 Jahren schon angefangen. Er kam noch zu dem Ergebnis, dass zwar beide Geschlechter betexten, aber mit deutlich anderen Inhalten. Siegl sprach damals sinngemäß von „Verbalkrieg auf der Herrentoilette“.
 
Klingt martialisch.
Er meinte damit das permanente gegenseitige Überbieten, das man beobachten konnte – das Übermalen und das Schreiben, auch an den unmöglichsten Stellen. Das sieht man an Ihren Fotos zum Teil auch sehr gut: Da sind ja Stellen betextet, an die man ohne sehr große Mühen gar nicht herankommt. „Mann“ betreibt da schon sehr großen Aufwand, um zu zeigen: „Ich war hier.“
 
Und bei Frauen ist das noch anders?
Nun, eine aktuellere Studie aus Bonn kam vor einigen Jahren zu einem anderen Ergebnis als Siegl: Die anfängliche These, dass Aggression oder Vulgarismen und Drastik eher bei Männern verortbar ist, ist wohl nicht mehr haltbar. Da hat offenbar ein Wandel stattgefunden. In Ihren Beispielen ist das noch etwas anders. Da sind die Herrentoiletten wenigstens offensichtlicher betextet. Mit Edding – Fettdruck also quasi. Wenn man also fragt, wer betextet den Raum, muss man hier sagen: Beide Geschlechter tun es – aber mit sehr unterschiedlichen Mitteln. Männer scheinen das sportlicher zu sehen.
 
Und sie scheinen professioneller vorbereitet und ausgerüstet zu sein.
Ja. Einen Edding dabei zu haben, scheint da ein wichtiger Punkt zu sein. Frauen haben offenbar eher nur einen Kugelschreiber. (lacht)
 
Welche Unterschiede fallen Ihnen an den Bildern noch auf?
Frauen scheinen Toiletten teilweise zu betexten, um miteinander zu kommunizieren. Es gibt einige Dialog-Sequenzen mit vielen Fragen und Antworten. Außerdem sieht man, und das deckt sich mit dem, was die Forschung auch an anderer Stelle herausgefunden hat: Frauen schreiben weniger, im Sinne von seltener, aber dafür sind ihre Texte oft länger. Was bei den Themen auffällt: Beide Geschlechter schreiben über Politik, bei beiden finden wir Lebensmotti. Aber Liebesbeziehungen werden eher von Frauen thematisiert. Das findet man bei den Männern viel seltener.

Und so bei den Frauen:


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Warum machen wir das eigentlich überhaupt: Texte an Wände schreiben?
Dafür gibt es ein paar Gründe: also allgemein im öffentlichen Raum aus infrastrukturellen oder künstlerischen Gründen. Im vorliegenden Fall – und das ist auch sonst wohl der dominierende Antrieb – scheint es mir darum zu gehen, aus einem öffentlichen beziehungsweise einem halböffentlichen Raum einen privaten zu machen. Wir würden das „kommunikatives Aneignen“ nennen. Das hat tatsächlich etwas von erobern. Die Toilette wird besetzt. Im Wortsinn ja auch. (lacht)
 
Ist man gedanklich völlig falsch unterwegs, wenn einen das an Höhlenmalerei erinnert?
(lacht) Na ja. Toilettenbeschriftungen unterscheiden sich davon noch, weil Höhlen ja ein sozialer Raum waren, in dem man sich auch mit anderen aufhielt. Toiletten sind nun ein Ort, an dem man sich genuin alleine aufhält. Das macht das Schreiben dort auch so besonders. Wir reden ja über den wohl privatesten unter den öffentlichen Räumen. An einer Bushaltestelle sind Sie beispielsweise nie exklusiv alleine, sondern immer auch für andere sichtbar. Die Toilette ist hingegen ein absolut exklusiver Ort. Die Kommunikationssituation ist anonym.
 
Eine Art Einbahnstraßen-Kommunikation?
Ja, das glauben wir jetzt. Aber mindestens eine Studie hat herausgefunden, dass die Dialogsequenzen, über die wir ja schon gesprochen haben, bei häufiger Benutzung derselben Toilette fortgeführt werden. Auf Uni-Toiletten lässt sich das offensichtlich ganz gut verfolgen. Um das bei den vorliegenden Beispielen festzustellen, müssten wir jetzt eine Langzeitstudie im X-Cess machen. (lacht) Bemerkenswert finde ich übrigens auch, dass zum Teil Liebesbekundungen geschrieben werden. Zumindest, wenn der Autor heterosexuell ist, besteht ja quasi keine Chance, dass das vom Adressaten je gelesen wird. Da ist die Frage, warum man das tut, ja noch viel drängender.
 
Und, haben Sie eine Idee?
Offensichtlich haben wir da eine stark expressive Motivation. Hier wird der öffentliche Raum zur privat genutzten Bühne.
 
„Getting private in public“ hat auf einem der Bilder jemand geschrieben.
Das trifft die Situation beinahe perfekt!
 
Man weiß wohl noch nicht, wie sich der Alkoholkonsum da auswirkt, oder?
(lacht) Wir sind hier ja schon in einem sehr speziellen Spektrum von Toiletten. Sie sollten also in einer anderen Geschichte dringend noch mal vergleichen, wie es auf anderen Toiletten aussieht: im Theater, am Bahnhof. Vermutlich sind sie weniger expressiv betextet.

Wenn du mal wieder richtig ausrasten willst…

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Warten nervt. Ob in der Schlange morgens beim Bäcker, im Wartezimmer oder auf dem Bahnsteig – mit jeder Minute, die vergeht, wächst die Ungeduld. Sie zeigt sich unterdrückt mit einem leisen Stöhnen, einem genervtem Blick oder einem verzweifelten Stampfen auf dem Boden. In uns brodelt es zwar, doch meistens ist man beim Warten nicht allein und benimmt sich noch halbwegs wie ein zivilisierter Mensch.



Das Teufelsrad, es dreht sich und dreht sich...

Anders ist das schon im Auto oder noch besser: vor dem eigenen Computer. Hassfeind Nummer eins? Das sich ewig drehende Rad, wenn etwas lädt. Während sich das Rad dreht, hätten wir schon dreimal das lustige Katzen-Video angesehen, schon fünfmal unsere Mails verschickt und vielleicht sogar das schmutzige Geschirr auf dem Schreibtisch weggeräumt, das Zimmer gelüftet oder sonst was erledigt. Stattdessen starren wir wie gebannt auf das drehende Rad. Und fluchen. Und schreien. Und hauen mit der Maus auf den Tisch oder klicken wie verrückt immer und immer wieder auf dieselbe Stelle. Und es fühlt sich gut an. Es hat etwas Heilendes, etwas Befreiendes – die Katharsis in Reinform.

Du siehst das nicht so? Dann lies am besten nicht weiter. Denn wir haben den Superlativ des drehenden Rads gefunden! Die Seite oldweb.today, die dich virtuell in die Neunziger Jahre zurück versetzt, als das Internet vor allem eines war: eine einzige Geduldprobe.

Den Machern ging es in erster Linie darum, das Surfen im Internet wieder sichtbarer eine Reise werden zu lassen. Denn bei den aktuellen Browsern vergesse man schnell, dass man nicht mehr nur auf dem eigenen Computer, sondern in der großen weiten Welt unterwegs ist. Außerdem kann man Google, Facebook und Co. in ihren Kinderschuhen sehen – wenn man denn genügend Geduld hat.

Reise durch die Welt? Von wegen! Eher eine Reise in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele eines Internetnutzers aus den Neunzigern. Wenn du mal wieder so richtig ausrasten willst, dann versuch doch mal eine Stunde nur mithilfe dieser Seite zu surfen. Am besten alleine.

Meine Straße: Ludwig-Richter-Straße

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Niemand kennt eine Straße so gut wie die Menschen, die in ihr leben. Deshalb bitten wir hier regelmäßig junge Münchner, uns ihre Straße zu zeigen – die schönsten Ecken, die besten Läden, die schrulligsten Typen, die nettesten Anekdoten. Heute:
 



Sonja, 28, Kommunikationsdesignerin und Köchin


Nicht selten möchten mich Taxifahrer automatisch in die Ludwigstraße fahren, weil meine Adresse kaum jemand als Fahrtziel angibt. Ludwig Richter war eben nur ein naturverbundener Illustrator aus der Biedermeierzeit und kein bayrischer König. Diese Tatsache passt sehr gut zu meiner unprätentiösen Straße, die am äußersten Rand des Westends liegt.
 
Ich bin direkt aus dem Trubel des Glockenbachviertels hergezogen und total glücklich hier. Die Straße hat mir viel Ausgeglichenheit und Ruhe gebracht. Und das Herz des Westends ist als etwas urbaneres Ausflugsziel auch angenehm nah. Ich finde übrigens das Westend noch das interessanteste, weil unfertigste der zentralen Münchner Viertel. Hier herrscht noch Experimentierfreude, ohne dass man das Gefühl hat, es mit einer allzu grotesken Gentrifizierung zu tun zu haben.
 
