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Meine Straße: Volkartstraße

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Die Volkartstraße ist etwas verwirrend. In der Mitte wird sie einfach vom Ring durchschnitten und man kommt nur noch zu Fuß weiter. Eine Hälfte der Straße endet an der Winthirstraße und die andere nahe des Leonrodplatzes. In der wohne ich. Als ich zum ersten Mal von der U-Bahn nach Hause gelaufen bin und plötzlich am Ring stand und die Straße nicht mehr weiterging, dachte ich kurz, es gibt mein Haus nicht mehr.




Cara Mia in der Volkartstraße.

Ich mag die Straße, weil sie etwas Alleenhaftes hat, mit all den Bäumen am Straßenrand. Die Autos fahren hier langsam und es herrscht eine vertraute und uneitle Atmosphäre. Ein bisschen wie in einem kleineren Ort. Gleich an der nächsten Straßenecke gibt es einen Typen, der eigentlich immer, wenn ich vorbeigehe, dasteht und eine dicke Zigarre raucht. Man riecht ihn schon von weitem. Und sein Schnurrbart ist schon ganz gelb vom Rauch. Ich frage mich, was er wohl sonst so macht.

Von meiner Wohnung aus bin ich schnell im Olympiapark und am Nymphenburger Kanal zum Joggen. Direkt gegenüber von meinem Haus ist in einem winzigen Wohnhaus eine kleine Sparkasse. Es gibt wenig Besseres, als eine Bank vor der Haustür zu haben. Früher gab es gleich nebenan noch eine Drogerie, einen Schlecker, das war perfekt. Aber jetzt ist da leider eine Psychotherapiepraxis drin. Mein Lieblingsbäcker ist der Neulinger, den gibt’s gleich zwei Mal. Die backen ihr Brot selbst und haben tolle Kuchen, zum Beispiel einen sehr guten Käsefladen. Meine Mutter liebt den Laden, weil alles bio ist, und wenn sie mal zu Besuch ist, kauft sie sofort für mich dort ein.

Am Anfang des Monats, wenn ich noch ein bisschen reicher bin, hole ich mir meine Pizza bei Il Trullo. Ich liebe dort auch das Risotto Mare. Sehr gut ist auch der Türke Pardi auf der anderen Seite des Rings. Da esse ich am liebsten die Vorspeisen. Außerdem gibt es da noch einen alteingesessenen, sehr guten Muffinladen, in dem lauter verrückte Bilder und Figuren rumhängen sollen. Aber den habe ich noch nie ausprobiert.

Die beste Kneipe in der Nähe ist der Malzraum, auch wenn der streng genommen nicht mehr in der Volkartstraße, sondern in der Artilleriestraße liegt. Da gibt es gute Tapas und außerdem eine wechselnde Tageskarte. Und wenn man Wein bestellt, kriegt man Wasser dazu, das finde ich immer ein gutes Zeichen. Oft gibt es auch Live-Musik. Und die Bedienungen sind sehr nett. Einmal hatten mein Freund und ich nach der Wiesn Lust auf Campari-O, den wir uns aber zu Hause mischen wollten, und dann hat uns eine Bedienung für nicht besonders viel Geld eine Flasche Campari zum Mitnehmen verkauft. Das war super.

Selbstentzündung auf Facebook

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Wenn sich jemand mit Alkohol übergießt und sich – ja, sich! – anzündet, kann und sollte das ungefähr einen einzigen Grund haben: Er ist Stuntman beim Film und weiß, was er tut, das heißt: Er hat sich um seine und die Sicherheit der Menschen um ihn herum gekümmert. Mehr logische Gründe um sich, Entschuldigung für die Wiederholung, sich anzuzünden!, gibt es nicht. Und trotzdem tun das auf Facebook gerade reihenweise junge Männer.  

Sie stehen in der Dusche, stellen vorsorglich das Wasser an, begießen ihre Oberkörper mit Alkohol oder anderen brennbaren Flüssigkeiten und stecken diese mit einem Feuerzeug in Brand. Danach kommt: viel Geschrei. Mehr oder weniger viele Mühen, die Flammen wieder zu löschen. Und: das Lachen derer, die das Ganze filmen.  





Dass der Trend „Fire Challenge“ aus den USA eine sehr dumme Idee ist, muss eigentlich nicht extra erwähnt werden. Vielleicht aber auch schon. Ein 15-Jährier aus den USA soll seine „Fire-Challenge“-Aktion damit begründet haben, dass er ausprobieren wollte, was passiert, wenn er sich flambiert, denn die meisten Videos unter dem Hashtag #FireChallenge würden enden, bevor man die Auswirkungen des Ganzen erkennen könne. Er landete mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus.  

Mutproben auf einem neuen Level


Mutproben gibt es schon immer, im Kindergarten und in der Schule, im Freundeskreis und im Verein, aber auch in den Medien, aktuell etwa in der Prosieben-Show „Circus Halligalli“ mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Die Stunts von Johnny Knoxville und Steve-O in der MTV-Sendung „Jackass“ wurden häufig kritisiert, weil manche Jugendliche die Aktionen nachmachten und sich dabei verletzten, oder schlimmer, dabei starben. Seit jeder mit seinem Smartphone die Möglichkeit hat, Videos aufzunehmen und online zu stellen, erreicht der Mutproben-Hype aber ein neues Level.  

Hanna Krasnova ist Assistenzprofessorin für Wirtschaftsinformatik und Informationsmanagement an der Universität Bern. An der Humboldt-Universität zu Berlin veröffentlichte sie 2013 eine Studie über Facebook, die belegte, dass das soziale Netzwerk in der Tendenz neidisch, depressiv und unzufrieden macht. Sie erklärt den Hype um die „Fire Challenge“ so: „Online weiß nicht nur ich, wie viel Feedback ich bekomme, sondern auch alle anderen. Auf Facebook, das ist der Vor- und Nachteil, sehen meine 300 Freunde, wie viele Likes ich für mein Video bekommen habe.“ Und wir seien alle durch Feedback motiviert, auch im Offline-Leben. „Aber in unserem Online-Leben noch viel mehr“, sagt Krasnova.  

http://www.youtube.com/watch?v=cfCsKZYECrU

Die „Fire Challenge“ scheint der Höhepunkt der Video-Wettbewerbe zu sein, die seit einigen Jahren auf Facebook und YouTube kultiviert werden und seitdem immer extremer werden. 2012 und 2013 kursierte die „Salt and Ice Challenge“: Dabei streut man sich Salz auf die Haut und legt Eis darauf, was zu Kälteverbrennungen zweiten und dritten Grades führen kann. Auf YouTube findet man mehr als 200.000 dieser Videos mit Bildern schlimmer Verbrennungen – als Beweis, wie lange diejenigen den Schmerz ertragen konnten.  

Die „Fire Challenge“ ist in diesem Sommer nicht der einzige Netz-Wettbewerb: Vor allem Freiwillige Feuerwehren rufen sich seit einigen Monaten gegenseitig zur „Cold Water Challenge“ auf. Wie beim Social Beer Game, das Anfang 2014 aus den USA nach Deutschland kam, nominiert man beim Videodreh nach dem Kettenbrief-Prinzip weitere, die ein Video, in diesem Fall einer Wasserschlacht, drehen müssen und dafür 24 Stunden Zeit haben. Andererseits müssen sie die Nominierenden zum Beispiel zum Grillen einladen. Beim „Social Beer Game“ musste man, wenn man nicht mitmachte, eine Kiste Bier spendieren. In Varianten davon mussten die „Nominierten“ Fotos von sich mit ihrem Pferd oder Auto posten oder einen Sack Pferdefutter oder eine Tankfüllung bezahlen.  

Internet-Challenges und die Neidspirale


Die bloße Nominierung ist aber nicht die einzige Motivation, bei diesen Challenges anzunehmen. „Wir glauben, dass die Transparenz des Feedbacks auf Facebook die Nutzer dazu antreibt, mitzumachen“, sagt Hanna Krasnova, „und auch immer verrücktere Sachen auszuprobieren, um mehr Likes und Kommentare zu bekommen und sich in der Gruppe zu behaupten.“ Es sei ein Klischee, aber Männer würden wie im realen Leben auch online eher Stärke demonstrieren wollen, das hätte ihr Forschung eindeutig gezeigt, so Krasnova.
Sie vergleicht die Challenges mit dem Selfie-Trend im Netz und der „Neidspirale“, die sie in ihrer Forschung in sozialen Netzwerken festgestellt hat: „Die vielen Selfies sind eine Antwort auf Neidgefühle: Je neidischer man ist, desto mehr möchte man sich selbst posten, um das Gefühl der Geringschätzung zu verringern“, sagt sie. „Wenn ich auf mein Selfie vom See nur zwei Likes bekomme, fühle ich mich nicht nur schlecht, ich weiß auch, dass alle anderen wissen, dass ich kaum Likes bekomme. Und deshalb steigere ich mich und poste das nächste Mal ein Selfie in einer riskanteren Situation.“  

Die Herausforderung der „Cold Water Challenge“ bestand ursprünglich in irgendeiner Art von Wasserschlacht: mit Wasserbomben, Wasserspritzpistolen und anderem Ungefährlichem. Die ersten Feuerwehren zweckentfremdeten aber schnell Feuerwehrschläuche und spritzten ihre Vereinsmitglieder zum Beispiel mit dem Wasserstrahl in ein Freibadbecken. Im Münsterland wollte ein Mann 2.000 Liter Wasser aus einer Baggerschaufel über seine Freunde gießen, die zusammen an einem Tisch im Freien saßen. Der Bagger kippte vornüber und die Schaufel krachte auf den Tisch, einer der Männer starb sofort, die anderen wurden zum Teil schwer verletzt.  

Beim „Social Beer Game“ war es ähnlich: Ursprünglich musste man dafür vor der Kamera eine Flasche Bier auf ex trinken. Bald wurden die Videos extremer und zum Teil gefährlich inszeniert: Manche exten statt Bier eine Flasche Schnaps. Zwei Australier tranken ihr „Social Beer“ während sie ungesichert an einem Hubschrauber hingen. Im Zusammenhang mit dem Spiel wurden Todesfälle gemeldet.  

Auch bei der „Fire Challenge“ soll es den ersten Toten gegeben haben. Ein Teenager aus Buffalo ist wohl an den  Brandverletzungen gestorben, die er sich bei einem Videodreh zugezogen hatte. Facebook löscht seitdem Videos unter dem Hashtag #FireChallenge. Dort tauchen allerdings seitdem auch Fotos von schlimmen Brandwunden und Narben an Oberkörpern und Armen sowie Videos, in denen die Protagonisten sich noch mit Alkohol begießen – auf den Rest aber betont verzichten und dafür noch mehr Likes bekommen als die ursprünglichen Feuer-Videos. Bei der „Fire Challenge“ ist auch keine weitere Steigerung mehr möglich, wie man sie bei den anderen Facebook- und Youtube-Challenges beobachtet. Sie ist bereits die Steigerung.

Die jetzt-Kettengeschichte, Teil 16

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Was bisher geschah: Anna jobbt an der Tankstelle und haut mitten in der Nachtschicht ab - zum Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier, bei dem ihr Schwarm Gerwin Gewinner antritt. Doch dort sperren Gerwin und die alte Liesel Maier Anna auf einem Dachboden voller berühmter Kunstwerke ein. Was haben sie vor? Annas Chef Paul, der die Entführer schon aus seiner Zeit als illegaler Kunsthändler kennt, taucht auf, um sie zu retten...und wir finden uns auf einmal in einer Küche wieder, in der eine andere Anna die bisherige Geschichte in einem Roman namens "Nachtschicht" nachgelesen hat. Sie weiß: Das Buch umgibt ein dunkles Geheimnis und sie muss ihre Freundin Rana dringend warnen. Bloß ist da auch noch deren Freundin Bernhard, mit der Anna nicht gerechnet hat und die sie irgendwie loswerden muss...

Alle vorigen Teile der Kettengeschichte kannst du hier nachlesen. Und hier kommt Teil 16 von jetzt-User jazzbertie:



„Hmm, nun ja“, druckst Anna herum.

Wie zum Teufel kann sie Bernhard loswerden um Rana zu warnen?

 „Eem…“

Sie wird rot, die anderen schauen sie erwartungsvoll an, Spannung liegt im Raum, sie wird röter, überlegt fiebrig.

„Ich bin schwanger!“

„Wie schön!“

„Freust du dich?“

„Welcher Monat?“

„Äh.“

„Wer ist der Vater?“

„Öh.“

„Hast du schon einen Namen?“

„Eh.“

„Und eine neue Wohnung, mit dem Baby kannst du ja nicht in deinem sieben-Quadratmeter-StudentInnenwohnheim bleiben?“

„Also.“

Okay, war ne blöde Idee, denkt sich Anna, ne richtig blöde. Natürlich ist sie nicht schwanger. Wie kommt sie aus der Nummer wieder raus? Anna blickt von Rana zu Bernhard und von Bernhard zu Rana.

„Öh. Ich muss mal aufs Klo.“

Sie verschwindet und verflucht sich. Wie soll das denn jetzt weitergehen? Soll sie weiterlügen oder einfach abhauen oder sagen, sie hätte sich geirrt oder… Aber sie muss Rana noch warnen, und wenn sie die Schwangerschaft als Lüge enttarnt, glaubt sie ihr bestimmt nichts mehr. Die andere Geschichte ist nämlich noch viel unglaubwürdiger.

Tock-tock.

„Alles okay?“ ruft Rana durch die Klotür.

„Jaja, alles gut, bin gleich so weit“, antwortet Anna.

Nervös schaut sie sich um. Ihr Blick richtet sich nach oben und sie entwickelt einen Plan. Kurzerhand öffnet sie den Badezimmerschrank, nimmt sich das Leukotape. Anschließend fischt sie die letzte Zigarette und das Feuerzeug aus ihrer Tasche. Sie klettert auf die Kloschüssel, klebt die Zigarette direkt vor den Rauchmelder, spült, zündet sie an und verlässt das Bad. Unauffällig sperrt sie von außen die Tür zu und lässt den Schlüssel in ihrer Hosentasche verschwinden.

