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Liebling, ich habe das Geschirr geschrumpft

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Tim und Babsi sind vor etwa eineinhalb Jahren zusammengezogen. Als ich sie vor einem halben Jahr das letzte Mal besucht habe, gab es noch große Saftgläser und Kaffeebecher in ihrem Küchenregal. Als ich mich jetzt bei ihnen umblicke, sehe ich nichts mehr davon. Tim und Babsi haben ihren Haushalt geschrumpft.

Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich das begriffen habe. Es ist ein Samstagmorgen, ein paar Mitt- bis Endzwanziger sitzen um einen Esstisch, Tim und Babsi haben zum Frühstück geladen. Croissants, Joghurt, Rührei, Kaffee, Tee und Saft. Alles ist auf eine angenehme Art nett und normal. Aber irgendwas ist komisch.



Sieht jetzt gar nicht so klein aus, die Tasse. Aber: Die Blumen im Bild sind Gänseblümchen.

Es ist die Frequenz, mit der hier Sachen über den Tisch gereicht werden. Frühstücksutensilientransaktionen im 20-Sekunden-Takt: Max übergibt die Obstsalatschüssel an Felix, Leni fragt nach der Teekanne, während Tim gerade reihum Orangensaft nachschenkt. Babsi wartet schon auf den Joghurt, den Moritz grade von Flo bekommen hat. Ein ständiges Hin- und Her.

Der Grund dafür: die Größe des Geschirrs. Wir trinken unseren Saft aus kleinen Zwei-Schlücke-Gläschen und unseren Tee aus sehr kleinen japanischen Teetässchen. Joghurt und Obstsalat füllen wir uns in Schüsselchen, die nach vier Mal löffeln wieder leer sind – obwohl auch die Löffel einen Tick kleiner sind als die meisten Teelöffel. Entschuldigung, eigentlich muss man auch den Löffeln ein -chen geben. Löffelchen. Alles ist hier voller -chens. Deshalb muss ständig nachgefüllt und -geschenkt werden.

Seit diesem Frühstück beobachte ich das öfters: Wenn ein Mädchen und ein Junge zusammenziehen, werden viele Dinge immer kleiner. Das Telefon im Flur steht nicht mehr in einem Ikea-Regal, sondern auf einem filigranen Schränkchen vom Flohmarkt. Die Saftschorlen-Humpen und Caipi-Gläser verschwinden aus dem Regal, die bierflaschengroßen Salz- und Pfeffermühlen auf dem Küchentisch werden durch kleine Töpfchen oder Schälchen mit noch kleineren Holzlöffelchen ersetzt. Überhaupt fällt auf: Die Schrumpfungsprozesse finden überwiegend in Küchen und Esszimmern statt, und zwar vor allem dort, wo es nicht mehr um die Zubereitung des Essens geht, sondern um dessen Präsentation: Das große Küchenmesser bleibt, aber was damit geschnibbelt wird, landet in kleinen Schälchen auf dem Tisch.

Es heißt ja oft, dass Partner sich einander angleichen, wenn sie zusammenziehen. Wer in getrennten Wohnungen mehr gegessen hat als der andere, isst in der gemeinsamen Wohnung kleinere Portionen und umgekehrt. Wer mehr Fleisch gegessen hat als der andere, ernährt sich plötzlich grünzeughaltiger und umgekehrt. Es ist ein wechselseitiger Prozess, beide übernehmen Gewohnheiten des jeweils anderen. So wachsen Paare zusammen.

Die Haushaltsschrumpfung scheint aber eine Ausnahme zu sein. Wo auch immer ich die Invasion der -Chens beobachten konnte, war diese das Werk des Mädchens. Mädchen erfreuen sich an kleinen Dingen; für sie ist ein kleines Glas nicht in erster Linie klein, sondern süß. Bei den meisten Jungs funktioniert die Sinneswahrnehmung da anders: so, wie für viele Jungs ein Neugeborenes einfach ein kleiner Mensch ist und kein garantierter Auslöser für Quietsch-Geräusche und Knuddelverlangen. Während mir beim Frühstück bei Babsi und Tim der Kleinkram als Auslöser für das ständige Hin- und Hergereiche der Speisen negativ auffiel, waren die weiblichen Frühstücksgäste voller Lob für die süßen neuen Gläser. Und wann immer ich Jungs auf die -Chen-Invasion in ihren Wohnungen angesprochen habe, reagierten sie auf meine Beobachtung mit resigniertem Achselzucken oder Beschwerden über die Entsorgung ihrer Schorlehumpen, die sie jetzt zwingt, während eines Films fünf Mal in die Küche zu laufen und sich nachzuschenken.

Es ist eindeutig: Das Heer der -Chens bekommt seinen Befehl zum Vorrücken nur von einem Kommandanten: einem weiblichen. Und das bedeutet wohl auch, dass klassische Rollenverteilungen in Beziehungen noch nicht ganz aufgehoben sind. Offenbar haben Mädchen noch immer die Hoheit über die Gebiete Geschirr, Besteck und Dinge, die man auf Esstische stellt. Über die Bereiche, in denen es nicht nur um Funktion geht, sondern vor allem um Schönheit und Anmut. Bereiche, die die meisten Jungs vielleicht doch noch ein Stück gleichgültiger betrachten und in denen sie sich deshalb zurückhalten. Zumindest so lange, bis ihnen jemand ihren letzten großen Krug weggenommen hat.


Wir haben verstanden: KW 52

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Wer blöd genug ist, mit dem Auto für Weihnachtseinkäufe in die Stadt zu fahren, kann gleich noch mal zehn Prozent des Geschenkpreises fürs Parken einplanen.

Liebe Menschen zu beschenken ist das Schönste auf der ganzen Welt. Milliardenfach besser als jedes Katzen-Mem und so.

Aber leider nur dann, wenn das Zeitmanagement stimmt. Ansonsten ist es die Hölle – und mit etwas Pech sogar frustrierend.

Wenn irgendwie möglich, sollte in diesen Zeiten immer – wirklich immer – ein Lammfell in Griffweite sein. Immer!

Schwer zu sagen, wen man jetzt besser finden muss: Udo Jürgens oder Joe Cocker.

Wahrscheinlich eher Udo Jürgens.

Das Netz hat sich im Jahr 2014 noch ein Stückchen weitergedreht.

Umziehen wird hundert Prozent schlimmer, wenn man noch eine Nacht zwischen den gepackten Kisten schlafen muss.

Kinder Em-Eukal sind als Hustenbonbons total sinnfrei, aber trotzdem geil.

Das Beste an Saunen: Tattoos anderer Leute anstarren und sich freuen, dass man sich selbst nie so einen Blödsinn stechen lassen würde.

Wie eine Familie tickt, kann man daraus ablesen, wie sie den Tannenbaum besorgt (Wild im Wald klauen vs. Akribisch geplant vs. Zu großen Baum gekauft, der niemals in den Kombi passt vs. Der Baum wird einfach an der Spitze abgesägt, wenn er nicht passt)

Der beste Raclettekäse (und vermutlich der günstigste) ist der von Lidl.

Man ist sehr stolz auf seine Stadt, wenn sie an einem Abend trotz Weihnachtsgeschenkepanik 12.000 Leute gegen Pegida vor die Staatsoper bringt.

Eltern ein neues Smartphone erklären zu müssen, ist die Pest.

Prince of Pegida: Das Spiel zur Demo

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Seine Waffe: das Schwert der Ahnungslosigkeit. Die Gegner des tapferen Kämpfers: Muselmänner und die gefährliche Lügenpresse! Keine Sorge, das ist natürlich alles Satire. Den Trailer zum Spiel gibt es allerdings wirklich. Und er ist sehr lustig. Der Blogger und Student Franz Jänisch aus Sachsen hat ihn erstellt.

http://www.youtube.com/watch?v=YxZeIxO62L0

jetzt.de: Machst du dir Sorgen wegen der Demonstrationen in Dresden?
Franz Jänisch: Ich halte das schon für besorgniserregend und finde, man muss über Pediga reden und diskutieren. Wenn ich mit meinem Video einen Austausch fördere, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Wie bist du auf die Idee gekommen, einen Prince of Pegida-Trailer zu erstellen?
Eigentlich dreht sich mein Blog um Apps, Videospiele und Kinofilme. Ich mag das YouTube-Format Let's Play. Eines meiner nächsten Vorhaben wäre eigentlich ein Video zu "Prince of Persia", dem MS-DOS Klassiker, gewesen. Doch da mich die Situation in Dresden in letzter Zeit auch zum Nachdenken angeregt hat, ist mir spontan der Gedanke gekommen, beides zu verbinden.


Warum hast du einen satirischen Ansatz gewählt?
Ich übertreibe gern. Mir gefällt Satire einfach. Auch in meinen Filmkritiken streue ich einige Spitzen, um den Leser zu unterhalten.

Haben dich bereits irgendwelche Kommentare wegen des Videos erreicht?
Ja, aber natürlich! Das Feedback ist positiv und ich freue mich sehr. Das liegt vor allem an all den Leuten, die das Video nach der Veröffentlichung geteilt haben.


Hast du dir im Vorfeld Gedanken über mögliche Hass-Kommentare gemacht?
Natürlich teilt nicht jeder meinen Humor. Dass unterschiedliches Feedback kommen wird, war mir bewusst. Mit jedem Beitrag gibt es sowohl positive, wie auch negative Kommentare.

Ist das deine Stimme im Video?
Genau, das Video habe ich eingesprochen. Die Inspiration kam sowohl aus dem real life, als auch aus den Nachrichten. Die meisten Floskeln und Sprüche habe ich aus den vielen Berichterstattungen der "Lügenpresse".

Werden wir jetzt öfter lustige Satire-Videos von dir sehen dürfen? Hast du irgendwelche Ideen?
Zurzeit ist nichts in Planung, da meine Masterarbeit erst einmal stehen muss. Danach widme ich mich wieder meinen Abonnenten, man darf also hoffen.

Alle weg

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A wie Alle weg

Etwa seit dem 20. Dezember wird es wieder sehr deutlich: Wir sind gar nicht so viele – wir Münchner (immerhin das haben wir mit Berlin gemeinsam). Die allermeisten kommen offenbar von außerhalb. Und da zieht es sie zu Weihnachten auch wieder hin. Ing-Flucht ist angesagt – oder wenigstens kleinere Reisen in die Außenbezirke. Wegen Verwandtschaft. Das hat freilich viele Vorteile: Parkplätze, Ruhe, Besinnlichkeit, Nacktflitzen. Die Kehrseite ist ein nur schwer abzuschüttelndes Gefühl von Provinzialität. Kassel stellt man sich so leer vor, oder Frankfurt an der Oder. Eine Großstadt eher nicht.
 
B wie Bus und Bahn
An Heiligabend macht dafür sogar die Fahrt mit Bus und U-Bahn Spaß. Mit einem oder mehreren großen Beuteln voller Geschenke zwischen den Beinen lassen sich die wenigen Mitfahrer in aller Ruhe betrachten – fast alle auf dem Weg in den heimatlichen Hafen. Fast alle entspannt. Keiner hat’s eilig, weil man schon genug Zeit mit der Bagage verbringen wird. Nur der Busfahrer will endlich ankommen. Das beschleunigt die Fahrt tendenziell, was Fahrgäste bei den Abfahrtszeiten möglicherweise einplanen sollten.
 
C wie Clubs
Dafür, dass alle weg sind, haben erstaunlich viele Clubs offen. Dafür, dass erstaunlich viele Clubs offen haben, können wir nur sehr wenige Veranstaltungen von Herzen empfehlen. Das liegt vor allem daran, dass das Programm noch etwas schrecklicher erscheint als sonst schon oft. Im P1 heißt der Abend zum Beispiel „White Christmas“, was bestimmt auch noch doppeldeutig gemeint ist. Die 089-Bar bewirbt ihre Weihnachtsparty mit „Wir verschenken 3 Tiffany-Ketten & Russian-Standard-Vodka-Flaschen“. Im Backstage gibt es wenigstens viel von Motörhead. Aber das ist alles eh egal: Wer weggeht, versucht sein Glück ja sowieso bei Münchens allerletztem Britwoch der Welt (Geschenk, schönstes) im dann bald verschwundenen Atomic Café.
 
D wie Die sind schuld
Meint Tief „Freia“, das über dem Nordmeer und Skandinavien steht, und Hoch „Thue“ (von den Azoren bis nach Südosteuropa). Beide sorgen dafür, dass es auch in München keine weißen Weihnachten gibt. Stattdessen: sieben bis zwölf Grad, Sprühregen, Wind, Schauer. Ist als Smalltalk-Thema damit so unerlässlich für Quatsch, der das Schweigen bricht, wie Knödel zur Gans.

E wie Euro geben
Kann man natürlich auch. Ist auch gut. Aber wenn wir ehrlich sind: Schon auch einfach, gell? Gerade zu Weihnachten. Deshalb die Energie vielleicht doch lieber aufsparen und im kommenden Jahr Zeit geben. Bei Hilfsprojekten zum Beispiel. Unser Vorschlag wäre Bellevue di Monaco – wobei wir einräumen müssen, dass wir mit denen personell auch etwas verbandelt sind.
 
F wie Fatschenkindl
Sehr, sehr, sehr alte Weihnachtstradition, die nur besonders akribische Stadthistoriker und Lokalredakteure kennen. Ist, frei übersetzt, eine Art eigenes Christkind der Münchner, das jedes Jahr vom ersten Weihnachtsfeiertag bis zum Dreikönigstag in der Bürgersaalkirche zur Verehrung ausgestellt wird.
 
G wie Geschenk, schönstes
Dass wir das noch erleben können: Ein allerletzter Britwoch im Atomic. An Heiligabend. Würdig! Und der Eintritt ist im Geschenkpaket auch gleich noch mit drinnen, also frei. Einlass ist ab 23 Uhr. Tanzverbot bis 0 Uhr. Wer nicht mehr reinkommt, was nun nicht ganz unwahrscheinlich ist, der verdrückt ein Tränchen und geht in die Favorit Bar (uebliche Verdächtige).
 
H wie Happy Birthday!
Untertitel der Veranstaltung: „Wir feiern den Geburtstag noch ein wenig weiter“. Und zwar den von Jesus. Am ausgelassensten tut das ziemlich sicher Jesus Rainer Maria Schießler – Münchens wohl bekanntester, weil eben auch ungewöhnlichster Pfarrer. Im Anschluss an die stets brechend volle Christmette in St. Maximilian, dem Notre-Dame der Isarvorstadt, gibt es im Seitenschiff Häppchen und Drinks. Schießler feiert dann meist die ganze Nacht mit Freunden durch. Wenn die sich schlafen legen, liest er die erste Messe des ersten Feiertages. Die Christmette beginnt um 22.30 Uhr. Titel des dazugehörigen Krippenspiels: „Gott existiert – Du bist es nicht!“
 
I wie Ing-Flucht
Hauptsächlich in großen Städten im südlichen Raum Deutschlands (ergo München) zu beobachtendes Phänomen der temporären, totalen Stadtverödung. Meint die zu Weihnachten reflexartig einsetzende Flucht der urbanen Bevölkerung in auf ing-endende Speckgürtelvororte. Hintergrund: Verwandtschaft. Resultat: Alle weg, Parkplätze und die verstärke Neigung zum Abhängen auf alten Schulhöfen und Nacktflitzen.

J wie Josef und Maria
Die Bars in der Klenzestraße, nicht die aus Nazareth. Klingen einladend, haben aber am 24. nur bis 15 Uhr geöffnet.
 
