Heike und Heiner teilen schöne Momente und manche Sorgen, sie schlafen zusammen ein, wachen zusammen auf. Sie küssen einander mit der grössten Zärtlichkeit die man in Küsse legen kann und manchmal ganz wild. Sie geben einander Kosenamen und schauen sich Sonnenuntergänge an. Heiner und Heike sind ganz glücklich und den Eindruck machen sie wohl auch auf Passanten.
Was diese nicht wissen und was Heiner und Heike verdrängen ist, dass das alles eine Maskerade ist, und zwar von beiden Seiten. Seit Monaten spielen die beiden dieses Theaterstück. Das Detail, dass das Stück zum Schauspiel macht vergisst Heike einfach und denkt gleichzeitig: welch eine Hypokrisie!
Ganz weit weg gibt es nämlich eine andere Frau. Die hyperintelligente Amerikanerin Monica. Monica ist promovierte Astrophysikerin und Schachspielerin. Sie hat die nächsten Schritte schon längst antizipiert. Andere merken das nicht, aber sie weiss dass ihre Strategie am Ende des Tages funktioniert.
Ab und zu läuft das Fass über. Heiner und Heike merken dass sich etwas ändert und dass ihnen das nicht gefällt. Dann reden sie. Heike sagt was sie fühlt und Heiner auch und beide sind kurz ganz traurig. Bei dem Gedanken ans Loslassen wird beiden ein bisschen Flau in der Magengegend und so beschliessen sie, dass das Theaterstück zu schön ist und man es so lange spielen sollte wie es möglich ist.
Heike denkt in den Momenten auch, dass das für sie alles klar geht. Heike ist eine Frau die gerne mit dem Feuer spielt und sich von niemandem sagen lässt dass man sich daran Verbrennen kann und es spätestens dann einsieht wenn sie eine Brandwunde zweiten Grades hat.
Aber Nachts träumt sie. In dem Traum ist sie so wütend auf Heiner. Wieso kann er keine gerade Linie fahren? Sie will ihn schlagen aber ihre Arme sind schlaff und kraftlos. Sie versucht alles, flache Hand, Faust, versucht auch mal ihm gegen die Schienbeine oder in die sensibelsten Teile zu treten aber was sie auch macht: sie trifft ihn einfach nicht.
Heike ist nicht dumm. Sie weiß dass der Traum für ihr Gefühl der Hilflosigkeit und Schwäche steht. Schwierig, das stimmt überhaupt nicht mit ihrem Selbstbild überein. Wo ist ihre Integrität geblieben?
Sie denkt dass das Schicksal am Ende zusammenbringt was zusammengehört und das deshalb alles gut wird. Heike ist eine Meisterin im Selbstbetrug. Dumme Heike.
Mit dieser Einsicht kann Heike den Heiner nicht mehr genießen. Es gab Zeiten, da dachte sie dass sie ihn liebt, mit allem was dazu gehört. Er war der leckerste Kuchen und jetzt ist er wie ein Kuchen der auf den dreckigen Boden gefallen ist, so dass man ihn nicht mehr so recht essen will und der ohnehin schon fast vergammelt war.
Heike stellt fest dass es immer Konjunktivlastig war: man könnte wenn man wollte, wenn man nur mutig genug wäre. Ein kleiner Funken Hoffnung war immer da. Aber was nützt Hoffnung? Was nützt die Liebe in Gedanken, was nützt eine Geschichte der es an Aufrichtigkeit mangelt, ein wackliges Fundament, was nützt ihr ein Mann der sich einfach unschlüssig ist? Irgendwie nicht so viel, denkt Heike.
Wie ein Traum schmerzhaft vor Augen führt was man lieber Verdrängt.