Für eine offene Beziehung braucht es mehr als nur zwei Personen. Wie ist es wenn man als Dritter in eine solche Konstellation gerät?
Neulich erklärten mir Mara und Paul wie ihre offene Beziehung funktioniert. Das Resümee: Eine offene Beziehung benötigt besonders viel Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Reflexion. Man muss ständig sicher gehen, dass sich der Partner nicht benachteiligt oder bedroht fühlt. Ein ziemlich komplizierter Balanceakt.
Was in dem Text nicht behandelt wurde, aber in den Kommentaren darunter intensiv diskutiert wurde, war die Frage danach, wie sich so eine Beziehung eigentlich für die außenstehenden Beteiligten anfühlt: Wie viel Verantwortung haben Partner mit einer offenen Beziehung gegenüber dritten (oder sogar mehr) beteiligten Personen? Muss man nicht höllisch aufpassen, dass man anderen nicht weh tut? Und vor allem: Wie ist das eigentlich, wenn man als dritte Person unbeabsichtigt in so eine Konstellation gerät?
Ich wende mich mit diesen Fragen an Benni, 25, von dem ich weiß, dass er schon reichlich Erfahrung mit offenen Beziehungen gemacht hat. Benni hatte nämlich selbst vor ein paar Jahren eine. Seine Bedürfnisse haben sich aber mit der Zeit geändert. Für ihn war irgendwann klar: Wenn schon eine Beziehung, dann etwas Sicheres. Er habe, erzählt er mir, die offene Beziehung lange als Ausrede benutzt, um sich nicht wirklich mit der aktuellen Beziehung, seiner Partnerin und vor allem sich selbst beschäftigen zu müssen. „Die Beziehung ist natürlich katastrophal zu Ende gegangen. So eine offene Beziehung ist einfach unglaublich anstrengend und zeitaufwändig. Ist nichts für mich.“, sagt er.
Das Thema scheint ihn dennoch nicht ganz loszulassen: Seit ein paar Wochen hat er etwas mit einer Frau laufen, die selbst in einer offenen Beziehung ist. Wie fühlt es sich an, auf einmal auf der anderen Seite zu stehen? „Für die dritte Person kann es sicher enttäuschend und natürlich auch belastend sein. Es kommt schnell die Frage auf, inwieweit man sich als Außenstehender abgrenzen kann.“, sagt er. Nicht zu sehr „reinkippen“– also nicht zu viel in sie zuinvestieren, lautet Bennis Devise. Klingt herausfordernd. Ist es auch ein bisschen, meint er. Bei ihm funktioniere das aber momentan „ganz gut“.
Benni wusste von Anfang an, dass die Frau sich in einer offenen Beziehung befindet. Nachdem er gerade glücklicher Single ist, war ihm das eigentlich auch egal. Und jetzt? „Naja.. wenn es IHN nicht geben würde, dann würde ich schon ganz gerne mehr Zeit mit ihr verbringen und sie vielleicht auch ein bisschen besser kennen lernen.“ gibt er zu. Benni weiß, dass der Freund ihre erste Priorität bleiben wird: „Das wurde von Anfang an klar ausgesprochen und ist auch okay für mich.“
Schnell kommt in unserem Gespräch auch die Frage auf, was wohl der Unterschied zwischen der Rolle als „Dritter in einer offenen Beziehung“ und „Dritter in einer Affäre“ ist. Der wohl offensichlichste Unterschied ist, dass man nichts verheimlichen muss und eigentlich kein schlechtes Gewissen haben braucht, dass man womöglich in eine Beziehung reinpfuscht. Ist ja alles erlaubt, was man da tut. Aber so leicht ist es dann wohl auch nicht. Benni etwa kennt den Freund seiner „Nicht-Affäre“ und findet ihn „ganz sympathisch“. Der weiß auch, dass zwischen ihnen etwas läuft. „Ist sicher nicht leicht für ihn“, sagt er dazu. Es hört sich so an als würde Benni ihn sogar ein bisschen bemitleiden. Die zwei gehen sich momentan aus dem Weg und schweigen über das, was zwischen ihnen steht. Für Benni gibt es trotzdem einen klaren Unterschied. Sagt er jedenfalls. Bei einer offenen Beziehung könne sich prinzipiell schon mehr daraus entwickeln als bei einer Affäre, meint er. Je nachdem wie offen sie ist. Eine Affäre würde er aus Prinzip nur mit Leuten eingehen, für die er sich rein sexuell interessiert.
Wenn man sich als „Dritter“ aber in die andere Person verliebt, muss man schneller befürchten, dass es für einen selbst nicht gut ausgehen könnte. Die Tatsache, dass der Andere mehrere Sexualpartner auf einmal und dann noch einen Hauptpartner hat, reduziert schon irgendwie die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sich für einen und damit für eine monogame Beziehung entscheiden würde, sollte man ihn vor die Wahl stellen. Aber das ist reine Spekulation. Verlieben kann sich der andere schließlich auch. Und vielleicht hat man ja auch Lust dazu, Teil des Gespanns zu werden. Aber wer ist schon gerne das dritte Rad am Wagen?
