Ein klares Bekenntnis des UN-Sicherheitsrates, ein unmissverständliches Kommuniqué der G-7-Staaten und dazu zahlreiche Einzelzusagen wichtiger UN-Mitglieder – das Versprechen, das die Weltgemeinschaft am Donnerstag im Kampf gegen Ebola abgegeben hat, dürfte in der Geschichte seinesgleichen suchen. Angetrieben von der Einsicht, viel zu lange zugesehen zu haben, angeführt von US-Präsident Barack Obama, der vor einer dramatischen Ausbreitung von Ebola warnte und erklärte, „wir machen nicht genug“, sagten zahlreiche Staaten zu, den betroffenen Ländern Westafrikas zu helfen. Die Weltbank kündigte am Donnerstag an, die Summe der Hilfsgelder von 230 auf 400 Millionen Dollar zu erhöhen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zudem bereits Ende vergangener Woche die Mission Unmeer gegen Ebola ins Leben gerufen.
Eine solche Mission, die sich dem Kampf gegen die Ausbreitung eines hoch-gefährlichen Virus widmet, hat es bei den UN noch nicht gegeben. Dem vorausgegangen war die bisher ebenfalls einzigartige Entscheidung des UN-Sicherheitsrats, die Krankheit zur Gefahr für den Weltfrieden zu erklären, mitgetragen von 130 Staaten. Obama bezeichnete die Ebola-Epidemie in Westafrika als „wachsende Gefahr für die regionale und globale Sicherheit. Wenn es je einen Gesundheitsnotfall gegeben hat, der eine starke und koordinierte internationale Antwort verlangt hat, dann ist es dieser“, sagte Obama.
Die aktuelle Ebola-Epidemie war ein wichtiges Thema bei den UN in New York.
Mit der Entscheidung des Sicherheitsrats – so bewerten es deutsche und andere Delegationen bei der UN-Vollversammlung – ist ein Versprechen formuliert worden, das die Weltgemeinschaft einhalten muss. Nötig waren zuvor dramatische Hilferufe der betroffenen Länder gewesen – und die Entscheidung des US-Präsidenten, 3000 amerikanische Soldaten in den Kampf gegen die Krankheit zu schicken. „Obamas Schritt hat jedem erst die ganze Tragweite der Gefahr bewusst gemacht“, heißt es aus der deutschen Delegation, „offensichtlich hat es diesen Pusch gebraucht, damit alle aufwachen.“
Das gilt auch für die Deutschen. Um ihren Willen zu belegen, hat am Donnerstag Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier das Thema zur Priorität für das Treffen mit den anderen G-7-Staaten erhoben. Deutschland führt seit Juni den Vorsitz der G7. In der Erklärung der G7 heißt es, man sei fest entschlossen, „alle Maßnahmen zu unterstützen, die nötig sind, um das Virus zu stoppen“. Vorausgegangen war am Wochenende eine Reise des neuen Afrika-Beauftragten des Auswärtigen Amtes, Georg Schmidt, in die Krisenregion. Schmidt sollte Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf einen Brief von Bundeskanzlerin Angela Merkel überbringen und sich zugleich ein Bild von der Lage in den Ebola-Gebieten machen. In einem flammenden Appell hatte Sirleaf die Kanzlerin um Hilfe gebeten. Nun hat Merkel ebendiese versprochen.
Dabei geht es nicht nur um Geld; bislang hat die Bundesregierung gut 17 Millionen Euro zugesagt. Mindestens ebenso wichtig sind laut Auswärtigem Amt Vorkehrungen, die den Freiwilligen vor Ort mehr Sicherheit geben sollen. ,,Die Ärzte und Soldaten wollen wissen, was passiert, wenn was passiert‘‘, sagen Diplomaten, „deshalb sind Luftbrücken und sichere Heimflüge im Fall einer Erkrankung von entscheidender Bedeutung.“
Außerdem kam Schmidt mit der Botschaft zurück, dass Präsidentin Sirleaf eindringlich darum gebeten habe, ihr Land nicht allein zu lassen. Seither gilt: „Isoliert die Krankheit, aber isoliert nicht die betroffenen Länder.“ Derzeit fliegen nur noch zwei Fluglinien Liberia an. Auch das, so wird berichtet, schrecke viele potenzielle Helfer ab, sich zu melden; sie werten es als Beleg für die extreme Gefahr, die dort drohe. Gleichzeitig seien Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen am Ende ihrer Möglichkeiten, weil auch sie ihren Freiwilligen den Einsatz nicht ohne längere Pausen zu Hause zumuten möchten. Geholfen werden soll also nicht nur den Kranken vor Ort, sondern auch deren Helfern. Lange war die Organisation Ärzte ohne Grenzen stolz, dass sich keiner ihrer Leute angesteckt hatte. Ende voriger Woche aber wurde nun der erste Fall bekannt. Auch deshalb ist es erklärtes Ziel der Bundesregierung, ,,die Voraussetzungen für eine funktionsfähige Rettungskette zu schaffen‘‘.
