Meine Mutter hat mich mitten in der Nacht angerufen. Es war Juni. Wir legten auf und ich brauchte einen Moment, dann begriff ich: Mein Vater war gestorben. Ich rief meinen großen Bruder an, dann noch einmal meine Mutter und habe sogar noch daran gedacht, meinen schwarzen Anzug einzupacken, bevor ich mich ins Auto gesetzt habe und nach Hause gefahren bin.
Früh morgens kam ich zuhause an. Es war noch zu früh, um irgendjemanden anzurufen. Wenn man zu der Zeit anruft, wissen die ja sofort, dass was Schlimmes passiert sein muss. Also haben wir bis zu einer Uhrzeit gewartet, zu der die meisten Menschen langsam wach werden, und dann haben meine Mutter und ich die restlichen Verwandten angerufen: erst die Familie meines Vaters, dann die meiner Mutter. Dann eine Sprechstundenhilfe meines Vaters, er war Arzt. Jemand musste den Patienten absagen.
Als nächstes haben wir das Telefonbuch aufgeschlagen und nach Beerdigungsinstituten gesucht. Niemand von uns hatte sich jemals darüber Gedanken gemacht, welche Bestattungsinstitute in unserer Gegend gut sind. Warum auch? Mein Vater war 62. Wir haben willkürlich einige Institute ausgesucht und dann im Internet geschaut, welches die schönste Website hatte. Wie sollte die Beerdigung meines Vaters werden? Er hatte keine Bestattungsverfügung oder jemals gesagt, wie er beerdigt werden wollte. Das mussten wir jetzt für ihn entscheiden.
Im Beerdigungsinstitut zeigte man uns verschiedene Möglichkeiten. Wir entschieden uns für eine Einäscherung und dafür, dass mein Vater nicht auf einem Friedhof beerdigt werden sollte. Bei uns im Ort gibt es neben dem Friedhof einen Wald, in dem man Urnen beisetzen kann. Dort wollten wir meinen Vater beisetzen.
Wenn jemand stirbt, stellt ein Arzt einen Totenschein über den Verstorbenen aus, mit dem man bei der Gemeindeverwaltung eine Sterbeurkunde beantragen muss. Die Sterbeurkunde braucht man später, um zum Beispiel die Versicherung des Verstorbenen aufzulösen. Die Beantragung der Urkunde kann aber auch das Bestattungsunternehmen für einen übernehmen.
Nach dem Termin im Bestattungsinstitut sind meine Mutter und ich direkt zur Friedhofsverwaltung gefahren und haben einen Baum ausgesucht, unter dem die Urne meines Vaters begraben werden sollte. Wir haben eine große Eiche bei uns im Garten, gleich neben dem Haus. Deswegen entschieden wir uns für eine Eiche.
Danach mussten wir uns dann um den Sarg und die Urne kümmern. Auch bei einer Einäscherung braucht man einen Sarg. Das Bestattungsinstitut hatte Kataloge mit verschiedenen Modellen.
Bis zur Trauerfeier wurde mein Vater in dem Sarg in einem Raum des Bestattungsinstituts aufgebahrt, damit sich alle vom ihm verabschieden konnten. Darum und um die Überführung seines Leichnams aus dem Krankenhaus in die Räume des Bestattungsunternehmens haben sich die Bestatter gekümmert. Wir mussten nur Anziehsachen für meinen Vater aussuchen. Ich weiß noch, dass ich darauf bestanden habe, dass er einen Gürtel angezogen bekommt.
Nachdem wir einen Sarg und eine Urne ausgesucht hatten, haben wir angefangen, die Trauerfeier zu organisieren. Mein Vater war bekannt im Ort, deswegen haben wir eine große Kapelle ausgesucht. Wir sind nicht besonders religiös und haben uns anstatt für einen Pastor für einen freien Redner entschieden. In der Kapelle, die wir für die Trauerfeier haben wollten, ging das. Freie Redner sind professionelle, nichtkirchliche Redner, die die Trauerfeier leiten.
