Vergangene Woche redeten sehr viele Menschen im Internet über die Form, Beschaffenheit und Oberflächenstruktur einer großen, nackten Kugel. Sie redeten über den Kometen Tschuri, auf dem ein paar Tage zuvor eine Raumsonde gelandet war.
Aber direkt danach folgte in den Hashtag-Listen ein Thema, dem man im Vergleich eher weniger Weltrelevanz zugetraut hätte: der große, nackte Hintern von Kim Kardashian.
Nicki, Miley, Kim - und die in diesem Jahr sehr weibliche Frage: Wer hat den Größten?
Kardashian, bekannt als Star einer Reality-TV-Serie, Rapper-Ehefrau und Besitzerin eines voluminösen Pos, fotografiert diesen gerne vor dem Spiegel für ihre mehr als 21 Millionen Instagram-Fans. Wegen dieser Fotos haben Klatschblogs das Wort „Belfie“ erfunden, die Abkürzung für „Butt Selfie“. Doch diesmal hat Kardashian ihre Rückansicht professionell fotografieren lassen, ein hippes New Yorker Magazin druckte das Bild auf seine Titelseite. Ein nackter Hintern in der Größe zweier Kürbisse. Frisch geölt.
So. Und falls jemand gerade Notizen für einen popkulturellen Jahresrückblick macht, kann er sich gerne schon mal einen Punkt notieren: Dies ist das Jahr des Hinterns, da legen wir uns jetzt schon fest. Das Kardashian-Foto war nämlich nur der letzte und bislang höchste Gipfel in einer Bergkette an Ereignissen, die sich in immer kürzeren Abständen durch das ganze Pop-Jahr gezogen haben – und alle kreisten um dasselbe Thema: den Frauenpo in seiner größten, ausladendsten Form. Den „Bubble Butt“.
Im Sommer konnte man das in seltener Deutlichkeit an der Spitze der amerikanischen Musikcharts ablesen. Auf Platz drei stand die Rapperin Nicki Minaj mit dem Song „Anaconda“. Held und Hauptfigur des Songs ist „My big fat ass“. Auf Platz zwei fand sich ein Song namens „Bang Bang“, ebenfalls unter Mitwirkung von Nicki Minaj, dessen erste Zeilen lauten: „She got a body like an hourglass (. . .) She got a booty like a cadillac“. Und auf der Eins: „All About That Bass“ – die Hymne der vormals unbekannten Meghan Trainor auf die kurvige Frauenfigur. „I’m bringin’ booty back“, heißt es in dem Song unter anderem.
Nun ähneln sich die Themen von Top-5-Hits häufiger mal. Wir Menschen lassen uns ja von der Popindustrie kaum etwas lieber verkaufen als gutgelaunte Songs über Sex. Neu ist aber, dass das gesamte Siegertreppchen der Musikbranche sich mit ein und demselben Körperteil befasst. Und dann auch noch in einer ästhetischen Ausprägung, die – wenigstens in der weißen Popkultur – bislang eher ein Nischendasein fristete. Die „Sanduhrform“, der „booty“, der „fat ass“, der Bubble Butt. Diese Formen entsprachen bis vor kurzem noch einem Subgenre der Pornoindustrie und wurden in der Popmusik fast ausschließlich von afroamerikanischen Rappern gefeiert, ziemlich genau seit Sir Mix-A-Lot 1991 sein legendäres „I like big butts!“ in ein Mikrofon rief.
http://www.youtube.com/watch?v=SYyd0dvNNXU
Irgendwie aber ist der große Hintern aus der Nische in die weiße Mainstream-Popmusik gewandert und hat sich dort offenbar als Erfolgsrezept erwiesen.