K wie Kellnern
Kleines Geheimnis aus der „Gastro“, wie wir Profis zu sagen pflegen: An Weihnachten zu kellnern, ist nicht so schlimm, wie es von außen aussieht. Es gibt kein anderes Datum, an dem die Leute so warm, zufrieden und vollgefressen aus dem Familienkreis in ihre Stammkneipe kommen, um sich mit denen zu treffen, die den Rest des Jahres aus unerfindlichen Gründen in Berlin/New York/London/Bielefeld verbringen. Alle freuen sich, ratschen und wollen einfach nur in Ruhe noch ein bis vier Biere trinken. Eigentlich wie immer also. Sie leuchten dabei aber alle ein bisschen.
 
L wie Lodendichte
Ist zu keiner anderen Zeit und an keinem anderen Ort auf der ganzen Welt höher als am 24. Dezember in der Michaelskirche in der Fußgängerzone.
 
M wie Mit echten Instrumenten
Eine gute Party an Heiligabend zu finden ist schwer? Pah! Wirklich schwer ist es nur, was mit Live-Musik zu finden. Mit Klicken und Scrollen bis kurz vor der Sehnenscheidendzündung gibt’s ziemlich genau zwei Treffer: Die von der Saxophonistin Stephanie Lottermoser geleitete Jam-Session in der Unterfahrt (21 Uhr; Achtung, das ist Jazz) und das Konzert der türkischen Sängerin Sila (23 Uhr; Achtung, das ist im Zenith). Kein Wunder also, dass man sogar froh ist über Weihnachtsmusik am Hauptbahnhof.
 
N wie Nacktflitzen . . .
. . . und andere Dinge, die man aufgrund von Alle weg dringend mal machen sollte, weil es auf den Straße so viel Platz gibt und keiner da ist, der einen sieht:
 
. . . Mit dem Sprinter nach Haidhausen fahren, einhändig vorwärts einparken und dabei sehr lässig aussehen.
 
. . . Auf alten Schulhöfen abhängen.
 
. . . Endlich wieder die Häuser in der Kaufingerstraße sehen – standen ja sonst immer so viele Menschen im Weg.
 
. . . Auf einem Supermarktparkplatz mit angezogener Handbremse ein paar Runden drehen.
 
. . . Auf dem Olympiaberg in einen Schlafsack gehüllt Sterne gucken (oder vielleicht auch Sex haben).
. . . Schaukeln! Auf einem Spielplatz. Macht superviel Spaß, aber sonst sitzen ja immer kleine Kinder auf der Schaukel oder Freunde könnten einen dabei sehen.
   
O wie Obdachlose
Werden an Weihnachten wieder verstärkt entdeckt. Das liegt auch dran, dass sonst alle weg sind und damit der Blick auf die traurigeren Momente der Stadt frei ist. Natürlich ist es toll, dass dann alle helfen wollen, beispielsweise mit der sehr großen Speisung im Hofbräuhaus. Aber wenn wir unser Engagement über das ganze Jahr verteilen würden, gäbe es halt trotzdem weniger Hunger.
 
P wie Parken
Niemals sonst findet sich in Haidhausen oder Schwabing so schnell ein Parkplatz für den 50-Meter-Sattelschlepper wie in der Weihnachtszeit. Unbedingt probieren. Dabei viel hupen.

Auf der nächsten Seite: Q wie Quatsch bis Z wie Zu, alles

[seitenumbruch]

Q wie Quatsch, der das Schweigen überbrückt
Sollte das Gespräch am weihnachtlichen Esstisch mal verebben, hier ein paar sehr nützliche Notsätze und -themen.
 
. . . Wusstet ihr, dass Elvis in München vermutlich seine erste Nackte gesehen hat (in einem Etablissement in der Herzogspitalstraße)?
 
. . . Viertel, in die man niemals ziehen würde, selbst wenn man dort eine Villa geschenkt bekäme (heißer Tipp: Schwabing).
 
. . . Wie der Hoeneß wohl dieses Jahr Weihnachten feiert?
 
. . . Fehlender Schnee (Die sind schuld)
 
. . . Dieter Reiters Frisur (optional Franck Ribérys Bart).
   
R wie Rückkehrer
Logische Gegenbewegung zu Alle weg. Bringen meist Spezialitäten aus der Heimat, Bargeld und einen dringenden Ausgehhunger mit. Sollte man sich also warmhalten, auch wenn sie einen eigentlich im Stich gelassen haben.
 
S wie Schnee
Gibt es nicht (Die sind schuld).
 
T wie Tanzverbot
Gibt es dafür schon. Natürlich. Betrifft den 24. Dezember – und dauert damit wiederum nur bis Mitternacht. Heißt konkret: In den Clubs wird etwas ruhigere Musik aufgelegt, bis es Mitternacht schlägt. Dann: Bäm!
 
U wie Uebliche Verdächtige
Findet man in der Favorit Bar, wo an Heiligabend seit (gefühlt) zwanzig Jahren die selben Herren auflegen: Bandleader G.Rag und der etwas weniger bekannte Autoskooter. Wer also bei Geschenk, schönstes nicht mehr reingekommen ist, läuft (besser noch: tanzt, sieht ja eh keiner) die Hochbrückenstraße runter, durchs Tal (leer), über den Marienplatz (sehr leer), Fußgängerzone (super leer) und links-rechts-links in die Damenstiftstraße, um sehr gute Musik zu hören.
 
V wie Verwandtschaft
Wohnt fast immer in Vaterstetten oder Baldham. Bisweilen auch in Hadern (natürlich nur die wenigen, die nicht in einem Ort wohnen, der auf -ing endet). Jedenfalls nie in zentralen Stadtteilen. Das hat Vorteile: Man lernt auch die wenig gentrifizierten Viertel mal kennen, die zu Weihnachten ja verhältnismäßig schön aussehen (Stichwort Lichterketten). Und es hat Nachteile: Vaterstetten, Baldham und bisweilen auch Hadern.
 
W wie Weihnachtsmusik am Hauptbahnhof
Der Posaunenchor spielt wie immer am Gleis 11 bei der Bahnhofsmission. Einblasen: 11.45 Uhr.
 
X wie X-Mas
Alle Veranstaltungen, in denen diese Zeichenkombination vorkommt, sind dringend zu meiden.
 
Y wie Youtube
Wer immer noch dran zweifelt, dass München um Weihnachten etwas provinziell wird, gibt bei Youtube „München Weihnachten“ ein. Der erste Treffer ist ein 27 Minuten und 30 Sekunden langes Video, in dem nichts passiert. Absolut gar nichts!
 
Z wie Zu, alles
Unbedingt also an Notration denken wegen Feiertagen. Ansonsten: Frohes Fest!

Meine Straße: Valleystraße

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Der besondere Reiz der Valleystraße ist etwas Atmosphärisches: Im Frühjahr gibt es die ersten Farben der sprießenden Robinien und der noch unbelaubt blühenden Blauregen an den Hauswänden. Ab da begleitet einen die Valley mit ihrem vielen Grün durch das ganze Jahr. Die kräftigen Blätter der Ahornbäume spenden im Sommer viel Schatten und halten das Kopfsteinpflaster angenehm kühl. Und nach den ersten kalten Nächten im Herbst verwandeln sich die weinberankten Fassaden in wunderbar bunte Teppiche. Die schönste Zeit in der Straße! Sogar jetzt, im Winter, bleibt an den mit Efeu bewachsenen Häusern noch ein Rest Leben.

Ich wohne schon seit zehn Jahren hier, und ich mag einfach nicht mehr weg. Früher war es wohl noch etwas verschlafener, aber selbst heute ist der soziale Wandel der Stadt nur gedämpft zu spüren.

Im Viertel gibt es tatsächlich noch einige urige Boazn und kleine, alteingesessene Geschäfte. Mit den ursprünglichen Bewohnern verschwinden diese allerdings zusehends. So hat zum Beispiel „da gloa Sendlinger Metzger“, eine winzige Metzgerei in einem etwas angestaubten Ladengeschäft direkt hier in der Straße, vor einiger Zeit geschlossen. Dort bekam man zwar keine kulinarischen Besonderheiten, dafür gab’s aber zu jeder Leberkässemmel einen deftigen Spruch vom Metzgermeister. Sendling eben.

Jetzt heißt der Laden Beirut Beirut. Fast jeder in der Stadt kennt ihn oder hat schon einmal etwas von ihm gehört. Dort gibt es schließlich die besten Falafel- und Hummus-Sandwiches außerhalb von Beirut. Absolut empfehlenswert! Im vergangenen Sommer hat ein paar Häuser weiter der zweite Laden der Betreiber eröffnet. Im Manouche kann man kleine libanesische Pizzen und orientalisch gefüllte Teigschiffchen entdecken.

Toll zum Einkaufen hier in der Gegend sind die türkischen Gemüseläden. Weil sie nah an der Großmarkthalle liegen, haben sie immer frische Waren. In der Nähe des Gotzinger Platzes, am Rande der Großmarkthalle, gibt es das kleine Fischgeschäft Bizim Balikci, das täglich eine große Auswahl an frischem Fisch anbietet.

Genial hier: ein Schwimmbad in der eigenen Straße. Das Südbad ist das kleinste der Münchner Bäder, es ist vor kurzem sehr schön saniert worden. Oft gehe ich abends nach der Arbeit dort noch eine Runde schwimmen oder lasse mich im Winter durch das warme Außenbecken treiben. Die besten Tischtennisplatten der Gegend haben wir natürlich auch. Sie liegen in der Grünanlage am Valleyplatz und eignen sich hervorragend für Rundlaufturniere mit Picknick und Getränk.

Ein Lieblingshaus habe ich übrigens auch. Es ist das Eckhaus zur Reutbergerstraße. Es sieht aus, als sei es noch nie, oder zumindest seit Ewigkeiten nicht gestrichen worden. Der ganze Ruß und Straßenstaub vergangener Jahrzehnte haftet daran. Wie aus der Zeit gefallen. Ich gehe unheimlich gern daran vorbei, es strahlt so viel Ruhe und Beständigkeit aus.

Wer bist du, Oma?

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Ich bin 14 Jahre alt, als ich es plötzlich merke. In der Luft liegt der Geruch von Gans und Lavendel, der mich an meine Kindheit erinnert. Es ist Weihnachten und meine Oma tut, was sie immer an Weihnachten tut: Sie kneift mir in die Wange. Ihre Hände sind heiß und rau vom Spülwasser, weil sie für alle kocht und abwäscht, auch das war schon immer so. Ein vertrautes Gefühl also, aber dieses Mal fällt mir dabei auf: Was ich über meine Oma weiß, kann ich an einer Hand abzählen. Oma verteilt gerne Süßigkeiten und Euromünzen an Kinder, auch an die fremden auf dem Spielplatz. Oma kniffelt jeden Tag. Omas Trinkgläser waren mal Senfgläser und sind mit Comicmotiven bedruckt. Oma hatte als Kind eine schwere Zeit, wegen den Folgen des Krieges, und musste von irgendwo nach irgendwo fliehen. Oma ist meine Oma.

Das sind erschreckend wenige Einblicke in einen Menschen, der mir in die Wange kneift und mich schon kannte, als ich noch im Bauch meiner Mutter war.



Oma könnte so viel erzählen. Man müsste sie bloß mal fragen.

Ich verstehe das nicht. Vor dem Kindergarten verbrachte ich viel Zeit mit Oma, drei Stunden jeden Werktag. Wenn mich meine Mutter nach der Arbeit abholte, weinte ich und klammerte mich an Omas Wasserfuß. Ich liebte Oma. Das tue ich immer noch und das tat ich auch mit 14. Umso mehr erschrak ich über diese Fremdheit, die ich erst wahrnahm, als ich mich plötzlich zu alt für die Gesten meiner Oma fühlte. Ich begriff: Ich habe mich an meine Oma gewöhnt, so wie man sich nach einer Weile beispielsweise an ein Studentenzimmer gewöhnt, das man nicht selbst eingerichtet hat. Über ihre Gedanken und Gefühle, über ihr Leben und ihre Geschichte weiß ich fast gar nichts.

Das wollte ich ändern, unbedingt. Aber dann kamen mein erster Freund, im zwei-Jahres-Rhythmus neue Enkel für Oma, der Abi-Stress, das Studium in einer anderen Stadt. Bei all der Ablenkung haben wir es bis heute nicht geschafft, mehr voneinander zu erfahren. Und das merke ich jedes Jahr zu Weihnachten wieder. Ich komme mit selbstgemachten Geschenken und Vorsätzen, gehe mit Enttäuschung.

Eigentlich müssten Großeltern lebendige Geschichtsbücher sein. Sie haben Dinge erlebt, die sich Menschen in meinem Alter nicht einmal vorstellen können. Die man sonst höchstens nachlesen kann. Den Krieg und die Nachkriegszeit, die Mauer, ein anderes Deutschland, eine andere Welt. Großeltern müssen sehr weise sein. Es ist doch Wahnsinn, da nicht nachzufragen! Trotzdem habe ich es nie getan, genauso wenig wie manche meiner Freunde. Viele kennen das Fremdheitsgefühl ihren Omas oder Opas gegenüber.

Vielleicht liegt es an der Kindchen-Falle. Vielleicht verfällt man wie beim Besuch bei den Eltern auch im Gespräch mit den Großeltern in alte Rollen und wird zum Kind, das aus Senfgläsern mit Comicmotiven Kakao trinkt und in Omas fester Umarmung nach Luft schnappt. Auf das geistige Alter von acht Jahren geschrumpft lässt man sich von Oma und Opa verwöhnen, tätscheln, in die Wange kneifen, anstatt sich auf Augenhöhe zu unterhalten.

Weil ich wissen will, ob es diese Kindchen-Falle wirklich gibt, durchforste ich das Internet. Ich finde lange Listen mit Familiensoziologen, schreibe über 20 Mails und bekomme enttäuschende Antworten. „Mit der Frage, die Sie stellen, bin ich das erste Mal konfrontiert“, zum Beispiel. Oder: „Enkel und Großeltern haben heute sehr viel Kontakt miteinander. Insofern würde ich Ihrer angeführten Aussage widersprechen.“

Na toll, jetzt fühle ich mich als einzig schlechte Enkelin der Welt. Dann mache ich den Soziologen Kurt Lüscher ausfindig. Der emeritierte Professor aus Bern hat viel zum Thema Generationenbeziehungen publiziert. „Man kann keine verallgemeinernden Aussagen machen, warum manche Enkel mit ihren Großeltern nur oberflächlich reden. Es gibt verschiedene Typen und Situationen von Beziehungen“, sagt er. Einen weit verbreiteten Grund für fehlende Kommunikation kann er mir aber doch nennen: schlimme Erfahrungen oder Traumata. „Es ist eine spezifisch deutsche Thematik, dass sehr viele alte Menschen im Krieg dramatische Dinge erlebt haben. Das kann natürlich relevant sein für die Gestaltung der Beziehungen von Großmüttern, Großvätern und ihren Enkeln.“

Ganz sicher hat auch meine Oma Dinge erlebt, an die sie sich nicht erinnern will. Ich will sie nicht drängen, das alles zu erzählen. Aber manches wüsste ich gerne. Wenigstens die leichten Geschichten, von der Liebe vielleicht, von den wichtigen Entscheidungen in ihrem Leben oder einfach, wie in ihrer Jugend ein schöner Tag am See aussah. Können andere Enkel mit ihren Großeltern über so etwas sprechen? Ich frage bei Freunden und Bekannten nach, die es irgendwann gelernt haben.

