Die erste Botschaft war so ironisch, wie es die Twitter-Ästhetik vorschreibt: „Wir können weder bestätigen noch bestreiten, dass es sich hier um unseren ersten Tweet handelt.“ Die CIA, der amerikanische Auslandsgeheimdienst, der sonst größten Wert darauf legt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorzugehen, wandte sich am Freitag vor Pfingsten zum ersten Mal über Twitter und Facebook an eben diese Öffentlichkeit. Die Ankündigung wurde bis zum späten Montagnachmittag 279305 Mal weitergeleitet. Der Zähler der Follower stand bei 589 570.
„Wir können weder bestätigen noch bestreiten, dass es sich hier um unseren ersten Tweet handelt“, twitterte die CIA.
Bei der CIA ist man neuerdings sehr um das Image besorgt. Dabei ist der Niedlichkeitsfaktor ganz wichtig. Ein Angebot für Kinder gibt es schon länger, es fehlt nicht an nützlichen Informationen für Reisen in gefährliche Länder wie Deutschland und Ägypten, und der Hobby-Historiker wird auch bedient. Auf der Website www.cia.gov wird als „Artefakt des Monats“ der Schreibtisch präsentiert, an dem „Wild Bill“ Donovan, der erste Chef der CIA-Vorläufer-Organisation OSS, bis 1945 arbeitete. Dieses Artefakt ist demnach 168 Zentimeter lang, 92 tief und 78 Zentimeter hoch. Das ist zwar das Gegenteil von Aufklärung, aber trotzdem ganz nett.
Jetzt versprechen die geheimen Operateure „tolles freigegebenes Material“. Die Angehörigen der aus dem Militär hervorge-gangenen Behörde würden die Aktion bestimmt eine PR-Offensive nennen. Sie war zunächst sogar erfolgreich; die Schauspielerin Ellen DeGeneres lobte den „Sinn für Humor“ bei der CIA. Aber nicht alle fanden das Gezwitscher so lustig, zumal die neue Offenheit das Schweigen über so viele Verbrechen einschließt.
Der Schuss ging, um beim Militär zu bleiben, pfeilgrad nach hinten los, denn innerhalb von zwei Stunden war der Account @CIA mustergültig getrollt. Die New York Review of Books, Druckauflage (Stand 2011) nur 134 488, aber das Intelligenzblatt der linksliberalen Ostküste, jagte dem CIA-Tweet in rascher Folge die Links mit der Inhaltsangabe für zwei Artikel hinterher, die sich dem weniger offensichtlichen Wirken der CIA widmen. Mark Danner beschäftigte sich mit dem Bericht des Roten Kreuzes über die von der CIA eingerichteten black sites. Auch hier bekommt man genaue Abmessungen geliefert: die der blendend weißen Zelle, in der ein Häftling aufs Bett geschnallt wurde. David Cole berichtet über die illegalen Methoden, die mit dem Segen des Präsidenten angewandt wurden.
Für Matthew Howard, den Web-Chef der Zeitschrift, war es nur „eine kleine Geste des Protestes“. Er hatte sich darüber geärgert, dass die Netzgemeinde die erste Aussendung der CIA mit Instant-Lob wie „saukomisch“ und „phantastisch“ bedacht hatte und sich zu einer anderen Form von Offenheit entschlossen. „Auf die Weise wurden die Artikel von Mark Danner und David Cole von vielen Tausend Menschen gelesen, die vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt“, sagte er der SZ. Auch schön: „Einige Leser haben sogar ihr Abo verlängert.“
Der Triumph, die CIA gleich bei ihrem ersten Ausflug ins Offene blamiert und die Internet-User an das erinnert zu haben, was von der CIA lieber nicht offen verhandelt wird, ist aber vielleicht doch nicht so berauschend, wie er zunächst aussieht. Dass die CIA jetzt auf Twitter ist, das sei doch keine Nachricht, meinte ein Kommentator, „da sind sie doch längst“. Schließlich hat die Behörde eingeräumt, dass sie den Nachrichtenverkehr in den sozialen Medien mit der Gründlichkeit eines Literaturkritikers mitliest.