Birgit Richard ist Professorin für neue Medien an der Goethe Universität Frankfurt und erforscht solche ästhetischen Paradigmenwechsel. Sie fragt beispielsweise, warum ausgerechnet der Lumberjack-Vollbart seit einiger Zeit Kennzeichen modebewusster Großstädter (Fachausdruck „Lumbersexuals“) ist. Richard beobachtet einen „allgemeinen Trend zu voluminösen weiblichen Körpern“. Nach den aufgepumpten Brüsten seien nun eben die Hinterteile an der Reihe. Das Entscheidende an so einem Wandel sei das Zusammenspiel verschiedener Medien. Eine Kombination von Musik-Clips auf Youtube, Kim Kardashians Belfies und neuer Tanzstile, die plötzlich sehr präsent sind. Dann sagt Richard den entscheidenden Namen: Miley Cyrus.
Die machte mit einem berühmten Auftritt bei den Video Music Awards 2013 das „Twerking“ bekannt – einen Tanzstil, den man kaum eleganter als mit „Arschwackeln“ übersetzen kann. Unter Afroamerikanerinnen ist er schon seit Jahrzehnten beliebt.
Miley Cyrus war bis vor kurzem ein Kinderstar. Der Twerking-Auftritt war einer von vielen gut kalkulierten Skandalen, mit denen sie sich von ihrem Disney-Channel-Image emanzipierte. Youtube quoll daraufhin über von den Heimvideos engagierter junger Frauen beim Twerken. Und die Welt war überrascht. Die am häufigsten gegoogelte Frage im Jahr 2013 – also das Rätsel, das die Menschheit im vergangenen Jahr mehr beschäftigte als zum Beispiel „Wer ist der neue Papst?“ – lautete: „Was ist Twerking?“ Seltsam? „Jedes weibliche Körperteil kann als Fragment zur Ware gemacht werden“, sagt Professorin Birgit Richard dazu. „Es braucht immer neue Anreize.“
Brüste, Beine, Bauch, vormals wichtige Kategorien im Diskurs über die Körper weiblicher Popstars, werden nebensächlicher. Der legendäre Bademodenkalender von Sports Illustrated, ein Seismograf des männlichen Geschmacks in seiner rustikaleren Form, zeigt in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte drei Topmodels auf dem Cover, die dem Betrachter den Hintern zuwenden.
Und der Trend hat längst die Entertainment-Welt verlassen. Vergangene Woche meldete die Nachrichtenagentur AP, die amerikanische Wirtschaft bemerke die wachsende Nachfrage nach einem großen Po: Spezielle Fitnesskurse für den Hintern sind landesweit überbucht. Die Zahl der chirurgischen Po-Vergrößerungen ist seit 2012 angeblich um mehr als die Hälfte gestiegen. „Der Hintern“, verkündete schon im Spätsommer leicht verwundert die New York Times, „wird gerade Amerikas erogene Zone der Wahl.“
Dabei ist die Vorliebe ja nicht ganz neu. In der afro- und lateinamerikanischen Kultur sind große Hintern seit jeher das Schönheitsideal, das erklären dieser Tage etliche US-Psychologen. Sie leiten das sogar historisch her: Ab dem 16. Jahrhundert erlaubte die katholische Kirche Sex nur noch in der Missionarsstellung. Was wiederum in der katholischen Welt (und damit in Lateinamerika) dem weiblichen Hintern einen besonderen Reiz des Verbotenen verlieh.
Jennifer Lopez gilt als die erste Mainstream-Künstlerin, die den großen Po Ende der Neunziger als Sexsymbol etablierte. Beyoncé und Rihanna machten damit weiter. Kim Kardashian machte ihn über ihre TV-Serie außerhalb von Videoclips salonfähig, Nicki Minaj erklärte ihn mit ihrem aktuellen Albumcover quasi zum Unique Selling Point ihrer Karriere.
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Zuletzt meldete sich auch Lopez nochmals zurück. Als wolle sie klarstellen, wer übrigens damals mit dem ganzen Zirkus angefangen habe, veröffentlichte sie im September ihren neuen Song. Der Song heißt, genau, „Booty“. Ging aber ein bisschen unter in der Menge an Twerking-Clips, die inzwischen sogar von der eher als bieder geltenden Taylor Swift kommen.