Sie haben es geschafft, ihre Großeltern ein zweites Mal kennenzulernen. Bei einigen ging das wie von selbst, bei meiner Freundin Michelle mithilfe eines besonderen Buches. Michelles Oma kocht jeden Sonntag ein Essen, das sich Michelle aussuchen darf, erzählt am Küchentisch aber wenig von sich. Vor ein paar Jahren schenkte Michelle ihr dann ein Fragebuch zu Weihnachten, indem Großmütter und Großväter ihr Leben aufschreiben können. Die Version für Omas heißt „Oma, erzähl mal: Das Erinnerungsalbum deines Lebens“. Darin befinden sich Fragen nach dem Lieblingsessen, der ersten Liebe oder Kindheitsträumen. Aber auch komplexere Fragen: Was würdest du rückblickend in deinem Leben anders machen? Den Platz für eigene Fragen nutzte Michelle, um ihre Oma über das Dorf auszuquetschen, in dem sie beide aufgewachsen sind.

Erst nach drei Jahren bekam Michelle das Buch zum Geburtstag zurück. So lange hat sich ihre Oma Zeit genommen. Die vollgeschriebenen Seiten sind das wertvollste Geschenk, das Michelle besitzt. „Beim ersten Lesen hatte ich das Gefühl, diese Person gar nicht zu kennen“, erzählt sie. „Das war komisch. Aber dann habe ich bei manchen Sachen nachgefragt. Es ist nicht so, dass wir bei jedem Mittagessen über Omas Leben sprechen, aber wir knüpfen immer wieder an das Buch an.“

Was meine Oma angeht, wüsste ich nicht, ob so ein Buch das richtige wäre. Vielleicht zwinge ich sie damit, an schwierige Erlebnisse zu denken. Außerdem schreibt sie nicht gern – und nicht lesbar. Trotzdem macht mir Michelles Geschichte Mut. Das Buch war ein Signal an ihre Oma, das sagt: Ich interessiere mich für dich. Daraufhin hat sich ihre Oma geöffnet, plötzlich über sehr viele persönliche Dinge aus ihrem Leben geschrieben und erzählt.

Wenn die anderen Enkel und Eltern, Onkel und Tanten nach den Feiertagen mit vollen Bäuchen wieder verschwunden sind, dann werde ich auch versuchen, ein Signal zu setzen. Ich werde mit einem Ramazzotti gewappnet bei Oma klingeln. Mir ist da nämlich doch noch etwas eingefallen über Oma, ein familieninternes Gerücht: Ramazzotti macht sie mutig. Oma wird sich freuen, mich drücken, in meine Wange kneifen. Ich werde mich auch freuen, hereinkommen – und dann: fragen.

Oma-Style

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jetzt.de: Wie kommt man denn vom Landeskriminalamt zu Omaklamotten?

Mona Schütt: Natürlich klingt Beamtin auf Lebenszeit irgendwie erst einmal gut, nach Sicherheit und wenigen Sorgen, aber mich hat der Job irgendwann nicht mehr erfüllt. Ich habe gekündigt und bin auf Reisen gegangen. Ich wusste: Mode interessiert mich, etwas in die Richtung wäre toll und eine ungefähren Plan für „Oma Klara“ hatte ich schon. Bei einer Familienfeier war mir aufgefallen, wie topmodern die Klamotten meiner Oma waren – in dem Sommer waren vor allem Pastelltöne angesagt. Ab da ist die Idee zu „Oma Klara“ herangewachsen. Der erste Kleiderschrank, den ich in Angriff genommen habe, war der meiner Schwiegeroma Melitta.




Eigentlich war Mona Schütt, 31, Landeskriminalbeamtin in Stuttgart – auf Lebenszeit. Doch vor eineinhalb Jahren schmiss sie ihren Job, ging auf Reisen und gründete vor drei Monaten den Vintage-Onlineshop „Oma Klara“. Ihre Stücke heißen „Poppy Madlen“, „Madame Elisa“ oder „Rosi“ – wobei Rosi schon ausverkauft ist. Seit ein paar Tagen ist ihre zweite Kollektion online.


Mit ihren Klamotten hast du deinen Shop also gestartet?

Unter anderem, ja. Von ihr kam meine erste Omabluse – die ich immer noch mit am liebsten trage. Bevor es mit „Oma Klara“ losging, machte ich zur Einstimmung eine Radikalkur: 30 Tage im Oma-Look. Den ganzen September über trug ich nur Kleidung aus Omaschränken und bloggte darüber. Die Kleider aus der Zeit wurden dann zu meiner ersten Kollektion. Als der Monat vorbei war, hatte ich gar keine Lust mehr auf meine eigenen Klamotten.

Wie kommst du an deine Omas?   
Ich verteile Flyer vor allem in Seniorenheimen, oder in Wohngebieten, die für mich so aussehen, als könnten dort ältere Menschen wohnen. Das klappt bis jetzt am besten.

Und die Klamotten holst du einfach bei Ihnen ab?

Nein, nicht einfach so. Die meisten Omas haben, wenn ich komme, schon etwas zurechtgelegt, manchmal durchstöbern wir aber auch gemeinsam die Schränke. Viele, gerade die, die sich für Mode interessieren oder früher interessiert haben, horten Unmengen von kleinen Schätzen. Und das meiste ist mit Liebe gepflegt und sehr gut erhalten. Wenn wir etwas gefunden haben, was zu meiner Kollektion passt, setze ich mich mit der Oma zusammen und lasse mir die Geschichte der Kleider erzählen. Ich schreibe für die neuen Besitzerinnen alles mit.

Warum ist dir die Geschichte der Kleider so wichtig?
Sie sind es, die die Stücke auf „Oma Klara“ erst richtig besonders machen. Vintage-Kleider sind immer toll, weil man das Gefühl hat, man trägt etwas, was schon einmal Bedeutung hatte. Aber noch viel schöner ist es, wenn man weiß, welche und für wen. Es gibt den Klamotten einen ganz anderen emotionalen Wert. Wenn es den Omas recht ist, stelle ich deswegen ein Bild von ihnen online und schreibe zu jedem Stück die Geschichte auf, die sie mir erzählt haben.

Was sind das denn für Geschichten?

Meistens sind es ganz liebe kleine Anekdoten aus ihren Leben, die dazu geführt haben, dass sie es nie über sich gebracht haben, die Kleider wegzuwerfen. „Cleo“ zum Beispiel ist ein Pullover von Oma Doris, den sie für eine Silvesterfeier selbst mit Paletten bestickt hat – jede einzeln mit der Hand nach der Vorlage aus einer Brigitte-Zeitschrift. Sie hat bis wenige Minuten vor Beginn der Feier daran gearbeitet. Oma Ingeborg hat mir einen ganz tollen Zweiteiler gegeben, auf der Seite heißt er „Poppy Madlen“. Sie hat ihn irgendwann einmal von ihrer Chefin geschenkt bekommen und war mächtig stolz. Allerdings durfte sie ihn nie als Zweiteiler anziehen, weil er ihrem Mann nicht gefiel. Zu viel Muster. Erst mit einem schlichten Oberteil konnte sie den Rock tragen. Ich hab deswegen beschlossen: Auf Oma Klara gibt es das Ganze nur im Dreierset zu kaufen – damit die Dreiecksgeschichte ein rundes Ende findet. 
Manchmal sind die Geschichten auch etwas trauriger, meistens dann, wenn das Kleidungsstück ein Geschenk des verstorbenen Mannes der Oma war.





Reden die Omas denn gerne über die Geschichte der Kleider?
Wenn etwas verkauft wird, werden die Omas von mir am Gewinn beteiligt, mit 20 Prozent ungefähr. Viele wollen das aber gar nicht und auch ihre Kleider nicht zurück, falls sie niemand kaufen sollte. Sie sind einfach von dem Gedanken begeistert, dass ihre Lieblingsstücke nicht einfach in der Kleidersammlung enden. Und ja, sie unterhalten sich wahnsinnig gerne darüber. Es geht nicht nur darum, dass wir etwas von Ihnen erfahren, sondern eben auch darum, dass sie es erzählen können. Das ist genauso wichtig. Und sie bekommen auch Rückmeldung. Ich bitte alle Käuferinnen, wenn sie möchten, doch eine kleine Rückmeldung an die Oma zu schreiben, wie ihr das Stück gefällt, für was sie es gekauft hat und so weiter. Oft antworten die Omas auch darauf wieder. Neben meinem Damenkränzchen-Blog, auf dem man Interviews mit Omas und anderen Vintage-Liebhaberinnen finden kann, möchte ich als nächstes auch diese kleinen bezaubernden Briefwechsel für alle online stellen.

Glaubst du, wir hören unserer Großelterngeneration zu selten zu?
Ich bekomme so viele schöne Geschichten und Erinnerungen erzählt durch „Oma Klara“. Es wäre schade, wenn sie alle ungehört blieben oder verloren gehen würden, deswegen gebe ich sie in Form von Kleidergeschichten weiter. Man kann eine Menge aus der Lebenserfahrungen der Großelterngeneration lernen. Sicherlich hat man unterschiedlich innige Beziehungen zu ihnen, aber man kann ihnen nicht genug zuhören. Für mich ist das eine große Bereicherung.

Jungs, warum haut ihr einander auf den Hintern?

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Die Mädchenfrage:



Es gibt da eine Sache, die wir seit Jahren auf Bolzplätzen, in Sporthallen, bei TV-Übertragungen von Fußballspielen und in Elena’s Eckkneipe beobachten und nicht ganz verstehen. Es geht um eure Hand und die Hinterteile eurer Kumpels oder Mannschaftskollegen. Und darum, dass die beiden recht oft den Weg zueinander finden – viel öfter als bei uns auf jeden Fall.

Nehmen wir zum Beispiel das Einwechselszenario beim Fußball oder beim Handball: Jochen soll aufs Feld, und während er die Seitenlinie überschreitet, bekommt er vom Trainer oder einem Mitspieler einen Klaps auf den Po. Wenn Jochen ein Tor geschossen hat, der jubelnde Pulk um ihn sich langsam zerstreut und der Torschütze davon trabt, was gibt ihm sein Mannschaftskollege dann noch schnell mit auf den Weg? Einen Klaps auf den Po. Und wenn Jochens kleiner Bruder, der mit Fußball gar nichts am Hut hat, abends einen Kumpel an der Bar entdeckt, der mit dem Rücken zu ihm steht, haut er ihm manchmal auch auf den Hintern. 



Das Klatschen auf das Hinterteil kommt also in verschiedenen Situationen und Kontexten vor. Aber es zieht sich gleichzeitig durch so ziemlich alle Schichten und Ebenen. Man sieht es sowohl beim FC Bayern, wenn ein Millionenpublikum das Spiel verfolgt, als auch beim 1. FC Vordorf mit seinen 28 Zuschauern. Man sieht es in der sowohl in der Großraum-Disko unter Komasäufern als auch beim Konzert der Geheimtipp-Band im kleinen Indie-Club.

Nicht, dass es uns euer Pogeklapse stören würde. Ihr seht dabei ja tatsächlich eher niedlich als in irgendeiner Art und Weise versaut aus. Aber es irritiert uns ein bisschen, vor allem, weil wir es so häufig in nicht gerade homophilen Sportarten (Wie viele schwule Profifußballer gibt es nochmal?) sehen.

Warum also macht ihr das? Warum der Po? Ein Klaps auf den Hintern ist schließlich viel doppeldeutiger als es ein Schulterklopfer je sein könnte. Irgendwie sinnlicher. Intimer. Sexueller. Deswegen lassen wir Frauen das gegenseitige Klapsen meist. Das ist uns zu „Britney-Spears-Hit-Me-Baby-One-More-Time“-mäßig. Euch offenbar nicht. Ihr scheint das zu mögen. Erklärt uns doch bitte mal, warum.



Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort von christian-helten.

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Die Jungsantwort von christian-helten:



Na wunderbar. Jetzt ist Weihnachten, und ich muss über die Hintern anderer Jungs nachdenken. An meiner ersten Reaktion auf deine Frage merkst du vielleicht schon: Unser Verhältnis zu Jungshintern ist nicht so locker, wie die Klopp-Klapse für den Auswechselspieler es suggerieren. Und mit sexueller Begierde haben sie auch nichts zu tun. Wobei – das stimmt nicht ganz. Aber dazu komm ich gleich.

Zunächst mal ist ein Jungshintern für uns ein Tabubereich. Er ist immer bedeckt. Er ist ein Körperteil, das in wohlgestalter Ausprägung einen gewissen sexuellen Reiz auf euch ausüben kann. Das bedeutet gleichzeitig, dass er bei uns das Gegenteil auslöst: das Verlangen nach einem ausreichenden Sicherheitsabstand. Wir können an Jungshintern nichts Attraktives erkennen und wir möchten Jungshintern nicht anfassen. Und, so blöd das jetzt klingen mag: Genau deshalb tun wir es.

Einen Klaps auf die Schulter kann man fast jedem geben. Da ist nichts dabei, das geht zwischen Vater und Sohn genauso wie in bestimmten Situationen zwischen flüchtigen Bekannten oder Kollegen. Beim Klaps auf den Hintern ist das anders: Den gibt es nur unter Jungs, die ein engeres Verhältnis zueinander haben. Denk noch mal an die Beispiele aus deiner Frage, die hast du intuitiv vielleicht besser gewählt, als du selbst dachtest. Jochen und sein Bruder hauen Jungs auf den Po, zu denen sie ein enges Verhältnis haben. Jochen und sein Mannschaftskamerad sind Teil einer Gemeinschaft, deren Erfolg darauf fußt, dass man zusammenhält, für den anderen ackert und das Team zu etwas Größerem macht als die Summe seiner Einzelteile.

Diese Fußballerfloskeln haben uns Bundesligakommentatoren, Bundestrainer und Kapitanos unser Leben lang eingebläut. Der Klaps ist Geste gewordener Ausdruck dieses Zusammengehörigkeitsgefühls, deshalb funktioniert er tatsächlich bei den Bayern-Profis genauso wie bei den Vordorfer Kreisklasse-Kickern. Denn der Schlag einer Männerhand auf eine Stelle, an der die meisten Männer eigentlich keine Männerhand haben wollen, ist ein Tabubruch. Wer diesen Tabubruch begehen darf, ist ein Vertrauter.

In der Fußballerversion tendiert der Klaps auch ein bisschen in Richtung des Klapses, den uns Mutti früher gab, wenn sie uns morgens an der Haustür in Richtung Grundschule verabschiedete. Vor allem, wenn der Ausführende ein Trainer ist.

In der Version „Kumpel an der Bar“ tendiert er in eine andere Richtung. Er funktioniert zwar nach demselben Vertrauens-Grundprinzip. Auch hier ist der Schlag ein Ritterschlag in Sachen Nähe. Aber es gibt noch eine weitere Komponente. Wer solche Bar-Klapse genauer betrachtet, wird da eine bis fünf Nuancen sexueller Konnotation mehr wahrnehmen. Es wird ein bisschen fester geklopft, weniger in Richtung tätscheln, mehr in Richtung Porno. Ernst gemeint ist das freilich nicht. Dieser Hinternschlag ist eine mit Ironie aufgeladene Liebeserklärung an den Kumpel und funktioniert auf derselben Ebene, auf der sich Jungs gegenseitig manchmal als „geile Sau“ und „geiler Typ“ bezeichnen oder sich zum Abschied laut "Bussi" zurufen. Da ist das Nichteinhalten des Sicherheitsabstands so deutlich, dass allen klar sein muss, dass da was gespielt wird.

Jetzt gebe ich die Antwort mal einem jetzt-Teamkollegen zum Gegenlesen. Vielleicht krieg ich ja nen Klaps.



