Die weißen, roten und blauen Lichter der Polizeiautos orgelten wieder durch Manhattan, nichts und niemand ging mehr, alles stand und stockte, aber die Stadt verlor die Nerven trotzdem nicht: Der Präsident kam hier durch, und die am Straßenrand zu dem für New Yorker ungewöhnlichen Zustand der Rast verdammten New Yorker freuten sich und hielten, wie bei einer Schweigeminute, einfach einmal inne.
Zwei Dinge standen, nach den Verlautbarungen des Weißen Hauses, auf seinem Programm. Eine Rede über Infrastrukturpolitik an der Tappan Zee Bridge, die oberhalb von New York über den Hudson River führt und von Leuten, die beruflich die Sicherheit von Brücken testen, privat vorsichtshalber schon seit Jahren nicht mehr befahren wird; diese Brücke, die größte im Bundesstaat, wird jetzt ersetzt. Und die offizielle Eröffnung des 9/11 Museums am Ground Zero.
Berührend: Während der frühere New Yorker GouverneurGeorge Pataki eine Rede hält, werden Fotos von Opfern des Terroranschlags an die Wand projiziert.
Beides ist überfällig, und beides sind Dinge, die den Menschen hier am Herzen liegen. Weswegen Obama dann auch Sätze sagte wie: „All jene, die wir verloren, leben in uns fort.“ Und: „Nichts wird uns brechen.“ Aber diese präsidentielle To-do-Liste zeigt eben auch, wie sehr das Gedenken an die Anschläge vom 11. September 2001 mittlerweile zwischen die Bewirtschaftung der Alltagsprobleme zurückgetreten ist. Das machte die Eröffnung des Museums wiederum nur noch dringender. Dermaßen oft war die nach hinten verschoben worden, aus allen möglichen Gründen, dass man kaum noch glauben mochte, das Warten werde je ein Ende haben.
Als es diesen Donnerstag dann endlich soweit war, nahm nämlich eine Geschichte ihr Ende, die zum Schluss leider vor allem durch die Gereiztheiten zwischen den Beteiligten und den Betroffenen Schlagzeilen produzierte. Das ist deswegen so schade, weil man die Gedenkstätte, anders als den sogenannten Freedom Tower, im Großen und Ganzen als eher gelungen bezeichnen kann. Der Turm, der das zerstörte World Trade Center ersetzen soll, ist ein Kapitel für sich, und der ambitionierte Symbolismus, den der später von dem Projekt abgezogene Architekt Daniel Libeskind sich dafür einst ausgedacht hatte, ist inzwischen nicht mehr als eine Fußnote. Geblieben ist davon nur die Höhe von 1776 Fuß (541 Meter) als Anspielung auf das Jahr der Unabhängigkeitserklärung – Zahlenmystik, die sich dem Auge, das ja nun einmal kein Maßband ist, nicht einmal mitteilt, zumal ein großer Teil der Strecke durch eine schnöde Antenne ermogelt wird.
Die Zwillingstürme des alten World Trade Centers waren tatsächlich niedriger (415 Meter), wirkten durch ihre Schlankheit aber höher; sie überragen den Neubau in jeder Beziehung bis heute. Was nun die Qualität der 2011 eingeweihten Memorial Plaza auszeichnet, ist die Tatsache, dass deren Architekt Michael Arad die Erinnerung an diese verlorene Höhe (und alles andere, was damals verloren ging) konsequent durch die entgegensetzte Bewegung bewahrte: Auf den Grundflächen der Zwillingstürme befinden sich nun quadratische Löcher, an deren Rändern stürzen Wasserfälle in nicht absehbare Tiefen und bilden dabei den finalen Zusammensturz der Türme immer wieder nach. Ja, das ist pathetisch, und ja, das hat auch die Funktion, die jeder städtische Springbrunnen hat, nämlich den Lärm des Alltags akustisch auszublenden. Aber es ist auch ergreifend, und es stülpt das, was an den Twin Towers erhaben war, kurzerhand um, diese sogenannten Pools sind inverse Wolkenkratzer, das Gedenken geht unauslotbar in die Tiefe.
