in meiner alten Wohnung an der Elsässerstrasse. Die Wohnung ist schon leer, ich muss nur noch irgendetwas erledigen. Auf einmal rüttelt es an der von innen verschlossenen Tür. Draussen ein Mann mit einem hassverzerrten Gesicht, das ich durch die Milchglasscheibe erkennen kann. Er rüttelt und reisst und versucht, einen Schlüssel ins Schloss zu stecken. Ich sterbe beinahe vor Angst, dann rennt er fluchend weg und rüttelt an einer anderen Tür.
Es klingelt. Durch eine Kamera (?) sehe ich draussen Herrn U., den Vermieter, ungewohnt elegant in einem Kamelhaarmantel. Zum ersten Mal bin ich froh, dieses Arschloch zu sehen, er verkörpert Normalität, Sicherheit. Ich übergebe ihm den Wohnungsschlüssel und gehe raus.
Ich habe keine Wohnung mehr, jetzt liege ich mit Bettzeug auf einer Parkbank am St. Johanns-Tor, es ist aber lau und schön und die frische Luft tut mir gut. Plötzlich kommt Alex und erklärt mir, dass wir ja jetzt beide Single seien, und dass wir zusammensein sollen. Er hat mir eine Art Heft gemacht mit Bildern und Texten, ich erkenne es nicht genau, aber es ist wie alles von Alex sehr schlau und witzig. Ich fühle mich natürlich wahnsinnig geschmeichelt, habe aber Bedenken und will diese auch einräumen. Ich denke an verschiedene Herren, die ich in nächster Zeit treffen will, und dann denke ich auch, dass Alex sich das jetzt so vernunftehemässig einredet, bis das nächste 20jährige Chick daherkommt, für die er mich dann verlässt. Bevor ich was sagen kann, meint Alex, das sei alles Blödsinn, er könne jedes Bedenken sofort entkräften. Er küsst mich, es ist ganz schön.
Ich fange aber trotzdem wieder an mit den Bedenken. Eine sehr junge Frau pflaumt Alex an, weil sie sich da hinsetzen will, wo er ist; ich stelle mich direkt neben sie, mein Gesicht nahe an ihrem, und sage: halt den Mund, du blöde Kuh. Alex witzelt, eines meiner Bedenken sei vielleicht unsere verschiedene Auffassung von Diplomatie, ich lache.
Wir wollen uns woanders hinsetzen, damit ich ihm in Ruhe meine Bedenken erklären kann, vor eine Hecke, aber da kommt gerade ein grosser, korpulenter Mann anspaziert. Ich ziehe Alex hinter die Hecke, wo ebenfalls eine kleine Bank steht. Wir setzen uns Arm in Arm darauf. Die Bank beginnt, seitlich auf Schienen wegzufahren. Eine Weile fahren wir durch frühlingshafte Wiesen und Felder, während ich meine Bedenken erklären will und Alex mich zu küssen versucht. Dann halten wir einen Moment an einem wunderschönen Ort. Es handelt sich um eine Art See oder Fluss, ein bisschen wie die Birsfeldener Schleuse, aber statt des Kraftwerks stehen dort prachtvolle alte Fabrikgebäude aus blauen Keramikfliesen und mit kupfernen Schriftzügen, die Abendsonne spiegelt sich wie wahnsinnig. Ich bin atemlos angesichts dieser Schönheit. Irgendwie sind wir in Berlin.
Wir kommen in Alex’ Haus an. Ich erfahre, dass ich jetzt nicht mehr zurückkann, weil nichts mehr fährt. Alex wohnt im Haus seiner Eltern, ohne Vater natürlich, der ist ja tot. Aber seine Mutter ist da, und unzählige Geschwister – ein wahnsinnig attraktiver Bruder, wo ich noch denke: holla! – und noch mehr Cousins und Cousinen, alles Teenager, viele nackt, das Haus ist chaotisch gebaut, mit Brücken und Wendeltreppen und zahllosen Zimmern, es ist furchtbar unordentlich, überall liegen Kleidungsstücke – viele Kostüme – und stehen unmotiviert Möbel in der Gegend herum. Ich werde allen als Alex’ neue Freundin vorgestellt. Alex führt mich dann eine Wendeltreppe hinauf, alles, alles ist voller Leute, als wir in sein Zimmer gehen, müssen wir erst einige kichernde Mädchen daraus vertreiben. Alex ist dauernd an mir dran, will mich küssen und so fort, aber auf einmal stehen wir wieder auf einem Balkon. Irgendein älterer Verwandter erzählt lustige Geschichten und bietet mir Whisky an und einen Joint, und ich denke: oh, Whisky und ein Joint, wieso nicht. Ich sehe den enttäuschten Ausdruck auf Alex’ Gesicht und denke, Mist, der ist gekränkt, jetzt muss ich wirklich mitgehen in sein Schlafzimmer, und sei es nur, um endlich meine Bedenken loszuwerden.