Fünf Songs für zwischen den Jahren

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Kraftklub – Schüsse in die Luft
http://www.youtube.com/watch?v=Dx0MGYe4jR4
Man hat Kraftklub, als das Debüt „Mit K“ erschien, ja unter anderem einen sehr ausgeprägten Provinzkomplex unterstellt. Ganz falsch ist das wohl nicht. Aber es unterschätzt die Provinz. Weil ja schon lang niemand mehr eine pulsierende Szene vor der Tür braucht, um alles zu hören, was es braucht. Und vielleicht sogar nicht einmal, um vieles von dem zu fühlen, was einen so beschäftigen kann. „Die Revolution oder ‚Berlin Tag und Nacht’?“ Das Problem ist ja gerade, dass das vermutlich tatsächlich die entscheidende Frage dieser Tage ist.

 
Sizarr – Scooter Accident
http://www.youtube.com/watch?v=Fz3uI18SfEw
Und deshalb gleich noch so eine Band, die früher wahrscheinlich nicht so geklungen hätte. Und gleich die Entschuldigung, dass wir die diesmal etwas verpennt haben und diesen tollen Song erst nachreichen. Sizarr kommen jedenfalls aus Landau. In der Pfalz. Jungs, die dort den Leistungskurs Musik belegen wollen, müssen ans Mädchengymnasium. In Landau gibt es, glaubt man Harald Schmidt, dicke Kinder, aber keine Pop-Musik-Szene. Und plötzlich kamen 2012 diese Bürschchen und veröffentlichten (etwas unterstützt von Konstantin Gropper von Get Well Soon) mit „Psycho Boy Happy“ ein Album, das man in diesem Alter eigentlich noch nicht schreiben kann. Lichtabsorbierende Atmosphären. Klebrige Kräuterlikör-Stimme. Beeindruckend war das. Aber noch eher zum Bestaunen als zum Fühlen. Das scheint sich hiermit zu ändern. Das dazugehörige Album „Nurture“ erscheint leider erst im Februar.

 
Ilovemakonnen – Swerve
http://soundcloud.com/ilovemakonnen/swerve
Auch nicht gewusst: Das Englische Verb „to Swerve“ heißt so viel wie schlingern – oder ausweichen. Angesichts der schwer bekifften Flöten und der torkelnden Raps passen beide Bedeutungen ganz gut. Zumal Ilovemakonnen, der eigentlich Makonnen Sheran heißt und aus Atlanta kommt, in seinen Songs oft klingt wie ein Shaolin-Kämpfer beim Drunken-Boxing. „I don’t like to share my drugs!“ Genau.
 

Metryk – Gold of Pleasure
http://www.youtube.com/watch?v=LOK1WtaBk6E
Weil man das zu dieser Zeit des Jahres vermutlich erwartet: Metryk wären wohl unser Tipp für Kennt-noch-keine-Sau-wird-man-2015-noch-von-hören. Die zwei Soundtüftler Arne und Falk haben früher in einer – genau – Hardcoreband gespielt. Offenbar hat Sängerin Hanna also eine sehr beruhigende Wirkung auf die Buben. So watteweiche Synthies und derart samtpfotige Bässe haben wir jedenfalls in diesem Jahr noch nicht viele gehört. Die Debüt-EP „Gold of Pleasure“ ist gerade erschienen.
 

Modest Mouse – Lampshades On Fire
Und jetzt ist hier endlich mal „Zwischen den Jahren“ angesagt. Bisschen Ruhe, bisschen Besinnung, aber vor allem mal mit wenigstens etwas druckbefreitem Schädel und erhobenem Blick beschwingt vorwärts ins neue Jahr schwanken. Und was passt da besser als Rumpel-Drums, Off-Beat-Rhodes, schön angezeckte Gitarren und Herrenchöre in Falsett-Lage? Eben, nix! Und jetzt alle: „Rabdabdabdabdabdabdadada – we’re all going!“ Auf wiedersehen.

Die letzten Tage im alten, die ersten Tage im neuen Jahr

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Wichtigster Tag diese Woche:
Ach herrje! Ich glaube ja, dass es in keiner Woche des Jahres schwieriger ist, sich auf den wichtigsten Tag festzulegen, als in dieser. Der Mittwoch, weil letzter Tag des alten Jahres? Oder doch der Donnerstag, weil neues Jahr und so?

Bevor ich mir lange den Kopf zerbreche, schummle ich ein bisschen und sage: Die definitiv wichtigste Nacht der Woche wird die vom 31.12. auf den 1.1. Zugegeben: Das ist keine allzu spektakuläre Erkenntnis – aber obwohl ich ab und zu ganz gerne aus Prinzip gegen den Strom schwimme, erscheint es mir dann doch etwas gewagt, willkürlich den 3.1. zum wichtigsten Tag auszurufen, nur um meinem ach so individuellen „Ich bin dagegen!“-Drang Rechnung zu tragen.





Eigentlich bin ich gar kein so großer Silvesterfeierer und meist eher genervt, wenn zum Jahresausklang immer alle ganz hektisch werden, weil die letzte Party des Jahres ja auch unbedingt die beste Party des Jahres werden muss. Aber spätestens um 23 Uhr packt es mich dann doch, ich lasse die vergangenen zwölf Monate Revue passieren, werde schrecklich sentimental und nehme mir ganz viele Dinge vor, die ich im neuen Jahr auf jeden Fall oder bloß nicht tun will. Kurzum: Wichtiger als von Silvester auf Neujahr wird’s diese Woche nicht mehr.

Kulturelles Highlight:
Puh, das wird schwierig. Ich weiß nämlich noch überhaupt nicht, was mich in der Woche erwartet. Also Montag und Dienstag weiß ich das schon, da werde ich ganz normal arbeiten (und vermutlich weder Zeit noch Nerven für ein aufregendes, kulturelles Abendprogramm haben). Ab Mittwoch verschwinde ich in einem großen, schwarzen Loch: Zusammen mit einer Handvoll fürchterlich netter Menschen verbringe ich vier Tage im Hunsrück.

Der Einfachheit halber zitiere ich aus der Einladungsmail:
„Was es dort gibt: Wald (viel). Einen großen, gemütlichen Küchentisch. Einen Kamin. Eine Sauna.
Was es dort nicht gibt: Internet. Handynetz. Ampeln. Einen Bahnhof.
Was ihr dort braucht: Wanderstiefel. (Mindestens) ein gutes Buch. Eventuell einen Schlafsack.
Was ihr dort nicht braucht: Euer Glitzertop. Eine Uhr. Geld.“

Sprich: Wir werden ganz bestimmt viele Bücher lesen, lange Waldspaziergänge machen und über alles reden, was wir im letzten Jahr erlebt haben. Was wir ganz bestimmt nicht machen werden: Kneipen entdecken (mangels Kneipen), ins Theater gehen (mangels Theater) oder sonstige Kulturveranstaltungen besuchen (mangels sonstiger Kulturveranstaltungen). Das Einzige, was ansatzweise als Kultur durchgehen könnte, sind ausgedehnte Gesellschaftsspielerunden. Kulturelles Highlight also: meine Pantomime- (gehen als Kabarett durch) bzw. Zeichen-Versuche (gehen als moderne Kunst durch) beim Activity-Spielen.





Politisch interessiert mich:
Nichts.

Uff, dass ich das mal so schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht: Ich bilde mir eigentlich viel drauf an, dass ich ach so politikinteressiert bin. Aber diese Woche möchte ich einfach nur abschalten. Ich möchte mich aus dem unaufhörlichen Nachrichtenstrom ausklinken, ich möchte nichts von Pegida hören, möchte Flugzeugabstürze in Südostasien, sinkende Fähren vor Griechenland, Schreckensmeldungen aus Syrien und alle sonstigen Katastrophen das sein lassen, was sie sind: Nachrichten, die mit meiner ganz persönlichen Lebenswelt nur entfernt zu tun haben – und die man für ein paar Tage ausblenden darf, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.

Soundtrack:
Ich weiß es nicht. In meinem Reisegepäck landen weder mp3-Player noch Laptop mit externer Musikfestplatte; ich vertraue ganz auf den Musikgeschmack der anderen Mitfahrer.

Falls sich das alle denken und wir am Ende ganz ohne Musik dastehen, ist das aber auch kein Problem. Ich habe gerade den Jahrespoll von Plattentests ausgefüllt und musste bei meinem Song des Jahres keine Sekunde nachdenken. Die wunderbaren Wanda haben mit „Bologna“ ein Lied geschrieben, das sich längst so tief in mein musikalisches Gedächtnis eingebrannt hat, dass ich die Melodie in mir herumtrage, ohne es dafür in echt hören zu müssen. Und „Wenn jemand fragt wohin du gehst, sag nach Bologna! // Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore, Amore!“ ist doch eine wunderbare Zeile, um ein neues Jahr zu beginnen. Noch dazu mit dem charmantesten Wiener Akzent, den man sich vorstellen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=xREl_68O-mw

Kinogang?
Kurz und knapp: nein.

Geht gut diese Woche:
Wunderkerzen. Akkus auftanken. Wehmütig werden, weil schon wieder ein Jahr vorbei ist.

Keine Chance diese Woche:
Sich über nicht eingehaltene gute Vorsätze zu ärgern. Bringt ja eh nix.

Tagesblog - 29. Dezember 2014

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16:35 Uhr: Der Tagesblog macht heute etwas früher Schluss. Aber mit voll guten Ausreden:

  1. Der Tagesblogger sollte heute eigentlich gar nicht Tagesblogger sein (für Details über seine verletzungsbedingte Einwechslung bitte nach unten in den Vormittag scrollen) und hat noch viel anderes zu tun.

  2. Christina-waechter hat als letzte Amtshandlung ihres jetzt.de-Redakteurs-Daseins noch einen Kosmoshörer geschrieben. Und weil die Chrüschtl es ja sowas von checkt in Sachen musikalische Großartigkeiten der besonderen Art, heißt das, dass jetzt sowieso sofort alle diesen Kosmoshörer lesen und hören müssen.





++++

16:14 Uhr:
Serienfreunde anwesend? Falls ja, bitte diesen Textüber neue Serien des Jahres 2015 lesen. Ich freue mich persönlich besonders auf die Breaking-Bad-Auskopplung "Better call Saul" und die HBO-Version von "Westworld"

++++

15:35 Uhr:
Was macht mein Hund eigentlich, wenn er alleine ist? Das wollte ein Youtube-Nutzer namens Mike wissen. Er hängte seinem Hund zu diesem Zweck eine GoPro-Kamera um. Wahrscheinlich wird er jetzt nie mehr ohne seinen Hund das Haus verlassen.
https://www.youtube.com/watch?v=O_J-XwrYSzw#t=16

++++

14:52 Uhr:
Ich habe gerade ein Weihnachts-Familienritual der eher sympathischen Art entdeckt: Die kanadische Sängerin Grimes nimmt jedes Jahr mit ihren Geschwistern ein selbst geschriebenes Weihnachtslied auf. Samt Video. Musikalisch nicht gerade Spitzenklasse, aber ich mag die Idee. Und die Hookline: "I'm the Grinch, Motherfucker!"
https://www.youtube.com/watch?v=3bc27oFFJo4

++++

14:35 Uhr:
Wenn man jung und schwarz und Amerikaner ist, ist die Wahrscheinlichkeit gerade sehr hoch, dass man ziemlich sauer ist. Seit Wochen politisieren der Tod von Michael Brown und die daran anschließenden Diskussionen über Polizeigewalt gegenüber Schwarzen viele junge Afroamerikaner. Der Kollege Mathi Kolb hat für sz.de mit zweien von ihnen darüber gesprochen.

++++

13:52 Uhr:
Wir sind übrigens heute mächtig stolz auf das Design unserer Zeitungsseite. Die ist nämlich jetzt ein hochfunktionales Tischset, die jede Silvesterparty rettet. Und sieht so aus:





Zeitungsseite? Pah! Tischset für die Silvesterparty! Heute in der SZ.


Ein von jetzt_de (@jetzt_de) gepostetes Foto am Dez 12, 2014 at 4:48 PST







In der Online-Version nicht ganz so funktional als Tischset, aber ihr legt ja bestimmt eh alle eure Smartphones auf den Tisch.
++++

12:39 Uhr:
Ich weiß nicht genau, was gemeint ist, wenn von "in Würde altern" die Rede ist. Aber manche von denen hier kommen dem glaube ich recht nah:
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(gesehen bei earthporm.com)
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12:12 Uhr:
Das nächste Mal, wenn ich keuchend über in den vierten Stock gehe und fluche, dass es keinen Aufzug gibt, werde ich an diesen Text denken. Und alles wird gut sein.


(Foto: BJO3RN / photocase.de)

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11:42 Uhr:
Weil ich natürlich gänzlich unvorbereitet auf diese plötzliche Einwechslung bin, muss ich erst mal recyceln. Und hier all das bloggen, was mir auf der weihnachtlichen Couch bei den Eltern in den vergangenen Tagen an lustigem / interessantem Netzcontent begegnet ist. Also: Festhalten.

  1. Ein Interview mit einem von zehn Freunden, die seit mehr als 24 Jahren fangen spielen.

  2. Was mit guten Vorsätzen und Lesen.

  3. Ein Video von Profisurfer Mark Healey, der kurz vor Weihnachten in Mavericks (kalifornischer Big-Wave-Spot) sehr anmutig über Bord gegangen ist:



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11:25 Uhr:
Obacht, jetzt schreibt hier nicht mehr Simon, sondern christian-helten. Simon ist zwar sehr tapfer und hat seinen vom Fahrrad-Unfall beschädigten Kopf durch unsere Konferenz getragen, als wäre er Christoph Kramer im WM-Finale. Aber wir haben ihn jetzt doch mal ausgewechselt und zu Doktor Müller-Wohlfahrt geschickt.

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09:36 Uhr:
Mit einem Hinweis von gartenfrau (2. Kommentar) beginne ich den kurzen Nachrichtenüberblick:


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09:16 Uhr:
 Ich hasse, hasse, hasse rechtsabbiegende Autos! Wenn dann noch Glatteis auf dem Radweg dazu kommt ergibt das eine ziemlich ungute Kombination: Simon fährt brav geradeaus, Auto links neben ihm auf der Straße. Auto blinkt plötzlich rechts, Simon will bremsen, gewöhnliche V-Brakes mögen Schnee und Eis aber nicht so gerne. Auto biegt direkt vor Siomon rechts ab, Simon macht einen Schlenker nach links hinten um das Auto herum, Schlenker endet im Grünstreifen zwischen Radweg und Straße.

Am Anfang habe ich gar nichts gemerkt und bin, nachdem ich mich von ca. 10 Zentimetern Schneeschicht befreit hatte, einfach weitergeradelt. Auf der Konferenz hat aber mein Kopf angefangen zu brummen - und bis jetzt nicht damit aufgehört. Jetzt organisiere ich mir erstmal ein Ice Pack und hoffe auf baldige Besserung.

Vermutlich sah ich deutlich weniger eleganter aus als dieser Herr hier:

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Das Beruhigende: Andere stellen sich noch deutlich dümmer an:

[plugin imagelink link="http://i.giphy.com/3JJAVETW9FUCA.gif" imagesrc="http://i.giphy.com/3JJAVETW9FUCA.gif"]

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07:29 Uhr:
Das Thermometer zeigt mollige -10,6°C, der Balkon ist eingeschneit, die Straße vereist - ideales Fahrradwetter also. Ich spiele jetzt Zwiebel, packe mich in mindestens vier Schalen und hoffe, dass noch ein bisschen Restwärme von den vier heißen Tassen Tee und Ingwerwasser in meinem Bauch übrig ist, wenn ich in der Redaktion ankomme. Bis gleich!

