Diese Kochwoche ist eine Kochwoche extendend, beziehungsweise: eine Kochwoche mit Lücken, denn zwischendurch war ich krank und ungehalten. Das war kulinarisch wenig spannend. Überhaupt ist meine Kochwoche nicht ganz repräsentativ, weil ich zum Beispiel an keinem der neun Tage richtig bei meinem Freund gegessen habe. Das tue ich sonst an sechs von sieben Tagen. Und der kocht so gut, dass ich gern damit angegeben hätte. Aber was soll das Gelaber, los geht es.
Montag
Seit es an der Münchner Freiheit den mexikanischen Imbiss Condesa gibt, vergeht keine Woche meines Lebens ohne mindestens einen Zwischenstopp an diesem herrlichen Ort. Ich wähle immer eine der beiden vegetarischen Füllungsvarianten „Flaco“ oder „Chihuahua“ und dazu variiere ich je nach Tagesbedarf den Schärfegrad und die Extrazutaten. Was Condesa von allen anderen sich ja gerade burgerladenähnlich in den Straßen verbreitenden mexikanischen Straßenimbissen unterscheidet, ist, dass ihnen zum Glück Besseres einfällt, als die etwas einfallslosen Zutaten Paprika (bäh!) und Feta (böh!) in ihren vegetarischen Füllungen zu verwenden. Natürlich war ich vor lauter Burrito-Geilheit aber völlig unaufmerksam und habe ihn schneller gegessen, als ich fotografieren konnte. Ich wollte ihn dann zeichnen, aber dann wurde mir klar: Ich kann keinen Burrito zeichnen.
Dienstag
Am Dienstag sitze ich fast den ganzen Tag am Schreibtisch, abends bin ich mit einer Freundin zum Weintrinken verabredet. Vor dem Weintrinken muss ich aber noch kurz zu einem Termin und vor diesem habe ich plötzlich großen Hunger. Mein Bargeld reicht noch für eine Pizza Funghi (diese Bezeichnung kann ich nie ganz ernst aussprechen, sie klingt in meinen Ohren immer so albern wie "Toast Hawaii", keine Ahnung warum) von gegenüber. Bei meiner Freundin zu Hause gibt es später zum Wein noch Käse und Baguette.
Mittwoch
Leider muss ich dieses Essen wieder zeichnen beziehungsweise krakeln, denn wie zeichnet man bitte Nudeln? Da belege ich bald mal einen Kurs bei Kathi Bitzl. Jedenfalls, zurück zu Mittwoch: Mein Freund und ich sitzen am Tisch der L’Osteria am Gasteig und ich sage drei Mal sehr ausdrücklich: Ich DARF NICHT VERGESSEN ZU FOTOGRAFIEREN!, dann kommt zehn Sekunden später unser Essen und alles um uns herum versinkt in herrlichster, tomatiger Knoblauchlust, krachendem Pizzaboden und meinem eiskalten Lugana, den ich nach einem sehr heißen Tag gierig runtertrinke. Die L'Osteria-Läden übrigens kann ich für ein spontanes, ganz solides Mahl nur empfehlen, obwohl sie natürlich einer Kette angehören und größen- und lärmpegelmäßig etwas abschreckend wirken. Ich kenne noch den kleinen, wirklich winzigen Ursprungsladen in Nürnberg, dessen Koch mir einst das Geheimnis für eine gute Arrabbiata verraten hat und allein deshalb kann ich nicht anders, als dieses Restaurant zu mögen. Ich bestelle übrigens immer Arrabbiata, auch wenn sie gar nicht auf der Karte steht. Mein Freund bestellt Pizza und dann essen wir quer.
Donnerstag
Donnerstag bahnt sich meine Juligrippe an. Am Nachmittag komme ich sehr schlapp und schummrig aus der Redaktion und falle bei meinem Freund aufs Sofa. Er macht uns Avocadobrote, die eigentlich nur eine Zwischenmahlzeit vor einem Interviewtermin sein sollen. Sie bleiben mein Abendessen, denn nach dem Interview, bei dem ich innerlich halb wegdämmere, esse ich nichts mehr, sondern falle ins Bett.
