"Die weibliche Periode darf kein Tabu mehr sein!", findet Dilek Özyildirim:
Die Aktivistin Elone hat Damenbinden mit feministischen Parolen beschriftet und an Laternenpfähle geklebt. Okay, das hat bei mir auch erstmal ein Augenrollen ausgelöst: Oh je, noch so ein Feministengedöns, wie bei den Femen-Mädels, die immer mit ihren Brüsten wackeln und Politiker anbrüllen. Man kann über die Binden-Aktion denken, was man will, aber eines hat Elone damit definitiv erreicht: Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist immer gut. Das regt Gedanken an. Fördert den Dialog.
Auf einer der Binden steht: “Imagine if men were as disgusted about rape as they are with periods”, zu Deutsch: „Stell dir vor, Männer fänden Vergewaltigungen genauso ekelhaft wie die Periode.“
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Ja, die Aussage ist ziemlich polarisierend. Will Elone damit sagen, dass sich Männer tatsächlich mehr vor der Periode ekeln als vor Vergewaltigungen? Quatsch. Oder doch?
Zum einen gibt es da einen Trend, den ich bedenklich finde: Der neue Kult um „Rape-Analogien“. Es gibt ein ganzes Memegenre, das sich dem „Raping“ widmet. Zum Beispiel dieser Satz aus dem Urban Dictionary:„Dude, I totally raped your ass during that last game of Age of Empires“. Das Wort “Rape” ist salonfähig geworden. Männer scheinen sich im sprachlichen Gebrauch also schon mal nicht so sehr davor zu ekeln. Bei der Periode fängt es aber damit schon an: Kaum jemand spricht über die monatliche Blutung. Stattdessen läuft der ganze Prozess meist heimlich und schön unbemerkt ab, sodass es ja keiner mitkriegt und sich davor ekeln muss.
Die Menstruation ist eines der letzten und hartnäckigsten Tabuthemen vieler Kulturen. Sie wird als “Beschmutzung” gesehen, totgeschwiegen und höchstens unter Frauen in engem Kreise thematisiert. Und das auch ungern, denn man ekelt sich ja selbst davor, was da aus einem rauskommt. In Ländern, in denen Frauen keinen Zugang zu Tampons und Binden haben, werden sie während ihrer Tage komplett aus der Gesellschaft ausgesschlossen und als unrein bezeichnet. In so ziemlich jeder monotheistischen Religion ist die menstruierende Frau negativ aufgeladen. Und auch dort, wo man aufgeklärt, sucht eine ganze Industrie nach Mitteln, die monatliche Blutung so geheim wie möglich zu halten: Bindenhersteller tüfteln an immer leiser auzufreißenden Bindenverpackungen. Pads gibt es jetzt mit Aloe Vera Duft. Spritzen, die die Periode für mehrere Monate aussetzen, sind schon längst auf dem Markt. Die Periode wird wie eine Krankheit behandelt, die es schnell zu heilen oder zu verstecken gilt.
Ich finde: Wer die Menstruation eklig findet, findet auch Frauen eklig. Denn sie gehört zum Frausein dazu. Und mal ganz ehrlich: Es ist doch nur Blut. Es ist weder schmutzig, noch irgendwie besonders. Wir ekeln uns ja auch nicht vor blutenden Wunden. Da kommt ein Pflaster drauf und fertig. Wieso dann dieses Theater um die Periode? Klar, sie ist nicht gerade angenehm, die Schmerzen und der hygienische Aufwand rauben Kraft und Nerven. Aber nur weil etwas unangenehm ist, muss man es nicht tabuisieren.
Männer können die Periode nicht verstehen, weil sie sie nie am eigenen Leib erleben. Viele ekeln sich also davor, weil sie es nicht kennen. Und da Männer nun mal für lange Zeit die Maßstäbe für alles gesetzt haben, hat sich diese Ablehnnung auch auf die Frauen übertragen. Warum ekeln sich Männer eigentlich nicht vor ihrem Sperma? Es gibt unzählige Cumshot-Videos, in denen Männer mit ihren Sekreten spielerisch Frauengesichter gestalten. Aber andersrum: Frauen, die auf Männer menstruieren? Undenkbar.