In der Ludwig-Richter-Straße wohne ich in einer alten Eisenbahnersiedlung. Diese Häuser wurden eigens für die Arbeiter gebaut, die die Stammstrecke aufgebaut haben. Man sieht und spürt das auch noch, die Wohnungen haben einen sehr funktionalen Charakter und besitzen alle einen kleinen Gemeinschaftsgarten im Hof für die Familien. Im Sommer nutze ich den gern zum Lesen, es ist da so schön still.
 
Einige Fassaden in der Straße entstammen den Entwürfen des Münchner Architekten Karl Stöhr, der beispielsweise auch das Deutsche Theater gebaut hat. Ebenso die Ludwig-Richter-Höfe, die nach einer Anwohnerinitiative jetzt auch unter Denkmalschutz gestellt worden sind. Im Innenhof stehen mehrere mehr als 90 Jahre alte Bäume. Der Verein „Grüner Innenhof Laim“ hat sich für den Erhalt der Anlage eingesetzt und damit für die wohl bislang einzige Erwähnung meiner Straße in der Presse gesorgt.
 
Geht man hier spazieren, trifft man maximal einen Rentner mit seinem Dackel oder ein paar Schulkinder. Jeder Anwohner scheint den Rückzug ins Private zu zelebrieren. Ich stelle mir hinter den Fenstern oft völlig normale Kleinfamilien vor, Busfahrer und Grundschullehrerinnen, die mit ihren Kindern namens Anna und Philipp gerade Maultaschen essen.
 
Bis auf eine Bäckerei gibt es in der Straße auch keine Läden. Auch eine Straße weiter findet man lediglich ein Waschmaschinengeschäft und eine Fahrschule. Supermarkt, Drogerie, Apotheke finden sich erst ein paar Hundert Meter entfernt, man muss sich für seine Haushaltsangelegenheiten also etwas Zeit nehmen.
 
Damit geht hier alles auch etwas langsamer. Das Flair ist sehr unaufgeregt. Das beruhigt mich innerlich unglaublich. In den letzten Jahren bin ich mehr als 15 Mal umgezogen, habe im Nahen Osten, Paris und Berlin gelebt – da tut diese Bodenständigkeit nun sehr gut.
 
Natürlich kann ich über die Bäckerei noch einiges erzählen. Sie ist für mich, wie für fast alle Anwohner oder Bürobeschäftigte aus der Gegend hier, die wichtigste kulinarische Anlaufstelle geworden. Außerdem heißt sie lustigerweise „Sonya’s Backshop“– die Inhaberin und ich sind also Namensvetterinnen, was bei der Begrüßung immer für Gelächter sorgt. Sie steht jeden Tag ausnahmslos fröhlich hinter der Theke beziehungsweise in der Küche und schmiert völlig tiefenentspannt ihre Semmeln. Mein Favorit ist der Spiegelei-Bagel, für den mache ich sogar Ausnahmen in meiner ansonsten ziemlich strikt veganen Ernährung. So gut ist der. Das finden andere Kunden natürlich auch, manchmal sieht man hier mittags eine Schlange bis auf die Straße raus. Nur sonntags ist geschlossen, klar, Sonya braucht ja auch mal eine Pause.

Rettet Mark Zuckerberg die Welt?

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"Wie alle Eltern, wollen wir, dass du in einer besseren Welt aufwächst" – Mark Zuckerberg und seine Frau Priscilla Chan sind Eltern geworden und möchten 45 Milliarden Dollar für gute Zwecke spenden. Auch fast 100 Milliardäre, wie zum Beispiel Bill Gates, haben in den letzten Jahren ihr halbes Vermögen in wohltätige Zwecke investiert.Wir finden: Das ist verdammt viel Geld. Und fragen uns: Kann so viel Geld nicht die Welt retten? Dr. Miriam Ströing, Reichtums- und Vermögensforscherin an der Uni Potsdam, klärt uns auf.





jetzt.de: Frau Dr. Ströing, können Milliardäre die Welt retten?

Dr. Miriam Ströing: Das wird die Zukunft zeigen und es wird interessant zu sehen sein, wie und wem diese Menschen ihr Vermögen tatsächlich vererben werden. Aber grundsätzlich ist es ja so, je mehr Leute ihr Geld für gute Dinge spenden, umso besser. Im Fall von Mark Zuckerberg und ist es wirklich unglaublich viel Gel. Das muss zunächst aber einmal effizient eingesetzt werden. Wenn die Stiftung gut arbeitet, kann sie wirklich was bewirken.

Nehmen wir an, die Stiftung arbeitet gut. Kann er tatsächlich eine bessere Welt für seine Tochter schaffen und etwas in der Gesellschaft verändern?
Nur weil er eine Schule baut oder durch seine Stiftung eine Krankheit besser behandelbar ist, ändert er nicht die Welt in ihren Grundzügen. Anders herum argumentiert kann man aber sagen, dass jeder und alles, was getan wird, zählt.

Stehen Sie dem Ganzen auch etwas kritsch gegenüber?
Naja, unabhängig davon, was seine tatsächlichen Beweggründe sind, tut er auf jeden Fall etwas Gutes.

Also kann man mit Geldspenden immer etwas bewirken?
Nein, nicht zwangsläufig. Es muss vor allem genau geschaut werden, wie das Geld ausgegeben wird. Alles, was ich tue, hinterlässt ja auch Spuren. Wenn ich wegen meiner Stiftung dreimal die Woche um die Welt fliege, dann hinterlasse ich einen hohen CO2 Ausstoß und wenn die Angestellten der Stiftung nicht ordentlich bezahlt werden, dann bewirke ich mit meiner Stiftung eben nicht nur Gutes.

Woher weiß ich, welche gemeinnützige Organisation gut ist?
Für Deutschland gibt es zum Beispiel das DZI-Spendensiegel, das mir sagen kann, ob eine Organisation effizient arbeitet und mit meinem Geld wirklich etwas Gutes bewirkt.

Sie haben zum Thema Reichtum und gesellschaftliches Engagement geforscht. Können vermögende Menschen, die Gutes tun, denn den Wohlfahrtsstaat ersetzen?
Ein wichtiger Beweggrund für Vermögende kann sein, dass sie finden, die Regierung arbeitet nicht effizient genug und das da und dort Probleme sind, die nicht gelöst werden. An diese Probleme gehen sie dann. Diese Personen denken sich, "wenn ich erfolgreich ein Unternehmen führen kann, dann kann ich auch erfolgreich ein soziales Projekt umsetzen." Das Problem ist aber, dass dabei demokratische Prozesse umgangen werden. Die Personen suchen sich selbst aus, welches Problem sie angehen möchten. Das kann eine Krankheit sein, die ein Familienmitglied erlebt hat, das kann aber auch ein Kunstprojekt sein, das einem nahe liegt. Wenn sich nur noch Privatleute engagieren und davon nur reiche Personen, würden bestimmte Problemlagen möglicherweise offen bleiben. Tatsächlich ist es aber so, dass man unabhängig vom Vermögen Möglichkeiten hat, sich sozial zu engagieren.

Zurück zu Mark Zuckerberg. Müsste er, wenn er eine bessere Welt mit mehr sozialer Gerechtigkeit für seine Tochter will, nicht auch mit gutem Beispiel voran gehen und sie zum Beispiel anstatt auf eine teuere Privatschule in eine staatliche Schule schicken?
Es gibt wissenschaftliche Theorien, die sagen, dass ein gewisses Ungleichheitsverhältnis notwendig für eine aktive Gesellschaft ist. Wichtiger ist die Chancengleichheit, also dass Menschen den gleichen Zugang zu Bildung haben und sich in die Gesellschaft einbringen können.

Die ganz kleine große Liebe

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Es gibt natürlich auch die großen Gesten: irgendwas mit roten Rosen, Helikopter und Eiffelturm, Schampus und Hollywoodromantik. Die kommen zwischen realen Paaren in der Regel genau dann vor, wenn sie im Film auf dem Bildschirm vorüberflimmern. Dass das gar nicht schlimm ist, beweist die Illustratorin Philippa Rice in ihrem Buch Soppy: A Love Story. Sie sammelt die ganz normalen, kleinen Alltagsmomente, in denen die Liebe genau so ersichtlich ist.

[plugin imagelink link="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/12/everyday-love-comics-illustrations-soppy-philippa-rice-271.jpg" imagesrc="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/12/everyday-love-comics-illustrations-soppy-philippa-rice-271.jpg"] Ganz normal: Zusammen schlafen.

[plugin imagelink link="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/12/everyday-love-comics-illustrations-soppy-philippa-rice-241.jpg" imagesrc="http://static.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2015/12/everyday-love-comics-illustrations-soppy-philippa-rice-241.jpg"]

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Man sieht zwei Menschen alltägliche Dinge tun: Zähne putzen, sich beim Schlafen aneinander festhalten, abends im Bett lesen, zusammen einkaufen und Frühstück machen. Ein Paar, das sich genau in diesen kleinen Momenten einfach liebt. 

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Diese Alltagsliebe zelebriert Phillipa. Weil das zusammen Rechnungen bezahlen und Müsli in den Einkaufskorb legen, Filme schauen und Tee machen nicht weniger Wer ist als große Gesten. Denn Liebe, das hat Philippa erkannt, hat mit Helikoptern eher wenig zu tun. 