Der abgeklärte Paranoiker ahnt, dass dem Geheimdienst durch die New York Review die Arbeit noch unfreiwillig erleichtert wird. Jedenfalls verbreiten vor allem jene die subversive Botschaft digital weiter, die die CIA und ihr klandestines Treiben kritisch sehen. Nie war es leichter, seine Feinde zu finden.
„Wir können weder bestätigen noch bestreiten, dass es sich hier um unseren ersten Tweet handelt“, twitterte die CIA.
Bei der CIA ist man neuerdings sehr um das Image besorgt. Dabei ist der Niedlichkeitsfaktor ganz wichtig. Ein Angebot für Kinder gibt es schon länger, es fehlt nicht an nützlichen Informationen für Reisen in gefährliche Länder wie Deutschland und Ägypten, und der Hobby-Historiker wird auch bedient. Auf der Website www.cia.gov wird als „Artefakt des Monats“ der Schreibtisch präsentiert, an dem „Wild Bill“ Donovan, der erste Chef der CIA-Vorläufer-Organisation OSS, bis 1945 arbeitete. Dieses Artefakt ist demnach 168 Zentimeter lang, 92 tief und 78 Zentimeter hoch. Das ist zwar das Gegenteil von Aufklärung, aber trotzdem ganz nett.
Jetzt versprechen die geheimen Operateure „tolles freigegebenes Material“. Die Angehörigen der aus dem Militär hervorge-gangenen Behörde würden die Aktion bestimmt eine PR-Offensive nennen. Sie war zunächst sogar erfolgreich; die Schauspielerin Ellen DeGeneres lobte den „Sinn für Humor“ bei der CIA. Aber nicht alle fanden das Gezwitscher so lustig, zumal die neue Offenheit das Schweigen über so viele Verbrechen einschließt.
Der Schuss ging, um beim Militär zu bleiben, pfeilgrad nach hinten los, denn innerhalb von zwei Stunden war der Account @CIA mustergültig getrollt. Die New York Review of Books, Druckauflage (Stand 2011) nur 134 488, aber das Intelligenzblatt der linksliberalen Ostküste, jagte dem CIA-Tweet in rascher Folge die Links mit der Inhaltsangabe für zwei Artikel hinterher, die sich dem weniger offensichtlichen Wirken der CIA widmen. Mark Danner beschäftigte sich mit dem Bericht des Roten Kreuzes über die von der CIA eingerichteten black sites. Auch hier bekommt man genaue Abmessungen geliefert: die der blendend weißen Zelle, in der ein Häftling aufs Bett geschnallt wurde. David Cole berichtet über die illegalen Methoden, die mit dem Segen des Präsidenten angewandt wurden.
Für Matthew Howard, den Web-Chef der Zeitschrift, war es nur „eine kleine Geste des Protestes“. Er hatte sich darüber geärgert, dass die Netzgemeinde die erste Aussendung der CIA mit Instant-Lob wie „saukomisch“ und „phantastisch“ bedacht hatte und sich zu einer anderen Form von Offenheit entschlossen. „Auf die Weise wurden die Artikel von Mark Danner und David Cole von vielen Tausend Menschen gelesen, die vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt“, sagte er der SZ. Auch schön: „Einige Leser haben sogar ihr Abo verlängert.“
Der Triumph, die CIA gleich bei ihrem ersten Ausflug ins Offene blamiert und die Internet-User an das erinnert zu haben, was von der CIA lieber nicht offen verhandelt wird, ist aber vielleicht doch nicht so berauschend, wie er zunächst aussieht. Dass die CIA jetzt auf Twitter ist, das sei doch keine Nachricht, meinte ein Kommentator, „da sind sie doch längst“. Schließlich hat die Behörde eingeräumt, dass sie den Nachrichtenverkehr in den sozialen Medien mit der Gründlichkeit eines Literaturkritikers mitliest.
Der abgeklärte Paranoiker ahnt, dass dem Geheimdienst durch die New York Review die Arbeit noch unfreiwillig erleichtert wird. Jedenfalls verbreiten vor allem jene die subversive Botschaft digital weiter, die die CIA und ihr klandestines Treiben kritisch sehen. Nie war es leichter, seine Feinde zu finden.