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Einfach laufen lassen!

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Jeder muss mal, sogar DJs. Damit dann im Club nicht die Musik ausgeht, hat fast jeder von ihnen ein besonderes Lied dabei. Es muss möglichst tanzbar sein, möglichst zeitlos - aber vor allem: möglichst lang. Fünf DJs erzählen von den Songs, die sie retten, wenn die Blase zwickt.





Benny Bundt
, Heart und Milchbar, München  
Prince – I Wanna Be Your Lover (Dimitri from Paris Re-Edit)  
Länge: 7 Minuten
, 29 Sekunden         

http://soundcloud.com/heymailing/i-wanna-be-your-lover-dimitri

"Ich habe mir den Song ausgesucht, weil er in jedes Set passt. Man weiß ja nie vorher, wann man genau auf's Klo muss, und der passt immer gut: ein schönes Partylied, zwar lang, aber nie langweilig. Der Weg auf die Toilette ist ja in vielen Clubs sehr weit. Nur als Beispiel, im Heart: Da geh ich raus aus dem DJ-Pult, quer über die Tanzfläche, durch das Restaurant, durch den Keller und dann sind es immer noch 20 Meter bis zur Herrentoilette. Wenn ich das in fünf Minuten schaffe, bin ich schnell.    

Vor dem Klo selbst sind oft lange Schlangen. Da muss ich mich schon hinstellen und sagen, dass ich der DJ bin und es gleich keine Musik mehr gibt, wenn ich mich nicht vordrängeln darf. Das klappt fast immer, aber hin und wieder glauben mir die Leute nicht und denken, ich will mich wichtig machen. Zum Glück steht da meistens jemand, der mich kennt und die Situation aufklären kann. Einmal war ich auf dem Klo und merke plötzlich, dass die Musik aus ist. Ich nur so: ,Oh Gott'. Zwei Minuten lang ist absolute Stille, ich stehe am Pissoir und kann ja nicht einfach weg. Ich renne also schnell zurück und sehe, dass einer der Gäste gedacht hat, er müsse auch mal den DJ machen. Dabei hat er aber den Aus-Knopf gedrückt."

Auf der nächsten Seite: Hilfe aus dem Publikum.
Carla Commodore, Fuchs & Elster, Berlin
Brian Auger - Kiko
Länge: 5 Minuten
, 23 Sekunden 

Brian Auger – Kiko

"Wenn man Sixties auflegt, sind die Songs immer sehr kurz. Da muss ich Leute anhauen, die rumstehen und sich zutrauen, den Regler hochzuschieben. Aber wenn es hart auf hart kommt, lege ich einen Sampler auf und es gibt drei Sekunden Pause zwischen den Tracks. Das ist dann halt so. Der DJ ist immer im Fokus und vor dem Pult ist meist eine Traube, die ganz genau guckt, was ich mache. Da kann es schon passieren, dass sie fragen, ob ich schon aufhöre, wenn ich mal auf die Toilette muss.

Vor Frauenklos sind die Schlangen immer länger. Wenn ich also merke, das könnte knapp werden, gehe ich gleich auf's Männerklo. Einmal war ich auf der Toilette und kam nicht raus - weil die Tür so geklemmt hat, dass man das Schloss nicht öffnen konnte. Da war ich schon leicht panisch, denn es geht ja nicht nur um die Musik. Ich habe auch zwei Plattenkoffer dabei. Das sind, wenn man gut quetscht und packt, knapp hundert Platten, die dann unbeaufsichtigt rumstehen. Da habe ich durch die Klotür gerufen, dass bitte ganz schnell jemand kommen muss von der Bar, weil der DJ auf dem Klo eingesperrt ist. Zum Glück hatte ich genau an dem Abend einen Gast darum gebeten, die nächste Nummer aufzulegen, darum ging das noch einmal gut."

Auf der nächsten Seite: die Playback-CD.
DJ Louie Prima aka Globalution, Astra Kulturhaus, Berlin 
Alice Francis – Gangsterlove (Tune Brothers Vocal-Mix)  
Länge: 6 Minuten, 32 Sekunden       

Alice Francis – Gangsterlove - Tune Brothers Vocal Club Mix

"Ich lege seit 26 Jahren auf und habe natürlich Überlebensstrategien. Erstens: Ich schaue, wie die Atmosphäre ist – so ein Clubabend hat ja seine eigenen Bewegungen und Frequenzen, da muss der Toilettengang gut getimed sein. Wenn viel los ist, halte ich das eine halbe Stunde zurück. Später ist auf dem Dancefloor mehr Luft, da nutze ich die Gelegenheit. Zweitens: Ich suche den richtigen Song aus. Zu unserer Elektroswing-Reihe kommen gut und gerne tausend Leute, da muss man sich immer durchkämpfen. Meist spiele ich diese Nummer von Alice Francis, sechseinhalb Minuten reichen ja. Aber wenn es besonders voll ist, lege ich eine CD ein, die ich bereits vorher gemixt habe. Da könnte ich auch eine Stunde wegbleiben.    