Sina Pousset

Bewusst auf die Tränendrüse

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Bei Sekunde 15 passiert es. Im Edeka-Spot „Heimkommen“ sagt eine Stimme auf dem Anrufbeantworter: „Wir werden es Weihnachten dieses Jahr wieder nicht schaffen.“ Opa ist dieses Jahr wieder allein an den Feiertagen. Traurig guckt er aus dem Fenster, zu seinem Nachbarn, der seine Kinder und Enkel in den Arm nimmt. Sein Blick senkt sich, die Musik wird lauter. Und an meiner Backe läuft die erste Träne herunter.  

http://www.youtube.com/watch?v=V6-0kYhqoRo  

Der neue Weihnachts-Spot von Edeka um den einsamen Opa, der seinen Tod vortäuscht,wird derzeit viel diskutiert. Die Reaktionen sind nicht nur positiv. „Schöööön!“ ist dabei, aber auch: „Makaber.“ Traurig. Berührend! Mutig. Geschmacklos! Kitschig. Pietätlos! Gesellschaftskritisch. Grandios! An die 30 Millionen Mal wurde der Clip innerhalb weniger Tage auf Youtube angesehen, 18 Millionen Mal auf Facebook.  

Es ist ja schön, dass ein Video so etwas auslösen kann. Doch während ich noch mit dem Taschentuch eine Freudenträne aus dem Augenwinkel wische, weil Opa am Ende doch nicht tot ist, wird schon das Supermarkt-Logo eingeblendet. Und ich fühle mich missbraucht von der miesen Berechnung einer Werbeagentur, die mit Themen wie Einsamkeit und Tod Werbung für eine milliardenschwere Einzelhandelskette macht.  

http://www.youtube.com/watch?v=kuRn2S7iPNU  

In Großbritannien haben tränendrüsige Werbeclips zur Vorweihnachtszeit Tradition. Eine Supermarktkette hat in diesem Jahr eine Kurzgeschichte um die Katze Mog als Advents-Clip verfilmt: Mog löst eine Kette von Ereignissen aus, in der der Weihnachtsbraten verkohlt und der Christbaum und alle Weihnachtsgeschenke zerstört werden. Am Schluss helfen die Nachbarn beim Aufräumen und retten mit einem neuen Baum, Essen und Geschenken das Fest. 18 Millionen Klicks. „The Man on The Moon“, der Weihnachts-Clip einer anderen britischen Kaufhauskette, wurde sogar mehr als 19 Millionen Mal auf Youtube angesehen. Darin ist ein Opa nicht nur beim Weihnachtsessen allein, sondern gleich auf einem ganzen Himmelskörper.  

http://www.youtube.com/watch?v=wuz2ILq4UeA  

In den Clips geht es nicht mehr darum, Tiefkühlenten und eingeschweißte Kartoffelknödel aus dem Advents-Prospekt zu bewerben, sondern, darum, Gefühle zu wecken, auf Facebook geteilt zu werden, Gesprächsstoff zu werden. Sie sind mehr Kurzfilme als Werbespots, aufwändig inszeniert und animiert. Das ist beeindruckend. Aber auch etwas eklig. Weil Werbung, das sind am Ende doch die gleichen Leute, die mit großen Brüsten Autos verkaufen. Deswegen interessiert uns: Wie schaffen die das? Ein Anruf bei Dr. Meike Uhrig, 35, Medienwirkungs- und Emotionsforscherin und akademische Mitarbeiterin an der Universität Tübingen.  


Dr. Meike Uhrig

Meike Uhrig: Jetzt haben Sie mich mit Ihren Links ganz schön zum Weinen gebracht!
jetzt.de: Das tut mir leid!
Ist ja auch mein Job.  

Man kann sich noch so sehr einreden, dass es ja nur Werbung ist, trotzdem berühren einen die Spots. Wie schaffen die das?
Zum einen durch die Geschichten selbst. Dramaturgisch sind diese weihnachtlichen Werbespots zwar alle ziemlich ähnlich aufgebaut und auch nicht wirklich innovativ. Aber vor allem die übergeordneten Themen funktionieren: Krankheit, Einsamkeit, Verlust. Tod geht fast immer, das ist ein Thema, das alle betrifft und berührt, und mit dem man sich nicht so gerne auseinandersetzt. Noch dazu wirft einen Weihnachten emotional in die Kindheit zurück und macht solche zentralen menschlichen Themen präsenter. Außerdem werden die Spots filmtechnisch entsprechend inszeniert.  

Wie genau funktionieren diese Clips?
Bleiben wir beim Edeka-Spot. Am Anfang sehen wir die ganzen Klassiker der filmischen Mittel: dumpfes Licht, langsame Schnitte. Der alte Mann sitzt am Kopfende, die Kamera befindet sich am gegenüberliegenden Ende des langen, leeren Tisches. Wir sehen den Opa aus leicht erhöhter Perspektive in einiger Distanz, was ihn noch kleiner und mitleiderregender wirken lässt. Besser kann man Einsamkeit nicht inszenieren. Auch die Musik ist hier extrem wichtig. Die ändert sich dann in fast allen Spots beim jeweiligen Wendepunkt ganz radikal, ebenso wie der Schnittrhythmus.  

http://www.youtube.com/watch?v=GStpetMyBaA  

Alle diese Clips haben so einen Wendepunkt.
Die Nachbarn retten in letzter Minute das Weihnachtsfest. Das kleine Mädchen schafft es, dem alten Mann auf dem Mond mit Luftballons eine Botschaft zu schicken, damit er sich nicht mehr so einsam fühlt. Der erwachsene Sohn zieht den selbstgestrickten Affen-Pulli von seiner Mutter an und hält damit seine Präsentation im Büro zu Ende. Diese Botschaften würden außerhalb der Vorweihnachtszeit albern wirken. An Weihnachten geht das, da trägt man auch voller Stolz die riesigen bunten Ohrringe, die die Tochter selbst gebastelt hat.  

"Trauer auszulösen braucht Zeit"


Muss man auf Kitsch stehen, um davon berührt zu werden?
Die Spots funktionieren auch bei Menschen, die sich kein zweistündiges Melodram reinziehen würden. Es gibt Leute, die setzen sich gerne bewusst mit Themen wie Tod oder Verlust auseinander. Viele sehen gerne traurige Filme und fühlen sich sogar richtig gut, wenn sie eine halbe Stunde lang im Kino geweint haben. Aber auch, oder gerade wenn man solche traurigen Themen gerne vermeidet, haben diese kurzen Spots oft eine starke emotionale Wirkung.  

Es sind kurze Videos, aber für Werbung dauern sie eigentlich ziemlich lange.
Trauer auszulösen braucht Zeit. In einer Studie haben wir herausgefunden, dass das Auslösen von Humor oder Angst auch bei sehr kurzen Sequenzen funktioniert, ebenso Schreck oder Ekel. Trauer hingegen braucht meist eine Geschichte, bei der man emphatisch mitempfinden kann.  

Werbe-Spots werden immer aufwändiger, fast wie Kurzfilme.
Das passt zu dem Trend zu hochwertigen Produktionen, den wir gerade erleben. Da wird extra Musik komponiert, wie der Song „Dad“ für den Edeka-Spot. Man sieht in dem Clip zwar Karotten, Wein und den Weihnachtsbraten, aber das sind keine schnellen Produktkampagnen mehr, sondern mittelfristig angelegte Image-Kampagnen, die ein liebevolles, familiäres Bild mit dem Unternehmen verknüpfen wollen. Unbewusst speichert man die Firma positiv ab und geht irgendwann vielleicht dort einkaufen.  

Bisschen eklig ist das schon. Da wird mit einem toten Vater eine Firma beworben.
Aber es funktioniert. Zumindest oft. Und es ist ja auch nichts Neues, dass Emotionen für einen bestimmten Zweck eingesetzt werden. Das war schon im Zweiten Weltkrieg so.  

Mit den Propaganda-Filmen.
Da wurde emotionale Nähe auf der einen und emotionale Distanz auf der anderen Seite geschaffen und damit eine Botschaft vermittelt. Das geht über die filmischen Mittel oder auch über assoziative Verknüpfungen. In einigen Filmen wurden Juden bildlich mit Ratten in Verbindung gebracht, dadurch wurden Assoziationen zu Schmutz, Dreck und Krankheit geschaffen. Die Opfer wurden völlig entmenschlicht, der Zuschauer fühlte sich den Tätern näher.  

Ist den Zuschauern egal, von wem so ein Video oder Spot gemacht wird?
Für die emotionale Wirkung ist das erstmal zweitrangig. Trotzdem erwartet man bei einem Spot, der von einem Supermarkt in Auftrag gegeben wurde etwas Anderes als von einer Flüchtlingshilfeorganisation oder der Demenzhilfe. Gerade was die Auflösung angeht: Beim Supermarkt ist die Hoffnung auf ein Happy End ziemlich groß. Dadurch, dass der Schluss es so lange hinausgezögert wird, ist die Erleichterung am Ende umso größer. Wären die Kinder und Enkel einfach so zu Opa gefahren und hätten glücklich zusammen gegessen, wäre das auch schön gewesen. Aber so hat der Zuschauer gedanklich durchgespielt, was alles auf dem Spiel steht, und freut sich umso mehr.  