Sicher ist nach dem kollektiven Versprechen vom Donnerstag wohl auch, dass die deutsche Hilfe nicht bei 17 Millionen Euro stehen bleiben wird. Angetrieben von zum Teil scharfer Kritik wegen zu zögerlicher Reaktion hat die Regierung nun auch veranlasst, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit technischer Ausrüstung helfen wird. Das Technische Hilfswerk wird sich an Transport und Lagerung von Hilfsgütern beteiligen, außerdem werden das Robert-Koch- und das Bernhard-Nocht-Institut medizinisches Personal in den betroffenen Ländern ausbilden.
Damit versucht die Bundesregierung, Versäumtes wiedergutzumachen. Zumal sie bereits begonnen hat, auch über mittelfristige und nichtmedizinische Hilfe nachzudenken. Denn die Seuche hat nicht nur die Tausenden Erkrankten erwischt. Mittelbar werden noch viel mehr Menschen in Mitleidenschaft gezogen, weil in allen drei Ländern die eigentlich jetzt fällige Ernte ausfallen dürfte. ,,Niemand traut sich derzeit raus, alle fürchten eine Ansteckung‘‘, berichtete Schmidt nach seiner Rückkehr.
In der Frage, warum Berlin und andere so lange zögerlich agiert hätten, verweist das Auswärtige Amt darauf, dass im Juni noch nicht absehbar gewesen sei, wie schnell sich das Virus ausbreiten würde. Trotzdem wird in Berlin eingestanden, dass Obama den entscheidenden Impuls gesetzt habe. Die US-Hilfe addiert sich inzwischen auf mehr als 700 Millionen US-Dollar. Damit wollen die Amerikaner unter anderem knapp 20 Feldlazarette mit je 100 Betten errichten und wöchentlich bis zu 500 einheimische Helfer ausbilden. Es hat sich bereits eine gewisse Arbeitsteilung entwickelt. So werden die USA vor allem Liberia helfen. Großbritannien widmet sich Sierra Leone; Frankreich wird seine Hilfe auf Guinea konzentrieren – und Deutschland will je nach Bedarf überall mithelfen.
Wie es aus dem Auswärtigen Amt heißt, gibt es bei allen Horrorzahlen und Sorgen auch positive Zeichen. Das wichtigste: Zu Beginn starben so gut wie alle Infizierte, die in den betroffenen Ländern in Lazarette gebracht wurden. Inzwischen scheint sich das zu ändern: Immer wieder wird nun von Menschen berichtet, die die Seuche überlebt und die Krankenhäuser verlassen haben. Das, so wird erzählt, gebe den Menschen in den betroffenen Regionen die Hoffnung, dass sie ihre Angehörigen nicht zum Sterben bringen, wenn sie sie in den örtlichen Lazaretten einliefern.
Eine solche Mission, die sich dem Kampf gegen die Ausbreitung eines hoch-gefährlichen Virus widmet, hat es bei den UN noch nicht gegeben. Dem vorausgegangen war die bisher ebenfalls einzigartige Entscheidung des UN-Sicherheitsrats, die Krankheit zur Gefahr für den Weltfrieden zu erklären, mitgetragen von 130 Staaten. Obama bezeichnete die Ebola-Epidemie in Westafrika als „wachsende Gefahr für die regionale und globale Sicherheit. Wenn es je einen Gesundheitsnotfall gegeben hat, der eine starke und koordinierte internationale Antwort verlangt hat, dann ist es dieser“, sagte Obama.
Die aktuelle Ebola-Epidemie war ein wichtiges Thema bei den UN in New York.
Mit der Entscheidung des Sicherheitsrats – so bewerten es deutsche und andere Delegationen bei der UN-Vollversammlung – ist ein Versprechen formuliert worden, das die Weltgemeinschaft einhalten muss. Nötig waren zuvor dramatische Hilferufe der betroffenen Länder gewesen – und die Entscheidung des US-Präsidenten, 3000 amerikanische Soldaten in den Kampf gegen die Krankheit zu schicken. „Obamas Schritt hat jedem erst die ganze Tragweite der Gefahr bewusst gemacht“, heißt es aus der deutschen Delegation, „offensichtlich hat es diesen Pusch gebraucht, damit alle aufwachen.“
Das gilt auch für die Deutschen. Um ihren Willen zu belegen, hat am Donnerstag Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier das Thema zur Priorität für das Treffen mit den anderen G-7-Staaten erhoben. Deutschland führt seit Juni den Vorsitz der G7. In der Erklärung der G7 heißt es, man sei fest entschlossen, „alle Maßnahmen zu unterstützen, die nötig sind, um das Virus zu stoppen“. Vorausgegangen war am Wochenende eine Reise des neuen Afrika-Beauftragten des Auswärtigen Amtes, Georg Schmidt, in die Krisenregion. Schmidt sollte Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf einen Brief von Bundeskanzlerin Angela Merkel überbringen und sich zugleich ein Bild von der Lage in den Ebola-Gebieten machen. In einem flammenden Appell hatte Sirleaf die Kanzlerin um Hilfe gebeten. Nun hat Merkel ebendiese versprochen.