Dieser Ekel vor uns selbst kann nicht gesund sein. „Reinheit“ ist ein Begriff, der nichts mit dem Menschen zu tun hat. Die Periode schön zu reden oder zu verstecken, hilft niemanden. So entstehen bloß falsche Vorstellungen davon und vom Frausein generell. „Sekret-Feministinnen“ benutzen radikale Methoden und über deren Stil kann man sich streiten. Aber sie wirken. Sie schocken und lösen Gefühle aus, vom Ekel bis zur Neugier. Sie zeigen den weiblichen Körper so wie er ist.
[seitenumbruch]
"Es ist total okay, die Periode eklig zu finden", sagt Nadja Schlüter:
Irgendwann hat das angefangen. Irgendwann wurde es Trend, Feminismus mit sehr Körperlichem und Intimem zu verbinden. Zum Beispiel mit Periodenblut und allem, was zum Themenfeld "Menstruation" gehört. Die Message von der Gleichberechtigung der Frau oder der Kampf dafür wird dann mit einem T-Shirt mit einer blutenden Vagina drauf befeuert. Oder eine Künstlerin schreibt feministische Botschaften auf Binden. Oder eine Frau ruft sehr laut so etwas Ähnliches wie: „Ja, ich habe meine Tage, verdammte Scheiße!“ durchs Internet. Oder es wird mit blutverschmierten Hosen gegen das Patriarchat demonstriert. Oder es gibt angebliche Trends wie das "Free-Bleeding": keine Binden und Tampons mehr benutzen, sondern einfach laufen lassen.
Das soll wohl wuchtig sein. Besonders mutig, weil irgendwie schmutzig, aber mit „Eben gar nicht schmutzig, sondern total normal!“-Haltung. Das Intime und die Sekrete sind dann Medium für die Botschaft. Aber oft geht es auch darum, dass diese Dinge selbst „enttabuisiert“ werden sollen. Und das ist leider: peinlich. Und schießt am Ziel vorbei.
Man sagt gern, dass alles, was Aufmerksamkeit generiert, gut ist. Elone, die Künstlerin, die Damenbinden mit feministischen Botschaften drauf in der Öffentlichkeit verteilt, hatte wohl genau diesen Gedanken. Weil das Auge der Passanten von einer Binde gestört wird, man ist halt irritiert, wenn etwas am Laternenpfahl statt im Slip klebt. Und weil sie irritiert sind, gehen die Menschen näher ran und lesen, was draufsteht, auf der Binde. Okay. Kann man machen. Aber dann steht auf einer der Binden zu Beispiel: „Stell dir vor, Männer fänden Vergewaltigungen genauso ekelhaft wie die Periode.“
Diese Botschaft sagt zum einen „Vergewaltigung ist ekelhaft“. Da kann natürlich keiner was gegen sagen. Sie sagt aber gleichzeitig, dass es falsch ist, dass Männer die Periode ekelhaft finden. Das schwingt Empörung über diese Tatsache mit. Und die nimmt der anderen, der wichtigeren Botschaft, den Wind aus den Segeln.
Denn zum einen würde ich es bezweifeln, dass die meisten Männer die Periode überhaupt „ekelhaft“ finden, das ist ja schon ein sehr starkes Wort. Sagen wir lieber „unangenehm“, das nämlich bestimmt. Und zum anderen, und darauf will ich eigentlich hinaus, bin ich der festen Überzeugung, dass es okay ist, die Periode unangenehm zu finden. Und zwar für beide Geschlechter. Ein Mal im Monat zu bluten macht Frauen keinen Spaß und Periodenblut sieht weder schön aus noch riecht es gut oder fühlt sich gut an. Es nervt. Es nervt Frauen und Männer. Und das ist völlig in Ordnung. Man muss nicht darauf beharren, wie „natürlich“ das alles ist. Man darf die Nase rümpfen, wenn einem der Geruch aus dem offenen Mülleimer entgegenschlägt. Man darf als Frau Tampons unauffällig in der Hosentasche verschwinden lassen. Und man muss es blöd finden dürfen, wenn Künstlerinnen Binden an Laternen kleben, ohne, dass man gleich verklemmt oder unemanzipiert ist. Der total offene Umgang mit der Monatsblutung hilft niemandem. Frauen nicht, Männern nicht, dem Feminismus nicht. Er ergibt auch einfach keinen Sinn. Wir enttabuisieren ja auch nicht das Urinieren und Defäkieren. Wir haben ja auch lieber keine Rotze am Ärmel. Schon mal was von Kulturleistung gehört? Dass Sekrete privat bleiben ist meines Erachtens eine ziemlich schöne.