Spricht uns der Edeka-Clip auch an, weil wir ein schlechtes Gewissen haben?
Das ist vielleicht zu viel gesagt, aber fast jeder kennt das Gefühl, dass viele Dinge, die einem eigentlich wichtig sind, im Alltagsstress zu kurz kommen. Gerade am Ende des Jahres hat man dafür ein geschärftes Bewusstsein. Deshalb ist auch die Freude am Ende des Spots so groß, dass es in der Geschichte eine Chance gibt, das Versäumte wieder aufzuholen.  

Funktionieren diese emotionalen Videos also nur vor Weihnachten?
Schon besonders gut. Weihnachten ist ein Ausnahmezustand, und das jedes Jahr aufs Neue. Da ist zwar einerseits der Endjahresstress, aber gleichzeitig auch diese Idee vom besinnlichen Weihnachtsfest. In dieser Zeit wird man in die eigene Kindheit zurückgeführt, hat wieder Spaß an Weihnachtsmanngeschichten, isst die gleichen Süßigkeiten, die man schon seit Jahrzehnten isst. Dann darf man auch solche Spots bringen, emotional auf die Kacke hauen, klischeehaftere Storys auffahren, dicker bei der Musik auftragen. Die Leute haben eine höhere Akzeptanzschwelle.

Mädchen, müsst ihr Sexismus vorbeugen?

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Die Jungsfrage:

Vor ein paar Tagen veröffentlichte die Huffington Post einen Text einer US-Bloggerin. Es ging darin um den Alltags-Sexismus, den sie täglich erlebt. Um manchmal eher kleine, aber trotzdem nervige bis diskriminierende Dinge: männliche Blicke, männliche Halbsätze, männliches Weiterbaggern nach offensichtlichem Bekunden von Desinteresse seitens der Frau.


Und dann ging es noch um etwas, das uns überrascht hat: um eure Reaktionen auf diesen Alltagssexismus. Wobei Reaktionen vielleicht nicht das richtige Wort ist – denn eigentlich schrieb die Autorin über Dinge, die sie tut, bevor ihr Sexismus begegnet. Vorauseilende Vermeidungsstrategien quasi. Sätze, die sie lieber nicht sagt. Handlungen, die sie lieber nicht ausführt. Weil sie weiß, dass sie damit bei Jungs und Männern womöglich etwas auslösen würde, das unangenehm bis gefährlich für sie werden könnte. Oder weil es in dem Moment leichter erscheint, nichts zu tun oder zu sagen.

Sie schreibt weiter, dass es Alltagssexismus vielleicht auch wegen solcher Vermeidungsstrategien gibt. Dass Männer vielleicht gar nicht merken, wenn sie etwas falsch machen, weil Frauen darauf nicht reagieren. Oder gleich von vornherein jegliche Situation vermeiden, die Männer dazu verleiten könnte, sich wie Steinzeittölpel zu verhalten.

Also dachten wir: Fragen wir mal nach. Gibt es diese vorauseilende Sexismusvermeidung? Ist da ein Warnsystem zwischen die Männerwelt und euer Handeln geschaltet? In welchen Situationen schlägt es Alarm? Erklärt uns das bitte mal. Denn wenn es wirklich so ist, sollten wir das wohl wissen und verstehen. Und dann dazu beitragen, dass es das alles nicht mehr braucht.

>> Auf der nächsten Seite: Die Mädchenantwort von charlotte-haunhorst>>
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Liebe Jungs,

passt super, die Frage, denn die letzte präventive Vermeidungsstrategie hab ich gerade vor wenigen Wochen gefahren. Ich saß nachts alleine im Taxi, der Heimweg dauerte 30 Minuten über die Autobahn. Und wie das dann so ist – aus Angst vor der unangenehmen Stille stellte ich dem Taxifahrer Fragen („Bis wann geht noch die Schicht? Wie lange machen Sie das schon?"). Und irgendwann stellt er Fragen zurück. Direkt im Du-Modus, macht man wohl so, wenn die Frau neben einem 30 Jahre jünger ist. Alles nicht schlimm. Aber irgendwann sagte er sowas wie: „Eine hübsche junge Frau wie du arbeitet sicher beim Fernsehen.“ Und ich sofort: "Oha, mal schauen ob mein Mann geschrieben hat, der wartet auf mich", stammel stammel, Handy raushol, drauf rumtipp.

Totaler Bullshit, das alles. Ich bin überhaupt nicht verheiratet und der Mensch, mit dem ich tatsächlich die Wohnung teile, hat zu dieser Uhrzeit längst geschlafen. Und überhaupt: Hätte, ganz hypothetisch, der Taxifahrer mich irgendwie anmachen oder übergriffig werden wollen, wäre es ihm wohl wurst gewesen, ob das an meiner Hand ein Ehering oder ein Ring von einem Asiamarkt ist. Aber obwohl ich das rational alles weiß, bin ich automatisch deeskalierend geworden. In meinem Kopf lief nur noch der Alarm: Fuck! Geschlossenes Taxi, älterer Mann, 30 Kilo schwerer als ich, was, wenn der den nächsten Parkplatz ansteuert?

Ich war hysterisch. Und habe in diesem Moment den armen Taxifahrer zu einem Monster gemacht, das er überhaupt nicht ist. Es war einfach nur ein Kompliment. Am Ende hat er mir sogar noch die Reisetasche zur Tür getragen.

An dem von dir zitierten Blogeintrag von Gretchen Kelly ist also auf jeden Fall was dran. Wir begehen andauernd präventiv Handlungen, um uns vor dem zu schützen, was ihr Jungs uns potenziell antun könntet. Nicht nur vor Sexismus, auch auch vor Gewalt. Wir wechseln nachts die Straßenseite oder simulieren ein Telefonat, wenn uns in einer einsamen Gegend ein Mann entgegenkommt. Erfinden einen Freund, wenn wir nicht angemacht werden wollen oder schlecht einschätzen können, wie das Gegenüber auf eine Abfuhr reagiert. Und wenn wir als einzige Frau in einer Männerrunde einen saudummen Spruch mitbekommen, halten wir die Klappe. Unfassbar bescheuert und unemanzipiert ist das alles, ich ärgere mich richtig über mich selbst, während ich es schreibe.

Die interessante Frage ist ja aber: Wo kommt das her?

Der WHO zufolge hat jede dritte Frau in ihrem Leben Erfahrungen mit körperlicher Gewalt gemacht. Fast immer durch Männer. Die, die zum Glück nicht solche Erfahrungen machen mussten, wissen von den anderen. Deshalb wird uns von Kleinauf eingeimpft, dass Männer gefährlich sein können, insbesondere fremde. Dass man ihnen im Zweifel körperlich unterlegen ist. Dass man sich schützen muss. Wir haben das ins Erwachsenenalter adaptiert. Kalkulieren automatisch in neuen Situationen, ob sie bedrohlich sind und wo der Ausgang ist. Und in den meisten Fällen ist der Ausgang eben die Defensive, oft in Kombination mit einer gut erzählten Lüge.

Natürlich tun wir euch durch dieses Verhalten pauschal Unrecht. Und machen wenig besser. Schweigespirale und so. Wenn ich dem Taxifahrer nicht sage, dass sein Kommentar mich verunsichert, weiß er nicht, dass er das lassen muss. Hat keine Chance zu sagen, dass er das ganz anders gemeint hat. Und bleibt damit potenziell Steinzeitmensch. Aber, und da kommt jetzt der Alarm wieder ins Spiel: Was, wenn der Taxifahrer leider ein Arsch ist? Wenn er mir wirklich etwas Schlechtes will? Will ich das Risiko eingehen? Eher nicht. Die kleinen Vermeidungstaktiken sind dabei auch ein Strohhalm, an den wir uns in beschissenen Situationen klammern. Ich KÖNNTE theoretisch die Polizei rufen, wenn ich mit dem Finger auf der Hörertaste nach Hause gehe. Der Taxifahrer KÖNNTE theoretisch denken, mein Freund ist Chef des Abu-Chaker-Clans und macht ihn fertig, wenn er mir dumm kommt. Dabei hätte ich natürlich am liebsten die Gewissheit, dass ich mich nicht wehren muss. Dass alles okay ist. Hab ich aber nicht.

Die Konsequenz heißt trotzdem reden. Redet mit uns, wenn ihr merkt, dass ihr da vielleicht gerade was Dummes gesagt oder getan habt. Und wenn ihr merkt, dass es das noch schlimmer macht, dann lasst uns einfach in Ruhe und zieht euch zurück. Und lest vielleicht nochmal die Jungs-Mädchen-Frage von 2006, in der Autor Moritz Baumstieger feststellte, dass eine Frau nachts Angst vor ihm hat. Weil sie halt nicht wissen kann, ob er ein Guter oder Böser ist. Darüber schreiben zählt auch als reden.

