Ich will mal versuchen ein bisschen Licht in die Meldungen zu der Steueraffäre von Herrn Hoeness zu bringen. Die zwei wichtigsten Stichworte sind Futures und 70.000 Seiten. In den normalen Medien liest man dazu eher weniger.
Was sind Futures
Unter anderem wird hier von Futures geredet. Diese werden auf Terminmärkten gehandelt, bekannt sind hier aus Eddie Murphys Film "Die Glücksritter" die berühmten Schweinebäuche oder Orangensaft, aber auch Korn (Weizen oder Wheat), Öl, Gold, Währungen oder selbst Indizes wie der S&P. Futures werden zu einem festen Termin gehandelt zu dem die Ware dann dem Erzeuger/Bauern abgenommen werden muss. Futures dienen den Erzeugern dazu, das Risiko eines Preisverfalls abzusichern, zu einem Zeitpunkt da die Ferkel gerade geboren werden oder die Orangenbäume gepflanzt werden. Futures haben eigentlich eine wichtige Funktion, sie dienen den Erzeugern die Einnahmen zu planen. Ein Preisverfall federn die Händler an der Börse ab, einen Preisanstieg aber eben auch. Der Erzeuger gibt das Preisrisiko sozusagen an die Trader ab.
Wenig Kapital große Wirkung
Ein Future-Kontrakt läuft normalerweise über 125.000 $, aber es müssen dafür nur 2.500 $ Kaution hinterlegt werden. erst wenn der Future-Kurs unter 122.500 $ fällt muss man Kaution nachschießen, das macht es aber auch recht gefährlich. Man sieht aber schnell den Effekt. Steigt der Future-Kurs nur um 2 %, also von 125.000 $ um 2.500 $ auf 127.500 $, dann hat man das eingesetzte Kapital verdoppelt. Die Kosten liegen je nach Handelsplatz bei übersichtlichen 20 bis 30 $. Man sieht also sehr schnell, dass man mit wenig Kapitaleinsatz große Gewinne erzielen kann. Es sind also nicht hunderte Millionen nötig um 30 Mio. Gewinn zumachen, das kann man auch mit 10 Mio. Kapital erreichen.
Optionen, noch weniger Kapitaleinsatz noch mehr Gewinn
Handelt man auch noch Optionen auf Futures, also eine Option dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Future zu einer bestimmten Summe kaufen (Call) oder verkaufen (Put) darf, dann wird der Hebeleffekt entsprechend noch größer.
Hat man eine Call Option zum Kaufpreis von 125.000 $ und fällt der Kurs, dann wird die Call-Option wertlos, man nimmt sie nicht wahr. Steigt der Kurs aber, dann verdient man richtig Geld, denn die Option ist noch billiger als die Kaution für den Future. Das heißt man kann die Option ziehen und zu 125.000 $ einkaufen obwohl der Kurs bei 130.000 $ ist. Bei Put ist es etwas gefährlicher. Man hält eine Option auf Verkauf ohne evtl. die Kontrakte zu haben. Man muss sich dann mit Futures zu 130.000 $ eindecken und die dem Halter der Put-Option zu 125.000 $ verkaufen. Man verliert pro Option 5.000 $. Optionen haben ein Ablaufdatum zu dem sie gezogen werden.
Die Abrechnungen
In diesem Bereich wird auf Tagesbasis gehandelt. Heute gekauft morgen verkauft, evtl. auch noch am selben Tag verkauft. Dass man da schnell die Übersicht verliert, wundert nicht wirklich.
Die Abrechnungen basieren nicht auf deutschen steuerrechtlichen Aspekten (z.B. Liegezeiten oder Abrechnungszeiträume) und sind teilweise recht kompliziert. Wenn das Gericht sich da wirklich durchwühlen will, dann viel Vergnügen. 70.000 Seiten, ich denke mal der Flughafen in Berlin wird eher eröffnet.