Jetzt kann man natürlich sagen: urinieren und defäkieren und sich die Nase putzen, das müssen alle, egal welchen Geschlechts. Bluten, das müssen nur die Frauen. Also muss man darauf aufmerksam machen, wegen Ungleichheit und so! Nein, muss man nicht. Denn die Periode ist ja kein menschengemachter Unterschied der Frau zum Mann, kein soziales Konstrukt, über das aufgeklärt werden müsste. Es ist einer der wenigen biologischen Unterschiede, mit denen wir uns noch rumschlagen müssen. Und die lassen sich, im Gegensatz zu den sozialen, nicht ausmerzen, indem man drüber spricht. Sondern indem man sie verschweigt. Diskret damit umgeht.
Zum Schluss noch Folgendes: Wenn ich miese Laune habe und jemand deswegen in süffisantem Ton „Kriegst du deine Tage, oder was?“ sagt – dann muss ich leider explodieren. Weil das geschmacklos ist. Und sexistisch. Dagegen hilft nur eines: Den Menschen klarmachen, dass sämtliche Kommentare, die irgendeinen Teil des Charakters auf irgendwas Geschlechtspezifisches zurückführen, Schwachsinn sind. Was allerdings nicht dagegen hilft: Die Periode an sich zu thematisieren. Das macht es vielleicht sogar noch schlimmer. Weil man damit ihren Ruf als monatlicher Ausnahmezustand zementiert.
Die Aktivistin Elone hat Damenbinden mit feministischen Parolen beschriftet und an Laternenpfähle geklebt. Okay, das hat bei mir auch erstmal ein Augenrollen ausgelöst: Oh je, noch so ein Feministengedöns, wie bei den Femen-Mädels, die immer mit ihren Brüsten wackeln und Politiker anbrüllen. Man kann über die Binden-Aktion denken, was man will, aber eines hat Elone damit definitiv erreicht: Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist immer gut. Das regt Gedanken an. Fördert den Dialog.
Auf einer der Binden steht: “Imagine if men were as disgusted about rape as they are with periods”, zu Deutsch: „Stell dir vor, Männer fänden Vergewaltigungen genauso ekelhaft wie die Periode.“
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Ja, die Aussage ist ziemlich polarisierend. Will Elone damit sagen, dass sich Männer tatsächlich mehr vor der Periode ekeln als vor Vergewaltigungen? Quatsch. Oder doch?
Zum einen gibt es da einen Trend, den ich bedenklich finde: Der neue Kult um „Rape-Analogien“. Es gibt ein ganzes Memegenre, das sich dem „Raping“ widmet. Zum Beispiel dieser Satz aus dem Urban Dictionary:„Dude, I totally raped your ass during that last game of Age of Empires“. Das Wort “Rape” ist salonfähig geworden. Männer scheinen sich im sprachlichen Gebrauch also schon mal nicht so sehr davor zu ekeln. Bei der Periode fängt es aber damit schon an: Kaum jemand spricht über die monatliche Blutung. Stattdessen läuft der ganze Prozess meist heimlich und schön unbemerkt ab, sodass es ja keiner mitkriegt und sich davor ekeln muss.