„Geht’s dir gut?“, fragt Rana.

 „Alles in Ordnung, danke für die Nachfrage. Habt ihr eigentlich noch von dem Kuchen?“

„Nö, aber in der Küche stehen noch Kekse.“

Anna geht in die Küche und legt sich einige Schokotatzen auf ihren Teller. Den Kloschlüssel vergräbt sie im Oregano. Obwohl sie vor Aufregung eher Übelkeit als Hunger verspürt, verspeist sie angestrengt genüsslich das Gebäck. In diesem Moment piepst es aus dem Bad.

„Der Feuermelder!“ ruft Bernhard, offensichtlich erfreut, dass es etwas Spannendes geschieht. „Ich werde nachgucken.“

„Pass auf dich auf, der Feuerlöscher ist im Flur. Ich gehe und bringe Anna raus.“

Als Bernhard ansetzt „Wer verdammt hat den Schlüssel abge…“ zu brüllen, zieht Anna die Wohnungstür hinter sich zu. Die beiden Frauen eilen die Treppe herunter. Unten angekommen, setzt Anna an: „Ich muss dir was sagen.“

„Ich auch.“

„Hä?“

„Ich bin auch schwanger.“

„Aber…“

„Freust du dich nicht?“

„Doch, mega.“

„Ich wollte es dir eigentlich oben sagen, mit Bernhard zusammen, aber…“

„Jaja, hör zu. Bernhards Buch, das von der Spiegelbestsellerliste, mit Paul und Anna und dem Mensch-ärgere-dich-nicht-Turnier.“

„Was ist damit?“

„Es istAAAAAAAARGH!!!!“

In diesem Moment tut sich ein Loch in der Erde auf und die beiden fallen hinab, fallen in die Dunkelheit, immer schneller, die Luft pfeift in ihren Ohren und ihr Gebrüll hallt von den Wänden.

Plötzlich, ohne in irgendeiner Weise gelandet zu sein, steckt Anna in einem roten Kleid und Rana in einem grünen. Sie befinden sich in einer kleinen, dunklen, muffigen Kammer. Durch eine spaltoffene Tür fällt etwas Licht und sie hören raue Männerstimmen.

„Wo ist die Tankenschlampe hin?“

„Sie kann nicht weit sein.“

„Wisselmann haben wir fürs Erste kalt gestellt, aber wenn sie entkommt und plaudert, ist alles vorbei.“

„Ich brauche Stoff!“ kreischt Liesel Maier dazwischen.

„Da, lass mal hinter der Tür in der Rumpelkammer gucken.“

Du willst wissen, wie es weitergeht? Teil 17 der Kettengeschichte erscheint am 14. August.

Olé

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Sie saufen und raufen, sie sonnen sich, und manchmal fällt ein Tourist vom Balkon seines Hotels. Die Schlagzeilen aus Mallorca bringen auch in diesem Sommer niemanden auf die Idee, dass es sich um ein Paradies für Touristen handeln könnte. Doch Mallorca besitzt viele Seiten. Der Strand am Amüsierviertel Ballermann ist nur eine davon. Nach ihrer Rückkehr erinnern sich „Malle“-Reisende eher an stille Berglandschaften und edle Fincas von Freunden, die sich dort – wie inzwischen viele Deutsche – eine Immobilie zugelegt haben. Die ist in nur gut zwei Stunden dank eng getakteter Flugpläne für ein Wochenende erreichbar. Mal eben.



Den Urlaubsspaß lassen die Deutschen sich jedenfalls nicht verderben - wie hier am Meeresstrand

Vier Millionen Urlauber aus Deutschland fallen jedes Jahr auf Mallorca ein, es sind so viele wie nirgendwo. Ballermann und Ballerfrau – die spanische Baleareninsel Mallorca gilt nicht ohne Grund als das 17. deutsche Bundesland. Was als Scherz gemeint ist, hat einen ernsten Hintergrund. Von Wirtschaftskrise ist hier keine Spur mehr, und das gilt nicht nur für die größte Baleareninsel, sondern für die Liebe der Deutschen zu Spanien insgesamt. Bald zehn Millionen deutsche Urlauber machen sich auf den Weg dorthin. Spanien ist das Lieblingsziel der Deutschen. Dorthin reisen fast so viele wie nach Italien und in die Türkei zusammen.

Zehn Tage dauert ein Urlaub im Schnitt, wobei er mindestens fünf Tage dauern muss, um in die Statistik zu kommen. Die zeichnet das Bild einer reisefreudigen Nation: Von den 8o,7 Millionen Deutschen reisen 54,8 Millionen. Da jeder von ihnen theoretisch 1,3 Reisen unternimmt, kommen 70,7 Millionen Reisen zustande. Von denen geht knapp ein Drittel ins Inland, zwei Drittel führen ins Ausland. Aber meistens nicht so sehr weit weg. Fernreisen sind zwar ein beliebtes Partygespräch, auf sie entfallen allerdings im richtigen Leben nur sieben Prozent aller Urlaubsreisen.

„Malle“ statt Malediven, das ist der Normalfall: Ein Drittel der Deutschen, die ins Ausland reisen, verbringen ihren Urlaub am Mittelmeer. Sie fahren also nach Südeuropa oder Nordafrika. Die Urlaube im Süden sind bezogen auf alle Reisen etwa so viele wie die in Westeuropa, Osteuropa und Skandinavien zusammen.
Badewanne Mittelmeer – da viele Menschen ihre Sommerferien am Strand und in der Sonne verbringen wollen, zieht es sie immer wieder an das warme Meer zwischen Europa, Afrika und Asien. Sie haben dabei nur scheinbar die Wahl. Da etliche Urlauber sich nach Schul- oder Werksferien richten müssen, geraten sie zwangsläufig in Zeiträume, in denen die Urlaubsindustrie auf Hochtouren läuft. Dann sind die Flugzeuge rund um die Uhr unterwegs, und normalerweise geht es irgendwo hin, wo genügend Hotels für viele stehen und die Sonne scheint. Also ans Mittelmeer – daran ändern auch politische Krisen nichts.

Während des arabischen Frühlings im Jahr 2011 fielen mit Ägypten und Tunesien gleich zwei wichtige Ziele aus, auch wenn die Staaten in Nordafrika längst nicht die Bedeutung besitzen wie die Urlaubsländer in Südeuropa. Vor allem Ägypten hatte sich mit seinen am Roten Meer in die Wüste gebauten Touristen-Siedlungen einen Ruf erworben als auch preislich attraktives Urlaubsziel. In Spitzenjahren reisten 1,3 Millionen Deutsche dort hin, also nicht einmal halb so viele wie nach Mallorca.

Aber immerhin: Ein Badeurlaub in modernen Hotelanlagen mit All-inclusive-Verpflegung ließ sich gut kombinieren mit einer Kreuzfahrt auf dem Nil und einem Kulturtrip zu den Pyramiden. Jetzt nach dreieinhalb Jahren Krise füllen sich die Hotels am Roten Meer wieder, und in ein paar Monaten wird sich zeigen, ob auch Nil-Reisen gebucht werden. Noch ist nur etwa ein Fünftel der Flotte unterwegs. Ägypten ist für die Deutschen eher ein Ziel im Winter. Reiseveranstalter bieten seit den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz in Kairo als Alternative gern die Kanarischen Inseln an – dann geht es nach Spanien statt Ägypten.

Obwohl es ebenfalls in Nordafrika liegt, ist Tunesien anders als das Krisenland am Nil eher ein Sommerziel. Der Revolution entwichen deutsche Urlauber aufs spanische Festland und auf die Balearen. Da war dann auch noch der Flug kürzer. Einige verhinderte Nordafrika-Urlauber entschieden sich für Bulgarien. Dort allerdings erwiesen sich die gigantischen Hotels am Schwarzen Meer mit ihren benachbarten Vergnügungsparks voller Karussells und Achterbahnen als gewöhnungsbedürftig. Der Jahrmarkttrubel an Sonnenstrand und Goldstrand gefällt vor allem dem Stammpublikum von jährlich 700000 Urlaubern aus Deutschland. Einmal Bulgarien heißt nicht immer Bulgarien. Dauerhaft gewinnen konnte Bulgarien die umgelenkten Afrika-Touristen nicht.

Besser lief es in Griechenland. Das Staatsschulden-Land „hat sich deutlich erholt“, fasst Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband DRV die Beobachtungen der Reiseveranstalter zusammen. Waren es 2012 nur noch zwei Millionen deutsche Urlauber in Griechenland, so sollen es bereits 2013 wieder 2,5 Millionen gewesen sein. Allerdings beruht diese Zahl noch auf Schätzungen. In diesem Jahr könnte Griechenland so viele Feriengäste anlocken wie noch nie – auch vor der Krise nicht.

Vom arabischen Frühling in Nordafrika und der schwierigen Entwicklung in Griechenland profitiert hat die Türkei, die vom Massentourismus erst nach Spanien, Italien und Griechenland entdeckt worden ist. Ein Vorteil: Die Hotels sind oft neuer, und alles ist inklusive. „An der Türkei schätzen Urlauber, dass es Luxusurlaub zu bezahlbaren Preisen gibt“, sagt Willi Verhuven, der Eigentümer des Reiseveranstalters Alltours in Duisburg. Auch wenn die Reisesaison erst im Oktober endet, ist es für Verhuven schon jetzt eine gesicherte Erkenntnis: „Der Trend wird bleiben – Mallorca und die Türkei sind die gefragtesten Ziele.“

Als in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die ersten Charterflieger starteten, ermöglichten sie deutschen Massentourismus in Gebiete südlich der Alpen, die bis dahin mit dem Auto nicht oder nur zeitaufwendig zu erreichen waren. Spanien war von Anfang an Ziel der Ferien-Jets, und die Sünden der Urlaubsindustrie von damals lassen sich noch heute an den zugebauten Abschnitten der Mittelmeerküste besichtigen. Spanien entwickelt sich rasch zum Lieblingsland der Deutschen, und das bleibt auch so, als die Wirtschaftskrise 2009 für einen vorübergehenden Rückgang bei den Besucherzahlen sorgt.

Was auch immer rund ums Mittelmeer passierte, die angejahrte touristische Infrastruktur von Spanien ist stärker gefragt. Reiseveranstalter, Hoteliers und Regionalregierungen hatten freilich investiert, und das lohnt sich nun offensichtlich.

Die tiefen Spuren des Alkohols

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Wenn Victor um 17 Uhr nach Hause gebracht wird, klingelt er, ihm wird aufgemacht, und sofort verschwindet er in seinem Zimmer. Immer das gleiche Ritual, Hunderte Male geübt. Sitzt die Familie im Sommer allerdings auf der Terrasse und hört die Klingel nicht, kann Victor nicht um das Haus gehen, das ist für ihn unvorstellbar. Er steht dann unschlüssig vor der Tür, weiß nicht weiter und wird wütend. Die Veränderung überfordert ihn. „Jede Abweichung bringt ihn in ein Unvermögen“, sagt die Mutter. „Ist etwas anders als sonst, ist er irritiert und kommt durcheinander.“



Warten auf das Wunder - doch der Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann sehr gefährlich sein

Victor ist 14 Jahre alt und leidet am Fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Seine leibliche Mutter hat während der Schwangerschaft getrunken, schon bald nach der Geburt kam er in ein Pflegeheim. Im Alter von zehn Monaten wurde er adoptiert. Obwohl er seit mehr als 13 Jahren in seiner neuen Familie lebt, ist er regelmäßig vom Alltag überfordert. Und die Familie ist häufig überfordert von Victor, der ja nichts dafür kann, aber eben so ist, wie er ist.

Manchmal sitzt Victor morgens nach dem Aufstehen auf dem Bett, hält eine Socke in der Hand, weiß aber nicht mehr, was er damit tun wollte. Bis er angezogen ist, kann es schon mal eine halbe Stunde dauern oder länger. Die Zeit reicht nicht immer, sodass Victor, trotz der eineinhalb Stunden, die sich die Familie täglich für Aufstehen, Frühstück, Morgenwäsche nimmt, manchmal nicht rechtzeitig in die Förderschule kommt. Zum Frühstück isst Victor ausschließlich Grießnockerlsuppe. „Bekommt er die nicht, flippt er aus“, sagt die Mutter.

Schätzungen zufolge werden in Deutschland jedes Jahr bis zu 4000 Kinder geboren, die durch Alkohol in der Schwangerschaft so schwer geschädigt werden, dass ein Fetales Alkoholsyndrom vorliegt. Die genauen Zahlen sind ungewiss, da die Krankheit häufig nicht erkannt wird. „So viele Kinder mit FAS werden überhaupt nicht diagnostiziert“, sagt Mirjam Landgraf, die im Sozialpädiatrischen Zentrum des Haunerschen Kinderspitals München eine Spezialambulanz für Kinder leitet, die in der Schwangerschaft Giftstoffen ausgesetzt waren. „Dabei trinken ungefähr 30 Prozent aller Frauen während der Schwangerschaft Alkohol – manche wenig oder wenn, dann nur ein bisschen, andere bis zum Vollrausch.“

Je nach Untersuchung kommen zwischen 1,1 und 8,2 von 1000 Kindern mit FAS auf die Welt. Damit ist das Leiden deutlich häufiger als beispielsweise das Downsyndrom oder die auch als Spastik bezeichnete Zerebralparese, wird aber weitaus weniger beachtet und spielt in Lehrbüchern und der Medizinerausbildung kaum eine Rolle. „In jeder Kinderklinik gibt es Stationen, in denen Kinder von Drogenabhängigen versorgt werden“, sagt Landgraf. „Für durch Alkohol geschädigte Kinder haben wir hingegen noch Nachholbedarf.“

Um diesem Missstand abzuhelfen, hat die Kinderärztin und Psychologin zusammen mit Florian Heinen, dem Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums und der Abteilung für Entwicklungsstörungen am Haunerschen Kinderspital, im vergangenen Jahr ein Taschenbuch zum FAS herausgebracht sowie einen Leitfaden für die Kitteltasche. Darin lässt sich schnell nachschlagen, woran die fetale Alkoholschädigung zu erkennen ist und welche Diagnostik und Betreuung zu empfehlen sind. In Schulen, Jugendämtern und Kinderkliniken wurde das Büchlein in einer Auflage von mehr als 10000 verteilt, damit die so häufig übersehene Krankheit besser erkannt und die Kinder besser versorgt werden.