Wie wird gehandelt
Ich habe bei so einem Trader mal eine Zeitlang im Computerbereich mitgearbeitet. Wie läuft das ab. Diese Futures sind nur über Buchstaben (Monatskürzel) und einstellige Jahreskürzel verschlüsselt. Also OJH7 wäre dann Orangejuice (OJ) Laufzeit bis März (H) 2007 (7), gleichzeitig hält man aber auch OJK7, also Orangejuice mit Laufzeit bis Mai (K) 2007. Hoeness ruft oder simst also bei seinem Bankberater in der Schweiz an und sagt, kaufe 5 Orangejuice OJH7. Der wiedrum gibt diese Order entweder telefonisch oder per Computersystem an einen Trader der direkt zum Beispiel an der Chikago Board fo Trade sitzt und dort eine Lizenz hat. Der kauft nun die Kontrakte. Dann geht die Kette mit der Bestätigung und dem tatsächlich realisierten Kurs zurück. Am Ende des Handelstages werden die Kautionen berechnet und das Konto glatt gestellt (überwiesen). Die Trading-Gesellschaft in Chikago erzeugt täglich Kontoauszüge mit allen offenen Positionen und Kontobewegungen aufgrund von Käufen und Verkäufen. Das können schnell mehrere Seiten pro Tag sein.
Un ddann hat er wo möglich an mehreren Börsen mit unterschiedlichen TRadern und vollkommen unterschiedlichen Kontosauszügen gehandelt ;-).
Die täglichen Probleme
Die Trading-Gesellschaften in Amerika, die die von Hoeness aufgegebenen Orders tatsächlich für ihn durchführen, machen selbst Fehler ohne Ende. Da hagelt es täglich Berichtigungen und Berichtigungen von Berichtigungen. Am Schluss blickt man selbst wenn man tagesaktuell dabei ist nur schwer durch. Ich sollte damals ein Programm entwickeln, dass den Überblick behält. Am Schluss gaben wir entnervt auf. Die fehlerhaften Einträge waren regelmäßig in der Überzahl, das machte die Anwendung praktisch nutzlos. Das kommt dadurch, das man zum Beispiel gleichzeitig Put und Call-Options hält, sozusagen als Absicherung und auch noch Futures mit unterschiedlicher Laufzeit zu ein und der selben Ware. Bis man da einen Fehler korrigiert hat dauert es oft Tage und das bei Futures, die man nur wenige Stunden gehalten hat.
Die fehlende Übersicht
Ich denke auch, dass die Steuerschuld von Hoeness niedriger ist als derzeit von ihm angegeben. Ich denke nicht, dass er vollen Überblick hat. Entscheidend wird auch sein, ob Hoeness nur die Kontoauszüge seines Kontos in der Schweiz hat oder auch die Kontoausszüge der Trader. Diese beinhalten normalerweise keine Kurse, nur bei Kauf und Verkauf. Die müsste man sich für z.B: über Jahresfristen gehaltene Futures und Optionen noch zusätzlich besorgen. Dazu kommt der Wechselkurs-Mist mit Schweizer Franken und Dollar. Hier überhaupt Zahlungen zuzuordnen kann, wenn überhaupt äußerst schwierig werden.
Ich wünsche den Beteiligten viel Spaß. Ich gehe davon aus, dass die Steuerpflicht von Hoeness am Schluss geschätzt werden wird und man sich auf einen Betrag "einigen" wird. Die zusätzlichen 15 Mio., die Hoeness heute angegeben hat, sind ja auch viel zu rund, als dass sie nicht geschätzt sind. Ich schätze Hoenes hat gut aufgerundet um diesmal sicher zu gehen. Was das für den Prozess für Auswirkungen hat ist auch klar. Wenn das Gericht nicht klar die tatsächliche Steuerschuld nachweisen kann, und das ist nach meiner Erfahrung bei 70.000 Seiten und den beschiebenen Abläufen und Problemen naezu ausgeschlossen, dann wird es sich auch schwer damit tun Hoeness ins Gefängnis zu stecken.
Ich glaube auch, dass deshalb sowohl Staatsanwalt als auch Richter so genervt sind. Sie haben sich da einen Fall eingehandelt, der aufgrund der schieren Masse der Einzelpositionen, die derzeit wohl nicht von einem Computersystem erfasst sind, vollkommen unkontrollierbar ist.