Wo das Herz am lautesten pocht

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Wenn ich Besuch bekomme, kann ich mich darauf verlassen, dass er mich mit Schnappatmung oder einer Beschwerde über den anstrengenden Weg hierher begrüßen wird. Zwar wohne ich nur drei Minuten von einer U-Bahn-Station in Bestlage entfernt, dafür aber im obersten Stock – Altbau, kein Aufzug. Ich habe nachgezählt: 90 Stufen müssen meine Besucher gehen, ehe sie es sich auf der Eckbank in meiner Küche gemütlich machen können. „Könnt ihr euch denn keinen Aufzug zulegen?“, fragen die meisten. Oder sie bekunden mir ihr Mitleid: „Du Arme, musst jeden Tag so viele Treppen hochlaufen? Wie furchtbar!“





Diese Freunde und Besucher gucke ich als strenger Aufzug-Verweigerer dann verständnislos an. Treppenhäuser sind doch wunderbar! Je mehr Stufen, desto besser. Schon im Barock wussten die Menschen die große Bedeutung eines Treppenhauses zu schätzen. Die Reichen und Herrschenden nutzten es zur eindrucksvollen Selbstinszenierung. Ein Bild davon kann man sich in der Residenz Würzburg machen, die dank des größten zusammenhängenden Deckenfreskos der Welt über ihrem Treppenaufgang zum Unesco-Kulturerbe gehört. Die barocke Psychologie dahinter: Wenn der Weg zu einem Herrscher lang und prunkvoll ist, dann kommen die Menschen bestimmt mit Hochachtung bei ihm an.

Zum Angeben taugen die meisten Treppenhäuser heute nicht mehr. In einen Gemeinschaftsraum, indem man sich nie lange aufhält, will fast niemand Geld oder Arbeit stecken. Viele Treppenhäuser sind darum kahl, mit abgetretenen Stufen, von der Wand bröckeln Farbe und Putz. Im Winter ist es noch dazu kalt, bei schlechtem Wetter tragen die Nachbarn Dreck und Nässe herein und es hallt so sehr, dass man sich nur ungern unterhält.

Im Treppenhaus spüren wir  aufgeregtes Herzklopfen am deutlichsten


Treppenhäuser sind nicht gemütlich – aber trotzdem sehr wichtig: In den vertikalen Eingangshallen können wir innehalten, uns auf Dinge einstellen und Dinge verarbeiten. Sie sind Räume der Vorbereitung und Nachbereitung für alles, was sich hinter einer Tür verbirgt: Zuhause, ein netter Abend mit viel Wein, der Liebeskummer der besten Freundin oder eine Trennung. Wir kommen durchs Treppenhaus und wir gehen durchs Treppenhaus.

Wir kommen. Im Treppenhaus schleppen wir unsere Erwartungen, vielleicht sogar Vorsätze und Hoffnung, Stufe für Stufe bis zu einer Tür. Wir stellen uns vor, wie ein Treffen verlaufen könnte. Manchmal wünschen wir uns auch etwas von dem Menschen, den wir besuchen: ein bisschen Trost oder Einfühlungsvermögen, einen guten Rat, Zärtlichkeit oder eine Entschuldigung. Vor einer schwierigen Situation – sagen wir ein Streitgespräch mit einem guten Freund oder dem Schlussmachen mit dem Partner – können wir unsere Gedanken ein letztes Mal in Ruhe ordnen und uns die Worte zurechtlegen, die uns jetzt noch am ehesten richtig erscheinen. Im Treppenhaus spüren wir auch unser aufgeregtes Herzklopfen am deutlichsten, bevor ein toller Mensch uns seine Tür öffnet. Wenn wir es besonders eilig haben, nehmen wir eventuell sogar immer zwei Stufen gleichzeitig, bis wir mit Serotonin-Überschuss in den Armen des tollen Menschen liegen.

Wir gehen. Nach einem Besuch sind wir dann im Treppenhaus mit unseren Erlebnissen und Gefühlen zum ersten Mal alleine. Dort beginnen wir zu verarbeiten. Wenn es ein schönes Treffen war laufen wir die Treppen beschwingt hinunter, vielleicht sogar mit einem Lächeln im Gesicht. Nach dem zermürbenden Streit mit unserem guten Freund, für den wir uns vorher die Worte zurechtlegen mussten, setzen wir uns stattdessen lieber auf die Stufen. Nur, um ein bisschen Kraft zu sammeln. Um uns für ein paar Minuten noch geschützt zu fühlen, bevor wir auf die Straße müssen. Oder wir bleiben hocken, weil wir noch etwas Zeit brauchen, bevor wir einen Menschen und sein (Treppen-)Haus endgültig verlassen.

Selbst das langweiligste Treppenhaus hat eine ähnliche Bedeutung wie die symbolisch aufgeladenen Durchgangsorte, die wir aus der Literatur und Filmen kennen: Man denke an „Alice im Wunderland“, die durch einen Kaninchenbau ins Wunderland gelangt. Oder an Astrid Lindgrens wehmütig-schönes Märchen „Allerliebste Schwester“: Durch ein Loch unter dem Rosenbusch im Garten gelangt das Mädchen Barbro in die verzauberte, wenn auch imaginäre Welt ihrer Zwillingsschwester. Wie diese Orte markieren auch Treppenhäuser den Übergang von einer Welt in die andere, sind Scharnier zwischen Draußen und Drinnen. Das Draußen ist unser Alltag, der Trott. Das Drinnen der Ort, an dem etwas mit uns passiert. Etwas Schönes, etwas Schlimmes. Wo wir etwas erleben, etwas beginnen oder beenden und uns erholen.

Am meisten liebe ich mein eigenes Treppenhaus, das meine Besucher so hassen. Wenn 90 alte Stufen nacheinander unter meinen Füßen knarzen, dann weiß ich: Ich bin gleich daheim. Beim mühsamen Treppensteigen stelle ich mich ein auf mein Zuhause hinter der obersten Tür. Ich freue mich auf meine Eckbank in der Küche, auf das schummrige Licht meiner Flohmarktlampe und aufs Runterkommen. Wenn unter mir die Stufen knarren, ist das für mich das schönste Ritual, das ich kenne: eine Zeremonie des Heimkommens.

Rette deine Silvesterparty!

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Gleich mal ein Stimmunsgbarometer:


Wie gut ist deine Silvesterparty eigentlich gerade? Einfach abgleichen:



Wie gut hast du 2014 verstanden?


Antworten auf der letzten Seite.

1) Nenne mindestens fünf Gäste der letzten „Wetten, dass...?“-Sendung!
 
2) Wofür stehen: IS, PEGIDA, HOGESA, HARIBO?
 
3) Apropos Haribo: Warum waren die Goldbären dieses Jahr in den Schlagzeilen?
 
4) Was war das Insekt des Jahres 2014?
 
5) Dieses Jahr gab es viele Konflikte in Osteuropa. Welcher Politiker hatte 2014 welche Funktion in welchem Land? Petro Poroschenko, Alexander Lukaschenko, Viktor Janukowitsch, Julija Tymoschenko
 
6) Die Simpsons wurden 25! Wie hieß die erste Episode?
 
7) Welches Körperteil sollte 2014 das Internet zerstören?
 
8) Welche Spieler der deutschen Fußballnationalmannschaft tanzten bei der Weltmeisterfeier in Berlin Arm in Arm den Gaucho-Tanz?
 
9) Wofür wurden diese Menschen 2014 berühmt: Noah Ritter, Stefanie Giesinger, Christoph Kramer, Tom Neuwirth
 
10) Warum wird der US-Bundesstaat Colorado als Reiseziel immer beliebter?
 
11) Stichwort Reiselust: Nenne mindestens zwei Vorfälle, mit denen die Schweiz dieses Jahr groß in den Schlagzeilen war.
 
12) 25 Jahre Mauerfall! Wo landete der am weitesten geflogene Ballon der anlässlich dieses Ereignisses in Berlin aufgestellten Lichtgrenze?




[seitenumbruch]Für den Bedarfsfall: Konfetti zum Selbermachen!



Bleigießen:


Deine Bleifiguren passen in keine der auf der Packung aufgelisteten Kategorien? Wir sagen dir, was sie wirklich bedeuten:

Aliens



Bizarre Formen, die sich jeglicher Deutung entziehen – denkst du! Das sind Aliens, die können in jeder Form auftreten. Wichtige Frage also: Schaut es gut- oder bösartig aus? In diese Richtung geht dann auch die Überraschung, die dich 2015 erwartet.
 
Kim Kardashians Hintern



Nein, das ist kein Herz! Dreh’s noch mal genauer im Licht. Ist es nicht irgendwie rund und prall? Das ist so was von eindeutig der Hintern von Kim Kardashian! Und der steht bekanntermaßen für ein Luxusleben ohne erkenntliches Talent. Bedeutet für dich: Dass du im Leben nur hochstapelst, wird zumindest kommendes Jahr nicht auffliegen.
 
Das mitgewaschene Taschentuch



Zerrupft, irgendwie wulstig und länglich – dein Gegossenes sieht aus wie die Papiertaschentuchreste, die du beim Waschen immer in den Hosentaschen vergisst. Meistens fummelt Mama die dann wieder raus. Beruhigende Aussichten also für 2015: Selbst wenn du’s mal verbockst, irgendwer wird’s schon für dich ausbügeln.
 
Tropfen, Kugeln, Tränen – Kleinkram halt!



Gib’s doch zu – du willst in allem ein Spermium sehen. Dementsprechend willst du eigentlich auch, dass hier nur eine Interpretation steht: 2015 gibt’s Kinder! Herzlichen Glückwunsch!




[seitenumbruch]Silvester-Dramaturgie




Bullshit-Bingo


So geht’s: Immer, wenn einer der folgenden Sätze am heutigen Abend fällt, darfst du ihn wegstreichen. Wer zuerst alle Sätze gehört hat, ruft „Bingo“ und hat gewonnen: 

  •  Ich mag Silvester ja eigentlich gar nicht!

  •  Krass, wie schnell das Jahr wieder rumging!

  •  Was, erst zehn Uhr?

  •  Mein Vorsatz ist es, mir keine Vorsätze mehr zu machen.

  •  Aber nur noch den einen!

  •  Ich habe nichts von dem geschafft, was ich mir vorgenommen habe.

  •  Früher haben um zehn Uhr schon die ersten geknutscht – heute gehen die ersten um zehn.

  •  Bei mir kam beim Bleigießen „Kim Kardashians Hintern“ raus!

  •  Ich bin so froh, dass WIR heute zusammen feiern!

  •  Eigentlich hätten wir „Dinner for One“ gucken müssen!

  •  Ich bin so betrunken!

  •  Bei Raclette/Fondue könnte ich immer weiter essen.

  •  Ein Bekannter von mir wurde mal von einem Böller getroffen und musste ins Krankenhaus!

  •  Wollen wir jetzt noch weiterziehen oder nicht?

  •  Ich hab ja echt überlegt, dieses Jahr an Silvester nichts zu machen.

  •  Jetzt sieht man vor lauter Qualm gar nix vom Feuerwerk!

  •  Ich finde Feuerwerk ja unfassbar albern.

  •  Die armen Tiere! Für die ist es ja besonders schlimm, wenn’s so laut knallt!

  •  Oh! Ah! Ach, schon schön – so ein Feuerwerk.




[seitenumbruch]Gespräch verebbt? Ein paar Anregungen:
























[seitenumbruch]Und hier die Lösungen des Jahresrückblick-Rätsels:
 
1) Antwortmögllichkeiten: Til Schweiger, Otto Waalkes, Ben Stiller, Die Fantastischen Vier, Michael Herbig, Hermann Maier, Helene Fischer, Wotan Wilke Möhring, Katarina Witt, Elton, Samuel Koch, Jan Josef Liefers, Wladimir Klitschko
 
2) Islamischer Staat, Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes, Hooligans gegen Salafisten, Hans Riegel Bonn
 
3) Weil der seit 24 Jahren andauernde Werbevertrag mit Thomas Gottschalk beendet wurde
 
4) Die Goldschildfliege
 
5) Petro Poroschenko (aktueller Staatspräsident der Ukraine); Alexander Lukaschenko (Präsident von Weißrussland); Viktor Janukowitsch (bis Februar 2014 Staatspräsident der Ukraine); Julia Timoschenko (ehemalige Ministerpräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Ukraine 2014)
 
6) „Es weihnachtet schwer“ / „Simpsons roasting on an open fire“
 
7) Kim Kardashians Hintern (Das Nacktfoto von ihr auf dem Cover des Paper Magazines war mit der Zeile „Break the Internet“ untertitelt)
 
8) Mario Götze, Mikroslav Klose, Toni Kroos, Shkodran Mustafi, André Schürrle und Roman Weidenfeller
 
9) Noah Ritter: Sechsjähriger Junge aus Michigan, der nach einem Fernsehinterview als „Apparently-Kid“ im Netz gefeiert wurde; Stefanie Giesinger: Siegerin der neunten Staffel von Germany’s Next Topmodel; Christoph Kramer: Deutscher Fußballspieler, der beim WM-Finale nach einer  Kopfverletzung ausgewechselt werden musste. Während des Spiels hatte er den Schiedsrichter gefragt: „Ist das das Finale?“; Tom Neuwirth: Gewann als Dragqueen „Conchita Wurst“ den Eurovision Song Contest
 
10) Weil man dort seit Januar 2014 legal Marihuana kaufen darf
 
11) Antwortmöglichkeiten: Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hatte dort ein illegales Konto

Uli Hoeneß ging wegen solch eines illegalen Kontos im Juni 2014 ins Gefängnis

Im Februar 2014 stimmte das Land für eine Begrenzung der Zuwanderung

Nach seinem Skiunfall wurde Michael Schumacher in eine Rehabilitationsklinik in Lausanne verlegt
 
12) In Lettland

Hier geht es weiter zur richtigen Party-Deko.

Kosmoshörer (letzte Folge)

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Montag:

Wir hören Earl Kings Song „Trick Bag“ und denken danach lange darüber nach, wovon der Song wohl handelt und einigen uns darauf, dass es vermutlich ums Einkaufen geht. Erhellende-Schrägstrich-belehrende Kommentare nehme ich dankend entgegen…

http://www.youtube.com/watch?v=neZ6kMjDiG0
 
Danach gibt es noch ein bisschen Little Jimmy Scott, den wir vor acht Jahren in New Orleans gesehen haben und der in diesem Sommer gestorben ist. 

http://www.youtube.com/watch?v=vSaXz4eLgRk

Und zum Abschluss, wegen New Orleans und weil man eh nie genug Dr. John hören kann, noch ein bisschen von eben diesem Herren, der gerade durch Deutschland getourt ist (und ich war nicht da):

http://www.youtube.com/watch?v=M0nMHBFZc_E&index=4&list=ALBTKoXRg38BB2T_9qAueQs6kEcuJ7lMUb
Muss ich immer dazu erzählen, wenn es um Dr. John geht: Der war eigentlich Gitarrist und musste aufs Piano umschulen, nachdem ihm jemand in die Hand geschossen hat. So war das nämlich früher: wild und gefährlich und beruflich enorm flexibel.

Dienstag:

Für Dylanologen, wie Johnny sind gerade Festspielzeiten, weil nämlich die Basement Tapes als Bootleg Series neu aufgelegt wurden. Wenn ich mich recht entsinne, handelt es sich dabei um eine 9-LP-Box. Jedenfalls wird die seit ein paar Wochen ziemlich intensiv gehört. Ich war früher kein großer Dylan-Fan, weil ich dieses Gekulte um ihn immer komisch fand. Aber schön langsam kapiere ich, was an dem Mann dran ist. Manchmal braucht man eben Jahre für die allerbanalsten Erkenntnisse.