Mona Lisa zum Anfassen

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Es ist kein richtiges Lächeln, eher eine zarte Andeutung dessen: Der Gesichtsausdruck von Da Vincis Mona Lisa ist weltbekannt. Und trotzdem weiß ein Teil der Bevölkerung nicht, wie er aussieht: Blinde Menschen. Sie können sich Kunstwerke zwar beschreiben lassen, aber selbst nicht an ihnen teilhaben. Das will ein finnisches Crowdfunding-Projekt namens Unseen Art nun ändern: Es stellt 3D-Prints von Bildern wie die Mona Lisa oder Van Goghs Sonnenblumen her, die die Kunstwerke für Blinde zwar nicht sichtbar, aber ertastbar machen.

http://www.youtube.com/watch?v=GOF4Ipvjp8A#t=71

Große Museen wie der Louvre oder das Victoria and Albert Museum bieten zwar spezielle Führungen und taktile Ausstellungsstücke an, doch der Großteil der Werke bleibt für Blinde unerfahrbar.

„Sie ist echt keine klassische Schönheit.“, sagt eine Frau im Video von Unseen Art und lacht. Sie weiß jetzt nicht nur wie sich Mona Lisas Lächeln anfühlt, sondern auch ihre großen Nase.

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Dank crowdfunding sollen die Prints für Blinde kostenlos sein. So kann sich jeder ein Stück Kultur in sein eigenes Zuhause hängen. Aber auch ein Museum ist geplant. Damit wäre die Grenze zur sichtbaren Kunstwelt endgültig überschritten. Und die Mona Lisa hätte wirklich mal einen Grund zu lächeln.

Sina Pousset


Wenn 1,5 Grad zählen

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Es ist erst der dritte Tag der Klimaverhandlungen in Paris, aber mehr als vier Stunden geschlafen hat Krishneil Narayan schon seit zwei Wochen nicht mehr. „Jeder Morgen beginnt mit mindestens zwei Tassen Kaffee“, sagt Krishneil. Er ist 27 und damit einer der jüngsten Diplomaten auf dem Weltklimagipfel. Und verhandelt die Zukunft der Fidschi-Inseln. Das ist Zufall, eigentlich war er vor zwei Jahren als Journalist bei den Klimaverhandlungen in Warschau. Am ersten Tag der Klimakonferenz fragte ihn die Delegation seiner Heimat, ob er für sie offiziell verhandeln wolle. Seitdem arbeitet er als Diplomat. Paris ist bereits Krishneils siebter Klimagipfel. „Wenn Du wie ich aus einem Land kommst, dessen Überleben hier verhandelt wird, ist es schon frustrierend, dass es nicht schneller vorangeht", sagt er.


Mit 27 schon Diplomat: Krishneil Narayan von den Fidschi-Inseln

Der Klimawandel vertreibt Menschen aus ihrer Heimat und macht sie zu Flüchtlingen. Das Bundesamt für Migration rechnet mit 150 bis 200 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2050. Die Studie Mapping Choices hat ausgerechnet, was wie viel Grad Erwärmung für den Meeresspiegel und die Menschen bedeuten: Schon bei zwei Grad Erwärmung würde der Meeresspiegel langfristig so stark ansteigen, dass Gebiete, in denen heute 280 Millionen Menschen leben, unter Wasser lägen. Auch die Fidschi-Inseln werden betroffen sein.

Der kleine Inselstaat im Südpazifik ist dem Meer und Taifunen besonders schutzlos ausgesetzt. „Immerhin sind wir damit gesegnet, dass unsere Inseln ursprünglich aus Vulkanen entstanden sind. Deshalb haben wir ein paar kleine Berge, auf die wir Menschen umsiedeln können. Aber viele andere Inselstaaten, wie Tuvalu oder die Marshall-Inseln, liegen nur zwei bis drei Meter über dem Meeresspiegel. Die gehen heute schon unter", erklärt Krishneil. Die Fidschi-Inseln haben zugesagt, Menschen aus diesen Ländern aufzunehmen, wenn ihre Inseln überspült werden. „Das ist unser Weg, Solidarität in der pazifischen Community zu zeigen“, sagt Krishneil staatsmännisch. Mit Anfang 20 hat er ein Praktikum bei Greenpeace gemacht und konnte an einem Förderprogramm für junge Klima-Aktivisten teilnehmen. Al Gore persönlich hat ihn trainiert. Resigniert ist Krishneil nach sechs Jahren Verhandlungen aber nicht: „Für uns von den kleinen Inselstaaten ist es eine Frage des Überlebens. Es ist einfach keine Option, die Hoffnung aufzugeben." In Paris stehen die Chancen für ein Klimaabkommen auch deutlich besser als 2009 beim Gipfel in Kopenhagen.

"Du weißt nicht, was der Klimawandel bedeutet, bis du seine Folgen gesehen hast."


Ein Grund dafür ist, dass die große Mehrheit der Länder schon im Vorfeld des Gipfels Klimaschutz-Ziele eingereicht hat: Etwa 170 Staaten haben ihre sogenannten Intended National Determined Contributions (INDCs) vorgelegt. Wer wie Krishneil die Klimaverhandlungen verstehen will, muss hunderte Abkürzungen kennen. Alle sprechen von INDCs, nicht von Klimaschutz-Zielen. Keiner spricht von Finanzierug sondern vom GCF, dem Green Climate Fund. Für Outsider sind die Verhandlungen wie ein Fremdsprachen-Filmfestival ohne Untertitel.

„Die INDCs sind aber nicht genug", sagt Krishneil. Ohne sie würde sich die Erde um etwa vier Grad erwärmen. „Mit den Klimaschutzplänen, die hier auf dem Tisch liegen, wird sich die Erde dennoch um 2,7 Grad erwärmen." Krishneil setzt sich dafür ein, dass in einem Klimavertrag von Paris zumindest das langfristige Ziel von nur 1,5 Grad Erwärmung festgeschrieben wird. „Die Wissenschaft ist sich einig, dass die meisten kleinen Inselstaaten nur überleben, wenn wir die Erderwärmung auf diesen Wert beschränken."

Was diese Zahlen konkret für die Menschen bedeuteten, deren Heimat bedroht ist, weiß Krishneil zu gut von seiner Arbeit. Er reist in die Gemeinden, erklärt den Klimawandel und seine Folgen und bespricht Anpassungsmaßnahmen. Oft verstünden die Menschen lange gar nicht, warum das passiere, dass ihr Dorf langsam untergehe. Es sind solche Erlebnisse und Gespräche, die Krishneil antreiben. „Das kann ich kaum beschreiben, was das für die Menschen bedeutet. Jede Geschichte ist anders. Du weißt nicht, was der Klimawandel bedeutet, bis du seine Folgen gesehen hast."

Länder wie die USA und Deutschland sind mit einem Team von über hundert Leuten in Paris. Ärmere Länder können sich eine so große Delegation nicht leisten. Krishneils Regierung hatte nicht das Geld um seinen Aufenthalt zu finanzieren, dabei ist sein Land besonders vom Klimawandel betroffen. Er musste sich Sponsoren organisieren.

Für Krishneil bedeutet das besonders viel Extraarbeit. „Die letzten Tage werden besonders intensiv. Da lebe ich auf der Konferenz und komme nicht zum schlafen. Vielleicht ein Power-Nap für eine halbe Stunde." Aber was tut man nicht alles für 1,5 Grad.

Wir haben verstanden: KW 49

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  • Man sollte Ärzte immer vorher nochmal fragen, was für eine Spritze sie einem da geben wollen.

  • Adventskalender, mit denen man nicht gerechnet hat, sind die allerbesten.

  • Zu zweit lässt es sich besser nicht schlafen als allein.

  • Hip-Hopper sind eine sehr leicht reizbare Community.

  • Völlig egal, wie geil die Ideen sind, am Ende macht immer irgendwer eine neue Spalte in einer Tabelle auf.

  • Nacht dem Besuch von Schawarma-Buden riecht die Jacke so, als sei sie auch frittiert worden. Immer.

  • Und der Geruch geht auch nicht weg, wenn man sie über Nacht auf den Balkon hängt.

  • Selbstaufblasende Luftmatrazen sind geil.

  • Immer ein seltsames, oft aber auch ein bockstarkes Gefühl: wenn sich die Autoritäten umkehren.

  • Sparring ist immer gut. Auch Gesprächs-Sparring.

  • Supertoll: Plätzchen-Pakete von Mama.

  • Noch toller: Plätzchen in einem Paket, in dem vorher Medikamente waren – dann steht da nämlich "Nicht an Kinder unter 12 Jahren aushändigen" und "Keine Ersatzzustellung an Nachbarn" drauf.

  • Viel Zucker im Umlauf, derzeit.

  • Der uralte Tipp "Geh ein Mal um den Block und atme tief durch" ist immer noch der beste.

  • Zimtsterne schmecken überhaupt nicht nach Zimt.

  • Vielleicht eine gute Geldquelle für Fernebeziehungs-Menschen: Selfie-Workshops für jedermann.

  • Koffer schleppen ist auch Sport – inklusive Muskelkater am nächsten Tag.

