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Tod am Strand

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Tel Aviv – Am Strand haben sie ein wenig Zerstreuung gesucht beim Fußballspielen, und schon allein das kann einem zum Verhängnis werden in diesen Tagen im palästinensischen Gazastreifen. Vier Jungen im Alter von neun bis elf Jahren sind mitten beim Bolzen zum Ziel eines israelischen Angriffs geworden. Sie hatten keine Chance, nun sind sie tot. Die vier gehörten zu einer einzigen Familie, sie waren Cousins, die Väter verdienen ihr Geld als Fischer. Nun hat die Familie Bakr vier kleine Körper zu begraben – und keiner kann ihr eine Antwort geben, warum die Kinder ihr Leben lassen mussten.



Unter dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas leiden auch die Kinder. 50 Jungen und Mädchen sind unter den Opfern, noch viel mehr haben ihr Zuhause verloren.


Von der israelischen Armee ist zu hören, dass dieser Vorfall nun untersucht werde. Das hört man immer in solchen Fällen, und manchmal ist es das Letzte, was man hört. Allerdings hat der Tod der vier Jungen international und auch in Israel selbst so viel Aufsehen erregt, dass die Armee in Erklärungsnot zu geraten droht. Schon einige Stunden nach dem Geschehen wurde deshalb eine erste Pressemitteilung veröffentlicht, in der von einem „tragischen Vorgang“ die Rede ist, die aber auch betont, dass das israelische Militär „niemals die Absicht hat, Zivilisten zu treffen, die von der Hamas in diese Auseinandersetzung hineingezogen werden.“

Noch gibt es widersprüchliche Angaben darüber, ob die Kinder durch Granatenbeschuss vom Meer aus getötet wurden, wo Israels Marine mit ihren Schnellbooten patrouilliert, oder bei einem Luftangriff. Als erstes Ergebnis ist inzwischen lediglich bekannt gegeben worden, dass die Armee „ein terroristisches Ziel“ beschossen habe und die Kinder dabei womöglich versehentlich getroffen wurden. Sieben andere Menschen – Kinder und Erwachsene – wurden obendrein noch verletzt.

Kollateralschaden nennt man das beim Militär. Im Gazastreifen selbst jedoch spricht man von einem „kaltblütigen Massaker“. So hat es Abdel Karim Bakr gesagt, der Onkel der vier Jungen. Ein Arzt im Schifa-Krankenhaus, wohin die Verletzten gebracht wurden, spricht von einem „feigen Verbrechen“, und die Hamas hat umgehend Rache geschworen. „Israel wird für all diese Verbrechen bezahlen“, kündigte ein Sprecher an.

Dabei sind dies längst nicht die ersten Kinder, die in diesem Krieg getötet wurden. Die Familie Kawara im Süden des Gazastreifens hatte gleich am ersten Tag den Tod von fünf Jungen zu beklagen. Auch andernorts wurden ganze Familien unter den Trümmern ihrer bombardierten Wohnhäuser begraben. Unter den inzwischen fast 230 Todesopfern dieses zehntägigen Kriegs sollen mehr als 50 Kinder sein.

Am Strand von Gaza aber hat es dieses Mal internationale Augenzeugen gegeben. Der Beschuss ereignete sich in unmittelbarer Nähe des Al-Deira-Hotels, in dem die meisten Journalisten absteigen. Der Korrespondent der britischen Zeitung Guardian saß während des Vorfalls auf der Terrasse, weil dort das Internet am besten funktioniert – und leistete hinterher noch erste Hilfe bei den Verwundeten. Er hat gesehen, wie spielende Kinder aufgeschreckt von einer Explosion davonrannten – und dann gleich noch ein zweites Mal beschossen wurden. Peter Münch

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