Mittwoch:
Aus nicht näher erfindlichen Gründen, hören wir heute Abend Willie Nelson. Ich bin ein großer Willie Nelson-Fan und habe sogar seine beiden Autobiografien gelesen – eine Ehre, die ich bisher niemandem sonst erwiesen habe. Er ist für mich der Inbegriff des Individualisten, den ich in dieser speziellen Ausprägung so nur in den USA kennengelernt habe. Außerdem halte ich „The Tao of Willie“ für ein sehr unterhaltsames Selbsthilfebuch, das so großartige Zitate enthält, wie dieses:

„Let the jerks of the world serve as the perfect example of what you don't want to be. You'll be a heck of a lot happier, and in the long run, there's a chance that other person at work will end up asking what your secret is. Why are you the happy one? In other words, don't let your thoughts think you. Besides, if you're really gonna get pissed, don't waste it on your family, friends, or coworkers, save it for something that really matters.“

http://www.youtube.com/watch?v=oVI4dzbYXMc
 
Donnerstag:
Nachdem wir gestern Abend im Fernsehen die total irre Musikkomödie „Hellzapoppin‘ – In der Hölle ist der Teufel los“ gesehen haben, sind wir im totalen Slim & Slam-Fieber, einem Musiker/Komiker-Duo, von dem man heutzutage vermutlich noch am ehesten Slim Gaillard kennt. Johnny durchforstet gleich das Internet nach CDs von den beiden, bis ihm einfällt, dass wir ja das Gesamtwerk von Slim Gaillard bereits besitzen. Das läuft jetzt durchgehend in der Küche und macht großen Spaß.

Hier eine Szene aus „Hellzapoppin“:
http://www.youtube.com/watch?v=qrcZqnICYbs

Und hier ein Standard von Slim Gaillard – „Cement Mixer“:
http://www.youtube.com/watch?v=ZKdrnTTDTqo
 
Freitag:
Zu Weihnachten gab’s natürlich auch Musik: Für die Kinder die zweite CD der „Poncho Ponys“, die Countrymusik für Kinder machen. Die kommen aus München und machen wirklich nette Musik, die einem auch dann nicht total auf die Nerven geht, wenn man sie zum fünften Mal anhört.

Johnny hat die erste Platte von „Asleep At The Wheel“ bekommen, einer texanischen Swing-Band unter der Führung von Ray Benson, die neun Grammys gewonnen haben und vor allem live unglaublich abgehen. (Ist für Ohren, die nicht an Country gewohnt sind, vermutlich gewöhnungsbedürftig)
http://www.youtube.com/watch?v=vifUaZQL8pc

Außerdem eine Single von den „Blind Boys of Alabama“.
http://www.youtube.com/watch?v=QXnNwTQFLXQ
 
Samstag:
Aus mir nicht näher bekannten Gründen hören wir heute Abend Marianne Mendt, eine österreichische Jazz-Sängerin, die in den 1970er Jahren ein paar großartige Songs aufgenommen hat. Bitte schön: „Jeder hat an andern Schmäh“:
http://www.youtube.com/watch?v=qwLp2PfnnDg
 
Sonntag:
Die große Tochter hat auch schon eine Meinung zu Musik. Momentan hört sie gerne Hannes Wader, den alten Kommunisten. Der hat großartige Songs geschrieben, aber am allerliebsten mag sie zu meinem Verdruss seine CD mit Volksliedern.
http://www.youtube.com/watch?v=hIp5TKDlFPU
 
Abends bin ich unterwegs und habe schlechte Laune und muss aus offensichtlichen Gründen an Jackie Wilson denken.
http://www.youtube.com/watch?v=zQMan1-8SwM

Auf der nächsten Seite: der ausgefüllte Musik-Fragebogen von christina-waechter.
[seitenumbruch] 
Gute Musik – was ist das für dich?
Oh Mann, schwierige Frage, ich fange gleich an zu transpirieren. Ich mag vor allem Musik, die mein Herz gleich anspringt. Und ich mag es sehr, wenn Menschen etwas von ihrem Handwerk verstehen. Also: Songs schreiben, ihr Instrument beherrschen, eine unvergleichliche Stimme haben. Und weil ich mich viel mit alter Musik auseinandersetze, mag ich vor allem altes Zeug.  

Wie hörst du Musik: klassisch im CD-Spieler, auf dem Handy, über Streaming-Portale?
Ganz überwiegend tatsächlich auf Vinyl und CD. Wenn ich arbeite, dann höre ich auch bisweilen ein und denselben Song stundenlang auf Repeat auf Youtube. Peinlich. Zuletzt war das „When Seasons Change“ von Curtis Mayfield in einer unfassbar großartigen Live-Version:
http://www.youtube.com/watch?v=8I5kET7oVVk  
 
Wo hörst du Musik? Vor allem unterwegs, nur daheim, zum Einschlafen?
Eigentlich immer zuhause. In der Küche steht ein CD-Player und im Wohnzimmer die Anlage, die Johnny in unsere Ehe gebracht hat. Es ist eine sogenannte High-End-Anlage, die, äh, sagen wir mal: nicht ganz billig war. Ich kapiere bis heute noch nicht ganz die esoterischen Feinheiten der High-End-Liebhaberei (spezielle Stromleitungen, kleine Plättchen, die im Raum verteilt an die Wand geklebt werden, ...), aber ich genieße die Soundqualität ganz enorm. Ich würde sagen, an fünf von sieben Abenden hören wir zusammen auf der Anlage Musik.




Wie im Hause Waechter Musik hört? Auf jeden Fall nur dank der Hilfe eines Statikers ...
 
Hast du eine Lieblingsband oder Musiker, von denen du alles hörst?
Es gibt eine Münchner Band, zu deren Konzerten ich, wenn möglich, immer gehe: Die Hochzeitskapelle, bestehend aus Mitgliedern von G.Rag, The Notwist, Zwirbeldirn, und anderen. Großartige Band!
http://www.facebook.com/pages/Hochzeitskapelle/246359702222265

Ansonsten bin ich großer Fan von Jerry Reed, Freakwater, Elvis, Johnny Cash und mein absoluter Liebling: Charlie Rich, den viele vielleicht von dem schrecklich kitschigen „The Most Beautiful Girl in the World“ kennen, in dessen Countrypolitan-Anzug aber eigentlich ein astreiner Jazz-Pianist steckte, der auch gehörig den Blues hatte und leider immer viel zu tief in Glas schaute. Seine letzte CD „Pictures and Paintings“ hat der amerikanische Musikjournalist Peter Guralnick produziert, die kommt wahrscheinlich dem wahren Charlie Rich am nächsten. Curtis Mayfield can do no wrong, ebenso Swamp Dogg, Willie Nelson, argh!!!! Immer, wenn ich nach Lieblingsmusikern gefragt werde, geht mein Hirn auf Kurzurlaub. Deshalb habe ich bestimmt die wichtigsten vergessen. Mist. Aber vermutlich auch nur mir nicht egal.

Welche Musik magst du gar nicht und warum?
Ich kann Schlager nicht ausstehen, vor allem nicht ironisch. Ich halte diese Musik für aktive Volksverblödung. Metal, Techno, Electro und so Noise-Zeugs – ich finde das ist geradezu Verschwendung von Kraft, Raum und Können. Geradezu inbrünstig verabscheue ich Morrissey, dessen Musik meines Erachtens nur von Menschen gehört wird, die sich für Musik eigentlich nicht interessieren. Aber das hat auch und vor allem biografische Gründe.  

Was war deine erste eigene Platte – und wohin ging dein Musikgeschmack von da aus?
Oh je. Erstes Konzert war „Erste Allgemeine Verunsicherung“, erste Platte weiß ich nicht mehr, es könnte aber eventuell was von Guns’n’Roses gewesen sein. Danach kam dann die klassische Sozialisation durch den älteren Bruder und dessen Freunde. Ein Glück, sonst wäre ich vielleicht heute noch Slash-Fan.

Längere Zeit habe ich mich dann eigentlich gar nicht für Musik interessiert, bis ich von zuhause ausgezogen bin und in die Nähe eines großartigen Live-Clubs gezogen bin, wo ich eigentlich fast jeden Abend Bands angeschaut habe, manche wurden richtig berühmt, die meisten eher nicht.

Dort habe ich dann auch angefangen, mich für Country zu interessieren und habe dann nach ein paar Jahren auch angefangen, aufzulegen. Meinem Mann Johnny habe ich übrigens sehr altmodisch eine Kassette aufgenommen, ehe wir zusammengekommen sind. Mit ihm bin ich fünf Jahre hintereinander in die Südstaaten gereist – Wochenlange Reisen von Festival zu Konzert zu Festival zu obskurem Blues-Club, zum Geburtshaus von Johnny Cash, etc…. Wir haben da Künstler gesehen, die schon in den 1940er-Jahren aufgetreten sind, aber auch so prominente Figuren wie die Backing Band von Elvis Presley und die von Johnny Cash, Al Green (beim Predigen und Singen), Solomon Burke, Little Jimmy Scott, Aretha Franklin, und andere. 

Gehst du gern auf Konzerte, und auf welche zuletzt?
Sehr gerne! Allerdings interessiert mich momentan nicht allzu viel, was hier in München vorbei kommt. Zuletzt war ich bei Bob Dylan, der heuer wieder auf dem Tollwood gespielt hat. War gut gewesen, danke der Nachfrage! Ansonsten war mein letztes Konzert, glaube ich, die großartigen Kofelgschroa aus Oberammergau.  
 
Wie entdeckst du neue Musik und was ist deine neueste Entdeckung?
Bei der alten Musik ist das Neuentdecken oft ein bisschen so wie Puzzle spielen. Wenn man eine Band entdeckt, die einem gefällt, dann liest man, wer dabei ist und schaut ein bisschen, wo die sonst noch dabei waren, schon ist man in einem neuen Kosmos eingetaucht. Außerdem ganz klassisch: Im Plattenladen. Und natürlich über Johnny, der ein geradezu enzyklopädisches Musikwissen hat, praktisch, so jemandem im Haus zu haben. Und seine (und in kleinerem Umfang auch meine) Plattensammlung dazu.

Richtig neue Musik interessiert mich im Grunde genommen fast nicht, ich hab einfach keine Zeit, Energie, Lust mehr, da auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn ich mal was für mich entdecke, dann Monate, nachdem die Sau durchs Dorf gejagt wurde. Zuletzt war das bei Wanda so, auf die gefühlt alle spinnen. Hab ich mir angehört und festgestellt: Ich spinn jetzt auch auf die.

http://www.youtube.com/watch?v=xREl_68O-mw
 
Ebenfalls großartig und aus Österreich, aber auch ungefähr zwei Jahre später habe ich HMBC kennen gelernt und mich an ihrem großartigen Sauflied „Vo Mello bis ge Schoppornou" erfreut:

http://www.youtube.com/watch?v=wmI2m06YFfc
 
Verrate uns einen guten Song zum...
 
... Aufwachen:
Ray Charles – „You Are My Sunshine“
http://www.youtube.com/watch?v=a8o4os6Um6g
 
Art Neville – „That Rock and Roll Beat“
http://www.youtube.com/watch?v=BTveLPwq6ac

Nina Simone - „Feeling Good“
http://www.youtube.com/watch?v=oHs98TEYecM
 
... Tanzen:
 
The Contours – Do You Love Me „(Now That I Can Dance)“
http://www.youtube.com/watch?v=Muu7FxdCG4U
 
Louis Jordan – „Saturday Night Fish Fry“
http://www.youtube.com/watch?v=b1QfXQakX2w

Big Mama Thornton – „Hound Dog“
http://www.youtube.com/watch?v=ZrieOEPJCos

Stevie Wonder -  „Signed Sealed Delivered“
http://www.youtube.com/watch?v=cBDqgSOwxkc
 
 
... Traurig sein:

George Jones – „He Stopped Loving Her Today“
http://www.youtube.com/watch?v=ubKUP8c0FHE
 
Freakwater – „Forgettable Song“
http://www.youtube.com/watch?v=OToOWcrT8hY
 
 
... Sport treiben:
Würde ich Sport treiben, würde ich vermutlich Musik hören, die mich antreibt. Aber weil ich mich da nicht auskenne, nehme ich jetzt mal mein aktuelles guiltiest pleasure, das mich vielleicht im Fitnessstudio antreiben würde. Die Frau hat’s einfach drauf, Ohrwürmer am Fließband zu produzieren:

Taylor Swift - „Shake It Off“
http://www.youtube.com/watch?v=nfWlot6h_JM

Tagesblog - 30. Dezember 2014

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18:19 Uhr: Langes Schweigen, verzeiht. Die Vorfeiertagswelle hat uns überrollt. Und ich musste noch meinen Adventskalender leer essen (etwa zehn Türchen). Jetzt muss ich nach Hause, weil mir schlecht ist.

Und weil es heute noch kein Gif gab, hier ein besonders schönes:
[plugin imagelink link="http://media.boingboing.net/wp-content/uploads/2014/12/tumblr_nhd74fAB4d1rv33k2o2_500.gif" imagesrc="http://media.boingboing.net/wp-content/uploads/2014/12/tumblr_nhd74fAB4d1rv33k2o2_500.gif"]
Mehr davon gibt es bei Boing Boing. Angucken und entspannen und dann morgen sehr, sehr entspannt ins neue Jahr gleiten. Ganz sanft. Optional aber auch wild, ganz wie ihr mögt. Hauptsache gut.

Bis 2015!

++++

16:38 Uhr:
So, noch mal kurze Vertretung von Chris. Diesmal ganz dezent, mit kurzem Hinweis auf das Jahresrückblicks-Interview von Charlotte mit ihrem Opa. Fanden wir ganz angebracht, auch mal jemanden mit der nötigen Portion Weisheit nach seiner Meinung zum Jahr zu fragen. Weil wir jungen Hüpfer in Sachen Lebenserfahrung ja deutlich weniger bieten können.




++++

16:28 Uhr:
Jetzt haben wir euch aber drangekriegt! Der letzte Eintrag, das war nämlich gar nicht ich, sondern Chris, der mich kurz vertreten hat. Und ihr hab es nicht gemerkt! Hah!

Jetzt bin ich zurück und zeige euch Folgendes: In Los Angeles gibt es gerade eine "Hello Kitty"-Ausstellung, weil Kitty jetzt 40 ist. Es geht um ihre Geschichte und ihren Einfluss auf die zeitgenössische Kunst.

[plugin imagelink link="http://media.boingboing.net/wp-content/uploads/2014/12/hello-kitty07.jpg" imagesrc="http://media.boingboing.net/wp-content/uploads/2014/12/hello-kitty07.jpg"](via Boing Boing)

Meine erste Begegnung mit Hello Kitty war ja (wie das bei ersten Begegnungen oft so ist) eine Szene in den "Simpsons". Und zwar diese, von der ich leider nur ein Dauerschleifenvideo gefunden habe:
http://www.youtube.com/watch?v=59qJQgvCR0A (In der deutschen Fassung nannten sie das damals übrigens "Hallo Kätzchen".)

++++

15:45 Uhr:
Beim Durchstöbern der aktuellen Usertexte habe ich eben diesen hier gefunden. jetzt-Userin nameless-miss hat darin 20 Dinge gesammelt, die sie dieses Jahr gelernt hat.

Die meisten davon sind so toll, dass wir sie am liebsten direkt als Sonderbeauftragte für unsere wöchentlichen Verstandenlisten einkaufen würden. Meine Lieblingspunkte aus ihrer Liste:

Single ist die unterste Stufe der Familienhierachie.

Verfühlen geht nicht. Zerdenken sehr wohl.

++++

14:53 Uhr:
Der Guardian hat den Fotografen des Jahres gewählt. Es ist der Türke Bulent Kilic. Und obwohl mich Jahresrückblicke ja gerne nerven - Fotos des Jahres schaue ich mir immer gerne an. Diese besonders gerne.