Vier Kriterien sind es, auf die bei der Diagnose besonders zu achten ist: Die Kinder bleiben deutlich im Wachstum zurück und gehören in Größe und Gewicht zu den unteren zehn Prozent ihres Jahrgangs. Am auffälligsten sind aber wohl die Merkmale im Gesicht: Das Philtrum, jene Einkerbung, die zwischen der Nase und der Mitte der Oberlippe verläuft, ist abgeflacht oder komplett verstrichen. Zudem ist die Lidspalte, also die Breite des Auges, vergleichsweise klein und die Oberlippe sehr schmal. Hinzu kommen Einschränkungen, die das Gehirn betreffen. Die Intelligenz der betroffenen Kinder ist erheblich gemindert, ihr Kopf kleiner und in Leistungstests schneiden sie schlechter ab, sei es in den Bereichen Sprache, Feinmotorik, Aufmerksamkeit, Lernen oder soziales Verhalten.

„Die Gesichtsmerkmale sind zu 100 Prozent spezifisch“, sagt Florian Heinen. „Der Entwicklungsrückstand und die Auffälligkeiten im zentralen Nervensystem kommen hinzu. Die Bestätigung, dass die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat, ist dann als vierte Säule der Diagnostik nicht mehr ganz so wichtig.“ Den Kinderarzt ärgert es, dass in einer Gesellschaft, die Alkohol nicht nur toleriert, sondern als Mittel gegen den Stress über die Maßen schätzt, so wenig über die möglichen Folgen bekannt ist. Auch mit etlichen Vorurteilen müsse aufgeräumt werden.

„Das ist kein Problem der Unterschicht, sondern Alkohol während der Schwangerschaft findet sich in allen Gesellschaftsklassen“, sagt Heinen. „Die gebildete, wohlhabende 30-Jährige trinkt im Durchschnitt sogar mehr als die ungebildete, mittellose Gleichaltrige.“

Eine Mindestdosis, die als unschädlich gelten kann, gibt es für Alkohol – wie für so viele Giftstoffe – nicht. „Man muss nicht betrunken durch die Schwangerschaft torkeln, um sein Kind zu schädigen“, sagt Heinen. Die Kinderärzte in München betreuen ein Kind, dessen Mutter glaubhaft versichert, höchstens einmal in der Woche ein Glas Wein während der Schwangerschaft getrunken zu haben.

Natürlich steige mit zunehmender Dosis auch das Risiko, aber zusätzlich beeinflussen eben auch Genetik und Ernährung, ob und wie stark das Kind geschädigt wird. Heinen betont, dass es sich beim Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ja um eine der „ganz wenigen Ursachen für Entwicklungsstörungen beim Kind handelt, die sich vollständig vermeiden lassen“. Die Mütter haben es selbst in der Hand, Schaden von ihrem Kind abzuwenden.

Die kranken Kinder wie auch ihre Eltern, von denen viele Adoptiveltern sind, haben besonders unter Vorurteilen und Beschimpfungen zu leiden. „Wenn Georg früher auf den Spielplatz ging, hieß es immer: Der Beißer kommt“, sagt die Adoptivmutter eines Neunjährigen mit FAS. Bis heute ist er manchmal unkontrolliert aggressiv. Den richtigen Namen ihrer Kinder und ihren eigenen wollen die Eltern nicht in der Zeitung lesen, sie haben dazu zu viel Diskriminierung erlebt. Georg fragt seine Mutter, warum er nicht wächst und mit 1,28 Meter so viel kleiner als andere Neunjährige ist. „Ich vergesse so viel“, sagt er manchmal und fragt dann: „Warum hat mich meine Mutter weggegeben?“ Dann spitzt er einen Bleistift an der falschen Seite an. „Er weiß nicht, dass seine leibliche Mutter getrunken hat“, sagt die Adoptivmutter.

Mirjam Landgraf hat beobachtet, dass Kinder mit Alkoholschädigung nicht in erster Linie Schwierigkeiten bekommen, weil sie weniger intelligent sind, sondern weil das soziale Miteinander nicht funktioniert und sie an der Lösung einfacher Probleme scheitern. Georg hat beispielsweise kein Gespür für Gefahren. Mit vier Jahren ist er mit dem Laufrad einen steilen Rodelhang hinabgefahren. Vor dem Aquarium darf man ihn nach Angaben seiner Mutter nicht allein lassen, „sonst würde er die Fische fangen“. Bis er sich die Schuhe binden konnte, hat es ewig gedauert. „Gleichaltrige ziehen sich zurück, weil sie spüren, dass diese Kinder anders sind – und das Zusammensein mit ihnen schnell wehtun könnte“, sagt die Mutter.

Landgraf und Heinen ist es wichtig, die Förder- und Betreuungsmöglichkeiten in spezialisierten Teams zu betonen, in denen Psychologen, Ärzte, Ergotherapeuten und Pädagogen zusammenarbeiten. „Die Hirnschädigung durch den Alkohol ist zwar irreversibel, aber die Einschränkungen im Alltag der betroffenen Kinder lassen sich durch individuelle und frühe Förderung deutlich beeinflussen“, sagt Heinen. „Aber selbst ein guter Kinderarzt kann das nicht alleine schaffen.“

Immerhin gibt es Lichtblicke. Im alten Mutterpass wurde allgemein nach „Genussmitteln“ gefragt, aber was heißt das schon? In der neuen Version wird konkret der Konsum von Nikotin und Alkohol erhoben, um die Wahrnehmung für drohende Schäden zu schärfen. Selbsthilfegruppen klären auf und bieten Freizeiten für Kinder mit FAS an, die ja häufig isoliert sind, weil sie „wegen ihrer Impulsivität, der langsamen Informationsverarbeitung und ihrer eingeschränkten Sozialkompetenz schnell von Gleichaltrigen ausgeschlossen werden“. Und Heinen und Landgraf haben ihre evidenzbasierten Empfehlungen mit wesentlichen Experten und Fachgesellschaften abgestimmt, damit Ärzte, Psychologen und Therapeuten bundesweit darauf achten, FAS nicht zu übersehen.

Lohnend sind diese Formen der Prävention allemal, denn etliche Kinder mit FAS werden später straffällig, als depressiv abgestempelt oder Opfer von Missbrauch, weil sie häufig distanzlos gegenüber Fremden sind. Ließe sich nur ein kleiner Teil dieser Taten und Zwischenfälle verhindern, würden nicht nur die Kranken profitieren.

Tagesblog - 8. August 2014

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14:56 Uhr: Zwei Sachen:
1. Ein sehr schöner Text von Ellalaüber eine Sommerliebe. So richtig mit ohne reden und nackt in einem Bett schlafen mit Brunnen davor. Klingt jetzt vielleicht etwas schwül, ist aber sehr lesenswert.

2. Ein neuer Text auf der Startseite: Ein Interview mit einem sympathischen Schweden, der ein Festival organisisert, das neben guter Musik auch Wert auf den Umweltschutz-Aspekt legt. Muss man sehr loben!




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14:25 Uhr:
Kurze Unterbrechung mit dem Katzencontent für Vorher-Nachher-Fotos, bei denen jede Brigitte-Fotoredakteurin vor Neid erblasst. Bitteschön:
[plugin imagelink link="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/08/nqWgi-1.jpg" imagesrc="http://www.pleated-jeans.com/wp-content/uploads/2014/08/nqWgi-1.jpg"]

14:05 Uhr:
Leute, ich hab gerade so ein Mittagstief, ich weiß auch nicht....



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11:27 Uhr:
Heute überschlagen sich mal wieder die Ereignisse. Gerade erfahren: Der Zebresel ist gar kein Zebresel, sondern ein Ebra. Der Grund: Väter stechen in der Namensgebung anscheinend auch im Tierreich die Frauen. Ist also der Vater ein Esel und die Mutter ein Zebra, wird es ein Ebra. Ist der Vater ein Zebra und die Mutter ein Esel, dann wird es ein Zebresel. Soll uns keiner sagen, wir würden nichts für das Allgemeinwissen unserer Leser tun....

Hier das wichtige Beweisfoto:




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11:22 Uhr:
Die Katze, dein Freund und Helfer. 

[plugin imagelink link="http://www.catgifs.org/wp-content/uploads/2013/10/180_rescue_cat_gifs.gif" imagesrc="http://www.catgifs.org/wp-content/uploads/2013/10/180_rescue_cat_gifs.gif"]

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11:05 Uhr:
Endlich: neuer "original content" auf der Seite: Der aktuelle Hashtag der Woche beschäftigt sich diese Woche mit Kunst auf Instagram. Keine Angst! Es handelt sich nicht um malerische Mädchenfüße und auch nicht um experimentell fotografierte Mahlzeiten. Sondern um eine Aufgabe, die der berühmte Juergen Teller seinen Fotografie-Studenten gegeben hat, und die jetzt unter #juergentellerassignments auf Instagram weiter leben. Natürlich hat sich auch unser Autor an den Aufgaben versucht: Hier die Aufgabe: Fotografiere deine Arbeit. Ich finde: das ist Kunst.





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10:48 Uhr:
Leute, eine Stunde ist vergangen und es ist ALLERHÖCHSTE Zeit für neuen Katzencontent. Dieser hier kommt von serfafahm und beinhaltet alle Katzen-Gifs, die man sich nur wünschen kann. [plugin imagelink link="http://www.catgifs.org/wp-content/uploads/2013/11/185_drunk_cat_gifs.gif" imagesrc="http://www.catgifs.org/wp-content/uploads/2013/11/185_drunk_cat_gifs.gif"]


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9:34 Uhr:
Es ist wieder allerhöchste Zeit für..... Katzencontent! Dieses Bild trägt die Überschrift: How To Get A Lady To Notice You.




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9:12 Uhr:
Und es geht gleich weiter, diesmal mit etwas weniger fluffigem Content: Im Ticker fragen wir heute anlässlich der unzähligen grausamen Kriegs-Meldungen in diesem Sommer: Fühlst du dich eigentlich gut informiert?




Außerdem die wichtigsten Themen auf Süddeutsche.de:

- Die Kollegen gehen der Frage nach, warum Obama ausgerechnet jetzt eingreift und Lebensmittel und Wasser im Irak abwerfen lässt und erwägt, sich auch militärisch im Konflikt mit der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) zu engagieren.

- In Gaza ist die Waffenruhe vorbei und alle haben Angst.

- Im Gustl Mollath-Prozess meldet sich heute Mollath selbst zu Wort. Die große Frage ist: Was wird er sagen und wie lange lässt die Richterin ihn reden?

- und die wichtigste Meldung zum Schluss: In einem Zoo auf der Krim wurde ein Zebresel geboren. Weil: Ein Zebra war so einsam, da wurde ihm ein Esel zur Gesellschaft zugeführt. Dann verliebten sich die beiden und kurze Zeit später: Bumm, Zebresel. (Bild folgt).

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9:04 Uhr:
Guten Morgen miteinander. Als allererstes Katzencontent, weil - wie ihr sicher noch ü-ber-haupt nicht mitbekommen habt: Heute ist WELTKATZENTAG.







Die letzten Runden

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Es war das Finale für den Mann, den sie „Pitbull“ nennen. Sachlich im Ton, bissig im Inhalt, trug Gerrie Nel sein Schlussplädoyer vor: Der südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius, angeklagt wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp, sei ein „entsetzlicher Zeuge“ gewesen, dozierte der Staatsanwalt; der Angeklagte habe im Laufe des Verfahrens den „Staffelstab der Wahrheit“ fallen lassen – und sich selbst dem „Dominoeffekt der Lüge“ ausgeliefert.



Verlässt nach einem Verhandlungstag den Gerichtssal: Der ehemalige Paralympics-Star Oscar Pistorius

Pistorius, der als erster beinamputierter Sportler nicht nur bei den Paralympics, sondern auch an regulären Olympischen Spielen teilgenommen hatte, war im Februar 2013 verhaftet worden, nachdem er seine Freundin durch die geschlossene Badezimmertür seines eigenen Hauses erschossen hatte. Er selbst sagt, er habe irrtümlich angenommen, dass sich im Bad ein Einbrecher befände. Der Angeklagte, der an früheren Prozesstagen mitunter laut geschluchzt und sich in einen Eimer übergeben hatte, starrte den Staatsanwalt fast regungslos an, von seinem Platz auf der Anklagebank schräg hinten, nahm hin und wieder seine Brille ab und starrte zu Boden, während Nel ihm vorhielt: „Wenn ein Stein im Mosaik bewegt wird, müssen die restlichen Teile auch bewegt werden, um das Bild intakt zu halten.“

Das Mosaik von Pistorius’ Aussagen: Laut Nel durch und durch maßgeschneidert, immer wieder zurechtgebogen und relativiert. Wie etwa habe es sein können, dass Reeva Steenkamp ihr Handy mit auf die Toilette nahm? Warum war ihre Reisetasche gepackt? Warum antwortete sie nicht, als er sie angeblich rief? „Er hatte viel Zeit nachzudenken“, sagte Nel, „und er hat sich dann im Schlafzimmer dazu entschieden, sich zu bewaffnen.“ Zwischen Pistorius und Steenkamp, so Nels Darstellung, habe sich offenkundig im Laufe des Abends ein erbitterter Streit entwickelt. Und selbst wenn Pistorius, wie er selbst sagt, geglaubt habe, im Badezimmer befinde sich ein Einbrecher – habe er dann nicht trotzdem vorsätzlich auf die Tür geschossen? Selbst wenn er also wahrheitsgemäß ausgesagt habe, könne er einer Verurteilung wegen Mordes „nicht entkommen“.