Digital_Data
Was sind Futures
Unter anderem wird hier von Futures geredet. Diese werden auf Terminmärkten gehandelt, bekannt sind hier aus Eddie Murphys Film "Die Glücksritter" die berühmten Schweinebäuche oder Orangensaft, aber auch Korn (Weizen oder Wheat), Öl, Gold, Währungen oder selbst Indizes wie der S&P. Futures werden zu einem festen Termin gehandelt zu dem die Ware dann dem Erzeuger/Bauern abgenommen werden muss. Futures dienen den Erzeugern dazu, das Risiko eines Preisverfalls abzusichern, zu einem Zeitpunkt da die Ferkel gerade geboren werden oder die Orangenbäume gepflanzt werden. Futures haben eigentlich eine wichtige Funktion, sie dienen den Erzeugern die Einnahmen zu planen. Ein Preisverfall federn die Händler an der Börse ab, einen Preisanstieg aber eben auch. Der Erzeuger gibt das Preisrisiko sozusagen an die Trader ab.
Wenig Kapital große Wirkung
Ein Future-Kontrakt läuft normalerweise über 125.000 $, aber es müssen dafür nur 2.500 $ Kaution hinterlegt werden. erst wenn der Future-Kurs unter 122.500 $ fällt muss man Kaution nachschießen, das macht es aber auch recht gefährlich. Man sieht aber schnell den Effekt. Steigt der Future-Kurs nur um 2 %, also von 125.000 $ um 2.500 $ auf 127.500 $, dann hat man das eingesetzte Kapital verdoppelt. Die Kosten liegen je nach Handelsplatz bei übersichtlichen 20 bis 30 $. Man sieht also sehr schnell, dass man mit wenig Kapitaleinsatz große Gewinne erzielen kann. Es sind also nicht hunderte Millionen nötig um 30 Mio. Gewinn zumachen, das kann man auch mit 10 Mio. Kapital erreichen.
Optionen, noch weniger Kapitaleinsatz noch mehr Gewinn
Handelt man auch noch Optionen auf Futures, also eine Option dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Future zu einer bestimmten Summe kaufen (Call) oder verkaufen (Put) darf, dann wird der Hebeleffekt entsprechend noch größer.
Hat man eine Call Option zum Kaufpreis von 125.000 $ und fällt der Kurs, dann wird die Call-Option wertlos, man nimmt sie nicht wahr. Steigt der Kurs aber, dann verdient man richtig Geld, denn die Option ist noch billiger als die Kaution für den Future. Das heißt man kann die Option ziehen und zu 125.000 $ einkaufen obwohl der Kurs bei 130.000 $ ist. Bei Put ist es etwas gefährlicher. Man hält eine Option auf Verkauf ohne evtl. die Kontrakte zu haben. Man muss sich dann mit Futures zu 130.000 $ eindecken und die dem Halter der Put-Option zu 125.000 $ verkaufen. Man verliert pro Option 5.000 $. Optionen haben ein Ablaufdatum zu dem sie gezogen werden.
Die Abrechnungen
In diesem Bereich wird auf Tagesbasis gehandelt. Heute gekauft morgen verkauft, evtl. auch noch am selben Tag verkauft. Dass man da schnell die Übersicht verliert, wundert nicht wirklich.
Die Abrechnungen basieren nicht auf deutschen steuerrechtlichen Aspekten (z.B. Liegezeiten oder Abrechnungszeiträume) und sind teilweise recht kompliziert. Wenn das Gericht sich da wirklich durchwühlen will, dann viel Vergnügen. 70.000 Seiten, ich denke mal der Flughafen in Berlin wird eher eröffnet.
