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Was mir das Herz bricht: Schlechte GoPro-Videos

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Seit einigen Jahren ist es des Individual- Extrem- und Trendsportlers zweitliebste Beschäftigung, sich bei der Ausübung seiner liebsten Beschäftigung selbst zu filmen. Auslöser dafür waren die Erfindung und rasante Verbreitung der GoPro, einer kleinen Kamera mit Wasser- und schlagresistentem Gehäuse, die sich so gut wie überall leicht anbringen lässt, egal ob an einem Fahrradlenker, einem Snowboard oder einem Helm. Diese Kamera ist vergleichsweise erschwinglich, leicht zu bedienen und das ideale Gimmick für den Sportler in der Selfie-Gesellschaft. Vor allem die Skipisten sind voll von Ski- und Snowboard-Teletubbies: Menschen, die einen Helm tragen – was grundsätzlich zu loben ist –, und auf diesen Helm eine GoPro-Kamera montiert haben – was sie aussehen lässt wie einen Teletubby: ziemlich bescheuert.  

Aber ums Aussehen soll es hier nicht gehen. Sondern um die vielen Tausend, ach was, Millionen von Videos, die die Teletubbies produzieren. Sie tragen Titel wie „Kaunertal Trip 2013“oder „Mayrhofen with the Boyz“. Und sie zeigen größtenteils: stümperhaften Schrott. Schrott mit Herzensbrecherpotenzial.  


Knack!

Das Traurige daran ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die darin so offensichtlich wird. Man hört dramatische Filmmusik, die eine halsbrecherische Abfahrt von schroffen Gipfeln in Alaska perfekt untermalen würde, jetzt aber leider drei überhaupt nicht halsbrecherische Pflugbögen eines Skitouristen aus Bottrop begleitet. Für den mögen sich die Pflugbögen toll angefühlt haben. Aber objektiv betrachtet sie sind es nicht, und das wird noch an einer anderen Stelle sehr deutlich: an der Zahl der Aufrufe, die unter dem Video steht. Gibt es etwas Traurigeres als ein Video, das nur 14 Mal angeklickt wurde (wobei wahrscheinlich vier der 14 Klicks vom Filmer selbst stammen), obwohl theoretisch die ganze Welt als Publikum parat steht? Nirgends wird die Tragik des Durchschnittlichen deutlicher als in solchen GoPro-Youtubevideos.  

Diese Filmchen sind umso schlimmer, je aufwendiger sie gemacht sind. Oft sieht man dann, was sie so gerne wären, man sieht die großen Vorbilder durchschimmern. Die Hobbyfilmer bedienen sich nicht selten derselben Zutaten wie die Stars in ihren tollen Extremsportvideos: möglichst coole Musik, der Film im Takt geschnitten, ab und an ein bisschen Zeitraffer (von der Liftfahrt) oder Zeitlupe (vom Sprung). Sie zitieren das Ideal, weil die Technik es ihnen leicht macht. Nur macht die Technik sie nicht zu guten Skifahrern und den 20-Zentimeter-Sprung, den man in Zeitlupe sieht, nicht zu einem 20-Meter-Sprung. Und so machen die Filme nur umso deutlicher, wie groß der Unterschied zu den Vorbildern ist.  

Natürlich ist dieser Unterschied völlig okay. Niemand muss beim Skifahren 20 Meter weit springen, niemand muss sich mit dem Skateboard in eine Fünf-Meter-Halfpipe stürzen. 20 Zentimeter oder ein Ollie auf den Bürgersteig können einen schon sehr glücklich machen. Das ist auch sehr gut so. Aber die Tatsache, dass der 20-Zentimeter-Sprung auf Youtube gelandet ist, zeigt ja: Dieser Typ ist auf die 20 Zentimeter ein bisschen stolz. Der findet sich und seinen Sprung gut, er will seine Begeisterung für seinen Sport in Bewegtbild übertragen und das Woah-Geil-Gefühl, das er beim Fahren hatte, mit der Welt teilen, damit es noch ein bisschen stärker werden kann.

Irgendwann aber wird ein gehässiger Youtube-Kommentator oder ein ehrlicher Mensch ihm sagen, dass sein Video nicht sonderlich beeindruckend ist sondern eher würstchenhaft. Dem stolzen Menschen wird die Realität vor Augen gehalten, und das nächste Mal, wenn er einen 20-Zentimeter-Sprung macht, wird er sich daran erinnern und wissen: Was sich hier gerade so wahnsinnig super anfühlt, ist objektiv betrachtet nicht so super. Und das wird ihm, wenn er nicht ein enormes Selbstbewusstein hat, einen Teil des Spaßes an seinem Sport nehmen, den er doch so sehr liebt, dass er seine Begeisterung filmen und mit der Welt teilen wollte.

Und das ist dann echt richtig traurig.

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