Detailliert ging Nel auf Tatort-Foto Nummer 55 ein: Es zeigt einen vor der offenen Balkontür stehenden Ventilator, davor liegt zusätzlich eine Bettdecke auf dem Boden – was der Aussage von Pistorius widerspreche, er sei kurz vor der Tat auf den Balkon gegangen. Der Angeklagte selbst hatte dazu im Laufe des Verfahrens erklärt, die Polizei habe den Tatort manipuliert – auch dies wies Nel als unglaubwürdig zurück und stellte den Angeklagten immer wieder als berechnenden Lügner dar. Pistorius, der immer wieder seine Furcht vor einem bewaffneten Einbrecher beteuert hatte, verfüge über Ängstlichkeit „auf Abruf“, sagte Nel. Ein psychiatrisches Gutachten, für das sich Pistorius einen Monat lang einer kontinuierlichen Untersuchung unterzogen hatte, bescheinigte ihm, keineswegs unter einer Angststörung zu leiden, die seine Schuldfähigkeit mindern würde.

Den Verteidigern von Pistorius warf Staatsanwalt Nel vor, nicht stringent argumentiert zu haben: Mal habe es geheißen, Pistorius habe in dem irrigen Glauben gehandelt, sich und seine Freundin verteidigen zu müssen, mal habe die Verteidigung argumentiert, er habe in Panik aus Versehen geschossen. Diese beiden Verteidigungslinien seien „niemals miteinander vereinbar“.

Im Anschluss an die fast fünf Stunden langen Ausführungen von Staatsanwalt Nel begann Verteidiger Barry Roux überraschend noch am Donnerstagnachmittag sein eigenes Schlussplädoyer, dessen Hauptteil wohl an diesem Freitag folgen wird – dann, so Roux, werde er dem Gericht darlegen, warum die Variante der Anklage „keinen Sinn“ ergebe. Im Laufe seiner halbstündigen Rede verwies er abermals auf die Nachbarn des Angeklagten, bei denen es sich um „gute Zeugen“ handle – und die ausgesagt hatten, bei den Schreien, die in der Tatnacht zu hören waren, habe es sich nicht um die Stimme einer Frau gehandelt, sondern um die spitzen Schreie eines Mannes, dessen Stimme sich vor Aufregung überschlug. Pistorius selbst hatte zuvor ausgesagt, er sei in Panik ausgebrochen, nachdem ihm bewusst geworden sei, dass er anstelle eines Einbrechers seine Freundin erschossen hatte.

Richterin Thokozile Masipa, die sich während der Schlussplädoyers am Donnerstag nur hin und wieder selbst zu Wort meldete, wird sich zur Urteilsfindung zurückziehen – wie lang das dauern wird, ist noch unklar; als möglich gilt ein Zeitraum von etwa einer Woche bis zu einem Monat.

Sollte sie Pistorius wegen Mordes schuldig sprechen, droht ihm lebenslange Haft – doch auch bei einem Urteil wegen Totschlags könnte er für bis zu 15 Jahre ins Gefängnis kommen. Und selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass er mit einer Bewährungsstrafe davonkommt: Sein Status als Identifikationsfigur für die Nation Südafrika dürfte ein für alle Mal dahin sein.

Das Klischee vom Zahlvater

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Jede dritte Ehe geht in die Brüche, 95 Prozent der Eltern teilen sich nach einer Scheidung das Sorgerecht für ihre Kinder. Beim Unterhalt aber machen die getrennten Partner im seltensten Fall halbe-halbe. Selbst Väter, die sich nicht nur als Wochenendpapa sehen und ihr Kind fast die Hälfte des Monats betreuen, müssen nämlich den gesamten Unterhalt zahlen. Die Familienpolitik setzt auf die Elternzeitmänner und die Teilzeitmänner. Die Familienmänner, die eine enge Bindung zu Haushalt und Kindern genießen, sind in der Gesellschaft auch längst angekommen. Doch in der Rechtsprechung ist dieser neue Mann noch nicht vorgesehen. Das neue Rollenmodell läuft nicht wirklich überall rund.



Wenn es im Spannungsfeld Familie doch kracht, kann die rechtliche Frage um den Unterhalt zu tiefen Spaltungen führen

Den Ingenieur Erik Schneider (Name von der Redaktion geändert) ärgert das. Denn er denkt, dass er fast alles richtig gemacht hat – bis auf kluges Krisenmanagement in seiner Ehe vielleicht. Seit eineinhalb Jahren sind seine Frau und er geschiedene Leute. Vorher hatte Erik Schneider, 48, vier Monate Elternzeit genommen. Das ist mehr, als es die meisten Väter tun: Der Großteil, nämlich 93 Prozent, bleibt höchstens zwei Monate zu Hause beim Baby. Später, als Tochter Lena 15 Monate alt war und seine Frau Annett halbtags ins Büro ging, reduzierte er seine Arbeitszeit auf 80 Prozent. Der Freitag gehörte Papa. Trotzdem ging die Familienidylle in die Brüche.

Inzwischen haben beide neue Partner, kommen miteinander „halbwegs versöhnlich“ aus, so formuliert es Erik Schneider. Das Sorgerecht ist geteilt, die vier Jahre alte Lena lebt hauptsächlich bei der Mutter, weil – so die Absprache – Annett Schneider öfter zu Hause ist. Erik Schneider ist mit seiner neuen Lebensgefährtin in deren Nähe gezogen. Die Wohnung hat ein Zimmer mehr, als ein Paar alleine benötigen würde. Schließlich braucht Lena ein eigenes Kinderzimmer. Sie ist jedes zweite Wochenende von Freitagmittag bis Montagmorgen beim Vater. Unter der Woche wechseln er und seine Freundin sich mit der Mutter ab. Die erste Woche holen sie Lena dreimal vom Kindergarten ab, die zweite Woche zweimal, und so weiter. Die anderen Tage übernimmt die Mutter. Wo die Kleine übernachtet, handhaben Erik und Annett Schneider flexibel, je nach eigenen Plänen. Aber immer sprechen sie das so rechtzeitig ab, dass Lena sich nicht überrumpelt fühlt. Wenn die Mutter am Wochenende wegfährt, springt der Vater ein – er tut es gern.

Erik Schneider hat ausgerechnet, dass er seine Tochter mindestens 50 Prozent der Zeit betreut, manchmal ist es mehr, manchmal weniger. „Ich habe regelmäßige Kosten wegen meiner Tochter: die erhöhte Miete wegen des zusätzlichen Zimmers, Essen, Kleidung und Spielzeug, Geld für Unternehmungen. Trotzdem muss ich vollen Unterhalt zahlen“, sagt er. Schneider verdient etwa 3800 Euro netto.

Gemäß der Düsseldorfer Tabelle (Grafik) überweist er 432 Euro pro Monat an seine Ex-Frau. Trotz aller Harmonie – Annett Schneider lässt da nicht mit sich handeln. Sie sagt, dass sie dieses Geld voll benötigt.
Auf die Frage, wer sich nach der Scheidung um die Kinder kümmert, kennt die Wirklichkeit zahllose Antworten. Die alleinerziehende Mutter, die vom Zahlvater widerwillig den Unterhalt überwiesen bekommt, markiert das eine Ende eines Spektrums. Am anderen Ende stehen die getrennten, immer noch partnerschaftlich kooperierenden Eltern. Dazwischen gibt es fast alles. Manchmal ist es nur der Zoobesuch einmal monatlich. Andere haben minutiös Übernachtungspläne ausgetüftelt.

Das Recht dagegen bildet diese Wirklichkeit nur holzschnittartig ab. Wenn es um den Unterhalt für das Kind der getrennt lebenden Eltern geht, dann hängen die Ge-richte immer noch am Klischee des Zahlvaters (seltener ist es eine Zahlmutter): Ein Elternteil betreut das Kind und erfüllt damit seine Pflicht, für das Kind zu sorgen, der andere Elternteil überweist den monatlichen Regelsatz, der beispielsweise – unterste Einkommensstufe, Kinder zwischen sechs und elf Jahren – 364 Euro beträgt. Es gilt also: Einer betreut, der andere zahlt – ihn trifft die „Barunterhaltspflicht“, wie Juristen das ausdrücken. Für die Zwischentöne der sozialen Realität, für die vielen Abstufungen der Elternkooperation: Dafür haben die Gerichte noch kein wirklich taugliches Modell entwickelt.

Erst im März dieses Jahres hat sich der Bundesgerichtshof (BGH) mit dem Problem beschäftigt. Ein Polizist und eine Lehrerin hatten nach der Scheidung notariell vereinbart, die 2001 geborene Tochter „nach dem sogenannten Wechselmodell“ zu betreuen: Wöchentlich an zwei Tagen und alle zwei Wochen von Freitag bis Sonntag sollte die Tochter beim Vater sein. Die größere Last hatte freilich die Mutter zu tragen, auch, weil der Vater wegen seines Schichtdienstes nicht immer verlässliche Zusagen machen konnte. Dennoch, sein Anteil an der Betreuung war beträchtlich – weshalb er nicht der alleinige Zahler bleiben wollte.

Am Ende entschied der BGH zugunsten der Frau: Solange das „Schwergewicht der Betreuung“ bei einem Elternteil liegt, muss der andere allein den „Barunterhalt“ bestreiten. Nur bei einem echten Fünfzig-zu-fünfzig-Modell sieht der BGH Raum für eine Aufteilung der Zahlungen. Immerhin: Der BGH-Familiensenat unternahm einen Versuch, die Schieflage ein wenig zu korrigieren. „Nimmt der barunterhaltspflichtige Elternteil ein weit über das übliche Maß hinausgehendes Umgangsrecht wahr, dessen Ausgestaltung sich bereits einer Mitbetreuung annähert“, dann sei eine Verringerung seiner Zahlungspflicht möglich. Und zwar, indem er eine oder mehrere Rangstufen in der Düsseldorfer Tabelle herabgestuft wird, das ist die Rechentafel des Unterhalts. Wirklich viel ist damit nicht gewonnen: Eine Stufe abwärts bringt 20, vielleicht 30 Euro. Die echten Kosten der Mitbetreuung – vom Kinderzimmer über Fahrtkosten bis hin zu den Mahlzeiten – bleiben an demjenigen hängen, der sich trotz Zahlungspflicht bei der Betreuung engagiert. So wie dies bei Familie Schneider der Fall ist.

Nach Einschätzung von Heinrich Schür-mann, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Oldenburg, ist das Karlsruher Gericht zu sehr an einem Familienmodell alter Prägung orientiert: „Der BGH hat die Chance verpasst, das System zu öffnen.“ Die Botschaft müsse doch lauten: „Ihr seid Eltern, ihr bleibt Eltern.“ Genau dies müsse auch über das Unterhaltsrecht transportiert werden. Das jetzige Modell signalisiere dem zahlenden Elternteil eher, dass er mit der Geldüberweisung seine Verantwortung bereits erledigt habe. „Wir brauchen ein Unterhaltssystem, das die Kosten des Umgangs mit den Kindern abbildet.“

Eine wirkliche Reform – da müsste wohl der Gesetzgeber ran – muss allerdings praktikabel bleiben. Darauf weist der Deutsche Familiengerichtstag hin: Ein Ansatz, der nach realen Betreuungszeiten differenziere, stieße an „Erkenntnisgrenzen“ und bürdete den Familiengerichten große Lasten auf. Realistisch sei daher nur ein Modell, in dem nicht jede Änderung der Kinderbetreuungszeiten zu einer Anpassung des Unterhalts führe.

Erik Schneider verfolgt die BGH-Urteile aufmerksam. Noch ist es ihm unangenehm, die Besuchszeiten akkurat zu notieren und eine Klage mit einem Anwalt vorzubereiten. „Wenn ich dann nur um 18 Euro heruntergestuft werde, ist mir das den Ärger nicht wert“, sagt er. Auch im Interesse von Tochter Lena will er den Frieden in der Patchworkfamilie aufrechterhalten. Diese wird bald größer: Seine Lebensgefährtin bekommt ein Baby. Sie möchte zwei Jahre Elternzeit nehmen. Erik Schneider plant, ein Jahr zu pausieren. „Dann reduziert sich der Unterhalt von alleine, weil ich eh nicht mehr so viel Geld habe“, meint er. Aber mehr Zeit wird der Vater haben – für Lena und das neue Kind.


Zehntausende fliehen vor Terrormiliz im Irak

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Neue Eroberungen der Dschihadisten im Nordirak haben eine Flüchtlingswelle ausgelöst. Die ethnischen und religiösen Minderheiten, darunter die Christen, sind bedroht. Die Kämpfer des Islamischen Staates (IS) nahmen am Donnerstag die christliche Stadt Karakosch zwischen Mossul und Erbil ein, außerdem die Orte Tel Kaif, Bartella und Karamlesch.

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Ein Iraker beobachtet die Terrormiliz - die Lage im Irak bleibt angespannt

Dramatisch ist die Lage von Zehntausenden Angehörigen der vor allem kurdischen Jesiden, die auf das Sindschar-Gebirge geflüchtet sind. Sie haben in großer Hitze kaum Lebensmittel und kein Wasser und sind von den Dschihadisten umzingelt. „Ihre Situation ist dramatisch. Hunger ist nicht das größte Problem, aber Durst“, sagte Donatella Rovera von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International telefonisch aus dem Nordirak. Wie viele Todesopfer es gibt, ist schwer zu ermitteln.

