Wenn ich erkältet bin, freue ich mich. Denn Kranke müssen brav zuhause bleiben, dürfen nicht zu viel arbeiten und sollen auch keinen Sport machen. Mir bleibt also vor allem: mehr Zeit. Zum Rumhängen, zum Lesen, Labern, Glotzen, Schlafen – Faulenzen im Auftrag der Gesundheit.
Doch da ich normalerweise recht viel Sport mache, wünsche ich mir schon nach ein paar Tagen nichts sehnlicher als endlich wieder joggen gehen zu können. Ich denke mir, dass der psychische Stress, der sich durch zu wenig Bewegung in mir aufstaut, schließlich auch nicht zu meiner Gesundung beiträgt und mache mich auf den Weg. Die Annahme dahinter: „Schneuz’ ich halt paar Tage länger rum, Hauptsache, ich komme kurz raus!“.
"Falsch!", sagt Dr. Tillmann Dahme, Internist und Kardiologe am Uniklinikum Ulm. Genau durch solch ein Verhalten könne man die Erkältung schnell verschleppen und das wiederum könne zu der vielgefürchteten Herzmuskelentzündung führen. Egal, wie heftig oder harmlos die Erkältung, oder –in Dahmes Worten – der "grippale Infekt", einem auch erscheint: Wenn man sich noch nicht wieder hundertprozentig fit fühlt, sollte man die körperliche Belastung in jeder Hinsicht möglichst gering halten und sich bei dem dringenden Wunsch nach Bewegung lieber mit einem vorsichtigen Spaziergang begnügen.
Leider sei der Begriff „eine Erkältung verschleppen“ aber tatsächlich auch sehr schwammig, so Tillmann Dahme. Diese Formulierung beschreibe eben nur, dass eine Erkrankung nicht ganz ausgeheilt wurde und die für sie verantwortlichen Erreger weiterhin im Körper ihr Unwesen treiben. Im besten Fall kriegt das Immunsystem sie dann eben einfach paar Tage später in den Griff, im schlimmsten Fall können sie sich zu einer Krankheit ausweiten, die viel gefährlicher ist als das Ursprungsleiden.
Auch andere Krankheiten könne man natürlich verschleppen, erzählt Dahme, aber die meist nach einem grippalen Infekt auftretende Herzmuskelentzündung sei die, vor der die Leute die meiste Angst haben. Denn sie ist nicht nur akut lebensbedrohlich, sie läuft auch nahezu symptomfrei ab, was eine spezifische Therapie zur rechten Zeit sehr schwierig macht.
Aber was genau passiert eigentlich bei einer Herzmuskelentzündung und wieso kriegt man von ihr meist gar nichts mit? „Dieselben Viren, die schon den grippalen Infekt ausgelöst haben, greifen bei einer sogenannten Verschleppung direkt den Herzmuskel an“, so Dahme. Das Herz pumpt langsamer. Das merkt man nicht, denn es tut nicht weh. Und dass das Atmen schwerer fällt als sonst, schiebt man gerne mal auf die Erkältung. Bei starker Atemnot oder wenn die Erkältung nach zwei Wochen noch immer nicht abgeklungen ist, sollte man zum Arzt gehen. „Denn unter ungünstigen Umständen kann die Herzmuskelentzündung zu Herzrhythmusstörung und einem plötzlichen Herztod führen“. Manchmal bekommt der Körper eine solche Herzmuskelentzündung selbst in den Griff, manchmal eben nicht. Und sie folgt nicht auf jede verschleppte Erkältung oder jeden verschleppten Infekt. „Es sind nur ganz bestimmte Erreger, die eine Herzmuskelentzündung auslösen können, und ob man die während einer Erkältung in sich trägt oder nicht, das kann man vor Ausbruch der Entzündung nicht sagen“, so Dahme. In manchen Viren-Epidemien kämen die Erreger eben vor, in anderen nicht.
Besonders gefährdet sind Leistungssportler. Im Falle einer Erkältung oder eines Infekts gilt zwar offiziell absolutes Trainingsverbot, doch genau deshalb verschweigen oder verharmlosen vor allem junge Sportler ihre Wehwehchen gern – in der Hoffnung nicht zu lange ausfallen zu müssen.
Überhaupt ist die Herzmuskelentzündung offenbar eine Krankheit der Jugend. „Die meisten Patienten, die damit zu uns kommen, sind zwischen 18 und 40 Jahren alt“, erzählt Dahme. Das könne daran liegen, dass junge Leute mehr Sport machen und damit das Risiko für eine Verschleppung höher ist.