Freitag & Wochenende…
…fallen dem Kranksein zum Opfer. Gehe Freitags zwar noch in die Redaktion, merke aber bald, dass das eigentlich eine schlechte Idee war und falle zuhause nach dem Verzehr einer Nektarine ins Bett. Samstag wieder alles desolat. Während die ganze Stadt bei 35 Grad und wolkenlosem Himmel ihr Leben genießt, kann ich vor Halsschmerzen kaum schlucken und koche mir abends langweilige Penne mit Pfeffer, Salz und Olivenöl.
Sonntag geht es noch nicht unbedingt besser, aber da sich mein psychisches Befinden aufgrund der ausbleibenden kulinarischen Freuden radikal verschlechtert, scheiße ich auf den wehen Hals und den rumorenden Bauch, schleppe ich mich gegenüber in die Pizzeria und bestelle eine Pizza Bufala zum Mitnehmen. Bei Büffelmozzarella gilt übrigens gleiche Gesetz wie beim Burrito: Ich brauche ihn wöchentlich. Wichtig ist mir bei Pizza Bufala, dass der Büffelmozzarella erst am Schluss drauf kommt. So dass er nur ganz leicht anschmilzt und keinesfalls seine nass-saure Zartheit verliert. Die Pizza Bufala von dem Pizzabäcker gegenüber ist reichhaltiger belegt, als anderswo, es sind noch Rucola und getrocknete Tomaten drauf. Eigentlich mag ich es lieber schlicht, aber der Mozzarella ist gerade perfekt und die deftige Fülle der anderen Zutaten ist mir nach dem erzwungenen Verzicht der letzten Tage (gefühlt Monate) heute mehr als recht. Meinem Magen natürlich gar nicht, aber das ist mir egal, ich brauche Essensfreuden, wenn ich schon sonst keine habe.
Montag No. 2
Kein Gesundheitshoch in Sicht, dafür draussen strömender Regen, was mir endlich echte innere Ruhe beschert. Gegen Nachmittag starker Heißhunger auf etwas Warmes, Würziges. Auberginen! Tomaten! Büffelmozzarella! Ich kaufe Zutaten ein für eine sizilianische Caponata. Und dann fange ich an zu kochen. Mir wird dabei zwar zwischendurch etwas schummrig und mein Kreislauf ist kein guter Freund, aber das in der Küche werkeln macht mich immerhin mehr als glücklich. Es wird köstlich. Die Caponata (darin, um nur einige Zutaten zu nennen: ewig präparierte, perfekt gare, in Tomaten und Knoblauch gekochte Auberginen mit fein geraspelter Orangenschale, in Traubensaft gekochten Rosinen, Kapern, frischem Basilikum und sogar etwas Koriander) esse ich mit Farro, einem italienischem Getreide. Darauf, natürlich, zerfließt mein heißgeliebter Büffelmozzarella.
Dienstag No. 2
Eine Freundin kommt für zwei Tage zu Besuch, sie muss sich wohl oder übel mit meinen Bazillen anfreunden. Ich begleite sie tagsüber noch tapfer in ein Museum, knicke aber schnell ab wegen Schwäche und verschwinde wieder unter der Bettdecke. Weil mit mir auch abends nicht viel anzufangen ist, trifft meine Freundin später noch eine andere Freundin. Ich bleibe zuhause und mache mir Glasnudeln mit scharfem Tomaten-Pilz-Zwiebel-Süßkartoffel-Gemüse, das ich vorher in einer Szechuan-Chili-Garlic-Würzpaste aus dem Asialaden mariniert habe. Obendrauf Koriander und zwar viel. Ich stehe sehr auf Koriander. Das Essen war trotzdem nur halbgeil. Irgendwas an dieser Würzpaste hat mir nicht so gut geschmeckt, irgendetwas daran war ein bisschen muffig, vielleicht hätte ich die wenigen darin enthaltenen Zutaten (Tomatenpaste - die war das muffig-süße glaub ich, Chili, Knoblauch, und noch zwei drei Kleinigkeiten) lieber schnell selbst anbraten sollen. Danach bin ich traurig, weil mich vergeudete Chancen auf gutes Essen immer traurig machen. Zum Trost gibt es ein Nutella-Brot mit Salzbutter drunter. Gibt dem Nutella etwas karamelliges. Weiß mein Magen natürlich wieder alles nicht zu schätzen. Sonst geht’s aber schon viel besser. Wurde auch Zeit. Fuck you, Grippe!
