Mit einem Besuch am Hartmannsweilerkopf in den Vogesen haben Frankreichs Staatschef François Hollande und Bundespräsident Joachim Gauck am Sonntag die zweitägigen Gedenkfeierlichkeiten zum Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eröffnet. Der Hartmannsweilerkopf wird im Volksmund auch als „Menschenfresserberg“ bezeichnet, weil hier Zehntausende deutsche und französische Soldaten starben. Um die Bergkuppe herum liegen heute noch Metallreste, Bunker und Schützengräben.
Gemeinsam erinnern: Gauck und Hollande in der Krypta der Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf
Hollande sagte in seiner Rede auf dem Hartmannsweilerkopf vor etwa 300 überwiegend französischen Gästen und Gardekorps-Mitgliedern, die zum Teil in Uniformen des Ersten Weltkriegs gekleidet waren, es sei das erste Mal, dass ein deutscher Präsident diese Gedenkstätte besuche. Als einer der ersten deutschen Gäste war Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann angereist. Gauck wich von seinem Redemanuskript ab und teilte seine Überwältigung mit den Zuhörern, die zum Teil mehrere Stunden seit dem Morgen auf die Staatschefs gewartet hatten: „Unsere Großväter hätten es nicht für möglich gehalten, dass wir beide hier eines Tages gemeinsam stehen.“
Der fast 1000 Meter hohe Hartmannsweilerkopf war von 1914 bis 1918 aufgrund seiner strategisch günstigen Lage erbittert von Deutschen und Franzosen umkämpft worden. Zwischen 25 000 und 30 000 Soldaten beider Länder kamen damals bei der Schlacht ums Leben. Heute gibt es dort eine Esplanade, einen goldfarbenen Erinnerungsstein und eine düstere Krypta. Auf dem Berggipfel gegenüber steht ein überdimensioniertes Kreuz. Etwa 200000 Menschen besuchen jährlich den Berg in den Vogesen.
Hollande und Gauck nahmen in ihren Ansprachen auch auf aktuelle Themen Bezug. Hollande sagte, Frankreich und Deutschland arbeiteten beide vereint auf eine Lösung des Ukraine-Konflikts hin. Hollande erwähnte auch den jüngsten Nahost-Konflikt im Gazastreifen. Am Abend zuvor hatten mehrere Tausend vor allem arabischstämmige Menschen in Paris für ein Ende des israelischen Armee-Einsatzes demonstriert.
Bei der Zeremonie, bei der auch die deutsche Nationalhymne gesungen wurde, legten Gauck und Hollande den Grundstein für den Bau eines deutsch-französischen Lehrzentrums, das sich mit der Schlacht am Hartmannsweilerkopf beschäftigen und die Ursachen und Konsequenzen des Ersten Weltkriegs zum Inhalt haben soll. Bislang war der Hartmannsweilerkopf eine rein nationale Gedenkstätte. Mit dem unter anderem vom deutschen Außenministerium kofinanzierten neuen Museum soll ein deutsch-französischer Erinnerungsort geschaffen werden, der beide Sichtweisen auf den Krieg berücksichtigt.
Gauck sagte, es sei „lange Zeit nicht vorstellbar“ gewesen, dass Frankreich und Deutschland „einmal zwei selbstbewusste, zugleich einander freundliche Nachbarn“ sein würden. Die Versöhnung zwischen beiden Nationen „können wir nur als Geschenk begreifen“. Der Hartmannsweilerkopf sei ein Ort, „der wie wenige andere die Sinnlosigkeit dieser Jahre symbolisiert“.
Zu der Veranstaltung eingeladen waren auch Dutzende junge Männer und Frauen, die im deutsch-französischen Jugendwerk organisiert sind. Eine Jugendliche las vor, welches Rezept die junge Generation habe zur Vermeidung kriegerischer Konflikte: „Wir müssen uns einfach vernetzen“, sagte sie mit einem gehörigen Schuss Pragmatismus, „und Fremdsprachen lernen.“
Gauck sprach den Jugendlichen seinen Dank aus für ihr Engagement, das die Zivilgesellschaft bereichere. Europa, sagte der Bundespräsident, sei zwar „ein schwieriges Projekt“, dies solle jedoch kein Grund sein, „populistischen Strömungen nachzugeben, die wohlfeil mit antieuropäischen Parolen Stimmung machen“.
Nach dem Mittagessen in einem Berggasthof, in dem François Truffaut den Filmklassiker „Jules und Jim“ gedreht hat, flog Gauck anschließend weiter nach Belgien, wo an diesem Montag in Lüttich, Löwen und Mons die Erinnerungszeremonien an den Ersten Weltkrieg fortgesetzt werden sollten.
Auf dem Militärfriedhof St. Symphorien östlich von Mons soll Montagabend mit einem Konzert auch der britischen Gefallenen gedacht werden. Der britische Premierminister David Cameron wird dort eine kurze Rede halten. In Lüttich werden an diesem Montag Staats- und Regierungschefs aus 80 Ländern erwartet sowie der Herzog von Cambridge, Prinz William, und seine Frau Kate. Unter anderen kommen die Staats- und Regierungschefs von Malta, Albanien und Montenegro. Auch Vertreter der Cook-Islands werden erwartet. In Belgien wird Gauck von König Philippe empfangen. Die Feiern gelten als einer der Höhepunkte in diesem Gedenkjahr.
Auslöser des Krieges war das Attentat eines serbischen Terroristen auf den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este und dessen Frau Sophie bei deren Visite in Sarajevo im Juni 1914. Das deutsche Reich hatte dem damaligen Habsburger-Reich Österreich-Ungarn seine volle Unterstützung zugesagt, sämtliche Truppen mobilisiert und sowohl Frankreich als auch Russland Anfang August den Krieg erklärt. 70 Millionen Soldaten aus 72 Staaten und damaligen Kolonialgebieten waren involviert. Circa 17 Millionen Soldaten und Zivilisten starben in dem Krieg.
