Google kennen die meisten Nutzer als weltweit größte Suchmaschine, was viele nicht wissen: Nun übt sich die Internetfirma im Tierschutz. Gemeinsam mit den Non-Profit-Organisationen Oceana und Skytruth hat Google ein Programm online gestellt, das in großem Stil illegale Fischerei öffentlich sichtbar machen will. Gesetzeswidriger Fischfang ist ein riesiges Problem. Schätzungen zufolge wird weltweit jeder fünfte Fisch ohne Erlaubnis gefangen. „Kaum ein Mensch weiß, was auf hoher See passiert und ob da illegal gefischt wird“, sagt Google-Projektleiter Brian Sullivan. „Das ist nicht akzeptabel.“
Illegaler Fischfang ist ein großes Problem. Die Online-Plattform "Global Fishing Watch" soll für mehr Transparenz auf dem Meer sorgen.
Für mehr Transparenz soll eine Online-Plattform namens Global Fishing Watch sorgen, die seit Kurzem online ist. Auf dieser Webseite sollen in Echtzeit die Fahrten von Fischereischiffen angezeigt werden. Für den Prototypen haben Google & Co die Daten von mehr als 3000 größeren Schiffen aus den Jahren 2012 und 2013 ausgewertet und aufbereitet. Seekarten und kurze Filme zeigen die Routen dieser Trawler und die beliebtesten Fischgründe bestimmter Nationen.
Etwa fünf Millionen Dollar kostet das Projekt. Für Google sei es eine Art imageträchtiges Abfallprodukt, erzählt Sullivan. Vor zwei Jahren habe ein Entwickler bei einer internen Google-Konferenz ein Programm vorgestellt, dass die Fahrten von Schiffen weltweit darstellen kann. Daraus sei die Idee entstanden, die Google-Technologie zu nutzen, um Fischereiboote und ihre illegalen Aktivitäten in den Fokus zu nehmen, so Sullivan. Der wirtschaftliche Schaden durch illegalen Fischfang ist enorm: Elf bis 26 Millionen Tonnen Fisch würden jedes Jahr gesetzeswidrig aus dem Meer geholt, schätzt Oceana. Vermuteter Schaden: zwischen zehn und 23 Milliarden Dollar.
Mit Global Fishing Watch könnten Bürger und Behörden erkennen, ob Schiffe in geschützte Gebiete eindringen, erklärt Sullivan. Etwa Gebiete wie das Great Barrier Reef in Australien, das größte Korallenriff der Erde. Oder ob Kutter in Gegenden fischen, für die sie keinerlei Fangquote haben, und ihre Beute dann auf andere Schiffe umladen. Was grotesk klinge, komme häufiger vor, sagt Alfred Schumm, Meeresexperte des World Wide Fund for Nature (WWF). Ein Grund: In Europa gibt es eine große Flotte von Hochseetrawlern. Das sind schwimmende Fabrikschiffe, die ihren Fang an Bord lagern und wochenlang auf See bleiben. Wenn es für solche XXL–Trawler in der EU nicht mehr genug zu fischen gibt, weichen sie in fremde Gewässer aus – meistens mit und manchmal eben ohne Fangquoten, argwöhnen Umweltschützer. Das ist vor allem für afrikanische Küstenländer mit hoher Korruption und schwacher Wasserschutzpolizei ein Problem: Oft ist es schwierig, sich gegen die illegale Jagd von Trawler zu wehren und heimische Fischer zu schützen.
Solche kriminellen Aktivitäten will Global Fishing Watch jetzt aufdecken: Die Website nutzt dafür die vorhandenen Daten des Automatic Identification Systems (AIS), das ähnlich wie GPS funktioniert. Via Satellit liefert AIS präzise Daten wie etwa Größe, Name und Position eines Schiffes – seit Ende 2000 ist es als verbindlicher Standard in der Schifffahrt vorgeschrieben. In der Europäischen Union etwa müssen alle Fischereischiffe, die länger als 14 Meter sind, mit AIS ausgestattet sein und es dauerhaft angeschaltet haben.
Der Vorstoß stößt auf Interesse, weil illegaler und legaler Fischfang die Weltmeeren bedroht. Die Ozeane sind heftig geplündert worden. Egal, ob Thunfisch, Schwertfisch, Kabeljau oder Heilbutt: Bis zu 90 Prozent der globalen Fischbestände werden bis an die Grenze genutzt (61,3 Prozent) oder sind überfischt (28,8), schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen.