Nach Angaben der New York Times erwägt die US-Regierung Luftangriffe gegen IS-Stellungen, um den Flüchtlingen zu helfen. Hunderte Menschen wurden offenbar verschleppt oder getötet, die genaue Zahl der Opfer ist unklar. „Ein Mädchen mit einer Beinwunde ist gestorben, das durch bessere medizinische Versorgung sicher überlebt hätte“, sagt Rovera, die Telefonkontakt mit den Menschen auf dem Sindschar-Gebirge hält. Versuche, die Menschen aus der Luft zu versorgen, blieben bislang offenbar erfolglos: „Ich habe mit niemandem gesprochen, der Lebensmittelpakete oder Wasser bekommen hat“, so Rovera. Nach UN-Angaben konnten am Donnerstag offenbar einige der Eingeschlossenen fliehen.

Die Jesiden sind eine Religionsgruppe, die Elemente des Christentums, des Judentums und des Islam aufgenommen haben. Sie leben über viele Länder der Region verstreut und werden oft verfolgt, weil sie für Radikale als „Teufelsanbeter“ gelten. Der Vorstoß der Extremisten bedroht den ethnischen und religiösen Reichtum in der nordirakischen Provinz Ninive, in der neben Jesiden und Christen auch Turkmenen leben und muslimische Schabak, die eine eigene Sprache und Kultur haben. Die Regierung des kurdischen Autonomiegebiets habe große Städte wie Erbil oder Dohuk angesichts des Ansturms gesperrt, berichtete Rovera. Angesichts der Lage in Ninive rief Papst Franziskus die Weltgemeinschaft auf, das „humanitäre Drama“ zu beenden. Der UN-Sicherheitsrat wollte noch in der Nacht zu Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Auch in Deutschland sind die Auswirkungen des Konflikts zu spüren. Im westfälischen Herford griffen nach Polizeiangaben radikale Islamisten eine Gruppe jesidischer Männer an. Die Polizei nahm sechs Angreifer fest, die überwiegend aus Tschetschenien stammen. Sie werden verdächtigt, zwei Jesiden mit Messern angegriffen zu haben.

Eine große Kunstklasse

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Auf Instagram fasziniert das Alltägliche: Fotos von Schuhen, dem Mittagessen, vom letzten Partyabend. Was Juergen Teller seinen Studenten an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg als Auftrag gab, erinnert ein wenig an diese Instagram-Kunst: Fotografiert euer Haus, eure Straße, macht zwei Fotos von Tieren, ein Selfie - scheinbar banale Motive. Teller ist immerhin einer der renommiertesten Fotografen des Landes, der schon für das SZ-Magazin und zahlreiche Modemagazine fotografierte. Kate Moss hatte er ebenso vor der Kamera wie Boris Becker. Jetzt sollten seine Studenten aber Bilder von ihrem Lieblingsessen machen. Und zwar möglichst kreative. 

Die Aufgabe entpuppte sich nicht nur für die Nürnberger Studenten als interessant, sondern auch für zwei junge Fotografinnen aus Berlin. 12 von Tellers Aufgaben haben Linda Berg und Anika Meier fotografiert und auf Instagram gepostet - verbunden mit der Aufforderung an die Nutzer, vom ersten bis zum 17. August eigene Bilder zu den vorgegebenen Themen zu posten. Der Hashtag #juergentellerassignment war geboren.  

[plugin imagelink link="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xfa1/t51.2885-15/10593269_326734357486616_753356453_n.jpg" imagesrc="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xfa1/t51.2885-15/10593269_326734357486616_753356453_n.jpg"] So sieht ein Foto aus, das „innerhalb des Hauses“ gemacht werden sollte.     

[plugin imagelink link="http://scontent-b.cdninstagram.com/hphotos-xaf1/t51.2885-15/10593307_255844654612082_1847458117_n.jpg" imagesrc="http://scontent-b.cdninstagram.com/hphotos-xaf1/t51.2885-15/10593307_255844654612082_1847458117_n.jpg"] Ein Selbstporträt so. @bosch

Mittlerweile hat das Projekt 150 Teilnehmer, über 700 Fotos (Stand: Mittwochabend) sind bislang dazu gepostet worden. Jeden Tag wird das beste Bild des Tages von den beiden gekürt. Sie waren überrascht über so viel Resonanz. „Die Teilnehmer versuchen, nicht banale Fotos zu machen nach dem Motto: ‚Ich fotografiere meine Füße im Sand – ich bin im Urlaub’ sondern vielmehr echte Kunst hervorzubringen“, sagt die 33-jährige Anika. Und das gelingt offenbar gar nicht schlecht, findet zumindest Anika, die auch im Fach Kunstfotografie promoviert.

Auch auf Twitter verbreitet sich der Hashtag, es wird direkt zu Instagram verlinkt:  





Manche ahmen sich sogar gegenseitig nach. Zuerst ging dieses Foto online:  

[plugin imagelink link="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xpf1/t51.2885-15/10534823_351717098315096_483681438_n.jpg" imagesrc="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xpf1/t51.2885-15/10534823_351717098315096_483681438_n.jpg"]                     

Dann kam das hier:  

[plugin imagelink link="http://scontent-b.cdninstagram.com/hphotos-xaf1/t51.2885-15/10597360_781856635170941_799021669_n.jpg" imagesrc="http://scontent-b.cdninstagram.com/hphotos-xaf1/t51.2885-15/10597360_781856635170941_799021669_n.jpg"] 

Das sei aber durchaus gewollt, versichert Meier. Denn das ganze trage mittlerweile Züge einer Art „großen Kunstklasse“. Außerdem findet sie: „Das #juergentellerassignment soll ein gemeinschaftliches Erlebnis auf einer Social Media Plattform über Zahlen hinaus sein.“  

Auf ihr bisheriges Lieblingsbild angesprochen, sagt Meier: „Das ist ein Foto von @kunibert, dieses Bild könnte auch Juergen Teller gemacht haben. Und solche Bilder sind dann echte Kunst“

[plugin imagelink link="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xfa1/t51.2885-15/10593242_1514657545432745_57214677_n.jpg " imagesrc="http://scontent-a.cdninstagram.com/hphotos-xfa1/t51.2885-15/10593242_1514657545432745_57214677_n.jpg "]


Wir haben verstanden: KW 32

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Könnte man jetzt auch endlich mal gelernt haben: dass Tipps aus dem Internet nicht unbesehen geglaubt werden dürfen! Weder wenn es um kulinarische, noch um zwischenmenschliche Belange geht.

See ist das Sehnsuchtswort des Sommers.

Was uns am Laufen hält, sind Geschichten. Und zwar sowohl im wörtlichen, als auch im übertragenen Sinn.

Schwöre! Nie wieder die Organisation für eine Gruppenreise übernehmen. Nie! Wieder!

Klingt jetzt banal, aber ist voll wahr: Echte, wichtige, richtige Freunde sind die, von denen man NIE genervt ist, selbst wenn man in nervolabilem Zustand mit ihnen zu dritt ein einziges Bett teilen muss.

"Fontal" ist ein sehr toller Käse! Wie Babybel, nur weicher und echtkäsiger.





Wer noch nie eifersüchtig auf seinen Partner war, sollte sich mal in dessen Facebook-Profil umsehen.

Schade: Wenn man fremden Leuten handgeschriebene Briefe schickt, rufen die die Polizei. 

Klaus Wowereit liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Berliner Schwaben. Sieger? Noch unklar. 

In manchen Kreisen hat man ausschließlich ohne Alkohol Spaß. Gibt ja auch andere Rauschmittel.

Bei Hochwasser sieht die Isar so aus, als wäre ein Tsunami aus Cappuccino über die Alpen geschwappt, der sich jetzt langsam in Richtung Ostsee frisst.

Bei Schmiergeldaffären hilft nur eines: mehr Schmiergeld. 

...und das muss man mal auf andere Delikte übertragen, um zu merken, wie grotesk es ist: Drogenbesitz zum Beispiel, Trunkenheit am Steuer oder gerne auch ganz banalen Diebstahl.

Es gibt also nicht nur einen Weltmännertag und einen Weltmilchtag, sondern auch einen Weltkatzentag.

Es gibt tatsächlich Menschen, denen jede böse Intelligenz wie Sarkasmus, Ironie oder Zynismus fehlt.

Wie die Welt untergeht? Wahrscheinlich so.

No means no!

Ka-tsching!

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Arvin kauft für 351 Dollar Gras. „The good stuff“ schreibt er drunter. Am nächsten Tag postet er ein Foto eines weißen Porsches: 162,300 Dollar. Diesmal mit dem Kommentar: „Momma not only has a Porsche, but two of them“. Seine Muscle-Milk, die er einige Tage später postet, ist eigentlich ganz günstig, nämlich nur 3 Dollar. Wird mit „Yum“ und einem Smiley, das sich die Lippen leckt, untertitelt. Angeblich hat Arvin schon 2,085,666 Dollar ausgegeben, seit er Peep.me benutzt. In seinem Profil steht, dass er aus Maryland kommt. Was er sonst so macht, woher er die Kohle hat und ob das alles wirklich ihm gehört, was er da fotografiert – man weiß es nicht. Aber ist ja auch egal, wie es wirklich ist, denn auf Selbstdarstellungsplattformen im Internet lautet seit Jahren die geheime Regel: Inszeniere dein Leben so cool, interessant und bewegend wie möglich, ganz egal, wie es in echt ist.





Und auf Peep.me kann man dieses große, digitale Angeben jetzt noch direkter kultivieren als je zuvor: Es geht nicht mehr nur um möglichst beiläufig gepostete Bilder eines möglichst goldglitzernden Lebens, nein, es geht gleich zur Sache, es geht um konkrete Zahlen. Wer hat sich was gekauft und was hat er dafür bezahlt? Meldet man sich bei Peep.me an und hat noch keine eigenen Freunde oder Nutzer, denen man folgt, kriegt man per Zufallsmodus Posts fremder Menschen angezeigt und bekommt Fotos ihrer neuesten materiellen Errungenschaften zu sehen. Klickt man sie an, gerät man, ganz wie bei Instagram, auf das Profil des jeweiligen „Peepers“ und sieht dort, wo bei Instagram die Anzahl der Fotos und Follower steht, die Summe, die der Nutzer im Laufe seiner Peep.me-Karriere schon ausgegeben hat.

Der Großteil der Nutzer sind Männer oder Frauen wie Arvin. Immer wieder begegnen einem also Rolex-Uhren, muskulöse Autos in mattgrauen Garagen, Gucci-Loafers, Schnappschüsse, wie aus einem Kardashian-Leben oder vom Dreh der früheren MTV-Serie „Cribs“. (A propos Kardashian: Man vermutet in den Reihen der Peep.me-Macher Menschen aus dem Dunstkreis der Kardashians. Scott Disick jedenfalls, seines Zeichens amerikanischer TV-Unternehmer und Ehemann von Kourtney Kardashian, bewirbt das Projekt wie wild auf seinem Instagram-Account letthelordbewithyou und Kim Kardashian selbst soll eine der ersten Nutzerinnen der Plattform gewesen sein.)

Es finden sich unter den Nutzern, wenn man sich etwas durchklickt, aber auch bescheidenere - zumindest verhältnismäßig bescheidenere - wie zum Beispiel eine "Taylah Weaver", die ein Fotos von ihren vielen runtergerockten Chucks und einigen anderen Schuhen in ihrem Kleiderschrank postet und ihren ursprünglichen Wert schätzt, etwa 750 Dollar. Ihr zweites Foto ist ein Macbook Pro, teuer, das schon, aber nichts, was sich ein westlicher Normalsterblicher nicht auch einfach mal kaufen könnte. Ein anderer, bemerkenswerter Kandidat ist ein gewisser „Jordan“. Er pflegt offensichtlich eine etwas teurere, aber durchaus faszinierende Leidenschaft für handgeblasene, gläserne Bongs, die mitunter 10.000 Dollar kosten. Das Wohnzimmer, das im Hintergrund zu sehen ist, erinnert an eine Mischung aus Segmüller-Katalog und durchschnittlichem US-amerikanischen Einfamilienhaus.

Klar: Die Bling-Bling-Rolex-Kandidaten scheinen ihre Peep.me-Identität vollen Ernstes zu betreiben. Das ist erschreckend genug, aber eigentlich auch nur eine halbe Sekunde lang. Viel erschreckender ist, sich fragen zu müssen, was es mit Nutzern wie Jordan oder Taylah Weaver auf sich hat. Da tun sich ja gleich so viele verschiedene Grusel-Dimensionen auf: Meinen die das ernst? Sind die da nur im ironischen Sinne angemeldet? Begreifen sie es womöglich als eine Art Kunstprojekt? Oder sehen sie darin, ganz naiv, eine willkommene Methode zur persönlichen Buchführung? Wäre ja auch kein abwegiger Gedanke. Der einen beim Durchscrollen der Peep-Timeline übrigens ziemlich schnell selbst befällt: Was geb ich eigentlich tagtäglich so aus? Was ist wohl der Inhalt meines Kleiderschrank so summa summarum wert? Was würde das mit meinem Gefühl für meine Besitztümer und für meinen Lebensstil machen, wenn ich ihn in einem instagramhaften Album dokumentieren würde?

Jetzt gilt es nur, der beknackten Versuchung unbedingt zu widerstehen. Denn die App zielt noch gezielter als alle Facebooks und Twitters und Instagrams zusammen mitten ins Herz des tiefsten menschlichen Abgrunds hinein: Sein Gierhals- und Neidhammelzentrum. Wohin bloß würde das die Menschheit führen, wenn sie anfinge, eine App wie Peep.me ernsthaft zu benutzen?


Jungs, warum immer der nackte Oberkörper?

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In den vergangenen Wochen hatte ich zum ersten Mal seit langem einen männlichen Zwischenmieter. Zwar war Alex beim Casting sehr nett, gleichzeitig sah ich der Zeit mit ihm aber auch ein wenig sorgenvoll entgegen. Schließlich bedeutet ein neuer Mensch in der Wohnung, insbesondere wenn es ein Mann ist, dass man einen Unbekannten in seine Privatsphäre eindringen lässt.  

