Mein Freund? Der arbeitet als Pantomime. Behaupte ich ab jetzt. Nichts gegen Pantomimen. Aber da fragt wenigstens keiner nach.
Aber von vorne. Es gibt nur einen Satz, der mich zuverlässig in Rage versetzt. Zuletzt gehört habe ich ihn in meinem Heimatort an Weihnachten. Nach der Kirche, in der ich lange nicht mehr war, kam er aus dem Mund einer Dorfbewohnerin. Sie fragte – als allererstes! – ob ich denn einen Mann hätte? Nein, aber einen Freund. Was ich so gemacht hätte nach dem Studium? Ich bin Journalistin. Die dritte Frage war bereits, was ER denn beruflich mache? ER ist Programmierer.
Und dann kam dieser Satz, der in solchen Situationen leider schon viel zu oft kam: „Ja, dann macht ja der wenigstens was Vernünftiges.“
Das entscheidende Wort in diesem Satz ist nicht „Vernünftiges“. Es ist: „wenigstens“.
"Ernährer", Abbildung ähnlich.
Wenn die Dame meinen konkreten Job kritisiert hätte, könnte ich damit leben. Wirklich. Journalisten sind unbeliebt, die ohne feste Anstellung verdienen schlecht, stimmt alles irgendwie, zumindest soweit das irgendwelche Statistiken immer wieder aufdecken. Aber um diesen meinen konkreten Beruf geht es ja nicht. Und das ist das Problem. Die Bekannten, Verwandten, die ehemaligen Lehrer und Cousinen von irgendwelchen Omas, von denen ich diesen Satz in unregelmäßigen Abständen höre, übrigens in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen, meinen etwas ganz anderes. Etwas, das ich in meiner Väter-die-in-Elternzeit-gehen-Blase völlig vergessen habe. Ich bin ja eine Frau!
Das hat – in den Augen mancher Leute – zur Folge, dass das, was ich jetzt vielleicht beruflich mache, nicht wirklich ernstzunehmen ist. Mehr so ein bisschen Spaß, eine Art Zeitvertreib, bis ich heirate, Kinder kriege und endlich, endlich daheim bleiben kann.
Denn dieser boshafte Satz mit dem Freund, der „wenigstens was Vernünftiges macht“, impliziert im Grunde ja nur: Wenigstens verdient er anständig. Und das ist auf so vielen Ebenen eine Beleidigung. Wenn jemand, und das meinen die als Kompliment, meinen gutverdienenden Freund erwähnt, unterstellt er mir, dass ich mich auf lange Sicht von ihm aushalten lasse. Vielleicht sogar, dass ich ihn mir deshalb ausgesucht habe, „geangelt“, wie solche Leute wohl auch sagen würden.
Wer Frauen für ihre gutverdienenden Freunde und Männer lobt, unterstellt ihnen, dass sie die ältesten Geschlechterrollen leben. Und dass sie das auch zu tun haben. Dass sie immer noch wie in den fünfziger Jahren nach einem Ernährer suchen. Ernährer. Über dieses Wort, das ja ein Konzept ist, muss man einmal zehn Sekunden nachdenken. Ernährer, das war das in der Steinzeit, als der Mann auf die Jagd ging und dann Essen in Form von erlegten Tieren für die Familie in die Hütte geschleppt hat. Das ist sehr lange her. Aber umgekehrt habe ich erst ein einziges Mal in meinem Leben gehört – immerhin! –, dass jemand über ein Paar sagte: Ja, immerhin verdient SIE gut!
Ich weiß, in den Millionen Statistiken, die jedes Jahr erscheinen, kommt immer wieder aufs Neue heraus, dass sie eher zu Hause bleibt und er eher nicht. Dass fast immer SIE ihm den „Rücken freihält“, wie die Kollegen vom „SZ Magazin“ im vergangenen Jahr in einer wunderbaren Zitatesammlung herausgearbeitet haben. Die große Masse sieht das mit den Frauen und dem Arbeiten so wie eine lärmende Baustelle im Nachbarhaus: Muss nicht sein, kann man aber auch nichts dagegen machen.
Ich habe mein Abitur gemacht, studiert, ich kannte niemanden im Journalismus, ich habe mich irgendwie durchgekämpft. Ich verlange nicht, dass mich jemand dafür lobt. Dafür sind mir die meisten Menschen schlicht zu egal. Aber ich verlange, dass es aufhört, dass Frauen unterstellt wird, dass sie Glück haben, wenn ihr Freund oder Mann gut verdient. Ja, dass sie darauf hinleben! Ich laufe ja auch nicht herum und sage: Hm, ja, dein Mann ist ja Anwalt, dann ist es ja okay, dass du nichts aus deinem Leben machst.