Dabei geht es nicht nur um Geld; bislang hat die Bundesregierung gut 17 Millionen Euro zugesagt. Mindestens ebenso wichtig sind laut Auswärtigem Amt Vorkehrungen, die den Freiwilligen vor Ort mehr Sicherheit geben sollen. ,,Die Ärzte und Soldaten wollen wissen, was passiert, wenn was passiert‘‘, sagen Diplomaten, „deshalb sind Luftbrücken und sichere Heimflüge im Fall einer Erkrankung von entscheidender Bedeutung.“
Außerdem kam Schmidt mit der Botschaft zurück, dass Präsidentin Sirleaf eindringlich darum gebeten habe, ihr Land nicht allein zu lassen. Seither gilt: „Isoliert die Krankheit, aber isoliert nicht die betroffenen Länder.“ Derzeit fliegen nur noch zwei Fluglinien Liberia an. Auch das, so wird berichtet, schrecke viele potenzielle Helfer ab, sich zu melden; sie werten es als Beleg für die extreme Gefahr, die dort drohe. Gleichzeitig seien Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen am Ende ihrer Möglichkeiten, weil auch sie ihren Freiwilligen den Einsatz nicht ohne längere Pausen zu Hause zumuten möchten. Geholfen werden soll also nicht nur den Kranken vor Ort, sondern auch deren Helfern. Lange war die Organisation Ärzte ohne Grenzen stolz, dass sich keiner ihrer Leute angesteckt hatte. Ende voriger Woche aber wurde nun der erste Fall bekannt. Auch deshalb ist es erklärtes Ziel der Bundesregierung, ,,die Voraussetzungen für eine funktionsfähige Rettungskette zu schaffen‘‘.
Sicher ist nach dem kollektiven Versprechen vom Donnerstag wohl auch, dass die deutsche Hilfe nicht bei 17 Millionen Euro stehen bleiben wird. Angetrieben von zum Teil scharfer Kritik wegen zu zögerlicher Reaktion hat die Regierung nun auch veranlasst, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit technischer Ausrüstung helfen wird. Das Technische Hilfswerk wird sich an Transport und Lagerung von Hilfsgütern beteiligen, außerdem werden das Robert-Koch- und das Bernhard-Nocht-Institut medizinisches Personal in den betroffenen Ländern ausbilden.
Damit versucht die Bundesregierung, Versäumtes wiedergutzumachen. Zumal sie bereits begonnen hat, auch über mittelfristige und nichtmedizinische Hilfe nachzudenken. Denn die Seuche hat nicht nur die Tausenden Erkrankten erwischt. Mittelbar werden noch viel mehr Menschen in Mitleidenschaft gezogen, weil in allen drei Ländern die eigentlich jetzt fällige Ernte ausfallen dürfte. ,,Niemand traut sich derzeit raus, alle fürchten eine Ansteckung‘‘, berichtete Schmidt nach seiner Rückkehr.
In der Frage, warum Berlin und andere so lange zögerlich agiert hätten, verweist das Auswärtige Amt darauf, dass im Juni noch nicht absehbar gewesen sei, wie schnell sich das Virus ausbreiten würde. Trotzdem wird in Berlin eingestanden, dass Obama den entscheidenden Impuls gesetzt habe. Die US-Hilfe addiert sich inzwischen auf mehr als 700 Millionen US-Dollar. Damit wollen die Amerikaner unter anderem knapp 20 Feldlazarette mit je 100 Betten errichten und wöchentlich bis zu 500 einheimische Helfer ausbilden. Es hat sich bereits eine gewisse Arbeitsteilung entwickelt. So werden die USA vor allem Liberia helfen. Großbritannien widmet sich Sierra Leone; Frankreich wird seine Hilfe auf Guinea konzentrieren – und Deutschland will je nach Bedarf überall mithelfen.
Wie es aus dem Auswärtigen Amt heißt, gibt es bei allen Horrorzahlen und Sorgen auch positive Zeichen. Das wichtigste: Zu Beginn starben so gut wie alle Infizierte, die in den betroffenen Ländern in Lazarette gebracht wurden. Inzwischen scheint sich das zu ändern: Immer wieder wird nun von Menschen berichtet, die die Seuche überlebt und die Krankenhäuser verlassen haben. Das, so wird erzählt, gebe den Menschen in den betroffenen Regionen die Hoffnung, dass sie ihre Angehörigen nicht zum Sterben bringen, wenn sie sie in den örtlichen Lazaretten einliefern.