Das neue Museum steigert diese Geste noch: Es geht noch tiefer, es liegt unter den Pools, es geht buchstäblich zum Ground Zero. Das ist gewiss besser als die ursprünglich einmal herumgeisternde Idee, es einfach in den schwer vermietbaren unteren Etagen des neuen Turms unterzubringen. Aber das hat auch seine Tücken.
Den Effekt einer Krypta wird dieses Museum nie loswerden, der liegt schon in seiner baulichen Natur. Dazu kommt, dass es hier als geheimes Zentrum auch tatsächlich das gibt, was in der Krypta einer romanischen Kirche als Confessio bezeichnet würde: ein abgesondertes Gewölbe um das Heiligengrab. Es hat zuletzt vor allem über diesen Punkt Kontroversen gegeben: die Einlagerung von Überresten der Opfer in einem separaten Raum, zu dem nur die Angehörigen Zugang haben – und die Gerichtsmediziner, die nach wie vor an der Zuordnung der Leichenteile arbeiten.
Einige der Angehörigen, eine Minderheit allerdings, protestierten zuletzt noch lautstark gegen die Musealisierung ihrer Toten. Bezeichnenderweise wurde hier ansonsten ja früh schon beschlossen, menschliche Überreste keinesfalls „auszustellen“. Sogar der Staub auf den Exponaten ist chemisch getestet worden, um sicherzugehen, dass er von den zusammengestürzten Türmen stammt und kein verbranntes Menschenfleisch enthält. Das Makabre solcher Erwägungen nistet gewissermaßen in der Zwitternatur des Ortes als archäologischer Stätte und Nekropole.
Alice Greenwald, die das Museum leitet, hatte zuvor am Holocaust Memorial in Washington gearbeitet, es wird nicht das primäre Ziel ihres Teams gewesen sein, das 9/11 Museum nach dem Modell von Kirchen über einem Märtyrergrab einzurichten. Vielleicht führt aber einfach die Struktur der Aufgabe zu diesem Ergebnis. Es gibt hier auf jeden Fall Märtyrer.
Es gibt auch engelsgleiche Kämpfer des Guten. Und sie alle haben Reliquien hinterlassen, die hier nun ausgestellt werden und anschaulich und in gewisser Weise auch nacherleidbar machen, was damals geschehen ist. Da ist das zerstörte Feuerwehrauto der Ladder Company 3, dessen Besatzung sich bis in den 35. Stock des Nordturms vorgekämpft hatte und bei dessen Einsturz darin begraben wurde. Und da ist aber auch die Betonwand, die Ground Zero vor den Fluten des Hudson River schützt. Dass sie damals gehalten hat, wurde damals, in den Tagen der Konfusion und der Entmutigung, als Zeichen, als Wunder und als Metapher gelesen. Die „Slurry Wall“ ist damals zu einem Monument geworden, an dem sich eine ganze Nation allmählich wieder aufrichten konnte.
Es gibt sogar ein Kreuz aus Stahlträgern, das Kreuz von Ground Zero, in den aus Flugzeugkerosin gespeisten Höllenfeuern zusammengeschweißt. Es ist wahr, dass manche dieser Trümmer einen heute eher an Kunst erinnern, das liegt auch daran, dass manche dieser Trümmer schon bei Kunstausstellungen ausgestellt waren. Gut, dass es demgegenüber eben auch die kulturelle Erfahrung von Kirchenräumen gibt, wo Kunstwerke immer noch in erster Linie Kultgegenstände sind, nicht der ästhetischen Erbauung dienen, sondern der Beglaubigung. Stimmen sind zu hören, letzte Telefonate, der Horror des Geschehenen wird vergegenwärtigt. Und es gibt, natürlich, bei all dem auch einen Satan, ausgemachte Teufel, und eine der zentralen Fragen bei der Einrichtung dieses Museums war die, wie mit denen umgegangen werden muss.
Kann man, darf man zur Dokumentation dessen, was passiert ist, Fotos der Attentäter zeigen, ohne dass die damit in eine Reihe mit den Opfern treten? Und wenn ja, wie macht man das so, dass diejenigen Hinterbliebenen, die die Gesichter der Mörder ihrer Angehörigen nicht sehen wollen, sie nicht auch sehen müssen?