[seitenumbruch]
Welches ist dein Lieblingskücheninstrument und warum?
Ein solides, scharfes Messer natürlich und dazu ein ordentliches Schneidebrett, das keine Gerüche oder Essensreste einsaugt. Und Mixer, mit denen man tolle Pasten, Hummus oder eine Guacamole machen kann. Da hasse ich nur das kleinteilige Saubermachen hinterher.
Welches war dein allerschlimmstes Küchenmissgeschick?
Vor Jahren habe ich mal in ein Curry zuviel Limettenschale hineingerieben, weil ich dachte: Je mehr, desto limettiger, das kann ja wohl nicht schlecht sein! War es aber, denn natürlich macht Schale ganz schnell bitter. Und da saßen dann meine zum Essen eingeladenen Freunde über meinem total, was sagt man da: "verbittertem" Curry und versuchten es höflich aufzuessen.
Dein Lieblingsgewürz?
Darauf kann ich nicht antworten. Das ist ja, als fragte man Eltern, welches Kind sie am liebsten mögen. Okay, schiefes Bild, aber... nein, das würde den vielen verschiedenen, so unterschiedlichen Kräutern, die alle auf ihre eigene Weise himmlisch sind und sich in Kombination mit anderen Gewürzen immer wieder ganz neu entfalten, nicht gerecht werden.
Was machst du am liebsten während dem Essen?
Das ist immer anders und kommt darauf an, wo ich gerade bin. Allein im Restaurant gucke ich mich gern um oder lese, allein zu Hause gucke ich gern eine Folge einer Serie, in Gesellschaft unterhalte ich mich natürlich mit meinen Tischgenossen. Aber mit zu vielen Menschen essen, die ich nicht so gut kenne, finde ich etwas anstrengend. Da muss man sich so auf das Gespräch und die ganzen Zwischenmenschlichkeiten konzentrieren, dass man sich nicht dem Essen hingeben kann.
Was klebt an deinem Kühlschrank?
Nichts außer ein paar von diesen Magnetworten (ich glaube die heißen "Kühlschrankpoetry" oder so), denn die hat mir die holländische Freundin meines Bruders mal zu Weihnachten geschenkt. Die Worte sind deshalb auch auf Holländisch und ich muss mich irgendwann einmal für diese Auswahl entschieden haben: rammen, mist, auto, nee, tulp, symfonie, mijn, lucht, regen, achter, maar, storm, alles, diamant, pracht.
Woher nimmst du dir deine Rezeptideen? (Lieblingsblog/Lieblingskochbuch?)
Eigentlich nur aus Erinnerungen an etwas, was mir mal woanders gekocht wurde, spontanen Gelüsten oder gut klingenden Zutatenkombinationen auf Speisekarten in Restaurants. Aber manchmal entdecke ich auch in der Essenssparte auf theguardian.com gute Sachen oder bei Christian Seiler von dasmagazin.ch. Und von dort gerate ich über Links woanders hin.
Zeig uns mal ein Foto von deiner Küche und/oder von deinem Lieblingsessensplatzerl.
Da ich meistens bei meinem Freund koche und esse (bei dem ich beim Verfassen dieses Textes nicht bin) und in meiner Wohnung weder Esstisch noch herzeigbare Küche habe, wäre das bei mir Zuhause nur mein Bett, auf dem ich mir zum Essen immer einen Picknickplatz mache - aber mein Bett will ich nicht fotografieren. Mein Bett ist heilig! Nicht dass ihm beim Fotografieren die Seele geklaut wird.
Wer ist der König im Obstsalat?
Boah. Ich esse nie Obstsalat. Aber rein theoretisch sind es die im Obstsalat immer eher rar vertretenen Früchte natürlich, also: Himbeere, Kirsche, Mango und so. Die alten Tragesäulen Banane, Apfel oder Orange sind ja immer da.
Verrat uns doch deinen besten Küchentipp!
Da gibt es nicht den einen, das ist wie bei den Gewürzen.