Schuld daran sei das „systematische Leerfischen der Meere“ sagt Sandra Schöttner, Meeresexpertin bei Greenpeace. „Zu viele Schiffe fangen zu viel Fisch.“ Kurz: Die EU hat ihre industrielle Fischfangflotte auf eine nicht mehr nachhaltige Weise aufgebläht und verlagert deshalb die Probleme zunehmend ins Ausland.
Doch die werbewirksame Initiative von Google wird auch kritisiert. „Man macht der Öffentlichkeit jetzt vor, sie könnte ohne tiefere Analyse illegales Fischen erkennen“, sagt WWF-Experte Schumm. Tatsächlich sei es aber schwierig, illegales Tun auf hoher See auf den ersten Blick zu erkennen. „Das kann wie ein Pranger wirken“, sagt Schumm. Der WWF hat sich für eine andere Methode entschieden: Bereits vor zwei Jahren haben die Meeresschützer ein Programm namens Transparent Seas entwickelt. Wie Global Fishery Watch greift es auf AIS-Satelliten-Daten der Schiffe zurück. Der Unterschied: Der WWF veröffentlicht weder Namen noch Zeitangaben, mit deren Hilfe einzelne Schiffe erkennbar sind. Der WWF nutzt diese Daten aber, um mit Politikern zu verhandeln oder um Fischereien zu beraten, die sich um ein Gütesiegel für nachhaltigen Fang bemühen.
Die Webseite als Pranger? Googles Projektleiter Sullivan kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. Natürlich gehe es darum, den öffentlichen Druck auf Fischereischiffe zu erhöhen und den Behörden am Ort zu helfen, illegales Verhalten aufzudecken. „Wir wollen aber niemanden strafrechtlich belangen“, sagt Sullivan. Global Fishing Watch wolle vielmehr dazu beitragen „gutes Verhalten sichtbar zu machen und zu belohnen“.
Doch bis das wirklich passiert, kann es noch länger dauern. Der Grund: Echtzeitdaten von Tausenden Schiffen und Kuttern zu erheben und aufzubereiten ist teuer. Selbst wenn Google dafür Hochleistungsrechner einsetzt, die große Datenmengen bewältigen können. Außerdem fehlen noch etliche Spenden – sie sollen vom Partner Oceana beschafft werden. Sullivan ist trotzdem optimistisch: „Wenn alles klappt, gehen wir Ende 2015 mit Echtzeitdaten online.“
Illegaler Fischfang ist ein großes Problem. Die Online-Plattform "Global Fishing Watch" soll für mehr Transparenz auf dem Meer sorgen.
Für mehr Transparenz soll eine Online-Plattform namens Global Fishing Watch sorgen, die seit Kurzem online ist. Auf dieser Webseite sollen in Echtzeit die Fahrten von Fischereischiffen angezeigt werden. Für den Prototypen haben Google & Co die Daten von mehr als 3000 größeren Schiffen aus den Jahren 2012 und 2013 ausgewertet und aufbereitet. Seekarten und kurze Filme zeigen die Routen dieser Trawler und die beliebtesten Fischgründe bestimmter Nationen.
Etwa fünf Millionen Dollar kostet das Projekt. Für Google sei es eine Art imageträchtiges Abfallprodukt, erzählt Sullivan. Vor zwei Jahren habe ein Entwickler bei einer internen Google-Konferenz ein Programm vorgestellt, dass die Fahrten von Schiffen weltweit darstellen kann. Daraus sei die Idee entstanden, die Google-Technologie zu nutzen, um Fischereiboote und ihre illegalen Aktivitäten in den Fokus zu nehmen, so Sullivan. Der wirtschaftliche Schaden durch illegalen Fischfang ist enorm: Elf bis 26 Millionen Tonnen Fisch würden jedes Jahr gesetzeswidrig aus dem Meer geholt, schätzt Oceana. Vermuteter Schaden: zwischen zehn und 23 Milliarden Dollar.
