Am Anfang gab es das Wort nur in ein paar Rapsongs. Zum Beispiel in folgender Zeile: "Gucci Gucci, Louis Louis, Fendi Fendi, Prada / Basic bitches wear that shit so I don't even bother." Seit ein paar Monaten rotiert die Bezeichnung nun immer schneller im amerikanischen Internet und macht dabei immer mehr Lärm. So viel, dass es nur noch ein paar Monate dauern dürfte, bis sie sich auch hier verbreitet.
Deshalb zur Erklärung: Eine "Basic Bitch" mag Dinge, die jeder mag. Zum Beispiel Gucci und Prada. Aber auch Romantic Comedies, französische Bulldoggen oder Jennifer Aniston ("weil sie so tapfer ist!"). Sie verhält sich so, wie man sich die Frauen vorstellt, über die deutsche Comedians ihre Beziehungswitze machen. Ein bisschen zickig, ein bisschen unsicher, ein bisschen doof.
Eine Basic Bitch hört Beyoncé auf dem iPod, wenn sie samstags shoppen geht und sagt standardmäßig Sätze wie: "Sehe ich darin fett aus?", "Oh Gott, ich brauche einen Welpen!" oder "Oh Gott, ich brauche einen schwulen Freund!" Wenn sie Fotos auf Instagram oder Facebook postet (was sie ständig tut), steht dahinter häufig ein Hashtag wie #blessed, #thankful oder #lovemylife. Die Basic Bitch ist zufrieden mit ihrem Leben und will, dass alle das wissen.
Füllt die Lücke zwischen "langweilig", "trashig" und "beschränkt" - und würde sich selbst natürlich nie so bezeichnen: die "Basic Bitch".
Laut Definition von BuzzFeed ist sie "a boring person with no sense of uniqueness or personality". Das New York Magazine beschreibt sie als "a woman who fails to surprise us."
Ähnlich wie der Hipster würde sich eine Basic Bitch nie selbst als solche bezeichnen. Und auch für sie gibt es längst ein ikonisches Accessoire, sozusagen das Gegenstück zur Hornbrille: das Getränk "Pumpkin Spice Latte", das Starbucks jeden Herbst anbietet. Wenn sich Jahreszeiten ändern und die Konsumindustrie darauf reagiert: Hach, die Basic Bitch liebt sowas! Rote Blätter als Deko in Schaufenstern! Kastanienmännchen! Weihnachtsmärkte!
Man könnte sagen: Eine Basic Bitch ist das, was in Deutschland "Normalo" heißt. Dabei gehört die Basic Bitch gerade nicht zum derzeit ebenfalls beliebten "Normcore"-Trend. Der funktioniert nämlich gerade durch die ironische Brechung der Normalität. Die Basic Bitch hingegen ist ganz und gar ungebrochen. Eine typische Vertreterin unserer Gesellschaft, an die Marketingchefs denken, wenn sie Radio-Morningshows oder Weihnachtskomödien planen: Ein Standardmensch ohne Ausschlag in irgendeine Richtung. Eine Frau in Fabrikeinstellung.
Aber warum reden nun plötzlich alle davon, in Parodie-Videos, Dating-Guides oder Checklisten, warum gibt es ein Basic-Bitch-Tournament (in dem unter anderem Britney Spears, Kate Middleton und Eva Braun gegeneinander antreten) und neuerdings sogar einen Instagram-Account, in dem Männer so tun als seien sie "basic"?
[plugin imagelink link="http://photos-e.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10844018_691997050916012_1472682816_n.jpg" imagesrc="http://photos-e.ak.instagram.com/hphotos-ak-xfa1/10844018_691997050916012_1472682816_n.jpg"] "I soooo needed this today! #CaseOfTheMondays #Stressfree #Vino"
Zum einen liegt das wohl an dem amerikanischen Hang zu Kategorien dieser Art. Nach dem Hipster gab es in den USA zum Beispiel auch den Hype um die "Bros", von dem hierzulande kaum was zu merken war. Der Bro ist ungefähr der Typus "junger, unreifer Single-Mann, der das tut, was die meisten anderen jungen Single-Männer auch tun": Football gucken, trinken, Mädchen ficken.
Die Erklärung dafür ist immer dieselbe: Kategorisierung ist praktisch! Sie macht es nicht nur fürchterlich einfach, Menschen zu klassifizieren – sondern vor allem, sich selbst zu positionieren. Wer einen vollbärtigen Mann mit hochgekrempelter Hose und Clark-Boots als "Hipster" bezeichnet, definiert sich damit ja in Wahrheit selbst, nämlich ex negativo: "Ich habe vielleicht keinen Bartwuchs, erfahre von guten Platten immer erst sechs Wochen zu spät und habe nicht den Mut für ein Tattoo auf dem Handrücken – aber immer noch besser als so ein Pfau!" Weshalb das Wort Hipster ja am liebsten von etwas grauen Menschen verwendet wird, die vor allem durch eines auffallen: ihren uninspirierten Geschmack.
[plugin imagelink link="http://media3.giphy.com/media/KcSkJnnAmv92U/200.gif" imagesrc="http://media3.giphy.com/media/KcSkJnnAmv92U/200.gif"]
Was sagt also das neue Etikett der Basic Bitch über die Urteilenden aus? Zum einen: Wer über "Basicness" lacht, also die demonstrative Zufriedenheit mit dem Mittelmaß, drückt seine eigene Stilsicherheit aus. Dabei füllt der Begriff ziemlich genau das Niemandsland zwischen den Bezeichnungen "langweilig", "trashig" und "beschränkt". Die dürften zwar im Einzelfall eigentlich gemeint sein, wenn über eine Basic Bitch gelästert wird - sie sind aber eben eindeutig bösartig. "Basic" dagegen klingt fast wohlwollend.
Eine Basic Bitch, die sich ja dadurch auszeichnet, dass sie eben kein Pokerface kennt, dass sie mag, was sie mag, und sagt, was sie denkt, ohne zu reflektieren, ob sie dadurch nun "einzigartig" wirkt – sie jedenfalls würde auf den Vorwurf der Basicness vermutlich einfach antworten: "Du blöder Hipster." Und dann einen Sex on the Beach trinken gehen.