Die Antwort, die gefunden wurde: Opferfotos hängen groß an den Wänden, die Täter liegen waagerecht in Vitrinen, man muss sich darüberbeugen. Und auch das Böse hat Reliquien hinterlassen: Zu sehen ist der Laptop von Ramzi Yousef, der 1993 den ersten Anschlag auf das World Trade Center orchestriert hatte und ein Neffe ist von Khalid Scheich Mohammed, dem Chefplaner des Terrors von 9/11. In einem Film ist zu sehen, wie Osama bin Laden, als er 1996 von CNN in einer Höhle interviewt wurde, den USA den Krieg erklärte. Damals hatte ihn keiner ernst genommen. Jetzt und hier haben seine Worte ein anderes Gewicht.
Das jüdische New York hatte offensichtlich kaum Probleme, sich in diesem kirchenartigen Erzählmodell wiederzufinden. Kreuze und Davidsterne tauchten auch schon in der Phase der Bergungsarbeiten immer wieder nebeneinander auf, von Helfern und Trauernden an die Wände gemalt. Was fehlt, sind die Halbmonde des Islam. Muslimische Verbände haben bis zuletzt noch dagegen protestiert, dass ihre Religion in dem etwas manichäischen Bild, das dieses Museum malt, nur als das Böse vorkommt, als der Islamismus von al-Qaida.
Aber das ist nicht ganz so. Da sind immer noch – zentrales Ausstellungsstück – die gigantischen Pfeiler aus der Fassade von Minoru Yamasakis Twin Towers: schmal, hoch und an ihrer Krone sich verdreifachend. Das erinnert nicht zufällig an Vorbilder aus der islamischen Architektur. Das ist direkt inspiriert von den Moscheen Persiens und Arabiens. Es gibt ein Zitat in den Erinnerungen von Yamasaki, in dem er die Plaza seines World Trade Centers mit Mekka vergleicht, einem Ort feierlicher, geradezu heiliger Gefasstheit inmitten entropischer Zustände. Yamasaki hatte viel Zeit in Saudi-Arabien verbracht, er hat dort etliches gebaut. Der größte Bauunternehmer des Landes damals und dadurch zweitreichster Mann nach dem Herrscher, hieß Mohamed bin Laden. Einer seiner Söhne würde viele Jahre später nicht nur die USA angreifen und Tausende Menschen töten, er würde sich auch am eigenen Erbe vergehen.
Das Museum ist ab dem 21. Mai für die Allgemeinheit zugänglich. Informationen und Vorverkauf von Eintrittskarten: http://www.911memorial.org/
Zwei Dinge standen, nach den Verlautbarungen des Weißen Hauses, auf seinem Programm. Eine Rede über Infrastrukturpolitik an der Tappan Zee Bridge, die oberhalb von New York über den Hudson River führt und von Leuten, die beruflich die Sicherheit von Brücken testen, privat vorsichtshalber schon seit Jahren nicht mehr befahren wird; diese Brücke, die größte im Bundesstaat, wird jetzt ersetzt. Und die offizielle Eröffnung des 9/11 Museums am Ground Zero.
Berührend: Während der frühere New Yorker GouverneurGeorge Pataki eine Rede hält, werden Fotos von Opfern des Terroranschlags an die Wand projiziert.
Beides ist überfällig, und beides sind Dinge, die den Menschen hier am Herzen liegen. Weswegen Obama dann auch Sätze sagte wie: „All jene, die wir verloren, leben in uns fort.“ Und: „Nichts wird uns brechen.“ Aber diese präsidentielle To-do-Liste zeigt eben auch, wie sehr das Gedenken an die Anschläge vom 11. September 2001 mittlerweile zwischen die Bewirtschaftung der Alltagsprobleme zurückgetreten ist. Das machte die Eröffnung des Museums wiederum nur noch dringender. Dermaßen oft war die nach hinten verschoben worden, aus allen möglichen Gründen, dass man kaum noch glauben mochte, das Warten werde je ein Ende haben.