  • Schinkennudeln immer mit Speck machen!

  • "Einer geht noch!" ist ein ganz beschissenes Motto.

  • Freundschaft: Wenn man sich nach einem halben Jahrzehnt wiedertrifft und keine einzige Anekdote erzählen muss, um sich zu verstehen.

  • Aufzugfahren ist die schönste Gratis-Stadttour der Welt.

  • Wichtiger Schritt des Erwachsenenlebens: einen Adventskranz kaufen.

  • Nasse Füße verwandeln auch die sanftmütigsten Menschen in Kleinkinder.

  • So richtig viel Schlamm an den Sohlen haben ist die Low-Budget-Version von Hoverboarden.


Bis zum letzten Schutthaufen

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(Falls der Player das Video nicht abspielt, bitte hier klicken.) 

Das Atomic Café hat ja nicht einfach nur zugemacht. Die Betreiber mussten die gemieteten Flächen komplett leer zurückgeben. Um das Verschwinden zu dokumentieren, haben wir eine Kamera aufgehängt, die alle 15 Minuten ein Foto geschossen hat. Knapp 1300 Bilder insgesamt – von den letzten Feiernden bis zum finalen Schutthaufen. Und dazwischen: Die Stunden, in denen Arbeiter Detail um Detail abtragen. Die Wand aus Glaswürfeln, das DJ Pult, den Holzboden, die Klos. Die Bar. Die mit besonderer Vorsicht, weil sie noch im Stadtmuseum ausgestellt werden soll. 

Wer genau hinsieht, entdeckt auf den Fotos immer wieder spontane, allerletzte Kleinfeiern oder Menschen, die bewegt bis fassungslos auf die Baustelle starren. Kleine Malereien tauchen ebenso auf wie die Trockenbauer, die noch mal mit ihrer Band proben. 

In der Süddeutschen Zeitung vom 16. Januar haben wir eine Auswahl der Bilder abgedruckt - damit jeder, der will, das Atomic Café für sich wieder auferstehen lassen kann. Dafür die einzelnen Bilder  ausschneiden, in umgekehrter Reihenfolge zusammentackern und das Atomic per Daumenkino wieder aufbauen.


Es macht uns an

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Nein, klug ist das alles natürlich nicht. Spätestens seit im vergangenen Sommer die Nacktselfies von Jennifer Lawrence und den dutzenden anderen Prominenten aus der iCloud gestohlen wurden, dürfte jedem das Risiko bewusst sein. Wer „sextet“, also expliziten Content übers Smartphone verschickt, handelt unvorsichtig. Aber wer ist schon immer total vernünftig, wenn es um Sex geht?


Die Mehrheit der 18- bis 24-Jährigen offenbar nicht. Im letzten Jahr ergab eine Umfrage in den USA , dass 70 Prozent von ihnen aufreizende Nachrichten oder Fotos auf dem Smartphone empfangen. Bei Teenagern ist Sexting die neue „first base“. Es hat also das Küssen als ersten Checkpoint auf dem Weg zum echten Sex ersetzt. Sagen Soziologen aus den USA, wo man die Etappen bis zum Geschlechtsverkehr traditionell in Baseball-Metaphern verpackt.

Nein, man muss es nicht mögen, seine Tagträume in Echtzeit mit jemandem zu teilen – aber unsere Smartphones machen es möglich. Also wollten wir wissen, wie diese Möglichkeit genutzt wird. Und was daran so faszinierend ist.

Daniel, 30, Arzt


Ich verschicke eigentlich kaum Fotos von mir selbst, bekomme aber sehr viele von Mädchen. Wenn ich mich auf Tinder mit einer gut verstehe, wechseln wir bald zu Whatsapp – auf Tinder kann man ja keine Fotos verschicken.

Ich bitte da eigentlich nie drum, die meisten Mädels schicken die Fotos von allein. Meistens ist es erst mal der Nacktfoto-Klassiker: Oben ohne, der eine Arm hält das Handy schräg nach oben, der andere drückt die Brüste so an den Oberkörper, dass sie größer aussehen.

Wenn sie unbedingt wollen, schicke ich den Mädchen auch ein Foto von mir. Immer das gleiche übrigens – da stehe ich splitternackt mit einem Sektglas in der Hand vor dem Schlafzimmerspiegel. Das wirkt offenbar unverklemmt und selbstironisch auf die und hat schon oft funktioniert. Wenn ich die Mädchen dann in echt treffe, sind wir gleich auf einem sehr lockeren Flirt-Niveau. Fotos von Vaginas bekomme ich übrigens nie. Irgendwie denken Mädchen wohl, dass die nicht fotogen sind. Dabei ist das doch Unsinn!

Jaana, 24, Philosophie-Studentin


Sexting ist geil. Punkt. Und eigentlich würde ich gerne nicht mehr dazu sagen – wenn da nicht dieses Scheißgefühl wäre: Wer liest die anzüglichen SMS, die ich meinem Freund schreibe? Wer sieht die Nacktfotos, die ich ihm schicke?

Man hört ja immer wieder, dass sich die Dateien auch bei Diensten wie Snapchat gar nicht dauerhaft selbst zerstören, sondern auf riesigen Servern irgendwo in Amerika gespeichert bleiben. Seit Edward Snowden sollte man eh davon ausgehen, dass es keine völlig private Kommunikation mehr gibt – irgendein Geheimdienst liest oder lauscht immer. Im Zweifel ein 21-jähriger, postpubertärer Informatik-Crack, der bei der NSA gelandet ist, weil er gut mit Computern kann, und der mit seinen Kollegen dreckige Witze über meine Brüste reißt.

Wenn ich mir das nur vorstelle, werde ich schon sauer. Und an Ereignisse wie das im vergangenen Jahr, als plötzlich hunderttausende private Bilder im Netz standen, will ich erst gar nicht denken. Wer regelmäßig sextet, muss den Kopf ein Stück weit ausschalten. Aber das Blut strömt in solchen Momenten ja ohnehin durch andere Körperteile.
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Leonie, 27, Werbetexterin


Ich habe mit dem Sexting angefangen, bevor ich überhaupt ein Handy hatte, geschweige denn ein Smartphone. Mit meinem ersten Freund habe ich mir in der Schule Briefe geschrieben, in denen wir uns erzählt haben, was wir am Nachmittag miteinander anstellen wollen. Das war mitunter ziemlich explizit.

Wir haben die Zettel in Umschläge gesteckt und von unseren Freunden und Freundinnen quer durchs Klassenzimmer reichen lassen. Ich weiß nicht, ob es meinem Freund genauso ging, aber für mich war der Nervenkitzel noch wichtiger als der Inhalt. Das ging so lange gut, bis unser Mathe-Lehrer einen der Briefe einkassiert hat. Eigentlich hat er immer alle Zettel vorgelesen – unseren nicht. Ich habe mich danach ein paar Wochen nicht mehr getraut, mich in seinem Unterricht zu melden, so peinlich war mir das.

Diese Erfahrung hat mich aber nicht allzu lange vom Sexting abgehalten. Das Schuljahr war kurz danach eh vorbei, dann kamen die großen Ferien, neue Lehrer und neue Zettel unter der Bank. Wenig später habe ich mir mein erstes eigenes Handy gekauft – eigentlich viel besser für kurze, anzügliche Nachrichten geeignet als alle analogen Wege.

Das habe ich aber erst viel später realisiert, als ich ein Auslandssemester in Amerika gemacht habe. Dort wurde bereits fleißig gesextet, als hier noch niemand davon geredet hat, und dank Smartphones nicht nur in Form von Texten, sondern auch mit Fotos. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung und noch mal ein ganzes Stück aufregender. Leider hält mein aktueller Freund nicht allzu viel davon, aber ich bin gerade dabei, ihn zu überzeugen.



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Jonas, 29, Kunsthistoriker


Angefangen habe ich mit dem Sexting vor genau einem Jahr. Da bekam ich zu Weihnachten ein Smartphone, mit dem ich endlich Fotos machen und empfangen konnte. Meine Freundin schickte mir am selben Abend noch ein Bild von sich in neuer Unterwäsche vor dem Spiegel, die typische Pose dieser Selfie-Tussis auf Instagram. Bis heute sind alle Nackt- oder Halbnacktfotos, die wir uns schicken, ironisch. Man kann sich ja unmöglich ernst nehmen, wenn man seinen Körper so in Szene setzt. Aber trotzdem macht es uns irgendwie an: Du bekommst ein superprivates Bild, das nur zwischen dir und deinem Partner ausgetauscht wird und weiß Gott was auslösen könnte, wenn es öffentlich werden würde.

Aus diesem Grund hatte ich am Anfang eine Regel: Wenn mein Schwanz auf dem Foto ist, darf mein Gesicht nicht gleichzeitig zu sehen sein. Wer weiß, wo das Foto mal landet, wenn wir nicht mehr zusammen sind. Aber die Regel habe ich schon nach ein paar Wochen gebrochen. Weil es so wahnsinnig lustig aussah, oben ohne vor dem Spiegel in der Sportumkleide und mit total ernstem Gesichtsausdruck meinen Penis raushängen zu lassen.