Die Menstruation ist eines der letzten und hartnäckigsten Tabuthemen vieler Kulturen. Sie wird als “Beschmutzung” gesehen, totgeschwiegen und höchstens unter Frauen in engem Kreise thematisiert. Und das auch ungern, denn man ekelt sich ja selbst davor, was da aus einem rauskommt. In Ländern, in denen Frauen keinen Zugang zu Tampons und Binden haben, werden sie während ihrer Tage komplett aus der Gesellschaft ausgesschlossen und als unrein bezeichnet. In so ziemlich jeder monotheistischen Religion ist die menstruierende Frau negativ aufgeladen. Und auch dort, wo man aufgeklärt, sucht eine ganze Industrie nach Mitteln, die monatliche Blutung so geheim wie möglich zu halten: Bindenhersteller tüfteln an immer leiser auzufreißenden Bindenverpackungen. Pads gibt es jetzt mit Aloe Vera Duft. Spritzen, die die Periode für mehrere Monate aussetzen, sind schon längst auf dem Markt. Die Periode wird wie eine Krankheit behandelt, die es schnell zu heilen oder zu verstecken gilt.
Ich finde: Wer die Menstruation eklig findet, findet auch Frauen eklig. Denn sie gehört zum Frausein dazu. Und mal ganz ehrlich: Es ist doch nur Blut. Es ist weder schmutzig, noch irgendwie besonders. Wir ekeln uns ja auch nicht vor blutenden Wunden. Da kommt ein Pflaster drauf und fertig. Wieso dann dieses Theater um die Periode? Klar, sie ist nicht gerade angenehm, die Schmerzen und der hygienische Aufwand rauben Kraft und Nerven. Aber nur weil etwas unangenehm ist, muss man es nicht tabuisieren.
Männer können die Periode nicht verstehen, weil sie sie nie am eigenen Leib erleben. Viele ekeln sich also davor, weil sie es nicht kennen. Und da Männer nun mal für lange Zeit die Maßstäbe für alles gesetzt haben, hat sich diese Ablehnnung auch auf die Frauen übertragen. Warum ekeln sich Männer eigentlich nicht vor ihrem Sperma? Es gibt unzählige Cumshot-Videos, in denen Männer mit ihren Sekreten spielerisch Frauengesichter gestalten. Aber andersrum: Frauen, die auf Männer menstruieren? Undenkbar.
Dieser Ekel vor uns selbst kann nicht gesund sein. „Reinheit“ ist ein Begriff, der nichts mit dem Menschen zu tun hat. Die Periode schön zu reden oder zu verstecken, hilft niemanden. So entstehen bloß falsche Vorstellungen davon und vom Frausein generell. „Sekret-Feministinnen“ benutzen radikale Methoden und über deren Stil kann man sich streiten. Aber sie wirken. Sie schocken und lösen Gefühle aus, vom Ekel bis zur Neugier. Sie zeigen den weiblichen Körper so wie er ist.
[seitenumbruch]
"Es ist total okay, die Periode eklig zu finden", sagt Nadja Schlüter:
Irgendwann hat das angefangen. Irgendwann wurde es Trend, Feminismus mit sehr Körperlichem und Intimem zu verbinden. Zum Beispiel mit Periodenblut und allem, was zum Themenfeld "Menstruation" gehört. Die Message von der Gleichberechtigung der Frau oder der Kampf dafür wird dann mit einem T-Shirt mit einer blutenden Vagina drauf befeuert. Oder eine Künstlerin schreibt feministische Botschaften auf Binden. Oder eine Frau ruft sehr laut so etwas Ähnliches wie: „Ja, ich habe meine Tage, verdammte Scheiße!“ durchs Internet. Oder es wird mit blutverschmierten Hosen gegen das Patriarchat demonstriert. Oder es gibt angebliche Trends wie das "Free-Bleeding": keine Binden und Tampons mehr benutzen, sondern einfach laufen lassen.
Das soll wohl wuchtig sein. Besonders mutig, weil irgendwie schmutzig, aber mit „Eben gar nicht schmutzig, sondern total normal!“-Haltung. Das Intime und die Sekrete sind dann Medium für die Botschaft. Aber oft geht es auch darum, dass diese Dinge selbst „enttabuisiert“ werden sollen. Und das ist leider: peinlich. Und schießt am Ziel vorbei.