Als es diesen Donnerstag dann endlich soweit war, nahm nämlich eine Geschichte ihr Ende, die zum Schluss leider vor allem durch die Gereiztheiten zwischen den Beteiligten und den Betroffenen Schlagzeilen produzierte. Das ist deswegen so schade, weil man die Gedenkstätte, anders als den sogenannten Freedom Tower, im Großen und Ganzen als eher gelungen bezeichnen kann. Der Turm, der das zerstörte World Trade Center ersetzen soll, ist ein Kapitel für sich, und der ambitionierte Symbolismus, den der später von dem Projekt abgezogene Architekt Daniel Libeskind sich dafür einst ausgedacht hatte, ist inzwischen nicht mehr als eine Fußnote. Geblieben ist davon nur die Höhe von 1776 Fuß (541 Meter) als Anspielung auf das Jahr der Unabhängigkeitserklärung – Zahlenmystik, die sich dem Auge, das ja nun einmal kein Maßband ist, nicht einmal mitteilt, zumal ein großer Teil der Strecke durch eine schnöde Antenne ermogelt wird.
Die Zwillingstürme des alten World Trade Centers waren tatsächlich niedriger (415 Meter), wirkten durch ihre Schlankheit aber höher; sie überragen den Neubau in jeder Beziehung bis heute. Was nun die Qualität der 2011 eingeweihten Memorial Plaza auszeichnet, ist die Tatsache, dass deren Architekt Michael Arad die Erinnerung an diese verlorene Höhe (und alles andere, was damals verloren ging) konsequent durch die entgegensetzte Bewegung bewahrte: Auf den Grundflächen der Zwillingstürme befinden sich nun quadratische Löcher, an deren Rändern stürzen Wasserfälle in nicht absehbare Tiefen und bilden dabei den finalen Zusammensturz der Türme immer wieder nach. Ja, das ist pathetisch, und ja, das hat auch die Funktion, die jeder städtische Springbrunnen hat, nämlich den Lärm des Alltags akustisch auszublenden. Aber es ist auch ergreifend, und es stülpt das, was an den Twin Towers erhaben war, kurzerhand um, diese sogenannten Pools sind inverse Wolkenkratzer, das Gedenken geht unauslotbar in die Tiefe.
Das neue Museum steigert diese Geste noch: Es geht noch tiefer, es liegt unter den Pools, es geht buchstäblich zum Ground Zero. Das ist gewiss besser als die ursprünglich einmal herumgeisternde Idee, es einfach in den schwer vermietbaren unteren Etagen des neuen Turms unterzubringen. Aber das hat auch seine Tücken.
Den Effekt einer Krypta wird dieses Museum nie loswerden, der liegt schon in seiner baulichen Natur. Dazu kommt, dass es hier als geheimes Zentrum auch tatsächlich das gibt, was in der Krypta einer romanischen Kirche als Confessio bezeichnet würde: ein abgesondertes Gewölbe um das Heiligengrab. Es hat zuletzt vor allem über diesen Punkt Kontroversen gegeben: die Einlagerung von Überresten der Opfer in einem separaten Raum, zu dem nur die Angehörigen Zugang haben – und die Gerichtsmediziner, die nach wie vor an der Zuordnung der Leichenteile arbeiten.
Einige der Angehörigen, eine Minderheit allerdings, protestierten zuletzt noch lautstark gegen die Musealisierung ihrer Toten. Bezeichnenderweise wurde hier ansonsten ja früh schon beschlossen, menschliche Überreste keinesfalls „auszustellen“. Sogar der Staub auf den Exponaten ist chemisch getestet worden, um sicherzugehen, dass er von den zusammengestürzten Türmen stammt und kein verbranntes Menschenfleisch enthält. Das Makabre solcher Erwägungen nistet gewissermaßen in der Zwitternatur des Ortes als archäologischer Stätte und Nekropole.
Alice Greenwald, die das Museum leitet, hatte zuvor am Holocaust Memorial in Washington gearbeitet, es wird nicht das primäre Ziel ihres Teams gewesen sein, das 9/11 Museum nach dem Modell von Kirchen über einem Märtyrergrab einzurichten. Vielleicht führt aber einfach die Struktur der Aufgabe zu diesem Ergebnis. Es gibt hier auf jeden Fall Märtyrer.
Es gibt auch engelsgleiche Kämpfer des Guten. Und sie alle haben Reliquien hinterlassen, die hier nun ausgestellt werden und anschaulich und in gewisser Weise auch nacherleidbar machen, was damals geschehen ist. Da ist das zerstörte Feuerwehrauto der Ladder Company 3, dessen Besatzung sich bis in den 35. Stock des Nordturms vorgekämpft hatte und bei dessen Einsturz darin begraben wurde. Und da ist aber auch die Betonwand, die Ground Zero vor den Fluten des Hudson River schützt. Dass sie damals gehalten hat, wurde damals, in den Tagen der Konfusion und der Entmutigung, als Zeichen, als Wunder und als Metapher gelesen. Die „Slurry Wall“ ist damals zu einem Monument geworden, an dem sich eine ganze Nation allmählich wieder aufrichten konnte.