Mittlerweile wusste schon der halbe Ort, was passiert war. Wir hatten erst Angst, dass jemand anderes vor uns eine Traueranzeige in die Zeitung setzt. Von der Zeitung haben wir erfahren, dass sie in der Regel warten, bis die Familie eine Anzeige setzt und erst dann die anderen veröffentlichen. Die Traueranzeige meines Vaters haben wir aus Vorlagen des Bestattungsinstituts zusammengestellt. Darin stand, wann und wo die Trauerfeier stattfand, dass mein Vater bis zu Trauerfeier im Bestattungsinstitut aufgebahrt sein würde und dass wir es besser finden würden, wenn man für einen guten Zweck spendet, anstatt Blumen zu kaufen. Außerdem haben wir für ein Essen nach der Trauerfeier einige Tische in einem Restaurant reserviert, aber das muss man nicht machen. Die Einladungen zum Essen haben wir mit der Post verschickt. Zum Glück hatte meine Mutter einen ganz guten Überblick darüber, wen wir einladen mussten.
Als letztes haben wir uns um die Details der Trauerfeier gekümmert. Der freie Redner war bei uns und hat mit uns über meinen Vater gesprochen, über Dinge, die wir an ihm besonders gemocht und die ihn ausgemacht haben. Wir haben den Kapellenschmuck und Blumenschmuck für den Sarg ausgesucht. Und Musik. Wichtig ist auch, dass man in der Kapelle für die Beerdigung einen langen Zeitraum blockt, damit nicht gleich danach oder davor andere Menschen in den Raum müssen.
Am Tag der Beerdigung hat jeder der Trauergemeinde ein Teelicht für meinen Vater angezündet und an seinen Sarg gestellt. Neben dem freien Redner hat noch ein Bekannter meiner Eltern eine Rede gehalten. Nach der Zeremonie und den Beileidsbekundungen sind wir ins Restaurant gegangen, es gab irgendetwas Einfaches. Ich weiß nicht mehr, was es war, wahrscheinlich war es Suppe.
Der Sarg meines Vaters ist eingeäschert worden. Seine Urne haben wir in einer zweiten, ganz kleinen Trauerfeier im Wald beigesetzt. An der Eiche.
Nadine Wolter, 24, hat diesen Text für Andreas, 28, protokolliert und ist ihm dankbar, dass er seine Erfahrungen geteilt hat.Wie du mit Trauer umgehst und wer dir bei der Bewältigung von Verlusten helfen kann, haben wir in einem anderen Lexikon-Text für dich aufgeschrieben.
Früh morgens kam ich zuhause an. Es war noch zu früh, um irgendjemanden anzurufen. Wenn man zu der Zeit anruft, wissen die ja sofort, dass was Schlimmes passiert sein muss. Also haben wir bis zu einer Uhrzeit gewartet, zu der die meisten Menschen langsam wach werden, und dann haben meine Mutter und ich die restlichen Verwandten angerufen: erst die Familie meines Vaters, dann die meiner Mutter. Dann eine Sprechstundenhilfe meines Vaters, er war Arzt. Jemand musste den Patienten absagen.
Als nächstes haben wir das Telefonbuch aufgeschlagen und nach Beerdigungsinstituten gesucht. Niemand von uns hatte sich jemals darüber Gedanken gemacht, welche Bestattungsinstitute in unserer Gegend gut sind. Warum auch? Mein Vater war 62. Wir haben willkürlich einige Institute ausgesucht und dann im Internet geschaut, welches die schönste Website hatte. Wie sollte die Beerdigung meines Vaters werden? Er hatte keine Bestattungsverfügung oder jemals gesagt, wie er beerdigt werden wollte. Das mussten wir jetzt für ihn entscheiden.
Im Beerdigungsinstitut zeigte man uns verschiedene Möglichkeiten. Wir entschieden uns für eine Einäscherung und dafür, dass mein Vater nicht auf einem Friedhof beerdigt werden sollte. Bei uns im Ort gibt es neben dem Friedhof einen Wald, in dem man Urnen beisetzen kann. Dort wollten wir meinen Vater beisetzen.