Mit Alex’ Einzug in meine Wohnung fing ich also an, mir bestimmte Gewohnheiten zu verkneifen. Mit der Vormieterin hatte ich stets zusammen gewaschen, bei Alex erschien es mir seltsam, ihn meine nasse Unterwäsche aus der Maschine klauben zu lassen. Ich rannte auch nicht mehr nur mit einem Handtuch bekleidet ins Bad – irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mit ihm nicht direkt halbnackt auf dem Gang zusammentreffen sollte.  

Alex sah das anders.  

Bereits am zweiten Tag, ich kam gerade von der Arbeit nach Hause, begrüßte mich Alex fröhlich in Anzughose. Nur in Anzughose. Von da an konnte ich genau sagen, was für Unterwäsche er trug, ohne sie je gewaschen zu haben - die Boxershorts lugte ja über dem Hosenbund hervor. Kurz war ich irritiert, dachte dann aber „Vermutlich muss er gleich los und musste sich schnell aus dem Anzug schälen.“ Nichts da. Mit nacktem Oberkörper folgte Alex mir in die Küche, brutzelte ein Tiefkühlschnitzel und erzählte mir dabei seine ersten Eindrücke von der neuen Stadt. Dass er halbnackt war, schien er gar nicht weiter wahrzunehmen. Ich war verwirrt, schob es schließlich aber auf den heißen Tag.  

Die folgenden Wochen wurde mir allerdings klar, dass man den Sommer nicht für alles verantwortlich machen kann. Alex war immer halbnackt. Beim Schlafen, beim Frühstück, beim Staubsaugen. Und dabei überraschend asexuell. Hatte ich in einem Anfall von Größenwahn noch gedacht, er wolle mich vielleicht mit der Nummer beeindrucken, war irgendwann klar, dass er die eigene Nacktheit wirklich nicht wahr nimmt.  

Irgendwann erzählte ich einer Freundin von meinem Nackidei-Nachbarn, überraschenderweise kannte sie die Situation selbst zu gut: Die Freunde ihrer kleinen Schwestern würden auch immer mit nacktem Oberkörper beim Frühstück sitzen, selbst, wenn die potenzielle Schwiegermutter dabei wäre. Sie selbst und ihre Mutter fänden das irritierend, sonst aber keiner. Sie vermutete, das wäre ein Zeichen spätpubertäter Coolness und würde sich auswachsen.  

Nun ist mein Zwischenmieter aber bereits 25. Also frage ich mich: Hat meine Freundin recht und es wächst sich bei ihm nur sehr spät aus? Oder steht diese ganze Oberkörperfrei-Sache für etwas anderes – nämlich dafür, dass ihr gar nicht wisst, dass so ein Oberkörper für Frauen auch etwas attraktives ist. Nehmt ihr ihn vielleicht eher wie eure, sagen wir mal, Unterschenkel wahr? Oder, und ich hoffe ihr weist das entrüstet zurück, ist der nackte Oberkörper eben doch ein Balzsignal und ich check’s nur nicht? Also liebe Jungs – Bauch rein und, äh, Brust und Antwort raus!

Auf der nächsten Seite liest du die Antwort von eric-mauerle.
[seitenumbruch]




Die Jungsantwort
 

Es ist Sommer, das Thermometer zeigt 23 Grad. Säße ich beim Niederschreiben dieser Antwort zu Hause und nicht in einem Büro, an dem theoretisch jederzeit ein SZ-Chefredakteur vorbeilaufen könnte, trüge ich mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit kein T-Shirt. Würde ich als Zwischenmieter in einer Mädchen-WG in die Küche gehen, um mir ein Tiefkühlschnitzel zu braten (sofern ich Tiefkühlschnitzel briete), wahrscheinlich auch nicht. Beim Frühstück in Anwesenheit einer potenziellen Schwiegermutter: T-Shirt! Aber so was von!

Anhand dieser Beispiele erahnt ihr vielleicht schon: Unser nackter Oberkörper hat was mit Sich-Zu-Hause-Fühlen zu tun. Mit Freiheit, mit Zwanglosigkeit, mit „Hier kann ich tun und lassen, was ich will.“ Es verhält sich damit ähnlich wie mit all diesen kleinen, aber befreienden Handlungen, zu denen Menschen neigen, wenn sie in den Feierabend- oder Freizeitmodus wechseln: Haargummi lösen, Schuhe ausziehen, in die Jogginghose steigen. Je informeller und zwangloser die Umgebung, desto eher laufen Menschen barfuß herum – und desto eher liegt bei uns das T-Shirt in der Ecke (vorausgesetzt natürlich, die Temperatur stimmt). Dann kann der Luftzug des geöffneten Fensters uns über die Schultern streichen oder uns kühlen, wenn wir grade einen Kasten Spezi in den dritten Stock getragen haben. Wir fangen tendenziell ja schneller und ausgiebiger an zu schwitzen als ihr, da fühlt sich ein bisschen wehende Luft oft schon an wie die Vorstufe zum Köpfer in den Badesee.  

Die Oberkörpernacktheit ist also ein gezielter sommerlicher Entspannungs-Move. Was natürlich heißt, dass uns schon bewusst ist, dass eine nackte Jungsbrust nicht in jeder Situation passend ist. Die Frage ist also nicht, wie wir unseren Oberkörper sehen. Die Frage ist, wie wir die Situation beurteilen. Dein Mitbewohner fühlte sich bei dir wahrscheinlich schnell willkommen und heimisch. Und die Freunde der kleinen Schwester haben vor deren Mutter wohl einfach wesentlich weniger Respekt als ich vor dem SZ-Chefredakteur.  

Das bedeutet aber nicht, dass wir unseren Oberkörper niemals als Ausdrucksmittel in Sachen Balz benutzen. Ihr habt zu oft den Surferdudes am Strand hinterher geschaut und ein Schmacht-Augenrollen vorgeführt, wenn jemand die Wortpaare Brad Pitt und Fight Club in einem Satz benutzt hat, als dass wir nicht wüssten, dass ein männlicher Oberkörper im Gegensatz zu einem männlichen Unterschenkel euer Interesse wecken und Eindruck machen kann. Deshalb haben wir Hanteln unter dem Bett liegen und nehmen uns immer wieder vor, regelmäßig Sit-ups zu machen. Und je nach Beschaffenheit unserer Bauch-, Brust-, Rücken- und Schultermuskulatur – beziehungsweise ihres Selbstwertgefühls diesbezüglich – setzen wir unseren nackten Oberkörper auch bewusst als Balzmittel ein. Meistens ist das aber recht leicht zu entlarven: ein etwas zu verkrampftes Baucheinziehen hier, ein Muskeln-Anspannen mit Blick in das spiegelnde Fenster da.

Wenn dein Mitbewohner also mal wieder staubsaugt, achte doch mal drauf, wie er sich verhält, wenn er am Spiegel im Flur vorbei muss.

Fühlst du dich politisch unterinformiert?

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Gestern eine kurze Meldung auf sz.de:
Kurdische Peschmerga-Milizen aus der Türkei, Syrien und dem Irak beginnen eine gemeinsame Offensive gegen die Dschihadisten von Islamischer Staat (IS), unter anderem, um 50 000 Jesiden, die momentan in einer Stadt gefangen sind, zu retten.  



Auf der Flucht vor den islamistischen Dcshihadisten von IS erreichen Jesiden die nordirakische Stadt Irbil.

Es ist peinlich, das zuzugeben, aber ich habe noch nie in meinem Leben von den Jesiden gehört, ich wusste nicht, dass das eine religiöse Minderheit bei den Kurden ist. Geschweige denn, dass 50 000 von ihnen in einer Stadt gefangen sind und um ihr Leben fürchten müssen, weil sie von den radikalislamischen IS-Milizen abgeschlachtet werden, sobald sie sich bewegen.  

Ähnlich sieht es mit meinem Wissensstand aus, wenn es um die diversen islamistischen Gruppierungen in Afrika geht. Wie bei Boko Haram, die die Bevölkerung von Nigeria und den umliegenden Staaten terrorisieren – laut Angaben von Amnesty International sind seit Jahresbeginn in diesem Konflikt mehr als 4000 Menschen ums Leben gekommen.
 
Oder bei den al-Shabaab-Milizen, die in Somalia Angst und Schrecken verbreiten, Morden und ihre strengste Auslegung der Scharia durchzusetzen versuchen (das bedeutet laut Wikipedia: kein Fußball, keine nicht-religiöse Musik, Gesichtsschleier für Frauen und öffentliche Hinrichtungen bei Diebstahl, Ehebruch oder „Abfall vom Islam“). Ich weiß ungefähr, was sie tun, aber ich weiß nicht, warum und wie sich all diese Vorkommnisse einordnen lassen.

War die Welt schon immer so schrecklich und ich bekomme es nur gerade mehr mit? Oder ist die Welt gerade am Abdrehen? Wenn ich abends das heute-Journal oder die Tagesschau sehe, fällt es mir schwer, zu unterscheiden, was „wichtig“ ist und was womöglich einfach gerade sichtbarer ist und einem deshalb so monströs vorkommt.  

Geht es dir auch so? Gibt es Bereiche oder Themen, bei denen du dich eklatant unterinformiert fühlst? Glaubst du, du hast einen ausreichenden Überblick über die Nachrichtenlage auf der Welt? Würdest du dir wünschen, dass manche Themen eingehender behandelt würden?

Was wirst du immer gefragt?

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Heute gibt es schon zu Beginn des Tickers eine Frage, eine grundlegende sogar (um die es am Ende aber gar nicht gehen soll): Frierst du lieber oder schwitzt du lieber? Ich habe in dieser Hinsicht einen Wandel durchgemacht. Als Teenagerin fand ich es unfassbar schlimm zu schwitzen, weil ich dann immer das Gefühl hatte, furchtbar auszusehen, speckig glänzend, mit strähnigem Haar und verschmierter Schminke. War vermutlich auch so, bloß war es nur halb so schlimm wie ich dachte. Als Teenagerin will man halt am liebsten die ganze Zeit nach Blumen duften und frisch gewaschen aussehen. Oder süß. Und frierend kann man süß aussehen, so als Vierzehnjährige mit roter Nasenspitze, schwitzend aber nicht. Das Frieren war also meine erste Wahl.  



Tausend Mal die gleiche Frage!

Heute würde ich die Frage immer andersherum beantworten: Tausend Mal lieber schwitzen als frieren! Ich hasse es zu frieren, es macht mich müde und mürrisch, fühlt sich nach Kranksein oder Winter an und oft helfen auch keine drei Pullover und vier Tassen Tee dagegen. Weil ich mich so davor fürchte zu frieren, bin ich oft noch langärmelig angezogen, trage eine Jacke, einen Schal oder Strumpfhosen unterm Kleid, wenn andere schon in Tanktops und Sandalen rumlaufen. Meistens bin ich damit sehr zufrieden, ich weiß ja, wie ich auf welche Temperaturen reagiere. Andere können das natürlich nicht wissen, darum wird mir im Frühjahr und Sommer überdurchschnittlich oft folgende Frage gestellt: „Ist dir nicht zu warm?“ Darauf habe ich meist nur eine Antwort: „Nein.“ Und bin jedes Mal ein bisschen irritiert, weil ich das Gefühl habe, mich für einen Pullover  rechtfertigen zu müssen. Als sei es falsch, den zu tragen. Ein Verrat am guten Wetter oder so.  

Eine Umfrage in der Redaktion hat ergeben, dass fast jeder eine bestimmte Frage magisch anzuziehen scheint. Zum Beispiel: „Lässt du dir die Haare wachsen?“ Oder: „Magst du wirklich kein Bier?“ Oder: „Du machst echt keinen Sport?“  

Welche Frage wird dir besonders oft gestellt? Vielleicht ein Klassiker wie „Und was kann man später mal damit machen?“ Was viel zu Privates wie „Und wann zieht ihr endlich mal zusammen?“ Oder bloß eine kleine, aber extrem nervige Frage aus der Kategorie „Wie, du magst keinen Käse???“

Ein neues Stalingrad?

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Trotz der Notlage der ostukrainischen Bevölkerung hat die Armee am Wochenende die Großstädte Donezk und Lugansk weiter unter Beschuss genommen und damit auch den Druck auf die prorussischen Separatisten erhöht. Der selbsternannte Anführer der „Volksrepublik Donezk“, Alexander Sachartschenko, räumte ein, dass Donezk eingekesselt sei, und warnte Kiew vor einem „neuen Stalingrad“.



Der Schein trügt: Donezk, hier im Hintergrund, ist eingekesselt und weit von jeder friedlichen Idylle entfernt

Bei den Gefechten wurden mindestens 13 Soldaten und mehrere Zivilisten getötet, in Donezk wurde ein Krankenhaus beschädigt. Die ukrainische Regierung lehnte eine von den Rebellen angebotene Feuerpause ab, solange diese nicht bereit seien, ihre Waffen abzugeben. Örtliche Medien in Donezk berichteten von „Panik und Chaos“ in den Reihen der Separatisten.

Die Stadt Lugansk blieb am Sonntag bereits den achten Tag in Folge ohne Strom und Wasser. Das Telefon- und Mobilfunknetz funktioniert nicht, es gibt kaum Benzin, fast alle Banken und die meisten Geschäfte sind geschlossen, nur wenige Apotheken haben geöffnet. Auch die Renten können derzeit nicht ausbezahlt werden, meldete die Nachrichtenagentur Unian unter Berufung auf die Stadtbehörde.

International wuchs derweil der Druck, die Lage zu entschärfen und der ostukrainischen Bevölkerung zu helfen. In diversen Telefonaten berieten Kanzlerin Angela Merkel, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko, US-Präsident Barack Obama und die russische Regierung über einen Ausweg aus der Krise.

Der ukrainische Präsident Poroschenko zeigte sich bereit, einen Hilfskonvoi unter der Führung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz nach Lugansk zu lassen, um die Menschen zu versorgen. Entsprechende Verhandlungen fänden bereits statt. Kiew erklärte zugleich, dass es einen russischen Armeekonvoi an der Grenze zur Ukraine gestoppt habe, der als Hilfskonvoi getarnt gewesen sei. Der Kreml wies dies zurück.