Es gibt sogar ein Kreuz aus Stahlträgern, das Kreuz von Ground Zero, in den aus Flugzeugkerosin gespeisten Höllenfeuern zusammengeschweißt. Es ist wahr, dass manche dieser Trümmer einen heute eher an Kunst erinnern, das liegt auch daran, dass manche dieser Trümmer schon bei Kunstausstellungen ausgestellt waren. Gut, dass es demgegenüber eben auch die kulturelle Erfahrung von Kirchenräumen gibt, wo Kunstwerke immer noch in erster Linie Kultgegenstände sind, nicht der ästhetischen Erbauung dienen, sondern der Beglaubigung. Stimmen sind zu hören, letzte Telefonate, der Horror des Geschehenen wird vergegenwärtigt. Und es gibt, natürlich, bei all dem auch einen Satan, ausgemachte Teufel, und eine der zentralen Fragen bei der Einrichtung dieses Museums war die, wie mit denen umgegangen werden muss.
Kann man, darf man zur Dokumentation dessen, was passiert ist, Fotos der Attentäter zeigen, ohne dass die damit in eine Reihe mit den Opfern treten? Und wenn ja, wie macht man das so, dass diejenigen Hinterbliebenen, die die Gesichter der Mörder ihrer Angehörigen nicht sehen wollen, sie nicht auch sehen müssen?
Die Antwort, die gefunden wurde: Opferfotos hängen groß an den Wänden, die Täter liegen waagerecht in Vitrinen, man muss sich darüberbeugen. Und auch das Böse hat Reliquien hinterlassen: Zu sehen ist der Laptop von Ramzi Yousef, der 1993 den ersten Anschlag auf das World Trade Center orchestriert hatte und ein Neffe ist von Khalid Scheich Mohammed, dem Chefplaner des Terrors von 9/11. In einem Film ist zu sehen, wie Osama bin Laden, als er 1996 von CNN in einer Höhle interviewt wurde, den USA den Krieg erklärte. Damals hatte ihn keiner ernst genommen. Jetzt und hier haben seine Worte ein anderes Gewicht.
Das jüdische New York hatte offensichtlich kaum Probleme, sich in diesem kirchenartigen Erzählmodell wiederzufinden. Kreuze und Davidsterne tauchten auch schon in der Phase der Bergungsarbeiten immer wieder nebeneinander auf, von Helfern und Trauernden an die Wände gemalt. Was fehlt, sind die Halbmonde des Islam. Muslimische Verbände haben bis zuletzt noch dagegen protestiert, dass ihre Religion in dem etwas manichäischen Bild, das dieses Museum malt, nur als das Böse vorkommt, als der Islamismus von al-Qaida.
Aber das ist nicht ganz so. Da sind immer noch – zentrales Ausstellungsstück – die gigantischen Pfeiler aus der Fassade von Minoru Yamasakis Twin Towers: schmal, hoch und an ihrer Krone sich verdreifachend. Das erinnert nicht zufällig an Vorbilder aus der islamischen Architektur. Das ist direkt inspiriert von den Moscheen Persiens und Arabiens. Es gibt ein Zitat in den Erinnerungen von Yamasaki, in dem er die Plaza seines World Trade Centers mit Mekka vergleicht, einem Ort feierlicher, geradezu heiliger Gefasstheit inmitten entropischer Zustände. Yamasaki hatte viel Zeit in Saudi-Arabien verbracht, er hat dort etliches gebaut. Der größte Bauunternehmer des Landes damals und dadurch zweitreichster Mann nach dem Herrscher, hieß Mohamed bin Laden. Einer seiner Söhne würde viele Jahre später nicht nur die USA angreifen und Tausende Menschen töten, er würde sich auch am eigenen Erbe vergehen.
Das Museum ist ab dem 21. Mai für die Allgemeinheit zugänglich. Informationen und Vorverkauf von Eintrittskarten: http://www.911memorial.org/