Aber all diese Informationen sind kein Grund hypochondrisch zu werden und nach jeder Erkältung vorsorglich zum Arzt zu rennen, um sein Herz überprüfen zu lassen. Übermäßig häufig tritt eine Herzmuskelentzündung nicht auf, sagt Dahme, auf seiner Station behandle er lediglich zwei bis drei Fälle im Monat und das, obwohl die Abteilung auf Herzleiden spezialisiert ist und die Klinik ein großes Einzugsgebiet hat. Außerdem ist es leicht, eine Verschleppung zu vermeiden: Wie so oft im Leben ist es das Beste, seiner Intuition zu vertrauen. „Wenn Ihre Nase läuft, Sie sich aber gesund fühlen, können Sie Sport machen“, meint Dahme. Denn nicht jeder, der niest, ist erkältet. Er könnte zum Beispiel eine Allergie haben.
Allgemein aber gilt: Körperliche Belastung beeinträchtigt das Immunsystem. Deshalb rät der Arzt: „Wer sich krank fühlt, sollte Sport vermeiden. Das heißt nicht, dass Sie im Bett liegen müssen – dass das besonders gut hilft, ist nicht bewiesen –, aber Sie sollten sich schonen.“ An Abgeschlagenheit oder Fieber erkenne man, dass man sich nicht strapazieren sollte, ebenso daran, dass eine Bewegung viel mehr Anstrengung erfordert als sonst. „Spazierengehen oder Treppensteigen sind eigentlich gesund, wer dabei aber stehen bleiben muss, nur schwer Luft bekommt oder übermäßig schwitzt, der weiß, dass er sich noch schonen sollte. Ähnlich wie beim Trainieren spürt man als Kranker seine Grenzen. Und während Sportler versuchen diese zu überwinden, sollten Kranke aufhören, wenn sie sie bemerken“.
Anne Kratzer, 23, kann kaum glauben, was sie bei der Recherche zu diesem Text so alles herausfand - zum Beispiel, dass das Immunsystem nach einem Marathonlauf ähnlich down ist, wie bei einem Aids-Patienten. Ein Grund mehr, das Joggen nicht zu unterschätzen.
Doch da ich normalerweise recht viel Sport mache, wünsche ich mir schon nach ein paar Tagen nichts sehnlicher als endlich wieder joggen gehen zu können. Ich denke mir, dass der psychische Stress, der sich durch zu wenig Bewegung in mir aufstaut, schließlich auch nicht zu meiner Gesundung beiträgt und mache mich auf den Weg. Die Annahme dahinter: „Schneuz’ ich halt paar Tage länger rum, Hauptsache, ich komme kurz raus!“.
"Falsch!", sagt Dr. Tillmann Dahme, Internist und Kardiologe am Uniklinikum Ulm. Genau durch solch ein Verhalten könne man die Erkältung schnell verschleppen und das wiederum könne zu der vielgefürchteten Herzmuskelentzündung führen. Egal, wie heftig oder harmlos die Erkältung, oder –in Dahmes Worten – der "grippale Infekt", einem auch erscheint: Wenn man sich noch nicht wieder hundertprozentig fit fühlt, sollte man die körperliche Belastung in jeder Hinsicht möglichst gering halten und sich bei dem dringenden Wunsch nach Bewegung lieber mit einem vorsichtigen Spaziergang begnügen.
Leider sei der Begriff „eine Erkältung verschleppen“ aber tatsächlich auch sehr schwammig, so Tillmann Dahme. Diese Formulierung beschreibe eben nur, dass eine Erkrankung nicht ganz ausgeheilt wurde und die für sie verantwortlichen Erreger weiterhin im Körper ihr Unwesen treiben. Im besten Fall kriegt das Immunsystem sie dann eben einfach paar Tage später in den Griff, im schlimmsten Fall können sie sich zu einer Krankheit ausweiten, die viel gefährlicher ist als das Ursprungsleiden.
Auch andere Krankheiten könne man natürlich verschleppen, erzählt Dahme, aber die meist nach einem grippalen Infekt auftretende Herzmuskelentzündung sei die, vor der die Leute die meiste Angst haben. Denn sie ist nicht nur akut lebensbedrohlich, sie läuft auch nahezu symptomfrei ab, was eine spezifische Therapie zur rechten Zeit sehr schwierig macht.
Aber was genau passiert eigentlich bei einer Herzmuskelentzündung und wieso kriegt man von ihr meist gar nichts mit? „Dieselben Viren, die schon den grippalen Infekt ausgelöst haben, greifen bei einer sogenannten Verschleppung direkt den Herzmuskel an“, so Dahme. Das Herz pumpt langsamer. Das merkt man nicht, denn es tut nicht weh. Und dass das Atmen schwerer fällt als sonst, schiebt man gerne mal auf die Erkältung. Bei starker Atemnot oder wenn die Erkältung nach zwei Wochen noch immer nicht abgeklungen ist, sollte man zum Arzt gehen. „Denn unter ungünstigen Umständen kann die Herzmuskelentzündung zu Herzrhythmusstörung und einem plötzlichen Herztod führen“. Manchmal bekommt der Körper eine solche Herzmuskelentzündung selbst in den Griff, manchmal eben nicht. Und sie folgt nicht auf jede verschleppte Erkältung oder jeden verschleppten Infekt. „Es sind nur ganz bestimmte Erreger, die eine Herzmuskelentzündung auslösen können, und ob man die während einer Erkältung in sich trägt oder nicht, das kann man vor Ausbruch der Entzündung nicht sagen“, so Dahme. In manchen Viren-Epidemien kämen die Erreger eben vor, in anderen nicht.