Wir wohnen in derselben Stadt, haben es also eigentlich gar nicht nötig, uns übers Handy scharf zu machen. Es ist eher eine Art Running Gag in unserer Beziehung: Wenn ich irgendwo ohne sie unterwegs bin, schicke ich ihr typische Touristenselfies von mir, vor Bergpanorama oder berühmten Bauwerken, und lasse dabei wie versehentlich meinen Penis aus der Hose hängen. Sie macht das gleiche ab und zu mit ihren Brüsten.  

Ist das schon Sexting oder einfach ein seltsamer Humor? Keine Ahnung, aber irgendwie finden wir diese ironische Brechung von Nacktheit schon ziemlich scharf.
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Denise, 27, PR-Beraterin


Halb herunter gelassene Jeans. Eine Hand, die in den Slip gleitet. Brüste, Brüste, Brüste aus zwei Dutzend unterschiedlichen Perspektiven. Meine ersten Werke erinnerten an Billigposter und Klo-Magazine, die ich aus Jungen-WGs kannte – nur mit meinen eigenen Körperteilen in der Hauptrolle. Mein damaliger Freund und ich hatten 4000 Kilometer zwischen uns. Wenn wir ein Jahr Fernbeziehung überleben wollten, mussten wir uns was einfallen lassen.

Das erste Bild schickte ich ohne Vorwarnung los. Es machte mich an, mir vorzustellen, was er fühlt, wenn er meine Nachricht aufmacht – und plötzlich meinen nackten Körper sieht. Mit der Zeit warf das improvisierte Studio aus Bett, Laken, Nachttischlampe und Handykamera immer elaboriertere Kreationen ab. Ich fand das äußerst albern. Aber auch ziemlich gut. Nicht ganz so enthusiastisch empfing ich die Nacktbilder meines damaligen Freundes. Vermutlich, weil er genau eine Kameraeinstellung bevorzugte: Riesenmonsterpenis im Vordergrund, an dem sich im Hintergrund ein kleiner Mann mit heruntergelassener Hose festhält. Gesagt habe ich es ihm aber nie: Vielleicht machte es ihn ja genau so an, seine Nacktbilder zu verschicken, wie mich. Ich wollte ihm das nicht kaputt machen. Leider bleibt der Penis bis heute das Lieblingsmotiv der Männer, die mir Nacktbilder schicken. Dabei wirken Schultern, Brusthaare oder ein Bauch-V viel mehr auf mich!
 
Die Fernbeziehung überstanden mein damaliger Freund und ich übrigens. Wir trennten uns erst mehr als ein Jahr danach. Ich mache mir keine Sorgen, dass er meine Nacktbilder gegen mich verwenden könnte – dazu kenne ich ihn zu gut und vertraue ihm zu sehr. Aber manchmal ist das schon komisch zu wissen, dass er jederzeit wieder meine Brüste angucken könnte.
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Nora, 25, Designerin


Meine beste Freundin hat mir vor einigen Monaten erzählt, dass sie und ihr Freund sich Nacktfotos und ab und zu auch Videos schicken, wenn sie sich ein paar Tage nicht gesehen haben. Ich habe überhaupt nicht verstanden, wozu das gut sein soll: Warum soll man sich heiß machen, wenn man sich in dem Moment eh nicht haben kann? Ich koche mir doch auch kein Drei-Gänge-Menü, wenn ich gerade vom Zahnarzt komme und nichts essen darf.

Wenige Wochen später habe ich auf einer Party in Berlin Til kennengelernt. Wir sind noch am ersten Wochenende im Bett gelandet. Er arbeitet in Hamburg, ich wohne in München. Gleich am Montagmorgen hat er mir ein Foto von sich beim Duschen geschickt, nackt und offensichtlich sehr erregt. Der Text: „Ich will dich. Jetzt.“

Das fand ich in dem Moment unglaublich geil, für mich war das wie ein Erweckungserlebnis. Ich habe ihn sofort angerufen und hatte kurz darauf das erste Mal in meinem Leben Telefonsex. Noch vor der Arbeit. Seitdem sexten wir regelmäßig, wenn wir uns am Wochenende nicht in echt sehen können. Videos haben wir noch nicht ausprobiert, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit und der Gelegenheit.

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Thilo, 27, Chemiker


Ich bin bisexuell und lebe in einer offenen Beziehung. Meine Freundin Jana weiß, dass ich ein paar Mal im Jahr Sex mit Männern habe und findet das okay, zweimal war sie sogar schon mit dabei. Mit Jana kann ich mir Sexting überhaupt nicht vorstellen, das würde gar nicht passen. Wir sehen uns eh sehr regelmäßig, da bleibt genügend Gelegenheit, um uns in echt zu spüren.
 
Mit meinen Affären (ich nenne sie so, obwohl alle Beteiligten davon wissen) sexte ich dagegen regelmäßig. Angefangen haben wir mit virtuellem Sex über Skype oder andere Video-Messenger. Das Problem dabei: Es müssen beide gleichzeitig online sein und Zeit haben. Deshalb sind wir dazu übergegangen, uns erotische Fotos per MMS zu schicken.
 
Mittlerweile nutzen wir fast nur noch Snapchat. Ob sich die Bilder und Videos wirklich selbst zerstören oder nicht doch irgendwo gespeichert bleiben, weiß ich nicht. Aber zumindest sind sie dann nicht mehr auf dem Handy meines Sexting-Partners. Selbst wenn wir uns total zerstreiten sollten, brauche ich keine Sorgen haben, dass er mir plötzlich droht, die Fotos zu veröffentlichen. Sicher ist sicher.

Ich glaube, dass Schwule oder Lesben generell öfter sexten als heterosexuelle Paare. Zumindest ist das in meinem Bekanntenkreis so. Vermutlich hat das etwas damit zu tun, dass Homosexuelle in der Öffentlichkeit oft schon schief angeschaut werden, wenn sie nur Händchen halten oder es wagen, sich zu küssen. Deshalb haben Schwule das Internet schon früh dafür genutzt, um sich zu One-Night-Stands zu verabreden. Und wer schon beim Online-Dating seiner Zeit voraus war, ist das anscheinend auch beim Sexting.

Karten für den jetzt.de-Kneipenabend gewinnen!

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Der jetzt.de-Kneipenabend geht in die fünfte Runde. Wir freuen uns schon - auf den Abend und auf euch!


Wir werden am Freitag, den 11. Dezember im Münchner Theater Heppel&Ettlich ab 20 Uhr aus den gesammelten jetzt-Werken vorlesen (Texte aus dem online-Magazin, von den Printseiten in der SZ und aus den Magazinen; Texte über München, Popkultur, das Leben und das Lieben, Schönes, Lustiges und Trauriges) und natürlich auch diesmal wieder Rätsel mit euch spielen. Zu gewinnen gibt es Getränke (Schnäpse? Spezi-Drinks? Was anderes? Wir werden sehen!). 

Nach der Lesung gibt es Musik und Freibier, weil wir wie immer unseren Anteil der Abendeinnahmen an der Bar investieren. Klingt nach einem sehr guten Kneipenabend, oder?  

Der Eintritt kostet 6 Euro – aber wir verlosen fünf Mal zwei Gästelistenplätze. Und wer die gewinnt, der kommt natürlich umsonst rein. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, einfach eine Mail an muenchen@jetzt.de schreiben.

Die Gewinner werden ausgelost und am Mittwoch per E-Mail benachrichtigt. 

Viel Glück!

Reden, als wär's 2017

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Wir sind, wie wir reden. Deshalb sind Wörter manchmal auch sehr umstritten. Einmal im Jahr wird ein „Jugendwort des Jahres“ gekürt, das garantiert noch nie ein Jugendlicher benutzt hat. Zukunftsforscher gebrauchen Wortschöpfungen („Lohas“), um angebliche Trends zu beschreiben. Und Marken versuchen, uns mit eigens kreierten Begriffen (wer erinnert sich noch an „sitt“ für „nicht mehr durstig“?) zum Konsum zu verführen.

Zwei Studenten der UdK Berlin sind jetzt noch einen Schritt weitergegangen: Helene von Schwichow, 24, und Salomon Hörler, 22, haben ein Wörterbuch für das Jahr 2017 herausgegeben. Damit wir jetzt schon wissen, wie wir dann zu reden haben – und zu sein. Ihr Professor Stephan Porombka drückt es im Nachwort so aus: „Den Leuten, die für ‚2017‘ verantwortlich zeichnen, fehlt die Angst, bloß das zu produzieren, was man gemeinhin Quatsch nennt. Sie machen ihn einfach. Und zwar mit Methode.“



Haben keine Angst vor Quatsch: Helene von Schwichow und Salomon Hörler
 
jetzt.de: Wie wird das Jahr 2017 werden?
Helene von Schwichow: Das wissen wir nicht. Wir wissen nur, wie die Schlipster, also ehemalige Hipster, die nun einem Bürojob nachgehen, darüber reden werden. Ihre Chefs werden vermehrt Frauen sein. Manche davon werden als CEOpatras bezeichnet – besonders erfolgreich, besonders schön.
Salomon Hörler: Und 2017 wird sehr flame-ig, voller kurzer Internet-Fames. So wie unser Experiment momentan einen Hype genießt. Aber in diesem Fall zurecht. Schließlich haben wir die Zukunft sprechbar gemacht.