Was lernen wir daraus? Mit dem Bubble Butt hat ein afroamerikanisches Phänomen den weißen Pop-Mainstream übernommen. Kein unüblicher Verbreitungsweg, siehe Soul, siehe Hip-Hop, siehe House. Der Sänger Bill Withers hat das mal in den schönen Satz gepackt: „Whatever the black kids do, the white kids will follow.“
Kann man das gut finden? Aus irgendwie emanzipatorischer Sicht vielleicht sogar? Hintern werden schließlich nicht mehr auf Apfelgröße gehungert, sondern aufgeplustert, die Debatte um Size-Zero-Hosen könnte bald endgültig austrocknen. Und nicht mehr die Pimp-Rapper, sondern Frauen selbst singen heute stolz über ihren „fat ass“ und beherrschen damit die Popmusik. Mädchen, könnte man sagen, hört auf mit den Brust-OPs und esst stattdessen mehr Muffins!
Aber natürlich ist das leider Quatsch. Weil das Phänomen Bubble Butt nicht einfach die Feier des gemütlichen Sofahinterns ist, sondern eher das Gegenteil: Ein ideales Exemplar (vgl. Minaj, Kardashian 2014) vollbringt ja das physikalische Kunststück, gleichzeitig nach hinten und nach oben abzustehen und muss sich für maximale Dramatik von einer möglichst schmalen Taille absetzen. Der so genannte „brazilian butt lift“, bei dem Fett von der Hüfte in den Po verpflanzt wird, ist deshalb in den USA gerade ein Renner.
Immerhin ein Teil der Modebranche darf sich freuen. Nämlich die Handvoll Hosenhersteller, die schon seit langem eine spezielle Push-Up-Polsterung für den weiblichen Po anbieten. Zum Beispiel die Linie „YMI Wanna Betta Butt“. Dort verzeichnet man im laufenden Geschäftsjahr knapp 50 Prozent mehr Umsatz.
Aber direkt danach folgte in den Hashtag-Listen ein Thema, dem man im Vergleich eher weniger Weltrelevanz zugetraut hätte: der große, nackte Hintern von Kim Kardashian.
Nicki, Miley, Kim - und die in diesem Jahr sehr weibliche Frage: Wer hat den Größten?
Kardashian, bekannt als Star einer Reality-TV-Serie, Rapper-Ehefrau und Besitzerin eines voluminösen Pos, fotografiert diesen gerne vor dem Spiegel für ihre mehr als 21 Millionen Instagram-Fans. Wegen dieser Fotos haben Klatschblogs das Wort „Belfie“ erfunden, die Abkürzung für „Butt Selfie“. Doch diesmal hat Kardashian ihre Rückansicht professionell fotografieren lassen, ein hippes New Yorker Magazin druckte das Bild auf seine Titelseite. Ein nackter Hintern in der Größe zweier Kürbisse. Frisch geölt.
So. Und falls jemand gerade Notizen für einen popkulturellen Jahresrückblick macht, kann er sich gerne schon mal einen Punkt notieren: Dies ist das Jahr des Hinterns, da legen wir uns jetzt schon fest. Das Kardashian-Foto war nämlich nur der letzte und bislang höchste Gipfel in einer Bergkette an Ereignissen, die sich in immer kürzeren Abständen durch das ganze Pop-Jahr gezogen haben – und alle kreisten um dasselbe Thema: den Frauenpo in seiner größten, ausladendsten Form. Den „Bubble Butt“.
