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Kleine Sklaven

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Weltweit müssen 215 Millionen Kinder Tag für Tag arbeiten, viele davon in Steinbrüchen und Bergwerken.

Jahajs Kindheit war vorbei, als er zwölf Jahre alt wurde. Von dem Tag an wurde er in die Gerberei geschickt, um zu arbeiten. Seitdem geht er täglich ins Hazaribagh-Viertel in Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs, wo es die vielen Gerbereien gibt. Jahaj muss Tierhäute in Chemikalien einweichen oder sie mit scharfen Klingen zurechtschneiden. Auch Maschinen hat er schon als Kind bedient.




Der 12.Juni ist internationaler Weltag gegen Kinderarbeit.

Vorarbeiten für die Luxusware der westlichen Welt.

Jahaj ist heute 17. Er leidet unter Asthma, hat Hautausschläge, Juckreiz und Verätzungen. Er ist einer von vielen, die unlängst die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zur Arbeit in den Gerbereien Bangladeschs befragt hat. Der junge Mann klagte besonders über die harte Arbeit in den Gruben, in denen die Tierhäute aufbewahrt werden. 'Das Wasser in den Gruben brennt, wenn ich es mit der bloßen Haut berühre', sagte er. 'Aber wenn ich Hunger habe, spielt Säure keine Rolle. Ich muss essen.'

Weltweit müssen 215 Millionen Kinder jeden Tag arbeiten, um sich und ihre Familien zu ernähren, schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO. 115 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 17 Jahren verrichten sehr gefährliche Tätigkeiten in Steinbrüchen, Bergwerken oder in der Landwirtschaft. Sie arbeiten nachts, werden wie Sklaven gehalten oder zur Prostitution gezwungen. Allein 300000 Kinder, manche nicht älter als sieben Jahre, kämpfen derzeit in Kriegen und Konflikten, schätzt die Kinderrechtsorganisation Save the Children. Allein die Aussicht auf regelmäßiges Essen bringe viele dazu, als Kindersoldat in die Armee einzutreten.

Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen prangerten zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni die Ausbeutung von Minderjährigen an. Papst Franziskus appellierte an die internationale Gemeinschaft, mehr gegen die 'wahre Plage' der Arbeit und die Ausnutzung von Kindern zu unternehmen. In diesem Jahr steht besonders die Ausbeutung von Kindern als Hausangestellte im Mittelpunkt. Dieses Problem werde vor allem in armen Ländern immer größer, sagte der Papst. Dabei handele es sich um eine 'versteckte Form der Ausbeutung', die oft mit Missbrauch, Misshandlung und Diskriminierung einhergehe.

Mehr als zehn Millionen Kinder arbeiten als Hausangestellte, und sie werden oft wie Sklaven behandelt, heißt es in dem jüngsten ILO-Bericht. Die UN-Organisation rief zu einem stärkeren Kampf gegen die Ausbeutung von Kindern in Haushalten auf. Die kleinen Hausangestellten seien meist isoliert von ihren eigenen Familien und der Öffentlichkeit. 'Dies macht sie äußerst verwundbar für ausbeuterische Arbeitsbedingungen, für psychische, physische und sexuelle Gewalt. Letztlich droht so aus einer Arbeitsausbeutung häufig auch eine sexuelle Ausbeutung zu werden', schreibt die ILO in ihrem Bericht.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, forderte größere Anstrengungen, um Kindern ein kindgerechtes Leben zu ermöglichen. Weltweit hätten 177 Staaten die Konvention zur Abschaffung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit ratifiziert. 'Aktuell sehen wir jedoch, dass Kinder weiterhin als billige Arbeitskräfte missbraucht und ausgebeutet werden, zum Beispiel auf Baumwollfeldern in Usbekistan, an Nähmaschinen in Bangladesch, bei der Herstellung von Lehmziegeln in Pakistan oder der Kakaoernte in Côte d"Ivoire.' Die Vorsitzende der Kinderkommission, Beate Walter-Rosenheimer, appellierte an die Kommunen, bei der Ausschreibung darauf zu achten, dass die Produkte nicht durch Kinderarbeit entstanden sind. Die EU kündigte an, weiter gegen Kinderarbeit zu kämpfen. 'Wir haben an alle EU-Mitgliedstaaten appelliert, die Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation 189 zu menschenwürdiger Arbeit, die am 5. September in Kraft treten wird, zu ratifizieren', teilte die Außenbeauftragte Catherine Ashton mit.

Der Welttag gegen Kinderarbeit wird seit 2002 jährlich begangen. Die ILO will damit die Aufmerksamkeit auf das Schicksal vieler Kinder lenken.


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