Besonders gefährdet sind Leistungssportler. Im Falle einer Erkältung oder eines Infekts gilt zwar offiziell absolutes Trainingsverbot, doch genau deshalb verschweigen oder verharmlosen vor allem junge Sportler ihre Wehwehchen gern – in der Hoffnung nicht zu lange ausfallen zu müssen.
Überhaupt ist die Herzmuskelentzündung offenbar eine Krankheit der Jugend. „Die meisten Patienten, die damit zu uns kommen, sind zwischen 18 und 40 Jahren alt“, erzählt Dahme. Das könne daran liegen, dass junge Leute mehr Sport machen und damit das Risiko für eine Verschleppung höher ist.
Aber all diese Informationen sind kein Grund hypochondrisch zu werden und nach jeder Erkältung vorsorglich zum Arzt zu rennen, um sein Herz überprüfen zu lassen. Übermäßig häufig tritt eine Herzmuskelentzündung nicht auf, sagt Dahme, auf seiner Station behandle er lediglich zwei bis drei Fälle im Monat und das, obwohl die Abteilung auf Herzleiden spezialisiert ist und die Klinik ein großes Einzugsgebiet hat. Außerdem ist es leicht, eine Verschleppung zu vermeiden: Wie so oft im Leben ist es das Beste, seiner Intuition zu vertrauen. „Wenn Ihre Nase läuft, Sie sich aber gesund fühlen, können Sie Sport machen“, meint Dahme. Denn nicht jeder, der niest, ist erkältet. Er könnte zum Beispiel eine Allergie haben.
Allgemein aber gilt: Körperliche Belastung beeinträchtigt das Immunsystem. Deshalb rät der Arzt: „Wer sich krank fühlt, sollte Sport vermeiden. Das heißt nicht, dass Sie im Bett liegen müssen – dass das besonders gut hilft, ist nicht bewiesen –, aber Sie sollten sich schonen.“ An Abgeschlagenheit oder Fieber erkenne man, dass man sich nicht strapazieren sollte, ebenso daran, dass eine Bewegung viel mehr Anstrengung erfordert als sonst. „Spazierengehen oder Treppensteigen sind eigentlich gesund, wer dabei aber stehen bleiben muss, nur schwer Luft bekommt oder übermäßig schwitzt, der weiß, dass er sich noch schonen sollte. Ähnlich wie beim Trainieren spürt man als Kranker seine Grenzen. Und während Sportler versuchen diese zu überwinden, sollten Kranke aufhören, wenn sie sie bemerken“.
Anne Kratzer, 23, kann kaum glauben, was sie bei der Recherche zu diesem Text so alles herausfand - zum Beispiel, dass das Immunsystem nach einem Marathonlauf ähnlich down ist, wie bei einem Aids-Patienten. Ein Grund mehr, das Joggen nicht zu unterschätzen.
Fünf Tipps, die dir erklären, was eine Herzmuskelentzündung ist und wie du dich vor ihr schützt.
1. Nicht jede verschleppte Erkältung führt zu einer Herzmuskelentzündung. Nur bestimmte Erreger lösen sie aus.
2. Die Herzmuskelentzündung tritt zwar nur selten auf, kommt es jedoch so weit, wird es gefährlich: Es gibt keine Therapie dagegen.
3. Um eine Verschleppung zu verhindern, sollte, wer sich krank fühlt, auf Sport verzichten. Spazieren gehen ist aber in Ordnung.
4. Wenn man sich gesund fühlt, kann man sich belasten. Selbst wenn man niesen muss oder die Nase läuft. Das liegt dann womöglich nicht an einem Infekt sondern nur an einer Allergie.
5. Eigentlich heilt eine Erkältung von selbst. Plagen einen die Symptome nach zwei Wochen noch immer, sollte man dennoch zum Arzt gehen.
1. Nicht jede verschleppte Erkältung führt zu einer Herzmuskelentzündung. Nur bestimmte Erreger lösen sie aus.
2. Die Herzmuskelentzündung tritt zwar nur selten auf, kommt es jedoch so weit, wird es gefährlich: Es gibt keine Therapie dagegen.
3. Um eine Verschleppung zu verhindern, sollte, wer sich krank fühlt, auf Sport verzichten. Spazieren gehen ist aber in Ordnung.
4. Wenn man sich gesund fühlt, kann man sich belasten. Selbst wenn man niesen muss oder die Nase läuft. Das liegt dann womöglich nicht an einem Infekt sondern nur an einer Allergie.
5. Eigentlich heilt eine Erkältung von selbst. Plagen einen die Symptome nach zwei Wochen noch immer, sollte man dennoch zum Arzt gehen.