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Schnell rum

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Der erste Tag nach Bezahlung der Handy-Rechnung: In den ersten Tagen herrscht vorsichtiges Herantasten an einstmals normales Surfverhalten. Dabei verwundert immer wieder, mit welchem Irrsinnstempo das Handy plötzlich alles erledigt, jetzt, wo wieder Daten-Vollgas gegeben wird. Noch werden trotzdem alle Apps nach Gebrauch sofort geschlossen und Instagram- und Facebook-Besuche eher auf die Zeiten verschoben, in denen man Wlan-Zugriff hat. Die Erinnerung an die vergangenen Drosseltage ist noch zu frisch für Leichtsinn.





Die herrlichen Tage der Sorglosigkeit: Halloo Aaappppppps, wassup?!?! Im Bus werden Facebook, Instagram, Twitter, Jewelthief und Whatsapp gleichzeitig ausführlich bespielt und alle Texte, die auf Twitter oder Facebook empfohlen werden, online geladen und für irgendwann aufgehoben. In Momenten totaler Langeweile (Wartezimmer, öffentlicher Nahverkehr, Tagesschau) wird auch bei miserabler Netzverbindung hemmungslos gesurft, gespielt, gechattet. Fotos der eigenen Füße an das gesamte Adressbuch inklusive. Warum? Weil’s wurscht ist.





„Achtung, Sie haben 80 Prozent Ihres Highspeed-Datenvolumen bereits verbraucht“: Schluck! Noch nicht mal die Hälfte des Monats rum und schon kommt diese schulmeisterhafte SMS. Als erste Maßnahme werden sofort alle 26 Apps geschlossen, wird Facebook nur noch in Notfällen (Wartezimmer, öffentlicher Nahverkehr, Tagesschau) genutzt und keine Fotos der eigenen Füßen mehr verschickt. Diese selbstverordnete Disziplin hält bis zur nächsten U-Bahnfahrt, da sind dann plötzlich alle Regeln ungültig, weil man sich einredet: „So genau weiß ich ja eh nicht, ob wirklich Facebook der größte Datenfresser ist. Könnte ja auch sein, dass es die Wetter-App ist, die ich neulich aus Versehen über Nacht offen gelassen habe . . .“





Zwei Tage später „Ihr Highspeed-Datenvolumen ist aufgebraucht. Ab jetzt surfen Sie wie vertraglich vereinbart bis zum Sankt Nimmerleinstag mit weniger als einem Prozent der verfügbaren Geschwindigkeit“: „Unglaublich! Jetzt schon! Halsabschneider! . . . Oder ist es meine Schuld?“ Selbstekel wechselt sich mit Wut auf den Provider ab. In den ersten Tagen wird weiter stur jede App benutzt, auch wenn es nun bisweilen mehr als zehn Minuten dauert, bis das Telefon eine Route von hundert Metern berechnet hat.





Die letzten 15 Tage: Twittern und SMS schreiben. Und natürlich telefonieren (nicht wirklich), mehr geht nicht mehr. Rein nervlich. Als Benutzer schwankt man zwischen Verzweiflung, dem Gedanken, ob diese erzwungene Entschleunigung jetzt ein Segen ist und der Versuchung, sein Highspeed-Volumen für nur 2,99 Euro pro Monat heraufzusetzen. Und natürlich nimmt man sich vor, im nächsten Monat ein bisschen disziplinierter mit dem Telefon umzugehen. Schließlich kann es doch eigentlich nicht sein, dass man pro Monat mehrere GB nur durch rumdaddeln verbraucht. Oder?



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