Aber von vorne. Es gibt nur einen Satz, der mich zuverlässig in Rage versetzt. Zuletzt gehört habe ich ihn in meinem Heimatort an Weihnachten. Nach der Kirche, in der ich lange nicht mehr war, kam er aus dem Mund einer Dorfbewohnerin. Sie fragte – als allererstes! – ob ich denn einen Mann hätte? Nein, aber einen Freund. Was ich so gemacht hätte nach dem Studium? Ich bin Journalistin. Die dritte Frage war bereits, was ER denn beruflich mache? ER ist Programmierer.
Und dann kam dieser Satz, der in solchen Situationen leider schon viel zu oft kam: „Ja, dann macht ja der wenigstens was Vernünftiges.“
Das entscheidende Wort in diesem Satz ist nicht „Vernünftiges“. Es ist: „wenigstens“.
"Ernährer", Abbildung ähnlich.
Wenn die Dame meinen konkreten Job kritisiert hätte, könnte ich damit leben. Wirklich. Journalisten sind unbeliebt, die ohne feste Anstellung verdienen schlecht, stimmt alles irgendwie, zumindest soweit das irgendwelche Statistiken immer wieder aufdecken. Aber um diesen meinen konkreten Beruf geht es ja nicht. Und das ist das Problem. Die Bekannten, Verwandten, die ehemaligen Lehrer und Cousinen von irgendwelchen Omas, von denen ich diesen Satz in unregelmäßigen Abständen höre, übrigens in der Stadt und auf dem Land gleichermaßen, meinen etwas ganz anderes. Etwas, das ich in meiner Väter-die-in-Elternzeit-gehen-Blase völlig vergessen habe. Ich bin ja eine Frau!
Das hat – in den Augen mancher Leute – zur Folge, dass das, was ich jetzt vielleicht beruflich mache, nicht wirklich ernstzunehmen ist. Mehr so ein bisschen Spaß, eine Art Zeitvertreib, bis ich heirate, Kinder kriege und endlich, endlich daheim bleiben kann.
Denn dieser boshafte Satz mit dem Freund, der „wenigstens was Vernünftiges macht“, impliziert im Grunde ja nur: Wenigstens verdient er anständig. Und das ist auf so vielen Ebenen eine Beleidigung. Wenn jemand, und das meinen die als Kompliment, meinen gutverdienenden Freund erwähnt, unterstellt er mir, dass ich mich auf lange Sicht von ihm aushalten lasse. Vielleicht sogar, dass ich ihn mir deshalb ausgesucht habe, „geangelt“, wie solche Leute wohl auch sagen würden.
Wer Frauen für ihre gutverdienenden Freunde und Männer lobt, unterstellt ihnen, dass sie die ältesten Geschlechterrollen leben. Und dass sie das auch zu tun haben. Dass sie immer noch wie in den fünfziger Jahren nach einem Ernährer suchen. Ernährer. Über dieses Wort, das ja ein Konzept ist, muss man einmal zehn Sekunden nachdenken. Ernährer, das war das in der Steinzeit, als der Mann auf die Jagd ging und dann Essen in Form von erlegten Tieren für die Familie in die Hütte geschleppt hat. Das ist sehr lange her. Aber umgekehrt habe ich erst ein einziges Mal in meinem Leben gehört – immerhin! –, dass jemand über ein Paar sagte: Ja, immerhin verdient SIE gut!
Ich weiß, in den Millionen Statistiken, die jedes Jahr erscheinen, kommt immer wieder aufs Neue heraus, dass sie eher zu Hause bleibt und er eher nicht. Dass fast immer SIE ihm den „Rücken freihält“, wie die Kollegen vom „SZ Magazin“ im vergangenen Jahr in einer wunderbaren Zitatesammlung herausgearbeitet haben. Die große Masse sieht das mit den Frauen und dem Arbeiten so wie eine lärmende Baustelle im Nachbarhaus: Muss nicht sein, kann man aber auch nichts dagegen machen.
Ich habe mein Abitur gemacht, studiert, ich kannte niemanden im Journalismus, ich habe mich irgendwie durchgekämpft. Ich verlange nicht, dass mich jemand dafür lobt. Dafür sind mir die meisten Menschen schlicht zu egal. Aber ich verlange, dass es aufhört, dass Frauen unterstellt wird, dass sie Glück haben, wenn ihr Freund oder Mann gut verdient. Ja, dass sie darauf hinleben! Ich laufe ja auch nicht herum und sage: Hm, ja, dein Mann ist ja Anwalt, dann ist es ja okay, dass du nichts aus deinem Leben machst.