Und: Nominiere jemanden für zukünftige Kochwochen!
Ich würd gern wissen, was der Jakob Biazza so kocht, weil wenn der wirklich so exquisit ist, wie er immer tut, dann isst er sicher wahnsinnig geiles Zeug.
Montag
Seit es an der Münchner Freiheit den mexikanischen Imbiss Condesa gibt, vergeht keine Woche meines Lebens ohne mindestens einen Zwischenstopp an diesem herrlichen Ort. Ich wähle immer eine der beiden vegetarischen Füllungsvarianten „Flaco“ oder „Chihuahua“ und dazu variiere ich je nach Tagesbedarf den Schärfegrad und die Extrazutaten. Was Condesa von allen anderen sich ja gerade burgerladenähnlich in den Straßen verbreitenden mexikanischen Straßenimbissen unterscheidet, ist, dass ihnen zum Glück Besseres einfällt, als die etwas einfallslosen Zutaten Paprika (bäh!) und Feta (böh!) in ihren vegetarischen Füllungen zu verwenden. Natürlich war ich vor lauter Burrito-Geilheit aber völlig unaufmerksam und habe ihn schneller gegessen, als ich fotografieren konnte. Ich wollte ihn dann zeichnen, aber dann wurde mir klar: Ich kann keinen Burrito zeichnen.
Dienstag
Am Dienstag sitze ich fast den ganzen Tag am Schreibtisch, abends bin ich mit einer Freundin zum Weintrinken verabredet. Vor dem Weintrinken muss ich aber noch kurz zu einem Termin und vor diesem habe ich plötzlich großen Hunger. Mein Bargeld reicht noch für eine Pizza Funghi (diese Bezeichnung kann ich nie ganz ernst aussprechen, sie klingt in meinen Ohren immer so albern wie "Toast Hawaii", keine Ahnung warum) von gegenüber. Bei meiner Freundin zu Hause gibt es später zum Wein noch Käse und Baguette.
Mittwoch
Leider muss ich dieses Essen wieder zeichnen beziehungsweise krakeln, denn wie zeichnet man bitte Nudeln? Da belege ich bald mal einen Kurs bei Kathi Bitzl. Jedenfalls, zurück zu Mittwoch: Mein Freund und ich sitzen am Tisch der L’Osteria am Gasteig und ich sage drei Mal sehr ausdrücklich: Ich DARF NICHT VERGESSEN ZU FOTOGRAFIEREN!, dann kommt zehn Sekunden später unser Essen und alles um uns herum versinkt in herrlichster, tomatiger Knoblauchlust, krachendem Pizzaboden und meinem eiskalten Lugana, den ich nach einem sehr heißen Tag gierig runtertrinke. Die L'Osteria-Läden übrigens kann ich für ein spontanes, ganz solides Mahl nur empfehlen, obwohl sie natürlich einer Kette angehören und größen- und lärmpegelmäßig etwas abschreckend wirken. Ich kenne noch den kleinen, wirklich winzigen Ursprungsladen in Nürnberg, dessen Koch mir einst das Geheimnis für eine gute Arrabbiata verraten hat und allein deshalb kann ich nicht anders, als dieses Restaurant zu mögen. Ich bestelle übrigens immer Arrabbiata, auch wenn sie gar nicht auf der Karte steht. Mein Freund bestellt Pizza und dann essen wir quer.
Donnerstag
Donnerstag bahnt sich meine Juligrippe an. Am Nachmittag komme ich sehr schlapp und schummrig aus der Redaktion und falle bei meinem Freund aufs Sofa. Er macht uns Avocadobrote, die eigentlich nur eine Zwischenmahlzeit vor einem Interviewtermin sein sollen. Sie bleiben mein Abendessen, denn nach dem Interview, bei dem ich innerlich halb wegdämmere, esse ich nichts mehr, sondern falle ins Bett.
Freitag & Wochenende…
…fallen dem Kranksein zum Opfer. Gehe Freitags zwar noch in die Redaktion, merke aber bald, dass das eigentlich eine schlechte Idee war und falle zuhause nach dem Verzehr einer Nektarine ins Bett. Samstag wieder alles desolat. Während die ganze Stadt bei 35 Grad und wolkenlosem Himmel ihr Leben genießt, kann ich vor Halsschmerzen kaum schlucken und koche mir abends langweilige Penne mit Pfeffer, Salz und Olivenöl.