Bestimmendes Thema in den US-Charts in diesem Sommer: "My big fat ass"
Im Sommer konnte man das in seltener Deutlichkeit an der Spitze der amerikanischen Musikcharts ablesen. Auf Platz drei stand die Rapperin Nicki Minaj mit dem Song „Anaconda“. Held und Hauptfigur des Songs ist „My big fat ass“. Auf Platz zwei fand sich ein Song namens „Bang Bang“, ebenfalls unter Mitwirkung von Nicki Minaj, dessen erste Zeilen lauten: „She got a body like an hourglass (. . .) She got a booty like a cadillac“. Und auf der Eins: „All About That Bass“ – die Hymne der vormals unbekannten Meghan Trainor auf die kurvige Frauenfigur. „I’m bringin’ booty back“, heißt es in dem Song unter anderem.
Nun ähneln sich die Themen von Top-5-Hits häufiger mal. Wir Menschen lassen uns ja von der Popindustrie kaum etwas lieber verkaufen als gutgelaunte Songs über Sex. Neu ist aber, dass das gesamte Siegertreppchen der Musikbranche sich mit ein und demselben Körperteil befasst. Und dann auch noch in einer ästhetischen Ausprägung, die – wenigstens in der weißen Popkultur – bislang eher ein Nischendasein fristete. Die „Sanduhrform“, der „booty“, der „fat ass“, der Bubble Butt. Diese Formen entsprachen bis vor kurzem noch einem Subgenre der Pornoindustrie und wurden in der Popmusik fast ausschließlich von afroamerikanischen Rappern gefeiert, ziemlich genau seit Sir Mix-A-Lot 1991 sein legendäres „I like big butts!“ in ein Mikrofon rief.
http://www.youtube.com/watch?v=SYyd0dvNNXU
Irgendwie aber ist der große Hintern aus der Nische in die weiße Mainstream-Popmusik gewandert und hat sich dort offenbar als Erfolgsrezept erwiesen.
Birgit Richard ist Professorin für neue Medien an der Goethe Universität Frankfurt und erforscht solche ästhetischen Paradigmenwechsel. Sie fragt beispielsweise, warum ausgerechnet der Lumberjack-Vollbart seit einiger Zeit Kennzeichen modebewusster Großstädter (Fachausdruck „Lumbersexuals“) ist. Richard beobachtet einen „allgemeinen Trend zu voluminösen weiblichen Körpern“. Nach den aufgepumpten Brüsten seien nun eben die Hinterteile an der Reihe. Das Entscheidende an so einem Wandel sei das Zusammenspiel verschiedener Medien. Eine Kombination von Musik-Clips auf Youtube, Kim Kardashians Belfies und neuer Tanzstile, die plötzlich sehr präsent sind. Dann sagt Richard den entscheidenden Namen: Miley Cyrus.
Die machte mit einem berühmten Auftritt bei den Video Music Awards 2013 das „Twerking“ bekannt – einen Tanzstil, den man kaum eleganter als mit „Arschwackeln“ übersetzen kann. Unter Afroamerikanerinnen ist er schon seit Jahrzehnten beliebt.
Miley Cyrus war bis vor kurzem ein Kinderstar. Der Twerking-Auftritt war einer von vielen gut kalkulierten Skandalen, mit denen sie sich von ihrem Disney-Channel-Image emanzipierte. Youtube quoll daraufhin über von den Heimvideos engagierter junger Frauen beim Twerken. Und die Welt war überrascht. Die am häufigsten gegoogelte Frage im Jahr 2013 – also das Rätsel, das die Menschheit im vergangenen Jahr mehr beschäftigte als zum Beispiel „Wer ist der neue Papst?“ – lautete: „Was ist Twerking?“ Seltsam? „Jedes weibliche Körperteil kann als Fragment zur Ware gemacht werden“, sagt Professorin Birgit Richard dazu. „Es braucht immer neue Anreize.“
Brüste, Beine, Bauch, vormals wichtige Kategorien im Diskurs über die Körper weiblicher Popstars, werden nebensächlicher. Der legendäre Bademodenkalender von Sports Illustrated, ein Seismograf des männlichen Geschmacks in seiner rustikaleren Form, zeigt in diesem Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte drei Topmodels auf dem Cover, die dem Betrachter den Hintern zuwenden.
