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Online-Dating.

Das hat immer irgendwie so etwas Schmudelliges. Also allein schon die Vorstellung. Uargs, davor hat es mir immer gegraut... Verzweifelte Singles auf der Suche nach der großen (oder weniger großen) Liebe.
Aber jetzt ist der Tag gekommen: Ich bin aktive Online-Dating-Plattform-Herumtreiberin. Und schon allein die ersten zwei Begegnungen nehmen mir einerseits die Lust auf mehr, andererseits hab ich mich selten so gut unterhalten gefühlt und war so neugierig auf noch viel mehr davon! Wirklich. Wie in einem schlechten Film war das bisher.

Nummer eins: Wirklich ein Hübscher (zumindest auf den Bildern). Man, was hatte ich da für ein Glück. Und dann auch so nett, tolle Nachrichten hat er geschrieben. Groß und schlank (Ja, es geht hier jetzt gerade nur um Äußerlichkeiten, ich bin halt oberflächlich, sind wir das nicht alle irgendwie?...). Wir treffen uns. Auf einen Kaffee. Ich voller Aufregung. Mein erstes Mal. Wie wird das sein?! Aber in Zeiten von Whatsapp und anderen Schreibedings, da wo immer ein Profilbild verlangt wird, gibt es auch immer Menschen, die wirklich ihr Gesicht als Bild verwenden... Oha, was sehe ich da bei seiner Nummer? Ein Frontalbild mit dem krassesten Strabismus, den ich je gesehen habe. Wisst ihr, ich habe nichts gegen Schielen. Ich habe sogar einen kleinen Fable dafür. Meine Katze schielt auch. Aber das so im Online-Dating-Portal-Profil zu verheimlichen, das ist irgendwie fies. Ich war ja darauf gar nicht vorbereitet. Jedenfalls hatte ich - bis zum Treffen - die Hoffnung, dass das Bild Fake sein könnte. Nööööd. War nicht. Das Bild zeigt sogar noch eine geschönte Warheit, wie es solche Bilder ja eigentlich immer tun. Das Treffen war nett, aber halt auch nur nett.

Nummer zwei: Man, wieder. Wieder so ein hübscher Kerl. Ok, ziemlich klein... Aber "nur" 10 cm kleiner als ich. Ach, das geht schon. Frontalbild: check! Einen Versuch ist es wert! Er will mit mir telefonieren. Hach, das geht jetzt aber flott! Ich kann gerade nicht... Betteln vom gegenüber. Ich lasse mich breitschlagen. Wir sprechen. Es werden zwei Stunden. Sehr intensive - wie ich finde. Von mir hab ich eigentlich gar nix erzählt, er dafür aber umso mehr von sich. Ich mag das. Das hinterlässt bei mir immer den Eindruck von: Wir sind jetzt verbündet, harrharr. Danach geht es los. Ohne Witz, ich habe 50 Nachrichten bekommen. Wie toll ich sei und, dass er mich jetzt gern bei sich hätte. Blablablablabla. Ich hab es, so gut es ging, abgewiesen. Dann wieder ein Anruf. Eine neue Nachricht. Entschuldigung. Dafür, dass er mich jetzt so bombardieren würde. Irgendwie schmeichelt es mir ja auch. Der Arme, hat sich halt da jetzt voll hineingesteigert (ich kann es verstehen, da war ja was)... Es geht weiter, aber zum Glück erst am nächsten Tag. Wann sehen wir uns? Ich würde dich so gerne spüren. Mir ist es zu viel, aber ich denke: Warum dagegen ankämpfen, vielleicht ist das ein Guter! Du bist halt paranoid... Wir treffen uns. Er mag mich. Ich mag ihn auch. Wir reden. Viel. Ich bleibe über Nacht und ich bleibe auch standhaft. Ich hasse One-Night-Stands. Der Morgen danach. Ich muss weg. Das ist mir zu viel und zu eng. Er will kuscheln. Nee, morgens ist nicht meine Zeit. Auf auf und davon. Die Nachbarin im Hof. Gruselig. Heimweg. Am Nachmittag. Puh, er meldet sich. Wann sehen wir uns wieder? Glückseligkeit. Juhu! Doch kein Arsch! Ich kann erst wieder nächste Woche. Neeeee. Schnief, wieso das denn?! Kannst du auch Dienstag? Ich schau mal. Ja, ich kann auch Dienstag. Nächster Tag. Geht auch Montag? Nee, da bin ich schon verabredet. Kannst du tauschen? Nee, wasn los? Die Frage bleibt unbeantwortet. Dienstag. Ich bekomme Panik, irgendwie alles zu schnell. Home-Date ist angesagt. Das will ich gar nicht. Viel zu offensichtlich. Lass was trinken gehen. Einzige Antwort: trauriger Smiley... Ich will absagen. Er ruft an. Vom Klo aus (????!). Sei ganz entspannt. Wir gehen es langsam an. Ich finde mich dann selbst abern. Also gut. Ich komm nachher zu dir. Vertraute Begrüßung. Sehr innig. Mir schon wieder zu viel. Ich gehe auf Abstand. Wir schauen einen Film. Kein Sex. Nur ein bisschen knutschen. Ok, auch ein bisschen fummeln. Aber das wars. Komplimente. Intime Details. Vergangenheit. Gegenwart. Vertrautheit. Kinder. Heiraten. (What? Junge, mach mal halblang). Wir verstehen uns einfach. Ab ins Bett, ist ja schon 3 Uhr. Ich kann nicht einschlafen, das Bett ist so weich. Endlich. Ick bin eingeschlafen. Mitten in der Nacht wird an mir herumgefummelt. Ich werde wach. Ich würd so gern mit dir schlafen. Ja. Ja, ich auch. Auch ich kann nicht immer widerstehen... Im Spaß: Aber nur, wenn du dich danach noch meldest. Zwinker*. Klar! Sex. Um ehrlich zu sein. Eher nicht mein Ding, aber ich kann darüber hinwegsehen. Ebenso wie über Größe. Der nächste Morgen. Was ist deine Ersatzdroge? Frauen! Mir wird es schlagartig klar. Das war Taktik, oder vielleicht auch nicht. Vielleicht war es in dem Augenblick wahr. Aber Männer werden dann erst wieder Herr ihrer Sinne, wenn sie geleert sind. Shit. Was hast du gemacht? Du dumme Kuh. Wir fahren gemeinsam. Ich meld mich bei dir.

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