Sonntag geht es noch nicht unbedingt besser, aber da sich mein psychisches Befinden aufgrund der ausbleibenden kulinarischen Freuden radikal verschlechtert, scheiße ich auf den wehen Hals und den rumorenden Bauch, schleppe ich mich gegenüber in die Pizzeria und bestelle eine Pizza Bufala zum Mitnehmen. Bei Büffelmozzarella gilt übrigens gleiche Gesetz wie beim Burrito: Ich brauche ihn wöchentlich. Wichtig ist mir bei Pizza Bufala, dass der Büffelmozzarella erst am Schluss drauf kommt. So dass er nur ganz leicht anschmilzt und keinesfalls seine nass-saure Zartheit verliert. Die Pizza Bufala von dem Pizzabäcker gegenüber ist reichhaltiger belegt, als anderswo, es sind noch Rucola und getrocknete Tomaten drauf. Eigentlich mag ich es lieber schlicht, aber der Mozzarella ist gerade perfekt und die deftige Fülle der anderen Zutaten ist mir nach dem erzwungenen Verzicht der letzten Tage (gefühlt Monate) heute mehr als recht. Meinem Magen natürlich gar nicht, aber das ist mir egal, ich brauche Essensfreuden, wenn ich schon sonst keine habe.
Montag No. 2
Kein Gesundheitshoch in Sicht, dafür draussen strömender Regen, was mir endlich echte innere Ruhe beschert. Gegen Nachmittag starker Heißhunger auf etwas Warmes, Würziges. Auberginen! Tomaten! Büffelmozzarella! Ich kaufe Zutaten ein für eine sizilianische Caponata. Und dann fange ich an zu kochen. Mir wird dabei zwar zwischendurch etwas schummrig und mein Kreislauf ist kein guter Freund, aber das in der Küche werkeln macht mich immerhin mehr als glücklich. Es wird köstlich. Die Caponata (darin, um nur einige Zutaten zu nennen: ewig präparierte, perfekt gare, in Tomaten und Knoblauch gekochte Auberginen mit fein geraspelter Orangenschale, in Traubensaft gekochten Rosinen, Kapern, frischem Basilikum und sogar etwas Koriander) esse ich mit Farro, einem italienischem Getreide. Darauf, natürlich, zerfließt mein heißgeliebter Büffelmozzarella.
Dienstag No. 2
Eine Freundin kommt für zwei Tage zu Besuch, sie muss sich wohl oder übel mit meinen Bazillen anfreunden. Ich begleite sie tagsüber noch tapfer in ein Museum, knicke aber schnell ab wegen Schwäche und verschwinde wieder unter der Bettdecke. Weil mit mir auch abends nicht viel anzufangen ist, trifft meine Freundin später noch eine andere Freundin. Ich bleibe zuhause und mache mir Glasnudeln mit scharfem Tomaten-Pilz-Zwiebel-Süßkartoffel-Gemüse, das ich vorher in einer Szechuan-Chili-Garlic-Würzpaste aus dem Asialaden mariniert habe. Obendrauf Koriander und zwar viel. Ich stehe sehr auf Koriander. Das Essen war trotzdem nur halbgeil. Irgendwas an dieser Würzpaste hat mir nicht so gut geschmeckt, irgendetwas daran war ein bisschen muffig, vielleicht hätte ich die wenigen darin enthaltenen Zutaten (Tomatenpaste - die war das muffig-süße glaub ich, Chili, Knoblauch, und noch zwei drei Kleinigkeiten) lieber schnell selbst anbraten sollen. Danach bin ich traurig, weil mich vergeudete Chancen auf gutes Essen immer traurig machen. Zum Trost gibt es ein Nutella-Brot mit Salzbutter drunter. Gibt dem Nutella etwas karamelliges. Weiß mein Magen natürlich wieder alles nicht zu schätzen. Sonst geht’s aber schon viel besser. Wurde auch Zeit. Fuck you, Grippe!