"Whatever the black kids do, the white kids will follow", hat Bill Withers mal gesagt. Stimmt offensichtlich.
Und der Trend hat längst die Entertainment-Welt verlassen. Vergangene Woche meldete die Nachrichtenagentur AP, die amerikanische Wirtschaft bemerke die wachsende Nachfrage nach einem großen Po: Spezielle Fitnesskurse für den Hintern sind landesweit überbucht. Die Zahl der chirurgischen Po-Vergrößerungen ist seit 2012 angeblich um mehr als die Hälfte gestiegen. „Der Hintern“, verkündete schon im Spätsommer leicht verwundert die New York Times, „wird gerade Amerikas erogene Zone der Wahl.“
Dabei ist die Vorliebe ja nicht ganz neu. In der afro- und lateinamerikanischen Kultur sind große Hintern seit jeher das Schönheitsideal, das erklären dieser Tage etliche US-Psychologen. Sie leiten das sogar historisch her: Ab dem 16. Jahrhundert erlaubte die katholische Kirche Sex nur noch in der Missionarsstellung. Was wiederum in der katholischen Welt (und damit in Lateinamerika) dem weiblichen Hintern einen besonderen Reiz des Verbotenen verlieh.
Jennifer Lopez gilt als die erste Mainstream-Künstlerin, die den großen Po Ende der Neunziger als Sexsymbol etablierte. Beyoncé und Rihanna machten damit weiter. Kim Kardashian machte ihn über ihre TV-Serie außerhalb von Videoclips salonfähig, Nicki Minaj erklärte ihn mit ihrem aktuellen Albumcover quasi zum Unique Selling Point ihrer Karriere.
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Zuletzt meldete sich auch Lopez nochmals zurück. Als wolle sie klarstellen, wer übrigens damals mit dem ganzen Zirkus angefangen habe, veröffentlichte sie im September ihren neuen Song. Der Song heißt, genau, „Booty“. Ging aber ein bisschen unter in der Menge an Twerking-Clips, die inzwischen sogar von der eher als bieder geltenden Taylor Swift kommen.
Was lernen wir daraus? Mit dem Bubble Butt hat ein afroamerikanisches Phänomen den weißen Pop-Mainstream übernommen. Kein unüblicher Verbreitungsweg, siehe Soul, siehe Hip-Hop, siehe House. Der Sänger Bill Withers hat das mal in den schönen Satz gepackt: „Whatever the black kids do, the white kids will follow.“
Kann man das gut finden? Aus irgendwie emanzipatorischer Sicht vielleicht sogar? Hintern werden schließlich nicht mehr auf Apfelgröße gehungert, sondern aufgeplustert, die Debatte um Size-Zero-Hosen könnte bald endgültig austrocknen. Und nicht mehr die Pimp-Rapper, sondern Frauen selbst singen heute stolz über ihren „fat ass“ und beherrschen damit die Popmusik. Mädchen, könnte man sagen, hört auf mit den Brust-OPs und esst stattdessen mehr Muffins!
Aber natürlich ist das leider Quatsch. Weil das Phänomen Bubble Butt nicht einfach die Feier des gemütlichen Sofahinterns ist, sondern eher das Gegenteil: Ein ideales Exemplar (vgl. Minaj, Kardashian 2014) vollbringt ja das physikalische Kunststück, gleichzeitig nach hinten und nach oben abzustehen und muss sich für maximale Dramatik von einer möglichst schmalen Taille absetzen. Der so genannte „brazilian butt lift“, bei dem Fett von der Hüfte in den Po verpflanzt wird, ist deshalb in den USA gerade ein Renner.
Immerhin ein Teil der Modebranche darf sich freuen. Nämlich die Handvoll Hosenhersteller, die schon seit langem eine spezielle Push-Up-Polsterung für den weiblichen Po anbieten. Zum Beispiel die Linie „YMI Wanna Betta Butt“. Dort verzeichnet man im laufenden Geschäftsjahr knapp 50 Prozent mehr Umsatz.