Wie kam es zu diesem spekulativen Glossar?
von Schwichow: Es begann ganz harmlos, als Projekt im Zuge unseres Studiengangs Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Wir sammelten Begriffe, die bald entstehen werden. Schnell hatten wir eine Datenbank von über 12 000 Einträgen. Wir wussten: Das ist ein Schatz.

Die klassische Zukunftsforschung arbeitet mit ausführlichen Analysen, sammelt tausende Quellen, schreibt dicke Bücher. Warum sammelt Ihr nur einzelne Wörter und kurze Erklärungen?
Hörler: Die Zukunft der Zukunft sieht aus wie Twitter oder Instagram: kurz. Schnell. Eindrücklich. „Arolex – die Zahnpasta für Lunch-Liebhaber“. Mehr muss man nicht wissen. Aber von diesen kleinen Dosen kann man mehr aufnehmen. Und mehr Zukunft ist bekanntlich gut für alle.

Wie veröffentlicht ihr eure Ergebnisse?
Hörler: Auf www.the2017.com hat man Zugriff auf die gesamte Datenbank. Und wir verschenken einzigartige Bücher, die man auch als PDF laden kann. Für die werden per Zufall jeweils 100 Begriffe ausgewählt. So gleicht kein Buch dem anderen. So wie kein Leben dem anderen gleicht.
von Schwichow: Wir haben uns entschlossen, unseren Schatz freizugeben. Die Zukunft und ihre Wörter gehören uns allen. Menschen, die dies lesen, stehen mit einem Bein im Jahr 2017!

Macht Ihr auch ein Glossar 2018 oder 2019?
von Schwichow: Nein. Wörter sind wichtig. Aber die Zukunft besteht aus mehr. Wir arbeiten an einer App, welche die morgige Welt erlebbar macht.

Wie funktioniert die?
Hörler: Wir experimentieren mit Virtual-Reality-Brillen. Man sitzt in der S-Bahn, hat kurz Langeweile, setzt die Brille auf – und ist plötzlich in der Bahn der Zukunft, trägt die Mode der Zukunft, spricht die Sprache der Zukunft. Stufenlos regulierbar von 2020 bis 2030. Mindestens.

Ist das nicht irrsinnig teuer?
von Schwichow: Selbstverständlich. Aber unsere milliardenschweren Geldgeber finden, dass sich jeder Cent lohnt, wenn es um die Zukunft geht . . . Wir werden die App jedoch verschenken, so wie wir das Glossar verschenken.
Hörler: Was die Zukunft betrifft, glauben wir nicht mehr an Geld.

>>>> von "(to) beyonce" bis "zermasched": ein Auszug aus "2017 – ein spekulatives Glossar"


[seitenumbruch]Ein Auszug aus "2017 – ein spekulatives Glossar"  


(to) beyonce:
etwas aufwerten.
     
Blackwashing: betreiben weiße Menschen, die gerne schwarz wären. Michael Jackson ist jetzt acht Jahre tot. It still seems to matter if you’re black or white.
   
Bloggagement: macht deinen Blog zu Geld. Der Bloggager garantiert Unterstützung bei der Monetarisierung all deiner Posts.
 
CEOpatra: mega erfolgreich und total scharf aussehende Chief Executive Officerette.
 


Datascrooge: jemand, der geizig bei der Herausgabe seiner Daten ist.
  
Einländer: Menschen, die ihr Geburtsland noch nie verlassen haben.
 
Flame: Internet-Berühmtheit. Kurzes Aufflackern eines Gesichts im Feed, einmal neu laden, schon wieder erloschen.



Ghost: Online-Präsenzen von Verstorbenen. (Nicht zu verwechseln mit Smartphonezombies.)
 
Kand: genmanipulierte Katze, die nicht mehr die Eigenbrötler-Charakterzüge hat, die man Katzen vorwirft. Der „Kand“ ist eine süße Katze, die gerne Gassi geht, jault, weil sie ihr Herrchen vermisst, mit dem Schwanz wedelt, wenn sie sich freut, und Bälle bringt.



Kreuzgesellschaft: früher: Parallelgesellschaft 
 
Me-You-Balance: Das Individuum steht an erster Stelle. Man muss auf die Me-You-Balance in Beziehungen achten, um noch genug Zeit für sich selbst zu haben.

Noganer: Bewegung zumeist junger Leute, die davon ausgehen, dass man auch Pflanzen Schmerzen zufügt, wenn man sie als Essen zubereitet, etwa Korn mahlt, Erdbeeren pflückt oder Kartoffeln aus dem Boden reißt. Noganer verzichten deshalb auch auf pflanzliche Produkte jedweder Art.
   
Phonecrush: verknallt ins Handy.
        
Shindern: Ersatz für Ebay Kleinanzeigen und die Tauschbörse der Berliner Stadtreinigungsbetriebe. App für Dinge, die eigentlich keiner mehr haben will. Eine Mischung aus Mülltonnen durchsuchen und Schrottwichteln.



Tinder-Kinder: Selbsthilfegruppe
     
Tingles: Jetset- und Yuccie-Singles auf digitaler One-Night-Stand-Jagd. Ihnen geht es um das schnelle Kennenlernen und vor allem um das bzw. den/die Nächste. Der kurze Nervenkitzel beim Offline-Treffen zählt, der Sex wird eher zur Nebensache.



 
VHS: Nach Vinyl feiert jetzt die VHS ihr großes Revival. Denn umständlich ist cool.
   
Yologismus: Peinliches Wort, das von erwachsenen Feuilletonlesern aus der Teenagersprache übernommen wird. Beispiele aus vergangenen Zeiten: SWAG, YOLO, CHABO.
 
Yuccie: Die einst positive Bezeichnung „Young Urban Creative“ gilt nicht mehr als Ehrenzeichen, sondern wird als Beleidigung neben Wörtern wie Hipster, Hurensohn und Arschgeige verwendet.


     
zersmashed: kaputt, fertig, durch

Das gesamte spekulative Glossar kann man sich unter www.the2017.com als PDF herunterladen.

"Peniswitze sind einfach zu lustig"

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In dieser Kolumne erzählen junge Menschen, was in ihrem Alter noch nicht geht – und was nicht mehr. Diesmal: Jasmin, 26





... um mich von infantilem Humor zu verabschieden. Peniswitze sind einfach zu lustig. Ich rede mit meinen Eltern nicht oft über Penisse, aber wenn sie an Weihnachten ein bisschen einen sitzen haben, kann es sein, dass selbst sie einen Witz aus dieser Kategorie loslassen. Bei Freunden ist das ein ganz gutes Auswahlkriterium: Wer mitlacht, der liegt schon einmal ungefähr auf der gleichen Wellenlänge – wer nicht lachen kann, der hält es wahrscheinlich nicht lange mit mir aus. Natürlich ist mir klar, dass Peniswitze nicht immer angebracht sind. Und ich muss vorsichtig sein, wenn ich in langweiligen Besprechungen Facebook checke. Meine Freundin hat eine Gruppe eröffnet, in der die Mitglieder jeden lustigen Penis-Content posten, den sie finden. Wegen „Nutscaping“, einem Trend im Internet, bei dem Menschen Landschaftbilder hochladen, auf denen ihre, naja, Nüsse eben, ins Bild ragen, musste ich mir letztens in einer Konferenz sehr das Lachen verkneifen. Das Penisfest in Japan wird in dieser Gruppe auch jedes Jahr ausführlich zelebriert. Vielleicht sollte ich es mir zum Ziel machen, dieses Fest mal nach Deutschland zu holen, wenn ich groß bin.
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... für durchgemachte Nächte. Menschen in meinem Alter, die es schaffen, zu feiern, bis es hell wird, und das im Zweifel auch noch drei Tage am Stück, sind mir ein Rätsel. Wie machen die das? Nehmen die alle Drogen? Ich gehe gerne weg, aber jedes Mal erreiche ich zwischen drei und vier Uhr den Punkt , an dem ich knatschig werde, mich unendlich alt fühle und nach Hause will. Und weil meine Freunde – wie jedermanns Freunde – dazu neigen, ein „Ich geh’ dann mal “ nicht ohne einstündige Diskussion zu akzeptieren, bin ich dazu übergegangen, heimlich zu verschwinden. Es gibt wirklich wenige Abende, an denen ich diesen Punkt überwinden konnte. Die waren außergewöhnlich gut und ich kann mich an jeden noch erinnern. Natürlich kommt es vor, dass man sich am nächsten Tag anhören muss, was man alles verpasst hat, weil man gegangen ist, aber da stehe ich drüber. Auch weil ich es mittlerweile sehr gut raus habe, den Zeitpunkt abzupassen, an dem die Party eigentlich vorbei ist, es nur noch keiner wahrhaben will. Ab da passiert eh nichts mehr, das es wert wäre, den Schlaf zu verpassen, den man in der gleichen Zeit haben könnte. Zumindest rede ich mir das immer ein.
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