Manchmal wäre ich gerne unsichtbar. Unsichtbar für ihre gehässigen Blicke. Abschätzig, von oben nach unten. Eine Schusswunde im Vorbeigehen. Ich will mich verbergen, verstecken, Schutz suchen. Ich verschanze mich hinter großen Kopfhörern und eiligem Gang, keine Zeit, die Blicke zu sehen, taub für jeden Kommentar, mit meiner eigenen Filmmusik im Ohr.
Die ganze Stadt wirkt wie ein Mahnmal meines Versagens an solchen Tagen. Allein muss ich mich hindurch kämpfen, ohne mich meinerseits hinter Gehässigkeit verstecken zu können. Denn alleine kann man nicht gehässig sein, zu stark riecht man die Einsamkeit aus jeder Pore. Die Buslinie, die ich mit diesem Kerl nahm, aus dessen Wohnung ich danach schnell flüchtete, verängstigt, aber unversehrt. Das Studentenwohnheim, indem ich jemanden geküsst habe, der mir nicht gefällt. Die Haltestelle, in deren Nähe der Mann wohnt, der mich nie angerufen hat. Das Cafe, in dem ich mich so unglücklich verliebt habe. Da hilft auch die Frühlingssonne nicht, sie lässt die zufriedenen Menschen nur noch heller erstrahlen und wirft längere Schatten auf mich.
Ich möchte unsichtbar sein an solchen Tagen. An jeder Ecke sehe ich Gespenster. Sie sind nicht wirklich da, existieren nicht, die Blicke, die Beleidigungen und Beschimpfungen, es sind nur Nachwehen meines schwarzen Herzens und Vorboten der Bitterkeit. Sie können mir keine Wunden zufügen, doch manchmal sickern sie in meine Adern, färben mein Blut, versteifen meine Glieder und schreien in meinem Kopf.