Zum Beispiel: Ukraine, Frau, Wrackteil von MH17.
[plugin imagelink link="http://i.guim.co.uk/static/w-700/h--/q-95/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2014/12/23/1419356170129/4abd5d81-6a44-4a81-8f96-e13822543462-1020x628.jpeg" imagesrc="http://i.guim.co.uk/static/w-700/h--/q-95/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2014/12/23/1419356170129/4abd5d81-6a44-4a81-8f96-e13822543462-1020x628.jpeg"]
Oder: Istanbul, Paar, Polizist.
[plugin imagelink link="http://i.guim.co.uk/static/w-700/h--/q-95/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2014/12/17/1418831956797/41421002-ddcb-4142-9acb-e76a374d2ba6-1020x680.jpeg" imagesrc="http://i.guim.co.uk/static/w-700/h--/q-95/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2014/12/17/1418831956797/41421002-ddcb-4142-9acb-e76a374d2ba6-1020x680.jpeg"](via The Guardian)


++++

14:28 Uhr:
Schon mal eine bessere Uhrzeit für einen neuen Text gesehen? Nein? Eben! Drum gibt es jetzt einen: Gerade tagt der Chaos Computer Club und enthüllt wieder mal massesweise Sicherheitslücken im Digitalen. Chris kriegt dabei ein ungutes Gefühl. Weil: Früher dachte man immer "Alles Freaks". Dabei sind wir die Freaks. Warum, das steht hier.


Freak!

++++

13:37 Uhr:
Vergangenes Jahr hat das SZ-Magazin aus den NSU-Prozess-Protokollen einen Film gemacht. Einen sehr sehenswerten Film. Jetzt geht es weiter, denn auch das zweite Jahr wurde von Schauspielern eingesprochen. Der Trailer ist schon da:
http://vimeo.com/115627082
Find ich gut. Sehr gut.

++++

12:06 Uhr:
Wumms. Man schickte mir gerade dieses Foto:


(Dank an Lars.)

++++


11:28 Uhr:
Lest mal was, Kinder! Zum Beispiel diesen Text aus der FAS über diese seltsame Zeit, in der wir gerade stecken. Die Zeit zwischen den Jahren. In der man morgens aufwacht und denkt "Wo sind denn bloß alle Geräusche hin?" Oder wie die Autorin es sagt:
"Man könnte aufstehen und sich einen Tee kochen. Die Familie zusammentrommeln und einen Spaziergang machen durch die verwaiste Stadt. Fast ohne nach links und rechts zu schauen, käme man über die Hauptstraße, weil sowieso kein Auto fährt. Oder ab auf die Felder, versuchen herauszufinden, warum sich selbst die Luft in diesen Tagen irgendwie anders anfühlt. Aber will man das überhaupt? Es wird doch gleich schon wieder dunkel. Und nachher kommt vielleicht Besuch..."

++++

10:46 Uhr:
Mitgebracht hat das Spezi übrigens Sandra. Sandra ist die beste Grafikauszubildende der Welt und außerdem das Atomic Café der jetzt-Redaktion: Sie hätte schon ungefähr drei Mal gehen müssen, ist dann aber doch immer noch geblieben. Wir dachten schon: Die behalten wir jetzt. Und dann kommt sie heute Morgen mit Spezi zur Tür herein und sagt: "Ist mein letzter Tag!" Und wir alle: "Nein!" Und sie dann aber: "Doch!" Wir sind so traurig. So, so, so. Sehr.

Sandra zu Ehren hier ein Lied aus ihrem Kosmoshörer. Und zwar "Always" von Bon Jovi, weil sie erstens unter anderem damit als Teenager ihre Musikhörerkarriere gestartet hat und weil wir zweitens ab morgen alle singen werden: IT'S BEEN RAINING SINCE YOU LEFT US!

http://www.youtube.com/watch?v=9BMwcO6_hyA

++++

10:38 Uhr:
Oh Dezember, du Monat des übermäßigen Alkoholgenusses, dauernd schenkst du einem noch ein Glas ein, ständig hat man Kopfschmerzen und irgendwie war man auch schon mal fitter! Zeit also, mal die Vernunft und das passende "Lexikon des guten Lebens" auszupacken: Wie geht Feiern ohne Alkohol? Kann man ja noch mal fragen, so kurz vor Silvester.

Eure Freunde aus der jetzt-Redaktion gehen mit gutem Beispiel voran und haben sich für die Konferenz nicht etwa ein Bier aufgemacht, sondern jeder ein:



++++

09:46 Uhr:
Zwei popkulturelle Dinge, die immer nur am Rande meines Sicht- und Hörfeldes rangieren: "Gilmore Girls" und Podcasts. Jetzt gibt es anscheinend eine Verbindung aus beidem, einen sehr beliebten "Gilmore Girls"-Podcast namens "Gilmore Guys", in dem zwei Typen die Serie Folge für Folge diskutieren. Was mich ja extrem neidisch macht auf "Gilmore Girls"-Fans, ich hätte gerne so einen Podcast für irgendeine Serie, die ich sehr liebe.

Jemand hier, der "Gilmore Girls" gesehen hat? Ich verbinde die ja bloß mit "Ich komme nachmittags aus der Schule, wärme mein Mittagessen in der Mikrowelle auf uns lasse nebenher Vox laufen, wo Rory Dingsbums grade irgendwas macht".

Und jemand hier, der "Serial" gehört hat, den beliebtesten Podcast ever und angeblich das, was alle coolen Kids jetzt anhören (oder zumindest bei iTunes runterladen)? Ich glaub, ich will ja noch. Erstens wäre ich gerne ein cool Kid und zweitens klingt es so spannend.

++++

09:17 Uhr:
Poeple of the jetzt.de, guten Morgen aus einer extrem verwaisten, umfassend eingeschneiten, zwischen den Jahren schlummernden Redaktion. Um hier ein bisschen Schwung reinzubringen, beginnen wir heute mit den harte Fakten. Ein paar Nachrichten:

- In der Javasee vor Indonesien wurden vermutlich Wrackteile der vermissten Air-Asia-Maschine gefunden.

- Alexej Nawalny wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

- Die Bundeswehr soll angeblich an gezielten Tötungen in Afghanistan beteiligt gewesen sein.

- Und hier noch: eine "The Interview"-Rezension. Kommt ja kaum einer zum Rezensieren wegen des ganzen Drumherums. Fazit: erstaunlich guter Film.

Wer ist hier der Freak?

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Seit ein paar Tagen sind die Medien voller Menschen mit Kapuzenpullis. Diese Kleidungsstücke tauchen oft auf, wenn über die Hacker berichtet wird, die gerade wieder beim jährlichen Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) zusammengekommen sind. Mit den Kapuzenpullis wird natürlich ein Klischee bedient, meistens soll damit auch verdeutlicht werden: Sind schon komische Freaks, diese Hacker da.

Mein Gefühl sagt mir: Wahrscheinlich stimmt das zum Teil. Ich glaube, dass da Menschen herumlaufen, die anders ticken als die meisten von uns. Sie haben einen anderen Humor, sie benutzen andere Codes, sie sprechen über und begeistern sich für Dinge, die wir nicht mal ansatzweise kapieren. Das Problem ist: Sie sind uns mit ihrer Andersartigkeit weit voraus. Eigentlich sind nicht sie die Freaks. Sondern wir.



Wer ist hier jetzt komisch?

In den Berichten vom Kongress der vergangenen Tage ging es nicht um Spielereien. Es ging um brisante Erkenntnisse und Enthüllungen, die unser tägliches Leben an sehr sensiblen Stellen berühren.

Handynetze galten bislang als ziemlich sicher. Seit dem CCC-Kongress wissen wir: Sie sind ziemlich unsicher. Im Prinzip kann man davon ausgehen, dass alles, was man mit einem Smartphone tun kann, mitgelesen und –gehört, ja sogar ganz abgefangen und manipuliert werden kann, von der geschäftlichen Mail über das private Foto bis zur SMS mit der Online-Banking-Tan-Nummer.

Fingerabdrücke galten bislang als eindeutiges Merkmal der Identität eines Menschen. Als so sicher, dass damit Verbrecher identifiziert und Smartphones, Schlösser und sogar Pässe gesichert werden. Seit dem CCC-Kongress wissen wir: Mit einem Foto und einer 400-Euro-Software lassen sich Fingerabdrücke kopieren– und damit Identitäten klauen. Ganz ähnlich verhält es sich mit Iris-Scannern. Auch sie sind zu knacken.

Hacker suchen nach Fehlern im System der zunehmend digitalisierten Welt. Sie fragen sich, an welchen Stellen sie Gefahren birgt und an welchen Stellen man sie verbessern kann oder sogar muss. Je digitaler unser Leben wird, desto wichtiger wird es, dass jemand diese Fragen stellt. Wir müssen den Hackern dafür dankbar sein. Aber wir müssen noch mehr tun: Wir müssen alle ein bisschen mehr zu Hackern werden.

Die meisten von uns sind weitgehend Analphabeten in Sachen IT und Software – also auf den bestimmenden Gebieten unserer Zeit. Weder ich noch die meisten meiner Freunde können auf Anhieb genau erklären, wie eine E-Mail vom Absender zum Empfänger gelangt. Und das ist noch harmlos: In einer Studie von 2012 dachten 51 Prozent der Befragten, schlechtes Wetter würde Cloud-Computing beeinflussen.

Diese Unwissenheit muss aufhören. Das heißt nicht, dass wir alle uns mit schwarzen Kapuzenpullis in Kellern treffen, mit Club Mate auf Julian Assange anstoßen und schauen müssen, ob man den digitalen Perso knacken kann. Aber wir sollten die Grundlagen der Technik viel besser verstehen, die wir tagtäglich benutzen - auch diejenigen unter uns, die in ihrer Geisteshaltung maximal von CCC-Mitgliedern entfernt sind. Nur dann können wir alle uns fragen, wie wir in einer computerbasierten Welt leben wollen. Nur dann wird das Thema in der Politik so ernst genommen wie nötig, nur dann werden alle Parteien gezwungen, sich eingehend damit zu befassen.

Es wird schon seit langem darüber diskutiert, ob Kinder in der Schule programmieren lernen sollen. Meistens wird als Argument dafür genannt, dass man als Wirtschaftsstandort nicht den Anschluss verlieren dürfe und einen ausreichenden Nachschub an Programmierern sichern müsse.

Das ist aber falsch und zwar auf gleich zwei Ebenen. Erstens geht es nicht nur um Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaft, sondern um gesellschaftliche Fragen. Die Entwicklung des CCC zeigt das: Der Club ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Seine Mitglieder sind Sachverständige in Bundestags-Kommissionen, er führt Prozesse in Sachen digitale Bürgerrechte, er prägt Diskurse wie die in Sachen Netzausbau und IT-Sicherheit. Diese Debatten sind aber so bedeutend, dass daran viel mehr Menschen teilnehmen sollten.
 
Zweitens: Um das zu erreichen, muss nicht jeder perfekt Programmiersprachen in die Tastatur hacken können. Aber jeder sollte verstehen, was eine Programmiersprache ist und was sie bewirken kann. Jeder sollte wissen, was ein Server ist und was ein Client. Jeder sollte wissen, was es bedeutet, wenn er seine Daten in die Cloud speichert, und was passiert, wenn er die Ortungsdienste seines Telefons einschaltet.

Wir brauchen keine zweite Fremdsprache Javascript an den Schulen, sondern ein Fach Digitalkunde. Ein Fach, das uns befähigt, eigenständig über unsere digitale Welt zu urteilen und uns darin zu orientieren. Wir werden dadurch nicht gleich zu Hackern und wir müssen keine Kapuzenpullis tragen. Aber wir werden sie besser verstehen - und außerdem begreifen, dass ihre Themen auch unsere Themen sind.

Opa und das Jahr 2014

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Opa, wie fällt dein Resumée des Jahres 2014 aus?

Opa: Hach... also... eigentlich positiv, aber nur, wenn ich mir immer wieder sage, dass alles, was passiert, auch gute Seiten hat. Vieles erscheint einem erstmal negativ, aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man auch hinter schlimmen Dingen Positives.

Bei was denn zum Beispiel?
Was der IS tut, ist fürchterlich. Aber wenn es uns zur Besinnung bringt, uns klar macht, dass es sich dabei um einen Irrweg handelt und wir etwas dagegen tun sollten, dann ist das gut. Manchmal muss Negatives entstehen, damit man das Gute wieder erkennt.

Viele behaupten ja, das vergangene Jahr sei gerade im Bezug auf die Anzahl der Kriege besonders schlimm gewesen...
Natürlich haben sich die negativen Nachrichten gehäuft. Das hat aber auch mit der einseitigen Auswahl der Medien zu tun – das etwas gut ist, ist keine Nachricht. Das ist ein ständiger Fluss, der sich selbst verstärkt. Ob es tatsächlich schlimmer war – ich weiß es nicht. Übrigens, in deiner Mail mit möglichen Themen zum Jahresrückblick, hattest du auch Uli Hoeneß' Gang ins Gefängnis erwähnt …

Ja. Was denkst du darüber?
Also von mir aus soll er gehen! Das hat mich nur am Rande beschäftigt und war aus meiner Sicht völlig überbewertet. Er hat einen Fehler gemacht und muss dafür büßen. Punkt.

Was hat dich denn beschäftigt?
Die Ukraine! Die beschäftigt mich auch immer noch und ich befürchte, das Thema bleibt uns kommendes Jahr erhalten. Ich kann dir nicht sagen, wie man es lösen kann – nachgeben oder hart bleiben? Aus meiner Sicht hat Putin sich vergaloppiert und wenn die Ukraine jetzt zur Nato will, kann man ihr das nicht verbieten. Auf der anderen Seite droht Putin jetzt natürlich ein Gesichtsverlust. Vermutlich wäre es das Beste für alle, er träte zurück. Wer dann kommt und ob das besser wäre, weiß man ja aber auch nicht. Die Situation ist vertrackt und wohl das Bedrohlichste des vergangenen Jahres.

Was waren noch wichtige Themen für dich?
Der Umgang der Justiz mit Edathy. Bei Politikern scheint die Unschuldsvermutung ja immer weniger zu gelten. Und die katholische Kirche! Franziskus! Der kündigt immer viele Veränderungen an, will sich am Ende aber nicht so richtig entscheiden. Will er jetzt von den katholischen Grundsätzen weg oder nicht? Er muss sich mal aufraffen und sich auch überlegen, was von den vielen Ankündigungen er auch umsetzen kann.

Wart ihr denn dieses Jahr Weihnachten überhaupt noch in der Kirche?
Nö! Für deine Oma ist es dort zu kalt. Und ich kann dort auch nicht mehr sitzen, ohne dass mir zu viele Dinge im Hinterkopf umherschwirren. Viele meiner Fragen werden dort nicht mehr beantwortet. Natürlich wäre es trotzdem gut, dann die Diskussion zu suchen und sich auch mit den vielen anderen Religionen auseinanderzusetzen, die mittlerweile mitreden wollen. Aber alleine habe ich da nicht so viel Lust zu. 

Apropos Islam: Wie findest du denn die PEGIDA-Bewegung, die ja momentan viel diskutiert wird?
Sie genießt eine unangebrachte Aufmerksamkeit. Sie weiß doch selbst nicht mal, was sie will. Wenn man, wie die Mitdemonstranten von PEGIDA, Leute zum Umdenken auffordern will, dann muss man auch selbst mitdiskutieren und darf sich nicht allen kritischen Fragen direkt verschließen. Das gilt auch für die AfD, die vergangenes Jahr ja viel diskutiert wurde. Aus meiner Sicht sind das Protestbewegungen, die sich nicht verfestigen werden.