Mit Global Fishing Watch könnten Bürger und Behörden erkennen, ob Schiffe in geschützte Gebiete eindringen, erklärt Sullivan. Etwa Gebiete wie das Great Barrier Reef in Australien, das größte Korallenriff der Erde. Oder ob Kutter in Gegenden fischen, für die sie keinerlei Fangquote haben, und ihre Beute dann auf andere Schiffe umladen. Was grotesk klinge, komme häufiger vor, sagt Alfred Schumm, Meeresexperte des World Wide Fund for Nature (WWF). Ein Grund: In Europa gibt es eine große Flotte von Hochseetrawlern. Das sind schwimmende Fabrikschiffe, die ihren Fang an Bord lagern und wochenlang auf See bleiben. Wenn es für solche XXL–Trawler in der EU nicht mehr genug zu fischen gibt, weichen sie in fremde Gewässer aus – meistens mit und manchmal eben ohne Fangquoten, argwöhnen Umweltschützer. Das ist vor allem für afrikanische Küstenländer mit hoher Korruption und schwacher Wasserschutzpolizei ein Problem: Oft ist es schwierig, sich gegen die illegale Jagd von Trawler zu wehren und heimische Fischer zu schützen.
Solche kriminellen Aktivitäten will Global Fishing Watch jetzt aufdecken: Die Website nutzt dafür die vorhandenen Daten des Automatic Identification Systems (AIS), das ähnlich wie GPS funktioniert. Via Satellit liefert AIS präzise Daten wie etwa Größe, Name und Position eines Schiffes – seit Ende 2000 ist es als verbindlicher Standard in der Schifffahrt vorgeschrieben. In der Europäischen Union etwa müssen alle Fischereischiffe, die länger als 14 Meter sind, mit AIS ausgestattet sein und es dauerhaft angeschaltet haben.
Der Vorstoß stößt auf Interesse, weil illegaler und legaler Fischfang die Weltmeeren bedroht. Die Ozeane sind heftig geplündert worden. Egal, ob Thunfisch, Schwertfisch, Kabeljau oder Heilbutt: Bis zu 90 Prozent der globalen Fischbestände werden bis an die Grenze genutzt (61,3 Prozent) oder sind überfischt (28,8), schätzt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen.
Schuld daran sei das „systematische Leerfischen der Meere“ sagt Sandra Schöttner, Meeresexpertin bei Greenpeace. „Zu viele Schiffe fangen zu viel Fisch.“ Kurz: Die EU hat ihre industrielle Fischfangflotte auf eine nicht mehr nachhaltige Weise aufgebläht und verlagert deshalb die Probleme zunehmend ins Ausland.
Doch die werbewirksame Initiative von Google wird auch kritisiert. „Man macht der Öffentlichkeit jetzt vor, sie könnte ohne tiefere Analyse illegales Fischen erkennen“, sagt WWF-Experte Schumm. Tatsächlich sei es aber schwierig, illegales Tun auf hoher See auf den ersten Blick zu erkennen. „Das kann wie ein Pranger wirken“, sagt Schumm. Der WWF hat sich für eine andere Methode entschieden: Bereits vor zwei Jahren haben die Meeresschützer ein Programm namens Transparent Seas entwickelt. Wie Global Fishery Watch greift es auf AIS-Satelliten-Daten der Schiffe zurück. Der Unterschied: Der WWF veröffentlicht weder Namen noch Zeitangaben, mit deren Hilfe einzelne Schiffe erkennbar sind. Der WWF nutzt diese Daten aber, um mit Politikern zu verhandeln oder um Fischereien zu beraten, die sich um ein Gütesiegel für nachhaltigen Fang bemühen.
Die Webseite als Pranger? Googles Projektleiter Sullivan kann diesen Vorwurf nicht nachvollziehen. Natürlich gehe es darum, den öffentlichen Druck auf Fischereischiffe zu erhöhen und den Behörden am Ort zu helfen, illegales Verhalten aufzudecken. „Wir wollen aber niemanden strafrechtlich belangen“, sagt Sullivan. Global Fishing Watch wolle vielmehr dazu beitragen „gutes Verhalten sichtbar zu machen und zu belohnen“.
Doch bis das wirklich passiert, kann es noch länger dauern. Der Grund: Echtzeitdaten von Tausenden Schiffen und Kuttern zu erheben und aufzubereiten ist teuer. Selbst wenn Google dafür Hochleistungsrechner einsetzt, die große Datenmengen bewältigen können. Außerdem fehlen noch etliche Spenden – sie sollen vom Partner Oceana beschafft werden. Sullivan ist trotzdem optimistisch: „Wenn alles klappt, gehen wir Ende 2015 mit Echtzeitdaten online.“