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Poesie der Primzahlen

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Ich starre auf meinen Bildschirm in der Staatsbibliothek und auf der Seite der FAS fängt mich eine Bannerwerbung ein, die mich für circa 3 Minuten total fertig macht.

Ein himmelblauer, fast hellneonblauer Hintergrund mit wechselnden in weiß eingeblendeten Zahlen.
Eingefadet wird ein Gesicht von einem Mann, Alter undefinierbar aber so zwischen 30 - 45.
Er hat einen Mund der zu groß ist, Augen die mich hinter einer Hornbrille anstarren und doch durch mich hindurchsehen und Haut die eine ganz ungesunde Farbe hat. Das beworbene Buch heißt "Die Poesie der Primzahlen". Ich habe beschlossen es nicht zu lesen.

Ich starre ihn an. Er starrt mich an. Sein Gesicht verschwindet ins Blaue und ich erschrecke so sehr, dass ich unmerklich zucken muss. 3 Sekunden später ist sein Gesicht wieder da.

Ich versuche meinen Blick loszureißen und schaue aus dem Fenster. Gegenüber ist ein Haus mit einer Dachluke aus der eine asiatische Frau raussieht. Das kann nicht wirklich besser werden heute.

Heute ist der erste Bibliothekstag und ich merke wie sich mein ganzer Körper und Geist gegen die zu erledigende Bachelorarbeit sträubt. Aber es geht nicht anders. Es muss sein. Auch wenn das Wetter wunderschön ist.

Gestern habe ich mein Fahrrad gerettet. Mein Lieblingsrad wurde ja geklaut, aber "Hercules" mein zweites Rad, stand auch nach zwei Monaten treu an der U-bahn-Station. Also bin ich mit enem Platten vorne zu dem nächsten Fahrradgeschäft gegurkt. Mein Navi hat mich auch noch besonders doof in der Gegend rumgeschickt aber letztendlich hab ich es geschafft.

Ein alter Mann hat mich gestern extrem angeglotzt weil meine Haare momentan türkis sind. Es hat ihm nicht gefallen. Sein Weltbild ist zerstört weil ich leider zu ordentlich angezogen war um ein Punk zu sein.  Er glotzt während er um die Ecke geht bis ich nicht mehr in Sichtweite bin.
Ich schaue ihm direkt in die Augen und es ist ihm nicht einmal unangenehm. Und das auch noch in Bogenhausen. Naja wenigstens hat er dann daheim noch was zu erzählen.


Abends habe ich in einem kleinen Restaurant zur Probe gearbeitet und es war wirklich nett. Jetzt bin ich in einer Zwicklage, da ich zwei gute Jobs haben könnte und mich nicht entscheiden kann. Der Chef ist irgendwie nett aber auch irgendwie zurückhaltend seltsam. Jedenfalls muss ich mir das noch ein bisschen angucken. Immer diese Geldprobleme.
Aber ich genieße es ausschlafen zu können, in der Sonne herumzugehen und nicht in einem dunklen, muffigen Büro sitzen zu müssen! Das werd ich auch nie so machen können. Alltagstrott stellt sich zwar immer ein, aber das ist besonders hart.

Morgen in einer Woche geht es nach Berlin. Ich freu mich so und es war schrecklich meinen Liebsten einen Monat nicht zu sehen. Außerdem ist das nichts für mich so lang keinen Sex zu haben. Das verursacht nur schlechte Laune und Unzufriedenheit.

Zur schlechten Laune kommt auch noch ein Besuch meiner Mutter. Was zwar nicht direkt meine Laune versaut aber da sie vermutlich bei mir schlafen will bedeutet es eine schlaflose Nacht aufgrund ihres tösenden Schnarchens. Und eine Predigt, dass ein Universitätsabschluss DAS WICHTIGSTE ist. Und ich ja jetzt echt nicht mein Studium schmeißen darf. Zwar habe ich ihr schon erklärt, dass ich mein Studium nicht mehr schmeißen kann, weil ich schon fertig bin und es nur noch um die Abgabe der Bacarbeit geht, aber das geht nicht rein bei ihr. Obwohl sie meinen neuen Freund noch nicht kennt, fragt sie sogar mich wann er denn mit seinem Studium fertig ist. Es war ihr lieber als ich mal diesen Arzt gedatet habe.

Neein meine Mutter legt ja auf so was keinen Wert. Denkt sie zumindest - beweist mir dann aber immer das Gegenteil. Sie hat keinen Abschluss und ärgert sich bis heute. Verständlich, dass sie für mich was "besseres" will. Aber Historikerin zu sein ist auch nicht unbedingt ein Fundament für ein gut bezahltes Leben.

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