Einmal kam etwas dazwischen und ich wusste: Ich schaff' es nie rechtzeitig zurück. Ich höre also den Song, er dauert noch eine halbe Minute und ich bin immer noch auf der Toilette, kurz vor Funkstille, wie man so schön sagt. Und zack, auf einmal kommt ein neuer Song, die Leute tanzen einfach weiter! Ich hatte natürlich keine Ahnung, was da los ist. Da ist ein Techniker eingesprungen. Er hat gesehen, das Lied ist gleich zu Ende und den Regler für den nächsten Song hochgeschoben."

Auf der nächsten Seite: Wenig Bier trinken!
Nan-Hi Kim, Die hängenden Gärten von Ehrenfeld, Köln  
The Rah Band – Night Wind  
Länge: 7 Minuten
, 42 Sekunden        

http://www.youtube.com/watch?v=ju0DfpGJG2Y

"Das ist mein Lieblingssong von dem Album, längenmäßig perfekt für die Pinkelpause: Ich muss mich nicht hetzen, kann ruhig auf's Klo gehen und hab danach noch genügend Zeit, mir den nächsten auszusuchen. Wenn ich alleine auflege, was ja sowieso immer stressiger ist, trinke ich nicht so viel Bier. Ich habe das Gefühl, wenn man dann einmal auf die Toilette geht, muss man alle fünf Minuten. Das versuche ich natürlich zu vermeiden. Mein Glück ist aber sowieso, dass viele meiner Freunde selbst auflegen und dann kurz einspringen.    

Einmal bin ich von der Toilette gekommen und mein Handy war weg. Da war das Geschrei natürlich groß, das war das Schlimmste, ich brauche mein Telefon ja immer, es bestimmt meine ganze Kommunikation. Ich war nur zwei Minuten weg, das Handy lag unter dem Plattenspieler. Aber als ich zurückkam, war es weg. Ich hab dann erstmal einen Schnaps getrunken und eine SMS an meine eigene Nummer geschickt: ,Wenn du mir das Handy wiederbringst, kriegst du einen Gin Tonic aufs Haus.' Da kam leider nichts zurück. Egal welche Pinkelplatte ich auflege – seit damals kommt mein Handy immer schön mit auf die Toilette."    

Auf der nächsten Seite: die Magnet-Methode.

Tutku, Hafenbahnhof, Hamburg  
Outkast – Spottieottiedopalicious (Nacey Remix)  
Länge: 6 Minuten, 16 Sekunden      

http://soundcloud.com/nacey/outkast

"Ich bin mit HipHop aufgewachsen, Outkast ist eine meiner Lieblingsbands – und bei dem Song ist es fast schon wie bei einer klassischen Konditionierung: Wenn ich den spiele, muss ich fast automatisch auf's Klo und danach einen Drink an der Bar holen. Hat sich einfach so eingebürgert. Wenn man alleine auflegt, ist man auf sich selbst angewiesen, da hat man definitiv auch mehr Stress. Nebenbei mal eben eine Kippe drehen geht halt nicht. Das ist schon nervig. Und auch der Klogang selbst ist viel stressiger: Wenn ich zum Beispiel losgegangen bin und dann erst sehe, dass die Schlange vor dem Mädchenklo lang ist, es also megaknapp wird – dann verdrück ich's mir, gehe wieder zurück und lege weiter auf.    

Andererseits kann ich das auch ganz gut steuern: indem ich die Leute auf die Tanzfläche locke. Ich spiele einfach zwei bis drei gute Tanztracks, und beim vierten, wenn alle abgehen, weiß ich, die Toilette muss jetzt frei sein. Dann gehe ich schnell. Was mir neulich passiert ist: Ich war kurz weg und als ich zurückkam, war ein Typ mit seinem Kollegen hinter dem Mischpult und hat gescratcht. Er fand das super witzig. Ich nicht, aber naja, es gibt halt auch solche Typen."

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