Washington und Berlin warnten Moskau davor, dass „jede russische Intervention, auch zu einem angeblichen humanitären Zweck, ohne die ausdrückliche Zustimmung der Ukraine inakzeptabel“ sei und zu „zusätzlichen Konsequenzen führen“ würde. Kremlsprecher Dmitrij Peskow wiederum erklärte, dass Russland im Falle weiterer Sanktionen des Westens erneut mit eigenen Schritten antworten werde. Im Gespräch war zuletzt der mögliche Entzug von Überflugrechten für westliche Airlines im russischen Luftraum.

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt wurde am Wochenende der Unabhängigkeitsplatz, der Maidan, fast vollständig geräumt. Neben Anwohnern des Maidan half dabei auch der neue Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, der sich schon seit Wochen für den Abbau der Barrikaden und des Zeltlagers ausgesprochen hatte. Bei der Räumung gab es kleinere Zusammenstöße mit den Besetzern des Maidan, die Reifenstapel anzündeten. Der Maidan war im vergangenen Herbst zum Zentrum der Massenproteste in der Ukraine geworden. Zuletzt hatten sich dort nur noch wenige Hundert Menschen dauerhaft aufgehalten.

Tagesblog - 11. August 2014

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18:29 Uhr: Es war mir mal wieder eine besondere Freude. Morgen ist Charlotte nur für euch da. 
Ich verabschiede mich noch mit den Floskeln des Tages

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17:11 Uhr:
Jakob hat für uns das Tor zu seinem Musikhirn geöffnet und Musikalisches hervorgezaubert: Fünf Songs, mit denen man gewappnet ist für die neue Woche.  





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15:59 Uhr:
Und hier noch ein wichtiger Hinweis für alle: Spielt nie ein Glücksspiel gegen diese Katze. Ihr könnt nur verlieren!

http://www.youtube.com/watch?v=GoXHVs65NFQ

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15:51 Uhr:
Ich weiß, es ist Werbung, aber sie ist echt lieb gemacht. 

http://www.youtube.com/watch?v=xtZlHSy5HDM

"Monowi, Nebraska is the least populated town in the US, with only one person living there: Elsie Eiler. On August 11, Eiler will be receiving an unexpected petite package containing Oreo Minis. This package is a gesture by the brand, which is celebrating all things small as part of its Oreo Minis campaign."

++++

15:45 Uhr:
Wikipedia ist wieder Friedemann-Karig-frei.

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15:15 Uhr:
In Stockholm hat ein Polizist der Braut gratuliert, anstatt die Flüchtlingsgruppe zu kontrollieren. 
Drei junge Filmemacher begleiten eine Gruppe syrischer Flüchtlinge, die als Hochzeitsgesellschaft getarnt nach Stockholm fliehen will. Herauskommt eine absolut unglaubliche Geschichte





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15:08 Uhr:
Was ist euer ganz spezielles und völlig sinnloses Talent? Dieser Mann zum Beispiel kann unter Wasser die perfekten Luftblasenringe machen. 

http://vimeo.com/102406420

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14:38 Uhr:
Ein Artikel, den ich jetzt lesen würde, wenn ich nicht noch viele schöne jetzt.de-Dinge für euch vorbereiten würden. 

I Liked Everything I Saw on Facebook for Two Days. Here’s What It Did to Me

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14:04 Uhr: 




@saladinahmed

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13:28 Uhr:
Wir sehen hier ja alle immer so nett aus, aber wenn wir ehrlich sind, hassen wir ganz schön gerne. Lars Weisbrod ist da ganz vorne mit dabei. Er erklärt dann aber auch, woher der Hass eigentlich kommt. In der neuen Folge der geliebten Hasskolumne geht es um Warteschlangen. 





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13:09 Uhr:
Nachrichten heißen ja Nachrichten, weil man sie am besten NACH dem Mittagessen bringt: 

Neben dem brennenden Spreepark in Berlin, gibt es da natürlich noch den Wahlsieg Erdoğans, die Kämpfe in der Ostukraine, eine neue Feuerpause im Gaza-Konflikt, den Autobahnschützen vor Gericht und den Schwächeanfall von Stefan Mross wegen zu scharfer Currywurst

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12:11 Uhr:
Der Spreepark brennt, oder hat gebrannt, oder ist fast abgebrannt. Und die Feuerwehr ist sich sicher: Es war Brandstiftung. 

Im dem verlassenen Freizeitpark hatten The xx schom Konzerte gegeben und es wurden viele Musikvideos gedreht, weil es einfach so geil aussah. 

Für einen Artikel hatten wir einmal mit Sabrina gesprochen, die im Spreepark aufgewachsen ist, bis ihre Eltern pleite gingen. 

[plugin imagelink link="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ja/jan-stremmel/text/regular/1008448.jpg" imagesrc="http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/ja/jan-stremmel/text/regular/1008448.jpg"]

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12:06 Uhr:
Also bis jetzt gibt es den Friedemann-Karig-Eintrag ja noch. 

Wohlgemerkt mit dem schönen Hinweis:

Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.
Begründung: Völlig irrelevanter Journalist, der uns mit sich selbst beglückt hat, um einen ganz tollen Erfahrungsbericht für die SZ zu schreiben *gähn*, --He3nry Disk. 08:19, 11. Aug. 2014 (CEST)

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12:00 Uhr:
Heute mal keine Katzenbilder, sondern Katzen-Crowdfunding-Projekte. Und zwar eine ganze Liste davon!

[plugin imagelink link="https://s3.amazonaws.com/ksr/projects/1234394/photo-main.jpg?1407262549" imagesrc="https://s3.amazonaws.com/ksr/projects/1234394/photo-main.jpg?1407262549"]

"There comes a time in everybodys life where we would like to see something as awesome as a cat combined with a dog, combined with a bat."

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11:30 Uhr:
Jakob sorgte heute morgen für so viel Lagefeuerstimmung, dass ihm anscheinend selbst etwas zu heiß wurde. Hier geht's aber auch immer romantisch zu...





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10:59 Uhr:
Charlotte hatte am Samstag Geburtstag und ich glaube, es gibt niemanden, der sich so sehr jedes Jahr über diesen Tag freut wie sie. Niemanden. 

Über ihr Geburtstagscroissant hat sie sich auch gefreut. 





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10:43 Uhr: 




q.e.d.

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09:55 Uhr:
Wem ein Eintrag auf Wikipedia gewidmet ist, der hat es geschafft - zumindest ein bisschen. Oder? Wie schwer ist es, in das Internetlexikon zu kommen? Unser Autor Friedemann Karig hat es ausprobiert

Was wären die ersten Zeilen in eurem persönlichen Wikipedia-Eintrag?

Bei mir stünde wohl: "Teresa Fries, Journalistin und Profi in fast allem. Bekannt wurde sie durch ihre überragend schönen Fotos auf Hausausweisen (ja, ich habe auch einen Ausweis) und ihr Schwäche für Rechtschreibung."





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09:33 Uhr:
Nadja hat heute einen sehr schönen Ticker geschrieben, über die eine Frage, die einem immer und immer und immer wieder gestellt wird. 

Bei mir ist das in der Regel eine Feststellung und keine Frage: "Du bist ja groß." Aber auch danach folgt stets eine Pause, die mich zu einer Antwort zwingt, die dann meistens "Ja" ist. Ich könnte auch sagen: "Krass, gut, dass du das sagst, das ist mir noch gar nicht aufgefallen", aber das wäre gelogen. Ich sollte mir aneignen: "Thank you, Captain Obvious". 





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08:45 Uhr:
 Einen wunderschönen guten Morgen! Mein wunderschöner guter Morgen beginnt zwar nass, aber auch entspannt. Ich bin heute von der sz.de-Konferenz befreit, weil Jakob heute dorthin geht und den Kollegen mal erzählt, was sie falsch machen (nennt man dann Blattkritik, oder Sitekritik vielleicht besser). Wurde auch mal Zeit ...

[plugin imagelink link="http://cdn.smosh.com/sites/default/files/bloguploads/doing-it-wrong-vandalism-sign.gif" imagesrc="http://cdn.smosh.com/sites/default/files/bloguploads/doing-it-wrong-vandalism-sign.gif"]

Und da er nicht wollte, dass ich mitkomme und Händchen halte – Jakob hält sowieso sehr selten Händchen mit mir, ich glaube ich sollte mal mit ihm darüber reden – trinke ich jetzt erst einmal einen Kaffee und höre mir meinen Lieblingssong mal wieder an. 

(Ja, ich weiß, apparently kennt ihr den Boy schon aus Charlottes Tagesblog und apparently habt ihr auch den Song schon gehört, aber apparently kann man ihn nicht oft genug hören)

http://www.youtube.com/watch?v=3eevUjhIlfM 

Das "Ebra" löst gemischte Gefühle aus

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Die Liebe überwindet Grenzen. Die Kraft der Zuneigung treibt Menschen einander in die Arme, die sonst durch ihre soziale Stellung, Alter, Hautfarbe oder andere Attribute getrennt werden. Die Liebesgeschichte, von der hier die Rede sein soll, spielt in einem Krisengebiet, auf der jüngst von Russland annektierten Krim. Die Hauptrollen der Romanze besetzen eine Zebrastute und ein Eselhengst.



Eine andere Kreuzung: Hier springt ein "Pfesel" - eine Mischung aus Pferd und Esel

In diesem Fall hat die Liebe nämlich besondere Grenzen überwunden, jene zwischen Arten: Die Tiere haben zusammen Nachwuchs gezeugt, das Zebra hat ein Fohlen geboren. Das Hybridwesen trägt die Bezeichnung Ebra, da bei Kreuzungen von Tieren verschiedener Arten meist der Vater die Mischvokabel anführt. Wäre ein Zebrahengst der Vater, handelte es sich bei dem Fohlen hingegen um ein Zebresel.

Das Fohlen erfreue sich großer Beliebtheit bei den Besuchern, erklärte Oleg Subkow, der Direktor des Zoos in Taigan nahe der Krim-Hauptstadt Simferopol, wo das Fohlen kürzlich auf die Welt gekommen ist. Getauft wurde das Ebra auf den Namen „Telegraph“, der Bezug auf eine örtliche Tageszeitung nimmt. Auch Pippi Langstrumpf wäre passend gewesen, denn die Beine des Fohlens sehen aus, als steckten sie in langen Ringelstrümpfen: Die Zeichnung der Zebramutter findet sich an den Extremitäten wieder. Der übrige Leib des Ebras ähnelt dem des Esels und ist von graubrauner Färbung.

Die Zebrastute verbrachte die vergangenen zwei Jahre allein in ihrem Gehege. Die Einsamkeit habe ihr sichtlich zugesetzt, so Subkow, deshalb sei man dem Rat eines Zoologen gefolgt und habe ein weiteres Huftier als Gesellschaft geholt. Hier kommt der Esel ins Spiel – und offensichtlich fanden die Tiere Gefallen aneinander, immerhin zählen beide zur Gattung der Pferde.

Doch nicht alle freuen sich über das Ebra. „So etwas gibt es in zivilisierten Zoos nicht. Hier handelt es sich um Marketing, aber das hat nichts mit Wissenschaft zu tun“, sagte Anna Kachurowskaja, die Sprecherin des Zoos von Moskau. Zoos seien in erster Linie dafür da, die Artenvielfalt in der Wildnis zu sichern.
Das Ebra von der Krim ist allerdings nicht das erste seiner Art. In mehreren Zoos weltweit sind in der Vergangenheit solche Mischwesen geboren worden.

Auch in freier Wildbahn haben Zoologen Nachwuchs beobachtet, der von Esel und Zebra gezeugt wurde. Da das Paarungsverhalten der Zebras erstaunlich ruppig ist, stellen die gestreiften Tiere meist den Vater. Die zurückhaltenderen Eselhengste haben in freier Wildbahn hingegen geringere Chancen, Zebrastuten zu besteigen.

Meist sind Hybride steril und können sich selbst nicht fortpflanzen. So bleiben die Mischwesen außergewöhnliche Randerscheinungen. Wie etwa der Pizzly, eine Mischung aus Polar- und Grizzlybär, den Forscher einmal in der Fachzeitschrift Nature beschrieben haben. Auch der Liger, eine Mischung aus Löwe und Tiger, sowie der Wolfin, halb Schwertwal, halb Delfin, bleiben zoologische Fußnoten.

Die weltweit erste Kreuzung zwischen Pferd und Zebra gelang übrigens einem Russen, dem 1932 gestorbenen Ilja Iwanowitsch Iwanow. Dieser Zuchterfolg inspirierte den Biologen zu dem wahnsinnigen Einfall, auch Menschen und Schimpansen miteinander zu verpaaren. Die Idee scheiterte aber zum Glück schon vor dem Versuch.

Dennoch hat auch menschliche Liebe in der Vergangenheit höchstwahrscheinlich die Grenze zwischen den Arten gesprengt. Paläoanthropologen diskutieren seit Langem, wie häufig Homo sapiens und Neandertaler einst miteinander Nachwuchs zeugten.

Das Chlorhuhn

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Dem Chlorhuhn wohnt eine Paradoxie inne. Es ist dort, wo es gerade nicht hin soll: in aller Munde. Nackt, pickelig und gehandicapt hat es das Tier aus dem eiskalten, mit Chlorlösung versetzten Wasserbad amerikanischer Schlachthöfe bis an die Spitze der Bewegung geschafft. Es wurde zum Brandbeschleuniger der TTIP-Hysterie, zum Wappentier der Gegner des europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommens. Wie ist es so weit gekommen?



Die Produktionsanlagen einer Geflügelschlachterei. "Chlorhühnchen" gruseln deutsche Verbraucher - sind aber auch ein Symbol des Widerstands

Eine Expedition ins Reich der Massentierhaltung ist aufschlussreich: Seit 1997 sichert ein Hühnchenembargo die Außengrenzen der EU. Seitdem schimpfen die Amerikaner über den europäischen Agrarprotektionismus. Interessiert hat das die Deutschen bisher kaum.