Wie wird gehandelt
Ich habe bei so einem Trader mal eine Zeitlang im Computerbereich mitgearbeitet. Wie läuft das ab. Diese Futures sind nur über Buchstaben (Monatskürzel) und einstellige Jahreskürzel verschlüsselt. Also OJH7 wäre dann Orangejuice (OJ) Laufzeit bis März (H) 2007 (7), gleichzeitig hält man aber auch OJK7, also Orangejuice mit Laufzeit bis Mai (K) 2007. Hoeness ruft oder simst also bei seinem Bankberater in der Schweiz an und sagt, kaufe 5 Orangejuice OJH7. Der wiedrum gibt diese Order entweder telefonisch oder per Computersystem an einen Trader der direkt zum Beispiel an der Chikago Board fo Trade sitzt und dort eine Lizenz hat. Der kauft nun die Kontrakte. Dann geht die Kette mit der Bestätigung und dem tatsächlich realisierten Kurs zurück. Am Ende des Handelstages werden die Kautionen berechnet und das Konto glatt gestellt (überwiesen). Die Trading-Gesellschaft in Chikago erzeugt täglich Kontoauszüge mit allen offenen Positionen und Kontobewegungen aufgrund von Käufen und Verkäufen. Das können schnell mehrere Seiten pro Tag sein.
Un ddann hat er wo möglich an mehreren Börsen mit unterschiedlichen TRadern und vollkommen unterschiedlichen Kontosauszügen gehandelt ;-).
Die täglichen Probleme
Die Trading-Gesellschaften in Amerika, die die von Hoeness aufgegebenen Orders tatsächlich für ihn durchführen, machen selbst Fehler ohne Ende. Da hagelt es täglich Berichtigungen und Berichtigungen von Berichtigungen. Am Schluss blickt man selbst wenn man tagesaktuell dabei ist nur schwer durch. Ich sollte damals ein Programm entwickeln, dass den Überblick behält. Am Schluss gaben wir entnervt auf. Die fehlerhaften Einträge waren regelmäßig in der Überzahl, das machte die Anwendung praktisch nutzlos. Das kommt dadurch, das man zum Beispiel gleichzeitig Put und Call-Options hält, sozusagen als Absicherung und auch noch Futures mit unterschiedlicher Laufzeit zu ein und der selben Ware. Bis man da einen Fehler korrigiert hat dauert es oft Tage und das bei Futures, die man nur wenige Stunden gehalten hat.
Die fehlende Übersicht
Ich denke auch, dass die Steuerschuld von Hoeness niedriger ist als derzeit von ihm angegeben. Ich denke nicht, dass er vollen Überblick hat. Entscheidend wird auch sein, ob Hoeness nur die Kontoauszüge seines Kontos in der Schweiz hat oder auch die Kontoausszüge der Trader. Diese beinhalten normalerweise keine Kurse, nur bei Kauf und Verkauf. Die müsste man sich für z.B: über Jahresfristen gehaltene Futures und Optionen noch zusätzlich besorgen. Dazu kommt der Wechselkurs-Mist mit Schweizer Franken und Dollar. Hier überhaupt Zahlungen zuzuordnen kann, wenn überhaupt äußerst schwierig werden.
Ich wünsche den Beteiligten viel Spaß. Ich gehe davon aus, dass die Steuerpflicht von Hoeness am Schluss geschätzt werden wird und man sich auf einen Betrag "einigen" wird. Die zusätzlichen 15 Mio., die Hoeness heute angegeben hat, sind ja auch viel zu rund, als dass sie nicht geschätzt sind. Ich schätze Hoenes hat gut aufgerundet um diesmal sicher zu gehen. Was das für den Prozess für Auswirkungen hat ist auch klar. Wenn das Gericht nicht klar die tatsächliche Steuerschuld nachweisen kann, und das ist nach meiner Erfahrung bei 70.000 Seiten und den beschiebenen Abläufen und Problemen naezu ausgeschlossen, dann wird es sich auch schwer damit tun Hoeness ins Gefängnis zu stecken.
Ich glaube auch, dass deshalb sowohl Staatsanwalt als auch Richter so genervt sind. Sie haben sich da einen Fall eingehandelt, der aufgrund der schieren Masse der Einzelpositionen, die derzeit wohl nicht von einem Computersystem erfasst sind, vollkommen unkontrollierbar ist.
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