Hast du denn Angst vor der Islamisierung des Abendlandes?
Nö! Natürlich sollen auch Muslime unsere Gesetze einhalten und wir müssen darauf bestehen, dass unsere christlichen Werte auch von ihnen geachtet werden. Aber dass jetzt angeblich bald Weihnachten abgeschafft werden soll und sowas ist übertriebene Angstmache. Auch hier gilt wieder: Man muss das Positive sehen. Wenn den Menschen darüber wieder einfällt, dass Ihnen das Christentum wichtig ist, dann sollen sie sich halt dafür einsetzen.

2014 war auch das Jahr der letzten „Wetten, dass...?“-Sendung. Trauerst du dem Konzept hinterher?
Das hat mich nicht so beschäftigt. Ich glaube aber nicht, dass das so sehr Markus Lanz' Schuld war – das Konzept der Sendung hatte sich einfach überholt. Was da passiert ist, ist symptomatisch fürs Fernsehen: Man kann einfach keine Familien mehr mit solchen Sendungen vor dem Fernseher vereinigen. Vielleicht übernimmt diese Funktion ja zukünftig das Kino?

Aber im Kino reden die Menschen ja kaum miteinander. Zukünftig trifft man sich wohl eher, um privat Filme zu schauen, übers Internet geht das ja schnell.
Am Internet ärgert mich momentan häufig, dass ich das Gefühl habe, die Entwickler denken da nicht so sehr an die Alten. Ständig wird die Gestaltung der Internetseiten geändert und oft frage ich mich: War das jetzt wirklich so notwendig? Oft habe ich mir gerade gemerkt, wo ich mein Passwort eingeben muss und dann ist es beim nächsten Mal wieder verändert. Da würde ich mir wünschen, dass diese Entwicklungen zukünftig langsamer kommen.

Wir hatten neulich einen Text darüber, dass Weihnachten für junge Menschen auch immer ein bisschen Interneterklärzeit für die Eltern ist – weil man dann mal zuhause ist und Zeit hat. Siehst du das auch so?
Ja, ich musste vorhin auch deine Vater bitten, mir zu helfen die Weihnachtsfotos auf dem Bildschirm zu öffnen, die du gemailt hattest. Bis er dann kam, hatte ich es aber selbst hinbekommen – sind übrigens schöne Fotos. Aber mit den heutigen Kameras kann man wohl kaum noch schlechte machen, hm? Das ist zumindest schwieriger geworden.

Gibt es denn noch etwas, dass du dir für 2015 wünschst – außer langsamer entwickeltes Internet?
Mehr Gelassenheit – für alle. Es ist nicht immer alles schwarz-weiß, auch wenn ich manchmal gerne so tue. Daran sollte man sich immer wieder erinnern.

Ich war hier 2014!

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Seit einem Jahr steht eine weiße Bauwand in der Maximilianstraße und ziemlich genau so lang kritzeln Menschen die Sprüche darauf, aus denen sich dieses Bild zusammensetzt: Man findet absolute Nichtigkeiten („Ich habe keine Ahnung“, „Muc Love“) und rührende Hoffnungen („Jassi + Sara Forever“, „Ich wünsche mir, dass Deutschland Weltmeister wird!“). Dazu wunderbaren Nonsens („Liberté, Egalité, Beyoncé“) neben kleineren Pamphleten („Art is Revolution or nothing“).

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Die Nachrichten sind teils eilig hingeschmiert, teils aufwendiger gestaltet. Aber doch in jedem Fall immer eines: eine winzige Versicherung der eigenen Anwesenheit. Ein „Ich war hier!“ Und damit – finden wir – der schönste Jahresrückblick. Gerade weil die Texte selten eindeutig sind: Worauf weist „Jeden Montag 18 h Sendlinger Tor“ hin? Wer hat sich das fliegende Einhorn gewünscht? Und was soll das „Freue mich über Besuch“ sagen, das jemand auf Arabisch neben den Hashtag „#mydubai“ geschrieben hat (ganz unten rechts)? War derjenige einfach glücklich über seine Zeit in München? Oder ist das bereits die Gegeneinladung an uns? Wir schließen uns für das kommende Jahr in jedem Fall dieser Nachricht an: „Wir brauchen mehr Farbe!“

München leuchtete orange

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Der Abend im Atomic Café begann eigentlich immer schon in den Fenstern des Mandarin Oriental. Die Glasfassaden des Hotels waren wichtig, weil wir darin noch mal kurz prüfen konnten, ob das alles seinen Sitz hatte: Der schiefe Haarscheitel, der im besten Fall ein Auge überdeckte. Die enge Jeans auf den Hüftknochen. Die knisternde Polyester-Sportjacke vom Kleidermarkt. Die Gäste, die drinnen im Mandarin saßen, guckten uns bei diesem letzten Verlotterungstest interessiert zu. Sie wussten nicht, dass sie mit ihren Champagnergläsern und dem Pianogeklimper auch irgendwie der letzte Beweis dafür waren, dass wir noch auf der richtigen Seite standen. Die richtige Seite war zwanzig Meter weiter, hinter einer unscheinbaren Tür. Unscheinbar, aber berüchtigt. Schlimm waren dabei aber eigentlich nicht die Türsteher, die waren meistens nett, selbst wenn sie schlechte Nachrichten zu überbringen hatten. Nein, schlimm war, wenn gar niemand an die Tür kam, sie einfach glatt und zu war und wir verloren davor in der Neuturmstraße standen. Die ist an dieser Stelle so eng, dass man schlecht einfach so ein bisschen rumstehen kann. Zaghaftes Klopfen, halbsicheres Kichern, aber mehr Handhabe gab es nicht, wenn die Atomic-Tür nicht aufgehen wollte. „Oh, ist wohl noch zu?“ musste man dann sagen, obwohl alle wussten, dass das nicht stimmte und eben noch eine Runde zum Burger King ins Tal. Danach ein neuer Anlauf und ja, da stand diesmal auch das vertraute Grüppchen der Wartenden, jetzt würde es losgehen, jetzt würde man in einem Rutsch von der Tür bis an die linke Bar durchschwimmen.
 




Das ging, denn in den Räumen des Atomics herrschten an guten Abenden eigene Strömungsverhältnisse, die uns erst hinauf an die linke Bar branden ließen und von dort wieder mitschwemmten, sobald wir den ersten Gin Tonic (den wir nur hier tranken) in der Hand hatten. Die zweite Runde ging unterm DJ Pult vorbei hinüber zur Säule an der großen Bar. Das dauerte bei günstiger Witterung so etwa eine Stunde. Drüben an der Säule stand immer jemand, den man kannte und sei es nur vom gemeinsamen hier stehen. An diesem Platz sah man alles, sah wer kam, sah wer tanzte und wie der DJ drauf war. Hier oben war auch Gelegenheit, sich gegenseitig zu bekräftigen, dass mal wieder außerordentlich seltsame Leute da seien. An einem normalen Abend im Atomic sagt jeder einmal diesen Satz in irgendein Ohr.

Obwohl der Club nicht groß ist, gab es Orte, an denen wir nie waren. Die Sitzecken, in denen jene auf ihren Jacken saßen, die aus der Provinz extra für diesen Abend gekommen waren, Cliquen, die mit sich selber spielten, oder ganz früh am Morgen diejenigen, die sich mal in aller Ruhe die Schuhe wieder anziehen wollten und dabei einschliefen. Der Kloflur, den immer eine Gruppe zauberhafter Geschöpfe besetzt hielt, Atomic-Gründungsmädchen, messerscharf und gefährlich. Sie waren wie Sirenen mit schwarzer Bobfrisur, ab und zu zogen sie einen Typ von der Tanzfläche zu sich hinein, zum Knutschen. Hinten ganz im Eck bei der linken Bar, das war auch so ein spezieller Platz, da saßen gerne zwei, drei ältere Herren, in der Würde des Nachtlebens ergraut und irgendjemand brachte im Laufe der Nacht das Gerücht auf, einer davon wäre Paul Weller. Aber bis wir mal dort vorbeikamen und nachsehen konnten, das dauerte ja wieder eine Stunde, war die Ecke leer oder es saß nur noch die Dings da, die früher beim Prinz war. Das war beruhigend, denn wir wussten, wir könnten auch in vielen Jahren noch herkommen und dann dort sitzen.

In vielerlei Hinsicht waren und sind die Räume des Atomic ideal, deswegen ist es schade, dass es nächstes Jahr damit vorbei sein soll. Sie hatten den goldenen Club-Schnitt, mit ihren beiden Polen aus Bühne und DJ-Kanzel, flankiert von den Bars. Das funktionierte alles sehr gut. Die Bühne hatte immer genau die richtige Größe, jede Band sah gut aus und das ging soweit, dass man sich Bands gar nicht mehr anderes denken konnte, als vor dem Atomic-Glitzervorhang. Wenn man ausnahmsweise mal woanders Konzerte besuchte, waren die Bands immer viel zu weit weg und oft irgendwie verloren, es war eben nicht wie daheim. Dass die Musiker immer quer durch den Raum mussten oder sich hinterm Tresen vorbeidrückten, verlieh dem Ganzen den Charme von Familienkonzerten. Als würden nur mal eben jemand aus dem Publikum die zwei Schritte auf die Bühne machen und schnell die schönsten Lieder der Welt spielen, um danach mit den anderen weiter zu trinken. Noch wichtiger aber war, dass auch an müden Abenden der Club aus sich selbst heraus glänzte, selbst wenn es leer war, war das Atomic Café nicht leer. Es schrumpfte dann einfach auf Wohnzimmergröße zusammen und hielt seine paar Gäste in einem sicheren, warmen Schoß. Die Details stimmten, ob es die immer gleichen, immer korrekten Bartypen waren, der Notproviant beim Garderobenmädchen oder die Toiletten, in denen man sich für ein paar Minuten verstecken, ausruhen, sammeln konnte und wo es eine Bierflaschenablage über der Pissrinne gab, auf der wir immer unser Bier vergaßen. Die Papiertücher am Waschbecken waren ein guter Zeitmesser. Wenn noch welche da waren, dann war es zu früh. Dann wussten wir, der Abend geht erst los.

Wenn Clubs umziehen ist das in etwa so, wie wenn Mama aus deinem alten Kinderzimmer ein Bügelzimmer macht. Man darf nicht richtig traurig sein, schließlich war man vielleicht schon länger nicht mehr da und es ist ja nicht so, dass Mama tot ist, alle wichtigen Sachen gehen also noch ein bisschen weiter. Aber trotzdem geht damit etwas zu Ende, auf das man immer zählen konnte. Das Vertraute, das ja bei so heiklen Dingen wie Ausgehen besonders wichtig ist. Das leuchtende Ziel in dunkler Nacht. Man hat eben nur ein altes Kinderzimmer und man hat auch nur einen Lieblingsclub. So wie die Münchner Fußgängerzone für immer unser Bild von einer Bilderbuch-Fußgängerzone geprägt hat, werden wir beim Wort Club immer das Atomic in der Neuturmstraße vor uns sehen, getaucht in sein rot-oranges Glitzerlicht, das überall anders oll wäre. Klar, wir gehen noch mal hin, bevor Schluss ist. Wahrscheinlich, wer weiß, vielleicht, wie schaut’s aus – schon nächsten Mittwoch.

Von der Stange

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Der Selfie-Stick


Junge Asiaten auf Reisen tragen ihn schon länger mit sich, 2014 haben auch Europas Touristen den verlängerten Arm zum optimierten Fotografieren entdeckt: den Selfie-Stick. Egal ob in München, Florenz oder London, überall grinsten Wochenend-Traveller in ihr auf dem Ende eines Stocks befestigtes Smartphone. 



Die Sticks haben zwei große Vorteile. Erstens muss man keine Passanten mehr bitten, ob sie kurz ein Foto von einem schießen, die Kommunikation mit Einheimischen wird also endlich auf ein Minimum begrenzt. Zweitens muss man den Passanten, die gerade ein Foto von einem gemacht haben, nicht mehr vorspielen, dass das entstandene Bild „echt super“ geworden ist, sondern knippst einfach so lange Selbstporträts, bis einem eins gefällt.

Das zeigt auch: Selbstpräsentation ist wichtiger als die Realität. Man rennt mit einem lächerlichen Stock durch den Urlaub, nur um zu Hause zeigen zu können, wie schön es war, und wie gut man dabei aussah. Dabei sieht man ja im Moment des Fotografierens eher dämlich aus mit so einem Stock.

Der Burrito


Jeder Trend geht mal zu Ende und 2014 war einfach nicht das Jahr des Burgers. Das liegt nicht an seinen Zutaten. Bart- und Rucksackträger essen immer noch gerne Rinderhack, Salat und Käse, aber neuerdings eben lieber in Verbindung mit Weizentortilla, Bohnen, Mais und Sour Cream. Der Burrito, spanisch für Eselchen, ist dabei, den Burger einzuholen. Der letzte Beweis: Besonders hippe Läden bieten ihn jetzt sogar in einer veganen Variante an.

Die Smartwatch


Sie sind die unehelichen Kinder einer Breitling und einem Smartphone deiner Wahl, schrieb Vice Anfang September, als Apple seine „Apple Watch“ vorstellte. 
Gerade frisch auf den Markt gekommen, hatten es Smartwatches dieses Jahr nicht leicht. Auf Twitter und fast allen großen Online-Portalen fand man jeden Tag neue gute Gründe, warum kein Mensch eine Smartwatch braucht. Man stritt, lobte, machte sich lustig. (Wir übrigens auch). Aber immerhin: Man diskutierte über sie. Leidenschaftlich. Und das macht die Smartwatch zu einem Ding des Jahres 2014.

Die E-Zigarette


Ist ein alter Hut, könnte man sagen, immerhin gibt es die E-Zigarette schon seit zehn Jahren. „Das wird sich niemals durchsetzen“, dachten wir. 2014 hat sich allerdings unser Blick auf sie gewandelt. Denn inzwischen hat sich das Randphänomen zum Trend entwickelt. Immer mehr Läden mit Namen wie „Hans Dampf“ oder „Cleansmoker“ verkaufen jetzt in den In-Vierteln aller großen Städte den „Joytech eGrip“ oder das „Spinner Carbon Set“.


Die E-Zigarette passt in das Hipster-Lebensgefühl: Sie ist individualisierbar (weil in verschiedenen Farben erhältlich und mit allen denkbaren Geschmacksrichtungen befüllbar), bequem (weil man sich für die Nikotinaufnahme nicht mehr vor dem Club den Hintern abfrieren muss), und anscheinend auch weniger schädlich als Kippen (wobei man darauf nicht bedingungslos vertrauen sollte). Und außerdem würden sie sogar James Dean stehen.

Die Drohne


Drohnen schwirrten 2014 durch die Medien. Ganze Schwärme von Drohnen: Im Juli kündigte Amazon erste Tests für die Paketauslieferung mit Drohnen an. Es gibt Drohnen-Pornos und Drohnen-Enthüllungen. Im Dezember wäre am Londoner Flughafen Heathrow beinahe eine Drohne mit einem Passagierflugzeug zusammengestoßen.
 
Sie bevölkern also den Luftraum. Das wird in Zukunft noch mehr zunehmen, denn inzwischen sind die Fluggeräte auch für den privaten Hobbypiloten einigermaßen erschwinglich. Drohnen faszinieren uns. Sie sind ein Spielzeug für Erwachsene. Sie bringen ein Stück Star-Wars in die Realität. Dass sie uns aber eines Tages wirklich die Pakete bringen, will man aber trotzdem nicht wirklich glauben. Mit einem echten Postboten kann die Drohne auch kaum mithalten.





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