[seitenumbruch]
Welches ist dein Lieblingskücheninstrument und warum?
Ein solides, scharfes Messer natürlich und dazu ein ordentliches Schneidebrett, das keine Gerüche oder Essensreste einsaugt. Und Mixer, mit denen man tolle Pasten, Hummus oder eine Guacamole machen kann. Da hasse ich nur das kleinteilige Saubermachen hinterher.
Welches war dein allerschlimmstes Küchenmissgeschick?
Vor Jahren habe ich mal in ein Curry zuviel Limettenschale hineingerieben, weil ich dachte: Je mehr, desto limettiger, das kann ja wohl nicht schlecht sein! War es aber, denn natürlich macht Schale ganz schnell bitter. Und da saßen dann meine zum Essen eingeladenen Freunde über meinem total, was sagt man da: "verbittertem" Curry und versuchten es höflich aufzuessen.
Dein Lieblingsgewürz?
Darauf kann ich nicht antworten. Das ist ja, als fragte man Eltern, welches Kind sie am liebsten mögen. Okay, schiefes Bild, aber... nein, das würde den vielen verschiedenen, so unterschiedlichen Kräutern, die alle auf ihre eigene Weise himmlisch sind und sich in Kombination mit anderen Gewürzen immer wieder ganz neu entfalten, nicht gerecht werden.
Was machst du am liebsten während dem Essen?
Das ist immer anders und kommt darauf an, wo ich gerade bin. Allein im Restaurant gucke ich mich gern um oder lese, allein zu Hause gucke ich gern eine Folge einer Serie, in Gesellschaft unterhalte ich mich natürlich mit meinen Tischgenossen. Aber mit zu vielen Menschen essen, die ich nicht so gut kenne, finde ich etwas anstrengend. Da muss man sich so auf das Gespräch und die ganzen Zwischenmenschlichkeiten konzentrieren, dass man sich nicht dem Essen hingeben kann.
Was klebt an deinem Kühlschrank?
Nichts außer ein paar von diesen Magnetworten (ich glaube die heißen "Kühlschrankpoetry" oder so), denn die hat mir die holländische Freundin meines Bruders mal zu Weihnachten geschenkt. Die Worte sind deshalb auch auf Holländisch und ich muss mich irgendwann einmal für diese Auswahl entschieden haben: rammen, mist, auto, nee, tulp, symfonie, mijn, lucht, regen, achter, maar, storm, alles, diamant, pracht.
Woher nimmst du dir deine Rezeptideen? (Lieblingsblog/Lieblingskochbuch?)
Eigentlich nur aus Erinnerungen an etwas, was mir mal woanders gekocht wurde, spontanen Gelüsten oder gut klingenden Zutatenkombinationen auf Speisekarten in Restaurants. Aber manchmal entdecke ich auch in der Essenssparte auf theguardian.com gute Sachen oder bei Christian Seiler von dasmagazin.ch. Und von dort gerate ich über Links woanders hin.
Zeig uns mal ein Foto von deiner Küche und/oder von deinem Lieblingsessensplatzerl.
Da ich meistens bei meinem Freund koche und esse (bei dem ich beim Verfassen dieses Textes nicht bin) und in meiner Wohnung weder Esstisch noch herzeigbare Küche habe, wäre das bei mir Zuhause nur mein Bett, auf dem ich mir zum Essen immer einen Picknickplatz mache - aber mein Bett will ich nicht fotografieren. Mein Bett ist heilig! Nicht dass ihm beim Fotografieren die Seele geklaut wird.
Wer ist der König im Obstsalat?
Boah. Ich esse nie Obstsalat. Aber rein theoretisch sind es die im Obstsalat immer eher rar vertretenen Früchte natürlich, also: Himbeere, Kirsche, Mango und so. Die alten Tragesäulen Banane, Apfel oder Orange sind ja immer da.
Verrat uns doch deinen besten Küchentipp!
Da gibt es nicht den einen, das ist wie bei den Gewürzen.
Und: Nominiere jemanden für zukünftige Kochwochen!
Ich würd gern wissen, was der Jakob Biazza so kocht, weil wenn der wirklich so exquisit ist, wie er immer tut, dann isst er sicher wahnsinnig geiles Zeug.