Gemeinsam erinnern: Gauck und Hollande in der Krypta der Gedenkstätte am Hartmannsweilerkopf
Hollande sagte in seiner Rede auf dem Hartmannsweilerkopf vor etwa 300 überwiegend französischen Gästen und Gardekorps-Mitgliedern, die zum Teil in Uniformen des Ersten Weltkriegs gekleidet waren, es sei das erste Mal, dass ein deutscher Präsident diese Gedenkstätte besuche. Als einer der ersten deutschen Gäste war Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann angereist. Gauck wich von seinem Redemanuskript ab und teilte seine Überwältigung mit den Zuhörern, die zum Teil mehrere Stunden seit dem Morgen auf die Staatschefs gewartet hatten: „Unsere Großväter hätten es nicht für möglich gehalten, dass wir beide hier eines Tages gemeinsam stehen.“
Der fast 1000 Meter hohe Hartmannsweilerkopf war von 1914 bis 1918 aufgrund seiner strategisch günstigen Lage erbittert von Deutschen und Franzosen umkämpft worden. Zwischen 25 000 und 30 000 Soldaten beider Länder kamen damals bei der Schlacht ums Leben. Heute gibt es dort eine Esplanade, einen goldfarbenen Erinnerungsstein und eine düstere Krypta. Auf dem Berggipfel gegenüber steht ein überdimensioniertes Kreuz. Etwa 200000 Menschen besuchen jährlich den Berg in den Vogesen.
Hollande und Gauck nahmen in ihren Ansprachen auch auf aktuelle Themen Bezug. Hollande sagte, Frankreich und Deutschland arbeiteten beide vereint auf eine Lösung des Ukraine-Konflikts hin. Hollande erwähnte auch den jüngsten Nahost-Konflikt im Gazastreifen. Am Abend zuvor hatten mehrere Tausend vor allem arabischstämmige Menschen in Paris für ein Ende des israelischen Armee-Einsatzes demonstriert.
Bei der Zeremonie, bei der auch die deutsche Nationalhymne gesungen wurde, legten Gauck und Hollande den Grundstein für den Bau eines deutsch-französischen Lehrzentrums, das sich mit der Schlacht am Hartmannsweilerkopf beschäftigen und die Ursachen und Konsequenzen des Ersten Weltkriegs zum Inhalt haben soll. Bislang war der Hartmannsweilerkopf eine rein nationale Gedenkstätte. Mit dem unter anderem vom deutschen Außenministerium kofinanzierten neuen Museum soll ein deutsch-französischer Erinnerungsort geschaffen werden, der beide Sichtweisen auf den Krieg berücksichtigt.
Gauck sagte, es sei „lange Zeit nicht vorstellbar“ gewesen, dass Frankreich und Deutschland „einmal zwei selbstbewusste, zugleich einander freundliche Nachbarn“ sein würden. Die Versöhnung zwischen beiden Nationen „können wir nur als Geschenk begreifen“. Der Hartmannsweilerkopf sei ein Ort, „der wie wenige andere die Sinnlosigkeit dieser Jahre symbolisiert“.
Zu der Veranstaltung eingeladen waren auch Dutzende junge Männer und Frauen, die im deutsch-französischen Jugendwerk organisiert sind. Eine Jugendliche las vor, welches Rezept die junge Generation habe zur Vermeidung kriegerischer Konflikte: „Wir müssen uns einfach vernetzen“, sagte sie mit einem gehörigen Schuss Pragmatismus, „und Fremdsprachen lernen.“
Gauck sprach den Jugendlichen seinen Dank aus für ihr Engagement, das die Zivilgesellschaft bereichere. Europa, sagte der Bundespräsident, sei zwar „ein schwieriges Projekt“, dies solle jedoch kein Grund sein, „populistischen Strömungen nachzugeben, die wohlfeil mit antieuropäischen Parolen Stimmung machen“.
Nach dem Mittagessen in einem Berggasthof, in dem François Truffaut den Filmklassiker „Jules und Jim“ gedreht hat, flog Gauck anschließend weiter nach Belgien, wo an diesem Montag in Lüttich, Löwen und Mons die Erinnerungszeremonien an den Ersten Weltkrieg fortgesetzt werden sollten.
Auf dem Militärfriedhof St. Symphorien östlich von Mons soll Montagabend mit einem Konzert auch der britischen Gefallenen gedacht werden. Der britische Premierminister David Cameron wird dort eine kurze Rede halten. In Lüttich werden an diesem Montag Staats- und Regierungschefs aus 80 Ländern erwartet sowie der Herzog von Cambridge, Prinz William, und seine Frau Kate. Unter anderen kommen die Staats- und Regierungschefs von Malta, Albanien und Montenegro. Auch Vertreter der Cook-Islands werden erwartet. In Belgien wird Gauck von König Philippe empfangen. Die Feiern gelten als einer der Höhepunkte in diesem Gedenkjahr.
Auslöser des Krieges war das Attentat eines serbischen Terroristen auf den Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este und dessen Frau Sophie bei deren Visite in Sarajevo im Juni 1914. Das deutsche Reich hatte dem damaligen Habsburger-Reich Österreich-Ungarn seine volle Unterstützung zugesagt, sämtliche Truppen mobilisiert und sowohl Frankreich als auch Russland Anfang August den Krieg erklärt. 70 Millionen Soldaten aus 72 Staaten und damaligen Kolonialgebieten waren involviert. Circa 17 Millionen Soldaten und Zivilisten starben in dem Krieg.