Ich, eine Stadt ohne Mauern
oderDie Liebe ist ein François Truffaut-Zitat.
Du, ich würd‘ ganz gern
das Land ein Mal wieder verlassen,
ein paar Sachen schnell
zusammengepackt in beiden Taschen,
den Rest irgendwo eingelagert,
schon verschenkt, an irgendwen weggeben
all den alten Kram, Bücher und Platten.
Du, ich bin vielleicht nicht ganz
ehrlich gewesen, als ich sagte:
“Du, lass mich gehen! Die Jungs
wollen noch auf ein Bier!
Und Thielchen und Günni werd ich wohl
nicht mehr so schnell sehen.
Und dich, dich lieb‘ ich doch so sehr
und für immer!”
Denn an so einem Tag
mit der Abschlussballkönigin abzuziehen,
das war einfach nicht richtig.
Das wusste ich,
das gegelte Vogelnest in den Haaren
und schon nicht mehr ganz nüchtern,
wollte ich einfach allein sein,
für mich und fern von allem.
Und Günni und Thielchen?
Die waren da gar nicht mehr wichtig.
Ich erinnerte mich derer,
die da schon gestorben waren,
nahm Abschied von einem geliebten Gesicht
und diesem windschiefen Lächeln,
wie ich es kannte noch von vor Jahren.
Und die Bässe im Magen
sah ich zu, wie mein Glas zuckend
auf der Theke im Takt
zu diesem im Flirt schäkte.
Und als Günni später dann starb,
herausgerissen an einem Frühlingstag,
weil seine Maschine ihn abwarf,
auf’s Feld und aus seinem Leben -
ebenso zusammengeschrumpft
zu eben einem Lokalnachrichtenbeitrag,
er war grad Vater, aber ich
konnte nicht einmal mehr trauern.
Vielleicht gibt es nur ein begrenztes Maß,
vielleicht hat er mich ein Mal zu viel geneckt,
vielleicht war er zu oft dieser Arsch,
vielleicht vermochte ich dies
nicht noch einmal:
Ich hab‘ Jahre gebraucht,
mich wieder zu nähern Frauen,
und wenn mal, wie lang sollte dies
schon dauern?
Du, ich hätt‘ nicht übel Lust,
das Land zu verlassen.
Alles wegzugeben, einzulagern,
Kontakte zu streichen, die Segel
zu brechen, und den Mast
abzubrennen.
Und das Leben zu leben
wieder reduziert auf zwei Taschen.
Und natürlich wäre dies eine Flucht.
Aber das fliehende Tier wählt diese
entweder-oder Gefangennahme.
Und, da mach ich dir jetzt nichts vor:
Gefangen war ich doch von Anfang an,
immer schon und beim ersten Mal,
als ich dich da im Park
gesehen habe.
2014/03/06
oderDie Liebe ist ein François Truffaut-Zitat.
Du, ich würd‘ ganz gern
das Land ein Mal wieder verlassen,
ein paar Sachen schnell
zusammengepackt in beiden Taschen,
den Rest irgendwo eingelagert,
schon verschenkt, an irgendwen weggeben
all den alten Kram, Bücher und Platten.
Du, ich bin vielleicht nicht ganz
ehrlich gewesen, als ich sagte:
“Du, lass mich gehen! Die Jungs
wollen noch auf ein Bier!
Und Thielchen und Günni werd ich wohl
nicht mehr so schnell sehen.
Und dich, dich lieb‘ ich doch so sehr
und für immer!”
Denn an so einem Tag
mit der Abschlussballkönigin abzuziehen,
das war einfach nicht richtig.
Das wusste ich,
das gegelte Vogelnest in den Haaren
und schon nicht mehr ganz nüchtern,
wollte ich einfach allein sein,
für mich und fern von allem.
Und Günni und Thielchen?
Die waren da gar nicht mehr wichtig.
Ich erinnerte mich derer,
die da schon gestorben waren,
nahm Abschied von einem geliebten Gesicht
und diesem windschiefen Lächeln,
wie ich es kannte noch von vor Jahren.
Und die Bässe im Magen
sah ich zu, wie mein Glas zuckend
auf der Theke im Takt
zu diesem im Flirt schäkte.
Und als Günni später dann starb,
herausgerissen an einem Frühlingstag,
weil seine Maschine ihn abwarf,
auf’s Feld und aus seinem Leben -
ebenso zusammengeschrumpft
zu eben einem Lokalnachrichtenbeitrag,
er war grad Vater, aber ich
konnte nicht einmal mehr trauern.
Vielleicht gibt es nur ein begrenztes Maß,
vielleicht hat er mich ein Mal zu viel geneckt,
vielleicht war er zu oft dieser Arsch,
vielleicht vermochte ich dies
nicht noch einmal:
Ich hab‘ Jahre gebraucht,
mich wieder zu nähern Frauen,
und wenn mal, wie lang sollte dies
schon dauern?
Du, ich hätt‘ nicht übel Lust,
das Land zu verlassen.
Alles wegzugeben, einzulagern,
Kontakte zu streichen, die Segel
zu brechen, und den Mast
abzubrennen.
Und das Leben zu leben
wieder reduziert auf zwei Taschen.
Und natürlich wäre dies eine Flucht.
Aber das fliehende Tier wählt diese
entweder-oder Gefangennahme.
Und, da mach ich dir jetzt nichts vor:
Gefangen war ich doch von Anfang an,
immer schon und beim ersten Mal,
als ich dich da im Park
gesehen habe.
2014/03/06