Man stelle sich eine Party vor. Gut gefüllter Kühlschrank, eiskaltes Bier in der Badewanne, jeder darf rein, für einen Fünfer als Unkostenbeitrag. Alles läuft. Bis ein Typ reinkommt, der nicht eingeladen ist. Er nimmt ein Sixpack Bier und stellt sich damit draußen auf die Straße. Dort verschenkt er die Flaschen an jeden, der Lust hat. Eiskaltes Bier, umsonst – super! Die Leute sammeln sich um ihn.
Irgendwann ist der Typ so beliebt und so dauerhaft umringt von Leuten, dass er sich sponsern lässt. Er trägt jetzt Logos von Firmen auf dem T-Shirt, während er Bier verschenkt. Die Firmen zahlen ihm dafür 20 Euro. Er verdient also jetzt Geld mit dem Bier, das drinnen auf der Party gekauft und gekühlt wurde. Drinnen zahlen immer weniger Leute den Unkostenbeitrag, wieso sollten sie auch? Gibt ja draußen alles umsonst. Irgendwann kommt der Gastgeber raus. Und sagt: „Moment mal, wenn du unser Bier verschenkst und damit Geld verdienst – gib uns gefälligst von jedem Zwanziger einen Fünfer ab!“
Und der Typ? Schüttelt den Kopf und lächelt gönnerhaft. Hinter ihm stehen inzwischen hunderte torkelnde Leute, die sich an das kühle Freibier auf der Straße gewöhnt haben. Sie buhen den Gastgeber aus. Sie lieben den Typen mit dem Logo-T-Shirt, sie wollen mehr Bier. Aber der stellt ein Schild auf: „Sorry. Der Gastgeber lässt uns das Bier nicht mehr verschenken, beschwert euch bei ihm!“
Sehen die Sperrtafeln künftig so aus?
So ähnlich geht es seit ein paar Jahren der Gema. Sie vertritt die Urheber von Musikstücken. Ihr Job ist es, Geld von Radiosendern oder Clubs einzusammeln, die mit diesen Musikstücken Geld verdienen. Sie verlangt einen Unkostenbeitrag, damit das Bier weiterhin kalt und lecker ist – und der Gastgeber der Party eine Putzfrau bezahlen kann und vielleicht mal wieder eine gute Party schmeißt.
Auf der anderen Seite steht Google, der Konzern, zu dem YouTube gehört. Google verdient Milliarden mit Werbung, die zum Beispiel vor Musikvideoclips geschaltet wird. Aber Google sagt: Die Gema, also die Künstler, bekommen nichts von diesem Geld. Seit 2009 können die beiden sich nicht einigen. Die Gema ist ziemlich hart, wenn es darum geht, den Unkostenbeitrag für das kalte Bier einzusammeln. Sie will 0,375 Cent pro Abruf eines Songs. Das ist Google zu viel. Google ist nicht daran gewöhnt, zu zahlen.
Weil sich also Gastgeber Gema und Bierverschenker Google nicht einig sind, hat Google das Schild aufgestellt. „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“, steht anstelle von Clips, in denen die Musik von Gema-Mitgliedern vorkommt. „Es enthält möglicherweise Musik, für die die erforderlichen Rechte von der Gema nicht eingeräumt wurden“.
Das Schild darf Google nicht mehr zeigen. Das hat diese Woche das Landgericht München I entschieden. Das ist gut, aber natürlich viel zu spät. Nachdem das Schild fünf Jahre auf Youtube stand, hat die Gema unter deutschen Internetnutzern Sympathiewerte irgendwo in der Nähe der Stasi. Die Betrunkenen wollen Freibier. Dass der Gastgeber dieses Freibier irgendwann mal bezahlt hat, interessiert sie nicht.
Auf Partys erzählen sich diese Leute Schauergeschichten von Bands, „die mit eigenen Songs auf Tour waren und dafür der Gema Geld bezahlen mussten“, oder von Clubs, die bald wegen der Gema schließen müssen. Dass es in den USA ja „eh viel geiler“ sei, „da kann man jedes Video umsonst angucken!“
Man muss sagen: Das Gema-Schild auf dem Freibierstand ist eine ziemlich geniale Idee von Google. Denn in Wahrheit sperrt nicht die Gema die Videos, sondern Google selbst. Und zwar aus Angst vor einer Klage. Das Perfide an dieser Taktik ist: Die Gema steht vor Millionen deutschen Internetnutzern mit solide angetrunkenem Halbwissen als Halsabschneider aus dem letzten Jahrtausend da, der Musikfans ihren Spaß vergällt. Der Partypooper der Nation. Dabei sorgt die Gema dafür, dass Musiker von ihrer Arbeit leben können.
