Zunächst konnte Elisabeth Pertl gar nicht glauben, was sie da im Internet las. Damals, im Januar dieses Jahres, war TTIP den meisten Menschen unbekannt. Und Pertl fragte sich, warum. Noch am gleichen Abend stellte sie auf der Internetseite des Bundestags die Petition 48994 ein. Darin heißt es: „Der Deutsche Bundestag möge die Bundesregierung auffordern, sich gegen das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen der EU und den USA auszusprechen.“
Vergangenen Samstags protestierten Gegner deutschlandweit gegen das TTIP
Knapp neun Monate später ist die 21-Jährige auf dem Weg nach Berlin, denn an diesem Montag diskutiert der zuständige Ausschuss über ihre Petition. Die dazu nötige Zahl von 50 000 Unterschriften wurde weit übertroffen.
Ihre Biografie ist typisch für viele TTIP-Kritiker: Sie war noch nie auf einer Demo, gehört keiner Partei an. Aber das Freihandelsabkommen mit Amerika, das lässt ihr keine Ruhe. Aufgewachsen ist Pertl dort, wo Bayern aussieht wie im Werbeprospekt: im Chiemgau, in einem Dorf mit 500 Einwohnern. Ihre Eltern hätten einen Naturlandhof, die Alm liege im Naturschutzgebiet, erzählt sie. „Von TTIP würden vor allem die großen Firmen profitieren, und der Druck auf die kleinen Bauern ist schon groß genug. Viel Saatgut ist heute schon hochgezüchtet“, sagt sie.
Abkommen wie TTIP oder der Ceta-Vertrag mit Kanada beschleunigten den Trend zu mehr Profitgier und noch mehr Globalisierung. Die Zulassung von Genmais in der EU sei doch auch beschlossen worden, obwohl die große Mehrheit der Bürger dies ablehnt. „Wozu brauchen wir all das? Uns geht es doch gut genug.“
Pertl sitzt neben einer Voliere, in der sich drei schwarze Schreitvögel mit krummen roten Schnäbeln befinden. Mit diesen und weiteren Waldrappen hat Elisabeth Pertl ihren Sommer verbracht. Drei Monate lang hilft sie, die Zugvögel in Europa anzusiedeln. Sie übernachtet in einem Campingwagen, duscht sich mit dem Gartenschlauch – und ist glücklich. Sie weiß, dass ein Bürojob nichts für sie ist.
„Ich habe von meinen Eltern mitbekommen, dass man sich informieren soll und es okay ist, sich aufzuregen, wenn einem was nicht passt“, sagt sie. Ihr zum Beispiel passt nicht, dass Unternehmen künftig das Recht haben sollen, vor Schiedsgerichten zu klagen, wenn sie sich um Gewinne betrogen fühlen. Wobei Pertl – und auch das ist typisch für viele TTIP-Kritiker – den komplexen Mechanismus nicht genau erklären kann und den genauen Stand der Verhandlungen über diesen Punkt des Abkommens nicht kennt. Es geht weniger um Fakten als um das Gefühl, dass hier etwas in die falsche Richtung läuft.
Sie steht zu ihrer Naivität ebenso wie zu ihrem Engagement. Die Regularien einer Petition sehen vor, dass derjenige, der sie eingereicht hat, 30 Minuten vor dem Ausschuss seine Bedenken vorträgt und danach mit den Bundestagsabgeordneten diskutiert. Als ihr ein Bekannter das erklärt hat, sei sie erschrocken. „Ich will der Sache gerecht werden und habe selbst nicht die Zeit, mich in alle Details einzuarbeiten.“ Pertl ist selbstbewusst, aufmerksam und schlagfertig, doch sie fühlt: „Das ist eine Nummer zu groß.“
Wochenlang ringt sie mit sich, berät mit Freunden und Familie. Gerade erst hat sie ihr Studium begonnen, sie will sich auf Naturschutz und Umweltplanung spezialisieren. „Die Uni ist mir gerade am wichtigsten, darauf will ich mich konzentrieren“, sagt sie. Und so wird Elisabeth Pertl nun mit vielen Freunden bei der Anhörung von Petition 48994 dabei sein, aber nicht ans Rednerpult treten. Die Angst, sich zu verhaspeln oder etwas Falsches zu sagen, ist zu groß. Sie wird einen Bekannten für sich sprechen lassen. Für sich und die vielen Unterzeichner.
