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Gesucht: Scientologys First Lady

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Wurde die Frau des Sektenchefs ins Straflager versetzt? Aussteigerin Leah Remini hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben

Das Celebrity Centre der Church of Scientology in Los Angeles ist ein weißer Palast mit hohen Fenstern und kleinen Türmchen, umgeben von einem gepflegten Park. Hier, mitten in Hollywood, treffen sich Tom Cruise, John Travolta, Kirstie Alley und all die anderen prominenten Mitglieder der religiösen Gemeinschaft. Leah Remini kommt nicht mehr hierher. Die 43 Jahre alte Schauspielerin, hierzulande bekannt durch ihre Rolle in der Fernsehserie "King of Queens", ist Anfang Juli ausgetreten: "Niemand sagt mir, wie ich zu denken habe, und niemand bestimmt darüber, mit wem ich reden darf und mit wem nicht. Ich werde nicht die Klappe halten", erklärte Remini ihren Austritt.



Leah Remini, bekannte Ex-Scientologin.


Der Abschied von Scientology ist mitunter mit einer öffentlichen Schlammschlacht verbunden, in Reminis Fall drehen sich die Streitereien um die Frage: Wo ist Shelly Miscavige? Die Frau von Scientology-Chef David Miscavige ist seit Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, nach Angaben der Organisation ist die 52-Jährige "rund um die Uhr im Dienste der Kirche tätig, so wie sie es immer gemacht hat". Diese Auskunft genügte Remini nicht, sie gab in der vergangenen Woche bei der Polizei von Los Angeles eine Vermisstenanzeige auf. Die erklärte rasch, dass die Sorgen Reminis unbegründet seien - die Beamten hätten von Angesicht zu Angesicht mit David und Shelly Miscavige gesprochen und ihre Identität durch einen Ausweis festgestellt. Der Fall sei damit abgeschlossen. Die Polizei verriet allerdings nicht, wo sich Miscavige befindet und ob sie womöglich gegen ihren Willen an diesem Ort ist.

Genau das befürchten Remini und andere ehemalige Scientology-Mitglieder. Sie vermuten, dass Miscavige in einem geheimen Versteck in der Nähe des Lake Arrowhead im Norden von Los Angeles festgehalten wird. "Ich mache mir schon länger Sorgen, das habe ich im Jahr 2010 auch dem FBI erklärt", sagt Amy Scobee, die vor ihrem Austritt im Jahr 2005 das Celebrity Centre der Scientologen in Los Angeles geleitet hatte. Es sei sogar möglich, dass Miscavige zur Rehability Project Force geschickt worden sei. Dorthin werden Scientology-Mitglieder gebracht, die sich Verfehlungen geleistet haben - ehemalige Mitglieder der religiösen Gemeinschaft beschreiben diese Orte als Straflager.

Die Suche Reminis nach ihrer ehemaligen Freundin geht zurück bis zur Hochzeit von Tom Cruise und Katie Holmes im November 2006. Leah Remini wunderte sich damals, warum Shelly Miscavige ihren Ehemann nicht zu der Trauung begleitete. Ihre Nachfrage sei allerdings von einem Scientology-Mitarbeiter abgeblockt worden, erzählt sie. Die Begründung lautete: Sie habe nicht den Status, danach zu fragen. Von diesem Moment an hätten Repressionen gegen sie begonnen, die schließlich zum Austritt geführt hätten, sagt Remini. Kolleginnen wie Katie Holmes und Kirstie Alley hätten Berichte über sie verfasst und sie als peinlich für Scientology bezeichnet. Diese Erlebnisse will Remini bald in einem Buch veröffentlichen. Das Interesse dafür dürfte nach der Vermisstenanzeige gewachsen sein.

Scientology reagierte auf Reminis Anzeige und die Buch-Ankündigung bereits mit einer Mitteilung: "Diese schlecht beratene und unkluge Eigenwerbung verbunden mit den daraus entstandenen Anfragen der Medien sind eine unentschuldbare Ablenkung für die Polizei von Los Angeles." Anstatt ihr Leben weiterzuführen, habe Remini sich "mit einer Handvoll unseriöser, verrückter Boulevardquellen zusammengetan, die die Kirche obsessiv belästigen, um ihre egoistischen Pläne voranzutreiben." Was in der Mitteilung nicht steht: Wo sich Shelly Miscavige denn nun aufhält. Auch tat die First Lady der Scientologen bisher selbst nichts, um die Spekulationen zu zerstreuen. Weder äußerte sie sich, noch ließ sie sich im Celebrity Centre blicken.

Auch prominente Scientologen haben sich mittlerweile zu Remini geäußert. Kirstie Alley etwa richtete anfänglich einige Einträge bei Twitter an Remini; mehreren Medienberichten zufolge soll Alley sich mit Verantwortlichen von Scientology getroffen haben, um sich zu beraten, wie mit dem Ausstieg der Schauspielerin umzugehen sei. Nach der Vermisstenanzeige twitterte Alley nun reichlich unfreundlich: "Jetzt ist dir deine Glaubwürdigkeit aus dem Arsch geflogen. Was ist dein nächster lächerlicher Zug?" Ihren Eintrag versah sie mit einer bei Twitter üblichen Schlagwortmarkierung, einem Hashtag: Sie nannte ihn: schachmatt.


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