Neulich erklärten mir Mara und Paul wie ihre offene Beziehung funktioniert. Das Resümee: Eine offene Beziehung benötigt besonders viel Achtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Reflexion. Man muss ständig sicher gehen, dass sich der Partner nicht benachteiligt oder bedroht fühlt. Ein ziemlich komplizierter Balanceakt.
Was in dem Text nicht behandelt wurde, aber in den Kommentaren darunter intensiv diskutiert wurde, war die Frage danach, wie sich so eine Beziehung eigentlich für die außenstehenden Beteiligten anfühlt: Wie viel Verantwortung haben Partner mit einer offenen Beziehung gegenüber dritten (oder sogar mehr) beteiligten Personen? Muss man nicht höllisch aufpassen, dass man anderen nicht weh tut? Und vor allem: Wie ist das eigentlich, wenn man als dritte Person unbeabsichtigt in so eine Konstellation gerät?
Ich wende mich mit diesen Fragen an Benni, 25, von dem ich weiß, dass er schon reichlich Erfahrung mit offenen Beziehungen gemacht hat. Benni hatte nämlich selbst vor ein paar Jahren eine. Seine Bedürfnisse haben sich aber mit der Zeit geändert. Für ihn war irgendwann klar: Wenn schon eine Beziehung, dann etwas Sicheres. Er habe, erzählt er mir, die offene Beziehung lange als Ausrede benutzt, um sich nicht wirklich mit der aktuellen Beziehung, seiner Partnerin und vor allem sich selbst beschäftigen zu müssen. „Die Beziehung ist natürlich katastrophal zu Ende gegangen. So eine offene Beziehung ist einfach unglaublich anstrengend und zeitaufwändig. Ist nichts für mich.“, sagt er.
Das Thema scheint ihn dennoch nicht ganz loszulassen: Seit ein paar Wochen hat er etwas mit einer Frau laufen, die selbst in einer offenen Beziehung ist. Wie fühlt es sich an, auf einmal auf der anderen Seite zu stehen? „Für die dritte Person kann es sicher enttäuschend und natürlich auch belastend sein. Es kommt schnell die Frage auf, inwieweit man sich als Außenstehender abgrenzen kann.“, sagt er. Nicht zu sehr „reinkippen“– also nicht zu viel in sie zuinvestieren, lautet Bennis Devise. Klingt herausfordernd. Ist es auch ein bisschen, meint er. Bei ihm funktioniere das aber momentan „ganz gut“.
Benni wusste von Anfang an, dass die Frau sich in einer offenen Beziehung befindet. Nachdem er gerade glücklicher Single ist, war ihm das eigentlich auch egal. Und jetzt? „Naja.. wenn es IHN nicht geben würde, dann würde ich schon ganz gerne mehr Zeit mit ihr verbringen und sie vielleicht auch ein bisschen besser kennen lernen.“ gibt er zu. Benni weiß, dass der Freund ihre erste Priorität bleiben wird: „Das wurde von Anfang an klar ausgesprochen und ist auch okay für mich.“
Schnell kommt in unserem Gespräch auch die Frage auf, was wohl der Unterschied zwischen der Rolle als „Dritter in einer offenen Beziehung“ und „Dritter in einer Affäre“ ist. Der wohl offensichlichste Unterschied ist, dass man nichts verheimlichen muss und eigentlich kein schlechtes Gewissen haben braucht, dass man womöglich in eine Beziehung reinpfuscht. Ist ja alles erlaubt, was man da tut. Aber so leicht ist es dann wohl auch nicht. Benni etwa kennt den Freund seiner „Nicht-Affäre“ und findet ihn „ganz sympathisch“. Der weiß auch, dass zwischen ihnen etwas läuft. „Ist sicher nicht leicht für ihn“, sagt er dazu. Es hört sich so an als würde Benni ihn sogar ein bisschen bemitleiden. Die zwei gehen sich momentan aus dem Weg und schweigen über das, was zwischen ihnen steht. Für Benni gibt es trotzdem einen klaren Unterschied. Sagt er jedenfalls. Bei einer offenen Beziehung könne sich prinzipiell schon mehr daraus entwickeln als bei einer Affäre, meint er. Je nachdem wie offen sie ist. Eine Affäre würde er aus Prinzip nur mit Leuten eingehen, für die er sich rein sexuell interessiert.
Wenn man sich als „Dritter“ aber in die andere Person verliebt, muss man schneller befürchten, dass es für einen selbst nicht gut ausgehen könnte. Die Tatsache, dass der Andere mehrere Sexualpartner auf einmal und dann noch einen Hauptpartner hat, reduziert schon irgendwie die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sich für einen und damit für eine monogame Beziehung entscheiden würde, sollte man ihn vor die Wahl stellen. Aber das ist reine Spekulation. Verlieben kann sich der andere schließlich auch. Und vielleicht hat man ja auch Lust dazu, Teil des Gespanns zu werden. Aber wer ist schon gerne das dritte Rad am Wagen?