Vergangenen Samstags protestierten Gegner deutschlandweit gegen das TTIP
Knapp neun Monate später ist die 21-Jährige auf dem Weg nach Berlin, denn an diesem Montag diskutiert der zuständige Ausschuss über ihre Petition. Die dazu nötige Zahl von 50 000 Unterschriften wurde weit übertroffen.
Ihre Biografie ist typisch für viele TTIP-Kritiker: Sie war noch nie auf einer Demo, gehört keiner Partei an. Aber das Freihandelsabkommen mit Amerika, das lässt ihr keine Ruhe. Aufgewachsen ist Pertl dort, wo Bayern aussieht wie im Werbeprospekt: im Chiemgau, in einem Dorf mit 500 Einwohnern. Ihre Eltern hätten einen Naturlandhof, die Alm liege im Naturschutzgebiet, erzählt sie. „Von TTIP würden vor allem die großen Firmen profitieren, und der Druck auf die kleinen Bauern ist schon groß genug. Viel Saatgut ist heute schon hochgezüchtet“, sagt sie.
Abkommen wie TTIP oder der Ceta-Vertrag mit Kanada beschleunigten den Trend zu mehr Profitgier und noch mehr Globalisierung. Die Zulassung von Genmais in der EU sei doch auch beschlossen worden, obwohl die große Mehrheit der Bürger dies ablehnt. „Wozu brauchen wir all das? Uns geht es doch gut genug.“
Pertl sitzt neben einer Voliere, in der sich drei schwarze Schreitvögel mit krummen roten Schnäbeln befinden. Mit diesen und weiteren Waldrappen hat Elisabeth Pertl ihren Sommer verbracht. Drei Monate lang hilft sie, die Zugvögel in Europa anzusiedeln. Sie übernachtet in einem Campingwagen, duscht sich mit dem Gartenschlauch – und ist glücklich. Sie weiß, dass ein Bürojob nichts für sie ist.
„Ich habe von meinen Eltern mitbekommen, dass man sich informieren soll und es okay ist, sich aufzuregen, wenn einem was nicht passt“, sagt sie. Ihr zum Beispiel passt nicht, dass Unternehmen künftig das Recht haben sollen, vor Schiedsgerichten zu klagen, wenn sie sich um Gewinne betrogen fühlen. Wobei Pertl – und auch das ist typisch für viele TTIP-Kritiker – den komplexen Mechanismus nicht genau erklären kann und den genauen Stand der Verhandlungen über diesen Punkt des Abkommens nicht kennt. Es geht weniger um Fakten als um das Gefühl, dass hier etwas in die falsche Richtung läuft.
Sie steht zu ihrer Naivität ebenso wie zu ihrem Engagement. Die Regularien einer Petition sehen vor, dass derjenige, der sie eingereicht hat, 30 Minuten vor dem Ausschuss seine Bedenken vorträgt und danach mit den Bundestagsabgeordneten diskutiert. Als ihr ein Bekannter das erklärt hat, sei sie erschrocken. „Ich will der Sache gerecht werden und habe selbst nicht die Zeit, mich in alle Details einzuarbeiten.“ Pertl ist selbstbewusst, aufmerksam und schlagfertig, doch sie fühlt: „Das ist eine Nummer zu groß.“
Wochenlang ringt sie mit sich, berät mit Freunden und Familie. Gerade erst hat sie ihr Studium begonnen, sie will sich auf Naturschutz und Umweltplanung spezialisieren. „Die Uni ist mir gerade am wichtigsten, darauf will ich mich konzentrieren“, sagt sie. Und so wird Elisabeth Pertl nun mit vielen Freunden bei der Anhörung von Petition 48994 dabei sein, aber nicht ans Rednerpult treten. Die Angst, sich zu verhaspeln oder etwas Falsches zu sagen, ist zu groß. Sie wird einen Bekannten für sich sprechen lassen. Für sich und die vielen Unterzeichner.