Man sagt gern, dass alles, was Aufmerksamkeit generiert, gut ist. Elone, die Künstlerin, die Damenbinden mit feministischen Botschaften drauf in der Öffentlichkeit verteilt, hatte wohl genau diesen Gedanken. Weil das Auge der Passanten von einer Binde gestört wird, man ist halt irritiert, wenn etwas am Laternenpfahl statt im Slip klebt. Und weil sie irritiert sind, gehen die Menschen näher ran und lesen, was draufsteht, auf der Binde. Okay. Kann man machen. Aber dann steht auf einer der Binden zu Beispiel: „Stell dir vor, Männer fänden Vergewaltigungen genauso ekelhaft wie die Periode.“
Diese Botschaft sagt zum einen „Vergewaltigung ist ekelhaft“. Da kann natürlich keiner was gegen sagen. Sie sagt aber gleichzeitig, dass es falsch ist, dass Männer die Periode ekelhaft finden. Das schwingt Empörung über diese Tatsache mit. Und die nimmt der anderen, der wichtigeren Botschaft, den Wind aus den Segeln.
Denn zum einen würde ich es bezweifeln, dass die meisten Männer die Periode überhaupt „ekelhaft“ finden, das ist ja schon ein sehr starkes Wort. Sagen wir lieber „unangenehm“, das nämlich bestimmt. Und zum anderen, und darauf will ich eigentlich hinaus, bin ich der festen Überzeugung, dass es okay ist, die Periode unangenehm zu finden. Und zwar für beide Geschlechter. Ein Mal im Monat zu bluten macht Frauen keinen Spaß und Periodenblut sieht weder schön aus noch riecht es gut oder fühlt sich gut an. Es nervt. Es nervt Frauen und Männer. Und das ist völlig in Ordnung. Man muss nicht darauf beharren, wie „natürlich“ das alles ist. Man darf die Nase rümpfen, wenn einem der Geruch aus dem offenen Mülleimer entgegenschlägt. Man darf als Frau Tampons unauffällig in der Hosentasche verschwinden lassen. Und man muss es blöd finden dürfen, wenn Künstlerinnen Binden an Laternen kleben, ohne, dass man gleich verklemmt oder unemanzipiert ist. Der total offene Umgang mit der Monatsblutung hilft niemandem. Frauen nicht, Männern nicht, dem Feminismus nicht. Er ergibt auch einfach keinen Sinn. Wir enttabuisieren ja auch nicht das Urinieren und Defäkieren. Wir haben ja auch lieber keine Rotze am Ärmel. Schon mal was von Kulturleistung gehört? Dass Sekrete privat bleiben ist meines Erachtens eine ziemlich schöne.
Jetzt kann man natürlich sagen: urinieren und defäkieren und sich die Nase putzen, das müssen alle, egal welchen Geschlechts. Bluten, das müssen nur die Frauen. Also muss man darauf aufmerksam machen, wegen Ungleichheit und so! Nein, muss man nicht. Denn die Periode ist ja kein menschengemachter Unterschied der Frau zum Mann, kein soziales Konstrukt, über das aufgeklärt werden müsste. Es ist einer der wenigen biologischen Unterschiede, mit denen wir uns noch rumschlagen müssen. Und die lassen sich, im Gegensatz zu den sozialen, nicht ausmerzen, indem man drüber spricht. Sondern indem man sie verschweigt. Diskret damit umgeht.
Zum Schluss noch Folgendes: Wenn ich miese Laune habe und jemand deswegen in süffisantem Ton „Kriegst du deine Tage, oder was?“ sagt – dann muss ich leider explodieren. Weil das geschmacklos ist. Und sexistisch. Dagegen hilft nur eines: Den Menschen klarmachen, dass sämtliche Kommentare, die irgendeinen Teil des Charakters auf irgendwas Geschlechtspezifisches zurückführen, Schwachsinn sind. Was allerdings nicht dagegen hilft: Die Periode an sich zu thematisieren. Das macht es vielleicht sogar noch schlimmer. Weil man damit ihren Ruf als monatlicher Ausnahmezustand zementiert.