Wenn jemand stirbt, stellt ein Arzt einen Totenschein über den Verstorbenen aus, mit dem man bei der Gemeindeverwaltung eine Sterbeurkunde beantragen muss. Die Sterbeurkunde braucht man später, um zum Beispiel die Versicherung des Verstorbenen aufzulösen. Die Beantragung der Urkunde kann aber auch das Bestattungsunternehmen für einen übernehmen.
Nach dem Termin im Bestattungsinstitut sind meine Mutter und ich direkt zur Friedhofsverwaltung gefahren und haben einen Baum ausgesucht, unter dem die Urne meines Vaters begraben werden sollte. Wir haben eine große Eiche bei uns im Garten, gleich neben dem Haus. Deswegen entschieden wir uns für eine Eiche.
Danach mussten wir uns dann um den Sarg und die Urne kümmern. Auch bei einer Einäscherung braucht man einen Sarg. Das Bestattungsinstitut hatte Kataloge mit verschiedenen Modellen.
Bis zur Trauerfeier wurde mein Vater in dem Sarg in einem Raum des Bestattungsinstituts aufgebahrt, damit sich alle vom ihm verabschieden konnten. Darum und um die Überführung seines Leichnams aus dem Krankenhaus in die Räume des Bestattungsunternehmens haben sich die Bestatter gekümmert. Wir mussten nur Anziehsachen für meinen Vater aussuchen. Ich weiß noch, dass ich darauf bestanden habe, dass er einen Gürtel angezogen bekommt.
Nachdem wir einen Sarg und eine Urne ausgesucht hatten, haben wir angefangen, die Trauerfeier zu organisieren. Mein Vater war bekannt im Ort, deswegen haben wir eine große Kapelle ausgesucht. Wir sind nicht besonders religiös und haben uns anstatt für einen Pastor für einen freien Redner entschieden. In der Kapelle, die wir für die Trauerfeier haben wollten, ging das. Freie Redner sind professionelle, nichtkirchliche Redner, die die Trauerfeier leiten.
Mittlerweile wusste schon der halbe Ort, was passiert war. Wir hatten erst Angst, dass jemand anderes vor uns eine Traueranzeige in die Zeitung setzt. Von der Zeitung haben wir erfahren, dass sie in der Regel warten, bis die Familie eine Anzeige setzt und erst dann die anderen veröffentlichen. Die Traueranzeige meines Vaters haben wir aus Vorlagen des Bestattungsinstituts zusammengestellt. Darin stand, wann und wo die Trauerfeier stattfand, dass mein Vater bis zu Trauerfeier im Bestattungsinstitut aufgebahrt sein würde und dass wir es besser finden würden, wenn man für einen guten Zweck spendet, anstatt Blumen zu kaufen. Außerdem haben wir für ein Essen nach der Trauerfeier einige Tische in einem Restaurant reserviert, aber das muss man nicht machen. Die Einladungen zum Essen haben wir mit der Post verschickt. Zum Glück hatte meine Mutter einen ganz guten Überblick darüber, wen wir einladen mussten.
Als letztes haben wir uns um die Details der Trauerfeier gekümmert. Der freie Redner war bei uns und hat mit uns über meinen Vater gesprochen, über Dinge, die wir an ihm besonders gemocht und die ihn ausgemacht haben. Wir haben den Kapellenschmuck und Blumenschmuck für den Sarg ausgesucht. Und Musik. Wichtig ist auch, dass man in der Kapelle für die Beerdigung einen langen Zeitraum blockt, damit nicht gleich danach oder davor andere Menschen in den Raum müssen.
Am Tag der Beerdigung hat jeder der Trauergemeinde ein Teelicht für meinen Vater angezündet und an seinen Sarg gestellt. Neben dem freien Redner hat noch ein Bekannter meiner Eltern eine Rede gehalten. Nach der Zeremonie und den Beileidsbekundungen sind wir ins Restaurant gegangen, es gab irgendetwas Einfaches. Ich weiß nicht mehr, was es war, wahrscheinlich war es Suppe.
