Die letzte Woche mit dem Praktikanten, der ausgiebig gelobt, beschenkt und gefeiert wird. Das Café, in dem wir uns von ihm verabschieden, serviert uns außerdem einen Käsekuchen, der alle Versuche, selbst welchen zu backen, zwar nicht absurd, aber doch schwach aussehen lässt. Man möchte ihn wirklich in Zeitlupe essen. Am Samstag gibt es gleich nochmal Käsekuchen, da die neuen Nachbarn zum Kennenlernkaffee eingeladen haben. Sie sind unter dreißig, was die Hausveteranin dazu ermuntert, sich gleich einmal darüber zu freuen, dass auf jedem Stockwerk, auf dem jetzt „junge Leute“ wohnen, auch ein „erfahrener Mieter“ vorhanden ist. Ob sie sich wohl Sorgen macht, dass die Jugend den Herd nicht richtig ausschaltet? Ansonsten wird herzhaft auf den an sich sehr korrekten Vermieter geschimpft, und die Beschaffenheiten der an sich ja identischen Wohnungen werden verglichen. Habt ihr nicht auch dieses Laminat? Gibt es bei euch auch so eine Spalte in der Küche?
Ich trage zum Gespräch vor allem bei, dass mein Fahrrad in der Nacht zuvor aus dem Vorgarten entwendet wurde. Ich weiß, Fahrraddiebstahl ist ein notwendiges Übel im Leben des Städters, das nicht mal die Polizei besonders interessiert, aber ich ärgere mich doch sehr, denn es war bis dato mein bestes und liebstes. Wie gut, dass ich am Freitag nicht noch das durchgebrannte Vorderlichtbirnchen ersetzt hab. Ich stelle also grummelnd Strafanzeige gegen Unbekannt und bereite mich schon mal drauf vor, nach dem bevorstehenden Urlaub ein neues Rad zu kaufen. Am Sonntagmorgen muss ich auf dem viel zu großen Fahrrad meines Liebsten zum Tierheim fahren oder besser wackeln, was nun wirklich kein Spaß ist.
Auch kein Spaß: mein spontaner Friseurbesuch am Wochenende. Die Friseurin ist zwar sehr nett, versteht mich aber nur zur Hälfte und macht nach diversem Hin und Her mit Fotos etc. (dabei wollte ich nur denselben Schnitt wie immer) das, was ihr richtig erscheint. Es wird vor allem kurz und abgehackt, und sie sagt halb stolz, halb zweifelnd „Jetzt sehen Sie aus wie ein kleines Mädchen“ (sic). Zum Ausgleich fragt sie mich schnell, wie alt ich sei, und behauptet, sie hätte mich ja zehn Jahre jünger geschätzt. Ich gebe ihr trotzdem Trinkgeld und lasse mir noch einige Tipps zum Umgang mit trockenem Haar geben, das ich im Gegensatz zu ihr, die struppig blondierte Dauerwelle trägt, gar nicht habe. Föhnen sei wichtig, bei dieser Kälte (18°). Ah ja.
Am Freitagabend gibt es immerhin ein nettes Treffen mit einem ehemaligen Kollegen vor dem Hintergrund eines Chorkonzerts, das erfrischender und spannender wird, als ich dachte. Es wird sogar ein hübsches Protestlied aus dem 17. Jahrhundert gesungen. Mein ehemaliger Kollege und seine Freundin spielen derzeit Akademikerschach auf der Deutschlandkarte und sind entsprechend frustriert – will heißen, sie bemühen sich seit Jahren, ihre nicht besonders langfristigen Jobs einigermaßen geografisch aneinander anzunähern. Zwar wechseln beide regelmäßig den Ort, näher aneinander wohnen sie jedoch immer noch nicht. Solche Geschichten erinnern mich immer daran, was für ein irres Glück ich bisher gehabt habe. Mein Liebster und ich haben jetzt einen gemeinsamen Balkon, und auch der Sonnenschein reicht für zwei.