Bis dann vor einem Jahr ein kleintransportergroßes Gummihuhn vor dem Brandenburger Tor lag. Ein weiß gewandeter Aktivist übergoss es in einem symbolischen Akt mit nichtvorhandenem Chlor aus zwei Kanistern, verzierte es mit stilisierten Totenköpfen. Dass ein ganz ähnliches aufblasbares Hendl bereits ein halbes Jahr vorher bei einem Anti-Antibiotika-Protest zum Einsatz kam, tat dem kometenhaften Aufstieg des Chlorhuhns keinen Abbruch. Es wurde zu einem Symbol des Widerstands. Der Tatsache, dass das Huhn vor dem Brandenburger Tor aufblasbar war, wohnte, wie sich herausstellen sollte, eine tiefe Wahrheit inne.

Zunächst tauchte das Tier nur vereinzelt in der öffentlichen Debatte auf, bald aber fand das Chlorhuhn als Schlagwort in den kollektiven Wortschatz der Bundesbürger Eingang. Spätestens im Europa-Wahlkampf wurde es sehr gezielt eingesetzt, um Gegner des Abkommens zu mobilisieren. Schließlich hielt es seine nackten Flügel auch über andere TTIP-Themen von Investorenschutz bis zu sinkenden Sozialstandards. Das Chlorhuhn wurde zum Mythos. Vor allem weil die Menschen im Allgemeinen sehr verlässlich aufregt, was sie sich in den Mund stecken, von BSE-Fleisch über Genfood bis hin zu Zigaretten. Weil sie besonders hierzulande alles Künstliche und Chemische verabscheuen und sie deswegen Chlor am liebsten in blau gekachelten Hallenbädern belassen würden.

Dieses Misstrauen schlägt sich auch in Zahlen nieder: Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Pew Research Center zufolge vertrauen 94 Prozent der Deutschen europäischen Lebensmittelstandards, nur zwei Prozent amerikanischen. Im Fall des Chlorhuhns ist dieses Misstrauen nicht ganz unberechtigt. Zwar meinen Experten europäischer Lebensmittelbehörden, dass durch den Verzehr keine Gefahr für Leib und Leben besteht. Missstände gibt es schließlich auch in europäischen Hühnerställen, Stichwort Antibiotika. Aber das Beispiel USA zeigt, dass es in puncto Hygiene eben noch schlimmer gehen kann – was am Ende ein Chlorbad nötig macht.

So wurde das Huhn für die europäischen Gegner des Abkommens zum Sinnbild für die rücksichtslose Gewinnmaximierung der Fleischindustrie und einen rücksichtslosen amerikanischen Kulturimperialismus. Politiker nahmen das Tier dankbar in ihr Repertoire auf. Mantraartig beschworen sie die Rettung der Europäer vor fremdem Federvieh. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel bezog Stellung: „Es wird keinen Import aus Amerika von Chlorhühnchen geben“, versprach sie (wie war das noch mit der Maut?). Doch irgendwann in den vergangenen Wochen überschritt das Symbol des Widerstands den Zenit. Es wurde erfolgreich als unlautere Waffe eines „Gutmenschen-Totalitarismus“ verunglimpft, und die Argumente der Kritiker wurden als „Chlorhähnchen-Keule“ abgetan. Dem Druck der PR-Schlacht ist das arme Huhn nicht gewachsen. So langsam geht ihm die Luft aus. 

Die Globalisierung des Antisemitismus

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Alexander Mitscherlich hat nach dem Zweiten Weltkrieg ein Buch mit dem Titel „Die Unfähigkeit zu trauern“ geschrieben. Damit meinte er die Unfähigkeit der Deutschen, mit dem Nazi-Regime und dem Holocaust umzugehen. In dieser Hinsicht haben wir wohl Fortschritte gemacht. Aber jetzt mit dem Krieg zwischen Israel und Hamas, der ein Wachstum oder eine größere Sichtbarkeit des Antisemitismus in Europa verursacht hat, tritt eine andere Unfähigkeit hervor: die Unfähigkeit zu unterscheiden.



Schmierereien, wie hier an der Rostocker Kunsthalle sind nur der Ausdruck des antisemitischen Denkens

Wir – viele Deutsche und andere Europäer – setzen deutsche, französische, italienische Juden mit Israelis gleich. Plötzlich werden die Nachbarn wieder zu Juden gemacht und damit wieder zu Ausländern in ihrem eigenen Land, in Deutschland, Frankreich, Italien und andernorts. Und diese Unfähigkeit zu unterscheiden – die Tatsache, dass alle Juden mit Israelis gleichgesetzt werden und alle Israelis mit Palästinenserkillern – ist ein wesentlicher Hintergrund für die neue Welle des Antisemitismus.

Ein Beispiel: Jemand sagt einem deutschen Juden, der in Berlin lebt, „bei euch zu Hause schlagen jetzt die Raketen ein“. Meint er, der Kudamm steht unter Raketenbeschuss?

Ein anderes Beispiel: In einer Rezension eines französischen Films in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Juli schreibt die Rezensentin Lena Bopp, wie in diesem Film ein Mann beklagt, dass nun „auch seine jüngste Tochter in die Hände eines Mannes ausländischer Herkunft geraten sei“, und schon seine älteren Töchter hatten Ausländer geehelicht, „den Chinesen Chao, den Moslem Rachid und den Juden David“. In dieser Darstellung werden so französische Bürger als Ausländer ausgegrenzt. Die Gleichsetzung von Juden, die häufig säkular und manchmal israelkritisch eingestellt sind, mit Israelis gewinnt gegenwärtig angesichts der Taten und Bilder des Grauens eine neue Bedeutung.

Gerade in Frankreich spricht man wieder von einem neuen Antisemitismus. Das Neue, wenn es das gibt, ist die Globalisierung des Nahost-Konflikts. Die Auseinandersetzung in Palästina findet nicht nur dort, sondern auch in Paris, in Berlin und in Rom statt. Es gibt einen Antisemitismus der Linken, einen Antisemitismus der Migranten, einen Antisemitismus der Leute, die Benachteiligung in den Ankunftsländern erfahren und in einem religiösen Antisemitismus in ihren Herkunftsländern sozialisiert wurden. Das alles entlädt sich in Gewalt. So verschränken und verstärken sich wechselseitig die Globalisierung des Konflikts und die Globalisierung des Antisemitismus. In der vernetzten, digitalisierten Welt lässt sich ein kriegerischer Konflikt nicht mehr auf einen Ort eingrenzen.

Es ist auch ein Netz- und Bildschirmkrieg: Die Hamas versteckt offenbar Raketenbasen in Krankenhäusern und Schulen, um mit herzzerreißenden Bildern der Bombenopfer die Weltöffentlichkeit zu gewinnen und den Antisemitismus zu schüren.

Wichtige Stimmen der jüdischen Gemeinden in Europa haben in den letzten Tagen behauptet, dass, wenn es so weitergehe, die jüdische Kultur und das jüdische Leben aus Europa verschwinden könnten. Diese Prognose stellt einen Hilferuf dar. Die jüdischen Menschen – Franzosen, Deutsche, Italiener und so weiter –, die sich als Bürger Europas verstehen, sehen sich plötzlich wieder gezwungen, ihre jüdische Identität zu verbergen oder Gewaltattacken zu riskieren.

Dementsprechend gibt es eine neue Auswanderungswelle nach Israel, wobei viele Franzosen wohl tatsächlich die Lebensform des doppelten Wohnsitzes wählen. Das alles macht darauf aufmerksam, dass die Übertragung der Konflikte in die europäischen Städte eine ernsthafte Gewaltbedrohung ist: Selbst eine Art Intifada in Frankreich ist nicht mehr auszuschließen, und allein dieser Gedanke muss bei den meisten Juden die schlimmsten Erinnerungen wecken.

Sie fühlen sich als ungeliebte Ausländer in Europa, als zu Ausländern ausgegrenzte und degradierte europäische Staatsbürger, als Fremde in ihrem europäischen Heimatland, in dem sie geboren und aufgewachsen sind. Die Erinnerung an die Erfahrung der deutschen Juden zu Beginn des Nazi-Regimes wird wach: Aus Nachbarn werden Juden, Ausländer, Hassobjekte.

Die israelische Militärreaktion ist sehr hart: Es gibt viele Tote. Die Hamas hat mehr militärische Fähigkeiten als erwartet gezeigt. Ohne eine falsche Äquidistanz zu behaupten: Beide Seiten haben sich ins Militärische verbissen. Die Situation im Nahen Osten ist für viele Europäer nicht mehr verständlich. Uns fehlen die Begriffe, vielleicht auch die Gefühle des Hasses und der Glaube, diesen Urkonflikt mit militärischen Mitteln lösen zu können. Mich erinnert das an den bitterbösen Satz von Henry Kissinger: Es gibt keine Lösung für den Nahost-Konflikt. Der Hass ist zu tief verwurzelt. Und immer noch, immer wieder setzen beide Seiten ausschließlich auf kriegerische Mittel. In Israel sieht man nur die Möglichkeit einer militärischen Lösung, keine Verhandlungslösung. Auf der anderen Seite stand die Hamas schon vor dem Krieg vor dem Bankrott, und sie ist jetzt dabei, ihre letzte Machtposition einzubüßen. Trotzdem ist sie als Verhandlungspartner gefragt und gewinnt so neue politische Bedeutung. Beides verführt zu der Fortsetzung des militärischen Konflikts, wobei aus der europäischen Friedenssicht die militärischen Mittel den Konflikt immer weiter vertiefen, aber niemals zu einer Lösung führen können.

Ist Israels aus Existenznot gespeister Monomilitarismus tatsächlich unverzichtbar, oder sollte gerade Israel nicht auch seine Raison d’être neu denken? Ich habe ganz grundsätzlich eine Scheu, aus der sicheren Friedensposition Europas, und insbesondere Deutschlands, den Israelis einen Rat zu geben. Lieber zitiere ich den ermordeten früheren israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin: „Frieden wird nicht zwischen Freunden, sondern zwischen Feinden geschlossen. Wer den Frieden will, muss als Erster die Hand reichen.“ Er hat damit gemeint, um den Frieden zu erreichen, muss man sich mit Feinden an einen Tisch setzen. Diese realistische Bereitschaft vermisse ich auch in Israel, aber auch vollständig bei der Hamas, die die Auslöschung Israels zum ultimativen Ziel erhoben hat.

Haben heute in Israel nur noch die Staatsfundamentalisten und Hardliner das Sagen? Das gegenwärtige Israel setzt wieder stärker auf militärische Überlegenheit als zuvor. Es reagiert unter dem Einfluss der sich zuspitzenden Existenzbedrohung und der Erfahrung des Terrors mit Verzweiflung und Hass auf die Bomben der Hamas, und es treibt so die Gewaltgeschichte weiter voran, gegen die eigenen langfristigen Interessen. Die Notwendigkeit und Bereitschaft, sich auf die großen Leitfiguren der israelischen Politik neu zu besinnen, wäre gerade von Ministerpräsident Netanjahu zu verlangen, weil er als Konservativer der Einzige ist, der eine solche Wende vollziehen könnte. Aber ausgerechnet Netanjahu müsste diesen Schritt in Opposition gegen den Rechtsruck in der israelischen Bevölkerung wagen. Dieses „Wunder der Politik“ (Hannah Arendt) ist ihm nicht zuzutrauen.

Viele militärische Mächte üben Gewalt aus: Russland in Tschetschenien, Georgien oder jetzt in der Ukraine, oder die USA von Präsident Bush im Irak. Aber nur wenn es israelische Soldaten sind, die zivile Opfer verursachen, gibt es solche großen Massendemonstrationen in Europa wie heute. Wo liegt der Unterschied: Sind die, also die Israelis, böser als Putins oder Bushs Spezialeinheiten? Oder sind die russischen und die amerikanischen Soldaten Arier?

Diese Fragen treffen den Kern des Problems. Der militärische Einsatz von Putin wird zum Beispiel von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung als verständlich verteidigt, und zwar mit Argumenten eines ethnischen Nationalismus, der darauf beruht, dass Russen in der Ukraine ein Recht haben, zu Russland zu gehören. Auf der anderen Seite wird auf die unerträgliche Zuspitzung der militärischen Gewaltaktionen im Nahen Osten mit antisemitischen Protesten geantwortet – mit schamlosen Protesten, die eine neue Qualität in Deutschland und Europa darstellen. Das zeigt nicht nur jenen „Bodensatz an Antisemitismus“, den es angeblich immer gibt, sondern weit mehr: dass der Antisemitismus in der globalisierten Welt eine neue Entflammbarkeit gewonnen hat. Früher sind wir gegen die Juden gewesen, weil sie unseren Heiland gekreuzigt haben; heute setzen wir Juden, wo immer sie leben, mit Israelis gleich, weil Bomben der Israelis palästinensische Kinder töten.

Engagement und Einmischung sind eine Tradition der europäischen Intelligenzija. Warum dann dieses Schweigen der Intellektuellen über Nahost? Dieses Schweigen resultiert wiederum aus der Unfähigkeit zu unterscheiden, dieses Mal zwischen einer Israelkritik und einem klaren Engagement gegen Antisemitismus und für die europäischen Werte, die auch viele Bürger jüdischen Glaubens als ihre Werte verteidigen. Dieser Balanceakt, im Milieu des wiedererstarkten Antisemitismus dreierlei Kritik zu üben: an dem Fanatismus der Hamas, an Israels Monomilitarismus und an der Unfähigkeit zu unterscheiden, die den Antisemitismus in Europa neu entfacht, wirkt möglicherweise überheblich, kostet Mut, erzeugt Missverständnisse auf allen Seiten. Das lähmt, das macht es schwierig, ein Urteil zu fällen, ohne in die offenen Fallen des Antisemitismus zu tappen. Doch die Verpflichtung, die aus der Ethik des „Nie wieder“ hervorgeht, fordert, das Schweigen endlich zu brechen.
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