Der Sarg meines Vaters ist eingeäschert worden. Seine Urne haben wir in einer zweiten, ganz kleinen Trauerfeier im Wald beigesetzt. An der Eiche.
Nadine Wolter, 24, hat diesen Text für Andreas, 28, protokolliert und ist ihm dankbar, dass er seine Erfahrungen geteilt hat.Wie du mit Trauer umgehst und wer dir bei der Bewältigung von Verlusten helfen kann, haben wir in einem anderen Lexikon-Text für dich aufgeschrieben.
Fünf Tipps, die dir helfen, eine Trauerfeier zu organisieren:
1. Kontrolliere, ob der Verstorbene eine Beerdigungsverfügung hat. Wenn nicht, rede mit engen Familienmitgliedern darüber, wie ihr euch die Beerdigung und Trauerfeier vorstellt und suche dann einen Bestatter.
2. Stelle sicher, dass eine Sterbeurkunde beim Standesamt ausgestellt wird. Dieses Dokument braucht man später, um den Verstorbenen von Ämtern, der Bank und Versicherungen abzumelden. Die Beantragung der Urkunde kann auch der Bestatter übernehmen.
3. Sprich mit der Friedhofsverwaltung über die Grabstelle. Ist die Leiche vom Arzt freigegeben, kannst du in der Kirche oder einer freien Kapelle einen Termin für die Beerdigung ansetzen und einen Geistlichen oder freien Redner ansprechen, der die Zeremonie abhalten soll. Viele Bestattungsinstitute haben eine Liste mit freien Rednern und können Empfehlungen aussprechen.
4. Setze eine Traueranzeige in die Zeitung, damit auch die entfernten Bekannten und Arbeitskollegen des Verstorbenen erfahren, dass er gestorben ist. Hier sollte auch erwähnt werden, wann und wo die Trauerfeier stattfindet. Wenn du nicht möchtest, dass dir auf der Trauerfeier alle ihr Beileid ausdrücken, kannst du das in der Anzeige erwähnen.
5. Kümmere dich um die Details der Trauerfeier wie den Blumenschmuck, die Rede, die Musik und ein eventuelles Essen danach. Lass dir von Familienmitgliedern oder engen Freunden helfen und gib Aufgaben ab.
1. Kontrolliere, ob der Verstorbene eine Beerdigungsverfügung hat. Wenn nicht, rede mit engen Familienmitgliedern darüber, wie ihr euch die Beerdigung und Trauerfeier vorstellt und suche dann einen Bestatter.
2. Stelle sicher, dass eine Sterbeurkunde beim Standesamt ausgestellt wird. Dieses Dokument braucht man später, um den Verstorbenen von Ämtern, der Bank und Versicherungen abzumelden. Die Beantragung der Urkunde kann auch der Bestatter übernehmen.
3. Sprich mit der Friedhofsverwaltung über die Grabstelle. Ist die Leiche vom Arzt freigegeben, kannst du in der Kirche oder einer freien Kapelle einen Termin für die Beerdigung ansetzen und einen Geistlichen oder freien Redner ansprechen, der die Zeremonie abhalten soll. Viele Bestattungsinstitute haben eine Liste mit freien Rednern und können Empfehlungen aussprechen.
4. Setze eine Traueranzeige in die Zeitung, damit auch die entfernten Bekannten und Arbeitskollegen des Verstorbenen erfahren, dass er gestorben ist. Hier sollte auch erwähnt werden, wann und wo die Trauerfeier stattfindet. Wenn du nicht möchtest, dass dir auf der Trauerfeier alle ihr Beileid ausdrücken, kannst du das in der Anzeige erwähnen.
5. Kümmere dich um die Details der Trauerfeier wie den Blumenschmuck, die Rede, die Musik und ein eventuelles Essen danach. Lass dir von Familienmitgliedern oder engen Freunden helfen und gib Aufgaben ab.