Ohne sie würde der Typ auf der Straße kein kühles Bier, sondern pisswarmen Apfel-Smirnoff verschenken. Aus knisternden weißen Plastikbechern. Und kein Mensch hätte Spaß.
Irgendwann ist der Typ so beliebt und so dauerhaft umringt von Leuten, dass er sich sponsern lässt. Er trägt jetzt Logos von Firmen auf dem T-Shirt, während er Bier verschenkt. Die Firmen zahlen ihm dafür 20 Euro. Er verdient also jetzt Geld mit dem Bier, das drinnen auf der Party gekauft und gekühlt wurde. Drinnen zahlen immer weniger Leute den Unkostenbeitrag, wieso sollten sie auch? Gibt ja draußen alles umsonst. Irgendwann kommt der Gastgeber raus. Und sagt: „Moment mal, wenn du unser Bier verschenkst und damit Geld verdienst – gib uns gefälligst von jedem Zwanziger einen Fünfer ab!“
Und der Typ? Schüttelt den Kopf und lächelt gönnerhaft. Hinter ihm stehen inzwischen hunderte torkelnde Leute, die sich an das kühle Freibier auf der Straße gewöhnt haben. Sie buhen den Gastgeber aus. Sie lieben den Typen mit dem Logo-T-Shirt, sie wollen mehr Bier. Aber der stellt ein Schild auf: „Sorry. Der Gastgeber lässt uns das Bier nicht mehr verschenken, beschwert euch bei ihm!“
Sehen die Sperrtafeln künftig so aus?
So ähnlich geht es seit ein paar Jahren der Gema. Sie vertritt die Urheber von Musikstücken. Ihr Job ist es, Geld von Radiosendern oder Clubs einzusammeln, die mit diesen Musikstücken Geld verdienen. Sie verlangt einen Unkostenbeitrag, damit das Bier weiterhin kalt und lecker ist – und der Gastgeber der Party eine Putzfrau bezahlen kann und vielleicht mal wieder eine gute Party schmeißt.
Auf der anderen Seite steht Google, der Konzern, zu dem YouTube gehört. Google verdient Milliarden mit Werbung, die zum Beispiel vor Musikvideoclips geschaltet wird. Aber Google sagt: Die Gema, also die Künstler, bekommen nichts von diesem Geld. Seit 2009 können die beiden sich nicht einigen. Die Gema ist ziemlich hart, wenn es darum geht, den Unkostenbeitrag für das kalte Bier einzusammeln. Sie will 0,375 Cent pro Abruf eines Songs. Das ist Google zu viel. Google ist nicht daran gewöhnt, zu zahlen.
Weil sich also Gastgeber Gema und Bierverschenker Google nicht einig sind, hat Google das Schild aufgestellt. „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“, steht anstelle von Clips, in denen die Musik von Gema-Mitgliedern vorkommt. „Es enthält möglicherweise Musik, für die die erforderlichen Rechte von der Gema nicht eingeräumt wurden“.
Clevere Taktik: den Gegner zum Partypooper der Nation machen
Das Schild darf Google nicht mehr zeigen. Das hat diese Woche das Landgericht München I entschieden. Das ist gut, aber natürlich viel zu spät. Nachdem das Schild fünf Jahre auf Youtube stand, hat die Gema unter deutschen Internetnutzern Sympathiewerte irgendwo in der Nähe der Stasi. Die Betrunkenen wollen Freibier. Dass der Gastgeber dieses Freibier irgendwann mal bezahlt hat, interessiert sie nicht.
Auf Partys erzählen sich diese Leute Schauergeschichten von Bands, „die mit eigenen Songs auf Tour waren und dafür der Gema Geld bezahlen mussten“, oder von Clubs, die bald wegen der Gema schließen müssen. Dass es in den USA ja „eh viel geiler“ sei, „da kann man jedes Video umsonst angucken!“
Man muss sagen: Das Gema-Schild auf dem Freibierstand ist eine ziemlich geniale Idee von Google. Denn in Wahrheit sperrt nicht die Gema die Videos, sondern Google selbst. Und zwar aus Angst vor einer Klage. Das Perfide an dieser Taktik ist: Die Gema steht vor Millionen deutschen Internetnutzern mit solide angetrunkenem Halbwissen als Halsabschneider aus dem letzten Jahrtausend da, der Musikfans ihren Spaß vergällt. Der Partypooper der Nation. Dabei sorgt die Gema dafür, dass Musiker von ihrer Arbeit leben können.
Ohne sie würde der Typ auf der Straße kein kühles Bier, sondern pisswarmen Apfel-Smirnoff verschenken. Aus knisternden weißen Plastikbechern. Und kein Mensch hätte Spaß.